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Viel zu oft versucht man die Zukunft vorherzusagen. Auch ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht, was in den nächsten Monaten des kommenden Jahres passieren wird. Hierzu möchte ich in meinem Blog der Leserschaft die folgenden 10 Grundgedanken vermitteln und freue mich selbstverständlich auf eine rege Diskussion. Also, was glaubt ihr, wird in 2010 im Bereich Social Media passieren?

1. Arbeitsalltag
Social Media integriert sich ab 2010 vollständig als spezielle Teil-Disziplin von Public Relations, Marketing, Sales und Human Ressources in den Arbeitsalltag. Mitarbeiter anderer Unternehmensbereiche, vornehmlich außerhalb von Kommunikation, Werbung und Vertrieb, werden mit weiteren Einschränkungen in ihrem Online-Nutzungsverhalten durch tiefgreifende Social-Media-Richtlinien rechnen müssen. Die typischen Rauchpausen könnten sich für Arbeitnehmer immer stärker zum Konsum von Social Media über mobile Endgeräte eignen, zudem das private Telefon in Pausen bisher außerhalb des direkten Einflusses von Arbeitgebern liegt.

2. Digital Relations
Trotz starker Restriktionen werden einige Unternehmen ihren Mitarbeitern neue Freiheiten und Spielräume ermöglichen, weil sie über ihre privaten Profile als offizielle Kommunikatoren und potenzielle Experten des Unternehmens in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Letztendlich entscheidet ein Kunde höchst individuell, welche Wirkung die gesamte Außendarstellung eines Unternehmens auch durch die eigenen Mitarbeiter auf die zukünftigen Beziehungen haben wird. Neben einer reinen Werbeplattform wird Social Media zur Kommunikation auf allen Ebenen genutzt und ganzheitlich von Unternehmen gelebt werden.

3. Messbarkeit
Jede Bemühung von Unternehmen, sich im Umfeld von Social Media zu positionieren, wird im Jahr 2010 wesentlich durch klassische betriebswirtschaftliche Faktoren bestimmt. Unzählige individuelle Kriterien für den Einsatz von Social Media in werblicher und kommunikativer Hinsicht gilt es zur Erfolgsmessung zu berücksichtigen. Entsprechende Ansätze zur Abbildung der Kriterien, z.B. über Metriken oder durch die Bildung eines zentralen Index, sind bisher nicht einheitlich anwendbar, während ältere Messmethoden über PageImpressions, Visits oder Unique User in Analyse und Forschung zur Werbewirksamkeit immer stärker in den Hintergrund rücken. Die entsprechende Notwendigkeit einer Einigung und die schnelle Markteinführung von einheitlichen Messmethoden und Kennzahlen hängen dabei im Wesentlichen von der Agilität der anerkannten Gremien und Institutionen ab.

4. Community
Social Media wird im kommenden Jahr für den einzelnen Nutzer etwas weniger „sozial“ wirken. Anstatt vollkommen auf Kollaboration und Interaktion in der Masse zu setzen, werden Nutzer immer stärkere Grenzen zwischen ihren persönlichen Interessensgebieten und Aktivitäten im Internet ziehen. Daraus lässt sich klar erkennen, wie sie ihre präferierten Themen und Kontakte je nach Anwendung oder Social Community einteilen und gruppieren. Die Kommunikation in diesen Gruppen konzentriert sich dabei vermehrt auf einen selektierten Kontaktkreis, der oftmals bestimmten Zielen zugeordnet ist. Eine weiterführende Unterteilung von privaten und beruflichen Kontakten in den einzelnen Netzwerken nimmt ebenfalls Einfluss auf das Kommunikationsverhalten des Individuums, so dass bestimmte Inhalte nicht mehr für jeden Kontakt zugänglich sein werden. Auch werden Empfehlungen immer wichtiger. Das hohe Maß an „sozialem“ Austausch, wodurch sich Social Networks einst auszeichneten, verliert sich in den steigenden Anforderungen der Nutzer an ihren persönlichen Informationsfluss und ihr eigenes Mitteilungsbedürfnis.

5. News
Ab 2010 entscheidet die Masse der Nutzer immer eigenständiger über die aktuellen Themen des Tages. Entgegen des tagesaktuellen Redaktionsplans bestimmt die Community den Nachrichtenwert durch Retweets, Shares und Empfehlungen. Dieser Trend des digitalen Informationskonsums spiegelt sich in der sozialen Gewichtung von Nachrichten wider. Auch Redaktionen werden verstärkt auf das daraus ableitbare öffentliche Interesse eingehen und ihr redaktionelles Angebot daraufhin anpassen.

