"Lina und Anton entdecken die Internet-Werbung" ist eine Sonderausgabe des Carlsen Verlags für Eyeo, den Anbieter der Browsererweiterung Adblock-Plus. Quelle: Unternehmen.

Kindermund tut Wahrheit kund. Wenn es nach den Betreibern von Adblock-Technologien geht, gelten Kinder wohl als die besten Überzeugungstäter für ihre Sache. Vielleicht holt deshalb Eyeo, der Betreiber des Browserplugins Adblock-Plus, pünktlich zur dmexco 2015 zu einem Seitenhieb gegen die Online-Vermarkter aus. Das Mittel der Wahl überrascht definitiv: Das Pixi-Buch „Lina und Anton entdecken die Internet-Werbung“ soll auf der Leitmesse für die Digitalbranche verteilt werden.

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Tina Beuchler, Vorsitzende der OWM. Foto: OWM

Die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) fordert Marktstandards in der digitalen Marketingkommunikation von den Online-Werbern ein. Damit legt der Verband eine Punktlandung zur dmexco hin, die traditionell als der Branchenhöhepunkt von Vermarktern, Mediaplanern und Digitalagenturen gilt. Probleme und gravierenden Handlungsbedarf sieht die OWM zudem in puncto Qualität der Werbung, Transparenz im Programmatic Buying und in der steigenden Akzeptanz von Adblocker-Technologie.

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Seit dem 1. September 2015 intensiviert das Hamburger Verlagsunternehmen Gruner + Jahr sein Engagement in der Digitalbranche. Der mit 50 Millionen Euro ausgestattete G+J Fund soll von Berlin aus diverse Beteiligungen an innovativen Digital-Unternehmen im Early Stage Markt sichern, die in den Ausbaufeldern von G+J Digital angesiedelt sind. Als Geschäftsführer des G+J Fund wird Nicolas Kirschner bestellt, der zuvor bei SevenVentures und PriceWaterhouseCoopers tätig war. Er berichtet künftig an Stan Sugarman, Chief Digital Officer von Gruner + Jahr. Sitz des neuen Unternehmens ist Berlin.

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Das neue BVDW-Präsidium: Thomas Duhr, Marco Zingler, Melina Ex, Matthias Wahl, Thorben Fasching, Achim Himmelreich (v.l.n.r.)

Die Mitglieder des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. haben auf ihrer 25. Mitgliederversammlung ein neues Präsidium gewählt. Das Amt des Präsidenten tritt Matthias Wahl (OMS) an und folgt damit auf Matthias Ehrlich, dessen Mandat für die oberste Verbandsposition nur eine Wahlperiode andauerte. Neben Ehrlich kandidierten die bisherigen Vizepräsidenten Harald R. Fortmann, Ulrich Kramer, Burkhard Leimbrock und Christoph von Dellingshausen nicht mehr. Die BVDW-Mitglieder entschieden sich daher für ein fast vollständig neues Präsidium mit den erstmals als Vizepräsidenten gewählten Thomas Duhr (IP Deutschland), Melina Ex (Fetch), Thorben Fasching (hmmh) und Marco Zingler (denkwerk). Weiter im Amt bestätigt wurde Vizepräsident Achim Himmelreich (Mücke, Sturm & Company).

Neuwahl als Rückbesinnung auf die Kernthemen des BVDW

Das Ergebnis dieser Präsidiumswahl klingt zwar überraschend, aber wurde in einigen Branchenkreisen herbei gesehnt. Zu lange hatte sich der BVDW von seinem Auftrag die Interessen aller Mitglieder zu vertreten abgewendet. Bereits das Personalkarussell in der Geschäftsführung innerhalb der letzten eineinhalb Jahre zwischen Tanja Feller, Harald Kratel, Christoph von Dellingshausen und am Ende Marco Junk sorgte für branchenweiten Verwunderung. Die forcierte Neuorientierung zu Startup-Themen, Internet der Dinge und die netzpolitische Lobbyarbeit wirkte zwar insgesamt vorteilhaft für den Verband, aber die Bedeutung der zahlungskräftigen Mitgliedsunternehmen rückte dabei immer deutlicher in den Hintergrund. Zu wenig mediales Echo förderte und forderte die Unternehmen aus den Reihen der Digitalagenturen, der Vermarktern und der Mediaagenturen sowie der verschiedenen Spezialanbieter aus den Bereichen Mobile, Search, Social Media, Performance und Ad-Technology. Die neue Zusammenstellung des BVDW-Präsidiums zeigt deutlich, dass der Verband sich stärker auf seinen Ursprung konzentrieren könnte und mit Sicherheit seine Kernthemen spielen wird.

Das neue BVDW-Präsidium: Thomas Duhr, Marco Zingler, Melina Ex, Matthias Wahl, Thorben Fasching, Achim Himmelreich (v.l.n.r.). Quelle: BVDW / Hektik Productions

Das neue BVDW-Präsidium: Thomas Duhr, Marco Zingler, Melina Ex, Matthias Wahl, Thorben Fasching, Achim Himmelreich (v.l.n.r.). Quelle: BVDW / Hektik Productions

Vermarkter und Agenturen teilen sich das BVDW-Präsidum auf

An der Spitze steht nunmehr mit Matthias Wahl ein Urgestein aus dem Online-Vermarkterkreis, dessen Unterstützung durch Thomas Duhr als Vertreter des RTL-Vermarkters IP Deutschland mehr als sicher zu sein scheint. Der neue Präsident zählt seit langer Zeit zu den bekannten Gremienvertretern des BVDW als stellvertretender Vorsitzender im Online-Vermarkterkreises (OVK) und als Sprecher des vom BVDW mit gegründeten Deutschen Datenschutzrat Online-Werbung (DDOW). Nur wenige Wochen zuvor trat Matthias Wahl als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) zurück, um sich mehr den Aufgaben im OVK und BVDW zu widmen. Thomas Duhr spielte auf ähnlichem Terrain für die Vermarkter und war die letzten Jahre Vorstandsvorsitzender der AGOF und Vorstand Online in der Arbeitsgemeinschaft Media-Anayse (AGMA). Beim Online-Vermarkterkreis im BVDW (OVK) war er bis zur letzten Neuwahl als stellvertretender Vorsitzender aktiv.

