Eine alte Freundschaft verbindet unglaublich viele Menschen mit einem typischen Alltagsgerät. Der Fernseher begeistert seit etlichen Jahren jede Zielgruppe. Von der Retrospektive aus gesehen wird die Mediennutzung schon ab drei Jahren bei den Zuschauern gemessen und bis ins hohe Alter verfolgt. In der Kindheit wurden früher vermutlich viele Sprösslinge vor die viereckige Kiste gesetzt, damit sie beschäftigt waren, während die Eltern anderen Beschäftigungen nachgingen. Oder es gab kein Fernsehen, so dass die Kinder sich danach zu sehnen begannen. Heute versuchen wir hochoffiziell als aufgeklärte Eltern diesem Treiben ein Ende zu setzen und so spät wie möglich den TV-Konsum den Kindern zu gestatten. Doch in der Jugend vieler Mitbürger lief der Flimmerkasten durchgängig. Vornehmlich in den 80ern und 90ern des letzten Jahrtausends wurde MTV groß, etwas später gab auch Viva den halben Tag in den Kinderzimmern den Ton an.
Folglich vollzieht die Stellung des Fernsehers mit dem Reifeprozess der Menschen auch einen Wandel. Bereits in der Ausbildung oder im Studium, aber spätestens im Berufsleben findet sich weniger Freizeit, um die Bewegtbildinhalte im vollen Umfang aufzusaugen. Aufgrund des Zeitmangels entwickelt sich der TV-Konsum von reiner Berieselung zur berieselnden Entspannung am Abend nach dem Motto „Füße hoch und zurücklehnen“. Das typische Leanback-Prinzip wird von unzähligen Zuschauern zelebriert. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Glotze im späten Alter mit optional intensiver Lautstärke erneut den lieben langen Tag im Dauersendebetrieb läuft. Manchmal sogar über den Tod der Zuschauer hinaus. Doch in der Jugend und im Berufsleben erfreuen wir uns an der werberelevanten Zielgruppe, einer der womöglich wunderbarsten Erfindungen, wenn gleich auch Lügengeschichte aus der Feder des Privatfernsehens. Schließlich ist ein kaufkräftiger 14-Jähriger üblicherweise eine absolute Ausnahme, weil einen Sportwagen zu kaufen erst in einem gewissen Alter dank monetärer Mittel möglich wird. Ungeschoren betrachtet beeinflussen die Kinder das Kaufverhalten ihrer Eltern und die Werberelevanz beinhaltet auch die langjährige Markenbindung, ja förmlich eine Prägung auf bestimmte Marken, die in unserem täglichen Leben über den Bildschirm in 30-60 Sekunden abgefeiert werden. Werbung für Zielgruppen in einem linearen Medium. 
Die Maschinerie der TV-Industrie läuft scheinbar unaufhaltsam. Laut einer aktuellen Analyse von media control schalteten die Fernsehzuschauer hierzulande im Schnitt 223 Minuten täglich ein. Täglich bis zu 3:45 Stunden hängen die Deutschen vor dem Flimmerkasten, was eine Steigerung um ca. elf Minuten im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Sehdauer seit 1992 bedeutet, dem offiziellen Start des analytischen Messverfahrens für die aktuelle Auswertung in der Einschaltquotenvermarktung. Im direkten Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern kamen die Einwohner aus Sachsen-Anhalt auf stolze 276 Minuten täglich, dicht gefolgt von Thüringen (274 Minuten) und Sachsen (269 Minuten).
So mag man sich nach den Gründen für diesen Anstieg der Sehdauer fragen, der sich vor allem in den Bundesländern aus Ostdeutschland niederschlägt. Heute veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit die aktuellen Zahlen der Arbeitslosenquote für 2010. Zwar zeigt sich insgesamt eine Besserung am Arbeitsmarkt, was auf eine starke Konjunktur zurückgeführt wird. Doch im Vergleich mit der durchschnittlichen Sehdauer lässt sich behaupten: Die Sehdauer fällt in der Regel in den Bundesländern höher aus, wo eine verhältnismäßig hohe Arbeitslosenquote auftritt. Die nebenstehende Grafik verdeutlicht diese altbewährte Theorie anhand der offiziellen Zahlen. Die „TV-Muffel“ sitzen in Bayern und Hessen, generell wird in Westdeutschland weitaus weniger Fernsehen geschaut als im Osten, gleichzeitig sind bis auf wenige Ausnahmen die Arbeitslosenquoten der Bundesländer unter 10 Prozent, teilweise unter 5 Prozent. 
Das klischeehafte Potenzial solcher Herleitungen in Form einer Kombination von der täglichen TV-Sehdauer mit Arbeitslosenquoten ist definitiv gefährlich und soll als Beispiel dienen, um die Wertigkeit solcher Analysen zu hinterfragen. Brauchen wir in der heutigen Zeit nicht mehr als nur den reinen TV-Konsum, um auf einen Aufschwung zu deuten? Der TV-Markt hat bereits aufgrund der hohen Nachfrage nach LCD-Fernsehern im vergangenen Jahr stark zugelegt. Dies könnte schon als ein erstes Indiz gedeutet werden, dass der generelle Anstieg der Sehdauer durch die Faszination für die neuen Endgeräte in vielen Fällen begründet ist. Zudem findet die Vermischung von Internet und klassischen TV-Inhalten auf Hybrid-Fernsehern immer stärker statt. Betrachten wir Sony Bravia Internet TV oder Philips Net TV sowie Google TV oder Boxee, finden die TV-Zuschauer gänzlich neue Anreize, um den Flimmerkasten einzuschalten.
