Alle Welt zwitschert nur noch vom #Blumenkübel. Was macht den Behälter so besonders interessant? Nicht nur die deutschen Fachmedien greifen das absurde Thema auf, auch auf internationaler Ebene sind die digitalen Einsiedler über das deutsche Phänomen des Blumenkübels verwundert.

Der Grund für diese digitale Furoe ist denkbar einfach. Die Wunderwaffe der Kommunikation, der klassische Lokaljournalismus, bringt die internationale Netzgemeinde zum Staunen. Die Münstersche Zeitung verbreitete vor zwei Tagen einen kurzen Artikel mit dem Titel „Großer Blumenkübel zerstört“ in ihrer Lokalausgabe für Neuenkirchen. Was daran so faszinierend ist? Eigentlich rein gar nichts. Das Thema ist auch nicht sonderlich besonders. So läuft einfach nur die normale Berichterstattung, wie sie jeden Tag in Lokalzeitungen stattfindet.

Für einige kommunikationsfreudige Twitterati entwickelt sich aus dem Artikel über den Blumenkübel ein gewaltiger Spaß. Es wird getwittert, bist der Arzt kommt. Mitmachen garantiert Spaß, einige hochgradig lustige Tweets, und so manche Perle der Sehnsüchte einzelner Personen nach Grünpflanzen sowie ihren Behältern. Viral ist daran nur die Verbreitung der grundlegenden Idee, sich zum Blumenkübel-Phänomen mit Wort, Bild und Ton auszulassen. Eine gezielte Kampagne dahinter zu vermuten wäre vollkommener Unsinn.

Doch durch den Erfolg des #Blumenkübel als „Trending Topic“ bei Twitter lässt die Herzen der viralen Marketing-Leute höher schlagen. Im Sekundentakt feuern die Netzbewohner lustige, amüsante und absurde Tweets zum Blumenkübel-Phänomen ins Netz. Auch eine Fanpage bei Facebook wird eingerichtet und nach kurzer Zeit tummeln sich dort über 1.000 Fans. Einige findige Kommunikatoren glauben, im Blumenkübel ihr Heil zu finden und verscherbeln gleich ein paar Stück aus dem Sortiment. Meine ursprüngliche Forderung nach einem Song zum Blumenkübel wurde sehr schnell beantwortet. Sogar ein Video zeugt von dem energetischen Potenzial des Blumenkübels und bezeugt die dramatische Reinform der deutschen Literatur.

Wenn eine ungewollte, ungeahnte und unvorhersehbare Reaktion der weltweiten Internetnutzer ins Rollen kommt, können Dämme brechen und das Objekt der Begierde erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Leider ist es ein Blumenkübel und kein sozial-gesellschaftlich relevantes Thema, worüber die Leute im Netz sich auslassen. Und die Münstersche Zeitung, die seit wenigen Stunden auf der internationalen Showbühne im Rampenlicht steht, wirkt selbst verwundert und begeistert zu gleich von diesem Hype. Den Verlag wird es gewiss erfreuen, schließlich treibt es die Zugriffe auf das Online-Angebot in die Höhe und generiert unerwartete Werbeeinnahmen. Sei’s ihnen gegönnt. Schließlich erleben wir eines der schönsten Highlights im diesjährigen Sommerloch – was will man mehr? :)

Social Media liefert neue Chancen und Potenziale für Markenführung und Kommunikation. Doch wie sollen Unternehmen ein Verständnis von Social Media aufbauen, wenn aller Einstieg wie immer schwer ist? Schließlich stehen wir alle in direktem Kontakt mit unseren Zielgruppen, möchten echte Dialoge aufbauen und die Zielgruppe in die Kommunikation um Marken und Produkte einbinden. Die Kunden und Nutzer haben eine Stimme, die wir alle beobachten und ihr Gehör schenken sollten. Auch Marketing- und Kampagnen-Manager entdecken Social Media für sich und ihre Ziele.

Um erfolgreiche Social-Media-Kampagnen zu realisieren und den Erfolg messen zu können, müssen eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden. Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. gibt mit dem Leitfaden „Messbarer Erfolg im Social Media Marketing – 10 Tipps für den Einstieg“ Unternehmen, Agenturen und Selbständigen erste Hilfestellungen, worauf im Marketing
geachtet werden muss, damit eine Social-Media-Kampagne messbare Erfolge generiert. Gemeinsam mit Matthias Postel und Anna-Maria Zahn habe ich mir im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im BVDW dazu einige Gedanken dazu gemacht, die sich in den folgenden 10 Tipps zusammenfassen lassen:

  1. Orientieren Sie sich auch im Social Media Marketing an den Grundregeln erfolgreicher Kommunikationsplanung
  2. Legen Sie konkrete Zielvorgaben fest
  3. Nutzen Sie Targeting
  4. Behalten Sie die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Zielgruppe im Blick
  5. Beweisen Sie Kreativität
  6. Wählen Sie die richtige Art und die richtigen Orte der Ansprache
  7. Messen Sie den Kampagnenerfolg und überprüfen Sie mögliche Wechselwirkungen
  8. Entscheiden Sie sich für den richtigen Mix in der Erfolgsmessung
  9. Achten Sie auf die Erhebung relevanter Daten zur Erfolgsmessung
  10. Berücksichtigen Sie die Erfolgsfaktoren von Social Media-Kampagnen

Jedem Leser dieser Zeilen kann ich nur empfehlen, tiefer in die Materie zu gehen und den gesamten Leitfaden mit mehreren Seiten an Informationen zu konsumieren. Bei aller Liebe zum Detail möchte ich bei jeglichen Aktivitäten in Social Media vor übetriebenen oder falschen Erwartungen warnen. Der Nutzer bestimmt immer das Ergebnis. Das unkontrollierbare Eigenleben der Nutzer kann eine Kampagne unterstützen, aber auch binnen kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis ad absurdum führen. :)

Vor wenigen Tagen veröffentlichte das „Creation Center“ der Deutschen Telekom insgesamt 101 Leitlinien für die digitale Welt. Laut eigener Aussage brachte das Team nach mehrmonatiger intensiver Recherchearbeit, zahlreichen Workshops mit Teilnehmern aus mehr als 12 Nationen erstmals eine eEtiquette mit 101 Dos and Don’ts für den digitalen Alltag hervor. Eine starke Leistung, die nicht nur kostenfrei im Netz, sondern auch als Buch vertrieben wird. Die 101 Leitlinien sind zuweilen amüsant, mal produktiv, leicht anregend und eigentlich keine große Neuigkeit. Man kann mit vielen dort vorgeschlagenene Ideen leben, aber selbst an diesem Vorgehen darf Kritik geübt werden. Vor allem Business-Menschen und der digitalen Bohéme sind diese Dos and Don’ts seit Jahren bekannt. Wie schaut es jedoch mit einer solchen Leitlinie aus?

Schalte Dein Handy bei Beerdigungen, Hochzeiten, Yogakursen und überall dort aus, wo es unangebracht wäre, ein schreiendes Kind mitzubringen.

