Fragen über Fragen. Die Welt steckt voller Fragen. Schon vom Kindesalter an lernen wir, dass wir unsere Umgebung selbst entdecken können, doch durch Fragen erhalten wir konkrete Informationen in Form von Antworten. Nicht ohne Grund wirbt die bekannte Kindersendung „Sesamstraße“ in Deutschland mit dem Spruch „Wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Je älter man ist, desto weniger Fragen stellt man sich. In der Regel ist bereits ein grundsätzliches Wissen im Kopfe auf Abruf vorhanden und die Antwort löst die Frage ab. Doch so manches Mal weiß man einfach nicht weiter. Entweder fragt man jemanden in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Wenn wir keine Ahnung haben, halten wir nicht einfach mehr die Klappe, sondern suchen nach Antworten. Wir schmeißen den Browser an und tippen wie wild darauf los, um das große Orakel (Internet) zu kontaktieren. Typischerweise schaut das wie folgt aus.

„Brennt Dir eine Frage auf der Zunge?“
„Ja.“

„Hast Du die Frage schon in die Adresszeile reingetippt?“
„Nein.“

„Zum Glück, aber die Frage hast Du doch schon gegoogelt?“
„Ja.“

„Hast Du eine Antwort darauf bekommen?“
Ungefähr 119.000 Ergebnisse.“

„Haben Dir die Ergebnisse denn weitergeholfen?“
„Nein, nicht wirklich…“

„Was machst Du jetzt?“
„Ich weiß nicht weiter…“

Geht es nicht jedem von uns manchmal so?
Fast jeden Tag erwische ich mich dabei, wie ich eine Frage in Google eintippe, um nach Antworten zu recherchieren. Die beste Möglichkeit zur Recherche bietet zwar Wikipedia, doch nicht jedes aktuelle Thema wird dort umfassend erläutert. Genauso erging es mir vor wenigen Tagen, als ich für den Bericht zum Vorstoß von SUPER RTL eine Definition von „Connected TV“ suchte. Das Ergebnis war absolut ernüchternd, denn ich fand einfach nichts hilfreiches in den Suchergebnissen bei Google.

In der Vergangenheit fragte ich im Fall von akuter Ratlosigkeit meine Follower bei Twitter. Unter meinen Followern finden sich schließlich viele Experten, aber ich erhielt relativ wenig brauchbare Antworten. Der Echtzeit-Stream bei Twitter wirft diese einzelnen Tweets mit individuellen Fragen leider so schnell aus der Timeline bei den Nutzern, dass man entweder erneut fragen muss oder es gleich bleiben lassen sollte.

Zum Glück griff ich auf das neue Quora zu. Anfang des Jahres machten so viele Einladungs-Codes die Runde, dass scheinbar jeder Kopf der Social Web Szene einen Quora Account besitzt. Nach einer kurzen Recherche fand ich dort jedoch auch keine gute Definition, so dass ich selbst eine neue Antwort anlegte. Und es hat mir wieder absolut Spaß gemacht. Einfach eine Frage stellen und auf eine Antwort hoffen, oder selbst eine Antwort dem Allgemeinwissen beisteuern.

Quora entpuppt sich dabei als neues Fragen-Antwort-Network mit eigener Community, die sehr schnell und insgeheim sehr technisch affin agiert. Man erkennt sofort, dass die Teilnehmer bei Quora sich hauptsächlich an Social Media, Medien, Kommunikation, PR, Marketing, Journalismus, Technologie oder Venture Capital orientieren – zumindest in meinem Dunstkreis finden sich häufig Fragen und Antworten zu diesen Themen.

Leider wird Quora nur in Englisch angeboten. Andere Sprachen sind offiziell noch nicht zugelassen, damit sich nach eigenen Angaben erst das System entwickeln kann und auch eine Internationalität vorherrscht. Das gefällt nicht jedem, doch immerhin finden sich dank dieses durchaus universellen Ansatzes relativ viele Nutzer zum Launch des Portals. Nach gut zwei Wochen aktiver Nutzung erfreue ich mich an dem Wissen, was sich dort in geballter Fülle finden lässt.

Insgesamt betrachtet hat Quora ein sehr hohes Potenzial, um sehr viel Expertenwissen in einem Portal zu vereinen. Noch haben Marketing und PR dieses soziale Gefüge noch nicht für sich entdeckt, so dass die meisten Inhalte nahezu unverwässert und authentisch sind. Die Community reinigt sich dabei wie von selbst, indem jede Antwort von den Nutzern hoch oder runter gewertet werden kann. Auch die Integration des „Not Helpful“-Links dient dieser eigenen Bereinigung von Quora ungemein. Eindeutig vermisse ich Widgets zur Einbindung auf externen Webseiten und Blogs. So könnte man sich von seinen Lesern einzelne Fragen stellen oder Themen zuweisen lassen. Ähnlich wie das Facebook-Widget könnte damit der nahezu kostenfreie Werbeeffekt auf Quora zurückstrahlen und ein entsprechend hohes Link-Building erzeugen. Zudem muss in den Köpfen der Nutzer sich ein Gedanke manifestieren. Vielleicht muss dieser auch mit einer Inception bei ihnen eingepflanzt werden, denn Quora ist kein Portal, das auf die Masse an Kontakten und Followern setzt.

