Wenn sich die Massen bewegen, erreicht man sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht ein Castor-Transport oder andere Demonstrationen bewegen heute die Menschen. Nein, es sind im Prinzip die Helden unserer Kindheit. Die Aktion begeistert bereits 242,838 Mitglieder. Mich auch. Mitmachen kann jeder, indem das eigene Profilbild bei Facebook durch einen entsprechenden Comic-Charakter ersetzt wird. Doch nach einigen Stunden habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt.

Schauen wir jetzt in die Glaskugel, kommen nämlich so manche schadhafte Gedanken ans Tageslicht. Der gesamten Industrie geht es schlecht. Verdammt schlecht. Lasst es sinkende Absatzzahlen sein oder die typisierten Raubkopierer. Die stellen doch reihenweise Comics und Cartoons einfach ins Netz. Also warum sollte eigentlich nicht bei einer Fan-Aktion mitverdienen? Das erklärte Ziel dieser Massenbewegung wird bestimmt ein weltweiter Abmahnwahnsinn von sämtlichen Personen sein, die z.B. Asterix & Obelix, Saber Rider and the Star Sheriffs, He-Man, She-Ra, Heidi, Alfred Jodokus Kwak, Captain, Future, Goofy, Micky Maus, Donald Duck, Bugs Bunny, Daffy Duck und wie unsere Lieblingshelden der Kindheit alle heißen bei sich in den Profilfotos veröffentlichen.

Die berechtigte Frage nach dem Sinn einer solchen Abmahnaktion ist gewiss berechtigt. Man erkennt schon an dem Satz, wie es gemeint ist. Die Anwälte, die daraus Kapital schlagen wollen, werden sowieso über kurz oder lang im Netz eine ungerühmte Berühmtheit erlangen. Na dann… wenn es sonst nichts weiter gibt, als den Fans in den Allerwertesten zu treten? Und jetzt bitte wie sonst auch einfach weitermachen.

In wenigen Tagen ist es soweit: Am 25.11.2010 treffen im Rahmen des internationalen Kongresses „The World after Advertising“ in der Düsseldorfer Rheinterrasse Visionäre und Vorreiter der Werbeindustrie auf Entscheider aus Unternehmen und Agenturen entlang der Werbe-Wertschöpfungskette. Für den Standort Nordrhein-Westfalen wird mit diesem Kongress ein ziemlich guter Jahresabschluss stattfinden. Auch ich werde mit von der Partie sein und hoffe auf spannende Gespräche.

Zudem kann ich von meinem Arbeitgeber sevenload auch einen kleinen Anreiz bieten. sevenload lädt Euch ein, auf diesem Event neue Impulse für eine nachhaltige Positionierung im digitalen Zeitalter zu gewinnen.

Ihr könnt auf dem Event natürlich die Referenten kennenlernen und erfahren, wie ihre erfolgreichen Werbestrategien der Zukunft aussehen. Fragen lohnt sich immer! :)

Hier ein kleiner Auszug aus der Referentenliste

  • Arndt Groth, Präsident des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
  • Amir Kassaei, Chief Creative Officer der DDB Group Germany
  • Axel Schmiegelow, Geschäftsführer des Social Video Networks sevenload.com
  • Ken Doctor, US-Medienanalyst und Buchautor
  • Madlen Nicolaus, Social Media Manager EAMER von Kodak
  • Martin Meyer-Gossner, Strategic Marketing Services Director von IDG Global Solutions
  • Oscar Ugaz, Digital Business Manager von Real Madrid
  • Rob Gonda, Creative-Technology-Guru von SapientNitro

Das vollständige Programm sowie alle Informationen zu den Referenten und der Anmeldung findet ihr auf der Website www.world-after-advertising.com.

Vergünstigte Tickets
Mit sevenload bieten wir Euch außerdem die Gelegenheit, vergünstigte Tickets mit dem Code MC-TWAA-SEVEN zu erwerben. Die Einlösung des Codes erfolgt immer direkt über die Eventseite unter – wählt dort die Option „Hier klicken um einen Aktionscode einzugeben“ aus. Nach Eingabe der Daten erfolgt die automatische Zustellung der Tickets per E-Mail.