Als erstes weibliches Mitglied im Präsidium wird Melina Ex, Geschäftsführerin der Agentur Fetch, zugehörig zum Dentsu Aegis Network, gemeinsam mit Marco Zingler, Geschäftsführer der inhabergeführten Digitalagentur denkwerk, und mit Thorben Fasching, Geschäftsleiter der Agentur hmmh, zugehörig zur Plan.net-Gruppe, die Interessen der Agenturen vorantreiben.

Gerade auf dieser Ebene spielt die Erfahrung als Gremienleiter und Interessensvertreter eine entscheidende Rolle für die Wahrnehmung des BVDW. Marco Zingler zählt bekanntlich zu den Verfechtern für die Relevanz der Digitalagenturen im gesamten digitalen Wirtschaftskreislauf, was er als langjähriger Vorsitzender des Fachkreises Full-Service-Digitalagenturen unter Beweis stellte. Thorben Fasching wird seine Erfahrung aus Agentursicht und als Vorsitzender der Fokusgruppe Digital Commerce mit einbringen. Zusammen mit Achim Himmelreich vom Beratungsunternehmen Mücke, Sturm & Company könnte die Re-Fokussierung der Kernthemen weiter an Fahrt gewinnen. Himmelreich trug bereits in den vergangenen Jahren als Faschings Vorgänger für den Erfolg der Fokusgruppe Digital Commerce maßgeblich bei und wirkte bereits vor zwei Jahren als erste Frischzellenkur für das scheidende Präsidium.

Zukunft des Verbands in einem wachsenden Digitalumfeld

Die Neuwahl zeigt, dass der BVDW sich das Präsidium auf die zwei stärksten Lager im Verband aufteilt. Als klare Gewinner gelten die Vermarkter und die Agenturen. Die Rolle des BVDW als Interessenvertretung der Digitalindustrie ist also definitiv noch ausbaufähig, wenn der Blick auf die Zusammenstellung des Präsidiums schweift. Ob der Verband als zentrale Schnittstelle zu den politisch Verantwortlichen wie in der bisherigen Ausrichtung agieren kann, wird sich zwar erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Dennoch sollte der Verband sich bemühen, seinen Kurs nicht direkt fortzusetzen, sondern sich selbst zu transformieren.

Was fehlt sind Gehör und Sprachkompetenz der Fachkreise, Fokusgruppen und einzelnen Gremien im Verband, die in der Vergangenheit eher zurückgedrängt wurden, anstatt sie mit Wertschätzung und medialer Aufmerksamkeit zu beglücken. Hier muss der BVDW seine breit ausgebaute Themenvielfalt in die Welt tragen und sich ausschließlich nicht hinter seinem Präsidium verstecken. Gemeinsam mit den Mitgliedern und dem neuen Präsidium kann ein Neuanfang für den BVDW sehr erfolgsversprechend sein.

Freuen wir uns auf eine Zukunft, in der ein sich stetig verändernder Markt im Umfeld von AdBlocker-Technologie, wachsenden Agenturnetzwerken und einem spürbaren Preisverfall für die Leistungserbringung definitiv neue Impulse vertragen kann. Die Neuwahl des BVDW-Präsidiums wirkt wie ein Befreiungsschlag, von dem die gesamte Branche profitieren kann.

Facebook öffnet den Messenger für Unternehmen – ein Schritt, der das Kommunikationsverhalten weltweit deutlich beeinflussen könnte. Schließlich weist die App über 600 Millionen Nutzer vor. Informationen von Unternehmen, die bisher ganz klassisch per E-Mail als Newsletter oder Transaktionsmailing versendet werden, könnten zukünftig direkt zu den Nutzern in den Chat wandern. Geht es nach Facebook, sollen E-Mail-Postfächer nicht mehr überquellen und Unternehmen schnell und persönlich mit ihren Kunden interagieren. Hinzu gesellen sich völlig neue Möglichkeiten, Marketing-Botschaften über den Messenger-Chat an die Adressaten zu vertreiben. Auch Whatsapp soll als Tool für die B2C-Kommunikation folgen. Allein in Deutschland nutzen diesen Dienst rund 35 Millionen Menschen. Wie beurteilen Branchenexperten das Vorpreschen von Facebook?

Die Einschätzungen reichen von Spannung bis Skepsis, wie ein Gespräch zwischen Mike Schnoor, Herausgeber und Chefredakteur von #DigiBuzz – Das Magazin für das Digital Business und den Fachleuten Jan-Philipp Wachsmuth, Director Social Media bei eprofessional, Marc Hoeft, Commercial Director Germany bei Marin Software, Nikolaus von Graeve, Geschäftsführer von rabbit eMarketing, und auf der Seite der Werbungtreibenden Claudia Lang, Gründerin und Geschäftsführerin des Versicherungs-Start-ups Community Life, aufzeigt.

Jan-Philipp Wachsmuth, Director Social Media bei eprofessional GmbH. Quelle: Unternehmen.

Jan-Philipp Wachsmuth, Director Social Media bei eprofessional GmbH. Quelle: Unternehmen.

Wie schätzen Sie die Initiative von Facebook ein, den Messenger als Kommunikationskanal für Unternehmen zu öffnen?

Jan-Philipp Wachsmuth: Ich finde das nicht allzu überraschend. WeChat und Line haben in Asien vorgemacht, wie man den riesigen Datenschatz einer Messenger-App zu Geld machen kann. Über den Messenger ist eine viel persönlichere und direktere Kommunikation als über E-Mail mit den Kunden möglich. Das ist für App-Anbieter wie für Werbungtreibende spannend.

Claudia Lang: Viele Menschen nutzen den Messenger bereits, um sich schnell und einfach auszutauschen. Deswegen besteht aus meiner Sicht Potential, diesen Weg auch für den Kundendialog zu nutzen.