Wem nutzt es, wenn einem User unzählige Leute folgen, aber dieser noch nicht einmal eine einzige Frage oder Antwort stellt? Dieser kleine Screenshot verdeutlicht die Sinnlosigkeit eines jeden Zahlenbashings. Ich versuche für meinen Teil das Verhältnis von Verfolgten und Gefolgten zueinander ausgewogen zu halten. Bei Quora folge ich nicht jedem, vor allen Dingen nicht jedem Nutzer, der selbst keinen einzigen Inhalt beisteuert. Wer Antworten liefert oder Fragen stellt, zumindest andere Antworten bei Quora bewertet, dann findet sich darin ein für mich persönlich interessanter Nutzen wieder. Alle anderen, die wirklich nur dabei sind, entwickeln als stille Existenzen absolut keine Relevanz.

Vielleicht stehe ich auch mit dieser Meinung allein auf weiter Flur, lasse mich aber gerne von meinen Lesern und Followern eines Besseren belehren. Wie schätzt ihr das Potenzial von Quora ein? Sind Follower bei Quora ein Maßstab der Dinge? :)

Tage wie dieser sind mittlerweile rar gesäat. Besonders wenn sich pure Überraschung breitmacht. Heute bricht das traditionelle Fernsehen aus seinen Ketten! Man schreitet auf neuen Pfaden. Während typische Broadcaster auf Linearität der Distributionswege angewiesen sind und inhaltlich auf redaktionelle Beiträge, Unterhaltung und Fiktion setzen, möchte sich mancher Sender auch bei der allgemeinen Entwicklung im Bereich Social Media eigene Anteile sichern. Gemeint sind nicht die typischen Präsenzen bei Facebook oder Twitter, auch nicht das Cross-Channelling und Steigern von Reichweite mit YouTube, sevenload oder den hauseigenen Mediatheken. Nein, etwas ganz anderes erregt derzeit Aufmerksamkeit: Das heiße Thema der Saison lautet Connected TV.

Wie kann ein Sender die junge, hippe Netzgemeinde für sich gewinnen und direkt auf dem Bildschirm für andere Zuschauer integrieren? Diese Frage beschäftigt manche kreative Köpfe in den deutschen Fernsehfabriken. Besonders wenn immer mehr Fernsehgeräte im letztjährigen Weihnachtsgeschäft verkauft wurden, die über einen eigenen Internetanschluss verfügen.

Jetzt scheint sich mit SUPER RTL auch ein deutscher TV-Sender an das brisante Thema heranzuwagen. Am kommenden Montag wollen die Kölner direkt zum Start der neuen Comedy-Serie „Glee“ das Feedback aus dem Web für jeden Zuschauer integrieren. Die Inhalte aus Social Media laufen jedoch nicht über eine Einblendung im Programm ab. Stattdessen werden die Inhalte über den Teletext auf Seite 777 geschaltet. So möchte man sich Tweets mit dem Hashtag „#glee“ und Kommentare bei Facebook in Echtzeit ziehen, die von deutschen Nutzern beigesteuert werden. Doch diesen Weg zu beschreiten wird sich als eine kleine Herausforderung entpuppen. Schließlich ist der von den Nutzern bereitgestellte Inhalt – ihre Tweets und Kommentare – urheberrechtlich geschützt und üblicherweise nicht zur kommerziellen Verwendung freigegeben. Vor allem kann jeder Nutzer etwas zu „#glee“ während der Sendung veröffentlichen, das Einverständnis zur Darstellung im Teletext von SUPER RTL ist etwas ganz anderes. Eine automatische Freigabe der Tweets und Kommentare bei Facebook erfolgt nämlich nicht. Doch sehen wir von der Tatsache ab, dass hier eine absolute Grauzone existiert, so wirkt der Vorstoß des Senders in Richtung Social Media eigentlich sehr erquickend.

Vielleicht lässt sich dieser kommunikative Unterhaltungsspaß mit dem Teletext als eine erste Vorstufe zum interaktiven Fernsehen in Deutschland werten? Doch das wäre schon zu viel verlangt, denn Connected TV bedeutet viel mehr als nur ein paar Tweets über den Teletext rauschen zu lassen. Bei der Frage, was letztendlich Connected TV überhaupt bedeutet, da schweigt sich zumindest alles und jeder aus. Auf diese Frage konnte selbst das allwissende Internet noch nicht wirklich viel beizutragen. Aber wenn Du etwas wissen willst, und alles so neu ist, dass niemand wirklich etwas dazu verfasst hat, schreib’s selbst auf, besetze die Nische und schaffe so Deinen eigenen Markt – und so schrieb ich auf Quora folgenden Text:

What is Connected TV?
Connected TV is a technology concept which combines the traditional linear TV and Internet in one device. The Connected TV enables the audience to choose from a set of pre-installed applications to enhance their viewing experience in an interactive environment.
These apps use the internet connection to access (live) content. Usually, apps are either free for use. The basic idea of an app store specialized for connected tv devices can enable a new market for subscription based or paid content apps.
Most of today’s manufactorers are able to provide connected tv devices with their current and new product lines.
The key element of connected tv devices is user interaction via common online services such as Twitter or Facebook. In a split-screen environment, live tv footage and broadcast content can be live commented via the service’s web interfaces or remote control. Broadcasters can include the community’s comments from a fanpage or a hashtag within an app and output the content via split-screen.
However, the remote control itself still remains a problem compared to fast access to Twitter’s or Facebook’s interactive communities with a mobile smartphone and classic PC or Mac.
Further, the term „Connected TV“ describes a product of Yahoo Inc. Often, the terminology is mixed with Hybrid TVs.“

