Twitter, Facebook und XING: Linkschleuderei als digitalen Selbstbeweihräucherung?

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Wer einen Artikel für das eigene Blog schreibt, greift oft zu diversen Tools, um den fertigen Blogeintrag im Netz zu promoten. Waren es früher Social Bookmarking Dienstleister wie del.icio.us oder Stumbleupon, nehmen heute die Echtzeitmedien Twitter, Facebook und XING die Rolle der Linkdistribution ein. Zurzeit distanziert sich Ed Wohlfahrt in seinem aktuellen Artikel von diesem Gebahren der Promotion in Social Media und fragt noch einmal nach: Ist dieses Vorgehen verwerflich oder gelebte Praxis?

Eine durchaus relevante Frage hinsichtlich der „digitalen Selbstbeweihräucherung“, die im Sinne der eigenen Online-Reputation nicht zu verachten ist. Für meinen Teil (er)lebe ich Social Media und damit das Internet in seiner frischesten Form nach folgender Maxime: Egal ob Twitter, Facebook, oder Xing – wer mir folgt oder mein Kontakt sein möchte, macht dies aus Interesse an meiner Person. Nicht aus Zahlenhascherei um die höchsten Werte an Verfolgern und Gefolgten. Diese zahlengeilen Menschen entfolgen mir üblicherweise auch nach kurzer Zeit, oder ich rate ihnen an, mir schleunigst mit nur einem Klick zu entfolgen, wenn meine veröffentlichten Informationen von keinem persönlichen Interesse für sie sind.

Als viel interessanter entpuppen sich die Follower und Kontakte, die ziemlich genau das sehen möchten, was ich der Welt mitteile. Dazu zählen nicht nur Weisheiten und Sinnfreiheiten mit 140 Zeichen, sondern auch Linktipps zu Themen, die mich interessieren und von denen ich glaube, sie interessieren diejenigen Leute, die mir folgen. Manche Themen werden bereits von anderen Autoren gut abgedeckt, so dass ich freudig ihre Links verbreite oder andere Tweets mit Linktipps retweete bzw. die Informationen mit meinen Kontakten über die üblichen Funktionen teile. Dieses Prinzip des Teilens passt perfekt zu den Gedanken, die ich selbst nicht mit nur 140 Zeichen oder einem kurzen Statusupdate ausdrücken kann, sondern für die ich einen längeren Artikel im eigenen Blog herleiten muss.

Genau diese Artikel, die ich eigenhändig mit verhältnismäßig viel Zeit und so manches Mal auch mit Mühe verfasse, möchte ich gelesen wissen. Der Grund für diesen Wunsch liegt vielleicht nicht jedem Leser, Kontakt oder Follower auf der Hand. Hier stehen keine Abrufzahlen in Millionenhöhe für den Egopush im Vordergrund. Nein, es sind eher Eure Reaktionen und Kommentare auf meine Artikel, die mir wertvoll sind. Ich verbreite die Links auch, weil es mich erfreut, wenn ich anderen Menschen etwas mitteilen kann, was vielleicht für ihren persönliche Situation in Arbeits- und Privatleben von Vorteil sein kann.

Gewiss ist es ein zeitraubender Faktor, jeden Blogeintrag zu promoten. Je einfacher, desto besser. Nicht ohne Grund habe ich nach ersten Gehversuchen den „Tweet-this“-Automatismus eines Plugins für WordPress vor fast zwei Jahren wieder deaktiviert. Daraus folgte, dass ich nur händisch die Tweets mit den Links verfasste. Mein Ziel dahinter ist auch leicht ersichtlich: Ein wenig persönliche Note hilft immer, wenn ein Link ankommen soll. Twitter wird per Hand, Facebook wiederum automatisch von Twitter gefüllt. Die Fanpage meiner Webseite fülle ich wiederum per Hand und Xing bekommt auch ein Statusupdate. Der Rest ist reiner Luxus und Überfluss. Schließlich gehen die Nutzer nicht mehr auf die Suche nach Informationen. Die Nutzer werden von den Informationen gefunden – und lassen sich vielleicht sogar auch überraschen.

Abschließend freut es mich, durch den ursprünglichen Gedankengang im Artikel von Ed Wohlfahrt auf dieses Thema zu kommen. Dies erfolgte kurzerhand über meine abonnierten RSS-Feeds via Google Reader und nicht über Twitter. So konnte ich anstatt eines einfachen Kommentares in seinem Blog gleich einen ganzen Artikel verfassen, was wesentlich mehr Relevanz besitzt als schnöde 140 Zeichen. Während so manche Stimmen vom Ende von RSS flüstern, glaube ich auch stark daran, dass RSS noch lange weiterleben wird. Dies ist jedoch eine andere Baustelle. :)

9 Kommentare
  1. Frank Hamm sagte:

    Schön, dass RSS auch hier nicht tot ist http://bit.ly/hSNnRT Ich nutze RSS nach wie vor intensiv, aber viele tun dies nicht. Deswegen war es mein Ansatz mit dem WordPress-Plugin, mein Netzwerk automatisiert über neue Inhalte zu informieren – um mich dann über Gespräche zu freuen.