Marc Hoeft: Instant Messaging über Facebook oder WhatsApp ist noch (relativ) frei von Spam. Daher sind hier für Unternehmen die Chancen am größten von Kunden wahrgenommen zu werden. Ein großer Vorteil dieser Dienste ist die Einbindung in mobile Endgeräte. Auf kleineren Bildschirmen kommen kürzere Nachrichten besser an. Niemand will auf seiner Smartwatch eine lange E-Mail lesen. Eine Kurzmitteilung hat hier größere Chancen, Akzeptanz zu finden. Die von Facebook auf der Entwicklerkonferenz vorgestellten Einsatzgebiete der Bestellverfolgung sind erst der Anfang.

Herr von Graeve, stehen Sie der Öffnung des Facebook Messengers für Unternehmen auch positiv gegenüber, wo E-Mail-Marketing doch ihr Kerngeschäft ist?
Nikolaus von Graeve: Grundsätzlich finde ich jeden neuen Kommunikationskanal, der eine individuelle Ansprache des Kunden ermöglicht, eine gute Sache. Unternehmen sollten sich nur darüber im Klaren sein, dass durch den Einsatz des Messengers Facebook eben zwischen dem Unternehmen und dem Kunden stehen wird, auch datentechnisch.

Nikolaus von Graeve, Geschäftsführer, rabbit eMarketing GmbH. Quelle: Unternehmen.

Nikolaus von Graeve, Geschäftsführer, rabbit eMarketing GmbH. Quelle: Unternehmen.

Wie meinen Sie das genau?

Nikolaus von Graeve: Wenn Unternehmen künftig den Messenger für Transaktionsmails, Kundenservice und was noch so kommt nutzen möchten, müssen sie sich bewusst machen, dass sie auf den direkten und eigenen Zugang zum Kunden, den sie beispielsweise durch E-Mail-Marketing haben, verzichten.

Würden Sie Werbungtreibenden dazu raten, den Messenger zu nutzen?

Nikolaus von Graeve: Aus den gerade erläuterten Gründen würde ich davon abraten. Unternehmen sollten jene Kanäle für die Kommunikation präferieren, zu denen sie einen direkten Zugang haben. Ob nun die Diskussion über den Messenger oder die angekündigte Blockade der Mobilfunkanbieter von Werbung auf Smartphones, Werbungtreibende sollten sich nie darauf verlassen, Kundendaten von Dritten zu bekommen. Der direkte Zugang zum Kunden, zum Beispiel über die E-Mail-Adresse, sowie die Daten über Interessen und Präferenzen der Kunden sind Gold wert. Ich rate Unternehmen dazu, erst einmal individuelle Kommunikation mit den Mitteln zu erproben und zu perfektionieren, die sie bereits im Einsatz haben. Und nicht unbedacht auf einen fremden Kanal aufzuspringen.

Marc Hoeft: Das sehe ich anders. Durch eine frühe Adaption können Unternehmen einen Vorsprung vor Wettbewerbern aufbauen und trotz steigender Informationsflut potenzielle Kunden erreichen. Vorreiter sind hier asiatische Messaging-Dienste, wie beispielsweise WeChat mit denen man aus der Anwendung heraus bereits Hotelzimmer und Kinotickets buchen und Sonderangebote bestimmter Retailer kaufen kann.

Jan-Philipp Wachsmuth: Ich denke, für Werbungtreibende ist der Messenger in der aktuellen Ausbaustufe zu vernachlässigen. Vielmehr müssen Unternehmen prüfen, inwiefern sich eine Verknüpfung der eigenen Systeme mit dem Messenger anbietet. Insbesondere für den E-Commerce- und Retail-Bereich kann der Messenger zur Pflicht werden, um den Kunden den bestmöglichen Service zu bieten und sich von Mitbewerbern abzusetzen.

Frau Lang, wie sehen Sie das? Würden Sie den Messenger für Ihre Kundenkommunikation nutzen? Gibt es vielleicht schon erste Überlegungen in diese Richtung?

Claudia Lang: Für Community Life ist zuallererst entscheidend, ob die Kunden einen Austausch über den Messenger wünschen. Lautet die Antwort ja, stellt sich eine weitere wichtige Frage. Bietet ein Austausch über den Messenger umfassenden, ausreichenden Datenschutz und Sicherheit? Das beeinflusst maßgeblich die Entscheidung, ob und was wir über diesen Kanal mit den Kunden austauschen. Die Kundenkommunikation via Messenger müsste verlässlich funktionieren. Algorithmen dürften keine Information blockieren, die der Kunde braucht. Die sichere digitale Erreichbarkeit ist besonders wichtig. Denn wir tauschen uns mit unseren Kunden fast ausschließlich über digitale Kanäle aus.

Bisher ist die E-Mail für viele Unternehmen das Hauptinstrument für transaktionsbasierte Nachrichten und die Abwicklung des Kundenservices. Facebook will den Messenger an diese Stelle rücken lassen. Welches Tool wird hier den Vorzug bekommen? Oder anders, wird der Facebook Messenger der so oft schon prophezeite Untergang für die E-Mail im B2C-Bereich?

Marc Hoeft, Commercial Director Germany bei Marin Software. Quelle: Unternehmen

Marc Hoeft, Commercial Director Germany bei Marin Software. Quelle: Unternehmen

Jan-Philipp Wachsmuth: Ob der Untergang der E-Mail durch den Facebook Messenger, WhatsApp oder andere Dienste bevorsteht, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Facebook schafft sich mit den verschiedenen Diensten ein unglaublich dichtes Netzwerk um nicht nur die E-Mail, sondern unter anderem auch Bank-Transfers abzulösen. Man darf gespannt sein.

Marc Hoeft: E-Mail oder Telefon zur Kommunikation mit Unternehmen ist jetzt schon bei vielen Kunden nicht mehr die erste Wahl. Wenn ich Fragen oder Beschwerden loswerden will, bekomme ich über Facebook und Twitter schnelleres und kompetenteres Feedback von Unternehmen als über die klassischen Kanäle. Allerdings glaube ich eher an eine langsame Verschiebung.