Interessante Sichtweise, nicht wahr? Ja, im Vergleich zur Erwartungshaltung von Connected TV ist der gute alte Teletext wirklich nur eine frühzeitliche Vorstufe. Die bisherige Nutzung fand seit Jahren neben Anzeigen auch nur ein einziges interaktives Geschäftsmodell: Den wahrscheinlich extrem gelangweilten Zuschauern werden teure Call-In-Rufnummern angeboten, damit sie sich mit anderen Leuten im „SMS-Chat“ oder ähnlichen Kommunikationssystemen austauschen. Dieser inhaltslose Textbrei wird zeitnah im Teletext angezeigt. Zudem blendeten manche Privatsender, die ihren einstigen Schwerpunkt auf Jugendkultur und Musik setzten, die jeweiligen SMS-Nachrichten in den Live-Feed des TV-Programms ein.

Doch authentisch ist der ganze Spaß längst nicht. Leider wird ein Großteil der Kommunikation solcher SMS-Angebote von bezahlten Callcenter-Agents und -Moderatoren betrieben, um die Nutzer auch schön bei Laune zu halten. Welcher Mensch hockt stundenlang vor der Glotze, nur um sich per SMS mit wildfremden Menschen zu unterhalten oder zu flirten?

Interaktives TV hat nur eine wahre Chance am deutschen Markt, wenn die Endgeräte mit passenden kostenfreien Apps ausgerüstet sind, die exakt jenes Verhalten adaptieren, was unsere Gesellschaft bereits auf unzähligen Onlineportalen akzeptiert hat: Kommentare, Bewertungen, Chats und Statusmeldungen zu Inhalten. Diese Inhalte müssen wirklich als Split-Screen auf dem Fernsehbildschirm zum laufenden Programm angeboten werden. Dieser zusätzliche Kommunikationsmix darf nicht zum Broadcast-Signal ausgestrahlt werden, sondern muss über die App direkt aus den Quellen im Internet geliefert sein. Doch es mangelt noch an entsprechenden einheitlichen Standards seitens der Gerätehersteller, so dass die zusätzlichen Informationen für jedwede TV-Endgeräte und Applikationen einheitlich digital verarbeitet werden können. Zwar sind manche Hersteller sehr flexibel und wirklich bereit, diesen Weg zu beschreiten, aber solange eine Fernbedienung immer nur eine Fernbedienung und kein flexibles Eingabegerät ist, das sich wie eine handelsübliche Tastatur bedienen läst, wird Connected TV noch lange nicht im Wohnzimmer ankommen.

Und letztendlich bleibt die Frage nach der inhaltlichen Relevanz der Tweets. Wie die lieben Kollegen von DWDL bereits anmerkten, lässt sich der Inhalt eines Tweets nur schwerlich kontrollieren. Neben Spammern und den altbekannten Trollen werden hier vor allem kritische Themen angesprochen, wie es oftmals bei synchronisierten US-Serien der Fall ist. Wer will schon den deutschen Schwachsinn hören, wenn das original wesentlich mehr Witz und Esprit ausstrahlt als der die deutsche Synchronisation? Diese kritische Masse wird am Montag den Teletext bei Super RTL übernehmen. Man darf gespannt sein und selbstverständlich fleissig mitmischen – Montagabend um 20.15 Uhr geht’s los!

Wer einen Artikel für das eigene Blog schreibt, greift oft zu diversen Tools, um den fertigen Blogeintrag im Netz zu promoten. Waren es früher Social Bookmarking Dienstleister wie del.icio.us oder Stumbleupon, nehmen heute die Echtzeitmedien Twitter, Facebook und XING die Rolle der Linkdistribution ein. Zurzeit distanziert sich Ed Wohlfahrt in seinem aktuellen Artikel von diesem Gebahren der Promotion in Social Media und fragt noch einmal nach: Ist dieses Vorgehen verwerflich oder gelebte Praxis?

Eine durchaus relevante Frage hinsichtlich der „digitalen Selbstbeweihräucherung“, die im Sinne der eigenen Online-Reputation nicht zu verachten ist. Für meinen Teil (er)lebe ich Social Media und damit das Internet in seiner frischesten Form nach folgender Maxime: Egal ob Twitter, Facebook, oder Xing – wer mir folgt oder mein Kontakt sein möchte, macht dies aus Interesse an meiner Person. Nicht aus Zahlenhascherei um die höchsten Werte an Verfolgern und Gefolgten. Diese zahlengeilen Menschen entfolgen mir üblicherweise auch nach kurzer Zeit, oder ich rate ihnen an, mir schleunigst mit nur einem Klick zu entfolgen, wenn meine veröffentlichten Informationen von keinem persönlichen Interesse für sie sind.

Als viel interessanter entpuppen sich die Follower und Kontakte, die ziemlich genau das sehen möchten, was ich der Welt mitteile. Dazu zählen nicht nur Weisheiten und Sinnfreiheiten mit 140 Zeichen, sondern auch Linktipps zu Themen, die mich interessieren und von denen ich glaube, sie interessieren diejenigen Leute, die mir folgen. Manche Themen werden bereits von anderen Autoren gut abgedeckt, so dass ich freudig ihre Links verbreite oder andere Tweets mit Linktipps retweete bzw. die Informationen mit meinen Kontakten über die üblichen Funktionen teile. Dieses Prinzip des Teilens passt perfekt zu den Gedanken, die ich selbst nicht mit nur 140 Zeichen oder einem kurzen Statusupdate ausdrücken kann, sondern für die ich einen längeren Artikel im eigenen Blog herleiten muss.

