Social Media ist in aller Munde, doch für viele Unternehmen sind Twitter, Facebook und Konsorten noch in weiter Ferne. Die Gründe dafür liegen meist im Trivialen, nämlich den Schutz des Unternehmens selbst. Was die Mitarbeiter aus PR oder Marketing so treiben, ist ja ganz schön und nett. Sobald aber Mitarbeiter ihre Arbeitszeit in den sozialen Netzwerken verbringen, verlieren wir doch Millionen! Beispiele gefällig?

So manche Unternehmer denken wirklich in den altbackenen Hierarchie-Ebenen und wollen aus ihnen nicht herauskommen. Da soll nur ein Mitarbeiter behaupten, er würde geschäftliche Kontakte bei Facebook pflegen, wenn er während der Arbeitszeit doch wirklich nur mit seinen Freunden herumchattet. Schließlich gibt es bei Facebook ja nur Freunde. Auch schön ist die Ausrede, man würde Twitter als Informationsmedium und nicht als Chat ansehen. Die Chatten doch alle! Ganz zu schweigen von denjenigen Typen, die wirklich daran glauben, sich selbst mit ihrer Online-Reputation und sogar ihren Arbeitgeber durch irgendwelche Blogeinträge und ähnliche Aktivitäten in Social Media zu fördern. Pustekuchen! Geheimnisse werden einfach ausgeplaudert!

Wenn schon Facebook, dann doch bitte mit dem Hinweis, dass diese Webadresse gesperrt ist. Das macht schon die hauseigene IT-Abteilung. Schließlich machen die das Internet. Twitter steht sowieso ganz schnell auf der Banliste, zur Abwechslung ist der eigene Account bei Twitter immerhin freigeschaltet. Die Oberfläche von Twitter kann damit zwar niemand bedienen, aber die unternehmerische Logik erfordert auch so manche drastische Maßnahmen. Und die anderen sozialen Netzwerke, Communities und Portale sind ebenso böse. Wer Social Media einfach dicht macht, hält aus der Firma den Ärger fern?

Zweifelsohne schotten sehr viele deutsche Unternehmen sich gerne von der Außenwelt ab und leben noch in der Steinzeit des digitalen Zeitalters. Eine eigene Webseite wird gepflegt, der Kundenkontakt per Mail wird nur mühsam aufrecht erhalten und Werbung wird immer noch ausschließlich in TV und Radio geschaltet. Internet? Das ist doch voll von Kriminellen, die der Musikindustrie schaden wollen, aber gleichzeitig unseren Star für Oslo ganz nach vorne in die Charts mit ihren bezahlten und legalen Downloads bringen. Die extreme Ahnungslosigkeit von vielen Unternehmen, die eben nicht mit ihren Mitarbeitern und auch den Geschäftsführern in den sozialen Netzwerken bestmöglich vertreten sind, muss mit der einen oder anderen Stellschraube optimiert werden.

Wie bewegen sich mein Unternehmen und meine Mitarbeiter geschäftlich korrekt in Social Media? Auch wenn Mitarbeiter verschiedene soziale Netzwerke nur in ihrer Freizeit nutzen, verschwimmen private und berufliche Inhalte immer mehr im Social Web. Durch das steigende Interesse an sozialen Netzwerken, Online-Communities, Kommunikations-Tools und Dienstleistern rund um Social Media sehen Unternehmen einen Handlungsbedarf, ihre Mitarbeiter aktiv zu lenken und gleichzeitig ihre Marken, Produkte und Dienstleistungen zu schützen.

Der Schutz für alle Beteiligten stellt demnach einen sehr wertvollen Bestandteil einer Unternehmensrichtlinie dar. Gleichzeitig ist aber auch die Förderung der Aktivität in Social Media ein relevanter Aspekt. Eine Abschottung oder Abkehr von den sozialen Netzwerken durch technische Barrieren oder juristische Schritte gegenüber den Mitarbeitern ist meiner Meinung nach ein gravierender Fehler.