„The World after Advertising“ ist eine Veranstaltung der Mediencluster NRW GmbH in Kooperation mit der ALM (Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten) und LfM NRW (Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen), unterstützt durch die Partner sevenload, denkwerk und mymuesli.

Werbung verteufeln wir. Aber Werbung brauchen wir. Schließlich wird nahezu jeder und alles, was nicht „Paid Content“ ist, durch Werbung refinanziert. Nun haben Vermarkter immer lustigere Ideen, die Werbebotschaften ihrer Werbekunden an die Rezipienten zu senden. Klassisches Sender-Empfänger-Modell lässt grüßen. Der alte Banner hat bekanntermaßen ausgedient, die Werbebranche muss die Schockstarre hinter sich lassen, die wir dank des starken Einflusses von Google AdWords, Google AdSense und Facebook Ads tagtäglich erleben. Ja, man muss immer am Ball bleiben, damit man die Werbung den Rezipienten vorsetzen kann. Dies ist gut, denn wir erhalten damit ja kostenlose durch Werbung refinanzierte Inhalte. Für lau, for free.

Doch wenn die Werbung den Content belastet, hinterfrage ich die Werbewirkung dieser Online-Werbung. In diesem Fall wundere ich mich über den Einfallsreichtum der Vermarkter und Werbeagenturen. Als urtypischer Rezipient von solchen marketinglastigen Kommunikationsformen empfinde ich jedoch Bauchschmerzen.

„Das Page Morph-Ad startet als Wallpaper. Wenige Sekunden später klappt sich die Website, wie zwei Schwingtüren, auf und ein seitenfüllendes Rich-Media-Format wird angezeigt.“

Zwar ist bald Weihnachten, aber ein gewaltiger Banner sollte nicht wie ein Adventskalender oder eine Theaterbühne vor dem Content funktionieren. Wenn mir solch eine animierte Display-Werbung auf Webseiten begegnet, versuche ich sie schnellstmöglich wegzuklicken oder verlasse die Seite. Selbst dies scheint nur mit ein wenig Geduld möglich, schließlich möchten diese Schwingtüren geöffnet und geschlossen werden. Da verschwindet nix sofort beim Klick auf „Schließen“, vielmehr wird die Werbeform noch bis zum Ende animiert. Soll bestimmt schön aussehen, oder?

Schon jetzt reichen mir die unsäglichen Banderolen, die sich vor den Content legen. Nun auch noch das Spiel mit den Türchen oder wahlweise mit einem Vorhang – je nach Betrachter. So kann man die Nutzer und vor allem ihre Geduld auch reizen. Damit gehen jedem Seitenbetreiber die Page Impressions (Ad Impressions) verloren, mein Visit hat eine kürzere Verweildauer und die gesamte Reichweite der zu vermarktenden Angebote schmälert sich. Schon doof für den Seitenbetreiber, und ziemlich doof für den jeweiligen Vermarkter. Aber manchmal machen wir alle ja ein wenig Werbung um jeden Preis. Wer sich fragt, wie diese überlappende, überklappende und überkandidelte Werbeform aussehen mag, kann sich selbst ein Bild davon machen. Natürlich muss ich nachträglich betonen, dass auch meine Brötchen im Prinzip durch Werbung und nicht durch „Goodwill“ finanziert werden. Doch es gibt meiner Meinung nach wesentlich effektivere Werbeformen als jene, die den Content vollständig überlagern.

Schaut man durch verschiedene Seminar-Angebote, findet man auch das Seminar „Social Media leicht gemacht“ aus dem Hause der W&V. Zuhörende Teilnehmer erfahren dort, wie man sich selbst und auch sein Unternehmen proaktiv und positiv durch die Kommunikation über Social Media in der Öffentlichkeit präsentiert. Themenschwerpunkte bilden dabei die rechtlichen Aspekte von Social Media, aber auch diverse Marketingoperationen für Facebook, Twitter & Co. Selbstverständlich nehmen Vertrieb und CRM entsprechende Anteile am gesamten Kommunikationsmix von Unternehmen. Auch der Erfolg will gemessen werden, doch dieser wird öfters durch die Aktionen einzelner Individuen geschmälert. Viele Mitarbeiter kommunizieren ohne Hand und Fuß in Social Media. Teilweise werden Kunden unter dem vermeintlichen Decknamen der Anonymität kritisiert, andernorts wird sogar über die IP-Adresse der Firma in Blogs, Foren oder Social Networks wie verrückt kommuniziert.

