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Ein Teil der Deutschen fieberte wochenlang um die wohl unwichtigste Entscheidung in der Modewelt hin. Deutschland wählt ein neues Topmodel. Aber von der Missy-Wahl kann keine Rede sein, denn das TV-Publikum stimmt auch nicht wirklich darüber ab, wer das deutsche Schönheitsideal auf den Laufstegen, in diversen Umkleidekabinen und an den Innenwänden mancher Bauwagen repräsentieren darf.
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In diesen Tagen werden sich so manche Menschen auf der Südhalbkugel fragen, ob sie nicht einfach doch laut brüllen sollten: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Schon wäre die Tortur vorbei. Keine ekeligen Tiere und Insekten im Mund, kein Schleim und oder Känguruh-Eier zum Frühstück. Wenn aber die Gage aller Wahrscheinlichkeit nach erfolgsbasiert bezahlt wird, bleibt der Protagonist ein wenig länger dabei und freut sich, nicht zu den Leidtragenden zu zählen, die als auserwählte Prüflingen sich zur Volksbelustigung begeben müssen. Immerhin müssen andere Prominente sich nicht auf dieser Bühne zur Schau stellen.

Dieser im Volksmund als „Dschungelcamp“ bezeichnete TV-Event hat sich in den letzten Jahren zu einem der Erfolgsformate von RTL entwickelt. Scheinbar redet jeder darüber und schaut sich gerne an, wenn sich am Anfang des Jahres eine Schar von auserwählten Z-Promis mit Palmenwedeln in der Öffentlichkeit zeigen. Ihr persönlicher Seelenstriptease ist einfach zu perfekt inszeniert, als dass sich das Massenpublikum abwenden kann. Schadenfreude schadet bekanntlich dem TV-Zuschauer nie.

Aufgrund der Zeitverschiebung von Australien zu Deutschland läuft das Dschungelcamp bei uns erst ab 22.15 Uhr im deutschen Fernsehen. Wer zu der Zeit lieber schläft oder ein gutes Buch liest, also den irren Quatsch in der Flimmerkiste verpasst hat, muss sich in unserer Gesellschaft am Tage darauf für ein Gespräch mit den Arbeitskollegen oder so manchen Bekannten wappnen. Wie kann man das besser erledigen als durch die Berichterstattung in digitalen und gedruckten Medien? Dort steht doch immer das drin, was man wissen möchte. Der Spiegel zeigt das Spiegelbild der Gesellschaft, die Bild bildet die Gesellschaft, die Welt zeigt das Weltgeschehen und der Express ist einfach nur schnell. Entgegen der Erwartungshaltung in den Köpfen vieler Leser, dass eine Nachricht direkt aus erster Quelle in die Medien gelangt, bescheinigt die Realität jedoch etwas anderes. Die meisten Redaktionen nutzen für viele Berichte ihre eigenen Informationskanäle, um die Medien mit aktuellen Nachrichten zu befüllen. Schließlich wird vor Ort in Downunder wohl kaum einer der hauseigenen Redakteure sitzen, um exklusive Berichte mit direkten Insiderinformationen für das Blatt zu entwickeln. Neben den wenigen eigenen Geschichten liefern letztendlich Nachrichtenagenturen, Pressestellen, Insider und Branchenkenner den Journalisten die eigentlichen Informationen. Selbstverständlich kommt dabei eine Pressemeldung zu einem zeitlich und räumlich so weit entfernten TV-Event wie das Dschungelcamp mehr recht als schlecht.

Screenshot von RTL.de zur Themenseite vom Dschungelcamp

Bereits am Wochenende fiel mir ein kritischer Artikel von Stefan Niggemeier auf, der sich mit einem kurzen, aber damit provokanten Artikel an diesem mittlerweile typischen Verhalten von Redaktionen auseinander setzt. Gewiss ist die Kritik berechtigt, zumal die Pressemeldung von RTL neben einem redaktionellen Artikel der Welt wie eine 1:1-Kopie wirkt. Ein journalistischer Klon und ein voller Erfolg für die PR, und damit ein gutes Ergebnis für die PR-Abteilung von RTL. Dem Leser seines Blogartikels wird dabei jedoch nur der plakative Aspekt des leicht umgeschriebenen Kopierens vorgezeigt, während die Hintergründe für eine solche PR-Berichterstattung im Verborgenen bleiben. Zugegeben, man muss nicht alles erläutern, daher versuche ich mich einfach jetzt daran. :)