Social Media Richtlinien sind ein angemessenes Mittel zur Bildung eines aktiven Bewusstseins für den richtigen Umgang mit den neuen Kommunikationsmechanismen im Internet. Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. veröffentlicht heute einen neuen Leitfaden mit zehn Tipps für den geschäftlichen Umgang im Social Web. Insgesamt stellen wir sowohl Handlungsempfehlungen als auch eine Absicherung der Mitarbeiter und des Unternehmens vor potenziellen Risiken dar. Der Leitfaden zeigt somit die grundlegenden Inhalte zur Erstellung unternehmenseigener Social Media Richtlinien auf. Unternehmen sollten die für sie zutreffenden Inhalte des Leitfadens für ihre eigenen Social Media Richtlinien aufgreifen und ausführliche Informationen in Form von FAQ oder Tipps zu konkreten Anwendungsfällen mit Handlungsempfehlungen für Aktivitäten in Social Media bereitstellen.

Der Inhalt des BVDW Leitfadens „Social Media Richtlinien – 10 Tipps für Unternehmen und ihre Mitarbeiter“ behandelt die folgenden Punkte, die mir als einer der Autoren des Leitfadens sehr wichtig sind:

  • Definieren Sie Ziele
  • Geheimnisse sind geheim und Interna bleiben intern
  • Mitarbeiter müssen authentisch sein
  • Wer veröffentlicht, übernimmt Verantwortung
  • Interne Kritik ist erlaubt, bleibt aber intern
  • Gehen Sie mit Fehlern offen um
  • Schonen Sie Ihre Geschäftsbeziehungen
  • Beachten Sie das geltende Recht
  • Schränken Sie private Nutzung von Social Media während der Arbeitszeit ein
  • Social Media erfordert kontinuierliches Engagement

Die Handlungsempfehlungen der Fachgruppe Social Media im BVDW, die ich seit ihren Anfängen im Herbst 2008 auch persönlich als Unitleiter und Aktivist begleite, sprechen Unternehmen sowie beschäftigte Mitarbeiter an und dienen als Grundlage für individuelle Unternehmensrichtlinien. Es freut mich daher sehr, meinen Lesern hier im Blog auch den Lesebefehl zum PDF-Dokument zu geben. Einige Medien wie Meedia, t3n, IWB oder Golem haben bereits darüber berichtet.

Spannend sind jetzt die Meinungen der Leser – schließlich sind Social Media Richtlinien immer ein individuell zu bewältigendes Thema für jedes Unternehmen. Wir wollten erste Tipps geben und hoffen, dazu auch eine aktive Diskussion in der Community anzuregen. Schließlich entspricht Social Media in seinem Kern genau einer lebendigen Entwicklung. Wie sehen eure Erfahrungen mit Social Media Richtlinien aus? :)

Das ist fett! So derbe! Richtig hart! Ich bin das erste Mal seit Jahren wieder davon überzeugt, dass Deutschland eine kleine Chance beim Eurovision Song Contest 2010 in Oslo hat. Keine gecasteten Kandidaten mit emotional beflügelten Hintergründen und träumerischen Superstar-Ambitionen. Keine endlos in den Medien durchproduzierten Alt-Stars, die auf ein letztes Flackern am Firmament hoffen. Keine Querelen mit Produzenten und ihren besiegelten Songs, die auch eigentlich niemand hören möchte. Es geht um keinen Grandprix de la Eurovision Chanson mehr, sondern um den Eurovision Song Contest. Deutschland findet sich endlich selbst wieder und bringt mit Lena Meyer-Landrut eine vollkommen unbekannte, aber außergewöhnliche Sängerin an den Start.

Lena ist anders, aber dennoch authentisch, wie man nur sein kann. Sie ist ganze 18 Jahre jung, das Singen liegt ihr im Blut und die Kritik der wechselnden Jury von „Unser Star für Oslo“ war nahezu immer positiv. In zeitnahen Online-Umfragen zum gestrigen Finale triumphierte sie gegen ihre letzte Kontrahentin. Selbst die Medien, die sonst immer sich die Mäuler über Show-Kandidaten zerreißen können, berichten über die herausragende Sängerin durchweg in guter Tonalität. Was will man mehr?

Lena zog souverän durch die ersten Runden und sang sich auf ihre eigene Art direkt ins Finale. Nach ihren bisherigen Auftritten in der Show beurteilt ist diese Sängerin auch ziemlich durchgedreht, was für sie sogar eine echte Chance auf dem internationalen Parkett bedeuten kann. Songs die keiner durch eine Massenabfertigung der Plattenindustrie kannte und eine individuelle Performance, mit der Lena zeigte, dass sie die gesungenen Texte auch ausleben kann – so wirbelte die junge Dame mit unglaublichem Erfolg durch die gemeinschaftlich von ProSieben und ARD/NDR ausgestrahlten Sendungen von „Unser Star für Oslo“.