Auch erweckt die Analyse von media control nicht den Eindruck, dass die Mediennutzung vieler Menschen mittlerweile parallel abläuft. Das typische Nutzungsverhalten kombiniert verschiedene Medientypen wie TV und Internet vor allem in den Abendstunden. Viel zu oft finden sich unzählige Nutzer bei Twitter oder Facebook und tauschen sich intensiv über aktuelle (Live-)Sendungen aus. Doch dieses Gezwitscher lässt sich bisher kaum in Verbindung mit der klassischen TV-Sehdauer bringen, um ein wirkliches Abbild der Mediennutzung darzustellen. 
So verbrachten US-Amerikaner laut einem Bericht der New York Times (03/2009) bereits bis zu neun Stunden pro Tag vor einem Monitor. Ein Unterschied zwischen TV und PC wurde nicht mehr vollzogen. Zudem stieg laut einer Studie von goetzpartners (05/2010) die Nutzung von IPTV in Deutschland mit 157% im Vergleich von 2009 und 2008 deutlich.
Als trauriges Ergebnis lässt sich also feststellen: Analysen von klassisch ambitionierten Unternehmen müssen mittlerweile stark hinterfragt werden. Eine reine Lobhudelei auf das Fernsehen wäre vollkommen unangemessen. Dennoch wird das Fernsehen nicht einfach sterben, sondern sich gänzlich verändern und neu definieren. Die Linearität steht noch immer als absolutes K.O.-Kriterium einer gesamten Branche. Die Konvergenz von Medien und Inhalten über hybride Endgeräte wirkt sich von Vorteil aus. Die Gesellschaft spürt dies durch verschiedene Inhalteanbieter und Aggregatoren, wie YouTube, sevenload, Maxdome oder RTL Now. Deutschland holt jedoch auf, zudem nach dem BITKOM-Webmonitor (Juni 2010) bereits jeder zweite Internetnutzer WebTV schaut.
Wer spricht noch von der berüchtigten „Medienrevolution“? Die Revolution ist vorbei, wir befinden uns auf dem Weg in die Zukunft mit der „Evolution der Medien“, die im Wohnzimmer stattfindet. Diese Evolution fand dank Hybrid-TV im Weihnachtsgeschäft 2010 statt, als bereits mehr Fernseher mit Internetanschluss verkauft wurden. Wer heute einen Aufschwung für das lineare TV-Programm prognostiziert, sollte alle Faktoren und Trends berücksichtigen, die unserer Gesellschaft ein mediales Erlebnis in Zukunft beglücken werden.
Disclaimer: Als Autor dieses rein privaten Blogs möchte ich für alle Leser anmerken, dass ich als langjähriger Mitarbeiter von sevenload eine gewisse Einsicht und ein entsprechendes Verständnis für dieses Thema entwickelt habe. Eine Verwässerung des Themas ist demnach nicht angestrebt. Vielen Dank.
Super RTL Teletext mit Social Media – ein Vorstoß zu Connected TV?
Medien, Social MediaTage wie dieser sind mittlerweile rar gesäat. Besonders wenn sich pure Überraschung breitmacht. Heute bricht das traditionelle Fernsehen aus seinen Ketten! Man schreitet auf neuen Pfaden. Während typische Broadcaster auf Linearität der Distributionswege angewiesen sind und inhaltlich auf redaktionelle Beiträge, Unterhaltung und Fiktion setzen, möchte sich mancher Sender auch bei der allgemeinen Entwicklung im Bereich Social Media eigene Anteile sichern. Gemeint sind nicht die typischen Präsenzen bei Facebook oder Twitter, auch nicht das Cross-Channelling und Steigern von Reichweite mit YouTube, sevenload oder den hauseigenen Mediatheken. Nein, etwas ganz anderes erregt derzeit Aufmerksamkeit: Das heiße Thema der Saison lautet Connected TV.
Wie kann ein Sender die junge, hippe Netzgemeinde für sich gewinnen und direkt auf dem Bildschirm für andere Zuschauer integrieren? Diese Frage beschäftigt manche kreative Köpfe in den deutschen Fernsehfabriken. Besonders wenn immer mehr Fernsehgeräte im letztjährigen Weihnachtsgeschäft verkauft wurden, die über einen eigenen Internetanschluss verfügen.
Jetzt scheint sich mit SUPER RTL auch ein deutscher TV-Sender an das brisante Thema heranzuwagen. Am kommenden Montag wollen die Kölner direkt zum Start der neuen Comedy-Serie „Glee“ das Feedback aus dem Web für jeden Zuschauer integrieren. Die Inhalte aus Social Media laufen jedoch nicht über eine Einblendung im Programm ab. Stattdessen werden die Inhalte über den Teletext auf Seite 777 geschaltet. So möchte man sich Tweets mit dem Hashtag „#glee“ und Kommentare bei Facebook in Echtzeit ziehen, die von deutschen Nutzern beigesteuert werden. Doch diesen Weg zu beschreiten wird sich als eine kleine Herausforderung entpuppen. Schließlich ist der von den Nutzern bereitgestellte Inhalt – ihre Tweets und Kommentare – urheberrechtlich geschützt und üblicherweise nicht zur kommerziellen Verwendung freigegeben. Vor allem kann jeder Nutzer etwas zu „#glee“ während der Sendung veröffentlichen, das Einverständnis zur Darstellung im Teletext von SUPER RTL ist etwas ganz anderes. Eine automatische Freigabe der Tweets und Kommentare bei Facebook erfolgt nämlich nicht. Doch sehen wir von der Tatsache ab, dass hier eine absolute Grauzone existiert, so wirkt der Vorstoß des Senders in Richtung Social Media eigentlich sehr erquickend.