Genau diese Artikel, die ich eigenhändig mit verhältnismäßig viel Zeit und so manches Mal auch mit Mühe verfasse, möchte ich gelesen wissen. Der Grund für diesen Wunsch liegt vielleicht nicht jedem Leser, Kontakt oder Follower auf der Hand. Hier stehen keine Abrufzahlen in Millionenhöhe für den Egopush im Vordergrund. Nein, es sind eher Eure Reaktionen und Kommentare auf meine Artikel, die mir wertvoll sind. Ich verbreite die Links auch, weil es mich erfreut, wenn ich anderen Menschen etwas mitteilen kann, was vielleicht für ihren persönliche Situation in Arbeits- und Privatleben von Vorteil sein kann.

Gewiss ist es ein zeitraubender Faktor, jeden Blogeintrag zu promoten. Je einfacher, desto besser. Nicht ohne Grund habe ich nach ersten Gehversuchen den „Tweet-this“-Automatismus eines Plugins für WordPress vor fast zwei Jahren wieder deaktiviert. Daraus folgte, dass ich nur händisch die Tweets mit den Links verfasste. Mein Ziel dahinter ist auch leicht ersichtlich: Ein wenig persönliche Note hilft immer, wenn ein Link ankommen soll. Twitter wird per Hand, Facebook wiederum automatisch von Twitter gefüllt. Die Fanpage meiner Webseite fülle ich wiederum per Hand und Xing bekommt auch ein Statusupdate. Der Rest ist reiner Luxus und Überfluss. Schließlich gehen die Nutzer nicht mehr auf die Suche nach Informationen. Die Nutzer werden von den Informationen gefunden – und lassen sich vielleicht sogar auch überraschen.

Abschließend freut es mich, durch den ursprünglichen Gedankengang im Artikel von Ed Wohlfahrt auf dieses Thema zu kommen. Dies erfolgte kurzerhand über meine abonnierten RSS-Feeds via Google Reader und nicht über Twitter. So konnte ich anstatt eines einfachen Kommentares in seinem Blog gleich einen ganzen Artikel verfassen, was wesentlich mehr Relevanz besitzt als schnöde 140 Zeichen. Während so manche Stimmen vom Ende von RSS flüstern, glaube ich auch stark daran, dass RSS noch lange weiterleben wird. Dies ist jedoch eine andere Baustelle. :)

Heute startet der Deutsche Fachverlag zusammen mit seinem Eventpartner The Conference Group ein neues Online-Portal mit dem Schwerpunkt Bewegtbild: mykeynote.tv soll als branchenübergreifende B2B-Video-Plattform am deutschen Markt etabliert werden.

Bereits vor einigen Monaten hörte ich von dem Gerücht, dass sich ein Fachmedium aus dem Bereich Marketing und Medien mit einem solchen Projekt etablieren wollte. Das neue „mykeynote.tv“ zeigt Video-Mitschnitte vollständiger Vorträge, Präsentationen und Diskussionsrunden aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen auf dem Portal, die zusätzlich um die passenden Präsentationsfolien ergänzt werden. Das Projekt ist ein Ergebnis eines verlagsinternen Wettbewerbs, der für innovative Online-Projekte ausgeschrieben worden war. Das Video-Angebot bietet zudem einen interessanten Ansatz, wie Verlage mit digitalen Inhalten weitere Erlösquellen im Bereich Paid-Content erschließen können. Schließlich sind die meisten der verfügbaren Videos nicht umsonst. Paid-Content und Videos im Netz? Schauen wir uns das doch einmal näher an…

Der interessierte Zuschauer bekommt bei „mykeynote.tv“ vorerst nur ein Häppchen des Videos zu sehen. Erst nach einer Registrierung können unterschiedliche Zahlungsoptionen genutzt werden: Die Videoinhalte können zu jeweils 29 Euro pro Video bzw. 249 Euro pro Konferenz bezogen werden. Insgesamt vier Wochen sind die Videos nach Aktivierung und Bezahlung verfügbar. Alternativ lässt sich der Zugriff auf das gesamte Videomaterial aller Konferenzen für 1899 Euro im Jahr freischalten. Im Vergleich zu manchen Ambitionen der deutschen Verleger, ihre Verlagstitel als iPad-App für 2,99 Euro anzubieten, findet sich hier der reizvolle Ansatz von Paid-Content im oberen Segment.

Die Inhalte selbst scheinen von Profis und Experten zu stammen, die ihr Wissen in Vorträgen und Diskussionen vortragen. Zum Start des Angebots werden Aufzeichungen einzelner Veranstaltungen der hauseigenen Verlagstitel „Horizont“ und „Lebensmittelzeitung“ beigesteuert. Während in der ersten Phase noch verhältnismäßig wenige Konferenzen mit insgesamt ca. 150 Videos verfügbar sind, darf ein interessierter Zuschauer sich wohl künftig auf mehr Inhalte freuen. Das Portal scheint auf einen langen Zeitwert der Inhalte zu setzen, was sich bereits am Premium-Abonnement für ein ganzes Jahr erkennen lässt. Ein geheimer Vorteil dieses branchenübergreifenden B2B-Video-Portals liegt in der bunten Themenvielfalt durch den Eventpartner, welcher zu den Bereichen Handel und Ernährung, Marketing und Medien, Hotel und Gastronomie, Recht und Wirtschaft, Verpackung und Umwelt regelmäßig Konferenzen ausstattet.

