Ein neuer Tag, ein neues Glück. Ich hatte vorher keine Lust mehr gehabt, meinen seelischen Erguss hier in Textform zu fassen. Meine Hand ist ja auch verbrannt. Wer davon noch nichts wusste, nun, hiermit möchte ich einmalig deklarieren, dass meine Hand ein Opfer der rohen Gewalt von Milram gewordene ist. Milram stellt nämlich zur Weihnachtszeit ein spezielles Gesöff her, das eine Mischung aus Milchprodukten und Chemo-Bomben ist. Dieses Kleinod von chemischer Komposition hatte ich in ein Glas gefüllt und dann in der Mikrowelle aufgeheizt. Nachdem zwei Minuten verstrichen waren, hatte ich das unglaubliche Verlangen, diesen Cocktail aus rötlichem Milchzeugs zu trinken. Okay, das Glas war schon recht heiß, und das Milchprodukt wohl super hot – oh yeah baby! Also nimmt der clevere Mensch einen Strohhalm und steckt diesen in das Glas, welches nur zu einem Viertel gefüllt war. Aber man muss natürlich für alle Leute hier eine Warnung aussprechen: Macht es nicht! Milchprodukte sind keine Milch. Was bei heißem Kakao (Ladies, ihr wisst was ich so zubereite – yum yum!) funktioniert, ist in keinem Fall kompatibel zu einem Milchprodukt der Marke Milram. Der Strohhalm kanalisierte die kalte Luft direkt in den Hitzekern des Glases, was zu einer chemischen Reaktion führte. Es schoss mir wie ein Sektkorken per Kohlensäureausstoß ins Gesicht. Glück im Unglück – es erreichte nur meine Brust, aber ergoss sich über meine Hand. Demnach stellte ich geistesgegenwärtig das Glas auf den Fußboden meiner Küche, hielt meine verbrühte Hand unter kaltes Wasser und wartete. Das ganze ging ja auch in soweit, dass ich keine Schmerzen spürte. Aber als ich am Aufwischen dieser Misere war, bemerkte ich einen leicht stechenden pulsierenden Schmerz auf der Handteller-Innenseite. Also zurück zum Wasser – kühlen. Die Prozedur zog sich über Schmerztabletten hinweg, bis ich den Entschluss fasste ins Krankenhaus zu gehen. Dort bekam ich einen Notfallverband und durfte den Rest des Abends mit Kühlkissen ausharren. Soviel dazu.

Das war am Dienstag, also vorvorgestern. Mittwoch hatte ich ja schon angefangen, dieses Journal zu schreiben. Ich hatte da keine Schmerzen mehr, und da ich von Natur aus ein guter Tipper bin, konnte ich problemlos auf der Tastatur rumhacken, dass andere kreidebleich werden! Ich denke da gerade an das, was ich in so mancher Info-Tech Vorlesung mit Angelique’s Laptop geleistet hab.

Heute aber waren wir mal wieder Puschen gegangen – in der Flensburger City – auf unserer hochbeliebten und allseits geschätzten Punschmeile. Das Italia-Café hatte es uns angetan, und wir waren innigst damit beschäftigt, den Punsch mit Amaretto zu trinken. Ich hatte mich für Amaretto entschieden. Christoph, Sven, Sven und Felix ebenfalls, wobei hier die ein oder andere Kombi aus Rum und Amaretto den Gaumen erfreute, und Angelique, die heute die einzige weibliche Begleitung unserer Runde war, konnte ebenfalls zum Amaretto greifen. Danach sind wir halt ab ins Kritz und hatten noch ein paar Cocktails geleert. Es war ja Happy Hour – zum halben Preis für alle Margaritas und Cocktails! Dass es ein total verregneter Flensburger Vorweihnachtsabend war, hatte mich nicht gestört! Hab ja auch einen Regenschirm mitgenommen – wie man das so in Flensburg macht, der Stadt in der es so selten schneit…