Vielleicht lässt sich dieser kommunikative Unterhaltungsspaß mit dem Teletext als eine erste Vorstufe zum interaktiven Fernsehen in Deutschland werten? Doch das wäre schon zu viel verlangt, denn Connected TV bedeutet viel mehr als nur ein paar Tweets über den Teletext rauschen zu lassen. Bei der Frage, was letztendlich Connected TV überhaupt bedeutet, da schweigt sich zumindest alles und jeder aus. Auf diese Frage konnte selbst das allwissende Internet noch nicht wirklich viel beizutragen. Aber wenn Du etwas wissen willst, und alles so neu ist, dass niemand wirklich etwas dazu verfasst hat, schreib’s selbst auf, besetze die Nische und schaffe so Deinen eigenen Markt – und so schrieb ich auf Quora folgenden Text:
Interessante Sichtweise, nicht wahr? Ja, im Vergleich zur Erwartungshaltung von Connected TV ist der gute alte Teletext wirklich nur eine frühzeitliche Vorstufe. Die bisherige Nutzung fand seit Jahren neben Anzeigen auch nur ein einziges interaktives Geschäftsmodell: Den wahrscheinlich extrem gelangweilten Zuschauern werden teure Call-In-Rufnummern angeboten, damit sie sich mit anderen Leuten im „SMS-Chat“ oder ähnlichen Kommunikationssystemen austauschen. Dieser inhaltslose Textbrei wird zeitnah im Teletext angezeigt. Zudem blendeten manche Privatsender, die ihren einstigen Schwerpunkt auf Jugendkultur und Musik setzten, die jeweiligen SMS-Nachrichten in den Live-Feed des TV-Programms ein.
Doch authentisch ist der ganze Spaß längst nicht. Leider wird ein Großteil der Kommunikation solcher SMS-Angebote von bezahlten Callcenter-Agents und -Moderatoren betrieben, um die Nutzer auch schön bei Laune zu halten. Welcher Mensch hockt stundenlang vor der Glotze, nur um sich per SMS mit wildfremden Menschen zu unterhalten oder zu flirten?
Interaktives TV hat nur eine wahre Chance am deutschen Markt, wenn die Endgeräte mit passenden kostenfreien Apps ausgerüstet sind, die exakt jenes Verhalten adaptieren, was unsere Gesellschaft bereits auf unzähligen Onlineportalen akzeptiert hat: Kommentare, Bewertungen, Chats und Statusmeldungen zu Inhalten. Diese Inhalte müssen wirklich als Split-Screen auf dem Fernsehbildschirm zum laufenden Programm angeboten werden. Dieser zusätzliche Kommunikationsmix darf nicht zum Broadcast-Signal ausgestrahlt werden, sondern muss über die App direkt aus den Quellen im Internet geliefert sein. Doch es mangelt noch an entsprechenden einheitlichen Standards seitens der Gerätehersteller, so dass die zusätzlichen Informationen für jedwede TV-Endgeräte und Applikationen einheitlich digital verarbeitet werden können. Zwar sind manche Hersteller sehr flexibel und wirklich bereit, diesen Weg zu beschreiten, aber solange eine Fernbedienung immer nur eine Fernbedienung und kein flexibles Eingabegerät ist, das sich wie eine handelsübliche Tastatur bedienen läst, wird Connected TV noch lange nicht im Wohnzimmer ankommen.
Und letztendlich bleibt die Frage nach der inhaltlichen Relevanz der Tweets. Wie die lieben Kollegen von DWDL bereits anmerkten, lässt sich der Inhalt eines Tweets nur schwerlich kontrollieren. Neben Spammern und den altbekannten Trollen werden hier vor allem kritische Themen angesprochen, wie es oftmals bei synchronisierten US-Serien der Fall ist. Wer will schon den deutschen Schwachsinn hören, wenn das original wesentlich mehr Witz und Esprit ausstrahlt als der die deutsche Synchronisation? Diese kritische Masse wird am Montag den Teletext bei Super RTL übernehmen. Man darf gespannt sein und selbstverständlich fleissig mitmischen – Montagabend um 20.15 Uhr geht’s los!
Twitter, Facebook und XING: Linkschleuderei als digitalen Selbstbeweihräucherung?
Marketing, Medien, Microblogging, Public Relations, Social MediaWer einen Artikel für das eigene Blog schreibt, greift oft zu diversen Tools, um den fertigen Blogeintrag im Netz zu promoten. Waren es früher Social Bookmarking Dienstleister wie del.icio.us oder Stumbleupon, nehmen heute die Echtzeitmedien Twitter, Facebook und XING die Rolle der Linkdistribution ein. Zurzeit distanziert sich Ed Wohlfahrt in seinem aktuellen Artikel von diesem Gebahren der Promotion in Social Media und fragt noch einmal nach: Ist dieses Vorgehen verwerflich oder gelebte Praxis?
Eine durchaus relevante Frage hinsichtlich der „digitalen Selbstbeweihräucherung“, die im Sinne der eigenen Online-Reputation nicht zu verachten ist. Für meinen Teil (er)lebe ich Social Media und damit das Internet in seiner frischesten Form nach folgender Maxime: Egal ob Twitter, Facebook, oder Xing – wer mir folgt oder mein Kontakt sein möchte, macht dies aus Interesse an meiner Person. Nicht aus Zahlenhascherei um die höchsten Werte an Verfolgern und Gefolgten. Diese zahlengeilen Menschen entfolgen mir üblicherweise auch nach kurzer Zeit, oder ich rate ihnen an, mir schleunigst mit nur einem Klick zu entfolgen, wenn meine veröffentlichten Informationen von keinem persönlichen Interesse für sie sind.
