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Die Pressekonferenz von Vodafone zu der neuen Markenausrichtung des Mobilfunkanbieters konnte in dieser Woche mit etwas Neuartigem auftrumpfen. Nicht nur per direkter Livestream-Speisung und obligatorischer Pressemeldung, sondern über Social Media versuchte der Konzern seine Botschaften zu verbreiten. Klassische und moderne Kommunikationskanäle wurden hier sehr gelungen kombiniert, doch in der Fachwelt wird das Thema daraufhin heiß diskutiert. Der Kunde soll in den Mittelpunkt rücken, sich mit dem Unternehmen und ihren Produkten identifizieren. Genauso wie es das Unternehmen seine Kunden aufwertet und sie laut eigener Aussage „zu Helden des Alltags“ werden lässt. Ein Held wird man als einzelner Mensch zumindest nicht, selbst wenn man sich über Social Media mit einem Konzern austauschen kann oder etwas bewegen kann. Helden des Alltags sind Menschen, die Leben retten, die Courage zeigen, die gegen das allgegenwärtige Böse, die Korruption und Machtmissbrauch kämpfen. Durch ein Telefon, das mit dem Internet auf Social Media zugreift, wird man noch lange nicht zum Helden.

Der (potentielle) Kunde wird mit einer neuen Kampagne konfrontiert, in der mehr oder weniger bekannte Netzpersönlichkeiten der Marke ihr Gesicht verleihen. Sascha Lobo, Robert Basic und Ute Hammelmann, Ragnar Sôlberg, Sven Gurrath oder Jürgen Mühling – wer sich etwas Mühe macht, findet diese Menschen im Internet ganz schnell wieder. Doch wie wirken sie auf jemanden, der sie wirklich nicht kennt? Eigentlich doch wie normale Werbeschauspieler, die zumindest bei Sascha Lobo mit einem sehr markanten Haarschnitt über den Bildschirm flimmern. Selbst mir als bisher jahrelangen Vodafone-Kunde kann die Kampagne nicht einheizen, zumal ich auch ganz persönlich meinen Kundenvertrag bereits aufgelöst habe. Wird der typische Fernsehzuschauer, der sich jetzt in einem Umfeld von Social Media und deren Protagonisten wiederfinden muss, sich mit diesem neuen Vodafone identifizieren können? Möchte eine karriereorientierte Mutter von drei Kindern sich mit dem Heldentum für jedermann auch noch beschäftigen, wird der Schlipsträger dadurch mehr Kundenkontakte abwickeln können, kann ich dadurch besser und günstiger mit den Menschen telefonieren?

Immerhin macht sich Vodafone als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland darüber Gedanken, sich mit ihrer Klientel und dem neuen Bewusstsein für die digitale Welt auseinander zu setzen. Als Leadagentur kann man Scholz & Friends zu der Kampagnenidee beglückwünschen, wenn ab dem 11. Juli bis in den Oktober hinein die Werbekampagne über die Bildschirme zuckt. Die grundlegende Idee, sich über Blogs und Twitter mit den Kunden auszutauschen, sowie mehr Transparenz in die klassischen Unternehmensleitbilder zu integrieren, sich selbst auf einer sehr flachen hierarchischen Ebene mit den Kunden bei BarCamps zu unterhalten – das sind wundervolle Ansätze, wie man mit Social Media eine Erlebniswelt für den Kunden aufbaut. Bei der Pressekonferenz jedoch fehlte dieser transparente Ansatz. Vielleicht lässt sich dies auch auf einen Mangel an Erfahrung für eine dermaßen öffentliche Pressekonferenz zurückführen, denn üblicherweise schauen nicht so viele Blogger und Journalisten, sondern nur das eingeladene Publikum zu. Aber ist es „unsere Zeit“?

Nach nur wenigen Stunden entwickelte sich zu dieser neuen Markenausrichtung auch eine eigene Stimme – genau aus dem Umfeld der angesprochenen Zielgruppe heraus. Wer Social Media einsetzt, wird auch darüber Feedback erhalten. Direkt, offen, ehrlich und meist auch unverblümt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Die Blogosphäre antwortete ebenso wie die bekannten Publikationen aus Fachpresse und Branchenmedien. Ein schöner Überblick hierzu findet sich bei Tapio Liller. Konstruktiv kritisch wirkt der Artikel von Mirko Lange, während Thilo Specht sich motivierend äußert. Michael Friedrichs und Peter Hogenkamp vermissen meiner Meinung nach zurecht die geeigneten Mobilfunk-Tarifmodelle für die „Generation Upload„, denn sind nicht gerade wir, die sich mit Social Media den ganzen lieben langen Tag beschäftigen können, nicht die Kernzielgruppe einer solchen Kampagne?