Insgesamt hatten sich mehr als 4500 Menschen für das Casting beworben. Im Vergleich zu anderen Casting-Shows, bei denen die Kandidaten mit knallharten Verträgen an der kurzen Leine gehalten werden, mag dies recht wenig sein. Auch die Tatsache, dass nur 20 Kandidaten über sechs Wochen hinweg ihren Weg ins Finale bestreiten konnten, wirkt positiv, weil die Kandidaten als Sänger und nicht als Spiegel der Gesellschaft respektive der gewünschten Zuschauerschaft präsentiert wurden. Zwar gilt diese neue Show allgemein als eine Art Streichelzoo der Fernsehbranche, weil einfach keine negative und harte Kritik aus den Mündern der Jury zu hören war. Hier gab es kein „Erniedrigungs-TV“ im Löwenkäfig. Schließlich betonte der Jury-Präsident Stefan Raab in den ersten Shows immer wieder, dass dieses Konzept der Talentsuche sich um Musik und Talent, also die Qualität des deutschen Vertreters beim Eurovision Song Contest, drehen sollte. Doch braucht man das heutzutage noch wirklich betonen, seitdem andere Casting-Shows sich nur auf die emotional angeschlagenen Kandidaten und das daraus zu ziehende Schlammschlacht-Potential konzentrieren?

Als mündiger Zuschauer, der sich nicht wirklich auf Sendeformate interessiert, die nur der Quotenlüge zur Liebe erstellt sind, sehne ich mich nach Authentizität und Glaubwürdigkeit der Show und der Kandidaten. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in denen solche Formate die Fernsehlandschaft noch prägten. Das Konzept von „Unser Star für Oslo“ vermittelt ein Gefühl von Sehnsucht, Heimat und Nähe auf musikalischer Ebene. Im Prinzip so ähnlich wie Social Media uns lehrt, dass wir als Nutzer und Kunden genau diesen Anspruch von Unternehmen und Medien erwarten, so begehren wir dieses Mindestmaß auch von Fernsehsendungen, die zu unserer Unterhaltung dienen. Lieber auf diese Art und Weise, als ein durch den Kakao gezogenes Format mit Comedy-Aspekten aus den letzten Jahren. Eurovision bedeutet internationalen Starruhm. Das wollen wir, das brauchen wir, der Eurovision Song Contest gehört ganz ur-basis-demokratisch dem Volk. Hoffentlich dürfen wir einen Erfolg in Oslo erleben.

Was mir persönlich sehr gefiel war die konsequente Miteinbeziehung von Social Media in der gesamten Zeit von „Unser Star für Oslo“. So twitterte die @tvtotal-Redaktion und tauschte sich mit den Fans während der Sendung aus, die Website zeigt alle Videos der Shows und die Fanbase von Lena Meyer-Landrut bei Facebook bricht heute wahrscheinlich die 20.000er Marke. Andere Showformate des deutschen Fernsehens schaffen und können es wohl nicht, ihre bisherigen Kommunikationswege in der Form aufzubrechen. Vielleicht nehmen sich andere Produzenten daran ein Beispiel, denn ohne zeitgemäßes Kudos an die Fans wird man auf Dauer nicht in den Medien auch nur eine Chance haben.

Die typischen Gesichter der Werbebranche sind bekannt. Eine Mutter im Kaufhaus empfiehlt Schokoriegel oder ein Waschpulver. Ältere Menschen schätzen das neueste Pharmaprodukt als Heilmittel. Und berufliche Erfolge werden anhand erfolgreicher Manager für die Rezipienten in Szene gesetzt. Durch das Testimonial in der Anzeige bekommt der Slogan zusätzliche Unterstützung. Eingefleischte Marketing-Experten schätzen es, mit echten Personen für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu werben. Der personifizierte Erfolg jener Protagonisten wirkt als pure Empfehlung – und selten kommen platte Werbebotschaften an die Wirkung von Testimonials heran. Im Grunde genommen ist diese Form der Werbung weder neuartig noch innovativ. Man sollte sie einfach abhaken können.

