In der wunderschönen und damit aufheiternden Zitatsammlung bei medienlese findet man die „50 besten Zitaten über das Internet“ aus Politik, Wirtschaft und natürlich von Medienexperten. Das meiste, was sich in der Liste wiederfindet, ist ein Zeugnis für die perfide Schusselligkeit der Protagonisten, wenn sie eine Kamera bzw. ein Mikro sehen. Wichtige Wörter, schlaue Formulierungen – und dann doch alles falsch.

Aber die folgende Aussage von Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, im April 2007 kann ich nur bestätigen:

„Was wir überlegen, ist, ob wir nicht die Pionierphase im Netz, was die Verbreitung von Radio und Fernsehen angeht, für beendet erklären sollten.“

Mittlerweile sind nach den anfänglichen Gehversuchen mit Windows Media Player, Real Player oder Quicktime die meisten Anwender auf Flashvideos und Flashplayer sowie MP3 Downloads für Podcasts fixiert. Alles andere hat keinen Sinn mehr und nach so vielen Jahren sollte man die professionelle Übertragung in jedem größeren Medienhaus ja gelernt haben, nicht wahr? :)

Die berühmte und wohl angesehenste US-amerikanische Zeitung The New York Times verabschiedet sich ab dem 19. September von ihrem Paid-Content Angebot für die Internetausgabe.

Since we launched TimesSelect in 2005, the online landscape has altered significantly. Readers increasingly find news through search, as well as through social networks, blogs and other online sources. In light of this shift, we believe offering unfettered access to New York Times reporting and analysis best serves the interest of our readers, our brand and the long-term vitality of our journalism. We encourage everyone to read our news and opinion – as well as share it, link to it and comment on it.

Auch in Deutschland hatte bereits die Horizont für ihr Online-Angebot das große Umdenken in Szene gesetzt. Ich kann es nur begrüßen, denn die NYT ist schließlich ein führendes Blatt – und sollte die herrschenden Trends im Internet für ihr Onlinependant berücksichtigen.

Passend zur eher beliebäugelten Premiere der neuen Anne Will Sendung auf der ARD wurde bereits vor einigen Tagen das dazugehörige Weblog gestartet. Unter annewill.blog.nrd.de findet sich ein optisch ansprechender, jedoch inhaltlich schwacher Blog der erfolgreichen Frontfrau des deutschen Journalismus. Wer dabei vermutet, dass Anne Will selbst den Blog führt, irrt sich dabei gewaltig. Vielmehr schreibt die Redaktion die eher kurz anmutenden Artikel – und kassiert bereits nach der ersten Sendung über 140 Kommentare.

Doch allem Erfolg zu Ehre – warum schreibt die Heldin des Fernsehabends, die letztendlich Sabine Christiansen entthront hat, nicht mit ihrer eigenen Feder? Anne Will Bloggen!? – es passt so schön durch den prädikalen Nachnamen. Technisch setzt das Team von Anne Will auf WordPress MU 1.2.4 um das Redaktionsblog zu füllen.

Inhaltlich ist es noch ein wenig mau für das Blog einer First-Class Journalistin, aber wir alle haben ja irgendwann klein angefangen. Vielleicht fehlt einfach nur die Zeit und Muße für das kleine aber feine Bloggen. :)

Nach den jüngsten Entwicklungen um das Verfassungsgerichtsurteil zu den Rundfunkgebühren geht der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger davon aus, „dass ARD, ZDF und Deutschlandradio maßvolle Gebührenforderungen für die nächsten Jahre anmelden werden“.

Damit äußert der CDU-Politiker gegenüber dem Focus, dass Gesetze und Staatsverträge künftig „konkreter als bisher“ festzulegen seien. Diese Forderung schließt eine Prüfung von allem was zur Grundversorgung notwendig sei mit ein. Ebenfalls ist Art und Umfang der Online-Angeboten seitens der öffentlich-rechtlichen Anstalten zu prüfen oder gar zu begrenzen.

