Umschwung 2009 – Blogkultur, Microblogging, Lifestreams

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Während ich für mich persönlich in 2008 einen sehr dramatischen Kurswechsel feststellte, indem ich auf MikeSchnoor.com immer weniger und viel unregelmäßiger schrieb, dafür aber viel intensiver mich bei Twitter in Szene setzen konnte, bedeutet das noch sehr junge Jahr 2009 für mich eine besondere Veränderung. Vor einigen Tagen fiel es mir sprichwörtlich wie die Schuppen von den Brauen: Ich werde etwas an meinem personlichen Blogstil verändern. Wie ich bereits in der Umfrage von turi2 in der vergangenen Woche schrieb, zählt für mich folgendes zu den Trends des Jahres 2009:

  • Twitter ist moderner Kulturexpressionismus im Drang der digitalen Selbstinszenierung. In Kombination mit Livestreams und inhaltlich tiefergehenden Artikeln als Weblogs wird Twitter das digitale Massenkommunikationsmedium für Individualisten.
  • Explizites Geotagging ist out. Mobile Endgeräte werden auf Wunsch die exakte Position direkt an Twitter oder andere Dienste übermitteln und das mühsame manuelle Tagging ersparen. Kritisch wird es für den einzelnen sehr transparenten Nutzer, sobald jedwede Informationen über Geotagging analysiert werden kann. Wer nicht auf einer Konferenz twittert, es jedoch behauptet, wird ganz klar seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen.
  • Neue Branchenblogs werden bei einzelnen Autoren keine Chance haben. Nur durch eine Redaktion aus Bloggern oder Journalisten kann den Lesern ein Angebot schmackhaft gemacht werden. Etablierte Blogs werden Bestand haben, jedoch in einem von Verlagen und neuen Bloggern umkämpften Markt ihre Position behaupten müssen.
  • Zweinull ist alltagstauglich. Das „nächste große Ding“ wird die Kombination aus Online & Selbstreputations- und Peoplemanagement über jeden erdenklichen Kommunikationskanal werden.

Genau dies setze ich mir zum Ziel. In den kommenden Tagen versuche ich in meiner privaten Freizeit etwas stärker an einem persönlichen Lifestream-Angebot zu basteln. Ich werde dafür ein neues WordPress aufsetzen und mit jeglichen Informationen aus meinen Aktivitäten bei Twitter, Facebook, Flickr, sevenload, Last.fm oder Dopplr füllen. Gleichzeitig fließen alle Blogeinträge in Kurzform als verlinkte Überschriften in diesen Lifestream mit ein. Als oberstes Ziel ist es auch, mich von meiner sehr statisch aufgestellten Online-Identität unter www.mikeschnoor.de zu verabschieden. Unter uns – die Seite ist nach einigen Jahren wirklich nur hässlich.

Wer braucht schon statische Seiten? Wenn wir uns als Teil der Digitalen Bohéme in einem soziokulturellen Internet aufhalten, muss für uns alle mehr drin sein, als nur ein paar rudimentäre Infos über ein Individuum. Ich bin es satt, diese langweiligen Profilseiten von meiner Person vor mir zu sehen. Vielleicht geht es anderen auch so, wenn sie ihre eigenen persönlichen „Webspaces“ so betrachten.

Ganz eindeutig möchte ich außerdem das Bloggen von mir immer weiter professionalisieren. Der gute alte „MikeSchnoor.com“ wird ebenfalls verändert. Unter der bisherigen „mikeschnoor.com“ werde ich wie bisher weiter veröffentlichen. Doch unter MikeSchnoor.com kommt etwas neues, was sich rund um meinen beruflichen Alltag – die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations / Social Media Relations – drehen wird. Ich wähle „Telagon“ als eigenständiges Konstrukt, um gerade hier den Bruch zwischen privaten Interessen und meiner professionellen Einschätzung zu bieten. Ja, ich werde viele Leser verlieren. Aber genauso werde ich zahlreiche neue Leser für mich gewinnen können. Daher frage ich auch offen und ehrlich nach eurer Meinung.

Wie beurteilen meine Leser diesen Umschwung in 2009? Ein wenig mehr Blogkultur von mir als Autor, was dem geneigten Leser sicherlich zu Gute kommen wird, etwas intensiviertes Microblogging und der Aufbau einer richtigen, zeitgemäßen Online-Identität als Lifestream kommen auf euch zu. Große Worte, viele Versprechungen – doch ich werde es halten, sofern es mir persönlich die verbleibende Zeit zwischen Beruf, Familie und Individualismus erlaubt. Gebt mir nur ein wenig Zeit! Ich blogge schließlich auch wieder regelmäßig – und hoffe, dass ihr daran Gefallen findet! :)

15 Kommentare
  1. Bernhard Jodeleit sagte:

    Find‘ ich gut: Lifestreaming und Aggregation von Social Media via Friendfeed, Tumblr, WordPress-Plugin etc. als Basis, Bloggen zur qualitativ hochwertigen Vertiefung.