Als Klaus Lage vor einigen Jahren mit dem Ohrwurm „1000 und eine Nacht“ seine musikalischen Erfolge feierte, hätte wohl niemand die prägnante Zeile des Songtextes zuerst mit erfolgreichen SEO-Beratern in Verbindung gebracht. Die Passage „…und es hat Zoom gemacht“ wurde bereits einige gefühlte huntert Mal in der Werbewirtschaft eingesetzt. Teilweise bis zum „geht nicht mehr“, doch etwas mehr darf es schon sein. Schließlich tritt jetzt ein gewisser SEO-Berater „Florian S.“ als neues Testimonial in der aktuellen Display-Werbekampagne von XING zum Slogan „und es hat XING gemacht!“ auf. Die Lyrik des Songs ist für den Slogan leicht abgewandelt, und mit dem Markennamen in Kombination wirken diese Worte einem Großteil der Bevölkerung sehr vertraut und bekannt.

Nur leider findet man keinen SEO-Berater über die Suche von XING, der auf den Namen „Florian S.“ hört. Mich machte es schon stutzig, dass wirklich kein direkter Treffer bei XING auf dieses Testimonial zustande kam. Doch mit ein wenig Geschick erfährt man von einem SEO-Manager, zu dem dieser gängigen Vornamen und der abgekürzte Nachname passt. Dieser gute Mann arbeitet laut seinem Profil seit etwas mehr als einem Jahr bei XING und wirbt anscheinend jetzt für das Unternehmen. Das Profilbild zeigt auch auf den ersten Anschein sehr viel Ähnlichkeit mit dem Testimonial. Das Business Netzwerk XING scheint den richtigen Weg gewählt zu haben, seine eigenen Mitarbeiter in ihrer Werbekampagne als Testimonial einzusetzen.

Natürlich ist an diesem Vorgehen nichts Verwerfliches. Verständlicherweise ist dies von allen Beteiligten gern gesehen. Daher eignet sich auch eine Werbekampagne mit den eigenen Mitarbeitern hervorragend zur Imagepflege. Doch warum findet sich gerade hier kein echtes nutzergeneriertes Testimonial aus den Reihen der Mitglieder?

Wer Social Media als Plattformbetreiber für sein Geschäftsmodell zentral nutzt und aktiv in der Kommunikation auslebt, der sollte doch gerade dann in der Lage sein, sein Testimonial noch authentischer zu positionieren. Letztendlich bietet die richtige Wahl eines authentischen Testimonials einen höheren Nutzwert und mehr Authentizität als ein eigener anonymisierter Mitarbeiter. XING betreibt eine herausragende Community mit unzähligen Mitgliedern. Eigentlich sollte es dadurch eine Leichtigkeit sein, ein erfolgreiches Beispiel für den persönlichen Networking-Erfolg über das Business Netzwerk direkt zu identifizieren und bei Bedarf für die Werbekampagne einzuspannen. Diese Form von authentischen Testimonials würde mich persönlich noch stärker von den beworbenen Produkten und Dienstleistungen überzeugen. Vielleicht zeigt sich demnächst eine Trendwende in der Werbung, wenn Social Media noch stärker zur Markenkommunikation eingesetzt wird.

Nachtrag vom 24.02.2010:
Die ersten Fachmedien wie die Horizont sprechen von einer peinlichen Panne und bloggen über das Testimonial-Thema. Auch XING sah sich neben dem Blog-Kommentar dazu verleitet, eine offizielle Stellungnahme im Blog zu verbreiten. Andere Blogs springen natürlich drauf auf, wie auch Basicthinking, Gefahrgut, Rene Fischer und Gründerszene steigen mit ein.

Doch bleiben wir mal klar bei der Sache: Wer hat’s zuerst gefunden? Natürlich nicht die Schweizer, sondern der Sichelputzer war’s schon ein paar Tage zuvor. :)

Viel zu oft versucht man die Zukunft vorherzusagen. Auch ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht, was in den nächsten Monaten des kommenden Jahres passieren wird. Hierzu möchte ich in meinem Blog der Leserschaft die folgenden 10 Grundgedanken vermitteln und freue mich selbstverständlich auf eine rege Diskussion. Also, was glaubt ihr, wird in 2010 im Bereich Social Media passieren?