Nikolaus von Graeve: Ich glaube, es wird zwei Parteien von Werbungtreibenden geben, die den Facebook Messenger nutzen werden. Das sind einmal die Ahnungslosen, die Facebook mit dem Faktor „Convenience“ rumkriegen wird. Die zweite Gruppe sind die sehr fortschrittlichen Unternehmen, die schon jetzt Social-Daten in ihre Big-Data-Infrastruktur einfließen lassen. Im Kundenservice kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Facebook Messenger die E-Mail ablösen könnte, allerdings müssten Unternehmen trotzdem alternative Kanäle bereitstellen, weil Facebook keine 100-prozentige Durchdringung bei den Verbrauchern hat.

Und wie sehen Sie das für die Übermittlung von Transaktionsinformationen?

Nikolaus von Graeve: Da hat der Facebook Messenger keinen Vorteil gegenüber der E-Mail. Transaktionsmailings sind heutzutage automatisierte Nachrichten, die meist vom Shopsystem direkt kommen. Wenn man diese ersetzen will, greift man in bestehende Datenstrukturen und Softwaresysteme ein. Wenn man diesem Aufwand betreibt, kann man auch gleich die E-Mail aus dem Shopsystem, die nicht sehr personalisiert ist, mit einer wirklich individuellen E-Mail ablösen, die Steuerungs- und Content-Daten aus verschiedenen Datenquellen zieht. So kann aus der simplen Transaktionsmail eine Upselling- oder Trigger-Mail mit zusätzlichen Anreizen für den Kunden werden.

Claudia Lang: Ich glaube, welches Tool den Vorzug bekommt, hängt davon ab, welches der Kunde als bequemer einstuft. Wenn er eher Messenger als E-Mail nutzt, könnte dieser Kanal sich stärker entwickeln. Auch das Kommunikationsverhalten von Unternehmen ist entscheidend. Wer die Kunden nicht bedient, sondern belästigt, darf sich nicht über Spam-Filter wundern. Das gilt für Kommunikation via E-Mail ebenso wie für neue Kanäle wie den Messenger.

Wie kann Facebook eine Monetarisierung des Messengers gelingen?

Marc Hoeft: Firmen wie Facebook und Google haben den großen Vorteil, dass sie neue Dienste lange Zeit quersubventionieren können und für die Nutzer kostenlos halten – zumindest bis eine Monopolstellung erreicht ist. Letztendlich könnten teilnehmende Unternehmen für die Kommunikation zahlen. Oder die Kommunikation mit bestehenden Kunden bleibt kostenlos und bestimmte Werbeformate, die über den Messenger laufen, könnten kostenpflichtig angeboten werden. Ich würde eine kostenpflichtige Kommunikation mit Kunden gar nicht schlecht finden. Wenn die Unternehmen für jede Nachricht zahlen müssten, würden sie sich besser vielleicht überlegen, wann sie welchen ihrer Kunden welche Nachricht zukommen lassen wollen. Spam wäre damit vorgebeugt.

Jan-Philipp Wachsmuth: Die Monetarisierung des Messengers auf Biegen und Brechen wird nicht funktionieren, das weiß auch Facebook. Wie es mit einer schrittweisen Monetarisierung gehen kann, sehen wir bei Instagram. Allerdings schätze ich die Wahrscheinlichkeit, dass es reguläre Werbeanzeigen im Messenger geben wird, als sehr gering ein. Facebook wird hier andere Mittel und Wege finden, zum Beispiel Games oder kleinere Gebühren für Geldgeschäfte. Eine Eins-zu-eins-Monetarisierung ist auch gar nicht zwingend notwendig. Facebook wird die Daten aus dem Messenger hervorragend für die gezielte Ausspielung von Werbeanzeigen auf der Website, der mobilen App oder im Audience Network nutzen können.

Jetzt klingt es bei Facebook so, als wolle man mit WhatsApp zukünftig einen ähnlichen Weg wie mit dem Messenger einschlagen. Wie schätzen Sie WhatsApp als B2C-Tool ein?

Dr. Claudia Lang, Gründerin von Community Life. Quelle: Unternehmen.

Dr. Claudia Lang, Gründerin von Community Life. Quelle: Unternehmen.


Marc Hoeft: WhatsApp hat den zusätzlichen Vorteil, dass den Firmen hier immer eine Handynummer der Kunden zur eindeutigen Identifizierung zur Verfügung steht. Für die Kunden ist es wiederum von Vorteil, dass in WhatsApp weniger persönliche Informationen gespeichert sind. Wer um Datenschutz besorgt ist, wird vielleicht eher bereit sein, über WhatsApp Kontakt zu Unternehmen aufzunehmen.

Jan-Philipp Wachsmuth: Einige Unternehmen, vor allen Dingen Radio-Sender, haben bereits erste Möglichkeiten geschaffen, WhatsApp zur Kundenkommunikation zu nutzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Facebook ähnliche Möglichkeiten wie beim Messenger auch bei WhatsApp zur Verfügung stellen wird.

Claudia Lang: Wir werden auf jeden Fall beide Kanäle in Erwägung ziehen und prüfen. Bei Whatsapp würden sich für Community Life ganz ähnliche Fragen wie beim Messenger stellen. Was möchten die Kunden? Ist der Kanal ein technisch sicherer und verlässlicher Weg, um sie zu erreichen?

Nikolaus von Graeve: Klar versucht Facebook, mehr aus WhatsApp rauszuholen. Investments müssen schließlich kapitalisiert werden. Damit sich der Messenger und Whatsapp nicht kannibalisieren, müsste es aber einen gravierenden Funktionsunterschied geben. Worin der liegen sollte, kann ich mir allerdings noch nicht vorstellen.

Frau Lang, Ihnen obliegt das Schlusswort: Wie sieht für Sie der Kundenservice der Zukunft aus?

Claudia Lang: Es wird nie einen Königsweg für den perfekten Kundenservice geben. Dafür sind die Kundenbedürfnisse zu vielfältig und verändern sich laufend. Unternehmen müssen am Ball bleiben und immer einen Service von Mensch zu Mensch bieten, der sich permanent den Wünschen des Einzelnen anpasst, egal auf welchem Kanal.

Ich bedanke mich für das ausführliche Gespräch!