Die in Fett hervorgehobenen Wörter muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich verstehe den Sinn, ein Mobiltelefon, Handy oder Smartphone zu gegebenen Anlässen mindestens stumm zu schalten oder zu deaktivieren. Aber an dieser Leitlinie 100 scheiden sich im Social Web mittlerweile die Geister. Einge Nutzer des Social Web, zu denen auch ich zähle, fragten persönlich bei @telekom_hilft über Twitter an und bat um Stellungnahme zu der kinderfeindlichen Tendenz dieser Leitlinie.

Noch am gestrigen Abend wurde mir seitens @telekom_hilft per Direct Message bei Twitter eine Stellungnahme angekündigt. Nach mehrfacher Nachfrage kann ich bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine Stellungnahme über Twitter oder in meiner privaten E-Mail-Post finden.

In der heutigen Gesellschaft darf ein Großkonzern wie die Deutsche Telekom niemals über unsere zukünftigen Generationen richten, geschweige denn Familien kritisieren. Für viele Familienmenschen gehört es zum Leben dazu, mit ihren Kindern an Ereignissen teilzunehmen und sich nicht auszuschließen. Wo kämen wir hin, wenn wir uns in unserer privaten Freizeit still verhalten müssen oder einem Event fernbleiben, nur damit andere Menschen vollkommen ungestört ihr Dasein fristen können? Eine solche Richtlinie schränkt Familien und ihre Kinder in ihrer Freiheit ein. Ein mögliches Szenario könnte beinhalten, dass solche Leitlinien als besonders wertvoll bezeichnet werden und in einem Umkehrschluss das Mitbringen von Kindern verboten wird. Vielleicht sogar im Namen des Schutzes der Kinder?

Kinder sind der wichtigste Teil unserer Gesellschaft. Ohne unsere Kinder gibt es keine Zukunft mehr. Diese Erkenntnis erlebt sogar manche Kirche. Selbst im Gottesdienst wird Familien ermöglicht, einen speziellen Familiengottesdienst regelmäßig abzuhalten, wo explizit die Kinder zur aktiven Teilnahme eingeladen sind. Und falls es in der Zeit den Kindern zuviel wird, dürfen die Kleinen auch in einem Ruheraum den Gottesdienst per Leinwand mit ihren Eltern mitverfolgen.

Wenn schon die in der Gesellschaft durchaus kritisierten Kirchen den Weg gehen, eine Familie in ihre Gemeinde stärker zu integrieren, sollte ein Unternehmen immer die Werte einer modernen Familie hochhalten. Persönlich habe eine hohe Erwartung an Unternehmen hinsichtlich den Themen Kinder, Familie, Gesellschaft und der dazugehörigen Work-Life-Balance. Sobald Leitlinien mit hochoffiziellem Charakter publiziert werden, dürfen sie nicht die Grundwerte der Gesellschaft angreifen. Egal welche Abteilung der Telekom dieses Thema aufgreift – ich hoffe inständig, dass die Antwort ehrlich und glaubwürdig ausfallen wird. Schließlich gehört dies auch zu der Kommunikation in Social Media. Ebenso wie das Glatteis, auf dem man sich zu jeder Sekunde in der Kommunikation bewegt.

Nachtrag:
Das positive an der offenen Kommunikation an Social Media möchte ich durchaus aufzeigen. Nur wenige Minuten nach Veröffentlichung dieses Artikels äußert sich die Pressestelle der Deutschen Telekom in den Kommentaren der Leitlinie 101 und auch bei Twitter. Die Hoffnung besteht darin, dass die Community diese Leitlinie eigenständig bereinigt. Mein Vorschlag: „Schalte Dein Handy bei Beerdigungen, Hochzeiten, Yogakursen und überall dort aus, wo es unangebracht wäre, durch laute Klingeltöne die Veranstaltung zu stören.“ Vielen Dank.

Alle Welt spricht bei Social Media von dem Dialog auf Augenhöhe. Selbst ich proklamiere sehr offenkundig die Notwendigkeit der Konversation und Beziehungspflege. Gemeint ist dabei nicht nur der Bereich von Public Relations oder Marketing. Auch im Bereich des Kundenmanagements werden Beziehungsmanagement und Kundendialog im Netz immer wichtiger. Jeder Nutzer und praktisch alle Kunden können über verschiedene Einstiegspunkte in Social Media individuelle Kontaktbeziehungen zu Unternehmen aufbauen. Digital Relations ist hier ein wichtiges Stichwort.

Social Media wird direkt zur Kommunikation eingesetzt, interne Details wie Kundennummern werden selbstverständlich in weiteren Schritten über private Nachrichten oder per offizieller E-Mail ausgetauscht. Twitter oder Facebook dienen zur Erstkommunikation mit den Unternehmen, falls der klassische Weg über die Hotlines und Callcenter zu keinem fruchtbaren Ergebnis führt. Auch nutzen Unternehmen Twitter zur proaktiven Kommunikation, sobald Nutzer durchaus ihren Frust im Netz ablassen. Prominente Vorreiter sind @telekom_hilft oder @vodafone_de im Telekommunikations- und Mobilfunksektor. Die Kunden erkennen dieses zusätzliche Serviceangebot und nehmen es wahr. Die daraus erzielten Effekte sind schlecht messbar und nur wenig skalierbar, aber ein positiver Tweet eines Kunden oder neue Fans auf der Fanbase bei Facebook kippen negative Momentaufnahmen in eine positive Stimmung – ganz im Sinne eines Empfehlungsmanagements durch Kunden für Kunden.

Wie lässt sich Glaubwürdigkeit und Authentizität einer Präsenz in Social Media definieren?
Die Anfangsphase einer Unternehmenspräsenz in Social Media erfordert ein wenig Strategie, aber auch viel „Trial and Error“. Vieles wird mit Social Media nicht leichter und ein aktives Engagement gestaltet sich oft schon nach wenigen Tagen als herausfordernd. Ein gutes Beispiel ist der Ausbau der Unternehmenspräsenz der 1&1 Internet AG, ihres Zeichens her eines der führenden Unternehmen für DSL, Hosting, Mobiles Internet, Entertainment, Domains, Server – nach eigener Aussage „Das Portal für Produkte rund um das Internet.“ Der Marktwert des Unternehmens ist entsprechend beachtlich, so dass ein Engagement in Social Media erforderlich ist. Neben dem etablierten Twitter-Account @1und1, wo das „Social Media Team“ des Unternehmens aktiv den Dialog gestaltet, wird jetzt scheinbar niemand geringeres als „Marcell D’avis“, bekannt als Testimonial aus den aktuellen Werbespots des Unternehmens, sein Gesicht auch bei Twitter präsentieren.