Als viel interessanter entpuppen sich die Follower und Kontakte, die ziemlich genau das sehen möchten, was ich der Welt mitteile. Dazu zählen nicht nur Weisheiten und Sinnfreiheiten mit 140 Zeichen, sondern auch Linktipps zu Themen, die mich interessieren und von denen ich glaube, sie interessieren diejenigen Leute, die mir folgen. Manche Themen werden bereits von anderen Autoren gut abgedeckt, so dass ich freudig ihre Links verbreite oder andere Tweets mit Linktipps retweete bzw. die Informationen mit meinen Kontakten über die üblichen Funktionen teile. Dieses Prinzip des Teilens passt perfekt zu den Gedanken, die ich selbst nicht mit nur 140 Zeichen oder einem kurzen Statusupdate ausdrücken kann, sondern für die ich einen längeren Artikel im eigenen Blog herleiten muss.
Genau diese Artikel, die ich eigenhändig mit verhältnismäßig viel Zeit und so manches Mal auch mit Mühe verfasse, möchte ich gelesen wissen. Der Grund für diesen Wunsch liegt vielleicht nicht jedem Leser, Kontakt oder Follower auf der Hand. Hier stehen keine Abrufzahlen in Millionenhöhe für den Egopush im Vordergrund. Nein, es sind eher Eure Reaktionen und Kommentare auf meine Artikel, die mir wertvoll sind. Ich verbreite die Links auch, weil es mich erfreut, wenn ich anderen Menschen etwas mitteilen kann, was vielleicht für ihren persönliche Situation in Arbeits- und Privatleben von Vorteil sein kann.
Gewiss ist es ein zeitraubender Faktor, jeden Blogeintrag zu promoten. Je einfacher, desto besser. Nicht ohne Grund habe ich nach ersten Gehversuchen den „Tweet-this“-Automatismus eines Plugins für WordPress vor fast zwei Jahren wieder deaktiviert. Daraus folgte, dass ich nur händisch die Tweets mit den Links verfasste. Mein Ziel dahinter ist auch leicht ersichtlich: Ein wenig persönliche Note hilft immer, wenn ein Link ankommen soll. Twitter wird per Hand, Facebook wiederum automatisch von Twitter gefüllt. Die Fanpage meiner Webseite fülle ich wiederum per Hand und Xing bekommt auch ein Statusupdate. Der Rest ist reiner Luxus und Überfluss. Schließlich gehen die Nutzer nicht mehr auf die Suche nach Informationen. Die Nutzer werden von den Informationen gefunden – und lassen sich vielleicht sogar auch überraschen.
Abschließend freut es mich, durch den ursprünglichen Gedankengang im Artikel von Ed Wohlfahrt auf dieses Thema zu kommen. Dies erfolgte kurzerhand über meine abonnierten RSS-Feeds via Google Reader und nicht über Twitter. So konnte ich anstatt eines einfachen Kommentares in seinem Blog gleich einen ganzen Artikel verfassen, was wesentlich mehr Relevanz besitzt als schnöde 140 Zeichen. Während so manche Stimmen vom Ende von RSS flüstern, glaube ich auch stark daran, dass RSS noch lange weiterleben wird. Dies ist jedoch eine andere Baustelle. :)
Konferenz-TV mit Paid-Content: mykeynote.tv ist am Start
Events, Marketing, Medien, Social Media, VideosHeute startet der Deutsche Fachverlag zusammen mit seinem Eventpartner The Conference Group ein neues Online-Portal mit dem Schwerpunkt Bewegtbild: mykeynote.tv soll als branchenübergreifende B2B-Video-Plattform am deutschen Markt etabliert werden.
Bereits vor einigen Monaten hörte ich von dem Gerücht, dass sich ein Fachmedium aus dem Bereich Marketing und Medien mit einem solchen Projekt etablieren wollte. Das neue „mykeynote.tv“ zeigt Video-Mitschnitte vollständiger Vorträge, Präsentationen und Diskussionsrunden aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen auf dem Portal, die zusätzlich um die passenden Präsentationsfolien ergänzt werden. Das Projekt ist ein Ergebnis eines verlagsinternen Wettbewerbs, der für innovative Online-Projekte ausgeschrieben worden war. Das Video-Angebot bietet zudem einen interessanten Ansatz, wie Verlage mit digitalen Inhalten weitere Erlösquellen im Bereich Paid-Content erschließen können. Schließlich sind die meisten der verfügbaren Videos nicht umsonst. Paid-Content und Videos im Netz? Schauen wir uns das doch einmal näher an…
Der interessierte Zuschauer bekommt bei „mykeynote.tv“ vorerst nur ein Häppchen des Videos zu sehen. Erst nach einer Registrierung können unterschiedliche Zahlungsoptionen genutzt werden: Die Videoinhalte können zu jeweils 29 Euro pro Video bzw. 249 Euro pro Konferenz bezogen werden. Insgesamt vier Wochen sind die Videos nach Aktivierung und Bezahlung verfügbar. Alternativ lässt sich der Zugriff auf das gesamte Videomaterial aller Konferenzen für 1899 Euro im Jahr freischalten. Im Vergleich zu manchen Ambitionen der deutschen Verleger, ihre Verlagstitel als iPad-App für 2,99 Euro anzubieten, findet sich hier der reizvolle Ansatz von Paid-Content im oberen Segment.