Digitales Marketing ist von größter Bedeutung für deutsche Marketer. Laut dem „Digital Marketers Census 2015“ von Marin Software besitzt datengetriebenes Marketing für deutsche Digital-Manager in den nächsten zwölf Monaten eine hohe Priorität. Zu den drei wichtigsten Themen zählen die Schwerpunkte Cross-Channel Online-Marketing, die Nutzung von Zielgruppeninformationen für die Kampagnenplanung sowie eine bessere Verzahnung von On- und Offline-Maßnahmen. Am wenigsten Priorität für Online-Marketing-Verantwortliche haben in den nächsten Monaten das Thema Transparenz sowie das Verstehen der digitalen Kundenansprache in aufstrebenden Märkten wie Russland, Brasilien und China. Überraschenderweise wird der automatisierte Mediaeinkauf nicht als dringend empfunden und liegt im Ranking der Prioritäten eher im Mittelfeld.

Zehn Prioritäten für die richtige Strategie im Digital Marketing (Symbolfoto). Quelle: Kaboompics

Zehn Prioritäten für die richtige Strategie im Digital Marketing (Symbolfoto). Quelle: Kaboompics

Ranking der Prioritäten der Digital Marketer in Deutschland

  1. Cross-Channel Online-Marketing (57 Prozent)
  2. Nutzen von Zielgruppeninformationen für die Kampagnenplanung und -realisierung (51 Prozent)
  3. Bessere Verzahnung von Online- und Offline-Maßnahmen (39 Prozent)
  4. Engere Zusammenarbeit mit der IT-/ Business-Intelligence-Abteilung (37 Prozent)
  5. Investition in modernere Technologie für mehr Zielgruppen-Insights für die Kampagnensteuerung (35 Prozent)
  6. Programmatic Buying/Automatisierter Mediaeinkauf (25 Prozent)
  7. Bessere Verzahnung der Online-Kanäle (22 Prozent)
  8. Einstellen von Mitarbeitern mit Datenanalyse-Skills (19 Prozent)
  9. Transparenz schaffen, wie die Online-Agenturen das Budget investieren und was dabei herauskommt (9 Prozent)
  10. Verstehen, wie digitale Kundenansprache in aufstrebenden Märkten wie Russland, Brasilien, China etc. funktioniert (8 Prozent)

Andrea Ramponi, Regional Vice President DACH, Marin Software. Quelle: Unternehmen

Andrea Ramponi, Regional Vice President DACH, Marin Software. Quelle: Unternehmen

Andrea Ramponi, Regional Vice President DACH bei Marin Software, kommentiert die Ergebnisse: „Die Botschaft ist angekommen. Um den User mit möglichst relevanter Werbung anzusprechen, ist es wichtig, die gesamte Customer Journey zu betrachten und aufeinander abzustimmen. Profildaten helfen dabei, die User höchst individuell anzusprechen. Diese Erkenntnisse werden in den Marketing-Abteilungen gerade mit höchster Priorität in die Praxis umgesetzt.“

Im internationalen Vergleich gilt Deutschland als Musterschüler bei der Verzahnung von Online- und Offline-Kanälen zu einer integrierten Kampagne, bei der beispielsweise die TV-Kampagnenplanung mit einer Suchwortkampagne verknüpft werden. Jedes dritte Unternehmen hat der Studie zufolge die volle Integration erreicht. Hingegen bestätigt dies in den USA und UK nur einer von vier Marketingveranwortlichen. Bei der Verzahnung der reinen Online-Kanäle geben 43 Prozent der deutschen Entscheider an, dass sie alle Hausaufgaben gemacht hätten. In den USA und UK bestätigen nur 27 Prozent der Befragten, dass Online-Marketing-Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind.

Der effiziente Offline-Abverkauf soll nach Ansicht des Online-Vermarkterkreises (OVK) im BVDW nicht ohne Online-Werbung funktionieren. Dies geht aus einer Studie hervor, die Abverkaufseffekte und Effizienz (ROI) von Online-Werbung im Sinne einer transparenten Marktaufklärung nachweisen soll. Testobjekte waren Werbekampagnen für die beiden Produktbrands Steinofen und Piccolinis der Dachmarke Wagner (Nestlé). Unter dem Strich sollen die durch Online-Kampagnen generierten Zusatzumsätze unter Einbezug von Dachmarkeneffekten in Relation zu den Bruttowerbeausgaben fast drei Mal höher sein. Klassische Display-Werbung soll somit den verhältnismäßig höchsten Return on Investment (ROI) aller eingesetzten Online-Werbeformen erzielen.

Grundsätzlich sei der durch Online-Werbung generierte Zusatzumsatz unter Einbeziehung des Dachmarkeneffektes im Verhältnis zu den Bruttowerbeausgaben überproportional hoch. Der Anteil von Online betrug an den Bruttowerbeausgaben lediglich 9,6 Prozent, aber mehr als ein Viertel (25,9 Prozent) des Media-Zusatzumsatzes sei auf diesen Online-Anteil zurückzuführen. Selbst ohne Dachmarkeneffekt zeigt sich der Anteil von Online am Media-Zusatzumsatz mit 25,9 Prozent höher als der an den Bruttowerbeausgaben (23,3 Prozent). Ohne Dachmarkeneffekte zeigt sich der Online-ROI um fast die Hälfte höher (44 Prozent) als der Gesamt-Media-ROI. Unter Berücksichtigung aller Online-Werbeformen zahlt sich nach Ansicht des OVK die klassische Display-Werbung am meisten aus und erzielt einen um 79 Prozent höheren ROI als der Durchschnitt. Für die weitere Untersuchung wurden Daten von 69 Kampagnen aus den vergangenen drei Jahren ausgewertet, die ausschließlich Fast-Moving-Consumer-Goods (FMCG) thematisierten. Die Analyse von mehreren Millionen Einkaufsaktionen in Deutschland zeigt, dass Online deutliche Offline-Abverkaufseffekte erzielt.