In den letzten Tagen zeichnet sich jedoch ein kleiner Machtkampf bei Twitter um die Vorherrschaft der „Kundenzufriedenheit“ ab. Das betroffene Unternehmen muss sich zurzeit mit einem anderen Nutzer auseinandersetzen, dessen Benutzername sehr ähnlich klingt: In diesem Twitter-Slam tritt ein gewisser @Marcell_D_Avis, der mit vielen Followern und Nutzern bei Twitter einen aktiven Dialog führt, gegen den von offizieller Seite her bestätigten @marcelldavis an, der bisher in seinen Tweets nur auf die offizielle Fanpage des Unternehmens bei Facebook verweist.

Die Frage liegt nahe: Wer ist eigentlich wirklich glaubwürdiger? Und wie sollte das Unternehmen am besten darauf reagieren, dass der andere Twitter-Account schon beachtlich viele Follower aufweist? Social Media bietet zurzeit sehr viele Freiräume, in denen sich Einzelpersonen oder kleine Gruppen zusammenrotten können, um ihre persönlichen Botschaften und Meinungen unter das Volk zu bringen. Nachahmer gehören dabei mittlerweile an die Tagesordnung. Die Betroffenen sollten versuchen, diesen Zustand zu akzeptieren und mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen, jedoch nur im äußersten Notfall mit der rechtlichen Keule schwingen.

7 Tipps: Wie behauptet man sich gegen Nachahmer bei Twitter?

  1. Optimales Branding und CI: Unabhängig von den Inhalten sollte der Twitter-Account kein standardisierter Account sein, der kein Hintergrundbild oder weiterführende Informationen in der Kurz-Biografie oder im Hintergrundbild selbst enthält. Die klassische blaue Hintergrundfarbe des Microblogging-Dienstes Twitter muss an das Branding des Unternehmens angepasst werden. Das User-Icon sollte entweder das Unternehmenslogo oder aber das Gesicht des jeweiligen Testimonials tragen, falls der Account unter persönlicher Federführung einer Einzelperson gestaltet wird.
  2. No Law Enforcement: Was passiert, wenn ein anderer Account mich nachmacht? In obigem Fall sei jedes Unternehmen gut damit beraten, nicht sofort den Weg zum Anwalt zu gehen. Dies kostet Zeit und Nerven, und im schlimmsten Fall kommt der Social Media PR-Gau schneller, als man denkt. Welcher Social Media Manager oder PR-Manager möchte eine Negativ-Story bis zu den Fachmedien oder in die Publikumspresse hochkochen? Falls kein amüsanter, satirischer Inhalt vom Nachahmer geboten wird, sondern handfeste Unwahrheiten verbreitet werden, ist der anwaltliche Weg selbstverständlich das beste Mittel, ein solches Querfeuer zur Aufgabe zu bringen.
  3. Offizielle Statements als Notwehr: Gewiss eignet sich der Ansatz, die Kommunikation bei Twitter mit offiziellen Charakter zu untermauern. Vor dem drohenden Debakel eines Social Media PR-Gaus empfiehlt sich natürlich: Beobachten und nicht direkt auf kritische Stimmen sofort reagieren, sondern einfach den eigenen Account mit wertvollen Inhalten besser als den „Fake-Account“ im Netz zu positionieren. Der Austausch mit anderen Nutzern bewirkt wahre Wunder, kann aber auch in einem Twitter-Slam wie bei obigem Beispiel zur Lachnummer werden, wenn fast kein Dialog seitens des offiziellen Twitter-Accounts erfolgt. Da hilft auch kein Zusatz in der Kurzbiografie bei Twitter, getreu nach dem Motto „Dieser Account wird vom Social Media Team betreut“ – oder der Hinweis, dass der offizielle Testimonial-Account ein anderer wäre.
  4. Plattformübergreifende Integration und Verlinkung: Der Twitter-Account des Unternehmens oder andere „Sub-„Accounts wie von Einzelpersonen sollten durchweg in den kommunikativen Aktivitäten des Unternehmens integriert und verlinkt werden. Dazu zählt nicht nur die Homepage selbst. Auch Facebook oder die Corporate-Seite, aber ebenso das Blog des Unternehmens eignen sich hervorragend zur Verlinkung.
  5. Aktiv auf Nachahmer hinweisen: Vielen Kommunikatoren mag dies nicht schmecken, doch je populärer ein „Fake-Account“ wird, desto stärker wird der Verursacher sich in seinem Engagement bestätigt fühlen. Selten sind die Nachahmer auf direkte Konfrontation oder Schädigung der Person oder des Namens aus. Vielmehr erfolgt dies Treiben aus reiner Belustigung. Ein Unternehmen sollte aktiv ihre eigenen Follower auf den Nachahmer hinweisen und nicht nur mitteilen, ein bestimmter Account wäre der offizielle. Eine Gratwanderung, die es in sich haben kann, aber von einem Zugeständnis zeugt.
  6. Vergesst das Following-Prinzip nicht: Der Twitter-Account eines Unternehmens ist nicht dafür gedacht, nur eine Handvoll anderer Twitter-Accounts zu folgen. Folgt euren followern, bildet zumindest dem Anschein nach eine Community. Das Argument, der Twitter-Stream würde überfüllt werden, zählt nicht. Schließlich ist der Twitter-Stream eines Unternehmens nicht zum Twitter-Monitoring gedacht, wofür es entsprechend andere Tools und Möglichkeiten gibt. Je aktiver ein Unternehmen den Followern folgt und mit ihnen in den Dialog geht, desto positiver die Ausgangssituation gegenüber potenziellen Nachahmern.
  7. Aber man muss nicht immer Twittern: Ganz richtig gelesen. Ein Unternehmen muss nicht immer Twitter für jeden einzelnen Mitarbeiter einsetzen. Selbst wenn Herr D’avis als Testimonial und Leiter für Kundenzufriedenheit im Unternehmen schon über die klassischen Kanäle wie Telefon und E-Mail (oder auch mal auf Stippvisite an der Haustür) erreichbar ist, braucht er persönlich nicht noch einen Twitter-Account unterhalten. Dazu gibt es die offiziellen Kanäle bereits, und auch Twitter kostet an Aufwänden entsprechend Zeit und Energie.

Grundsätzlich spricht vieles dafür, Twitter sinnvoll zu nutzen, um sich persönlich oder ein Unternehmen in Social Media zu behaupten. Auch bei potenziellen Nachahmern und „Fake-Accounts“ muss statt der rechtlichen Keule ein proaktiver Einsatz zuerst in der logischen Abfolge stattfinden, wenn man sich gegen Dritt-Accounts und Trittbrettfahrer durchsetzen will. Und wenn es nur ein wenig Spaß ist, der im Sinne der allgemeinen Kommunikation für das Unternehmen positiv spricht, bietet sich auch desöfteren die friedliche Co-Existenz an. :)

Zurzeit erobern so genannte „Social Media Manager“ sehr schnell einige Sphären der digitalen Wirtschaft. Manch ein Experte hat gewiss seine Berechtigung erlangt, aber viele neue Mitspieler sprießen – und so möge man mir in der Wortwahl verzeihen – schon wie Unkraut aus dem Boden. Daran sei in erster Linie keine Kritik geäußert, aber Verwunderung macht sich breit. Die Gründe sind dabei denkbar einfach gestrickt.