Veraltetes Modell für die Masse
Für mich sprechen jedoch die Vorstöße seitens der öffentlich-rechtlichen Sendergruppen versus die Meinungen der Politik hart auf jegliches Verständnis. Schon die Frage danach, ob die Online-Angebote zur Grundversorgung zählen dürfen, wenn sich die Idee des „Dualen Systems“ der Medienlandschaft auf der Nachkriegszeit und der damit verbundenen Informationsversorgung beruft? In der heutigen Zeit ist ein vollausgebautes Online-Angebot eines journalistischen Leitmediums nicht wegzudenken. Auch die Präsenz der öffentlich-rechtlichen Sender ist meiner Meinung nach legitimiert, wenn man es mit der privatwirtschaftlichen Omnipräsenz in nahezu jeder Ecke im Internet vergleicht. Vielmehr ist die Frage nach dem Modell, was die Gebührenfinanzierung von ARD, ZDF und angeschlossenen Funkhäusern begründet, ein historisch bedingter Fehler.

Dass nach dem zweiten Weltkrieg ein Informationsdefizit durch verstärkte Aufklärung zu füllen war, zeigt die seit mehr als einem halben Jahrhundert historisch gefestigte Bundesrepublik und das daraus geborene Deutschland. Die Technologie entwickelte sich jedoch rasanter als die Politik und auf ihr basierende Systeme, auf welchem die öffentlich-rechtlichen Anstalten verankert sind.

Neuanfang mit Pflicht des Einzelnen
Heute beziehe ich eigenständig die Informationen und bilde mich individuell nach meinen Bedürfnissen. Ich selektiere, recherchiere und informiere mich. Gleichzeitig obliegt es meiner persönlichen Verantwortung, durch verschiedene kleine Kommunikationsnischen im Internet via Blogs, Wikis und ähnliche technische Systeme das Informationsangebot für jedermann bereitzustellen, was letztenendes wieder eigenverantwortlich durch die Leser oder Zuschauer selektiert und recherchiert wird. Meiner Meinung nach ist eine rudimentäre Änderung der Gebührenstruktur notwendig, um die endlosen Diskussionen um die GEZ, die öffentlich-rechtlichen Sender oder ihr inhaltliches Programm zu beenden.

Es ist Zeit für einen Neuanfang, der die Individualisierung bzw. Personalisierung von Informationen in Bezug auf das Individuum als seine eigene Pflicht zur Grundversorgung herauskristalisiert. Sofern man sich an fast 50 Jahre alte Mechanismen klammert und diese aufgrund seiner wirtschaftlichen Größe nicht verändern möchte, kann zumindest ich keinen grünen Zweig auf dem knorrigen Gerüst der Gebührenfinanzierung sehen.

Premiere Star soll als Verbreitungs- und Vermarktungsplattform für Drittsender ihr Angebot über die Verbreitungswege Kabel und IPTV zugänglich machen. Statt auf die reine Ausstrahlung via Astra (19,2° Ost) sollen in Zukunft 13 kleine Pay-TV-Kanäle in das Kabelnetz eingespeist werden. Die damit verbundene Suche nach Kooperationspartnern im Kabel-Bereich gestaltet sich jedoch schwierig.

Auch Peter Schwierz weiss zu berichten, dass gerade Kabel Deutschland (KDG) ein vergleichbares Angebot mit 700.000 Kunden betreibt. Zumal die KDG ab Mitte September einen Internetzugang mit Telefonanschluss über das Kabelnetz in vielen niedersächsischen Städten und Gemeinden anbieten möchte, befindet sich Premiere Star in keiner guten Ausgangsposition, wenn diese ca. 2 Millionen Haushalte sich in der Regel keinen zweiten PayTV Anbieter zulegen werden.

Es ist doch irgendwie amüsant zu sehen, wie sich die Big Player gegenseitig ausspielen und um die Gunst der Zuschauer buhlen. Fernsehen ist halt auf 24 Stunden limitiert, und gerade für junge Zuschauer bietet ein womöglich lineares Programm keine wesentlichen Neuerungen geschweige denn Gründe, sich das zusätzliche Programm zu bestellen… NBC und AETN gehen entsprechend andere Wege.