Staatliche Mittel stehen auch der Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Natürlich sind die Bundesämter, Bundesagenturen, Bundesbeauftragte und viele mehr dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit zu informieren. Doch wenn man einen durchaus teuren Anbieter zum Versand von Pressemeldungen zweckentfremdet, um eine Testmeldung zu versenden, dann fragt man sich wieder, was mit unseren Steuergeldern in den einzelnen Haushalten so angestellt wird – und ob es nicht doch eine bessere Verwendungsmöglichkeit dafür gibt.

Dies ist eine Testmeldung
Wiesbaden (ots) – Dies ist eine Testmeldung

Immerhin ist die Meldung kurz und knapp, denn in der Kürze liegt die Würze. Gewürzt wird hier also mit einer Note von Blasphemie. Der Originaltext wäre eigentlich ein Teil vom ots-Pressefach des Statistischen Bundesamts. Leider wird diese Meldung dort nicht dargestellt, aber die E-Mail an die einzelnen Kanäle „ots-Wirtschaft“ und „ots-Finanzen“ erreichte mich heute gegen 12:25 Uhr. Diesen Test hätte man sich auch sparen können.

Wenn wir im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit und Markenkommunikation mit von der Partie sein wollen, setzen wir natürlich auf diverse Zugpferde. Pressemeldung. Journalistenkontakte. Blogger. Peers. Gastkommentare. Gastbeiträge. Vorträge. Keynotes. Diskussionen. Spam. Man beachte diese Hervorhebung. Klar, wer es braucht, der spammt. Mache ich auch von Zeit zu Zeit. Das kommt ja in den besten Kreisen vor. Meist nutze ich Twitter dazu und ballere den einen oder andern Link an das „Folge-Volk“ raus.

Wovon ich jedoch offen und ehrlich jedem Kommunikator abraten möchte ist folgendes: Bitte schreibt keine Communities bzw. deren User über direkte Nachrichten an, bewerbt ein Portal bzw. einen Service damit und hofft auf hohe Abschlussquoten in Form von Registrierungen. Sowas funktioniert nicht. Der mündige User wird euch binnen weniger Sekunden als Spam outen. Für Social Media ist das nichts anderes als Social Spam. Ganz neu bei Twitter wird das als #socialspam verhashtaggt. Eine Rettung der öffentlichen Kommunikation ist in dem Fall auch kaum möglich. Die Community reagiert amüsiert, erbost und mit Abscheu. Das Kind fällt in den Brunnen und ist nicht mehr zu retten. Zwar erwirkt man mit der nötigen Portion an Transparenz und Authentizität einiges in der Kommunikation für ein Unternehmen oder für einen Kunden, doch in dem Fall von Social Spam wäre hier die Schadensbegrenzung für die Online-Reputation eines Unternehmens langsam aber sicher von Vorteil.

Drum merke: Wer etablierte Communities mit einer klaren Kaltakquise angehen möchte, wird kurzfristig auf harte Mauern stoßen, die unüberwindbar jeder Kontaktaufnahme standhalten werden. Und wer sich jetzt fragt, worum es geht, der sollte ein wenig im Netz recherchieren… also, lieber kein Social Spam in etablierten Communities veranstalten. :)

Julian, Sarah, Martin und Conny haben eines gemeinsam. Sie sind bei Twitter und zwitschern dort fröhlich zu ihrem bunten Treiben im Namen von Ikea. Schließlich haben wir die Zeit erreicht, in der es in einem der größten Möbelhäuser Europas nur voll von „Midsommar“ ist. Dieses Jahr gibt es sogar die „Midsommar-Tour“ mit einer eigenen Kampagnen-Homepage. Man ist auf der Suche nach Schnäppchen, die es halt zu dieser Zeit so gibt. Die Tour soll quer durch Deutschland gehen, im Blog wird fleissig über den Stand der Dinge protokolliert – nebst der Bewerbung des einen oder anderen Angebots.