Selbige „Social Media Experten“ schreiben seit wenigen Wochen auch ein Blog und kommentieren vielleicht seit ein paar Monaten bei diversen anderen Blogs. Zudem pumpen diese Zeitgenossen diese und jene Nachricht über Twitter oder auch bei Posterous raus, verstehen aber nicht das Prinzip vom Dialog mit den anderen Nutzern auf Augenhöhe. Authentizität und Transparenz in ihrer Kommunikation sind dabei schon befremdliche Kriterien. Gleichzeitig basteln selbige Experten spontan eine Facebook Fanpage zusammen und versuchen über Follower-Bots ihren Twitter-Account rein quantitativ-numerisch in die Höhe zu jagen. Auch andere selbsternannte Social Media Experten profilieren sich auf diversen Events, aber reden ohne mit Hand und Fuß wirklich in Social Media zu stecken über ein Thema, indem sie heute noch proklamieren, dass Foursquare das neue Twitter sei. Wenn man schon bei diesen Geo-Location-Based Services richtig gelten möchte, bewegt man sich dauerhaft mit GPS und pumpt seinen Aufenthaltsort in zehn Dienste gleichzeitig rein. Und überhaupt müsste man mit seinem Unternehmen bei Twitter und Facebook präsent sein.

Wo bleibt denn da die Konsequenz? Kommt der Social Media Experte dabei noch zum Arbeiten? Spricht hier der fachübergreifende Ansatz ein Wort mit oder denken Social Media Manager nur im Marketing-Buzzword-Slang? Würde jemals einer der Social Media Experten den kommunikativen Ansatz verfolgen, den Vertrieb oder das Personalmarketing eines Unternehmens oder Kunden zu stärken, und nicht ausschließlich irgendwelche Postings bei Twitter rauszujagen? Social Media Idealisten. Will man diese Oberflächlichkeit wirklich? :)

Konferenzen, Messen, Veranstaltungen – wir besuchen sie häufig und regelmäßig als Gäste, aber auch als Referenten und Aussteller. Im Zuge der Medienwirksamkeit finden mittlerweile zahlreiche Events immer stärker im Netz statt. Und nur wenige Veranstalter verzichten gänzlich auf die mediale Inszenierung vom Vorfeld über den eigentlichen Event bis zur Nachberichterstattung. Sie folgen dabei einem einfachen Schema: Je mehr inhaltliche Relevanz und Affinität zu Medien und zum Internet gegeben ist, desto stärker wird die Präsenz bei Twitter oder Facebook ausgebaut.

Noch vor wenigen Jahren waren Besucher ausschließlich auf die offiziellen Informationskanäle angewiesen. Auf die Event-Ankündigung folgte der schriftliche Registrationsprozess, einige weitere postalische Mailings hielten die Besucher auf dem aktuellen Stand. Mittlerweile lösen regelmäßige Mailings, Pre-Events wie zur dmexco oder zur Cebit, sowie das Engagement der Veranstalter bei Twitter oder Facebook diesen vergleichsweise teuren Prozess durch das digitale Momentum ab.

Events sind im Digitalen Zeitalter angekommen
Sehen wir von mittlerweile sehr bekannten Web-Konferenzen wie next oder re:publica ab, erfreuen sich die Veranstalter von traditionsbewussten Events sehr deutlich am partizipativen Nutzer. Nicht mehr alleine ein Redaktionsteam vor Ort, sondern der Konferenzbesucher selbst greift zum Smartphone oder Laptop, um seine Eindrücke der Welt öffentlichkeitswirksam mitzuteilen.

Zwischen den Vorträgen und auch während des Programms greifen die Zuhörer einzelne Themen auf, verbreiten sie mal als losgelöste oder auch zusammenhängende Statement-Tweets. Wer vor Ort ist, informiert sich über das Geschehen in anderen Panels. Und wer zu Hause oder im Büro bleibt, kann ohne weiteres ein wenig aktuelles Zeitgeschehen verfolgen. Auch beim medienforum.nrw ist dieser Trend unter dem Hashtag #mefo10 zu beobachten. Insgesamt ist diese Entwicklung sehr lobenswert. Die Konferenz wird durch die Besucher belebt.

Wie setzen Veranstalter Social Media für Konferenzen richtig ein?
Jeder Veranstalter muss sich heute darüber im Klaren sein, dass seine Besucher weitaus mehr Informationen und eine mediale Rundumversorgung erwarten. Als grundlegende Ideen in Hinblick auf den Einsatz von Social Media bei Events möchte ich folgende Punkte als Empfehlung für Veranstalter zukünftiger Events festhalten.