  2. Martin Hiegl sagte:

    Die Frage ist, ob es dir auf den Output allein ankommt oder ob du willst, dass der Output auch wahrgenommen wird. Deine Blog-Posts lese ich (und viele andere) auch wenn es mal 4 am Tag sind. Wenn ich mal ein paar Tage keine Zeit habe, dann les ich sie halt später. Twitter-Nachrichten gehen verloren, wenn sie nicht rebloggt werden, ohne dass sie großartig wahrgenommen werden. Und sie werden ganz sicher nach später nachgelesen.
    Eine Lifestream neben dem Blog, entweder als Seite hier (gibt’s nen nettes Plugin) oder als Ersatz für manches in der Sidebar ist sicher nicht schlecht.

  3. Ulrike Langer sagte:

    Ich mag in meinem eigenen Interesse an die Aussage ”Neue Branchenblogs werden bei einzelnen Autoren keine Chance haben“ mal lieber nicht glauben. Zum Glück hast Du ja auch nicht begründet, warum ”nur durch eine Redaktion aus Bloggern oder Journalisten den Lesern ein Angebot schmackhaft gemacht werden“ kann.

  4. Stefan Evertz sagte:

    Wenn man merkt, dass es nicht mehr passt, sollte man sich neu orientieren. Das demonstrieren ja gerade Patrick und vor allem Robert ;)

    In Sachen „Lifestream“ finde ich daher den Wunsch, etwas Eigenes zu haben, absolut nachvollziehbar – denn letztendlich wollen wir wohl alle unsere Daten selber kontrollieren. Dienste wie Friendfeed legen da zwar die Messlatte in Sachen Komfort, Features und Kommunikation / Austausch sehr hoch – eventuell sogar zu hoch für WordPress (vielleicht aber nicht zu hoch für noserub?). Aber dafür hängst du eben an der Friendfeed-Brust – und allen dort getroffenen Entscheidungen…

    Schwieriger finde ich den Aspekt der inhaltlichen Trennung. Die Grenzen waren in deinem Blog sehr häufig fließend, was eine klare künftige Trennung erschweren könnte.

    Hinzu kommt der von dir angesprochene Rückgang in Sachen Bloggen. Ich kenne das Problem nur zu gut – Job und mittlerweile Familie (vor allem der Nachwuchs ;-) freßen da extrem viel an Zeit. Ich bin allerdings skeptisch, ob ein zweites Blog dieses Problem lösen kann – und es nicht vielleicht eher noch verschlimmert.

    Meine Anregung wäre daher, lieber mehr im „alten“ Blog zu bloggen – dabei aber zu beobachten, welche Richtung die Beiträge haben und in welches Blog sie künftig gehen sollten bzw. würden. Denn wenn es nicht „fließt“, ist es egal, wieviele Blogs du versorgen willst oder musst. Und eine Trennung kann man immer noch machen. Die Zeit für die Neu- und Umstrukturierung könntest du aber eben erst mal in das Bloggen an sich stecken – und nicht in zeitaufwändige WordPress-Spielereien.

    Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht :-D

  5. Mike Schnoor sagte:

    @Mac – Ja! Abwarten, Tee trinken und darauf vertrauen. Alles wird gut.

    @Bernhard / @Martin – Mir missfällt die Tatsache, dass Twitter nach einer bestimmten Zeit meine Tweets aus der Datenbank schmeißt. In einem eigenen Blog kann ich zumindest diese ich-bezogenen Botschaften wiederverwerten und für länger als ein paar Monate speichern. Das Lifestream-Blog wird dabei definitiv eher für mich ganz persönlich sein – und natürlich für jeden, der Lust zum Mitlesen hat. Ich habe meine persönliche Nachhaltigkeit damit garantiert und minimiere den „Gedankenverlust“.

    @Ulrike – Ich werde das Thema mal etwas vertiefen – ist wirklich grad ein wenig schwammig. Nur nicht zu später Stunde wie jetzt… sondern wenn der Geist hellwach ist. :)

    @Stefan – Genau davon will ich weg. Ich habe zwar ein Friendfeed-Account, aber was bringt es mir, wenn der Service und die Daten (meine Daten!) später wieder beim nächsten Sale unter den Hammer kommen? Deine Anregungen zur Blog-Trennung nehme ich auch gerne auf! Ist derzeit eine intensive „Überlegungsphase“ bei mir… und ich setze grade hierbei auf den öffentlichen Diskurs.