Nicht immer ist dies für ein Unternehmen von Vorteil. In dem aktuellen Fall eines Social Media PR-Gaus handelt nicht ein einzelner Mitarbeiter unvorbereitet oder schlägt mit einzelnen Kommentaren über die Stränge. Nein, das jüngste Beispiel einer äußerst bizarren Affäre im Social Web versetzt der medialen Weltordnung einen schweren Seitenhieb: Konstantin Neven DuMont, Verlegersohn und Herausgeber der „Frankfurter Rundschau“, wurde scheinbar als Autor von anonymen und kritischen Kommentaren im Weblog von Stefan Niggemeier identifiziert.

Diese Behauptungen und der daraus entfachte Streit resultierten in den letzten Tagen in einer medialen Schlammschlacht. Während die eine Seite behauptet, Konstantin Neven DuMont hätte die Kommentare eigenhändig verfasst, wird auf der anderen Seite wiederum die gesamte Story verneint. Hingegen wird die Verantwortung für die über mehrere Monate veröffentlichten Kommentare in die Schuhe von zwei Bekannten geschoben. Diese hätten sich unbefugten Zugang zu den digitalen Arbeitsmitteln des Vorstands und Herausgebers verschafft.

Fraglich an diesem ganzen Social Media PR-Gau sind jedoch zwei Aspekte, die eine aufklärerische Arbeit zu einem Medienspektakel in Form einer Schlammschlacht entwickeln lassen. Einerseits ist die Medienwelt höchst verwundert über das kommunikative Potenzial, das scheinbar aus der Feder eines hochangesehenen Verlegers stammt, von dem man solche mutmaßlichen Kommunikationsformen nicht erwartet hätte. Andererseits bewegt sich Stefan Niggemeier mit der Zuordnung sämtlicher Kommentare zu einer Person am Rande der datenschutzrechtlichen Möglichkeiten, weil die Verwendung der im Blog hinterlegten Daten ausdrücklich laut den Datenschutzhinweisen des Blogs nicht stattfinden würde.

Doch dann entwickelt sich eine unangenehme Seite dieses Für- und Wider-Spielchens, indem die fraglichen Kommentare sehr vertrauliche Insiderinformationen enthalten, die scheinbar niemand anderes an die Öffentlichkeit als die fragliche Person bringen konnte. Schon wird von einer Affäre „Konstantingate“ gesprochen und nahezu jeder Journalist und Blogger springt auf den Zug auf. Laut aktuellen Gerüchten will Konstantin Neven DuMont möglicherweise den Vorstandsposten beim Verlag M. DuMont Schauberg abgeben, womit der Streit über anonyme Kommentare seinen Höhepunkt findet.

Im Grunde genommen ist dieses Thema nichts Neues. Jeder Mensch, der sich im Netz mit seinen Äußerungen bewegt, hinterlässt seine digitalen Spuren. Wer genug Zeit hat, kann aus diesen Spuren lesen, wie es jeder gute Fährtenleser in der Wildnis kann. Nun definiert sich die Wildnis durch Blogs, die einstigen Klowände des Internets. Der Fährtenleser ist nur ein Journalist, der in der Regel genügend Objektivität und Spürsinn an den Tag legt, um aus den anonymen Spuren ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Und der von diesem Social Media PR-Gau Betroffene muss sich nun mit Fragen zu seiner Person als Führungspersönlichkeit konfrontiert sehen. Der nun angekündigte Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat und das Ziel, sich eher auf kreative Arbeit zu konzentrieren, darf als entsprechendes Signal und als Notbremse verstanden werden.