Ikea midsommar

Nebst den üblichen Werbemaßnahmen in den gängigen traditionellen Medien ist diese Aktion recht neu. Gelesen oder gehört habe ich zumindest davon noch nichts. Im offiziellen Pressebereich liest man bisher keine Meldung zu dem Thema. Bestimmt hebt man sich diese Homestory im Falle eines Erfolgs auf. Vielleicht ist es auch nur an mir vorbei gegangen, während die ganze Welt sich schon darüber im stillen Kämmerlein dazu austauscht. Doch durch den Follower, personifiziert in Form des @julianMidsommar, konnte ich zumindest etwas davon mitbekommen. :)

Alles in allem muss ich feststellen, dass diese Kampagne ganz nett ist. Ein kollektiver Roadtrip auf Abwegen. Standards und die Erlebniswelt von Social Media kommen gleichermaßen zum Einsatz. Damals zur Zeit von Nils und der Kampagne „Warte bis September“ gab es jedoch gerade in dem Punkt eine viel intensivere Erlebniswelt. Man konnte einen wildfremden Menschen beobachten und ihn anrufen, anchatten, anmailen – während die Kamera konsequent drauf hielt. Man hatte die Emotionalität der Interaktion sehr innovativ umgesetzt. Die Einrichtung des Zimmers wurde dabei sogar zur reinen Nebensache, und der virale Faktor steigerte sich umso mehr. Wird der Roadtrip der vier Ikea-Freunde zum „Midsommar-Fest“ ein einigermaßen gleiches Ergebnis in der Blogosphäre nach sich ziehen?

Personalmeldungen sind was feines, wenn man sich mit neuen Mitarbeitern im Team rühmen kann. Doch wie geht man vor, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt? Es gibt zwei generelle Möglichkeiten: Entweder man trennt sich öffentlich, oder man schweigt sich zu dem Thema aus.

Doch was sich heute im Blog bei myON-ID oder im Twitter-Account des Unternehmens so liest, kann meiner Meinung nach gar keine positive Stimmung verbreiten. Öffentlich trennt sich die Online-Plattform, die ihres Zeichens ein Spezialist für „Online Reputation und Identity Management“ ist, von einem Mitarbeiter – und zwar überhaupt nicht in der Form, wie man es sich von einem Spezialisten für „Online Reputation“ wünscht:

myON-ID beendet mit sofortiger Wirkung jegliche Zusammenarbeit mit Sebastian K***.
Christian S*** führt die Tätigkeiten im Bereich OpenWeb fort.
Die myON-ID Geschäftsführung

Drei Zeilen? Das ist doch nicht PR. Das ist doch nicht öffentlichkeitswirksam. Das ist ziemlicher Bockmist. Personalmeldungen sind nicht dazu da, um jemanden öffentlich zu diskreditieren. Den Namen des Betroffenen habe ich bewusst in meinem Blog geschwärzt. Und das ist genau hier der Fall. Wenn man sich trennt, erfolgt dies einvernehmlich oder aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Wie auch immer der Personalabbau erfolgt, ich habe selten solche dreisten Dreizeiler gelesen. Personalmeldungen mal ganz anders. Ja, so kann es auch gehen. Ziemlich daneben.

Die Blogosphäre reagiert entsprechend bei Christoph Salzig, Till Aichinger, Bernhard Jodeleit, Failersuche, Oliver Berger, iForia und Parkrocker – und bei Twitter oder bei Rivva kann man nahezu live mitverfolgen, dass das Social Web zumindest im Moment nicht von dem Vorfall fasziniert ist.

Nachtrag:
Ich habe heute noch mit Mario Grobholz, Geschäftsführer von myON-ID, über das Thema telefoniert. Ich verstehe mittlerweile die Hintergründe des besagten Blogeintrags, möchte jedoch dieses Thema damit beruhen lassen. Kommunikation im Zeitalter von Social Media ist eine Herausforderung für jeden – ob PRler, Geschäftsführer oder Mitarbeiter – wir alle stecken letztendlich in einem Boot. Dieses Beispiel sollte für andere lehrreich sein, die Fehler nicht zu wiederholen.