Und so entschloss ich mich, einfach und simpel ein kleines Tagebuch zu führen. Es soll sich hierbei um ein Tagebuch handeln, das sich primär mit mir selbst beschäftigt. Keinerseits soll es sich mit den Problemen anderer beschäftigen, außer ich mache diese zu den eigenen. Meinen. Aber nein, natürlich ist das hier keine Ego-Szenerie, sondern ein kleines literarisches Machwerk, welches sich mit der Umwelt um mich selbst beschäftigt. Dazu kommt noch die kleine Prise Salz, ja mein eigener Einfluss auf die Umwelt – eine Art der modernen Retourkutsche. Aber wenn wir dabei sind, über ein Tagebuch zu reden, ist damit zu rechnen, das man hier etwas tiefgründig Privates erwarten kann, was scheinbar niemand sonst (außer mir selbst und meinem Phantasiefreund „Tagebuch“) lesen darf. Daher: Tagebuch ist out! Heute hat man ein Journal, das sich jeder Bekloppte aus dem Internet holen kann. Anbieter dafür gibt es ja genug – wie Sand am Meer, um mal ein gutes Sprichwort zu verwenden. Nichtsdestotrotz ist dies hier, was ich grade anfange, ein Tagebuch im Stil eines Journals. Also etwas modernes, leicht abgefahrenes, biederes, krankes, sinnliches – und wer darauf steht kann mal etwas Erotisches zwischen den Zeilen lesen. Ich wollte aber keine Sex-Romane hier veröffentlichen. Wer also bis zu diesem Punkt gelangt ist und erwartet, hier kommt gleich was von „Oh“ und „Ah“, der hat sich so tief geschnitten, dass man eigentlich abfaulen muss. Bitte seid lieb! Um mal wieder zum Thema zurück zu kehren – das Fazit des ganzen hier ist einfach. Ich schreibe ein Journal, das sich von den anderen plattgewalzten und auch gestorbenen Werken merklich differenziert. All jene Tagebücher, Journals, J-Books, Diaries, Notizbücher und especialamente diejenigen, die den ganzen Mist auch noch verzapft haben… hiermit erkläre ich euch das Ende eurer Tage, denn hier komme ich.

Ok also was soll’s, ich sitze grad auf meiner Couch und tippe so mir nichts dir nichts auf meinem neuen Notebook rum. Es hat mich sage und schreibe 1300 Euro gekostet. Man stelle es sich einfach mal vor, dass so ein armseliges kleines Piece of Art so teuer sein kann. Ich schnall es nicht, aber gerade weil ich das Gerät über diesen lustigen Notebook-University Berechtigungsschein bekommen konnte, der für mich einfach nur Geldersparnis auf Dauer bedeutet, ja gerade deswegen wollte ich es unbedingt haben. Außerdem ist es ja ein Statussymbol, wenn man zu der Elitegruppe der Studenten gehört, die mitten am helllichten Tag in der Mensa oder in einer Gruppentherapie-Vorlesung vor dem Flimmerkasten sitzen müssen. Vielleicht beweise ich ja so allen Leuten, die mich noch nicht kennen oder nur denken, dass sie mich kennen würden, dass ich einfach so super cool und geil bin… Hey, ich schwelge ja ein wenig in Gedanken hier. Aber vielleicht auch nicht. Jedenfalls als ein Informatik-Fuzzi oder solch komisches Gesocks will ich kein zweites Mal abgestempelt werden. Hat mir echt die Krone gegeben, als hätte ein Dornenkranz nicht schon genügt. Es wäre ja auch noch schöner, wenn man denkt, ich habe eine Hornbrille oder eine Frisur, die meiner Brille nach geschnitten ist. Man erlaube diesen klitzekleinen Insider. Aber von so was bin ich echt weg – kommt nicht richtig toll an. Und wenn mir ein Mädel sagt… ach, nächstes Mal mehr. Hab keinen Bock mehr darüber zu schreiben.

Eigentlich wollte ich, nachdem ich Steffi nach Hause gebracht habe, noch ein wenig telefonieren oder SMS schreiben, aber es ist wohl heute am Mittwoch keiner erreichbar. Wenn ich könnte, würde ich glatt eine Spontan-Party feiern, aber ohne Leute ist das auch langweilig. Seid doch mal erreichbar. Was nützt es mir, wenn ich vor Langeweile mir noch Regional Development reinziehe, obwohl ich es mir für morgen eh sparen kann, da ja mit einer Chance von 95% alles falsch ist, was ich versuche an den Mann zu bringen.

Eine SMS! Toll! Wer das wohl ist? Oh ich weiß es schon. Und? Denkt ihr auch, was ich denke? Ja! Ich liebe es! Nicht Mäckes aus der Werbung, will hier ja keine Buletten essen. Aber ich dachte an das frequente Austauschen von körperlicher Nähe in signifikanter digitalisierter Form. SMS! Ist doch klar.