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Zum frühen Morgen ein Lesebefehl in Richtung Medien Mittweida, wo ein Interview mit Rainer Meyer alias Don Alphonso veröffentlicht wurde. Inhaltlich dreht es sich einerseits um die Kunstfigur und die verschiedenen Blogs von Don Alphonso selbst, die Vergangenheit beim dotcomtod und letztendlich die Einstellung gegenüber dem AAL-basierten Web 2.0.

„Ich glaube, dass das Web 2.0 eine ganz miserable Sache ist, weil es vor allem auf der Ausbeutung von Arbeitskräften – dem so genannten „AAL-Prinzip“ („Andere Arbeiten Lassen“) – basiert.“

Natürlich ist das Zitat ein wenig herausgegriffen, aber insbesondere hier fällt die offenkundige Kritik ins Auge, mit der sich Don Alphonso von den verschiedenen Dienstleistern am Markt bekanntermaßen distanziert. Was vom Journalismus bei Bloggern übrig ist (ober denn je da wäre?) und wie er den jüngsten Fall der Abmahnung gegen Stefan Niggemeier sieht, ist für informierte Kreise sicherlich keine bahnbrechende Neuigkeit. Dennoch ist solche Information immer gut zu lesen… :)

Eigentlich ist der Artikel in der SZ doch sehr aufschlussreich. Doch seien wir mit uns selbst mal ehrlich. Warum funktionieren Weblogs in den USA ganz anders als in Deutschland? Es liegt an den rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier muss ein Impressum zu finden sein, drüben reicht jediglich ein kleines Kontaktformular. Oftmals kommt man bei Recherchen nicht an den eigentlichen Autor eines Blogs in den USA heran. Auch ist die Abmahnwut der deutschen Anwälte für (mit Verlaub) irgendwelche nichtssagenden Mandanten den deutschen Bloggern ein Dorn im Auge. Schreibe ich einen kritischen Beitrag über XYZ laufe ich Gefahr, in wenigen Tagen oder Wochen nach Eintritt in die Google-Platzierung einen bestimmten Brief eines Anwaltes zu erhalten, der mich letztendlich die Existenz kosten kann, wenn nur die Summen hoch genug sind. Aber natürlich – in Deutschland sind die Blogger zurückhaltend, haben ihre kleine Blogosphäre erdacht, in der sie sich wie junge Fische im lauwarmen Wasser beblubbern.

Wozu ich jedoch zustimme ist der Mangel an Bedarf einer deutschen Medienlandschaft an der freien Meinung und entsprechend unabhängigen Berichten, wie sie durch Weblogs entstehen. Die öffentlich-rechtlichen Medien bieten exquisiten Journalismus, der in ihrer Unabhängigkeit mit vielen privatwirtschaftlichen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen in der Regel eine gesunde Mischung ergibt. Bewußt zeichne ich die journalistischen Angebote einiger privaten TV-Anstalten hier nicht ab.

Gibt es den Streit untereinander?
Aber befinden wir uns hier in der Blogosphäre in einem „Clinch“ untereinander oder sogar in Kontroverse mit den Medien? Meiner Meinung nach sind diese Probleme nur Einzelschicksale. Man möge mir verzeihen, aber schon die Idee jemanden an den virtuellen Pranger zu stellen ist doch eine Obszönität an sich, nur weil derjenige sich entscheidet, seine Blogbeiträge mit Werbung in Form von Bannern oder Links auszustatten? Diese Clinch-Situation ist doch meist nur darin begründet, dass der kritikwütende Gegner sich durch beispielsweise steuerliche Hintergründe oder die allgemeine Arbeitssituation nicht an zusätzlichen Einnahmen erfreuen darf. Die Texte selbst sind doch in den meisten Fällen werbefrei, außer jemand schreibt „Hinweis: Dieser Blogeintrag ist von Blaaah vermittelt worden.“ vor seine Texte. Letztendlich gibt es hier eine Pflicht zur Kennzeichnung solcher Inhalte um den Ärger zu vermeiden.

Autorität durch Authentizität
Vielleicht ist aber auch die selbstzerfleischende Masse an anonymen sich hinter Pseudonymen versteckenden Blogger das Problem, dass sich in Deutschland die Blogger-Szene nicht als Instrument der modernen Meinungsmacher herauskristallisieren kann. Für mich zählen nur echte Namen der Autoren und nicht ein Nickname hinter dem man sich verstecken könnte. Meiner Meinung nach ist also der Autorität von Weblogs nur über Authentizität der Autoren selbst zu erreichen. Und solange sich neben so genannten Krawallbloggern nur eine Handvoll Autoren mit echtem Namen in der wahrgenommenen Öffentlichkeit findet, wird es keine Revolution oder Gleichberechtigung von Bloggern und den journalistischen Medien geben. Ein wichtiger Schritt wäre die Qualifizierung des Bloggens in Form eines Vereines, der einen Presseausweis für Blogautoren ausstellt. Ganz genau nach dem Verfahren, wie es der Deutsche Journalisten-Verband, der Fachbereich Medien von ver.di, der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. mit ihren Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern praktizieren.