6. Blogs
Alle Jahre wieder tönen zum Jahresende zahlreiche Unkenrufe vom Sterben der Blogs. Insbesondere in Nischen und als fachlich spezialisierte Blogs werden sie ein wichtiger Teil unserer Informations- und Wissensgesellschaft bleiben. Auch neue Märkte öffnen sich für spezialisierte Blogger. So wie Verlage weiterhin auf Zentralisierung von Redaktionen oder das Auflösen von einzelnen Lokalredaktionen setzen, wird der Leser als mündiger Nutzer in Social Media fündig werden. Für einzelne Städte, Gemeinden oder Stadtteile entwickeln sich hier Lokalblogs, die ihren Schwerpunkt auf Grundlage der einstigen Kernkompetenz mancher gedruckter Lokalausgaben ausbauen werden. Gleichzeitig übernehmen einzelne kritische Stimmen verstärkt die Meinungsbildung in der Öffentlichkeit bei überregionalen Themen und selbstverständlich in der Aufdeckung von Fehlern und Versagen von Unternehmen, Organisationen und Institutionen jeglicher Art als Teil der modernen Medienkritik.

7. Content
Social Media wird als neuer Vertriebskanal von Unternehmen jeglicher Art erkannt. Verlage müssen in 2010 die Relevanz des Mediums als Teil der Wertschöpfungskette erkennen und dürfen sich der ganzheitlichen Integration in ihre bestehenden Geschäftsmodelle nicht verschließen. Gleichzeitig werden Radiosender ihre Hörerschaft intensiv über das Internet an sich binden und hier Mehrwerte zum linearen Programm anbieten. Auch TV-Sender werden verstärkt den Weg ins Internet gehen und plattformübergreifend ihre Programminhalte auch außerhalb von sendereigenen Portalen verbreiten. Filmproduzenten und Musikmajors werden dabei vornehmlich ihre Inhalte eigenständig weiterverwerten und eine ähnliche Distributionsstrategie fahren.

8. Monetarisierung
Die einzelnen Geschäftsmodelle zur Monetarisierung von aufwendig redaktionell produzierten Inhalten reichen dabei von Paid-Content-Modellen über Beteiligungsmodelle an den Werbeerlösen bis zu kostenfreien Angeboten zur Promotion einzelner Highlights. Insgesamt wandelt sich damit das klassische Lizenzierungsgeschäft durch die verschiedenen Abhängigkeiten und Konstellationen zwischen Content-Anbietern, Plattformbetreibern und Werbetreibenden in partizipative Geschäftsmodelle, aus denen auch der Nutzer entscheidende Vorteile durch Exklusivität, kostenfreies Zusatzmaterial oder weitere noch zu definierende Mehrwerte ziehen kann.

9. Microblogging
Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Was einst als kleines Experiment ab Frühjahr 2007 die Early Adopter und die für Social Media affinen Internetnutzer erreichte, beflügelt mittlerweile unzählige Menschen in ihrem Alltag. In der Bahn, beim Mittagessen, nach dem Sport oder vor dem Schlafengehen preisen sich viele Leute in der Öffentlichkeit und zwitschern wild drauf los. Twitter entwickelte sich bereits in 2009 zu einem Massenphänomen, dem sich im nächsten Jahr keiner mehr entziehen kann. Über mobile Endgeräte wird Twitter in jeder Situation greifbar werden, durch entsprechende Mobile-Flatrates kommen immer mehr Menschen in den Genuss dieses alltäglichen Wahnsinns. Follow me!

10. Social Media Experten
Bleiben wir doch alle einmal ehrlich. Jeder hat etwas zu melden, aber deswegen ist noch nicht jeder ein Experte. Zwar sind wir schon längst Papst, aber es gibt gewaltige Unterschiede zwischen professionellen Ansätzen und laienhaftem Dilletantismus, den manche Social Media Experten von sich geben. Zu Anfang werden sie wie die Pilze aus dem Boden schießen und sich gegenseitig das Wasser abgraben, aber zum Ende des Jahres wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Zurückbleiben werden absolute Profis aus Kommunikation, Marketing und Vertrieb, um die sich die Unternehmen reißen werden.