7 Tipps zur effektiven Konferenz-Promotion über Social Media

  1. Konferenz-Webseite als zentraler Knotenpunkt:
    Eine Konferenzseite muss neben dem aktuellen Programm und Referenteninformationen auch mit sämtlichen anderen Web-Präsenzen des Events verbunden sein. Cross-Linking zum Twitter-Account oder der Facebook-Fanpage, zum Ticketing-System bei Amiando, zu XING über die einzelnen Ansprechpartner, Social Media Newsroom mit Fotos und Videos von YouTube, sevenload, Flickr und Sharing-Buttons zu diversen Bookmarking-Dienstleistern. Der „Like“-Button von Facebook oder das „Tweet this“-Konzept muss ebenfalls für jede Konferenzseite integriert sein.
  2. Twitter als Informationsgarant: Eine Konferenz muss aktuelle Informationen zu jedem Zeitpunkt auch ins Social Web streuen. Twitter eignet sich dabei sehr gut für Besucher, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Auch Journalisten, die sich jeder Veranstalter für seinen Event wünscht, nutzen Twitter als Themenseismograph und mittlerweile als schnellste Primärquelle gegenüber der klassischen Pressemeldung per E-Mail (oder per Post). Als wichtig zeichnet sich auch das eigene Engagement aus, sobald thematisch relevante Informationen über diesen Konferenz-Account verbreitet werden. Der Blick über den Tellerrand ist für Follower das A und O, und als twitternder Veranstalter demonstriert man Fachkompetenz auch außerhalb der eigenen Veranstaltung.
  3. Twitter als Interaktionsmedium:
    Ein kapitaler Fehler seitens zahlreicher Veranstalter ist das fehlende Engagement mit den Fans oder Followern. Wenigstens seinen eigenen Followern sollten Events bei Twitter folgen. Ein Gegenargument, was man immer wieder hört, beinhaltet das eindeutige Bemängeln eines sauberen Twitter-Feeds zur Verwaltung des Twitter-Accounts. Das ist jedoch eine völlig falsche Ausgangslage. Der Twitter-Feed sollte nicht nur die eigenen Tweets zur Visualisierung darstellen. Viel besser eignen sich kollaborative Tools und Clients zum Management des Twitter-Accounts. Schließlich sind bei größeren Events mehrere Mitarbeiter gleichzeitig bei Twitter unterwegs, so dass Hootsuite, CoTweet, Tweetdeck, Sesmic und andere Hilfsprogramme wesentlich effizienter für die Verwaltung des Twitter-Accounts geeignet sind. Als Appell für jeden Veranstalter gilt: Folgt euren Followern aktiv, sobald sie euch folgen – diese Belohnung erfreut nicht nur die einzelnen Besucher, sondern kann mit noch stärkeren Re-Tweets und Thementweets unter den jeweiligen Hashtags honoriert werden.
  4. Hashtags als Monitoring:
    Egal ob #mefo10, #dmexco, #next10 oder #webciety – jeder Event vertraut mittlerweile auf seine eindeutige Identifikation in Twitter. Für das Pflichtprogramm wird in der Regel bei längeren Konferenznamen gerne die Abkürzung des Events mit oder ohne Jahreszahl verwendet. Daran sollten sich auch Veranstalter mit ihrer Hashtag-Vorgabe halten. Als Kür gilt in der Szene der Einsatz von speziellen Hashtags für die verschiedenen Tracks/Räume der Konferenz, die am Eingang des Raumes und gerne an der Beamerwand oder in der Präsentation selbst platziert werden sollten, wie z.B. #raum1 oder #raumzwei.
  5. Geolocation-Dienste als Spielerei:
    Foursquare und Gowalla liegen bei vielen Besuchern im Trend. Eine Konferenz sollte über einen offiziellen Account bei beiden Diensten den Veranstaltungsort sowie einzelne Konferenzräume vor Beginn der Konferenz hinterlegen. Mit einer exakten Geo-Position finden spielfreudige Nutzer einen kleinen Zusatzanreiz, sich medial bei der Konferenz auszutauschen und gegebenenfalls auch im Wirrwarr der Besucherströme zu finden
  6. Facebook für echte Fans und potenzielle Besucher:
    Neben Twitter eignet sich Facebook hervorragend dazu, um die Besucher mit Informationen und attraktiven Klickanreizen in Form von Bildern oder Videos immer auf dem Laufenden zu halten. Zudem bieten Engagement-Ads bei Facebook im Vorfeld der Veranstaltung die Option, neue potenzielle Besucher mit sehr genauen Targeting-Optionen zu werben.
  7. Video-Berichterstattung als Besuchererlebnis:
    Eine alte Faustregel gilt immer noch: Besucher lockt man durch ein abwechslungsreiches Programm an. Zahlende Gäste hingegen stehen oft vor dem Problem, dass ihre präferierten Vortragsthemen zeitgleich abgehalten werden. Der Königsweg von professionellen Konferenzen ist eine Aufzeichnung von jedem Panel in voller Länge, die nicht als Live-Stream im Web übertragen werden müssen, sondern nach einigen Tagen den Besuchern als „Konserven-Videos“ zur Verfügung gestellt werden. Eine eigene Video-Seite ähnlich der DLD und parallele Platzierung der Videos bei Videoportalen wie YouTube oder sevenload in einem eigenen Conference-Channel bieten zudem virales Potenzial, aber auch zusätzliche Reichweite und Aufmerksamkeit. Es steht jedem Veranstalter frei, die Videos in voller Länge öffentlich zugänglich zu machen, nur den registrierten Besuchern for free oder zusätzlich gegen eine „Pay-Per-View“-Option für Nicht-Teilnehmer der Veranstaltung. Gewiss ist mir bei diesem Punkt sehr wohl bewusst, dass mein Arbeitgeber ähnliche Produkte anbietet. Für das gesteigerte Erlebnis als Messe- oder Konferenzbesucher und als Empfehlung zur Konferenz-Promotion in Social Media soll dies keinen Einfluss haben.

Insgesamt betrachtet ist die deutsche Konferenz-Landschaft in der Medienwelt schon jetzt gut im Social Web positioniert. Ein wenig Finetuning und Justieren einzelner Stellschräubchen sind jedoch notwendig, um den (zahlenden) Besuchern mit dem Event als ein absolutes Highlight im Gedächtnis hängen zu bleiben. Ich hoffe, dass meine Anregungen für künftige Events aufgegriffen und nicht nur bei Themen zu Medien/TV/Radio/Print/Internet/Social Media ihren Anklang finden werden. Selbst die Möbelindustrie, Foto- und Videoproduktion, Law-Events, B2B-Messen, Dienstleistungsgewerbe und jede erdenkliche Fachmesse kann diese einfachen Mittel zur Konferenz-Promotion nutzen, um einzelne Erfolge feiern zu können. Leider ist abseits von medien- und internetaffinen Konferenzen nur sehr wenig Engagement in Social Media vorhanden. Nicht jeder Aspekt macht bei jedem Event auch Sinn, doch mindestens einen der sieben Punkte sollten Konferenzbesucher in Zukunft erwarten dürfen.

Gerne lade ich meine Follower und natürlich die Leser meines Blogs ein, fleißig mitzudiskutieren: Welche Erwartung im Sinne vom Einsatz von Social Media für Konferenzen teilt ihr – und welche Punkte sind eures Erachtens nach wertvoll?

Update vom 01. Juli 2010:
Nicht vorenthalten möchte ich dem geneigten Lese auch die 10 Tipps zur erfolgreichen Eventkommunikation im Blog von Anja Beckmann, die in der Hinsicht einen relativ klassischen Ansatz verfolgen, aber als Gesamtpaket mit den obigen sieben Tipps eine gute Ausgangslage bilden.

Press this! Not the button, but the Press. Kuscheln wir uns eng zusammen und schauen mal, was im Internet so los ist. Auf dem Heimweg las ich zufällig doch tatsächlich folgenden Artikel mit dem markigen ersten Satz: „Heute ist mein Blog bei der FAZ „gesperrt” worden.“ Zu Anfang dachte ich, meine Augen würden mich trüben. Das kann nicht wahr sein. Hier scherzt jemand. Doch tatsächlich wurde laut des Artikels das FAZ-Blog von Michael Seemann alias „mspro“ von der Redaktion abgeschaltet.

Zuerst war es nur ein einzelner Blogeintrag, doch dieser brachte den Stein ins Rollen. Fehlende oder nicht ausreichende Rechte an dem verwendeten Bildmaterial, wie in diesem Fall durch die Redaktion kritisiert wurde, stellen Verlage vor eine große Herausforderung. Bevor man eine Abmahnung oder Honorarforderung seitens des Fotografen oder Rechteinhabers riskiert, ist der schnelle Griff zur Deaktivierung von fraglichen Beiträgen durchaus gängige Praxis. Schließlich geht es um den Geldbeutel, der uns allen lieb und teuer ist. Dieser Grund für die Entfernung eines einzelnen Artikels wirkt auf den ersten Blick durchaus verständlich. Doch gerade an dem Punkt entwickelt sich eine sehr spannende Geschichte.