Aber eventuell ist das alles nur müde Zukunftsmusik oder sogar ein kleiner Marsch in Richtung Front aller Meinungsmacher, die ja durch einen Irakkrieg oder eine Präsidentschaftswahl in den USA noch nicht initialisiert wurde.

Die Redaktion vom Handelsblatt wird mit 37 Paketen hartem Stoff zugespammt. Thomas Knüwer berichtet mit Beweisfotos in seinem Weblog über die Dildo-Attacke auf Deutschlands Online-Journalisten. Ist eine solche Aktion nicht schon im Sinne der Gleichberechtigung absolut frauenfeindlich? Oder einfach nur dumm? Die Reaktion ist selbstverständlich nachvollziehbar:

Den Mitarbeitern der Poststellen rufe ich zu: Haltet durch! Unsere Gedanken sind bei Euch. Und vielleicht holt ihr zu dem Gegenschlag aus, den unsere Kollegen unten im Erdgeschoss gerade vorbereiten. Morgen früh gehen die 37 Pakete postwendend zurück – unfrei, natürlich.

Der Anbieter dieser Ware sollte sich neue Gagschreiber Berater holen, denn das grenzt doch nicht nur in die Lächerlichkeit, es ist einfach abartig.

Wie in der NYTimes zu lesen ist, wurde die geheime Identität des berüchtigten „Fake Steve“ gelüftet: Daniel Lyons, ein führender Redakteur des Forbes Magazine, hatte die größtenteils englischsprachige Blogosphäre über Monate hinweg von seiner Schreibkunst überzeugen können.

Die Sache flog letztendlich nur deswegen auf, weil über das „Fake Steve“ Thema ein ganzes Buch veröffentlicht wird. Das Manuskript und die Information, der Autor sei ein bekannter Schreiber für eines der größeren Magazine, führte zur Enttarnung. Die Schreibstile vom Fake Steve Blog und dem öffentlichen Blog von Daniel Lyons waren dann doch zu offensichtlich. (via Turi2)

Wie Roman zu berichten weiß, gibt es das unter Creative Commons gestellte englischsprachige Buch „Journalismus 2.0“ als PDF-Download / eBook. Wie Roman teile auch ich die Meinung, dass sich dieses Buch in seiner Form als Rundumschlag zu Web 2.0 und Online-Journalismus entpuppt.

Doch gerade Neulinge in der Medienwelt können von der Lektüre profitieren – oder vielleicht sollten sich auch frischgebackene Absolventen einiger medienwissenschaftlicher Studiengänge in das Thema einlesen und sich gleich an Praxisbeispielen im Internet ausüben, bevor sie sich in der heutigen Zeit als „Theoretiker“ mit dem reinen Studienwissen outen.

Letztendlich ist das Wissen ein unbeschreibbar wichtiges Gut, mit dem man im täglichen Konkurrenzkampf um Arbeitsplätze und Anerkennung auftrumpfen kann. Mit „Journalismus 2.0“ kann man zumindest sich aneignen, wie der Hase hier so läuft! ;)

Magazine und Zeitschriften sind des deutschen Lesers Lieblingskind. Ich höre grade per Zufall den neuen Song von „Wir sind Helden“ (Arbeitgebervideolink) und die Passage des coolen Songs ist sehr einprägsam: „Du gehst K.O., weil Du weißt, Du bist Soundso…“ – man sieht in diesem Fall Sternchen! Sowas auch, das passt ja wirklich wie die Faust auf’s Auge.

„Die guten Redaktionen sollten ihre Siele geschlossen halten, damit der ganze Dreck von unten nicht durch ihre Scheißhäuser nach oben kommt.” Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges ist in guter Form heute abend. Über die Blog-Szene, den „Dreck von unten”, lässt er sich ganz besonders gerne aus. Dazu hat er sich vor der Veranstaltung extra ein paar Worte zurecht gelegt, und die packt er jetzt aus, obwohl Moderator Hajo Schumacher ihn eigentlich etwas ganz anderes gefragt hat. Sein „loser generated content” erntet ihm prompt einen kleinen Szenenapplaus im Jungjournalistenpublikum, und Henryk M Broder schreibt sich diese neue Vokabel gleich ab – vielleicht kann er sie an passender Stelle auch mal anbringen. Die Stimmung ist gut.