Endlich ist es soweit! Unsere Branche vergibt ihre höchsten Preise. In den Köpfen jedes PRlers schwebt mittlerweile das Wort „PR-Preis“ so greifbar nah. Doch ich musste beim „Headline-Screening“ dieser Meldung am gestrigen Tage schon etwas schmunzeln, obwohl ich ja genau wußte, welcher Inhalt der Meldung folgt: „Der Internationale Deutsche PR-Preis“ ist ausgeschrieben.

Momentchen – gleich international und deutsch? Bedarf der diesjährige „Internationale Deutsche PR-Preis“ mit genau dieser neuen Namensgebung jetzt Erklärungsnot? Sind wir jetzt international, oder sind wir jetzt deutsch? Gibt es einen territorialen Mix? Sind besondere internationale Agenturen oder PRler gefragt, die sich speziell auf dem deutschen Markt von der Öffentlichkeitsarbeit beflügelt fühlten? Oder sind doch nur Deutsche von diesem Preis angesprochen, die sich auf internationaler Ebene mit einer gewagten Aktion einen Namen machen konnten? Stop, Cut!

Natürlich ist mit dem diesjährigen PR-Preis der gesamte deutsche Sprachraum gemeint, sprich Deutschland, Österreich, die Schweiz und im Prinzip jede Region, wo noch Deutsch gesprochen und geschrieben wird. Um es aber einfach zu erklären: Zielgruppe sind deutschsprachige PRler oder Agenturen mit deutschsprachigen Kampagnen – natürlich sehr gerne mit internationalem Flair!

Vergeben werden in diesem Jahr folgende Preise:

  • Der Internationale Deutsche PR-Preis 2009 in insgesamt 24 Kategorien
  • Der Deutsche Image-Award für Manager und ihre Kommunikationsberater
  • Kommunikator und PR- Kopf des Jahres
  • Albert Oeckl-Preis als akademischer Nachwuchspreis
  • inkom. Grand Prix für Mitarbeiterzeitschriften
  • sowie die Auszeichnung für die besten Prüfungen zum PR-Berater/-Referent (PZOK)

Im Prinzip besteht die Möglichkeit, dass jeder hier Punkten kann. Also ran an die Bouletten und ran an den Speck! Denn eines ist sicher: Der Einsendeschluss der Bewerbungen ist der 30. April 2009.

Eines der wichtigsten Herzstücke der Pressearbeit ist und bleibt der Verteiler. Die Wichtigkeit der individuellen Erstellung und regelmäßige Pflege von Verteilern müssen PRler sich immer wieder vor Augen führen. Meist fällt diese Aufgabe unter den Tisch, auch ich stelle nach einigen Wochen immer wieder fest, dass die Verteilerpflege nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Prinzip ist dies ein Kardinalfehler, bei dem sich jeder am eigenen Ohr ziehen darf. Doch am Ohr ziehen ist nur eine Möglichkeit, sich selbst rechtschaffend mit dem Thema auseinander zu setzen. Pressearbeit wird immer moderner, wir müssen uns auch mit einem Verteiler beschäftigen, der mehr als nur gut ist. Er muss Journalisten und Bloggern gerecht werden. Doch kann man beide Arten strikt trennen oder müssen die Informationen für beide Arten der Veröffentlichung gemischt werden?

Mit einem guten Verteiler erreicht die Pressearbeit seine Ziele. Alle und wirklich alle Medien sind hier vollständig aufgelistet, die für die eigenen Themen der Pressearbeit in Frage kommen. Neben den zentralen Kontaktdaten sind auch Informationen über Erscheinungsweise und Reichweite essentiell. Die vollständigen Kontaktdaten der einzelnen Redakteure und Journalisten runden den Verteiler über alle Mediengattungen wie TV, Print, Online, Radio und mittlerweile Social Media ab. Social Media is the key – so sagt man zumindest. Wäre die Welt doch so einfach, sich nach den Wünschen der einzelnen Menschen zu offenbaren, dann hätten wir ein wunderschönes Szenario für Public Relations gefunden. Jeder potentielle Kontakt zu Journalisten, Kommunikatoren und Medien würde sich bereitwillig dazu erklären, Presseinformationen regelmäßig wohl dosiert per E-Mail zu empfangen. Doch wir sind hier ja nicht bei „Wünsch Dir was“, denn die Realität sieht anders aus: objektiv nachforschen, freundlich nachfragen, bewusst nachbohren, sinnvoll nachrecherchieren bis ein Verteiler up-to-date ist. Diese Arbeit fällt leicht, aber sie raubt die Zeit. Und vor allem im Umfeld von Social Media ist hier kein traditionelles Vorgehen gefragt.