Nein, ich persönlich möchte niemandem etwas unterstellen. Die Story in den Medien ist mittlerweile schlimm genug, zumal auch einzelne Schicksale betroffen sind, die womöglich gar nicht im Rampenlicht stehen. Und dieses Debakel wirft in der Form scheinbar kein gutes Licht auf den Verlag und seine Führungsriege, aber gewiss aufgrund der gesamten Aufdeckungsarbeit auch ein mehr oder weniger schillerndes Licht auf den Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Kurzum, vielleicht wäre auch der Besuch eines Seminars, das die Vorteile und Nachteile von Social Media sehr eindrucksvoll aufzeigt, gewiss für viele Medienmanager und Verleger von Vorteil, damit sich solche Momentaufnahmen wie diese einfach vermeiden lassen. Die PR-Abteilung eines Unternehmens hätte in diesem Fall gewiss kaum den Schaden minimieren können, da hier auch sprichwörtlich die Sau durchs mediale Dorf getrieben wurde und die vermeintlichen Indizien gegen jede positive Kommunikation sprechen.

Das BarCamp Hamburg 2010 steht vor der Tür. Die Anmeldung war heute ab 12 Uhr freigeschaltet und nach nur wenigen Minuten war Schicht im Schacht – an jedem der zwei Tage sind mittlerweile 400 Teilnehmer registriert. Das ist gut, das tut gut, das bewirkt hoffentlich etwas.

Seit kurzer Zeit gibt es zum BarCamp Hamburg auch eine Facebook Gruppe. Diese Gruppen, ach, da kann man bestimmt ein wenig auf sich Aufmerksam machen. Fast wie Marketing und PR zusammen. Oder einfach nix außer heißer Luft? Ich bin bereist in einige Facebook Gruppen eingeladen worden. Auch ich habe selbst eine Gruppe eröffnet. Doch letztendlich lässt sich haargenau beobachten, dass nach ein paar Tagen aus jeder Gruppe die kommunikative Luft raus ist. Nach einiger Zeit schreibt keiner der Nutzer auch nur ein einziges Wort mehr. Doch bei neuen Gruppen kommt immer ein wenig Hype auf. Dazu gehört auch der Unsinn der digitalen Netzgemeinde, wie sich am jüngsten Posting der BarCamp Gruppe zeigt:

Nein, ich bekomme diese lächerlichen Mails nicht. Schließlich weiß ich, wie man die deaktiviert. Doch so einen Schmu in einer Gruppe von sich zu geben, in der mittlerweile fast 100 Nutzer eingeladen sind, ist schon peinlich. Da freue ich mich lieber auf das BarCamp Hamburg 2010 – auch ohne die lästige Facebook Gruppe. :)

Die Xefer Twitter Charts, welche ich in der Zwitscherliste reloaded von Jochen Mai fand, fördert einen interessanten Aspekt in der Nutzung von Twitter zu Tage: Man sieht ganz genau, zu welcher Zeit der persönliche Schwerpunkt beim Twittern ist.

Ich bin am Morgen bei Twitter sehr aktiv. Wie aus der folgenden Grafik hervorgeht, scheint meine „Kern-Tweet-Zeit“ im Zeitraum von Montag bis Freitag in der Zeit von 7 bis 12 Uhr zu liegen.

Twitter Chart

Die meisten Tweets setze ich am Mittwoch ab, dicht gefolgt vom Donnerstag. Dienstag und Montag sind die nächsten stärkeren Wochentage. An den restlichen Tagen schreibe ich verhältnismäßig wenig in den 140 Zeichen. Die vor allem recht stillen Nachmittage sind öfters dadurch geprägt, dass mir auch schlichtweg die Zeit im Büro fehlt, aktiv eigene Inhalte bei Twitter beizusteuern. Am Wochenende bin ich aus guten Gründen auch sehr schweigsam. Was diese Twitter Charts keinesfalls bezeugen können ist das eigentliche Leseverhalten, was durchaus von intensiverer Natur geprägt ist…

Schön wäre gewiss eine kombinierbare Analyse zu den Retweets von eigenen Tweets seitens der Follower. Falls jemand das passende Tool kennt, freue ich mich auf einen Kommentar. :)

Wahrscheinlich jeder Schreiberling fragt sich irgendwann einmal, zu welchen anderen Autoren hinsichtlich des Schreibstils eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt. Am heutigen Montag hatte es auch mich erwischt. Ich wählte zuerst einen längeren Artikel des Blogs aus, damit ich mich selbst analysieren konnte.