Fazit
Social Media ist und bleibt spannend – und das in scheinbar jeder Lebenslage. Egal ob Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen sich in Social Media tummeln, fest steht eines: Wer sich mit Social Media dauerhaft über die letzten Jahre hinaus beschäftigte, wird auf Dauer einen langfristigen Erfolg feiern. Social Media ist keine kurzlebige Sache, sondern wird immer stärker wohl durchdacht und geplant. Für jeden Neueinsteiger empfiehlt es sich, den BVDW-Leitfaden Sicherer Einstieg in soziale Netzwerke zu lesen, an dem auch ich persönlich mitschreiben durfte.

Nachtrag: Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass Thorsten Zoerner in seinem Blog eine thematisch passende Aktion über die Veränderungen des Jahres 2010 mit dem BlogAdventskalender fährt.

Gratis, umsonst, kostenlos. Das Internet und diverse Social Media Angebote offerieren den Nutzern unzählige Inhalte zum interagieren und konsumieren. Vornehmlich sind redaktionelle Inhalte ein hochwertiges Gut, dass von irgendwem erstellt und produziert werden muss. Die Recherche, das Schreiben, das Bereitstellen – dieser Aufwand von unzähligen Redaktionen verschlingt beachtlich viel Geld. Journalismus at Highspeed versus die Forderung nach Qualitätsjournalismus – das kennen wir ja zu genüge. Wer gute Inhalte konsumieren möchte, bezieht solche Inhalte im Abonnement gegen Bezahlung. Die Alternative für die Refinanzierung von digitalen Inhalten stellt, wie seit Jahr und Tag bekannt, die Online-Werbung in all ihren Facetten dar: Ob Display-Ads oder InVideo-Advertising – mittlerweile findet sich für jeden Content-Anbieter eine Option zur Refinanzierung des redaktionellen Aufwands.

Die berüchtigte „Kostenlos-Kultur“ im Internet ist nämlich nicht kostenlos, denn ein wirklich werbefreies Angebot gibt es nicht. Mit Ausnahme von wenigen Bloggern, die selbst keine Werbebanner oder Anzeigen schalten, oder den bekannten „Paid-Content“-Angeboten, findet der Nutzer nahezu kaum echte „kostenlose“ Inhalte, die einen inhaltlichen Informationswert oder nachhaltigen Mehrwert liefern.

Fachpublikationen und Branchenmagazine kämpfen auch in Deutschland um die Gunst der Leser. Mittlerweile nicht mehr zu wöchentlichen Erscheinungsterminen, sondern zu jeder Stunde. W&V, Horizont, DWDL, Internet World Business, kressreport oder turi2 sind besonders im Bereich Medien, Marketing und Kommunikation die Vorreiter der Informationsverbreitung. Auch bei Twitter treffen sich die Redaktionen und sind mit ihren Informationen meist schneller, als es die Post erlaubt. Kommen wir zurück zur Ausgangslage. Denn all dies möchte doch bitte finanziert werden.

Nun kommt Twitter als weiterer Distributionskanal daher, das natürlich für die Branche eine neue Option zur Verbreitung ihrer Inhalte ist. Auch gestandene Nachrichtenportale wie Spiegel Online setzen auf Twitter zur Verbreitung ihrer Nachrichten. Meist erfolgt dies als Tweet, der einer Kopie der RSS-Feeds gleicht, manchmal steckt auch eine gewisse persönliche Kommunikation, der vielgelobte Dialog auf Augenhöhe, mit den Followern statt. Die Fachmagazine rund um Medien, Marketing und Kommunikation stehen da an vorderster Stelle. Ich bin immer wieder begeistert über den einen Tweet im Dialog mit den Redaktionen. Bis dato ist diese Informationspolitik mit Dialogcharakter fast immer „werbefrei“. Bis heute zumindest.

Ab sofort startet der @kressZwitscher ein neues Vermarktungsangebot für Werbetweets:

kress bietet Ihnen ab sofort die Möglichkeit einen Anzeigen-Tweet auf http://twitter.com/kressZwitscher zu buchen. Mit dieser innovativen Werbeform können sie Nachrichten in Echtzeit kommunizieren und erreichen eine Zielgruppe, die besonders affin für aktuelle Geschehnisse in der Medien- und Marketing-Welt ist. Die Follower von „kresszwitscher“ sind aktive Multiplikatoren, die Meinungen bilden und verbreiten – unsere Nachrichten werden sehr häufig „retwittert“, das heißt, unsere Follower leiten die Nachrichten an ihre Follower weiter usw.
Pro Tag wird nur ein Anzeigen-Tweet versendet, so können wir Ihnen eine einmalige Exklusivität bieten, denn Sie müssen den Werberaum nicht mit anderen Werbungtreibenden teilen.