Für die zwei Pay-TV-Kanäle „The History Channel“ und „The Biography Channel“ wird ab dem 20. September ein eigenes Video on Demand Portal gestartet. Das NBC-AETN-Joint Venture geht damit laut DWDL erstmals außerhalb der USA für den deutschsprachigen Markt diesen Weg.

Preislich soll für die heruntergeladenen Programme zwischen 0,99 und 2,99 Euro vom Zuschauer gezahlt werden, ein monatliches Abo mit 4,99 Euro lohnt sich in dem Fall schon eher anstelle der Einzelbuchungen. Zwölf neue Sendungen neben Dokumentationen, Biografien und Reallife-Serien runden das Programm ab.

Ich merke, dass sich der Trend zum Bewegtbild im Internet immer deutlicher abzeichnet. Zwar sind meiner Meinung nach die Nutzerzahlen und der Medienkonsum im Verhältnis zu allen anderen Medien nur anteilig. Doch in nur wenigen Jahren, vielleicht sogar Monaten, wird man merken, dass viele andere Sendeformate, die man aus der Flimmerkiste kennt, nur im Internet angeschaut werden können.

Wir sind alle davon betroffen. Im Durchschnitt beschäftigt sich jeder deutsche Bundesbürger über acht Stunden mit Medien aller Art. Ob Zeitschriften, Zeitungen, Radio, TV oder Internet – der Medienkonsum erreicht ungeahnte höhen. Nicht nur durch das Medium Internet, was omnipräsent auch im Arbeitsalltag für viele Menschen als unabdingbar gilt, hat dazu beigetragen.

Laut der aktuellen Studie „Communication Networks 11“ (PDF) des Focus Magazin Verlags sind wir acht Stunden und 36 Minuten an normalen Werktagen im Durchschnitt mit Medien und Kommunikations­mitteln beschäftigt. Dabei richtet sich ein Großteil der Bevölkerung „multimedial“ aus, indem jeder dritte TV-Zuschauer gleichzeitig Zeitung oder Zeitschriften liest und fast jeder zweite Zeitschriftenleser gleichzeitig Radio hört. Doch die Zahlen sprechen wieder einmal für sich

  • 1,1 Millionen Menschen in Deutschland haben ein Weblog oder schreiben an einem mit.
  • Männer spielen häufiger Online-Spiele, lesen mehr Tageszeitungen und nutzen das Handy stärker als Frauen.
  • Frauen hingegen spielen eher Offline-Spiele, telefonieren vom Festnetz, lesen Bücher und hören Radio.
  • Der Anteil der Zeitschriftennutzer beziffert sich insgesamt auf 94 Prozent
  • Die Online-Nutzung soll auf 61 Prozent der Bevölkerung zugelegt haben
  • Zeitschriften lesen alle Altersgruppen gleichmäßig
  • Das Internet bevorzugen eher die Jüngeren
  • Passiv vorm Fernseher sitzt die ältere Bevölkerung
  • 31 Prozent der über 50-Jährigen nutzen das Internet

Zum Vergleich für insbesondere die Zahl der Blogger oder die Onlinenutzung möchte ich hierzu die Studie von vergangener Woche, der ARD/ZDF-Online-Studie-2007, heranziehen – das Urteil kann sich jeder selbst bilden. Eigentlich sind wir doch alle wieder gleich – wir hocken irgendwie vor einem viereckigen Kasten und starren in die Röhre.

Der Deutsche Journalisten Verband Berlin e.V. musste am vergangenen Dienstag die Insolvenz am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg anmelden. Laut Informationen von DWDL sei trotz der finanziellen Ermüdung der Rechtsschutz und andere verbandspolitische Leistungen für die Mitglieder dennoch gewahrt.