Die Inhalte selbst scheinen von Profis und Experten zu stammen, die ihr Wissen in Vorträgen und Diskussionen vortragen. Zum Start des Angebots werden Aufzeichungen einzelner Veranstaltungen der hauseigenen Verlagstitel „Horizont“ und „Lebensmittelzeitung“ beigesteuert. Während in der ersten Phase noch verhältnismäßig wenige Konferenzen mit insgesamt ca. 150 Videos verfügbar sind, darf ein interessierter Zuschauer sich wohl künftig auf mehr Inhalte freuen. Das Portal scheint auf einen langen Zeitwert der Inhalte zu setzen, was sich bereits am Premium-Abonnement für ein ganzes Jahr erkennen lässt. Ein geheimer Vorteil dieses branchenübergreifenden B2B-Video-Portals liegt in der bunten Themenvielfalt durch den Eventpartner, welcher zu den Bereichen Handel und Ernährung, Marketing und Medien, Hotel und Gastronomie, Recht und Wirtschaft, Verpackung und Umwelt regelmäßig Konferenzen ausstattet.
Mit „mykeynote.tv“ wird ein zentraler Anlaufpunkt für ein breitgefächertes Publikum geschaffen, der bereits gezeigte und bekannte Inhalte ohne Werbung wie Video-Ads monetarisiert. Paid-Content in Rohform. Vielleicht in Bestform? Ob ein bereits zahlender Gast von vergangenen und künftigen Events den direkten Zugriff auf das Videoangebot als kostenfreie Zusatzleistung erhält, oder doch die „Video-Option“ beim Ticketkauf zusätzlich buchen muss, wird sich in Zukunft zeigen. Doch im Prinzip sollte dieser zusätzliche Service für jeden Veranstaltungsteilnehmer eine inklusive Leistung sein.
Falls das neue Angebot „mykeynote.tv“ durch nimmermüde Berichterstattung und Bereitstellung von Videoinhalten, die das eine oder andere Mal auch kostenfrei verfügbar sein dürfen, seine zahlende Kundschaft bei Laune hält, kann sich hier für den Verlag und seinen Eventpartner ein durchaus lukratives Zusatzgeschäft entwickeln. Aufgrund des hohen Preisniveaus ist das Zielpublikum sehr spitz zugeschnitten. Laut eigener Aussage richtet sich das Angebot an Führungskräfte und Nachwuchsmanager, weniger an „normale“ Zuschauer. Darunter fallen auch diejenigen Mitarbeiter eines Unternehmens, die sich gewiss weiterbilden und über neue Trends informieren möchten, jedoch nicht über die passenden Budgets verfügen. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Preisniveau den Inhalten gerecht wird und sein Publikum schließlich finden kann. Ich wünsche dem Team um Horizont-Redakteur Olaf Kolbrück viel Erfolg für das neue Projekt! :)
Social Media Integration mit „The Chase“
Marketing, Social Media, VideosWie begeistere ich Nutzer, so dass sie irgendwie kapieren, dass mein Produkt ziemlich genial ist? Durch einen typischen 30-Sekünder Werbespot im Fernsehen oder doch lieber durch eine clevere Kampagne im Internet? Idealerweise bleibt man heutzutage mit seinen Werbemaßnahmen genau dort, wo auch die Zielgruppe zu finden ist. Für ein Herstellerunternehmen wie Intel, dass sich genau in dem heiß umkämpften Markt behaupten muss, dient Social Media als kommunikative zielgerichtete Spielwiese. Das folgende Video zeigt das Ergebnis einer sehr eindrucksvollen Kampagne von Intel: „The Chase Film„.
Nach nur wenigen Sekunden wird jedem Zuschauer klar, dass dieses Video durch schnelle Schnitte und knackige Kameraführung sehr aufregend wirkt. Genau eine solche Wirkung scheint auch mit der Kampagne gewünscht zu sein:
Fast alle bekannten Programme und Online-Services werden zudem integriert und mit den Action-Sequenzen kombiniert. Word, Excel, Facebook, Windows Videoplayer und Fotoprogramme, MSN Instantmessenger, irgend ein Tekkenmäßiges Actiongame, Flickr, Google Earth, YouTube, Werbeanzeigen, Quicktime, Google Maps und Google StreetView, und der Windows 7 Papierkorb. Was will man mehr? So nah dran an der Zielgruppe war bisher kein Werbespot.
Die Kampagne wurde passend zum Inhalt und ambiente von Social Media in der zugehörigen Facebook-Präsenz von Intel integriert. Das bemerkenswerte Video ist seit einigen Tagen schon im Netz, konnte aber bisher nur 334.808 Abrufe verzeichnen. Kommt der Faktor der Urlaubszeit von vielen Bürohengsten in der ersten Januarwoche des Jahres noch zum Tragen, so dass sich die Viralität des Spots im Vergleich zu so manchem anderen Katzenvideo bei YouTube nur so langsam entfaltete?
RSS – Naht jetzt das Ende der wirklich einfachen Syndizierung?
Blogkultur, Social Media, WebBricht jetzt eine Weltordnung zusammen? Seit Jahren dominiert RSS das geekige Leben. So lauschet und horchet auf: Wo bleibt nur RSS – etwa auf der Strecke?