Sigmund Freud

Voilà! Mein Schreibstil, den ich in manchen Artikeln dieses Blogs an den Tag lege, ähnelt den Texten von niemand geringerem als Sigmund Freud. Einige aktuelle, leicht kürzere Varianten ähneln dem Stil von Ingo Schulze. Sehen wir vom Blog ab und denken einen Schritt weiter in Richtung Profession, lesen sich meine jüngsten Pressemitteilungen scheinbar ebenfalls wie Werke von Sigmund Freud oder von der Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy. Wer hätte das gedacht?

Wer möchte, darf seine eigenen Texte bei der FAZ auch analysieren lassen. :)

Ein deutscher Unternehmer scheint in diesen Tagen erneut die Macht von Social Media unterschätzt zu haben. Zumindest spürt er sie in Form eines PR-GAUs mit voller Wucht. Die Öffentlichkeit nimmt Helmut Hoffer von Ankershoffen als zentralen Dreh- und Angelpunkt in der Kommunikation des berühmt-berüchtigten „WeTab“ wahr. Man konnte den blonden Mann in den letzten Monaten immer wieder auf Messen oder bei Vorträgen im Rampenlicht sehen. Bei der ersten Präsentation für Journalisten wurde nur ein Video statt funktionierender Software gezeigt, in den letzten Wochen und Monaten generierte der Branchen-Buzz recht holprige Ergebnisse. Nun sollte endlich der „WeTab“ am Markt eingeführt werden. Gewiss darf ein Unternehmer von seinem Produkt überzeugt sein. Doch sollte diese Überzeugung immer glaubwürdig bekannt gegeben werden. In dem aktuellen Fall verlief es gänzlich anders, denn die unausgesprochenen Gesetzmäßigkeiten von Social Media wurden in der Kommunikation vollkommen ignoriert.

Unter der Angabe des falschen Namens „Peter Glaser“ rezensierte der Geschäftsführer sein eigenes Produkt bei Amazon. Die Rezension wirkte überaus positiv und leidenschaftlich, als hätte eine stilsichere Feder gepaart mit marketinglastigen Worthülsen einen Lobgesang auf das Produkt gehalten. Natürlich wurde die Skepsis der Nutzer durch die ausdrücklich positive Produktbewertung erweckt, so dass der Autor als Geschäftsführer des Herstellerunternehmens entlarvt wurde. Nach nur wenigen Stunden der Ausschlachtung des Themas in zahlreichen Online-Medien wurde zudem bekannt, dass Hoffer von Ankershoffen in seiner Funktion als Geschäftsführer der WeTab GmbH zurücktrat seine Ämter ruhen lässt. Auch die Fachmedien lassen an dem Vorgehen der merkwürdigen Kommunikationsstrategie kein Haar mehr.

Ich stellte mir auch die Frage, ob Social Media Guidelines diesen PR-Gau für den WeTab verhindert hätten? Üblicherweise gelten solche Richtlinien im Unternehmen für jeden Mitarbeiter – von der tiefsten bis zur höchsten Hierarchiestufe. Jeder Mitarbeiter verpflichtet sich dem Unternehmen und seinen Prozessen, nicht nur im Geschäftsalltag, sondern auch im Social Web loyal gegenüberzustehen und die geltenden Strukturen der Kommunikation zu respektieren. Hätte ein einzelner Mitarbeiter so gehandelt, indem er unter falschem Namen oder unter dem Schein der Anonymität eine Produktrezension veröffentlicht hätte, wäre das mediale Echo gewiss wesentlich kleiner gewesen. Durch die Aktivitäten seitens der Geschäftsführung kam das ganze Thema in eine ungeheure, nahezu rasante Fahrt. Jegliche Sinnhaftigkeit einer Social Media Richtlinie, hätten sie für diesen Fall Anwendung gefunden, wäre sofort über den Haufen geworfen und nutzlos. Die Sau wurde durch die digitalen Meinungsmacher durch Kleinbloggersdorf über Speedy-Go-Twitter bis zur traditionellen Medienhauptstadt getrieben. Das eigentliche Produkt zumindest scheint in manchen Testberichten die Tester nicht zu überzeugen. Der Produktmarke, die sich als deutsche Antwort auf das iPad von Apple verstehen durfte, schadet das scheinbar unkontrollierbare Kommunikationsverhalten. Immerhin agiert die beauftragte PR-Agentur Fink & Fuchs und versucht den Schaden einzudämmen, indem sie in einer Stellungnahme verkündet, dass die fraglichen Rezensionen auf Amazon privat verfasst wurden, ohne dass mit der übrigen Geschäftsführung oder der Kommunikationsabteilung eine Abstimmung erfolgte. Für die PR-Agentur entwickelt sich das Thema zu einem gefühlten Kundendebakel. Ob hier Beratungsresistenz vorliegt? :)