Nach Überprüfung des fraglichen Artikels stellt der FAZ-Blogger „mspro“ seinen Artikel selbstverständlich ohne das fragliche Bildmaterial online – mit einem Hinweis auf die Veränderung. Der alte Text wirkt gewiss auch ohne die Illustration. Der Leser darf am Inhalt teilhaben. Genau an diesem Punkt, und da empfehle ich durchaus den obigen Artikel zu studieren, sieht sich die Redaktion gezwungen, das Blog scheinbar restlos zu entfernen und wertvolle Inhalte schlimmstenfalls restlos zu vernichten.

Ich respektiere vieles und kann die Entscheidung zur Deaktivierung eines Beitrages aufgrund der fehlenden Bildrechte wirklich nachvollziehen. Aus der Business-Sicht sprechen viele Gründe für den Schutz vor Honorarforderungen bei Bildern. Aber den Tod eines ganzen Blogs und aller Artikel zu riskieren stellt fast schon einen eklatanten Widerspruch zur Pressefreiheit dar, die auch auf Blogs als publizistische Werke zutrifft. Der Autor wird zwar nicht durch staatliche Instanzen an der Veröffentlichung von Inhalten und der Meinungsbildung gehindert, sondern durch eine Redaktion selbst. Insbesondere die Tatsache, dass der fragliche Blog den Namen „crtl-verlust“, also den Kontrollverlust als Titel trägt, spiegelt die Ohnmächtigkeit der traditionellen Medien mit Lichtgeschwindigkeit wider. Was nicht passt, wird passend gemacht – oder abgestellt. Für die Redaktion der FAZ kann dieser Schritt, das Blog und seinen Autor zu entfernen, keinesfalls von Vorteil sein. Fast 60 Kommentare und unzählige Tweets machen seit wenigen Stunden die Runde.

Wenn das nicht der beste Weg zum Social Media PR-Gau für die Redaktion ist? Wollen wir es mal nicht hoffen und darauf setzen, dass sich alle Beteiligten zusammen finden und die mögliche Kurzschluss-Reaktion noch einmal in aller Ruhe überdenken. In dem Fall des Eingeständnisses eines Fehlers kann ich nur darauf plädieren, auch mal die Fünfe grade sein zu lassen, wenn der „crtl-verlust“ wieder hergestellt wird.

Seit langem hatte ich mich persönlich nicht mehr zu den diversen Wettbewerben im deutschen Fernsehen hinreißen lassen. Wie sie nur alle heißen: DSDS, Popstars, Supertalent, Starsearch, X-Factor – alles in allem nur ein bunter Mix eines musikalischen Soaptainments. Nie kam etwas daraus hervor, das für längere Zeit die Herzen der Deutschen mit Feuer und Flamme entfachen konnte. Doch der Prozess und das durchaus positive Feedback zu dem Eurovision Song Contest 2010 erweckten schon im Vorfeld ein Gefühl der Hoffnung. Diese Hoffnung verwandelte sich endlich am gestrigen Abend zur unglaublich verrückten Realität: Die zierliche Lena Meyer-Landrut sang Deutschland auf den Gipfel des Triumphs. Wir sind nicht nur Papst, wir sind Gewinner des Eurovision Song Contests.

„Es ist unglaublich, ich kann das noch gar nicht glauben! Es ist ein so wahnsinnig tolles Gefühl, ich kann das gar nicht beschreiben … Jetzt erstmal den Moment genießen. Ich bin noch richtig im Schock. Ich hoffe, dass in Deutschland so richtig die Party abgeht“, erklärte Lena den Vertretern des NDR. Im Prinzip ein klein bisschen Wahnsinn von einer jungen Künstlerin, die Europa überraschte.

Die Deutsche Sensation in Oslo hat uns alle verblüfft. Die Performance des Songs hatte es in sich und schien den Geschmack von Millionen Zuschauern und den verschiedenen Landesvertretern in den nationalen Jury-Kommitees zu treffen. Zudem war Lena die einzige Sängerin, die einen gröhlenden Background Chor im Publikum hatte.

Germany – 12 Points. Germany – 10 Points. Germany – 12 Points. Starke Punkte von Ländern, von denen man niemals erwartet hätte, dass sie Deutschlands junge Interpretin Lena überhaupt in ihr Herz schließen würden. Nach nur wenigen Minuten erhob sich „Satellite“ von Lena an die Spitze. Ein langes Zittern quer über die osteuropäischen Punkte hinweg, doch schon nach 31 von 39 abgegebenen Landesvotings war klar: Die Mission ist erfüllt, Lena und Deutschland sind uneinholbar – und unser Traum wurde war. Für Deutschland konnte in der gesamten Geschichte des Wettbewerbs bisher nur Nicole den ersten Platz für sich mit „Ein bisschen Frieden“ im Jahr 1982 gewinnen. In diesem Jahr waren 25 Kandidaten angetreten, während 39 Länder ihre Stimmen abgeben durften.

Die Ergebnisse des Eurovision Song Contests 2010
Rang Land Interpret Titel Punkte
01. Deutschland Lena Meyer-Landrut Satellite 246
02. Türkei maNga We Could Be The Same 170
03. Rumänien Paula Seling & Ovi Playing With Fire 162
04. Dänemark Chanée & N’evergreen In A Moment Like This 149
05. Aserbaidschan Safura Drip Drop 145
06. Belgien Tom Dice Me And My Guitar 143
07. Armenien Eva Rivas Apricot Stone 141
08. Griechenland Giorgos Alkaios & Friends OPA 140
09. Georgien Sofia Nizharadze Shine 136
10. Ukraine Alyosha Sweet People 108
11. Russland Peter Nalitch & Friends Lost And Forgotten 98
12. Frankreich Jessy Matador Allez Olla Olé 98
13. Serbien Milan Stankovic Ovo Je Balkan 82
14. Israel Harel Skaat Milim 71
15. Spanien Daniel Diges Algo Pequeñito (Something Tiny) 68
16. Albanien Juliana Pasha It’s All About You 62
17. Bosnien-Herzegowina Vukašin Brajic Thunder And Lightning 51
18. Portugal Filipa Azevedo Há Dias Assim 43
19. Island Hera Björk Je Ne Sais Quoi 41
20. Norwegen Didrik Solli-Tangen My Heart Is Yours 35
21. Zypern Jon Lilygreen & The Islanders Life Looks Better In Spring 27
22. Moldawien Sunstroke Project & Olia Tira Run Away 27
23. Irland Niamh Kavanagh It’s For You 25
24. Weissrussland 3+2 Butterflies 18
25. Großbritannien Josh That Sounds Good To Me 10

Nicht ohne Grund bin sehr dankbar dafür, dass Lena beim Eurovision Song Contest 2010 den Sieg holen konnte. Die vergangenen Jahre waren alles andere als erfolgreich. Nach dem swingenden Witz-Duo von 2009 und dem Flop mit den No Angels aus 2008, der erblindeten Sängerin und der abgedrehten Lou war eigentlich nur einer durchweg erfolgreich: Stefan Raab und seine Talente überzeugten die Jury und die Zuschauer.