Warum kopieren Redaktionen teilweise direkt Pressemitteilungen?
Die Medienwelt hat durch die Digitalisierung eine starke Veränderung sämtlicher Bedingungen im Journalismus erlebt. Vor zehn Jahren war es kein Thema, beispielsweise für einige Stunden zur Recherche als Lokalredakteur am Ort des Geschehens sein. Oder man sprach direkt mit den Unternehmen, um an Daten, Fakten und Zahlen zu gelangen. Heute muss respektiert werden, dass die Redaktionen jetzt unter einem enormen Zeitdruck und Konkurrenzdruck leiden. Der fragliche Artikel wurde wohl weniger aus journalistischen Gründen zur Meinungsbildung, sondern eher aufgrund der thematischen Relevanz im Zielpublikum eingefordert. Natürlich nimmt ein Journalist in diesem Fall dankbar einen PR-Text auf, wenn solche detaillierten Schilderungen des mitunter ekeligen Geschehens mundgerecht aufbereitet sind. Damit wird leicht erreicht, dass sich der Käufer des Printerzeugnisses über solche Themen zur Informationsabdeckung schnell erquicken kann. Andererseits bleibt am Ende des Tages wesentlich mehr Arbeitszeit übrig, die für relevante und investigative Geschichten genutzt werden kann. So hat der Leser noch mehr Vorteile beim Kauf eines solchen Printtitels respektive beim Lesekonsum des jeweiligen Online-Mediums.

Zur Meinungsbildung zählt damit auch die ansatzweise Erklärung der Herausforderungen von Journalisten, die sich in einer schnellebigen Nachrichtenwelt gegen eine gewaltige Informationsflut behaupten müssen. Im Grunde genommen ist der kritische Bericht von Stefan Niggemeier sehr wertvoll für die Medienlandschaft, unterschlägt jedoch die womöglich wahren Hintergründe. Man sollte sich daran erinnern, dass Journalismus in der westlichen Welt von Anzeigen bei möglichst hohen Auflagen und Abverkäufen lebt. Je unattraktiver eine Publikation, desto eher besteht die Chance des Zeitungssterbens. Dies führt wiederum zu Entlassungen in den Redaktionen und angeschlossenen Abteilungen bis hin zur Einstellung des Printtitels. Darunter leidet zudem die unabhängige Berichterstattung und Medienvielfalt. Aber diese Brücke vom PR-Text in einem redaktionellen Medium zu schlagen wäre vielleicht genauso plakativ überzogen, wie die Kritik an dem Vorgehen insgesamt.

Und wenn wir bei plakativen Darstellungen sind: Falls zudem wirklich jemand daran glaubt, dass die Journalisten überhaupt Lust oder gar entsprechend Zeit hätten, sich diese Prüfungen im Fernsehen selbst anzusehen, sollte seinen eigenen Medienkonsum hinterfragen. Im Prinzip sollte sich auch jeder fragen, ob alles in dem Dschungel wirklich der Wahrheit entspricht, aber der Zuschauer liebt solche Sendungen und schaltet ein. „That’s entertainment, baby!“ :)

Ja, ich befürchte, dass man auf meinen Blogartikel zu „Ich bin ein Star!“ doch ein wenig Aufmerksam wurde. Die Presseabteilung von RTL hat eines wirklich richtig gemacht: Beim Online-Versand auf die Sperrfrist selbst zu achten. Die Meldung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – Der vierte Tag im Dschungelcamp: Giulia Siegel eingesperrt im Glaskäfig erreichte immerhin erst um 23.18 Uhr mein E-Mail-Postfach – und nicht wie einige Tage zuvor recht früh am Nachmittag. Dass natürlich in der Mail so viele Wörter verschwendet werden, um auf die dadurch längst verstrichene Sperrfrist hinzuweisen, amüsiert wiederum sehr:

Sperrfrist: 12.01.2009 23:15
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung frei gegeben ist.