Mit „mykeynote.tv“ wird ein zentraler Anlaufpunkt für ein breitgefächertes Publikum geschaffen, der bereits gezeigte und bekannte Inhalte ohne Werbung wie Video-Ads monetarisiert. Paid-Content in Rohform. Vielleicht in Bestform? Ob ein bereits zahlender Gast von vergangenen und künftigen Events den direkten Zugriff auf das Videoangebot als kostenfreie Zusatzleistung erhält, oder doch die „Video-Option“ beim Ticketkauf zusätzlich buchen muss, wird sich in Zukunft zeigen. Doch im Prinzip sollte dieser zusätzliche Service für jeden Veranstaltungsteilnehmer eine inklusive Leistung sein.

Von anderen Branchenevents der Medienszene kennt man es bereits überdeutlich: Viele Konferenzen stellen seit langer Zeit das passende Videomaterial freizügig ins Netz. Insbesondere Highlight-Events wie next oder DLD setzen auf Bewegtbildinhalte, um ihr zahlendes Publikum auch auf lange Sicht hin zu begeistern und immer wieder neue Inhalte bei Bedarf verfügbar zu machen. Das Wissen und selbiger Wissensaustausch steht dabei ebenso im Vordergrund wie die Exklusivität des Networkings auf den Events. Zudem wird durch das jeweilige Videoangebot die lange Pause zwischen den einzelnen Jahresevents leicht überbrückt. So wird ein gewisser Heißhunger auf den Folgetermin einer Konferenz erzeugt, der üblicherweise auch mit Social Media in Twitter, Facebook und Konsorten generiert wird – die Video-Berichterstattung zeigt sich dabei als echtes Besuchererlebnis.

Falls das neue Angebot „mykeynote.tv“ durch nimmermüde Berichterstattung und Bereitstellung von Videoinhalten, die das eine oder andere Mal auch kostenfrei verfügbar sein dürfen, seine zahlende Kundschaft bei Laune hält, kann sich hier für den Verlag und seinen Eventpartner ein durchaus lukratives Zusatzgeschäft entwickeln. Aufgrund des hohen Preisniveaus ist das Zielpublikum sehr spitz zugeschnitten. Laut eigener Aussage richtet sich das Angebot an Führungskräfte und Nachwuchsmanager, weniger an „normale“ Zuschauer. Darunter fallen auch diejenigen Mitarbeiter eines Unternehmens, die sich gewiss weiterbilden und über neue Trends informieren möchten, jedoch nicht über die passenden Budgets verfügen. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Preisniveau den Inhalten gerecht wird und sein Publikum schließlich finden kann. Ich wünsche dem Team um Horizont-Redakteur Olaf Kolbrück viel Erfolg für das neue Projekt! :)

Wie begeistere ich Nutzer, so dass sie irgendwie kapieren, dass mein Produkt ziemlich genial ist? Durch einen typischen 30-Sekünder Werbespot im Fernsehen oder doch lieber durch eine clevere Kampagne im Internet? Idealerweise bleibt man heutzutage mit seinen Werbemaßnahmen genau dort, wo auch die Zielgruppe zu finden ist. Für ein Herstellerunternehmen wie Intel, dass sich genau in dem heiß umkämpften Markt behaupten muss, dient Social Media als kommunikative zielgerichtete Spielwiese. Das folgende Video zeigt das Ergebnis einer sehr eindrucksvollen Kampagne von Intel: „The Chase Film„.

Nach nur wenigen Sekunden wird jedem Zuschauer klar, dass dieses Video durch schnelle Schnitte und knackige Kameraführung sehr aufregend wirkt. Genau eine solche Wirkung scheint auch mit der Kampagne gewünscht zu sein:

„To build excitement around the 2nd Generation Intel® Coreâ„¢ i5 processor, Intel is launching an action-adventure video titled „The Chase.“ The spot demonstrates the performance capabilities of the new processors by creating an action-movie style chase sequence that takes place through a wide variety of program windows on a computer desktop.“

Fast alle bekannten Programme und Online-Services werden zudem integriert und mit den Action-Sequenzen kombiniert. Word, Excel, Facebook, Windows Videoplayer und Fotoprogramme, MSN Instantmessenger, irgend ein Tekkenmäßiges Actiongame, Flickr, Google Earth, YouTube, Werbeanzeigen, Quicktime, Google Maps und Google StreetView, und der Windows 7 Papierkorb. Was will man mehr? So nah dran an der Zielgruppe war bisher kein Werbespot.

Die Kampagne wurde passend zum Inhalt und ambiente von Social Media in der zugehörigen Facebook-Präsenz von Intel integriert. Das bemerkenswerte Video ist seit einigen Tagen schon im Netz, konnte aber bisher nur 334.808 Abrufe verzeichnen. Kommt der Faktor der Urlaubszeit von vielen Bürohengsten in der ersten Januarwoche des Jahres noch zum Tragen, so dass sich die Viralität des Spots im Vergleich zu so manchem anderen Katzenvideo bei YouTube nur so langsam entfaltete?