1. Arbeitsalltag
Social Media integriert sich ab 2010 vollständig als spezielle Teil-Disziplin von Public Relations, Marketing, Sales und Human Ressources in den Arbeitsalltag. Mitarbeiter anderer Unternehmensbereiche, vornehmlich außerhalb von Kommunikation, Werbung und Vertrieb, werden mit weiteren Einschränkungen in ihrem Online-Nutzungsverhalten durch tiefgreifende Social-Media-Richtlinien rechnen müssen. Die typischen Rauchpausen könnten sich für Arbeitnehmer immer stärker zum Konsum von Social Media über mobile Endgeräte eignen, zudem das private Telefon in Pausen bisher außerhalb des direkten Einflusses von Arbeitgebern liegt.

2. Digital Relations
Trotz starker Restriktionen werden einige Unternehmen ihren Mitarbeitern neue Freiheiten und Spielräume ermöglichen, weil sie über ihre privaten Profile als offizielle Kommunikatoren und potenzielle Experten des Unternehmens in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Letztendlich entscheidet ein Kunde höchst individuell, welche Wirkung die gesamte Außendarstellung eines Unternehmens auch durch die eigenen Mitarbeiter auf die zukünftigen Beziehungen haben wird. Neben einer reinen Werbeplattform wird Social Media zur Kommunikation auf allen Ebenen genutzt und ganzheitlich von Unternehmen gelebt werden.

3. Messbarkeit
Jede Bemühung von Unternehmen, sich im Umfeld von Social Media zu positionieren, wird im Jahr 2010 wesentlich durch klassische betriebswirtschaftliche Faktoren bestimmt. Unzählige individuelle Kriterien für den Einsatz von Social Media in werblicher und kommunikativer Hinsicht gilt es zur Erfolgsmessung zu berücksichtigen. Entsprechende Ansätze zur Abbildung der Kriterien, z.B. über Metriken oder durch die Bildung eines zentralen Index, sind bisher nicht einheitlich anwendbar, während ältere Messmethoden über PageImpressions, Visits oder Unique User in Analyse und Forschung zur Werbewirksamkeit immer stärker in den Hintergrund rücken. Die entsprechende Notwendigkeit einer Einigung und die schnelle Markteinführung von einheitlichen Messmethoden und Kennzahlen hängen dabei im Wesentlichen von der Agilität der anerkannten Gremien und Institutionen ab.

4. Community
Social Media wird im kommenden Jahr für den einzelnen Nutzer etwas weniger „sozial“ wirken. Anstatt vollkommen auf Kollaboration und Interaktion in der Masse zu setzen, werden Nutzer immer stärkere Grenzen zwischen ihren persönlichen Interessensgebieten und Aktivitäten im Internet ziehen. Daraus lässt sich klar erkennen, wie sie ihre präferierten Themen und Kontakte je nach Anwendung oder Social Community einteilen und gruppieren. Die Kommunikation in diesen Gruppen konzentriert sich dabei vermehrt auf einen selektierten Kontaktkreis, der oftmals bestimmten Zielen zugeordnet ist. Eine weiterführende Unterteilung von privaten und beruflichen Kontakten in den einzelnen Netzwerken nimmt ebenfalls Einfluss auf das Kommunikationsverhalten des Individuums, so dass bestimmte Inhalte nicht mehr für jeden Kontakt zugänglich sein werden. Auch werden Empfehlungen immer wichtiger. Das hohe Maß an „sozialem“ Austausch, wodurch sich Social Networks einst auszeichneten, verliert sich in den steigenden Anforderungen der Nutzer an ihren persönlichen Informationsfluss und ihr eigenes Mitteilungsbedürfnis.

5. News
Ab 2010 entscheidet die Masse der Nutzer immer eigenständiger über die aktuellen Themen des Tages. Entgegen des tagesaktuellen Redaktionsplans bestimmt die Community den Nachrichtenwert durch Retweets, Shares und Empfehlungen. Dieser Trend des digitalen Informationskonsums spiegelt sich in der sozialen Gewichtung von Nachrichten wider. Auch Redaktionen werden verstärkt auf das daraus ableitbare öffentliche Interesse eingehen und ihr redaktionelles Angebot daraufhin anpassen.