  6. Stefan Evertz sagte:

    @Mike: Möglichweise macht es auch Sinn, abzuwarten, ob bzw. wie gut die von Robert angestrebte Trennung funktioniert. Das Mindermengen-Problem dürfte da zwar nicht auftreten, aber insgesamt bin ich durchaus skeptisch, ob das wirklich so hinhaut…

  7. Mike Schnoor sagte:

    @Stefan Ich verstehe was du meinst. Jedoch mache ich hier nicht den Basic. Es wird jedoch keine spontane Umstellung kommen, da ich den Prozess der Veränderung selbst spüren möchte – und gemeinsam hier mit euch allen darüber sprechen will. Primär strebe ich das persönliche Livestream-Blog an, sekundär suche ich durchaus die Trennung zwischen ausführlichen persönlichen Gedanken und (hört sich platt an jetzt) „professionellen Blogeinträgen“.

  8. Alexander Trust sagte:

    Ist in Ordnung, würde ich sagen. ;) Du wirst aber auch feststellen, dass du nicht an zu vielen Fronten gleichzeitig aktiv sein kannst. Leider. Ich stelle das immer wieder fest. Deine Ideen jedenfalls find ich gut, bin gespannt auf die Umsetzung.

  9. Alexander Trust sagte:

    Ich meinte natürlich, dass ich das für mich persönlich feststelle. ;) Und ich wollte noch hinzufügen, dass du ja auch einem Job nachgehst. Ich hab das Problem, dass ich oft in Konflikt komme mit meinem Studium und meiner Bloggerei. Wie gerne würde ich das Bloggen professionalisieren… doch wie oft muss ich mich einschränken, weil das Studium es nicht anders zulässt. Noh nicht. ;)

  10. Jan sagte:

    Finde ich alles sehr nachvollziehbar. Nachdem „UPLOAD“ ja kein Blog im klassischen Sinne ist und ich dort vor allem immer mehr Gast- und Co-Autoren anziehen möchte, wird der Wunsch nach einem privaten Spielfeld wieder größer. Den Lifestream hätte ich ebenfalls gern auf der eigenen Seite. Ergänzend ein kleines Privatblog. Bei Twitter überlege ich derzeit, ebenfalls meinen Twitter-Account in einen privaten und einen rein fachlichen aufzutrennen. Allerdings stellt sich da dann schon die Frage, ob man sich da nicht zu viele Baustellen aufmacht.

    Auf jeden Fall sind das alles Wege, um etwas mitzuteilen. Und mit der Zeit bekommt man auch raus, was wofür eigentlich gut geeignet ist ;-)

  11. Robert sagte:

    zusammengefasst:
    – neues WordPress mit Lifestream-Content (mikeschnoor.com?)
    – Sichelputzer = ?
    – Telagon = Beruflich / Fachliches

    Sind also drei, wenn ich das richtig verstehe?

  12. Mike Schnoor sagte:

    1) mikeschnoor.com als Lifestream über WordPress
    2) mikeschnoor.com als privates Blog
    3) MikeSchnoor.com als fachliches Blog
    4) mikeschnoor.com bleibt als privates fachliches Blog bestehen.

    Im Prinzip zwei oder drei, wobei ich mich zwischen der Kombination von 1+4 und 1+2+3 entscheiden muss. Es hängt stark von der Zeit ab.

    Ein Goodie zur Nacht:
    5) rein berufliches im beruflichen Blog, was irgendwie auch einen Relaunch braucht. Das Blog von sevenload verändert sich auch, sobald die technische Ressource dafür verfügbar ist. :)

  13. Robert sagte:

    sichelputzer ist dein Goldstück, nutz das zB als Fachblog, Telagon.com privat und mikeschnoor der Lifestream (das wird ja eh von selbst befüllt sozusagen) .. nur so dahingedacht;)

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  1. Doktorsblog sagt:

    Netzwelt 09, DoktorSnapLog, Leben gestreamt!…

    Snaplog: Eine iPhone Applikation mit der ich Bilder die ich geschossen habe (ja, das sind Fotos die das Applephone macht; keine Pixelkunst, das wollte Apple wirklich nicht!), mit einem Fingerdruck direkt auf ein Fotoblog hochladen kann. Natürlich…

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