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Welch Spaß und Freude erregt doch immer wieder die berüchtigte Sperrfrist aus analogen Tagen – auch diesmal mit einer Pressemitteilung der ARD:

ARD-Vorwahlumfrage Niedersachsen: CDU verliert in Niedersachsen leicht – Linke in Niedersachsen bei 5 Prozent

Köln (ots) – Sperrfrist für alle Ergebnisse: – für elektronische Medien heute, 18.00 Uhr – für Printmedien: Freitagsausgaben Verwendung nur mit Quellenangabe „ARD-Tagesthemen/Infratest dimap“

Bisher sah ich es ähnlich wie auch Thomas Gigold. Schon seit fast zwei Jahren existieren für Journalisten die Sperrfristen nur als amüsantes Nebenprodukt der historischen Entwicklung. Auf persönlicher Ebene kann man immer darum bitten, dass man eine Meldung erst zu einem gegebenen Zeitpunkt veröffentlicht, doch wir leben im digitalen Zeitalter und man kann eine digitalisierte Veröffentlichung schon allein durch die Gegebenheiten von ots nicht verhindern…

Am Freitag wurde bekannt, dass die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) die renommierte liberale Tageszeitung übernommen hat. Der Verkauf soll Ende Februar 2008 mit 81,25 Prozent am Verlag besiegelt sein und so der SWMH die Marktführerschaft unter den überregionalen Zeitungen bringen. Wie schaut es um die Zukunft der Süddeutschen Zeitung aus? Wird die Übernahme etwas verändern? Kann die Berichterstattung der Süddeutschen durch eventuel mögliche personelle Konsequenzen beeinflusst werden?

Was den Lesern bleibt ist wohl eher die Hoffnung auf eine Besserung. In der Vergangenheit konnte die Redaktion der Süddeutschen sich einen Namen für eine gewisse Engstirnigkeit in Bezug auf Themen des Internets machen, was keinesfalls als eine liberale Einstellung zu werten ist. Zumindest fiel dies den Lesern und der Blogosphäre vermehrt auf. Vielmehr betont auch die vielbebloggte Kommentarproblematik (mit Lösungshilfe) den Irrweg einer Redaktion wie er hätte besesr gemacht werden können. Die neuen Besitzer des Verlages zumindest könnten das Ruder ein wenig herumreißen, jedoch vertreten Verlagsbesitzer und Redakteure selten die gleiche Meinung in Punkto Berichterstattung und das Beziehen einer aktuellen Position – wie gegenüber dem Internet, den Blogs und der damit verbundenen Rechtsprechung.

Gestern veröffentlichte die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung ihre Reaktion auf die kürzlich lautgewordenen Stimmen gegen die Einschränkungen der Kommentare auf der gesamten Onlinepräsenz der Zeitung. Eine Passage aus der besagten Reaktion liest sich in etwa so, als ob man doch nicht den Stecker für das Internet richtig eingestöpselt hatte:

Wir können und wir werden die Kommentierung von Artikeln nur für Zeiten zulassen, in denen wir auch geschultes Personal für die Begleitung und Moderation bereitstellen können. Bisher ist dies nur werktags zwischen 8 und 19 Uhr möglich.

Man kann mit den heute bereitgestellten modernen Mitteln jederzeit festlegen, dass Nutzer ihre Kommentare zu jedwedem Thema abgeben können. Dieser nutzergenerierte Inhalt wird direkt vom jeweils für Kommentare empfänglichen Content Management System (CMS) in der so genannten „Kommentarmoderationschleife“ -oder kurz: Moderationsschleife- aufgenommen. Also halten wir das für die liebe Chefredaktion der SZ in fünf einfachen Schritten fest:

  1. Phase 1: Ein Journalist oder Redakteur verfasst einen Artikel für die Süddeutsche Zeitung und/oder die Onlineausgabe.
    Warninglevel: Ist ja fast so wie drauf los bloggen – man muss es ja nicht veröffentlichen…
  2. Phase 2: Der Artikel wird nach redaktioneller Prüfung (online) veröffentlicht. Warninglevel: Spätestens hier sollte der Chef vom Dienst aufgepasst haben.
  3. Phase 3: Leser und Nutzer konsumieren den Artikel und kommentieren.
    Warninglevel: Wer jetzt die Herdplatte anfässt, kann sich schon die Flossen verbrennen!
  4. Phase 4: Die Kommentare werden in der Moderationsschleife festgehalten und so lange gefangen, bis jemand mit dem notwendigen Verantwortungsbewußtsein oder einfach mit Schneid die Kommentare zu den jeweiligen Artikeln prüft und selbige freischaltet oder für die Ewigkeit in das Datennirvana verbannt. Wichtig ist hier anzumerken, das ein Kommentar auch mal über die Nacht oder das Wochenende in der Moderationsschleife stecken darf. Man braucht da keinen Stecker ziehen oder Schalter umlegen.
    Warninglevel: Trotz Moderationsschleife ist hier ein mögliches Todesstoßszenario, denn das Internet vergisst nichts was jemals öffentlich wird!
  5. Phase 5: Das war’s! Nix passiert wenn man es richtig macht.
    Warninglevel: Cooldown, alles wird gut.

Spaß beiseite. Wer im Zeitalter des Internets zwar rechtlich bedenkliche Situationen erkennt, aber dabei konsequent das Thema verpauschalisiert, sollte lieber im Fall der SZ der angewandten Technik, den Gepflogenheiten des Mediums Internet und vielleicht den eigenen Mitarbeitern ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringen. Oder gibt es bald den Kommentarmoderator als festen Bestandteil der Verlagslandschaft in Deutschland? Da freuen sich bestimmt einige ehemalige Forenmoderatoren aus alten Tagen… :)

Viele Male wird man gefragt, was Blogs überhaupt sind? Was machen die eigentlich? Wozu ist das hilfreich? In der Regel kommen diese Fragen von denjenigen Zeitgenossen, die eher weniger mit dem Internet im tagtäglichen Umgang zu tun haben.

Dieses Video wurde von Lee und Sachi LeFever von CommonCraft.com aus der Reihe „Web 2.0 für Anfänger“ im lustigen Comic-Stil angefertigt, damit wirklich jeder einen ersten Einblick über Weblogs erhält. Die deutsche Version kommt über Turi2.tv – also liebe Leser, was werdet ihr mit der „neuen Macht“ tun? :)

Stefan Niggemeier wurde als freier Journalist und gleichzeitiger Mitbegründer von „Bildblog“ mit seinem persönlichen Blog als „Journalist des Jahres“ geehrt. In der Begründung der Wahl der „medium magazin“-Jury liest sich folgendes:

Mit seriöser Hintergrundrecherche, Courage und einem exzellenten Stil gelingt es ihm beispielhaft, Themen in seinem Blog so aufzuarbeiten, dass sie eine ständg wachsende, sehr aktive Internetcommunity und ein ständig wachsendes Leserpublikum darüber hinaus finden.

Die „medium magazin“-Jury würdigt dabei besonders, dass er sich als freier und unabhängiger Journalist ohne finanzielle Rückendeckung nicht scheut, heiße Eisen anzufassen: So ist es seiner akribischen Recherche zu verdanken, dass 2007 zweifelhafte Gewinnspiele im Fernsehen zu einem öffentlich Thema wurden. Der vor Gericht verhandelte Vorwurf, einen rechtswidrigen Kommentar in seinem Blog zugelassen zu haben, hat eine Grundsatzdebatte ausgelöst, ob Blog-Kommentare bei brisanten Themen kontrolliert werden müssen, bevor sie erscheinen dürfen. Der Ausgang dieser Debatte ist für die Zukunft des Onlinejournalismus von herausragender Bedeutung.

Der „medium magazin“-Preis „Journalist des Jahres“ wird seit 2004 verliehen und bereits an Preisträgern wie Frank Schirrmacher, Alice Schwarzer sowie Michael Ebert und Timm Klotzek vergeben. Die rund 40-köpfige Jury besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten. Die Preisverleihung wird im Januar in Berlin stattfinden.

Enjoy the show, Stefan! Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung! Vielleicht gibt das auch der SZ zu denken, dass auch im Zeitalter von der schönen webzwonulligen Medienwelt gerade jetzt ein Journalist geehrt wird, der das moderne Internet tagtäglich verkörpert! :)

Nachtrag: Nun wurde das auch mal festgehalten…

Liebe, Lust, Leidenschaft – die fiktiven Varianten dieser emotionalen Momente findet man in guten oder schlechten Pornos. In der Regel ist man dabei bedacht, eher nicht auf seine persönliche Obszession hinzuweisen. Für mich zählt hierbei auch nur die Berichterstattung, sobald ein kleiner journalistischer Hintergrund für einen pornösen Text gegeben ist. Meistens meckert auch die halbe Kommentatorenwiese, dass es bei einem Porno-Blogeintrag nur um Sales ginge – Sex Sales, wissen wir, geil mit Google und Konsorten. Oh wie räudige Hunde – es sei jedem selbst überlassen, was er/sie/es (d.h. anonyme Wesen) zu ihren pornösen Obszessionen schreiben, aufnehmen, drehen, fotografieren!