Nein, RSS wird keinesfalls seine Relevanz verlieren. Aber die Wirkung und Wahrnehmung von RSS im alltäglichen Gebrauch wird sich definitiv verändern, schließlich war damals doch alles anders. Die meisten Nutzer verstehen heutzutage scheinbar nicht die Funktion hinter dem kleinen Button im Browser. Nur wer als „Newbie“ nachforscht oder sich konkret damit auseinandersetzt, wird das Prinzip von RSS in den abonnierbaren und selektierbaren Informationen erkennen. Zudem ist der Begriff im deutschen Sprachgebrauch hinsichtlich „abonnieren“ auch leicht irreführend, schließlich bekommt der Nutzer kein „Zeitungsabo von der Webseite“ per Post zugestellt. Die Tatsache, dass RSS schlichtweg ein recht universelles Informationsverbreitungspaket über XML bereitstellt, wird in dieser Diskussion um Usability auch generell unterschlagen. Mittlerweile sucht der Mensch weniger nach Informationen, wie es bei RSS durch die Selektion der Nachrichten erfolgt.
Wir werden von den Informationen gefunden – das weiß doch jedes Kind. Wir selbst bedienen uns dabei anhand von Facebook oder Twitter. Man bedenke nur die allgemeinen Probleme des Zeitmanagements beim Konsum von RSS Feeds. Und man sollte auch bei den aktuellen und künftigen Nutzern davon ausgehen, dass sie akute Usability-Probleme mit RSS in den nächsten Jahren haben werden. Älteren Nutzern ist dieses RSS-Abonnement absolut nicht ohne eine erklärende Einführung beizubringen. Sie repräsentieren nicht unbedingt die Technikfreaks mittleren Alters. Auch die jüngeren Nutzer greifen zu oft zum „iToy“, um Informationen aus dem digitalen Orbit zu konsumieren. Alles wird anders und wir spüren diese Entwicklung jetzt bei der Diskussion über die Integration von RSS als visuelles Objekt in den modernen Browsern – und durch neue Methoden für die von Lesegeräten und/oder Clients unabhängige Publizierung von Inhalten.
Bringt die Arbeitslosenquote jetzt den Aufschwung für den Flimmerkasten?
Medien, Social MediaEine alte Freundschaft verbindet unglaublich viele Menschen mit einem typischen Alltagsgerät. Der Fernseher begeistert seit etlichen Jahren jede Zielgruppe. Von der Retrospektive aus gesehen wird die Mediennutzung schon ab drei Jahren bei den Zuschauern gemessen und bis ins hohe Alter verfolgt. In der Kindheit wurden früher vermutlich viele Sprösslinge vor die viereckige Kiste gesetzt, damit sie beschäftigt waren, während die Eltern anderen Beschäftigungen nachgingen. Oder es gab kein Fernsehen, so dass die Kinder sich danach zu sehnen begannen. Heute versuchen wir hochoffiziell als aufgeklärte Eltern diesem Treiben ein Ende zu setzen und so spät wie möglich den TV-Konsum den Kindern zu gestatten. Doch in der Jugend vieler Mitbürger lief der Flimmerkasten durchgängig. Vornehmlich in den 80ern und 90ern des letzten Jahrtausends wurde MTV groß, etwas später gab auch Viva den halben Tag in den Kinderzimmern den Ton an.
Folglich vollzieht die Stellung des Fernsehers mit dem Reifeprozess der Menschen auch einen Wandel. Bereits in der Ausbildung oder im Studium, aber spätestens im Berufsleben findet sich weniger Freizeit, um die Bewegtbildinhalte im vollen Umfang aufzusaugen. Aufgrund des Zeitmangels entwickelt sich der TV-Konsum von reiner Berieselung zur berieselnden Entspannung am Abend nach dem Motto „Füße hoch und zurücklehnen“. Das typische Leanback-Prinzip wird von unzähligen Zuschauern zelebriert. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Glotze im späten Alter mit optional intensiver Lautstärke erneut den lieben langen Tag im Dauersendebetrieb läuft. Manchmal sogar über den Tod der Zuschauer hinaus. Doch in der Jugend und im Berufsleben erfreuen wir uns an der werberelevanten Zielgruppe, einer der womöglich wunderbarsten Erfindungen, wenn gleich auch Lügengeschichte aus der Feder des Privatfernsehens. Schließlich ist ein kaufkräftiger 14-Jähriger üblicherweise eine absolute Ausnahme, weil einen Sportwagen zu kaufen erst in einem gewissen Alter dank monetärer Mittel möglich wird. Ungeschoren betrachtet beeinflussen die Kinder das Kaufverhalten ihrer Eltern und die Werberelevanz beinhaltet auch die langjährige Markenbindung, ja förmlich eine Prägung auf bestimmte Marken, die in unserem täglichen Leben über den Bildschirm in 30-60 Sekunden abgefeiert werden. Werbung für Zielgruppen in einem linearen Medium.
Das klischeehafte Potenzial solcher Herleitungen in Form einer Kombination von der täglichen TV-Sehdauer mit Arbeitslosenquoten ist definitiv gefährlich und soll als Beispiel dienen, um die Wertigkeit solcher Analysen zu hinterfragen. Brauchen wir in der heutigen Zeit nicht mehr als nur den reinen TV-Konsum, um auf einen Aufschwung zu deuten? Der TV-Markt hat bereits aufgrund der hohen Nachfrage nach LCD-Fernsehern im vergangenen Jahr stark zugelegt. Dies könnte schon als ein erstes Indiz gedeutet werden, dass der generelle Anstieg der Sehdauer durch die Faszination für die neuen Endgeräte in vielen Fällen begründet ist. Zudem findet die Vermischung von Internet und klassischen TV-Inhalten auf Hybrid-Fernsehern immer stärker statt. Betrachten wir Sony Bravia Internet TV oder Philips Net TV sowie Google TV oder Boxee, finden die TV-Zuschauer gänzlich neue Anreize, um den Flimmerkasten einzuschalten.