    Andererseits ist dieses automatisierte Twittern meiner Artikel irgendwie… blöd und seelenlos.

    Ich werde das also wieder abstellen, aber weiterhin Links auf ausgewählte Artikel „höchstpersönlich“ twittern :-)

  2. Mike Schnoor sagte:

    Mensch Frank, das freut mich! Lieber mit einer individuellen Promotion an den Start gehen als rein automatisches Füttern der Netzwerke – das gefällt mir. Zumindest kann man dann auch die Headlines variieren und auch anderweitig das Thema „Aufmerksamkeit“ beschwören :)

  3. Christine Heller sagte:

    Hallo Mike,

    super Beitrag und ich bin ganz deiner Meinung. Ich bin absoluter Gegner von Content-Dopplungen. Es ist einfach sehr ermüdend auf allen Kanälen gleiche Posts zu lesen. Diese Personen machen sich wenig Gedanken um unterschiedliche Zielgruppen und Interessen. Ich selbst promote für @altaresMM auch jede Analyse oder jeden Newseintrag einzeln. Ja, es ist mühsam, aber wie du schon angesprochen hast, wesentlich individueller. Promotion für eigene Beiträge finde ich unproblematisch. Ein größeres Problem habe ich mit Tweets von der Sorte „Wir sind so toll, werde unser Kunde“. Man kann auch durch guten Service, hilfreiche Informationen, klare Stellungnahmen Menschen von dem Wert eines Produktes, einer Dienstleistung oder einer Marke überzeugen.

    RSS tot? Also für mich nicht ;-). Ich nutze das sehr intensiv.

    Gruß
    Christine

  4. Miriam sagte:

    Vielen Dank für diesen Tipp: „Ein wenig persönliche Note hilft immer, wenn ein Link ankommen soll. Twitter wird per Hand, Facebook wiederum automatisch von Twitter gefüllt. Die Fanpage meiner Webseite fülle ich wiederum per Hand und Xing bekommt auch ein Statusupdate.“ Die Fanpage fülle ich automatisiert und kommentiere sie dann (das geht nämlich mit dem Yiid.it-Like-Button anders als mit dem Facebook-Like-Button) in der Hoffnung einen Dialog zu provozieren.
    Übrigens kann wer den Yiid.it-Like Button nutzt und seinen Weblog bei uns (bei Yiid.it) anmeldet genau sehen, wer geklickt und gelesen hat.

  5. Mike Schnoor sagte:

    Christine, vielen Dank für das Feedback. Und ich gestehe, dass ich bei meinem persönlichen Facebook-Profil ein wenig zu faul bin und nicht alles und jedes Mal meinen Senf neu einstellen möchte. In dem Fall habe ich Twitter direkt in Facebook einfließen lassen. Nur manche Dinge wie spezielle Sharings oder I-Like Themen, aber so manche recht amüsanten Fotos/Screenshots jage ich manuell bei FB hoch, wenn es nicht für Twitter einfach passt.

    So umgehe ich auch manche Kontaktanfrage bei Facebook – ich möchte einfach nicht jedesmal mit jedem dort verknüpft sein. Schließlich bekommt man in meinem Twitter-Stream ja die volle Dröhnung. :)

  6. Oliver sagte:

    RSS ist definitiv nicht tot!

    Sehr guter Beitrag, ich bin zu 80% Deiner Meinung :) Übrigens bin ich durch ein Xing Status Update auf den Beitrag gekommen….

  7. Mike Schnoor sagte:

    @Miriam – Werblicher Kommentar? Aber möchte man wirklich so ganz haarklein wissen, wer wann wie wo warum weshalb einen Beitrag gelesen hat? :)

    @Oliver – Herrlich, also funktioniert mein Multi-Channel-Social-Media-Promotion-Ansatz. Danke für die Bestätigung! :)

  8. Miriam sagte:

    Ich denke ein Autor möchte wissen, ob seine „eigenhändig und mit verhältnismäßig viel Zeit und Mühe“ verfassten Artikel überhaupt gelesen wurden und ob sie Anklang oder das Gegenteil gefunden haben, oder?

  9. Alessandro Amba Nesci sagte:

    Ich denke jeder Autor will sicher Feedback für seine “eigenhändig und mit verhältnismäßig viel Zeit und Mühe” verfassten Artikel, doch der Grund warum eine Kreation (Artikel, Buch, Musik, Film, etc.) überhaupt entsteht ist dass mann eine Bootschaft weiter geben will, entweder um seine Gedanken/Gefühle zur reflektieren oder andere Menschen sie Mittzuteilen. Der Titel hat mich neugierig gemacht, den Artikel fand ich gut, und es kommt immer auf die Menschen an. Danke

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