Wird RSS sterben, weil’s keiner mehr nutzt? Wird RSS in den künftigen Browsern keine Rolle mehr spielen? In der Blogosphäre macht der typische Jahresanfangs-Unkenruf seine Runde, der seinen Anfang in einem sehr ausführlichen Artikel nahm. Kritisiert wurde eine aktuelle Usability-Analyse zu Firefox 4.0 Beta, der künftig ohne das typische RSS-Icon in der Adresszeile auskommen soll. Selbst Google Chrome besitzt kein ergänzendes RSS-Icon mehr. Wer darauf besteht, muss sich erst eine kostenfreie App aus dem Webstore installieren.

Bricht jetzt eine Weltordnung zusammen? Seit Jahren dominiert RSS das geekige Leben. So lauschet und horchet auf: Wo bleibt nur RSS – etwa auf der Strecke?

Nein, RSS wird keinesfalls seine Relevanz verlieren. Aber die Wirkung und Wahrnehmung von RSS im alltäglichen Gebrauch wird sich definitiv verändern, schließlich war damals doch alles anders. Die meisten Nutzer verstehen heutzutage scheinbar nicht die Funktion hinter dem kleinen Button im Browser. Nur wer als „Newbie“ nachforscht oder sich konkret damit auseinandersetzt, wird das Prinzip von RSS in den abonnierbaren und selektierbaren Informationen erkennen. Zudem ist der Begriff im deutschen Sprachgebrauch hinsichtlich „abonnieren“ auch leicht irreführend, schließlich bekommt der Nutzer kein „Zeitungsabo von der Webseite“ per Post zugestellt. Die Tatsache, dass RSS schlichtweg ein recht universelles Informationsverbreitungspaket über XML bereitstellt, wird in dieser Diskussion um Usability auch generell unterschlagen. Mittlerweile sucht der Mensch weniger nach Informationen, wie es bei RSS durch die Selektion der Nachrichten erfolgt.

Wir werden von den Informationen gefunden – das weiß doch jedes Kind. Wir selbst bedienen uns dabei anhand von Facebook oder Twitter. Man bedenke nur die allgemeinen Probleme des Zeitmanagements beim Konsum von RSS Feeds. Und man sollte auch bei den aktuellen und künftigen Nutzern davon ausgehen, dass sie akute Usability-Probleme mit RSS in den nächsten Jahren haben werden. Älteren Nutzern ist dieses RSS-Abonnement absolut nicht ohne eine erklärende Einführung beizubringen. Sie repräsentieren nicht unbedingt die Technikfreaks mittleren Alters. Auch die jüngeren Nutzer greifen zu oft zum „iToy“, um Informationen aus dem digitalen Orbit zu konsumieren. Alles wird anders und wir spüren diese Entwicklung jetzt bei der Diskussion über die Integration von RSS als visuelles Objekt in den modernen Browsern – und durch neue Methoden für die von Lesegeräten und/oder Clients unabhängige Publizierung von Inhalten.

Eine alte Freundschaft verbindet unglaublich viele Menschen mit einem typischen Alltagsgerät. Der Fernseher begeistert seit etlichen Jahren jede Zielgruppe. Von der Retrospektive aus gesehen wird die Mediennutzung schon ab drei Jahren bei den Zuschauern gemessen und bis ins hohe Alter verfolgt. In der Kindheit wurden früher vermutlich viele Sprösslinge vor die viereckige Kiste gesetzt, damit sie beschäftigt waren, während die Eltern anderen Beschäftigungen nachgingen. Oder es gab kein Fernsehen, so dass die Kinder sich danach zu sehnen begannen. Heute versuchen wir hochoffiziell als aufgeklärte Eltern diesem Treiben ein Ende zu setzen und so spät wie möglich den TV-Konsum den Kindern zu gestatten. Doch in der Jugend vieler Mitbürger lief der Flimmerkasten durchgängig. Vornehmlich in den 80ern und 90ern des letzten Jahrtausends wurde MTV groß, etwas später gab auch Viva den halben Tag in den Kinderzimmern den Ton an.

Folglich vollzieht die Stellung des Fernsehers mit dem Reifeprozess der Menschen auch einen Wandel. Bereits in der Ausbildung oder im Studium, aber spätestens im Berufsleben findet sich weniger Freizeit, um die Bewegtbildinhalte im vollen Umfang aufzusaugen. Aufgrund des Zeitmangels entwickelt sich der TV-Konsum von reiner Berieselung zur berieselnden Entspannung am Abend nach dem Motto „Füße hoch und zurücklehnen“. Das typische Leanback-Prinzip wird von unzähligen Zuschauern zelebriert. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Glotze im späten Alter mit optional intensiver Lautstärke erneut den lieben langen Tag im Dauersendebetrieb läuft. Manchmal sogar über den Tod der Zuschauer hinaus. Doch in der Jugend und im Berufsleben erfreuen wir uns an der werberelevanten Zielgruppe, einer der womöglich wunderbarsten Erfindungen, wenn gleich auch Lügengeschichte aus der Feder des Privatfernsehens. Schließlich ist ein kaufkräftiger 14-Jähriger üblicherweise eine absolute Ausnahme, weil einen Sportwagen zu kaufen erst in einem gewissen Alter dank monetärer Mittel möglich wird. Ungeschoren betrachtet beeinflussen die Kinder das Kaufverhalten ihrer Eltern und die Werberelevanz beinhaltet auch die langjährige Markenbindung, ja förmlich eine Prägung auf bestimmte Marken, die in unserem täglichen Leben über den Bildschirm in 30-60 Sekunden abgefeiert werden. Werbung für Zielgruppen in einem linearen Medium.