Auch erweckt die Analyse von media control nicht den Eindruck, dass die Mediennutzung vieler Menschen mittlerweile parallel abläuft. Das typische Nutzungsverhalten kombiniert verschiedene Medientypen wie TV und Internet vor allem in den Abendstunden. Viel zu oft finden sich unzählige Nutzer bei Twitter oder Facebook und tauschen sich intensiv über aktuelle (Live-)Sendungen aus. Doch dieses Gezwitscher lässt sich bisher kaum in Verbindung mit der klassischen TV-Sehdauer bringen, um ein wirkliches Abbild der Mediennutzung darzustellen.
So verbrachten US-Amerikaner laut einem Bericht der New York Times (03/2009) bereits bis zu neun Stunden pro Tag vor einem Monitor. Ein Unterschied zwischen TV und PC wurde nicht mehr vollzogen. Zudem stieg laut einer Studie von goetzpartners (05/2010) die Nutzung von IPTV in Deutschland mit 157% im Vergleich von 2009 und 2008 deutlich.
Als trauriges Ergebnis lässt sich also feststellen: Analysen von klassisch ambitionierten Unternehmen müssen mittlerweile stark hinterfragt werden. Eine reine Lobhudelei auf das Fernsehen wäre vollkommen unangemessen. Dennoch wird das Fernsehen nicht einfach sterben, sondern sich gänzlich verändern und neu definieren. Die Linearität steht noch immer als absolutes K.O.-Kriterium einer gesamten Branche. Die Konvergenz von Medien und Inhalten über hybride Endgeräte wirkt sich von Vorteil aus. Die Gesellschaft spürt dies durch verschiedene Inhalteanbieter und Aggregatoren, wie YouTube, sevenload, Maxdome oder RTL Now. Deutschland holt jedoch auf, zudem nach dem BITKOM-Webmonitor (Juni 2010) bereits jeder zweite Internetnutzer WebTV schaut.
Wer spricht noch von der berüchtigten „Medienrevolution“? Die Revolution ist vorbei, wir befinden uns auf dem Weg in die Zukunft mit der „Evolution der Medien“, die im Wohnzimmer stattfindet. Diese Evolution fand dank Hybrid-TV im Weihnachtsgeschäft 2010 statt, als bereits mehr Fernseher mit Internetanschluss verkauft wurden. Wer heute einen Aufschwung für das lineare TV-Programm prognostiziert, sollte alle Faktoren und Trends berücksichtigen, die unserer Gesellschaft ein mediales Erlebnis in Zukunft beglücken werden.
Disclaimer: Als Autor dieses rein privaten Blogs möchte ich für alle Leser anmerken, dass ich als langjähriger Mitarbeiter von sevenload eine gewisse Einsicht und ein entsprechendes Verständnis für dieses Thema entwickelt habe. Eine Verwässerung des Themas ist demnach nicht angestrebt. Vielen Dank.
The Twitterverse
Microblogging, Social MediaWer das Conversation Prism von Brian Solis bereits kennt, wird das neue „The Twitterverse“ lieben. Zwanzig Monate nach der ersten Ankündigung veröffentlichte Brian Solis mit Jesse Thomas das neue Machwerk für Social Media. Im Gegensatz zum Conversation Prism liegt der Fokus schon vom Namen her eindeutig auf Twitter und den diversen Apps und Services, die an Twitter über die API andocken. In insgesamt 19 verschiedenen Kategorien, die als Ringe im Sonnensystem von Twitter dargestellt werden, finden sich die entsprechenden Logos. Wer danach suchet, der findet die Dienste schnell via Google.
Die 19 Ringe umfassen die Themen Branding, Geographics, Interest Graph, Dashboard, Event Management, Live Streaming, Geo Location, Relationships, Marketing and Advertising, Rich Media, Communication Management, Research and Analysis, Stream Management, Mobile Applications, Trends, Social CRM, Influence and Resonance, Twitter Search sowie Causation. Wie lange werden wir warten müssen, bis jemand davon eine eingedeutschte Version erstellt oder sich als Social Media Experte in den neuesten Variante seiner Vortragsfolien als Innovator brüstet? :)
Die Twitter-Fails 2010 – Kritik aus der digitalen Motzecke
Microblogging, Politik, Social MediaPassend zum Jahresanfang verbreitet Ausschnitt, einer der bekannteren PR-Clipping- und Monitoring-Dienstleister, die Mecker-Charts 2010 aus der deutschsprachigen Twitter-Gemeinschaft. Politik und Technik dominieren diese kleine Rangliste aus der digitialen Motzecke. Man sollte sich bei aller Genugtuung während Lesekonsums dieser Top 10 jedoch fragen, ob bei den jeweils genannten Unternehmen überhaupt jemand diese „#fail“-Tweets ernst nimmt oder die kritischen Unkenrufe beachtet?
Das Grundrauschen bei Apple oder dem iPhone ist viel zu gewaltig, als dass hier von zielgerichteter Kritik die Rede sein kann. Twitter selbst ist regelmäßiges Opfer von Ausfällen oder Störungen, so dass ein #fail sehr schnell abgesetzt wird. Auch die Fußball-Tweets bezogen sich gewiss auf vergebene Torchancen und ähnliche spielerische Problemstellungen, und waren dabei eher weniger als ernsthafte Kritik an der D11B gemeint.