Bereits mit 200,00 Euro ist man beim Gezwitscher von kress mit von der Partie und kann bis zu 110 Zeichen an fast 8.000 Follower verbreiten. Eine einfache und kostengünstige Alternative, um die Werbebotschaft an den Mann und an die Frau zu brignen. Die wiederum natürlich nicht ausschließlich die Tweets in ihrer Übersicht erhalten, sondern viele weitere Tweets anderer Tweeple zum Mitlesen. Da geht ein Tweet schnell mal unter. Es vergehen nur wenige Sekunden, bis bei mir die Tweets aus der individuellen Twitter-„Home“ nach hinten durchgereicht werden. Werbung würde sich dann zumindest bei mir schnell aus den Augen verlieren. Wird also die Werbung dann auch als echte Werbung gekennzeichnet, so dass „Werbung: “ vor dem Werbetweet zu lesen ist? 10 Zeichen von 140 weniger, abzüglich der 110 Zeichen ergeben nur 20 Zeichen für eine letzte (Short-)URL auf das beworbene Angebot.

Ich nutze Twitter mit @MikeSchnoor nahezu ausschließlich privat und hoffe, dass dies meinen Followern auch bewusst ist. Neben dem üblichen Tratsch und Netzgeflüster bestehen viele Tweets überwiegend aus Links zu diversen Online-Angeboten, natürlich auch mal dem eigenen Links. Da fragt man sich doch, ob die Streuverluste von werblichen Tweets nicht sogar so hoch ausfallen, dass sich diese Offerte nicht über kurz oder lang in Wohlgefallen auflöst?

Vor allem ist die Zielgruppe der Follower viel zu undurchsichtig, da keine vollständigen sozio-demografischen Angaben für die Mediaplanung bei Twitter im Profil hinterlegt sind. Der Aufwand, jeden Follower zu analysieren, liefert über die verfügbaren Profilangaben zu wenige Details. Selbst das händische Auswerten der Nutzer über die Profillinks zu Webseiten, Blogs oder XING-Accounts beinhaltet viele ungenaue Details. Es wäre durchaus eine viel zu vage Vermutung, dass die Follower eines Mediums den typischen Leitbildern einer Media-Analyse, respektive Zielgruppen-Analyse hinsichtlich Geschlecht, Alter, Beruf, Familienstand, Einkommen und Bildung entsprechen. Bucht man den Werbetweet auf gut Glück oder sucht man die Masse statt Klasse?

Und wie wirkt sich ein Werbetweet auf die Follower aus? Würden sie die werbliche Tweets aktiv nutzen, oder doch selbst bei nur einem Werbetweet pro Tag unfollowen? Newsletter und Webseite zu kress liefern für wissbegierige Follower selbstverständlich ebenfalls die Nachrichten, die zwar mit Werbung refinanziert werden, aber durch die Detailfülle wiederum punkten können. Das Heft steht dabei außer Frage. Oder die Follower greifen natürlich auf konkurrierende Angebote zurück.

Ich bin persönlich sehr gespannt, wie erfolgreich die Werbetweets werden und ob sich hier eine Erlösquelle für gut besuchte Twitter-Accounts ergibt. Bisher hörte man in der Twittersphere nur von Fehlversuchen eines Werbetweet-Modells – so wie Social Media halt ist, springt es einem direkt, unverblümt und ehrlich zurück ins Gesicht.

Social Media beflügelt die Massen und entwickelt sich von einem Buzzword zu einer eigenen Medienform. In nur wenigen Wochen wird die Online-Werbebranche auf der dmexco in Köln ihre neuesten Produkte und Vermarktungsoptionen präsentieren, ein Schwerpunkt wird auch Social Media bilden. Auch übergreifend muss sich, meiner Meinung nach außerhalb von Bloggern und Nutzern, für die neue Medienform Social Media eingesetzt werden. Noch kennen zu wenige Entscheider sich mit „Web 2.0“ und Social Media aus. In Kürze wird ihnen praktisch geholfen, um direkte Erfolge und einen positiven ROI aus dem Social Media Umfeld zu ziehen.