Markus Frank (Microsoft Advertising), stellvertretender Vorsitzender des OVK. Quelle: BVDW

Markus Frank (Microsoft Advertising), stellvertretender Vorsitzender des OVK. Quelle: BVDW

Markus Frank (Microsoft Advertising), stellvertretender Vorsitzender des OVK, erkennt in den Ergebnissen „ein deutliches Plus an Transparenz im Hinblick auf die tatsächliche Wirkung von Online-Werbung“. Seiner Einschätzung nach trage die Studie „maßgeblich zur Marktaufklärung in punkto Leistungskraft von Online-Displaywerbung bei“.

Naturgemäß liegt der OVK richtig damit, dass werbetreibende Unternehmen unter Effizienzgesichtspunkten den Vorzug für Online-Werbemaßnahmen im Media-Mix geben sollten. Schließlich helfen Targeting-Mechanismen und Performance deutlich, die tatsächlichen Effekte und die Werbewirkung transparenter darzustellen als im Werbegeschäft über klassischen Leitmedien wie TV, Radio und Print. Speziell im Bewegtbild-Segment herrschen diverse Unstimmigkeiten über die Viewability der Werbespots auf Webseiten und in Videoplayern. So wirkt die Studie in Zeiten von AdBlocker-Technologien und Social Media Marketing eher wie ein Rettungswurf, damit Marketeers und Werber ihre Budgets weiterhin im klassischen Display-Advertising verbuchen.

Symbolbild: AGF, YouTube und OWM gehen gemeinsame Wege. Quelle: Unternehmen

In den Reichweiten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) fließen künftig die Ergebnisse von YouTube ein. Dieser längst überfällige Schritt in der Digitalisierung einer alten Medienwelt soll konvergente Netto-Reichweiten für TV und Online-Video unter Einbeziehung von YouTube und anderen Online-Bewegtbild-Anbietern ausweisen.

Seit Jahren haben sich Videoportale darum bemüht, die Aufmerksamkeit der AGF zu erhaschen. Lange Zeit wurde gemauert und abgeblockt, damit die klassischen Geschäftsmodelle rund um die Einschaltquote ihr Silodenken für die digitale Infrastruktur von reinen Online-Services öffnen. Nach fast einer Dekade wächst der Druck auf die Gremiensitzer, denn die Werbebranche investiert fleißig in Bewegtbildwerbung. Zudem steigt die Relevanz von Online-Video in der Mediennutzung aufgrund der weiteren Verbreitung von verschiedenen Screens und mobilen Endgeräten deutlich. Hinzu diversifiziert sich der Bewegtbildmarkt zunehmend, weil neben den Contentangeboten der linearen TV-Anbieter immer mehr Videoportale und Streaming-Kanäle in den Markt eintreten. Angesichts dieser ständig wachsenden Vielfalt drängte die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) auf einen einheitlichen crossmedialen Standard zur Leistungsbemessung.

Uwe Storch, Vertreter der OWM im AGF-Vorstand, sei die Integration der Bewegtbildmessung in das AGF-System für die Werbetreibenden in der heutigen Kampagnenplanung unumgänglich. Strukturen, Partner und Methoden müssen sich ändern, „damit es so bleibt, wie es ist, also die AGF als JIC, Joint Industry Committee, einen gemeinsamen Bewegtbild-Standard gewährleistet. Über diese wegweisende Zusammenarbeit konnte hiermit die notwendige Grundlage geschaffen werden.“

„Ein wesentlicher Pfeiler der Integration von YouTube ist, dass das Forschungssystem, das im bewährten Konsens unter einem gemeinsamen Dach der Marktpartner aus Medien und Werbewirtschaft weiterentwickelt wird, damit auch im Segment der Online-Bewegtbildnutzung eine breite Marktabdeckung für unsere Datennutzer liefert“, betont die AGF-Vorstandsvorsitzende Karin Hollerbach-Zenz.

Symbolbild: AGF, YouTube und OWM gehen gemeinsame Wege. Quelle: Unternehmen

Symbolbild: AGF, YouTube und OWM gehen gemeinsame Wege. Quelle: Unternehmen

Für den geplanten einheitlichen Bewegtbildstandard beabsichtigt die AGF die wichtigsten Messelemente aus diesem Bereich zusammenzuführen:

  • Das AGF-Fernsehpanel erfasst in der bewährten Qualität die lineare TV-Nutzung, live sowie zeitversetzt.
  • Für Online-Video wird die AGF ein virtuelles „Mega-Panel” installieren, das aus Daten des von Nielsen betriebenen Online-Panels sowie des Cross Media Panels der GfK besteht. Die Zusammenführung wird durch einen weiteren Dienstleister erfolgen. Mit diesem Mega-Panel stehen wichtige Informationen zu den Nutzungsüberschneidungen von TV und Online auf Computern und Mobilgeräten zur Verfügung. Das Modell ist so konzipiert, dass die künftige Einbindung weiterer externer Datenquellen, z.B. Paneldaten, möglich ist.
  • Darüber hinaus werden alle Nutzungsvorgänge der im AGF-Standard abgebildeten Angebote im Rahmen einer Vollerhebung (Zensusmessung) erfasst.

Lars Lehne, Country Director Agency bei Google Deutschland, zeigt sich zuversichtlich: „Online-Inhalte und klassisches TV werden von den Nutzern schon lange und selbstverständlich ergänzend oder parallel genutzt. Uns ist es wichtig, eine Beurteilungsgrundlage für Werbetreibende zu schaffen, die dem massiven Anstieg der Nutzung von Online-Bewegtbildinhalten gerecht wird. Und das über alle Screens hinweg.“

„Nur mit der Einbeziehung von Marktteilnehmern jenseits der TV-Sender können wir einen crossmedialen Standard schaffen, der auch zukünftig der Komplexität unseres Marktes gerecht wird, die Werbetransparenz weiter erhöht und unseren hohen forscherischen Ansprüchen genügt“, erklärt Hollerbach-Zenz. Mit der Zusammenführung aller Datenquellen soll sich nach Ansicht der AGF eine neue Qualität in der Messung crossmedialer Leistungswerte eröffnen. Bereits zum heutigen Stand seien die konkreten Maßnahmen zur technischen und methodischen Realisierung bereits eingeleitet und die formalen Beschlüsse sollen zeitnah gefasst werden.