Wie können Redaktionen die Public Relations Manager dieser Welt erleichtern? Einige sehr online-affine Redaktionen nutzen zentrale Sammeladressen und Verteilersysteme, um alle Redakteure mit Presseinformationen zu versorgen. Vor allem setzen kleine bis mittelgroße Online-Angebote auf diese Option. Natürlich fällt bei zentralen Sammeladressen viel unter den Tisch, doch erleichtert diese interne Struktur der Redaktionen wiederum die regelmäßige Recherche. Wenn einige Kontakte mit direkten E-Mail-Adressen die Position oder den Arbeitgeber wechseln, kommt oft eine ewige Abwesenheitsnotiz, ein Bounce oder der Hinweis, dass man die redaktionelle Arbeit auf andere Bereiche verlagert hat. Manchmal wird man noch nicht einmal benachrichtigt und stellt bei der regelmäßigen Pflege des Verteilers überraschend fest, dass der Kontakt seit einiger Zeit im Nirvana verschwunden war. Im schlimmsten Fall möchten Kontakte die Presseinformationen überhaupt nicht haben, weil schon genügend Informationen über bezahlte Verteilersysteme wie ots/newsaktuell oder press1 das Postfach zum Überlaufen bringen. Agenturen wie dpa oder Reuters jagen in Deutschland unzählige Meldungen über ihre Redaktionsterminals, internationale Kommunikations- und Presseagenturen versorgen weltweit die Journalisten mit inhaltlich interessanten, aber oftmals schlecht übersetzten Texten. Von den kostenlosen Diensten eine Pressemitteilung zu veröffentlichen mal abgesehen, birgt vor allem Online-PR im Umfeld von Social Media viele Chancen und Potentiale, aber auch unglaublich viele Risiken.

Wie war das nochmal mit den Bloggern? Wie kann man nur im Umfeld der Social Media insbesondere den individuellen Anforderungen eines Bloggers gerecht werden? Vor einiger Zeit schrieb ich in 2007 hierzu einen längeren Artikel, der im Netz positiven Anklang erhielt. In der Praxis erübrigte sich jedoch mittlerweile die Ansprache von Bloggern. Sind wir doch einmal ehrlich zueinander: Blogger sind keine Redakteure, sie sind einfach anders. Das ist auch gut so. Ich selbst spüre es am eigenen Leib. Ganz persönlich reagiere ich kaum auf fremde Presseinformationen, die mir für mein Blog zur Veröffentlichung zugespielt werden. Ich schaue mich gegebenenfalls interessiert auf den jeweiligen Angeboten um, habe aber kaum Zeit einen Artikel zu schreiben – selbst wenn ich es wollte. Vielleicht liegt es auch an den Themen, mit denen man als Blogger versorgt wird. In der Regel sind diese den Themen der klassischen PR gleichzusetzen. Viele Pressemeldungen behandeln darüber hinaus die Dinge, die nicht zu meinen persönlich präferierten Themenfeldern passen. Social Media, Web 2.0, Public Relations, Medien, Marketing und die Blogkultur sind für mich relevant. Andere Blogger sind vielleicht die Crème de la crème der Deutschen Blogcharts oder Lesercharts, doch selten sind sie für PR-Themen offen – außer es handelt sich um Journalisten und Fachleute, die das jeweilige Blog betreiben. Und ich spreche aus Erfahrung: Einen Blogger zielgerecht mit Informationen zu versorgen ähnelt mittlerweile der Sysiphos-Arbeit.