Blicken wir auf Guildo Horn, Max Mutzke und die Performance von Stefan Raab persönlich zurück, erkennt man, dass er einen gewissen Riecher für den musikalischen Erfolg der Deutschen aufweisen konnte. Dies braucht natürlich einen Vorlauf, eine gute Taktik und eine äußerst lobenswerte Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen TV-Sendeanstalten mit dem Privatsender ProSieben. Allen Kritikern und Unkenrufen zum Trotz konnte niemand geringeres als Stefan Raab mit seinem gesamten Prozess des Vorentscheids eine Kandidatin ausfindig machen, die gesangliches Talent beweist und einen fast globalen Wettbewerb für sich entscheiden kann. Die Feierlichkeiten sei allen gegönnt!

Insgesamt ist dieses Vorgehen von Stefan Raab und seinem gesamten Team eine sehr ausgeklügelte Strategie, die durch gezieltes Marketing und Promotion vor allem hier in Deutschland einen unbestechlichen Charme und Erfolg aufweist. Wenn Bohlen der Poptitan ist, dann ist Raab der griechische Göttervater der Musik, der den Titanen vom Thron stößt. Das erkennen auch andere Kritiker, und diese Stimmen scheinen lauter zu werden. Das Erste, ProSieben, Stefan Raab und die Popwellen in der ARD wollen auch im kommenden Jahr mit „Unser Star für …“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen. Ob in Berlin, in Köln, in Hamburg oder in München – es wird in Deutschland sein!

Was wir früher als Live-Blog führten, wurde mittlerweile durch Twitter abgelöst. Hier konnte man bei den einschlägigen Stichworten #ESC und #Eurovision sehr gut verfolgen, wie unglaublich schnell das Netz in Echtzeit reagiert. Viele wollten ihre Meinung verbreiten, mit dabei sein und sich von dem Gefühl eines pan-europäischen Wettbewerbs überwältigen lassen. Auch wenn daran geglaubt wurde, dass Twitter das neue Public Viewing für Nerds sei, so glaube ich eher, dass Twitter den Fernsehkonsum und die Liveberichterstattung auf ein ganz neues Niveau quer durch alle Bevölkerungsschichten verändern wird. Wir alle sind mit Social Media dabei!

Ich kann nur darauf hoffen, dass Lena sich und ihrer Musik treu bleibt, gemeinsam mit Stefan Raab auf dem nationalen und internationalen Parkett weiter Fuß fassen wird, und ihren Fans so erhalten bleibt, wie wir sie kennen gelernt haben. Vielen Dank für diesen Moment des nationalen Stolzes, eines nationalen Glücksgefühls und ein wenig charmanten Patriotismus, den Deutschland in diesen Tagen für sich beanspruchen darf.

Berlin. Die Hauptstadt von Deutschland, ein Schmelztiegel der Kulturen. Das Zentrum des politischen und sozialen Dialogs, aber auch der Spielplatz für Digital Natives auf der re:publica 2010. Ein politisch-kulturelles Klassentreffen im Social Web begeistert auch in diesem Jahr die Massen mit über 1.600 angemeldeten und bis zu 2.500 erwarteten Besuchern. Noch vor einigen Jahren waren wir einige wenige, die sich in die Kalkscheune rund um newthinking und Spreeblick scharten. Die Gespräche über neue und gleichzeitig interessante Themen beflügelten die Geister in dieser freundschaftlichen Atmosphäre des kleinen Kreises. Nicht minder relevant ist der eigentliche Networking-Charakter dieser Veranstaltung. Wie auf jedem Kongress spielen die Vorträge eigentlich eine untergeordnete Rolle. Egal ob eine Koryphäe wie Jeff Jarvis auf der #rp10 spricht oder einst noch die Bloglesung durch die Twitterlesung abgelöst wurde – die Kontakte sind oftmals der einzige Grund, um vor Ort in Berlin zu erscheinen.

Starkes Medieninteresse an der deutschen Netzkultur

Für eingefleischte Netzaktivisten, die den Alltag zwischen Wirtschaft, Kultur, Politik, Digitaler Bohéme und Leben in Social Media meistern, entpuppt sich die re:publica 2010 als ein Ort der Aufmerksamkeit. Wir verstehen vieles neu und adaptieren immer öfters Social Media in unseren Alltag und vermischen unser Leben mit der Netzkultur. Auch die Medien haben diese Relevanz erkannt, dabei vielleicht nicht immer verstanden, aber sie sind sich bewusst darüber, dass das soziale Web ein Teil ihrer Zukunft ist. Nicht ohne Grund konnte sich die „Bloggerkonferenz“ von einem Szenetreffen zu einem Kongress von internationaler Tragweite mausern. Die Berichterstattung streift in diesem Jahr quer durch die Medienlandschaft und findet sich in klassischen Zeitungsmedien wie der Stuttgarter Zeitung, der Zeit, dem Tagesspiegel oder im ARD Morgenmagazin wieder.

Fleißig wird also über dieses Phänomen berichtet, dass Blogger anders sind und zu einem so gewaltigen Kongress im Stande sind. Das „Mysterium Blogger“ wird damit immer gerne so polarisierend ausgenutzt, als wären Blogger von einem anderen Planeten. Ja, die machen auch Medien und verbreiten ihre Meinung. Doch das ist ein alter Hut. Vergessen wird dabei viel zu leicht, dass es den kulturellen Typus eines Bloggers im Grunde genommen auch nicht gibt. Nahezu jeder deutsche Blogger schreibt nur nebenbei, als Zeitvertreib oder zur Unterstützung seiner beruflichen Expertise.

Kaum jemand verdient Hauptberuflich durch das Bloggen. Den wenigen Ausnahmen in Deutschland sei es gestattet. Aber die meisten Blogger, und das darf ich der Masse unterstellen, sind in ihrem Leben an feste Rituale aus der Arbeitswelt gebunden. Der eine ist Journalist, der andere Berater, wiederum arbeitet jener im Marketing, dieser in der PR, andere sind aus der IT eines Unternehmens, gänzlich andere Blogger sind selbstständig und so mancher ist auch nur Besitzer eines Restaurants oder Weinhändler – doch alle sind irgendwie Experten in ihren jeweiligen Gebieten und bloggen einfach. Sie teilen ihr Wissen und bilden eine Netzgemeinschaft, die auch im realen Leben außerhalb des Internets stattfindet. Schade, dass die Medien auf dem publizistischen Massenmarkt noch nicht verstanden haben, dass das „Mysterium Blogger“ nur eine einfache Tarnung ist: Ein Deckmantel der modernen Netzgesellschaft.

Exquisite Kontaktmesse
Auch ich mache keinen Hehl daraus: Die re:publica 2010 gönne ich mir nicht als Besucher oder Kongressteilnehmer in den Vortragsräumen. Die Vorträge selbst sind in der Regel vom Thema her bekannt, wenige Referenten stellen gänzlich neue Thesen und Gedanken vor. Wer in Social Media aktiv lebt, wabert üblicherweise zwischen Neuem und Altbekannten umher und bildet sich seine eigene Meinung.

