Ein Fallbeispiel an sehr guter Kommunikation zwischen Lesern und Redaktion legte heute die Spiegel Online Redaktion an den Tag. In einem Artikel über die Festnahme eines deutsch-ägyptischen Bloggers fehlte mir persönlich die Information über die eigentliche URL des Blogs. Über das offensichtliche Fehlen schrieb ich auf Twitter leicht verwundert „Warum sehe ich bei SpOn keinen Link zum besagten Blog?“ nebst der tinyURL des Artikels.

Ich setzte dabei schon innerlich darauf, dass irgendwer reagieren würde – einer meiner Follower zumindest. Vom Sammelaccount @SPIEGEL_alles konnte ich keine Reaktion erwarten, doch ich musste nicht lange abwarten. Meine Erwartungshaltung wurde vollkommen erfüllt. Wenige Minuten später reagierte niemand geringeres als Chefredakteur Wolfgang Büchner (@wbuechner) und Chef vom Dienst Stefan Plöchinger (@ploechinger).

Sie schrieben prompt zurück und kündigten die Verbesserung des Artikels um genau die fehlende URL zum Blog des inhaftierten Bloggers an. Natürlich ist ein „catchiger“ Begriff wie „SpOn“ sicherlich Standard für die internen Suchalgorithmen, doch genau die Schnelligkeit und persönliche Ansprache machen den Reiz dieser Kommunikation aus. Vielen Dank!

Ich schätze es sehr, wenn ein Medium direkt mit seinen Nutzern, Zuschauern, Lesern, Konsumenten und mittlerweile Prosumenten direkt in authentischen Dialogen kommuniziert. Zwar limitiert Twitter alles auf nur 140 Zeichen, doch die Reaktionsgeschwindigkeit und das dadurch hohe Maß an Interaktion sprechen für sich. Vielleicht mögen @SPIEGEL_alles und die anderen Twitter-Accounts des Verlagshauses in erster Linie insgesamt informative Linkfischer des eigenen Nachrichtenportals darstellen, doch der Einsatz der wichtigen Männer im Hintergrund spricht für die scheinbar perfekte Integration des Microblogging-Tools in ein traditionelles Verlagshaus. Als Resultat erhält man dafür eine kleine Lobeshymne in irgendeinem Blog der Welt – sehr nice und sehr zwonullig! Jetzt fehlt nur noch das offizielle Twitter-Verzeichnis der Mitarbeiter und Redakteure von SpOn als eigener Beitrag auf eurem Nachrichtenportal – und ihr könnt euch vor Followern und der entsprechenden Kommunikation wohl kaum retten. Weiter so. :)

Wroommm! Das rummst ordentlich, als würden zwei Züge ineinander krachen. Die Deutsche Bahn AG mahnt Markus Beckedahl von netzpolitik für die Veröffentlichung eines internen Memos zur scharf kritisierten Rasterfahndung ab – und fordert per E-Mail zur Unterlassung.

Ich mutmaße nicht, über die juristische Situation zu urteilen. Doch aus der Sicht zur Information der breiten Öffentlichkeit ist eine Geheimhaltung eines solchen Memos in der heutigen Zeit voller digitaler Euphorie kaum mehr vorstellbar. Besonders die „Spitzelbarone“ der Bahn stellen sich dabei leicht uncool an. Es droht ein Kampf zwischen Rechtsabteilung und PR-Abteilung des Machtinstrumentariums der deutschen Schienen – und beide Abteilungen scheinen im Ansehen der Öffentlichkeit wohl den Kürzeren zu ziehen. Zumindest sucht Markus Beckedahl sehr öffentlichkeitswirksam nach Hilfe und Rat. Im Blog häufen sich die Kommentare und bei Twitter bricht ein kleiner Sturm los. Doch merke: Einfach eine (vertrauliche) E-Mail oder ein Schreiben zu veröffentlichen – nun, das sollte man nicht ohne weiteres machen…

Ganz in eigener Sache und auch aus aktuellem Anlass greife ich das Thema von HD-Videos kurz auf. Seit dem Wochenende unterstützt mein Arbeitgeber sevenload ganz offiziell für jeden Nutzer den Upload von High Definition Videos mit einem neuen Videoplayer. Dieser Schritt freut mich sehr, aber persönlich habe ich bisher noch nichts von diesem Hochgenuss der Bildqualität. Aber als Privatmensch fehlt mir bislang die Hardware, die idealerweise nach dem Prinzip „speedy fix, quick and easy to go“ funktioniert. Für mich ist das Thema der Videoaufnahmen seit Geburt unserer Tochter immer stärker in den Fokus gerückt. Ich möchte neben den üblichen Fotos endlich die schönen Momente in hochauflösender Bildqualität aufnehmen. Nach einigen ersten Feldversuchen konnte ich ganz gute Erfahrungen mit einem sehr hochpreisigen Leihgerät der Marke Sony machen. Allein die Rückkonvertierung in ein abspielbares Format auf dem PC war mir persönlich viel zu unpraktisch.