Der Arbeitskreis Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) veröffentlicht pünktlich zur dmexco den „Social Media Kompass“. Dieser neue Leitfaden wird insbesondere für diejenigen, die sich täglich in Social Media bewegen und über Blogs, Twitter oder Facebook austauschen, als das „Einmaleins“ verstanden werden. Ob Digital Natives oder Brand Evangelists, wir kennen uns mittlerweile sehr gut mit Social Media aus.

Für die vornehmliche Zielgruppe derjenigen, die sich über Social Media erstmalig und nachhaltig informieren wollen und für ihre tägliche Arbeit eine umfassende Lektüre zum regelmäßigen Nachschlagen brauchen, wird der „Social Media Kompass“ zu einer Standardlektüre werden.

Die Wirtschaft in kann vor allem durch diese Aufklärungsarbeit durch den Zusammenschluss im Verband und die zahlreichen Praxisbeispiele zu PR, Marketing, Kommunikation und Werbung profitieren. Persönlich freut es mich daher sehr, an dieser Publikation als Verfasser über meinen Arbeitgeber sevenload mitgewirkt zu haben. Man darf also auf die Veröffentlichung zur dmexco gespannt sein!

Die Pressekonferenz von Vodafone zu der neuen Markenausrichtung des Mobilfunkanbieters konnte in dieser Woche mit etwas Neuartigem auftrumpfen. Nicht nur per direkter Livestream-Speisung und obligatorischer Pressemeldung, sondern über Social Media versuchte der Konzern seine Botschaften zu verbreiten. Klassische und moderne Kommunikationskanäle wurden hier sehr gelungen kombiniert, doch in der Fachwelt wird das Thema daraufhin heiß diskutiert. Der Kunde soll in den Mittelpunkt rücken, sich mit dem Unternehmen und ihren Produkten identifizieren. Genauso wie es das Unternehmen seine Kunden aufwertet und sie laut eigener Aussage „zu Helden des Alltags“ werden lässt. Ein Held wird man als einzelner Mensch zumindest nicht, selbst wenn man sich über Social Media mit einem Konzern austauschen kann oder etwas bewegen kann. Helden des Alltags sind Menschen, die Leben retten, die Courage zeigen, die gegen das allgegenwärtige Böse, die Korruption und Machtmissbrauch kämpfen. Durch ein Telefon, das mit dem Internet auf Social Media zugreift, wird man noch lange nicht zum Helden.

Der (potentielle) Kunde wird mit einer neuen Kampagne konfrontiert, in der mehr oder weniger bekannte Netzpersönlichkeiten der Marke ihr Gesicht verleihen. Sascha Lobo, Robert Basic und Ute Hammelmann, Ragnar Sôlberg, Sven Gurrath oder Jürgen Mühling – wer sich etwas Mühe macht, findet diese Menschen im Internet ganz schnell wieder. Doch wie wirken sie auf jemanden, der sie wirklich nicht kennt? Eigentlich doch wie normale Werbeschauspieler, die zumindest bei Sascha Lobo mit einem sehr markanten Haarschnitt über den Bildschirm flimmern. Selbst mir als bisher jahrelangen Vodafone-Kunde kann die Kampagne nicht einheizen, zumal ich auch ganz persönlich meinen Kundenvertrag bereits aufgelöst habe. Wird der typische Fernsehzuschauer, der sich jetzt in einem Umfeld von Social Media und deren Protagonisten wiederfinden muss, sich mit diesem neuen Vodafone identifizieren können? Möchte eine karriereorientierte Mutter von drei Kindern sich mit dem Heldentum für jedermann auch noch beschäftigen, wird der Schlipsträger dadurch mehr Kundenkontakte abwickeln können, kann ich dadurch besser und günstiger mit den Menschen telefonieren?

Immerhin macht sich Vodafone als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland darüber Gedanken, sich mit ihrer Klientel und dem neuen Bewusstsein für die digitale Welt auseinander zu setzen. Als Leadagentur kann man Scholz & Friends zu der Kampagnenidee beglückwünschen, wenn ab dem 11. Juli bis in den Oktober hinein die Werbekampagne über die Bildschirme zuckt. Die grundlegende Idee, sich über Blogs und Twitter mit den Kunden auszutauschen, sowie mehr Transparenz in die klassischen Unternehmensleitbilder zu integrieren, sich selbst auf einer sehr flachen hierarchischen Ebene mit den Kunden bei BarCamps zu unterhalten – das sind wundervolle Ansätze, wie man mit Social Media eine Erlebniswelt für den Kunden aufbaut. Bei der Pressekonferenz jedoch fehlte dieser transparente Ansatz. Vielleicht lässt sich dies auch auf einen Mangel an Erfahrung für eine dermaßen öffentliche Pressekonferenz zurückführen, denn üblicherweise schauen nicht so viele Blogger und Journalisten, sondern nur das eingeladene Publikum zu. Aber ist es „unsere Zeit“?