Die Branche meint immer öfters zu vermelden, dass unzählige Blogger auf heiße Informationen und Neuigkeiten wissbegierig warten. Welche Blogger sind denn so heiß auf Presseinfos? Im Grunde genommen sind es doch gar nicht so viele. Meist handelt es sich um virale Aktionen, die bei Bloggern Anklang finden. Über diese Themen wird berichtet. Oder über schmuddellige Affären und Schlammschlachten, die auf Kosten von anderen ausgetragen werden. Selbst ich gestehe, dass ich daran desöfteren Interesse habe. Das ist auch gut so, doch einen positiven Effekt der PR-Arbeit mit Bloggern lässt sich kaum messen. Wenn man die Blogosphäre analysiert, stellt man dies ernüchternd fest. Außerdem kommunizieren viele Blogger nicht eindeutig, ob Sie Presseinformationen überhaupt per E-Mail erhalten möchten oder nicht. Die Kontaktaufnahme über Verteilerlisten wird dann durch fehlende E-Mail-Adressen erschwert. Im Idealfall landet man mit seinen Pressetexten auf einer Blacklist oder wird generell bei Webmail-Providern ohne das eigene Zutun in einen Junk- oder Unbekannt-Ordner verschoben. In dem Fall liebe ich Verteiler ganz außerordentlich und komme mir manches Mal vor wie ein Spammer. Im Grunde genommen ist es nur eine Gradwanderung zwischen Spamming und dem Versand von Presseinformationen. Man schreibt eine Vielzahl von Kontakten an und hofft auf Veröffentlichung. Blogger sind darüber hinaus wesentlich reizempfindlicher als Journalisten.

Festzuhalten bleibt, dass selbst der aktuellste Verteiler primär dazu dienen wird, die Kontakte zu Journalisten zu erfassen und zu pflegen. Hiermit kann man seit Jahren punkten. Blogger sind dabei nicht gut aufgehoben. Blogger über persönliche Anschreiben oder über Verteiler sind kaum zu erreichen. Nun frage ich mich natürlich, ob ich der einzige im Bunde bin, der die Welt der PR im Umfeld von Social Media so sieht… was meinen denn die lieben Leser hierzu? Ist das ein wenig „Wunsch-PR“, wie ich im Titel schrieb? Oder kann man doch den Grad zwischen Public Relations und Social Media Relations wandern, und alle Seiten gleichermaßen mit Presseinformationen zu bedienen? Ein Tipp am Rande noch: Old-School ist wieder in. Ich werde eine ganze Masse an potentiellen Kontakten persönlich per Mail und/oder Telefon anfragen. Dieser Aufwand gleicht einer Sysiphos-Arbeit, die einen qualitativen Super-Verteiler im Ergebnis tragen wird. :)

Vor einigen Tagen schrieb ich noch ein paar Gedanken zum Thema des möglichen Verkaufs von Twitter. Jede Finanzierung bedeutet über kurz oder lang der Weg zur Monetarisierung des Geschäftsmodells. Bisher war der Dienst für jeden umsonst, doch jetzt berichtet Brand Republic über die wahre Methode, wie Twitter seinen Dienst monetarisieren möchte.

Co-founder Biz Stone told Marketing: ‚We are noticing more companies using Twitter and individuals following them. We can identify ways to make this experience even more valuable and charge for commercial accounts.‘ He would not be drawn on the level of charges.

Sorry Biz, aber die Idee ist grundsätzlich interessant, aber in der Durchführung kaum realisierbar. Monetarisierung hin oder her, die Nutzung von Twitter für Unternehmen ist insbesondere für die Kommunikation in Marketing und Public Relations essentiell geworden. Microblogging ist hip und trendy, der Hype schlechthin. Professionals der ganzen Welt setzen auf Microblogging mit Twitter und mischen dabei unwillkürlich das unternehmerische und professionelle mit dem persönlichen Inhalt.

Da stellt sich doch die Frage: Wieso wollt ihr die Nutzung von Twitter für offizielle Accounts von Unternehmen nicht mehr kostenlos anbieten? Wie unterscheidet man zwischen einem Twitter-Account, der von Personen und nicht von Unternehmen genutzt wird? Mein Account bei Twitter ist hochgradig persönlich. Doch in gewissen Momenten schiebe ich Tweets zum Thema meines Arbeitgebers in Form einer URL auf ein Video durch, das eine oder andere Mal poste ich auch Links zum Thema Public Relations oder diskutiere darüber via Twitter. Würde ich damit für meinen Twitter-Account bezahlen müssen, wenn ich nicht nur die Belanglosigkeiten des Lebens in den Orkus jage?