Guten Morgen, liebe Stern-Redaktion, da wurde ja mal ganze Arbeit geleistet. Das besonders feine Ohr der Zuhörer wurde sogar in lesbare Worte gefasst. Die müßige Aktion der Stern-Redakteure ist wirklich ein herrliches Exempel für den erneuten Erfolg des in diesem Falle ganz klar denunzierenden Citizen-Media-Journalismus (vielleicht sogar eine Form von Neo-Journalismus), mit dem man sich sofort konfrontiert sieht, wenn man gegen die Blogger stänkert. Macht ihr eigentlich auch per Technorati ein paar Clippings in der PR-Abteilung? Das gehört zum guten Ton meiner Meinung nach… naja, bis Morgen.

Früh am Morgen las ich doch wirklich bei SpOn in der Überschrift etwas von „Bayern 2:0“, konnte dann aber nach dem leichten Reiben der Augen erkennen, dass dort ganz großes Kino geschrieben wurde.

Bayern 2.0 – eine sehr zwonullige Aussage, die aus einem IT-Fachmagazin stammen könnte. Der Nachrichtentitel ist meiner Meinung nach wirklich unter jeglicher journalistischen Würde…

Die deutsche Blogosphäre erlebt einen massiven Einbruch der Leserzahlen. Sämtliche Hintergründe lesen sich bei Nico Lumma… und richtig, hier prangert eine absolut reißerische Überschrift. Stört sich jemand daran? Fünf Euro in die Kaffeekasse bitte. So spielt das Leben – ist ja fast wie bei einer Boulevardzeitung hier. ;)

Heute ist mir aufgefallen, dass einige der deutschen Blogger zahlreiche Posts über Trigami zu z.B. Plazes geschrieben haben. Schön, dass Plazes auf die Blogger setzt. Auch ist es sehr gut, dass es Dienste wie trigami gibt. Zu erkennen war das ganz klar und eindeutig lesbar mit der Zeile „Hinweis: Dies ist ein von trigami vermittelter bezahlter Eintrag.„.

Gut und schön, ich gönne es den Bloggern natürlich einen Profit mit dem Schreiben zu machen. Schließlich läuft hier auch beispielsweise Google AdSense im Blog und ich lese gerne Blogs mit Werbeanzeigen. Aber warum muss das bitte als aller erstes zu lesen sein, bevor man den Beitrag überhaupt lesen kann? Etikette? Ethik? Codex? Sorry, das schmeckt mir nicht. Packt es ans Ende wenn es nötig ist. Ich habe sofort bei dem Wort „trigami“ nicht weitergelesen, da mich irgendein inneres Gefühl – vielmehr ein Zwang – nicht loslassen konnte, genau in dem Fall einfach mal CRTL+W (aka CRTL+F4) zu drücken. Ich fand es sofort unspannend – schade eigentlich.

Sicherlich ist eine Kennzeichnung von bezahltem Bloggen wie in diesen Fällen notwendig, da es ja Vorwürfe der Schleichwerbung unterbinden soll. Doch empfinde ich einen Beitrag, der sich von Anfang an als Werbung darbietet, in seiner Form reichlich hässlich. Gut geschrieben, dennoch nicht ansprechend. Denkt mal darüber nach, liebes Team von trigami – am Ende macht es mehr Sinn, weil der Leser des Blogbeitrages dann auch die ganze Information konsumiert habt, die ihr versucht zu streuen… und wer vorher liest, dass es bezahlte Schreibe ist, springt auch vorher ab. Das ist natürlich immer wieder die berühmte Geschmacksfrage… aber vielleicht geht es nicht nur mir so, sondern auch vielen anderen Lesern diverser Blogs. ;)

Heute morgen kam die Meldung über den Start des Corporate Blogs der time4you frisch per ots-Pressemitteilung reingeflattert. Dies erregte sofort durch das Wort „Blog“ in einer Pressemitteilung meine Aufmerksamkeit, so dass ich daraus kurz zitieren werde:

Zum Blogstart trafen sich erfahrene Blogger, Journalisten, Manager und Anwender zu einem exklusiven Roundtable-Gespräch unter Moderation von Ulrike Reinhard.

Herzlichen Glückwunsch. Welche Blogger waren denn dabei? Ulrike Reinhard mal außen vorgenommen… waren bestimmt so einige wichtige Persönlichkeiten der deutschsprachigen Blogosphäre dabei – oder nicht? Wie beispielsweise Klaus Eck, einen Robert Basic oder gar ich selbst – um nur ein wenig Namedropping zu spielen? Wer weiß etwas über diesen Mega-Launch des time4you Corporate Blogs? ;)