Nach nur wenigen Stunden entwickelte sich zu dieser neuen Markenausrichtung auch eine eigene Stimme – genau aus dem Umfeld der angesprochenen Zielgruppe heraus. Wer Social Media einsetzt, wird auch darüber Feedback erhalten. Direkt, offen, ehrlich und meist auch unverblümt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Die Blogosphäre antwortete ebenso wie die bekannten Publikationen aus Fachpresse und Branchenmedien. Ein schöner Überblick hierzu findet sich bei Tapio Liller. Konstruktiv kritisch wirkt der Artikel von Mirko Lange, während Thilo Specht sich motivierend äußert. Michael Friedrichs und Peter Hogenkamp vermissen meiner Meinung nach zurecht die geeigneten Mobilfunk-Tarifmodelle für die „Generation Upload„, denn sind nicht gerade wir, die sich mit Social Media den ganzen lieben langen Tag beschäftigen können, nicht die Kernzielgruppe einer solchen Kampagne?

Julian, Sarah, Martin und Conny haben eines gemeinsam. Sie sind bei Twitter und zwitschern dort fröhlich zu ihrem bunten Treiben im Namen von Ikea. Schließlich haben wir die Zeit erreicht, in der es in einem der größten Möbelhäuser Europas nur voll von „Midsommar“ ist. Dieses Jahr gibt es sogar die „Midsommar-Tour“ mit einer eigenen Kampagnen-Homepage. Man ist auf der Suche nach Schnäppchen, die es halt zu dieser Zeit so gibt. Die Tour soll quer durch Deutschland gehen, im Blog wird fleissig über den Stand der Dinge protokolliert – nebst der Bewerbung des einen oder anderen Angebots.

Ikea midsommar

Nebst den üblichen Werbemaßnahmen in den gängigen traditionellen Medien ist diese Aktion recht neu. Gelesen oder gehört habe ich zumindest davon noch nichts. Im offiziellen Pressebereich liest man bisher keine Meldung zu dem Thema. Bestimmt hebt man sich diese Homestory im Falle eines Erfolgs auf. Vielleicht ist es auch nur an mir vorbei gegangen, während die ganze Welt sich schon darüber im stillen Kämmerlein dazu austauscht. Doch durch den Follower, personifiziert in Form des @julianMidsommar, konnte ich zumindest etwas davon mitbekommen. :)

Alles in allem muss ich feststellen, dass diese Kampagne ganz nett ist. Ein kollektiver Roadtrip auf Abwegen. Standards und die Erlebniswelt von Social Media kommen gleichermaßen zum Einsatz. Damals zur Zeit von Nils und der Kampagne „Warte bis September“ gab es jedoch gerade in dem Punkt eine viel intensivere Erlebniswelt. Man konnte einen wildfremden Menschen beobachten und ihn anrufen, anchatten, anmailen – während die Kamera konsequent drauf hielt. Man hatte die Emotionalität der Interaktion sehr innovativ umgesetzt. Die Einrichtung des Zimmers wurde dabei sogar zur reinen Nebensache, und der virale Faktor steigerte sich umso mehr. Wird der Roadtrip der vier Ikea-Freunde zum „Midsommar-Fest“ ein einigermaßen gleiches Ergebnis in der Blogosphäre nach sich ziehen?

Gestern Abend startete die heiß erwartete Serie „Fringe“ von J.J. Abrams auf ProSieben zur Primetime. Selbst ich konnte nicht widerstehen, diesem Mystery-Highlight aus dem Weg zu gehen. Ich genoss es förmlich, die Neuauflage eines „X-Files Reloaded“ mit Verschwörungstheorien und paranomalen Ereignissen zu schauen. Mein persönliches Fazit ist: Abgefahren und ganz nett, nach dem Pilot muss sich zeigen, ob für mich ein Dauerbrenner daraus wird. Ein Bekannter teilte mir aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen als „Programmscout“ mit, dass „Fringe“ in den USA nur eine kleine Fangruppe hätte. Die Story sei zu schwierig für das Massenpublikum, ein Erfolgshit wie „LOST“ hätte sich aus „Fringe“ nicht entwickelt. Nun gut, nicht jeder Zuschauer steht auf Verschwörungstheoretiker mit paranormalem Wissenschaftsgewussel.