Ein Fallbeispiel an sehr guter Kommunikation zwischen Lesern und Redaktion legte heute die Spiegel Online Redaktion an den Tag. In einem Artikel über die Festnahme eines deutsch-ägyptischen Bloggers fehlte mir persönlich die Information über die eigentliche URL des Blogs. Über das offensichtliche Fehlen schrieb ich auf Twitter leicht verwundert „Warum sehe ich bei SpOn keinen Link zum besagten Blog?“ nebst der tinyURL des Artikels.

Ich setzte dabei schon innerlich darauf, dass irgendwer reagieren würde – einer meiner Follower zumindest. Vom Sammelaccount @SPIEGEL_alles konnte ich keine Reaktion erwarten, doch ich musste nicht lange abwarten. Meine Erwartungshaltung wurde vollkommen erfüllt. Wenige Minuten später reagierte niemand geringeres als Chefredakteur Wolfgang Büchner (@wbuechner) und Chef vom Dienst Stefan Plöchinger (@ploechinger).

Sie schrieben prompt zurück und kündigten die Verbesserung des Artikels um genau die fehlende URL zum Blog des inhaftierten Bloggers an. Natürlich ist ein „catchiger“ Begriff wie „SpOn“ sicherlich Standard für die internen Suchalgorithmen, doch genau die Schnelligkeit und persönliche Ansprache machen den Reiz dieser Kommunikation aus. Vielen Dank!

Ich schätze es sehr, wenn ein Medium direkt mit seinen Nutzern, Zuschauern, Lesern, Konsumenten und mittlerweile Prosumenten direkt in authentischen Dialogen kommuniziert. Zwar limitiert Twitter alles auf nur 140 Zeichen, doch die Reaktionsgeschwindigkeit und das dadurch hohe Maß an Interaktion sprechen für sich. Vielleicht mögen @SPIEGEL_alles und die anderen Twitter-Accounts des Verlagshauses in erster Linie insgesamt informative Linkfischer des eigenen Nachrichtenportals darstellen, doch der Einsatz der wichtigen Männer im Hintergrund spricht für die scheinbar perfekte Integration des Microblogging-Tools in ein traditionelles Verlagshaus. Als Resultat erhält man dafür eine kleine Lobeshymne in irgendeinem Blog der Welt – sehr nice und sehr zwonullig! Jetzt fehlt nur noch das offizielle Twitter-Verzeichnis der Mitarbeiter und Redakteure von SpOn als eigener Beitrag auf eurem Nachrichtenportal – und ihr könnt euch vor Followern und der entsprechenden Kommunikation wohl kaum retten. Weiter so. :)

Manche Dinge kommen in der Pressearbeit durchaus vor. Besonders bei sehr schnell formulierten Meldungen schleichen sich kleine Flüchtigkeitsfehler ein. Das passiert jedem und ist auch keine Schande, schließlich sind wir alle nur Menschen. Doch eine Korrektur auf eine Meldung zu verschicken, die den folgenden Inhalt hat, da fragt man sich doch, ob einige Leute nicht von allen guten Geistern verlassen sind:

Achtung Korrektur: Zahlreiche Produktionen des Westdeutschen Rundfunks sind für den diesjährigen Adolf – G r i m m e – Preis nominiert

Köln (ots) – Korrektur im ersten Satz der WDR-Pressemitteilung:

Adolf-Grimme-Preis statt Adolf-Grime-Preis

Eine Korrektur für nur ein fehlendes Zeichen (fette Hervorhebung)? Das ist eine ordentliche Geldverschwendung. Wenn ich die üblichen Marktpreise von ots/newsaktuell dagegen rechne, kommen wir für die 29 Wörter (abzüglich der Ortsbezeichnung und Dienstinfo) bei einer Mindestmenge von 300 Wörtern pro Versand einer Pressemeldung auf gut 350,00 Euro zzgl. 19% MwSt. Natürlich liegt auf der Hand, dass entsprechende Rabattstaffeln zu Grunde gelegt werden, wenn ein „Vielversender“ wie aus der Kreisliga der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten am PR-Turnier teilnimmt. Trotzdem finde ich diese überzogenen Korrekturen doch beschämend für jeden treuen Gebührenzahler.

Die Sendeanstalten haben wohl zu viel Geld zum Verpulvern. Wie wäre es dann lieber mit ein wenig mehr inhaltlicher Tiefe im Programm und weniger Klamauk, wie es im nach Kot riechenden „Wetten, dass…?“ der Stein des Anstoßes war? :)