Dabei steht trigami als Vermittler für Blogrezensionen derzeit im Kreuzfeuer. Die einstigen Probleme mit Änderungen in Artikeln oder eine generelle Abstrafung in Suchmaschinen mal außen vor gestellt, ist das Auftragsschreiben eine lukrative Einnahmequelle für viele Blogger. Ich stehe darauf eher nicht und glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Doch wenn man dafür erstklassig Geld bekommt und sogar unter 18 Jahre alt ist, sollte man eigentlich keine erotischen Auftragsofferten erhalten. Eigentlich müsste das System, was für die berüchtigten Blogrezensionen die Aufträge vermittelt, automatisch anhand der Benutzerdaten der registrierten Autoren erkennen, wer eine Rezension zu einem „pornösen“ Inhalt schreiben soll… naja, genug Staub aufgewühlt und im Dreck geschnüffelt.

Journalismus hin oder her – per Auftrag geschriebene Inhalte sind nicht gerne in der Schreibzunft gesehen. Vielleicht vermittelt die Blogkultur, der wir alle mehr oder minder angehören, auch gerade deswegen eine Alternative für die breite Masse, sich dem Schreiben hinzugeben und den Mammon zu frönen…

Wie der Spiegel Verlag mitteilt, wird der ablaufende Vertrag von Stefan Aust nicht für die Zeit nach dem 31. Dezember 2008 verlängert. Mit dieser vorzeitigen Kündigung wird Aust höchstwahrscheinlich seinen Urlaub in eine früherzeitige Freistellung umändern. Ein möglicher Nachfolger regt derzeit zu Spekulationen an.

Naja, es war eine schöne Zeit, als Stefan Aust noch für den Spiegel verantwortlich war. Es bleibt nunmehr eine Frage der Zeit und der Entwicklung, ob die personellen Konsequenzen sich auf das Blatt auswirken. Hoffen wir das Beste für alle Beteiligten…

Emotionale Bindung zu einem freien Informationspool für jegliche Arbeit mit Pressetexten kommt genau dann auf, wenn diese Meldung bei openPR zu lesen ist:

„Wegen der starken Nachfrage kann momentan nicht jene Anfrage bearbeitet werden. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“

NEIN! Hallo nach Schleswig – ist alles in Ordnung bei euch?

Deutschland steckt in einer Krise. Einer der oberen Herren des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) erregt die Gemüter mit seinen Äußerungen. Das Echo kommt schnell und gerecht aus der pressetechnisch irritierten, spezialisierten ideologisch aversierten Blogosphäre.

Bleich müsste man werden – treiben wir doch die Sau durch das Dorf zum Tag des jüngsten Gerichts?! Das Schreiben von Thomas Knüwer in einer offenen E-Mail an Michael Konken, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, ist das Beispiel für das hoffentlich vermehrt stattfindende Herunterziehen der Hosen der aktuellen Verbandsarbeit…

Journalismus ist so eine Sache. Er blickt auf eine seit Jahrhunderten bestehende Entwicklung zurück und ist ein traditionsreiches Sprachrohr der Bevölkerung. Die vierte Macht des Staates ist hochgradig anerkannt, vielfach ausgezeichnet und mehr als nur meinungsbildend. Doch wer diese Kriterien durch einen pauschalen Stempel auf dem Ausweis nicht erfüllt, wird ganz schnell in eine Ecke gestellt:

„Blogs sind meines Erachtens nur in ganz wenigen Ausnahmefällen journalistische Erzeugnisse. Sie sind eher der Tummelplatz für Menschen, die zu feige sind, ihre Meinung frei und unter ihrem Namen zu veröffentlichen.“ – Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV)

Vielen Dank. Mein Name ist Mike Oliver Schnoor und ich schreibe und denke, dass solche Reden eher die Aussage von angsterfüllten Menschen sind, die sich in dem ehrgeizigen Konkurrenzkampf zur fünften Macht der Meinungsbildung sehen.