Kurzum – die Politik und die offenkundige Unfähigkeit, mit den digitalen Spielmachern mitzumischen, lässt sich als das wahre Opfer bei Twitter erkennen. Man darf bereits spekulieren, ob nicht in naher Zukunft eine Twitter-Zensur (#Zensurtweet) analog zu den gewünschten Netzsperren gefordert wird. Doch im Kern ist und bleibt diese Rangliste leider genauso aussagekräftig und gleichfalls spannend wie das Jugendwort des Jahres: „Niveaulimbo“. :)
Frohe Weihnachten
VideosWeihnachtskarten sind so eine wunderbare Sache. Früher erhielt man sie reihenweise per Post. Jetzt schwenkt man um und verschickt immer öfter digitale Grußkarten per E-Mail. Warum auch nicht? Das spart Papier und schont damit auch die Umwelt. Wie einige findige Nutzer schon vor einigen Tagen im sevenload Blog sehen konnten, haben wir auch bei meinem Arbeitgeber sevenload neben der üblichen Versandaktion auf dem Postweg direkt eine digitale Fassung einer Grußkarte gesetzt: Wir singen für Euch! Das möchte ich auch in meinem privaten Blog niemandem vorenthalten. :)
P.S.: Na, schon entdeckt, wo ich im Video zu sehen bin? :)
Blog ab 18
Blogkultur, Politik, RechtIn Zeiten eines globalen Internets, das die Hürden der Kommunikation auf ein Minimum senkt, zeichnen sich die Politiker in Deutschland mit bisher ungeahnter Dreistigkeit aus. Der neue Jugendmediendienstestaatsvertrag soll ab kommendem Jahr die jüngeren Mitbürger noch besser als bisher vor manch einschlägigen Online-Angeboten schützen.
Ich bin kein Rechtsexperte, doch die Medien berichten ziemlich haargenau: Ab 1. Januar 2011 muss also jeder Anbieter seine Webseiten auf eben diese jugendgefährdenden Inhalte überprüfen. Zudem müssen die Inhalte klassifiziert und zum Schutz der Jugend vor diesen Inhalten geeignete Maßnahmen getroffen werden. Wer die Verunstaltung von DVD-Covern bereits nicht schön findet, sollte sich schon heute an die ähnlich lautenden Klassifizierungsstufen in den Altersfreigaben ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren gewöhnen – auch für Blogs?
Ja, denn dies soll verpflichtend für die Inhalte von jeder Webseite gelten. Alternativ können Inhalte zeitbeschränkt werden und nur zu bestimmten Zeiten, also in der Abendzeit, online sichtbar sein.
In einem globalen Internet ist dies jedoch sehr lächerlich, da eine Zugangsbeschränkung schon davon abhängig ist, in welcher Zeitzone man sich befindet. Auch der Sitz des Anbieters spielt eine wichtige Rolle, schließlich gilt der JMStV nur für Deutschland. Das globale Internet von Deutschland zu reglementieren ist ein Widerspruch an sich.
Auch für den gemeinen Blogger vom Typus eines kommunikationsfreudigen, öffentlichkeitssuchenden Meinungsmachers bedeutet die Novellierung des JMStV eine neue Anpassungsgabe, der wohl kaum jeder gerecht werden kann. Schließlich muss fast jedes Online-Angebot sich den neuen Herausforderungen des #JMStV beugen, weil der JMStV Bußgelder für Verstöße vorsieht. Ich habe keine große Lust dazu, mein privates Blog vom Netz zu nehmen.
Die Zeit fehlt mir, und das notwendige Expertenwissen für die jeweilige Unterteilung in Altersklassen fehlt mir. Ich möchte mit meinem Angebot auch keine Kinder erreichen, schließlich schreibe ich auch Dinge, die für unter 6-jährige wirklich nicht geeignet sind. Was interessieren die sich für PR, Social Media oder Marketing? Von diesen Dingen verstehen sie meistens auch nichts. Als Vater weiß ich das sehr wohl. Da zählen Stofftiere, Spielzeug, Bausteine oder Fahrradfahren für die Kleinsten. Daher gilt ab sofort: Das Mitlesen in diesem Blog ist ab sofort für Euch verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid.
Mal ganz ehrlich: Deutschland verbaut sich jegliche Chancen, auf dem internationalen Markt im Internet aktiv und agil mitzumischen. Der JMStV torpediert mit seiner Unlogik auch manches Geschäftsmodell, das auf Inhalte setzt und natürlich entsprechende Werbung dazu ausliefert. Alterskennzeichen sind womöglich systematisch störend und in weiterem Sinne sogar geschäftsschädigend. Wer würde denn gerne ein Angebot lesen, das jedes Mal nach dem Alter für einen Artikel fragt oder mit einem so proaktiven Signal wie „Blog ab 18“ den Augen schadet?
Zukünftig überlege ich mir, ob ich nicht doch einen Auslandssitz für mein Blog suchen sollte. Die ganze Situation tut mir leid – auch die Konsequenzen für die deutschen Hosting-Anbieter. Wenn die Politiker euren Kunden nur Stress machen, überlegt man sich als Kunde einfach auf internationaler Ebene die Konkurrenz zu nutzen. Vielleicht sollten wir alle auch lieber auf Englisch schreiben und den Sitz im Ausland anmelden, danach Deutschland vom Internet kappen. Dann brauchen die Politiker sich auch nicht darüber wundern, warum ein „Browser“ nicht in einer Duschkabine installiert wird.
Hinweis: Das satirische Potenzial dieses Artikels sollte jedem Leser vollkommen bewusst sein. Diese Erwartungshaltung darf man von über 18-jährigen Lesern auch erwarten. Für die Leserratten unter uns auch noch hier die Bildquelle für das schöne Logo, das ich in abgewandelter Form einsetzte.