Die Maschinerie der TV-Industrie läuft scheinbar unaufhaltsam. Laut einer aktuellen Analyse von media control schalteten die Fernsehzuschauer hierzulande im Schnitt 223 Minuten täglich ein. Täglich bis zu 3:45 Stunden hängen die Deutschen vor dem Flimmerkasten, was eine Steigerung um ca. elf Minuten im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Sehdauer seit 1992 bedeutet, dem offiziellen Start des analytischen Messverfahrens für die aktuelle Auswertung in der Einschaltquotenvermarktung. Im direkten Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern kamen die Einwohner aus Sachsen-Anhalt auf stolze 276 Minuten täglich, dicht gefolgt von Thüringen (274 Minuten) und Sachsen (269 Minuten).

So mag man sich nach den Gründen für diesen Anstieg der Sehdauer fragen, der sich vor allem in den Bundesländern aus Ostdeutschland niederschlägt. Heute veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit die aktuellen Zahlen der Arbeitslosenquote für 2010. Zwar zeigt sich insgesamt eine Besserung am Arbeitsmarkt, was auf eine starke Konjunktur zurückgeführt wird. Doch im Vergleich mit der durchschnittlichen Sehdauer lässt sich behaupten: Die Sehdauer fällt in der Regel in den Bundesländern höher aus, wo eine verhältnismäßig hohe Arbeitslosenquote auftritt. Die nebenstehende Grafik verdeutlicht diese altbewährte Theorie anhand der offiziellen Zahlen. Die „TV-Muffel“ sitzen in Bayern und Hessen, generell wird in Westdeutschland weitaus weniger Fernsehen geschaut als im Osten, gleichzeitig sind bis auf wenige Ausnahmen die Arbeitslosenquoten der Bundesländer unter 10 Prozent, teilweise unter 5 Prozent.

Das klischeehafte Potenzial solcher Herleitungen in Form einer Kombination von der täglichen TV-Sehdauer mit Arbeitslosenquoten ist definitiv gefährlich und soll als Beispiel dienen, um die Wertigkeit solcher Analysen zu hinterfragen. Brauchen wir in der heutigen Zeit nicht mehr als nur den reinen TV-Konsum, um auf einen Aufschwung zu deuten? Der TV-Markt hat bereits aufgrund der hohen Nachfrage nach LCD-Fernsehern im vergangenen Jahr stark zugelegt. Dies könnte schon als ein erstes Indiz gedeutet werden, dass der generelle Anstieg der Sehdauer durch die Faszination für die neuen Endgeräte in vielen Fällen begründet ist. Zudem findet die Vermischung von Internet und klassischen TV-Inhalten auf Hybrid-Fernsehern immer stärker statt. Betrachten wir Sony Bravia Internet TV oder Philips Net TV sowie Google TV oder Boxee, finden die TV-Zuschauer gänzlich neue Anreize, um den Flimmerkasten einzuschalten.

Auch erweckt die Analyse von media control nicht den Eindruck, dass die Mediennutzung vieler Menschen mittlerweile parallel abläuft. Das typische Nutzungsverhalten kombiniert verschiedene Medientypen wie TV und Internet vor allem in den Abendstunden. Viel zu oft finden sich unzählige Nutzer bei Twitter oder Facebook und tauschen sich intensiv über aktuelle (Live-)Sendungen aus. Doch dieses Gezwitscher lässt sich bisher kaum in Verbindung mit der klassischen TV-Sehdauer bringen, um ein wirkliches Abbild der Mediennutzung darzustellen.

So verbrachten US-Amerikaner laut einem Bericht der New York Times (03/2009) bereits bis zu neun Stunden pro Tag vor einem Monitor. Ein Unterschied zwischen TV und PC wurde nicht mehr vollzogen. Zudem stieg laut einer Studie von goetzpartners (05/2010) die Nutzung von IPTV in Deutschland mit 157% im Vergleich von 2009 und 2008 deutlich.

Als trauriges Ergebnis lässt sich also feststellen: Analysen von klassisch ambitionierten Unternehmen müssen mittlerweile stark hinterfragt werden. Eine reine Lobhudelei auf das Fernsehen wäre vollkommen unangemessen. Dennoch wird das Fernsehen nicht einfach sterben, sondern sich gänzlich verändern und neu definieren. Die Linearität steht noch immer als absolutes K.O.-Kriterium einer gesamten Branche. Die Konvergenz von Medien und Inhalten über hybride Endgeräte wirkt sich von Vorteil aus. Die Gesellschaft spürt dies durch verschiedene Inhalteanbieter und Aggregatoren, wie YouTube, sevenload, Maxdome oder RTL Now. Deutschland holt jedoch auf, zudem nach dem BITKOM-Webmonitor (Juni 2010) bereits jeder zweite Internetnutzer WebTV schaut.

Wer spricht noch von der berüchtigten „Medienrevolution“? Die Revolution ist vorbei, wir befinden uns auf dem Weg in die Zukunft mit der „Evolution der Medien“, die im Wohnzimmer stattfindet. Diese Evolution fand dank Hybrid-TV im Weihnachtsgeschäft 2010 statt, als bereits mehr Fernseher mit Internetanschluss verkauft wurden. Wer heute einen Aufschwung für das lineare TV-Programm prognostiziert, sollte alle Faktoren und Trends berücksichtigen, die unserer Gesellschaft ein mediales Erlebnis in Zukunft beglücken werden.