ACHTUNG: SPERRFRIST FÜR RADIO UND ONLINE-MEDIEN BIS MONTAG, 12.01.2009, 23.15 UHR!!!

Gibt es einen Königsweg für Sperrfristen, die längst vom Presserat im Sinne der journalistischen Berichterstattung gekippt wurden? Meiner Meinung nach ja: Einfach machen lassen! Wer bei einer Show wie dem Dschungelcamp einen Presseartikel liest, wird doch in der Regel erst richtig heiß auf das Thema. Abends hockt dann die ganze Familie vor dem Fernseher und wartet gespannt auf das Ergebnis – wer wieviele ekelige Tierchen futtern musste, sich kopfüber im Schlamm sulen durfte, und wer später der Dschungelkönig wird. Im Prinzip wäre es für die sendungsbegleitende PR zum Dschungelcamp perfekt, wenn Online-Medien keine Sperrfrist aufgedrückt bekämen, sondern frei berichten dürften. Der treue Zuschauer wird die Sendung tendentiell mitverfolgen, und da die Einschaltquote mit werberelevanter Zielgruppe nach 25 Jahren purer Indoktrination sowieso ein Hirngespinst ist, braucht sich ja keiner mehr um die Ergebnisse sorgen. :)

Deutschland feiert die Meinungs- und Informationsfreiheit in den Medien. Der Mensch ist aufgeklärter denn je. Durch alle Höhen und Tiefen sind wir gegangen, seitdem der Zuschauer mit der neuen Programmvielfalt von privatwirtschaftlichen Unternehmen konfrontiert wurde. Selten zuvor überschlugen sich jetzt die Medienmacher mit sowohl Lobeshymnen als auch Kritik am Fernsehen, denn die Einschaltquoten von der werberelevanten Zielgruppe treiben den Programminhalt in die Ecke zwischen Dschungelcamp, Big Brother, DSDS und nichtssagenden Nachmittagsshows, während wenige Höhepunkte die Free-TV-Premieren einiger Filme darstellen, die bereits seit längerer Zeit in der heimischen DVD-Sammlung von A bis Z durchgesehen wurden.

Schon allein die zugrundeliegende Einschaltquote ist nur eine überholte Hochrechnung über altbewährte Bevölkerungsdurchschnitte, die seit Urzeiten der 80er Jahre als Validitätskriterium gilt. Sehen wirklich so viele Millionen Menschen an einem Abend immer wieder das gleiche Programm, oder vertrauen wir den erhobenen Messdaten und der damit verbundenen Hochrechnung mittlerweile blind? Ja, wir lieben diesen Mist und freuen uns jeden Tag ein Loch sonstwohin, weil jemand eine hohe Quote zu verbuchen hat – und jemand anderes mit seinem Programm auf die Nase fiel.

Klar, die Quotenfrustration mancher Senderchefs kann ich manchmal gar nicht verstehen. Es wird gemeckert was das Zeug hält. Gute Sendungen, die ein Zielpublikum jenseits der 500.000 Zuschauer haben, werden aufgrund zu geringer Marktanteile an der werberelevanten Zielgruppe aus dem Programm geschmissen. Obwohl echte Fans diese Sendungen lieben! Der Markt muss befriedet und befriedigt werden. Die Ausgewogenheit zwischen journalistischer Information und seichter Unterhaltung ist so dunkelschwarz wie eine Schlafmaske, die man sich bei helligem Tag über die Augen zieht, um dem Alltag zu entfliehen. Doch genug an meiner semikonstruktiven Kritik am deutschen Fernsehprogramm.

Hierzulande erfreuen sich die Fernsehsender an dem dualen System, dass zwischen öffentlich-rechtlichem Wirtschaftsdenken und dem privatwirtschaftlichem Umsatzproblem um die Zuschauer kämpft. Seit 25 Jahren gibt es in Deutschland das Privatfernsehen. Angefangen hat alles mit RTL und Sat.1, aber nur RTL feiert ausgiebig sein Bühnenjubiläum im Wohnzimmer der Zuschauer. Davor habe ich absoluten Respekt. RTL legt alle Hebel um und drückt alle Schalter, damit die Bahn frei ist für das Heimspiel mit „Endsieg“. Denn Sat.1 hat nicht viel zu vermelden – hierzu vermutet zumindest DWDL die wahren Gründe in dem Mangel an Marketing und Öffentlichkeitsarbeit einfach in der Platzierung als offensichtlicher Zweiter. Was bringt es schon, wenn man im Prinzip nur gefühltes Mittelmaß ist und im subjektiven Blick die eigene Senderfamilie wesentlich intensiver am Markt präsent ist?