Was ich als tendenzieller „Nichtgucker“ aber an den Tagen davor verpasst hatte, erschloss sich mir erst durch die aufmerksamen Äuglein der DWDL-Redaktion. Im Vorfeld zum Serienstart von „Fringe“ schaltete ProSieben entsprechende Werbespots, die wie ihre hauseigene „Newstime“-Nachrichten aufgemacht waren. Der Anchorman des Senders, Michael Marx, berichtete in Form einer Breaking-News-Ausgabe über mysteriöse Ereignissen in den USA mit Szenenbildern der neuen Serie. Werbung beeinflusst die Menschen zielgerichtet zwecks kommerziellen Handlungen. Werbung spricht emotionale und informierende Botschaften aus. Werbung animiert als absatzfördernde Kommunikation zum Konsum. Doch eines ist Werbung nicht: am Rande des guten Geschmacks.

Diese Marketing-Aktion hat jetzt sehr viel Aufmerksamkeit intensiv erregt, die Öffentlichkeit erfolgreich vereinnahmt und die Jugendschützer auf den Plan gerufen. Solche Werbeverwirrungen sollten meiner persönlichen Meinung nach in keiner Weise im vorabendlichen Programm ausgestrahlt werden. Laut DWDL wird die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM) ein Prüfverfahren gegen den Sender einleiten. Immerhin scheinen sich diese Werbemaßnahmen für den Sender ausgezahlt zu haben. Die Einschaltquoten sprachen wiederum für sich. Doch ob dies an der Serie oder an den Werbespots lag, entscheiden die Zuschauer in den kommenden Wochen.

Der gestrige PR-Gag vom ZDF entpuppt sich als geniale Viral-Kampagne für Uschi Blum alias Hape Kerkeling. Eine eigene Homepage und weitere Details, wie auch entsprechende Videoinhalte, geben den Ton im Netz an. Laut, schrill und bunt!

Link: Hape Kerkeling featuring Uschi Blum - Ich bin wieder da

Das obige Video gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden Stunden/Tagen wohl erwarten wird. :)

Update: Was mir persönlich noch fehlt ist ein wenig Aktivität auf Twitter, etwas mehr Profiling in Social Networks und noch intensiverer, verstärkter Einsatz von Social Media. Der Express in Köln hat heute wohl auch über das Thema auf Seite 12 geschrieben. Vor 14 Jahren war die Diva im Kerkeling-Film „Kein Pardon“ auf der Bühne zu sehen. TV-Digital berichtet anscheinend auch.

Ich wollte schon gestern darüber schreiben, aber mir fehlte einfach die Zeit. Dafür jetzt in aller Stille und ein wenig ins Detail gehend: Diese Produkt-PR ist einfach gelungen.

Canicalm – macht laute Hunde müde. Ein wirklich geniales Produkt, bei dem der vierbeinige Freund für mehrere Stunden am Tag schläft. Wie heißt es so schön auf der beworbenen Internetseite:

„Wie der Mensch ist auch der Hund anfällig für Stress. Tierarztbesuche, Fahrten im Auto oder das Feuerwerk an Silvester können beim Hund Angst und Stress auslösen. Viele Hunde neigen darüber hinaus dazu, in solchen Situationen nervös zu werden. Häufiges Winseln, notorisches Bellen oder ungezügeltes Kratzen an Gegenständen können Anzeichen für eine emotionale Überforderung des Tieres sein. Hundehalter können ihrem Vierbeiner helfen, mit CaniCalm.“

Lecker, mit dem Mittelchen wird jeder in die Knie gezwungen. Solch ein Mittel verstößt womöglich gegen geltendes Recht, denn ein Tierchen darf nicht einfach ohne Grund „still gelegt“ werden. Der PR-Gag fällt ziemlich schnell auf – Canicalm wird laut Denic und laut Impressum vom ZDF betrieben. Spätestens bei dieser Information auf der Seite zur Online-Bestellung sollte man sich bewusst sein, dass solche Fälle wirklich spätestens der Logistikabteilung eines Unternehmens auffallen sollten. :)