Doch die brennende Frage, die mir auf der Zunge liegt, lautet eher: Warum geht der DJV Berlin pleite? Genaue Gründe dafür konnten scheinbar nicht genannt werden. Es wird irgendwas von lange zurückliegenden Gründen gemunkelt, aber man hoffe auf eine Konsolidierung der finanziellen Lage zum Positiven hin. Dennoch eine peinliche Nummer für den ehrbaren Journalismus in Deutschland, dass sich ein DJV Landesverband in solch eine missliche Lage katapultiert.

Sind wir im Zentrum der Fiktion? Gibt es abnorme realitätsfremde Darstellungen im Fernsehen? Bringt die konstante Abgabe erfundener Lügen 1. Ordnung den Zuschauer zu Propaganda, Ramsch und Obszönitäten 7 Tage die Woche? Oder gibt es doch nur rücksichtslose Tatsachenverdreher und Lügner in der Medienwelt? Mit dem Thema der Lügen befasst sich jeder gerne.

Einen meiner Meinung nach sehr ausführlichen, vielleicht der Wahrheit nahen, aber dennoch in aller Hinsicht schwer definierbar oder beweisbaren Artikel zum Thema 9/11 liefert Schall und Rauch – mit dem unschwer erkennbaren Aufruf zu neuen Definitionen der etablierten und führenden Fernsehsender ARD, ZDF, RTL oder Pro7. Kann diese Abrechnung unterschrieben werden?

Ob 9/11 inszeniert wurde oder ein Akt des Terrors war – es ist einige Jahre her und das Echo in den deutschen Medien war sehr schwach im Vergleich zu den Vorjahren. Ob die USA mit ihrer PR-Maschinerie im Ausland noch Erfolge haben, wage ich zumindest zu diesem politisch brisanten Thema zu bezweifeln. Verurteilen – wie immer – kann ich zumindest keinen, doch die Bevölkerung in Deutschland widmet sich unschwer erkennbar anderen Dingen als den Opfern in den USA zu gedenken… schwierig.

Die restlichen Mitbürger können, wollen oder wissen immer noch nicht, was das Kommunikationsmedium Internet bedeutet. Laut der aktuellen ARD/ZDF-Online-Studie für 2007 ergibt sich damit folgendes Ergebnis:

  • 89 Prozent der Onliner nutzen demnach nie Weblogs
  • 40,8 Millionen Deutsche ab 14 Jahren haben Zugang zur Internet-Welt
  • 2,2 Millionen neue Anwender seit vergangenem Jahr
  • 47 Prozent der Internetnutzer nutzen Wissensdatenbanken wie die Wikipedia
  • 34 Prozent nutzen Videoportale wie YouTube oder sevenload
  • 26 Prozent der Internetnutzer wissen nicht wie schnell ihre DSL-Verbindung ist
  • 21 Prozent der Internetnutzer haben eine Webcam
  • 7 Prozent haben einen Film bei einer Video-Community hochgeladen
  • 6 Prozent haben aktiv mit einem Beitrag für die Wikipedia mitgemacht
  • 8,36 Prozent der Internetbenutzer lesen Blogs
  • 2,64 Prozent der Internetbenutzer sind Blogger
  • 2 Prozent erlaubten sich einen Avatar zu erstellen

Details finden sich in der dazugehörigen Ausgabe der Mediaperspektiven. Enttäuschend ist, dass laut der Studie die Nutzung der webzwonulligen Welt eher spärlich ausfällt, da ein passiver Gebrauch der aktiven Nutzung rund um den „Mitmach“-Faktor von der Mehrheit der Internetnutzer bevorzugt wird.

Bei nur 2,64 Prozent echter Blognutzer von allen den 62,7 Prozent der Deutschen bleibt nur noch eines: Es wundert wirklich nicht mehr, dass der Einfluss von Weblogs in Deutschland im Vergleich zu den USA und anderen Ländern als Medienmacht nur am Rande wahrgenommen wird. Nur wenige Ausnahmen, die als Bildblog, Spreeblick und Basicthinking bekannt sind, bilden halt die Spitze vom Eisberg dieser Wahrnehmung. Mehr dazu liest sich bei Peter Turi, Trice, Textdepot, und Wortfeld.