Ja, was RTL als mediale Lichtgestalt gegenüber dem Schattendasein von Sat.1 in perfekter Inszenierung demonstrieren kann, ist nicht nur ein wenig Muskelzucken, sondern schiere Marktmacht mit ausgeklügelter Pressearbeit. Nahezu jedes Medium konnte in den letzten zwei bis drei Wochen über ein einheitliches Thema berichten: Wie gut RTL das Privatfernsehen als Gegenpool zu ARD und ZDF etabliert hat.

Was hat sich Sat.1 im „Nichtstun“ eigentlich gedacht? Sollte nicht mindestens genauso stark auf die eigenen Erfolge als einstiger Einzelkämpfer und jetzt als Teil der ProSiebenSat.1-Gruppe hinzuweisen? Das 20jährige Jubiläum war vielleicht vor ein paar Jahren ein absolutes Drama durch den Weggang von Harald Schmidt oder das Ausscheiden des einstigen Senderchefs Hoffman. Doch in heutigen Zeiten, wo neben klassischem Broadcast immer mehr auf auf Diversifikation gesetzt wird, darf dieses Thema nicht so still geschwiegen werden wie bisher. Fehlende PR und Marketing bedeutet in dem Fall einfach fehlende Präsenz in den Köpfen der Menschen. Wenn Sat.1 noch einmal die 30 erreichen sollte, müssen in den nächsten Jahren die Erfolge her, bei denen RTL in der werberelevanten Zielgruppe punkten konnte. Ist doch sowieso nur Humbug, auf den jeder Marketingfuzzi in den Mediaagenturen und Marketingabteilungen der werbenden Unternehmen durch jahrelange Indoktrination hereinfällt. :)

Das heizt doch richtig ein. Die Parade der D-Promis und teilweise absolut unbekannten Gesichter in Deutschland läuft grade in vollkommener Inszenierung für die Medien an. Um 11.36 Uhr trudelte auch schon die erste Pressemitteilung mit ausführlichsten Informationen zum belanglosen TV-Event ein, den aber jeder insgeheim mitverfolgen will. Aber der Hinweis auf eine Sperrfrist des Artikels schlägt schon harte Töne an.

ACHTUNG: SPERRFRIST FÜR RADIO UND ONLINE-MEDIEN BIS FREITAG, 09.01.2008, 23.59 UHR!!!

Sperrfristen sind nicht verpflichtend, und wenn eine Meldung an so große Verteiler verschickt wird, ist auch nichts Exklusives oder Absprache für einen Scoop dabei, was wiederum eine Zurückhaltung in der Berichterstattung erfordern würde. Ich erspare es jetzt dem Leser, die vollen Details in Kopie runterzubrechen, und entscheide mich für eine kleine Zusammenfassung.

„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – Der erste Tag im Dschungelcamp: Günther Kaufmann kopfüber in Kakerlaken, Aalen und Mehlwürmern. Na wunderbar, es fängt schon lecker an. Nach einer Fressorgie im Hotel werden die D-Promis mit dem Helikopter in den Wald geflogen. Die wilde Bande wird in zwei Gruppen eingeteilt: Ingrid van Bergen (77), Lorielle London (23), Günther Kaufmann (61), Gundis Zambo (42), Norbert Schramm (48) und Nico Schwanz (28) erreichen zuerst das Camp, während knapp 45 Minuten später das zweite Team um Giulia Siegel (34), Michael Meziani (41), Christina „Mausi“ Lugner (40) und Peter Bond (56) den Observierungs-Drehort erreichen. Gundis ist die erste Chefin, Günther Kaufman wird der Unglückswurm für die Teamprüfung im „Unglücksrad“ sein.

Hihi, wie lustig der dreckige Kram wohl aussehen mag, wenn Kakerlaken, Aale, Mehlwürmer, Sägemehl, Babykrokodile, Fischinnereinen und Fischabfälle, sowie Federn und grüne bissige Ameisen über Kaufmann geschüttet werden.