Anstatt also via Twitter meine Follower zu fragen, versuche ich den klassischen Kommunikationsweg über das Weblog: Wer kann mir eine gute HD-Videokamera empfehlen? Das Gerät muss alltagstauglich und absolut erschwinglich sein – und gleichzeitig ein gestochen scharfes HD-Bild aufzeichnen. Wer weiß Rat, wer kann helfen? Feedback ist in den Kommentaren zu diesem Blogeintrag sehr willkommen.

Und ganz nebenbei – funktioniert das „Frage-Antwort-Ritual“ im Blog überhaupt noch? Läuft die Blogkultur rund, oder läuft ihr das Microblogging als eigener Subzweig dieser Kommunikationskultur den Rang ab? Darf man schon „Boohoo“ rufen? :)

… ist es in dem Moment mit dem Spaß wirklich vorbei? Nachdem die Blogosphäre sich heiß über die $250 Millionen geredet hat, mit denen Twitter bewertet wird, kommt mir bei dem süchtig machenden Microbloggingdienst ein kleines, unwohles Gefühl auf.

Jede Bewertung und natürlich jede Finanzierung bedeutet eines: Monetarisierung des Geschäftsmodells. Wir wissen alle, dass nahezu jeder wichtige Mensch sich schon einmal damit beschäftigt hat, wie man durch Microblogging auf Anbieterseite den Service vergolden kann. Werden mir unterschwellig Anzeigen in meinen Twitterstream per Zufall, zeitgesteuert oder permanent integriert? Kommen auf den Nutzer ein paar idealistische Premiummodelle zu? Muss ich pro Tweet bezahlen? Ja, ein klein wenig Panik macht sich breit! Wer ist letztendlich Herr und Meister über meine Tweets?

Sehen wir es doch positiv, dass das Unternehmen finanzstarke Partner gefunden hat. Mein Tipp für jeden: Richtet euch ein Backup ein. Ihr könnt jeden Tweet über den RSS-Feed oder über die API von Twitter exportieren. Aggregiert diese Inhalte in einem eigenen Datenbanksystem, als wenn ihr ein Tumblelog einsetzt. Ich ziehe mir zumindest meine Tweets seit dem vergangenen Wochenende über den RSS-Feed meines Useraccounts. Natürlich habe ich fast 4300 Tweets dadurch nicht erhalten, doch was braucht man auch den alten Ballast, wenn man die Tweets selbst eher weniger für sich benötigt, als primär für die eigene Online-Reputation, den Google Cache und das Archive.org? :)

Massenmedium. Suchtfaktor. Kommunikationstool. Marketingschleuder. Phänomen. Social Chat. Twitter ist vieles, weniges oder alles. Egal wie – spätestens seit der Microblogging Conference 09 (MBC09) in Hamburg spricht Deutschland offen über seine neue „Problemzone“. :)

Auch ist Twitter ein Quell von Neuigkeiten rund um APIs, Applikationen, Tools und Nachrichten rund um den berühmten Geekfaktor. Wir sind aber auf dem Weg zum Massenphänomen, aber irgendwie wird mir ganz persönlich zu wenig zum Thema fachspezifisch verbreitet. Immerhin gibt es einige Quellen, die man ganz praktikabel abonnieren kann – wer auf der täglichen Suche nach der gehörigen Portion Twitter ist, sollte bei den folgenden Links vorbeischnuppern:

Deutsche Blogs

Englische Blogs

Zum Abschluss noch einige Events – ich hoffe sehr auf eine neue Auflage der MBC, die ich dann hoffentlich persönlich besuchen kann.

Natürlich ist dies nur ein Anfang – ich hoffe, dass man gemeinsam eine schöne Liste erstellen kann, die aus Fachblogs oder kurzerhand „Twitter-Blogs“ besteht. Auch ich kenne nicht jedes Blog da draußen in der Blogosphäre. Daher rufe ich mal meine Leser auf: Wer kennt noch ein paar „rund um Twitter“ gepflegte Blogs, um die Liste zu vervollständigen?