Disclaimer: Als Autor dieses rein privaten Blogs möchte ich für alle Leser anmerken, dass ich als langjähriger Mitarbeiter von sevenload eine gewisse Einsicht und ein entsprechendes Verständnis für dieses Thema entwickelt habe. Eine Verwässerung des Themas ist demnach nicht angestrebt. Vielen Dank.

Wer das Conversation Prism von Brian Solis bereits kennt, wird das neue „The Twitterverse“ lieben. Zwanzig Monate nach der ersten Ankündigung veröffentlichte Brian Solis mit Jesse Thomas das neue Machwerk für Social Media. Im Gegensatz zum Conversation Prism liegt der Fokus schon vom Namen her eindeutig auf Twitter und den diversen Apps und Services, die an Twitter über die API andocken. In insgesamt 19 verschiedenen Kategorien, die als Ringe im Sonnensystem von Twitter dargestellt werden, finden sich die entsprechenden Logos. Wer danach suchet, der findet die Dienste schnell via Google.

Die 19 Ringe umfassen die Themen Branding, Geographics, Interest Graph, Dashboard, Event Management, Live Streaming, Geo Location, Relationships, Marketing and Advertising, Rich Media, Communication Management, Research and Analysis, Stream Management, Mobile Applications, Trends, Social CRM, Influence and Resonance, Twitter Search sowie Causation. Wie lange werden wir warten müssen, bis jemand davon eine eingedeutschte Version erstellt oder sich als Social Media Experte in den neuesten Variante seiner Vortragsfolien als Innovator brüstet? :)

Passend zum Jahresanfang verbreitet Ausschnitt, einer der bekannteren PR-Clipping- und Monitoring-Dienstleister, die Mecker-Charts 2010 aus der deutschsprachigen Twitter-Gemeinschaft. Politik und Technik dominieren diese kleine Rangliste aus der digitialen Motzecke. Man sollte sich bei aller Genugtuung während Lesekonsums dieser Top 10 jedoch fragen, ob bei den jeweils genannten Unternehmen überhaupt jemand diese „#fail“-Tweets ernst nimmt oder die kritischen Unkenrufe beachtet?

  • Platz 1: Stuttgart21
  • Platz 2: Deutsche Bahn
  • Platz 3: CDU
  • Platz 4: Apple
  • Platz 5: FDP
  • Platz 6: iPhone
  • Platz 7: Twitter
  • Platz 8: Fußball WM 2010
  • Platz 9: JMStV
  • Platz 10: Das Wetter

Das Grundrauschen bei Apple oder dem iPhone ist viel zu gewaltig, als dass hier von zielgerichteter Kritik die Rede sein kann. Twitter selbst ist regelmäßiges Opfer von Ausfällen oder Störungen, so dass ein #fail sehr schnell abgesetzt wird. Auch die Fußball-Tweets bezogen sich gewiss auf vergebene Torchancen und ähnliche spielerische Problemstellungen, und waren dabei eher weniger als ernsthafte Kritik an der D11B gemeint.

Kurzum – die Politik und die offenkundige Unfähigkeit, mit den digitalen Spielmachern mitzumischen, lässt sich als das wahre Opfer bei Twitter erkennen. Man darf bereits spekulieren, ob nicht in naher Zukunft eine Twitter-Zensur (#Zensurtweet) analog zu den gewünschten Netzsperren gefordert wird. Doch im Kern ist und bleibt diese Rangliste leider genauso aussagekräftig und gleichfalls spannend wie das Jugendwort des Jahres: „Niveaulimbo“. :)

Wenn sich die Massen bewegen, erreicht man sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht ein Castor-Transport oder andere Demonstrationen bewegen heute die Menschen. Nein, es sind im Prinzip die Helden unserer Kindheit. Die Aktion begeistert bereits 242,838 Mitglieder. Mich auch. Mitmachen kann jeder, indem das eigene Profilbild bei Facebook durch einen entsprechenden Comic-Charakter ersetzt wird. Doch nach einigen Stunden habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt.

Schauen wir jetzt in die Glaskugel, kommen nämlich so manche schadhafte Gedanken ans Tageslicht. Der gesamten Industrie geht es schlecht. Verdammt schlecht. Lasst es sinkende Absatzzahlen sein oder die typisierten Raubkopierer. Die stellen doch reihenweise Comics und Cartoons einfach ins Netz. Also warum sollte eigentlich nicht bei einer Fan-Aktion mitverdienen? Das erklärte Ziel dieser Massenbewegung wird bestimmt ein weltweiter Abmahnwahnsinn von sämtlichen Personen sein, die z.B. Asterix & Obelix, Saber Rider and the Star Sheriffs, He-Man, She-Ra, Heidi, Alfred Jodokus Kwak, Captain, Future, Goofy, Micky Maus, Donald Duck, Bugs Bunny, Daffy Duck und wie unsere Lieblingshelden der Kindheit alle heißen bei sich in den Profilfotos veröffentlichen.

Die berechtigte Frage nach dem Sinn einer solchen Abmahnaktion ist gewiss berechtigt. Man erkennt schon an dem Satz, wie es gemeint ist. Die Anwälte, die daraus Kapital schlagen wollen, werden sowieso über kurz oder lang im Netz eine ungerühmte Berühmtheit erlangen. Na dann… wenn es sonst nichts weiter gibt, als den Fans in den Allerwertesten zu treten? Und jetzt bitte wie sonst auch einfach weitermachen.