Also ich gestehe: Ich werde heute Abend für diese Aufzeichnung einschalten, falls ich noch nicht im Land der Träume schlummern kann…

Bald ist es soweit: Deutschland wird das 4:3 Format verabschieden. Nachdem ProSiebenSat.1 bereits den Wechsel in 2005 ankündigte, stellen zum 18. November 2008 die Sender der Mediengruppe RTL Deutschland ihre aktuelle Übertragung auf das Bildformat 16:9 um. Damit werden alle Sendungen, die On-Air-Promotion sowie die TV-Werbung umgestellt.

Insbesondere für Werbetreibende wird dieser Schritt eine Veränderung in der Produktion von Werbespots nach sich ziehen. Wer braucht dann noch 4:3 in Deutschland, wenn die größten Senderfamilien das alte Format nicht mehr unterstützen?

Ich muss mal lästern. Da blicke ich auf eine digitale Programmzeitschrift und ärgere mich über das, was als Unterhaltung für einen Samstagabend dargeboten wird. Das Fernsehprogramm ist mies. Mehr als mies, so dass man sich fragen sollte, wozu man noch die Rappelkiste im Wohnzimmer stehen hat. Wenn man bereits leidenschaftliche Zungenorgasmen durch das perfekte Dinner unter der Woche gewöhnt ist und sich mit den neuen Sendungen zu Crime und Doktoren zumindest ein gewisses Maß an Unterhaltung schaffen kann, kommt der Samstagabend mit einer bunten Welt voller Ernüchterung.

Heute spielt DSDS wieder auf – eine Sendung, die durch unzulängliche Momente voller Emotionen hinter einer Person her ist: Deutschland sucht den Superstar. Gefühlsausbrüche vor laufender Kamera. Zwar nicht nackig ausziehen, es ist ja eine Familiensendung, aber den Mut zusammen nehmen, tief schlucken, Tränen fließen lassen – ja, alles läuft in gut bewährter Tradition auf dem heimischen Bildschirm ab als hätte man nicht genug davon gesehen.

Und für meinen Teil habe ich genug davon gesehen. Die bisherigen Superstars in Deutschland sind Flaschen. Keiner der Kandidaten kam jemals an die Größe heran, wie sie bei den gecasteten Superstars aus den USA oder UK zu sehen ist. Also bitte, warum schaut man DSDS? Sind wir alle vom Eurovisionsdebakel der vergangenen Jahrzehnte auf der Suche nach illustrer Erholung?

Wenn man das Fernsehprogramm an einem stinknormalen Samstagabend betrachtet, kommt einem doch wirklich nur das graue Kotzen. Absolute Ernüchterung macht sich breit. Alte abgelutschte Filme sind das einzige, was sich ein Sender im Quotenkampf gegen geballte Übermächte unter dem gottgleichen Bohlen leisten kann. Kein Wunder, dass DSDS in dem Fall des fehlenden Alternativprogramms der morgige Quotensieger sein wird. Aber es kann doch nicht wahr sein, dass man gegen DSDS nichts am Samstagabend antworten kann? Carmen Nebel ist beim öffentlich-rechtlichen Programm eine nette Alternative für diejenigen, die auf ältere blonde TV-Damen stehen – auch Gottschalk fährt mit Wetten Dass..?! immer nur im modrigen Fahrtwind der Ersetzung durch einen jüngeren Moderatoren. Andersherum wagen die Sender nichts, gegen die Wettshow einzusetzen, wenn es nicht die eigene Quotensau selbst ist. Es grenzt doch schon an Feigheit vor der Bewahrung des eigentlichen Gesichtsverlusts.