Während ich für mich persönlich in 2008 einen sehr dramatischen Kurswechsel feststellte, indem ich auf MikeSchnoor.com immer weniger und viel unregelmäßiger schrieb, dafür aber viel intensiver mich bei Twitter in Szene setzen konnte, bedeutet das noch sehr junge Jahr 2009 für mich eine besondere Veränderung. Vor einigen Tagen fiel es mir sprichwörtlich wie die Schuppen von den Brauen: Ich werde etwas an meinem personlichen Blogstil verändern. Wie ich bereits in der Umfrage von turi2 in der vergangenen Woche schrieb, zählt für mich folgendes zu den Trends des Jahres 2009:

  • Twitter ist moderner Kulturexpressionismus im Drang der digitalen Selbstinszenierung. In Kombination mit Livestreams und inhaltlich tiefergehenden Artikeln als Weblogs wird Twitter das digitale Massenkommunikationsmedium für Individualisten.
  • Explizites Geotagging ist out. Mobile Endgeräte werden auf Wunsch die exakte Position direkt an Twitter oder andere Dienste übermitteln und das mühsame manuelle Tagging ersparen. Kritisch wird es für den einzelnen sehr transparenten Nutzer, sobald jedwede Informationen über Geotagging analysiert werden kann. Wer nicht auf einer Konferenz twittert, es jedoch behauptet, wird ganz klar seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen.
  • Neue Branchenblogs werden bei einzelnen Autoren keine Chance haben. Nur durch eine Redaktion aus Bloggern oder Journalisten kann den Lesern ein Angebot schmackhaft gemacht werden. Etablierte Blogs werden Bestand haben, jedoch in einem von Verlagen und neuen Bloggern umkämpften Markt ihre Position behaupten müssen.
  • Zweinull ist alltagstauglich. Das „nächste große Ding“ wird die Kombination aus Online & Selbstreputations- und Peoplemanagement über jeden erdenklichen Kommunikationskanal werden.

Genau dies setze ich mir zum Ziel. In den kommenden Tagen versuche ich in meiner privaten Freizeit etwas stärker an einem persönlichen Lifestream-Angebot zu basteln. Ich werde dafür ein neues WordPress aufsetzen und mit jeglichen Informationen aus meinen Aktivitäten bei Twitter, Facebook, Flickr, sevenload, Last.fm oder Dopplr füllen. Gleichzeitig fließen alle Blogeinträge in Kurzform als verlinkte Überschriften in diesen Lifestream mit ein. Als oberstes Ziel ist es auch, mich von meiner sehr statisch aufgestellten Online-Identität unter www.mikeschnoor.de zu verabschieden. Unter uns – die Seite ist nach einigen Jahren wirklich nur hässlich.

Wer braucht schon statische Seiten? Wenn wir uns als Teil der Digitalen Bohéme in einem soziokulturellen Internet aufhalten, muss für uns alle mehr drin sein, als nur ein paar rudimentäre Infos über ein Individuum. Ich bin es satt, diese langweiligen Profilseiten von meiner Person vor mir zu sehen. Vielleicht geht es anderen auch so, wenn sie ihre eigenen persönlichen „Webspaces“ so betrachten.

Ganz eindeutig möchte ich außerdem das Bloggen von mir immer weiter professionalisieren. Der gute alte „MikeSchnoor.com“ wird ebenfalls verändert. Unter der bisherigen „mikeschnoor.com“ werde ich wie bisher weiter veröffentlichen. Doch unter MikeSchnoor.com kommt etwas neues, was sich rund um meinen beruflichen Alltag – die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations / Social Media Relations – drehen wird. Ich wähle „Telagon“ als eigenständiges Konstrukt, um gerade hier den Bruch zwischen privaten Interessen und meiner professionellen Einschätzung zu bieten. Ja, ich werde viele Leser verlieren. Aber genauso werde ich zahlreiche neue Leser für mich gewinnen können. Daher frage ich auch offen und ehrlich nach eurer Meinung.