Weil nicht nur YouTube, sondern auch andere Online-Videoportale und Streaming-Kanäle in die AGF-Reichweitenmessung einfließen sollen, endet die Durststrecke für kleinere Videoportale, die sich immer wieder mit zwei Metriken konfrontiert sahen. Einerseits die traditionellen Einschaltquoten der AGF, andererseits die AdImpressions von der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF). Dennoch wird das kräftezehrende Ringen um Aufmerksamkeit immer weitergeführt werden. Denn auch hier gilt, dass Zugeständnisse die Fronten erweichen, nachdem sie eine längere Zeit erhärtet waren.

Mobile Marketing besitzt laut Jay Stevens (Rubicon), Christophe Parcot (Teads) und Cameron Hulett (Undertone) großes Wachstumspotenzial (v.l.n.r.). Quelle: Unternehmen

Bereits zum zehnten Mal feierte der Mobile World Congress in Barcelona sein Bestehen und wartete mit zahlreichen Superlativen auf. Die Zahlen sprachen für sich, als über 93.000 Besucher aus 200 Ländern in sieben großen Hallen die Weltneuheiten wie Samsungs dreiseitiges Smartphone, HTCs virtuelles Headset oder jede Menge Wearables zu sehen bekamen. Wie stand es dabei jedoch um Mobile Marketing, einer der schon fast klassischen Disziplinen der Werbewelt? Zeit für ein kleines Resüme mit drei Branchenvertretern im exklusiven Gespräch mit #DigiBuzz – Das Magazin für das Digital Business.

Offenbar fand Mobile Marketing auf dem diesjährigen Mobile World Congress für viele Besucher und Pressevertreter entweder zu weit vom großen Buzz der Handyhersteller entfernt statt. Oder das Thema braucht einfach mehr Anschub in puncto Relevanz. Zwar konnte die Ausstellungsfläche in Barcelona sich verdoppeln, aber trotz dieses Wachstumsschubs stellt die Situation des offenkundigen Desinteresses der Besucher sowohl Aussteller als auch Branchenvertreter vor die klare Herausforderung, über den Tellerrand zu blicken und die Wahrnehmung von Mobile Marketing noch deutlicher zu steigern.

Mobile Marketing besitzt laut Jay Stevens (Rubicon Project), Christophe Parcot (Teads) und Cameron Hulett (Undertone) großes Wachstumspotenzial (v.l.n.r.). Quelle: Unternehmen

Mobile Marketing besitzt laut Jay Stevens (Rubicon Project), Christophe Parcot (Teads) und Cameron Hulett (Undertone) großes Wachstumspotenzial (v.l.n.r.). Quelle: Unternehmen

Jay Stevens, General Manager International bei Rubicon Project: „Tatsächlich sind die Investitionen in mobile Werbung im Vergleich zu anderen Kanälen noch recht blass. Das ist schon erstaunlich, denn zahlreiche Studien berichten, dass die Leute inzwischen bis zu 200 mal pro Tag auf ihr Smartphone schauen. Die erhebliche Lücke zwischen den Budgets für mobile Werbung und der exponentiell wachsenden Zeit, die Konsumenten weltweit mit ihren mobilen Geräten verbringen, beginnt sich langsam zu schließen.“

Einen vergleichbaren Aufschwung für Mobile Advertising sieht auch Christophe Parcot, COO von Teads: „In den letzten Jahren wurde viel über Mobile gesprochen, aber dieses Jahr werden die Technologien und das Targeting auch in die Realität umgesetzt.“

Cameron Hulett, Executive Diretor EMEA bei Undertone ergänzt: „In Barcelona herrschte die generelle Ansicht, dass Mobile ‚erwachsen‘ wird, denn der Kanal ist heute ein wichtiger Bestanteil unseres täglichen Lebens geworden.“

Das haben natürlich auch Markenunternehmen erkannt, die zunehmend Budgets in Richtung Mobile verschieben. Für Jay Stevens zur rechten Zeit: „Ein deutlicher Zuwachs an qualitativ hochwertigen Werbeflächen sowie das Wachstum von In-App-Plattformen wie dem inMobi Exchange führen dazu, dass Marken diesen Kanal besser verstehen möchten.“

Dabei sieht Christophe Parcot einen Zuwachs an TV-Budgets in den mobilen Kanal fließen: „Das Sehverhalten verändert sich rapide. Das merken auch die Werbungtreibenden. Allerdings gab es bislang wenige Alternativen zur Fernsehwerbung, denn Qualitätsumfelder für Bewegtbildwerbung waren sehr rar. Durch die Erschließung von redaktionellen Inhalten außerhalb von Video-Content ist diese Knappheit beseitigt. Die TV-Budgets werden zunehmend in Online-Kanäle verschoben, um den veränderten Sehgewohnheiten Rechnung zu tragen.“

Im Vergleich zu den Hardware-Neuheiten spielt Werbung auf dem Mobile World Congress nach Ansicht von Hulett eine untergeordnete Rolle: „Es ging mehr um Dinge als um Anzeigen.“

Besonders das sogenannte Internet-of-Things wird seiner Meinung nach unsere Welt in den nächsten fünf Jahren deutlich verändern. „1995 begann das Internet, jeden Computer zu verbinden. 2015 ist der Startpunkt an dem das Internet-of-Things jede Sache verknüpft. Diese Technologie wird alle Branchen maßgeblich beeinflussen“, kommentiert Hulett.