Die Fernsehsender sollten ihre Programmplaner rausschmeißen. Macht doch mal was kreatives, ihr kreativen Erschaffer der Bewegtbild-Medienwelt. Kommt da etwa nichts mehr neuartiges oder sinniert man hinter dem sicheren Schreibtisch über die Talfahrt der inhaltslosen Formate und Wiederholung alter Dauerbrenner? Innovation muss her! Das einzige, woran man sich an einem Samstagabend erfreuen kann, ist ein ausgiebiger DVD Abend – wenn man darauf verzichten darf unter Leute in der Stadt zu kommen. Wo ist also das echte unbezahlbare Entertainment? DSDS kann doch nur krächtzende Massenhysterie unter Teenagern und ihren wallenden Unterhöschen sowie bei der (with all due respect) Generation 50+ verbreiten, die dann alle mit goldleuchtenden Äuglein verfolgen, wie der Nachbarsjunge oder die Tochter vom deutschen Fernsehpublikum abgewählt werden.

Fernsehen – das war mal was. Es gab wirklich die goldenen Zeiten der Flimmerkiste. Vielleicht bin ich einfach zu alt oder nicht zielgruppenkonform, aber ich hatte selbst damals noch an Wiederholungen von Peter Frankenfeld, die LIVE-Sendungen mit Hans Rosenthal, Wim Thoelke oder Peter Alexander – bin ich nostalgisch?

Das Fernsehen der Neuzeit, wie es durch DSDS geprägt wird, zeigt eigentlich kein deutsches Fernsehprogramm mehr, sondern Ideenklau und Lizensierungen aus den USA. Den Mist kann man sich echt sparen. Die innovationsgetriebene Entwicklung sollte für die Zukunft im Vordergrund stehen und ganz bestimmt keine Kopien von anderen Formaten – Deutschland sucht den Superstar war anfangs gut, jetzt wirkt es ausgelutscht. Das Dschungelcamp stellt sich generell als medialer Tiefpunkt heraus und Wer wird Millionär? ist scheinbar die einzig gute Adaption eines international lizensierten Formats. Und die Idee ein Format zu „deutschisieren“ ist einfach nur bescheuert – siehe Post Mortem vs. CSI und der neue Gedanke, Dr. House und Grey’s Anatomy als deutsche Serien zu konzipieren: „Kotz, würg, brech“ – wenn da die Zuschauer nicht wegrennen, sind die doch selber doof. Immer mehr sehe ich einfach keinen Grund, die Flimmerkiste anzuschalten. Nur für bewusst gekaufte DVDs oder ausgewählte Sendungen hat der Fernseher noch seine Daseinsberechtigung. Mehr auch nicht.

Ein Samstagabend mit Fernsehunterhaltung ist alles andere als unterhaltend, vielmehr besticht die Zeit vor der Glotze durch unanständige Langweile und Inhaltslosigkeit. Vielen Dank – immerhin konnte ich daraus einen langen Blogeintrag zaubern. Ich hoffe, dass zumindest diese Zeilen unterhaltsam sind. :)

Es geht wieder los. Die Medien werden sich an Dieter Bohlen, Anja Lukaseder und Andreas „Bär“ Läsker ergötzen, die Zuschauer werden ihre frivolen Gesangs-Akrobaten in wenigen Wochen als Talente feiern – und wir Blogger können wieder über ein zentrales Thema ablabern. Deutschland sucht den Superstar geht in die wievielte Runde? Die fünfte Staffel läuft an, und kaum einer erinnert sich noch an die Teilnehmer der vergangenen Jahre. Nur Daniel Küblböck, Alexander Klaws, Mike-Leon Grosch, Nevio Passaro, Elli Erl, Tobias Regner und aktuell Mark Medlock und Lisa Bund sind die „Namedroppings“ der bisherigen Staffeln.

Doch was bringt es eigentlich ein Superstar zu sein? Man landet im Dschungelcamp, tingelt von Konzert zu Konzert Kaufhaus zu Heimwerkermärkten und erquickt sich am bescheidenen Leben im mitunter übelsten Vertragsfrust. Oder man futtert Insekten für ein Millionenpublikum und ein wenig Bargeld. Den normalen Job bekommt man ja sowieso nicht zurück, wenn man einmal berühmt (und berüchtigt) ist – außer man hat denjenigen Superstar irgendwann vergessen. So ähnlich ergeht es doch letztendlich auch den vielen Seelen, die sich für Ruhm und Ehre das letzten Hemd ausziehen… genug davon. DSDS ist zurück und die Show wirkt langweilig. Immer noch ist Dieter dabei, seine Sidekicks wechseln in fröhlicher Runde. Wann macht sich einer davon eigentlich mal nackig oder zum Affen? :)