Erst war es eine schöne, bunte Farbenwelt, mit der ein Account bei Twitter darstellte, dass mit einer kleinen Manipulation einzelne Tweets von CSS gestaltet werden konnten.

Das spontane Ergebnis waren euphorische Freude und gepaart mit Unverständnis in der Netzgemeinde, doch der Schein war bekanntlich wieder trügerisch.

Ich ahnte bereits, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Schließlich erkannte man bei dem regenbogenfarbigen Account, dass einzelne Tweets mit CSS-Kommandos behaftet waren. Nach fast zwei Stunden schaute ich bei Twitter nach einigen aktuellen Themen und bemerkte, dass ein „lebensgroßer“ Buchstabensalat in meiner Timeline hing. Zeitgleich erfolgten automatische Postings über meinen Twitter-Account.

Als ich versuchte, die Seite zu aktualisieren und einen Hinweis auf die nicht-betroffene mobile Variante von Twitter zu geben, wurde mein Twitter-Account direkt das Opfer einer Attacke bzw. einen Hijack per CSS-Script. Prompt griff ein Bekannter von einer Münchner Agentur zum Telefon und beschwerte sich, leicht schadenfroh, bei mir, warum ich seine Timeline jetzt auch mit „Müll“ zudonnern würde. Immerhin konnte ich dem Problem durch die Apps und mobile Version nach nur wenigen Minuten Herr werden. Ich rate zudem, dass jeder, der sich von diesem Wirrwarr nicht von allein befreien kann, sein Passwort bei Twitter schnellstmöglich ändert. Solange von offizieller Stelle kein Feedback folgt, sollte man davon absehen, das Webinterface von Twitter zu verwenden.

Update:
Mehr zu dem Thema steht bei Sophos und Techcrunch. Auch die dpa hat eine passende Meldung zu dem Twitter-Hack verbreitet – hier in Version bei der Süddeutschen.

Der Fehler soll scheinbar durch einen Bug bei „t.co“, einem eigenen Dienst von Twitters zur Kürzung von URLs, verursacht worden sein, über den ein Javascript-Code mit einem „onmouseover“-Kommando clientseitig ausgeführt wurde. Dabei besticht ein fadenscheiniger Geschmack, dass genau dieser „URL-Shortener“ zur weiteren Sicherheit für die Twitter-Nutzer einen weiteren Beitrag leisten sollte.

In der deutschen Presselandschaft kommt das Prinzip der Rüge öfters vor. Der Deutsche Presserat tagte in den letzten drei Tagen in Berlin und sprach insgesamt sieben Rügen aus. Wegen der Missachtung des Persönlichkeitsrechts kassierte die Sächsische Zeitung eine Rüge. Doch auch selbst die Pressemeldung, in der die Rüge bekannt gemacht wurde, erwies sich als leicht missverständlich, wenn nicht sogar mit einem Fehler behaftet.

„Wir korrigieren die heutige Pressemitteilung des Presserats in der fälschlicherweise steht, dass die SÄCHSISCHE ZEITUNG eine öffentliche Rüge erhalten hat. Es muss heißen: nicht-öffentliche Rüge. Im Gegensatz zur öffentlichen Rüge, muss eine nicht-öffentliche Rüge nicht im Publikationsorgan veröffentlicht werden. Wir bedauern diesen Fehler und möchten uns dafür entschuldigen.“

Immerhin hat sich der Deutsche Presserat dafür entschuldigt.