„Wegen eines kurzfristigen Lieferengpasses sind derzeit bedauerlicherweise keine Proben von CaniCalm auf Lager. Grund hierfür ist, dass ein gewisser Angelo C. aus B. „aus Versehen“ 228.691 Mal eine Gratisprobe angefordert hat. Wegen eines Softwarefehlers wurden diese Proben ausgeliefert und sind offenbar auf dem Postweg verschwunden.“

Daher merke: Pfefferminze, Seepflanzen, Kamille, Baldrian, Hirnschalenkraut, Goldsiegelwurzel, Trockenbierhefe, schwarzes Warzenkraut und Heilbetonie – alle „rein pflanzlichen“ Bestandteile dieses Hundemittels sind wohl verdaulich. Wenn Wuffi aber trächtig ist oder gerade geworfen hat, sollte Ihr Hund das Medikament möglichst nur nach Absprache mit Ihrem Tierarzt einnehmen! Schmeckt dem Tierarzt bestimmt auch und macht den Atem frisch. :)

Starke Nachricht mit fadem Beigeschmack: Die OMD 2009 ist offiziell abgesagt. Hier der Auszug aus der offiziellen Pressemitteilung der Igedo Company, die mich vor wenigen Minuten per E-Mail erreichte:

Konzentration auf das Kerngeschäft

online marketing düsseldorf 2009 abgesagt

Der Düsseldorfer Messeveranstalter Igedo Company wird sich im Zuge einer Neuausrichtung seiner Unternehmensstrategie zukünftig ausschließlich auf ihre Kernkompetenz „Modemessen“ konzentrieren. Diese Entscheidung fasste die Gesellschafterversammlung in ihrer jüngsten Sitzung. Mit diesem Beschluss einher geht die Absage der online marketing düsseldorf 2009.

„Die Igedo Company veranstaltet seit 60 Jahren international sehr erfolgreiche Modemessen“, erklärte Herbert Vogt, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung. „Dieses Asset wollen wir in Zukunft weiter stärken und erachten es aus diesem Grunde als wichtiger, die durch die Absage frei werdenden Ressourcen für die Weiterentwicklung der Igedo Fashion Fairs Düsseldorf zu nutzen.“

Damit verliert die Deutsche Marketingszene ihre wichtigste Leitmesse. Ob die dmexco in Köln den mittlerweile hohen Erwartungen nach vielen erfolgreichen Jahren mit der Online Marketing Düsseldorf im Hinterkopf standhalten kann, wird sich im kommenden September zeigen. Immerhin konnte die Igedo dieses Jahr eindrucksvoll demonstrieren, dass die OMD ein voller Erfolg war – sowohl für Besucher als auch Aussteller. Noch fehlt auf den Websites der Igedo oder der OMD die offizielle Mitteilung, aber das kommt bestimmt in wenigen Minuten.

Es kommt darauf an, ob man als PRler für ein Unternehmen arbeitet oder sich für eine öffentliche Einrichtung oder Institution engagieren darf. Die zu verbreitenden Botschaften und die kommunikative Lage unterscheiden sich auf das Äußerste. Der strenge Wettbewerb für Städte, Länder, Verbände und alle weiteren Behörden unterliegt speziellen Anforderungen an jegliche Maßnahmen aus dem Feld der Public Relations und des Marketings.

In der Öffentlichkeit ist dieser Wettbewerb viel zu selten thematisiert, so dass ich mich über diese Nachricht irgendwie freuen kann. Die Fachzeitschrift Public Marketing ist jetzt ganz neu am Start und behandelt genau dieses spezielle Feld der modernen Kommunikation:

„Marketing und Markenführung zählen heute zu den unverzichtbaren Faktoren des Managements im öffentlichen Bereich. Mit unserem neuen Fachmagazin Public Marketing wollen wir die führende Plattform für Informations- und den Erfahrungsaustausch werden“, erklärt Peter Strahlendorf, Verleger und Herausgeber von Public Marketing.

Berichtet wird über die Marketing- und Kommunikations-Aktivitäten aus dem öffentlichen Raum nebst Vorstellung der erfolgreichen „Macher“ und deren Agentur-Partner. Mit über 60 Seiten und einer Startauflage von 2.500 Exemplaren bringt der Hamburger New Business Verlag in diesen Tagen die erste Ausgabe auf den Markt. Die nächste Ausgabe wird aller Voraussicht nach im Februar 2009 erscheinen und orientiert sich schwerpunktmäßig an dem Thema Universitäten. Ab 2010 soll eine monatliche Erscheinungsweise geplant sein.