Eine neue Sendung im deutschen Fernsehprogramm zu platzieren kann sich mitunter als schwierige Geburt entwickeln. Die eine Möglichkeit: Man produziert einen aufwendigen Pilotfilm und hofft auf den ungeahnten Erfolg, so dass man eine eigenständige Serie produzieren kann. Die Alternative bedeutet Vorproduktion in der Hoffnung auf selbigen Erfolg. Die aller letzte Option ist das oft bewiesene, jedoch sehr oft falsch angegangene Kopieren einer erfolgreichen Produktion aus dem Ausland, doch selbst die ausländischen Originale müssen nicht immer ein Zeichen für Erfolg sein. Desperate Housewives, Grey’s Anatomie, CSI und die diversen Serien, die man sich in der spärlichen Freizeit am Abend noch gönnt, sind wenige Überlebenskünstler im Programmschema der Fernsehsender.

Der Deutsche Markt ist hart umkämpft! Die schlechte Kopie erntet üble Kritiken, der schlechte Pilot bleibt eine einmalige Nummer, der Import eines erfolgreichen US-Formates entpuppt sich als Pleite im Abendprogramm der Sender. Was mich am meisten amüsiert sind die Vorproduktionen, die sich mitunter an den Erfolg eines ausländischen Formates orientieren. Das beste Beispiel ist das „iTeam – Die Jungs an der Maus“, welche sich als niedrige Kopie von „The IT-Crowd“ entpuppte. Der Erfolg bleib aus, die Kritiken waren erbärmlich und das Format wurde nach zwei erbärmlichen Folgen abgesetzt. Noch ist auf der Sat.1 Webseite das iTeam zu finden, aber ich befürchte, dass die Gesichter in wenigen Tagen ins digitale Nirvana verschwinden werden.

Spaß muss sein, und daher braucht die Welt ihre Anwälte. Nicht zum Abmahnen, sondern zum illustren Begutachten auf dem Fernsehschirm. Doch nach nur einer Folge ist Schluss. Mit einer Quote von nur 10,9% Marktanteil an der werberelevanten Zielgruppe konnten die Anwälte überhaupt gar nichts verbuchen – nur ein wenig Aufmerksamkeit der Medienwächter und unsereins – den mediengeilen Nachrichtenfuzzis wie ich es ja bin.

Eine sehr traurige Entwicklung, aber vielleicht bietet ja in Zukunft die Video-on-Demand Technologie den durchaus 2,59 Millionen Zuschauern die Möglichkeit, sich die Anwälte oder sogar das iTeam in voller Staffellänge anzutun… es bleibt abzuwarten, ob das gesamte Material natürlich jemals ins Internet gesetzt wird.

Sind wir im Zentrum der Fiktion? Gibt es abnorme realitätsfremde Darstellungen im Fernsehen? Bringt die konstante Abgabe erfundener Lügen 1. Ordnung den Zuschauer zu Propaganda, Ramsch und Obszönitäten 7 Tage die Woche? Oder gibt es doch nur rücksichtslose Tatsachenverdreher und Lügner in der Medienwelt? Mit dem Thema der Lügen befasst sich jeder gerne.

Einen meiner Meinung nach sehr ausführlichen, vielleicht der Wahrheit nahen, aber dennoch in aller Hinsicht schwer definierbar oder beweisbaren Artikel zum Thema 9/11 liefert Schall und Rauch – mit dem unschwer erkennbaren Aufruf zu neuen Definitionen der etablierten und führenden Fernsehsender ARD, ZDF, RTL oder Pro7. Kann diese Abrechnung unterschrieben werden?

Ob 9/11 inszeniert wurde oder ein Akt des Terrors war – es ist einige Jahre her und das Echo in den deutschen Medien war sehr schwach im Vergleich zu den Vorjahren. Ob die USA mit ihrer PR-Maschinerie im Ausland noch Erfolge haben, wage ich zumindest zu diesem politisch brisanten Thema zu bezweifeln. Verurteilen – wie immer – kann ich zumindest keinen, doch die Bevölkerung in Deutschland widmet sich unschwer erkennbar anderen Dingen als den Opfern in den USA zu gedenken… schwierig.