Wie beurteilen meine Leser diesen Umschwung in 2009? Ein wenig mehr Blogkultur von mir als Autor, was dem geneigten Leser sicherlich zu Gute kommen wird, etwas intensiviertes Microblogging und der Aufbau einer richtigen, zeitgemäßen Online-Identität als Lifestream kommen auf euch zu. Große Worte, viele Versprechungen – doch ich werde es halten, sofern es mir persönlich die verbleibende Zeit zwischen Beruf, Familie und Individualismus erlaubt. Gebt mir nur ein wenig Zeit! Ich blogge schließlich auch wieder regelmäßig – und hoffe, dass ihr daran Gefallen findet! :)

Das traditionelle Online-Auktionshaus eBay nahm wohl die jüngste Web 2.0-Versteigerung von Robert’s Blog zum Thema und twittert jetzt auch. Unter twitter.com/ebayde kann sich jeder ein Bild über das heißeste Angebot der Auktionsplattform selbst machen. Na dann viel Erfolg – hoffentlich werden nicht nur Hinweise auf Auktionen veröffentlicht, sondern ein wenig Unternehmenspraxis und das notwendige Maß an Interaktion mit den Followern zelebriert. Wenn dann alles in schöner Kombination mit Public Relations, Marketing und ein wenig unternehmerischer Intimität abläuft, kann der eBayde-Twitteraccount auch mit der Zeit etwas werden… :)

…oder so ähnlich. Für eine knappe Stunde tat sich in meinem Twitter-Follower-Stream überhaupt nichts, bis die ersten Ergebnisse weit zeitverzögert eintrudelten. Im beigefügten Screenshot kann man erkennen, dass auf lange Zeit hin entweder wirklich keiner der 411 von mir gelesenen Twitteruser etwas geschrieben hat, oder dass wirklich ein kleiner Bug bei Twitter einem den Unterhaltungswert am Abend versauen kann.

Ob das mit den jüngsten Hack-Problemen von Twitter zu tun hat? Viele Leute nutzen ja diverse Tools, die sich über die API von Twitter einwählen. Vielleicht hat man kurzerhand den Zugang über die API sehr stark reglementiert, so dass viele Informationen nur schleppend an Twitter übertragen werden. Sobald man sich aber einen Stream eines einzelnen Twitter-Accounts anschaut, tauchen weitere neuer Tweets auf, die mit gewaltiger Verzögerung erst in meinem Stream zum Mitlesen erscheinen… irgendwie irritiert das ganze Hin und Her bei Twitter ziemlich. :)

Twitter Hacks – nur so kann man es nennen. Phishingangriffe auf eines der weltweit beliebtesten Microblogging-Kommunikationssysteme zwingen den marktbeherrschenden Giganten in die Knie. Allein durch die wundervolle API wurde der Zugriff auf zahlreiche Accounts ermöglicht, so dass einige Twitter-Accounts über Nacht gestohlen wurden: Barack Obama, Britney Spears, Huffington Post oder Fox News sind nur einige prominente Accounts, die gehackt wurden.

Für mich bedeutete dies ganz klar: Das Passwort ändern und externe Dienste aussperren. Sicherheit geht vor. Für die Zukunft sollte Twitter definitiv einen API-Key anbieten und damit die Verwendung des Passwortes bei Fremdanbietern unterbinden. Andere Autoren sehen das ganz ähnlich.

Das wichtigste ist jetzt konstruktive Öffentlichkeitsarbeit für den wichtigen Dienstleister, den nicht nur Early Adopter, Nerds oder Geeks nutzen. Twitter ist Mainstream in 2008 geworden und steht in dem neuen Jahr für den schnellebigen Lifestream-Lifestyle der Netzöffentlichkeit. Ein paar Blogpostings helfen nur, die Otto-Normalo-Gemüter zu beruhigen. Wer seine Online-Identität verstärkt mit Twitter aufgebaut oder unterstützt hat, kann das Vertrauen in Twitter auch sehr schnell wieder verlieren und auf ein eigenes (un-social) Kommunikationstool wie ein einfaches Tumble-Blog oder doch ein normales Blog setzen.

Ein weiteres reichweitenstarkes Online-Nachrichtenmedium aus Deutschland hat Twitter für sich entdeckt: Spiegel Online twittert automatisiert seine Inhalte ins Netz mit diversen Accounts, die sich rein inhaltlich mit den publizierten Medieninhalten des Nachrichtenportals beschäftigen. Ein ganz besonderer Ansatz findet sich im Schlusssatz des Artikels:

Wir wollen die Twitter von SPIEGEL ONLINE ständig weiterentwickeln und greifen Vorschläge gerne auf – damit unser ganz persönlich zugeschnittenes Nachrichtenangebot für Sie in Zukunft noch besser wird.

Sehr gute Idee – mein direktes Feedback ist: Followed euren Followern, kommuniziert mit ihnen ebenfalls und blast nicht alles in die Welt hinaus. Ein Redaktionstwitter-Account wäre da vielleicht noch spannender, oder eine Liste aller twitternden Redakteure eures Hauses. Letztendlich ist Twitter ein Kommunikationstool der Sonderklasse, das sehr viel Interaktion mit anderen Nutzern erfordert. :)