Wer in der Welt der digitalen Werbung bereits arbeitet, sei bestens positioniert, um auf diese Veränderungen erfolgreich zu reagieren. Diesem Enthusiasmus schließt sich Jay Stevens an: „Nach 2015 hoffen wir, dass die Umsatzzahlen für mobiles Marketing genauso beeindruckend sein werden, wie die Technologie, auf der die Anzeigen ausgespielt werden.“

Der Mobile World Congress mag für Mobile Marketing noch nicht die ideale Plattform sein. Den Löwenanteil an der Aufmerksamkeit erhalten die B2C-Technologieanbieter und Hersteller, die klassisch am Endkunden ansetzen. Hingegen müssen Business-Anwendungen, zu denen naturgemäß Mobile Advertising zählt, um ihr Standing kämpfen. Vielleicht bietet der Mobile World Congress nicht die richtige Bühne für Mobile Marketing, denn wie sich vor vielen Jahren der Bundesverband Digitale Wirtschaft von der CeBIT loslöste und mit der Online-Marketing-Düsseldorf (OMD) und später der dmexco in Köln das Marketing-Mekka für die Digitalbranche etablierte, können Konzentration und Rückbesinnung auf die Kernwerte des Werbegeschäfts helfen, Mobile Marketing im internationalen Flair der dmexco zu fokussieren. Wenn Mobile dann aus dem Schatten von Online-Marketing selbstbewusst heraustreten kann, und nicht immer als Verlängerung oder kleiner Bruder angesehen wird, wird sich das Standing auf anderen Events deutlich erhöhen können.

Paul Mudter, Vorsitzender des OVK. Foto: BVDW

Der Online-Vermarkterkreis (OVK) freut sich über ein stabilies Wachstum der Werbeumsätze für Online- und Mobile-Display-Ads in Deutschland. Nach der ersten Prognose zur dmexco mit rund 1,4 Milliarden Euro konnte das Vermarktergremium im BVDW seine Zahlen auf 1,581 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2014 anpassen. Der digitale Werbemarkt legt insgesamt um 6,6 Prozent zu. Mobile-Display-Werbung profitiert von einem Umsatzwachstum in Höhe von 52 Prozent und kommt auf knapp 134 Millionen Euro netto. Für das laufende Jahr 2015 geht der OVK mit einem Umsatzwachstum von 6,5 Prozent für den gesamten digitalen Display-Bereich aus.

Paul Mudter, Vorsitzender des OVK. Foto: BVDW

Paul Mudter, Vorsitzender des OVK. Foto: BVDW

„Der digitale Display-Werbemarkt weist für 2014 eine stabile Entwicklung aus. Digital ist unverändert das am stärksten wachsende Werbemedium, aber wir haben inzwischen eine Größenordnung erreicht, in der sich ein zweistelliges prozentuales Wachstum vorerst kaum mehr erzielen lässt. In Anbetracht des verhaltenen Gesamtwerbemarktes und der vielfältigen Herausforderungen und noch zu klärenden Themen in unserem relativ jungen Medium und Markt können wir mit dem Ergebnis des vergangenen Jahres daher sicher sehr zufrieden sein“, erklärt Paul Mudter, Vorsitzender des OVK.

Mit 6,6 Prozent Netto-Wachstum im Vergleich zum Vorjahr ist das Internet erneut im intermedialen Vergleich mit TV, Radio und Print das am stärksten wachsende Werbemedium. Als Wachstumstreiber gelten das Segment Mobile und der Sektor Bewegtbild. Klassische Display-Werbung, die mehr auf Bannern, Layern und Popups basiert, sehen viele Werbetreibende nicht mehr als erfolgsversprechend. Um diesem Trend entgegen zu wirken, hat der OVK ein umfangreiches Maßnahmenpaket aufgelegt, mit dem digitale Display-Werbung in ihrer Leistungskraft weiter gestärkt werden soll.

OVK-Werbestatistik für digitale Display-Werbung (Online und Mobile) 2013 bis 2014 mit Prognose für 2015. Quelle: OVK/BVDW.

OVK-Werbestatistik für digitale Display-Werbung (Online und Mobile) 2013 bis 2014 mit Prognose für 2015. Quelle: OVK/BVDW.

„2014 war für das Segment Mobile ein gutes Jahr. Die Budgetumverteilung von Online bzw. Desktop zu Mobile hat unverändert angehalten und erstmalig ist erkennbar, dass sich die Schere zwischen Reichweitenzuwachs und Umsatzwachstum zu schließen beginnt. Ungeachtet dessen, dass Mobile inzwischen bei allen Marktteilnehmern systematisch erschlossen und Bestandteil jeder Mediaplanung und Kampagne ist, bleibt aber noch einiges zu tun: Noch nicht alle Unternehmen haben eine Mobile-Strategie, Werbeformen müssen standardisiert werden und wir brauchen viel mehr Cross-Channel-Kampagnenkonzepte“, ergänzt Oliver von Wersch, stv. Vorsitzender im OVK.

Der Markt befindet sich folgerichtig im Umbruch. Als zentrale Handlungsfelder zur Stärkung der Leistungskraft von digitaler Display-Werbung hat der OVK die Fokusthemen Werbeakzeptanz und Adblocker, Leistungs- und Wirkungsnachweise sowie die weitere Standardisierung von Werbeformen, der Werbemittelauslieferung sowie von Buchungsprozessen auf seine Agenda gesetzt. Das Vermarktergremien plant über weitere Initiativen und Maßnahmen eine nachhaltige Entwicklung von digitaler Display-Werbung unterstützen und sicherstellen zu können.

Monatliche Entwicklung der Nettowerbeinvestitionen in digitale Display-Werbung (Online und Mobile). Quelle: OVK/BVDW.

Monatliche Entwicklung der Nettowerbeinvestitionen in digitale Display-Werbung (Online und Mobile). Quelle: OVK/BVDW.

Die OVK-Zahlen basieren auf den jeweiligen Meldungen der Mitgliedsunternehmen, die als Basis für die gesamte Branche und damit die Nicht-OVK-Mitglieder hochgerechnet werden. Die Darstellung von Umsätzen aus Search- bzw. Suchmaschinenmarketing und die Werbemarktzahlen der Affiliate Netzwerke fehlen seit der Umstellung der OVK-Statistik und Prognose gänzlich. Jedoch hilft die reine Betrachtung der Nettozahlen, um die Verwässerung der OVK-Werbestatistik durch die hochgerechneten Bruttowerte zu vermeiden. Diese Trennung sorgte für mehr Marktverständnis über die Display-Umsätze bereits zur dmexco 2014. Jedoch fehlt eine gesamte Betrachtung des Digitalen Werbemarkts, zu dem nicht nur Search- und Affiliate-Advertising zählen, sondern Blog Marketing und Native Advertising als noch junge, aber wachstumsversprechende Formen von digitaler Werbung.