Vielmehr verstehe ich einen Kongress wie die re:publica 2010 als Pflichttermin, um mit Branchenvertretern, potentiellen Geschäftspartnern, Journalisten, Bloggern und natürlich auch PR-Kollegen das eine oder andere Wort zu wechseln. Schmoozing at best mit einem kleinen Business-Ansatz im Hinterkopf. Nicht ohne Grund stehen für die wenigen Stunden, in denen ich heute in Berlin verweilen werde, mehrere Termine am Stück auf der Agenda. Vorteilhaft für mich ist, dass die Termine ausschließlich Gespräche sind und alle potentiellen Gesprächspartner in unmittelbarer Nähe vertreten sind. Im Gegensatz zu einer Messe bietet die re:publica als Kongress definitiv einen Vorteil. Niemand huscht von einem Stand zum nächsten, als wäre man im Irrgarten einer dmexco gefangen. Was will man also mehr, als unter dem Strich ein positives Ergebnis durch die effektiven Gespräche und direkten Kontakte?

Vor wenigen Wochen traf sich eine Gruppe von Webenthusiasten und diskutierte im Rahmen eines anderen BarCamps in Köln über das Wandern in freier Natur. Das Leben im digitalen Zeitalter zwischen dem festen Arbeitsplatz und dem mobilen Pendant mit iPhone und Laptop im Handgepäck bedeutet letztendlich auch einen Verzicht auf Entspannung und ein wenig Lebensqualität. Als kleine Gruppe waren wir von der Idee begeistert, uns für einige wenige Tage von dem Rest der digitalen Welt abzuschotten und dennoch aktiven Wissensaustausch mit Spaß und Interesse zu verbinden. In weiterführenden Gesprächen kamen wir als diese interessierte Gruppe auf die Idee, ein WanderCamp für andere Webenthusiasten und Social Medianer zu konzipieren und den Event eigenständig zu organisieren. In der letzten Woche konkretisierte sich das Interesse am WanderCamp, so dass wir uns entschieden, endlich Gas zu geben!

Wir freuen uns daher sehr, heute den ersten Startschuss zur weiteren Planung für das erste „WanderCamp 2010“ zu veröffentlichen. Nicht ohne Grund lautet unser Leitmotto für das WanderCamp auch „Entschleunigung 2.0 – Social Media war noch nie so offline„. Die Organisation des WanderCamp 2010 erfolgt zentral durch Oliver Berger (@oliverberger), Mike Schnoor (@MikeSchnoor), Anne Grabs (@annellchen) und das Team vom 13. Stock (@13stock). Weitere potentielle Mithelfer heißen wir herzlich willkommen.

Die Herausforderung besteht nun in der Planung bis zur eigentlichen Durchführung. Wir setzten ganz im Sinne von Social Media auf die Kollaboration und Interaktion mit allen potentiellen Teilnehmern. Wir laden Euch ein, gemeinsam am WanderCamp 2010 zu arbeiten und eure Ideen einzureichen. Dazu haben wir eine Facebook-Fanpage ins Leben gerufen, die in Kürze neben dem üblichen Informationsstreaming um einige Features wie auch das Diskussionsforum erweitert wird. Ein konkreter Termin für das WanderCamp 2010 steht noch nicht fest, aber der Event soll selbstverständlich bei einem wärmeren und besseren Wetter stattfinden, so dass wir den Frühsommer des Jahres bereits im Auge behalten. Nicht zu kalt, aber auch nicht zu heiß.

Dafür suchen wir ebenfalls nach potentiellen Locations in ausgewählten, möglichst zentral liegenden Wanderregionen in Deutschland, z.B. Eifel, Bergisches Land, Harz, Thüringer Wald. Dazu zählen auch Wanderrouten, die verschiedene Schwierigkeitsgrade für Anfänger und fortgeschritte Wanderer entsprechende Anreize geben. Für Vorschläge sind wir sehr offen. Vielen Dank bereits an Christian Schmitz für erste konkrete Ideen für die Eifel-Region.

Die Inhalte des zweitägigen Events möchten wir gerne mit den Teilnehmern gestalten. Ganz offline geht natürlich nicht, aber wir hoffen auf einen gewissen Verzicht seitens der Teilnehmer. Mögliche Themen umfassen: Geocaching-Elemente, GPS-Navigation, Foursquare und Gowalla, Tourguides, Wanderexperten, Wildness-Survival-Tipps, Schnitzen, Bogenschießen, Wanderausrüstung und selbstverständlich Grillen unter freiem Himmel mit saftigen Steaks und frischem Stockbrot.

Wie ihr sehen könnt, ist ein Konzept wie das WanderCamp 2010 nicht ohne Kosten umsetzbar. Für das WanderCamp 2010 suchen wir ab sofort Sponsoren, die uns und die Teilnehmer bei diesem Event unterstützen wollen. Die genauen Details zum Sponsoring werden wir in Kürze bekannt geben, darunter z.B. Busfahrt, Hostel/Hotel/Campingplatz, Catering, Ausrüstung. Selbstverständlich sind alle Ideen, die wir hier zusammengefasst haben, nur der erste Ansatz.

Zum Abschluss die Short-Facts noch einmal auf einen Blick

Worum geht es?
Wir planen ein Wochenende im Sinne der Netzkultur – aber nicht mit dem Laptop oder MacBook im Gepäck. Wir gehen an die frische Luft mit Wanderstiefeln, wetterfester Kleidung, Rucksack und einem knallharten Wissensaustausch von morgens bis abends über das Wandern, Berge, Seen, Pflanzen, Tiere und das Überleben in der Wildnis.

Wer macht mit?
Jeder, der Lust auf Wandern hat und sich dabei für zwei Tage anderen Themen und Fragen widmen möchte, die er sonst im Alltag ausblenden muss.

Wo finde ich weitere Infos?
Bleibt immer auf dem Laufenden mit aktuellen Neuigkeiten bei Twitter: twitter.com/wandercamp

Wie mache ich mit?
Gestaltet das WanderCamp über Facebook selbst mit: bit.ly/wandercamp

Wie lauten die Hashtags?
#WanderCamp oder #WC2010

Wo finde ich das WanderCamp-Logo zum Download?
Das Logo basiert auf dem BarCamp-Logo von SpreadBarCamp und ist unter CC-Lizenz, NC SA 3.0 verwendbar.

Hier gibt es das WanderCamp-Logo als PSD, AI und EPS. Als JPG ist das Logo bei flickr zu finden.

Wer organisiert alles?
Das WanderCamp 2010 ist ein gemeinsames Projekt von Oliver Berger (@oliverberger), Mike Schnoor (@MikeSchnoor), Anne Grabs (@annellchen) und dem Team vom 13. Stock (@13stock).