6. Blogs
Alle Jahre wieder tönen zum Jahresende zahlreiche Unkenrufe vom Sterben der Blogs. Insbesondere in Nischen und als fachlich spezialisierte Blogs werden sie ein wichtiger Teil unserer Informations- und Wissensgesellschaft bleiben. Auch neue Märkte öffnen sich für spezialisierte Blogger. So wie Verlage weiterhin auf Zentralisierung von Redaktionen oder das Auflösen von einzelnen Lokalredaktionen setzen, wird der Leser als mündiger Nutzer in Social Media fündig werden. Für einzelne Städte, Gemeinden oder Stadtteile entwickeln sich hier Lokalblogs, die ihren Schwerpunkt auf Grundlage der einstigen Kernkompetenz mancher gedruckter Lokalausgaben ausbauen werden. Gleichzeitig übernehmen einzelne kritische Stimmen verstärkt die Meinungsbildung in der Öffentlichkeit bei überregionalen Themen und selbstverständlich in der Aufdeckung von Fehlern und Versagen von Unternehmen, Organisationen und Institutionen jeglicher Art als Teil der modernen Medienkritik.

7. Content
Social Media wird als neuer Vertriebskanal von Unternehmen jeglicher Art erkannt. Verlage müssen in 2010 die Relevanz des Mediums als Teil der Wertschöpfungskette erkennen und dürfen sich der ganzheitlichen Integration in ihre bestehenden Geschäftsmodelle nicht verschließen. Gleichzeitig werden Radiosender ihre Hörerschaft intensiv über das Internet an sich binden und hier Mehrwerte zum linearen Programm anbieten. Auch TV-Sender werden verstärkt den Weg ins Internet gehen und plattformübergreifend ihre Programminhalte auch außerhalb von sendereigenen Portalen verbreiten. Filmproduzenten und Musikmajors werden dabei vornehmlich ihre Inhalte eigenständig weiterverwerten und eine ähnliche Distributionsstrategie fahren.

8. Monetarisierung
Die einzelnen Geschäftsmodelle zur Monetarisierung von aufwendig redaktionell produzierten Inhalten reichen dabei von Paid-Content-Modellen über Beteiligungsmodelle an den Werbeerlösen bis zu kostenfreien Angeboten zur Promotion einzelner Highlights. Insgesamt wandelt sich damit das klassische Lizenzierungsgeschäft durch die verschiedenen Abhängigkeiten und Konstellationen zwischen Content-Anbietern, Plattformbetreibern und Werbetreibenden in partizipative Geschäftsmodelle, aus denen auch der Nutzer entscheidende Vorteile durch Exklusivität, kostenfreies Zusatzmaterial oder weitere noch zu definierende Mehrwerte ziehen kann.

9. Microblogging
Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Was einst als kleines Experiment ab Frühjahr 2007 die Early Adopter und die für Social Media affinen Internetnutzer erreichte, beflügelt mittlerweile unzählige Menschen in ihrem Alltag. In der Bahn, beim Mittagessen, nach dem Sport oder vor dem Schlafengehen preisen sich viele Leute in der Öffentlichkeit und zwitschern wild drauf los. Twitter entwickelte sich bereits in 2009 zu einem Massenphänomen, dem sich im nächsten Jahr keiner mehr entziehen kann. Über mobile Endgeräte wird Twitter in jeder Situation greifbar werden, durch entsprechende Mobile-Flatrates kommen immer mehr Menschen in den Genuss dieses alltäglichen Wahnsinns. Follow me!

10. Social Media Experten
Bleiben wir doch alle einmal ehrlich. Jeder hat etwas zu melden, aber deswegen ist noch nicht jeder ein Experte. Zwar sind wir schon längst Papst, aber es gibt gewaltige Unterschiede zwischen professionellen Ansätzen und laienhaftem Dilletantismus, den manche Social Media Experten von sich geben. Zu Anfang werden sie wie die Pilze aus dem Boden schießen und sich gegenseitig das Wasser abgraben, aber zum Ende des Jahres wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Zurückbleiben werden absolute Profis aus Kommunikation, Marketing und Vertrieb, um die sich die Unternehmen reißen werden.

Fazit
Social Media ist und bleibt spannend – und das in scheinbar jeder Lebenslage. Egal ob Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen sich in Social Media tummeln, fest steht eines: Wer sich mit Social Media dauerhaft über die letzten Jahre hinaus beschäftigte, wird auf Dauer einen langfristigen Erfolg feiern. Social Media ist keine kurzlebige Sache, sondern wird immer stärker wohl durchdacht und geplant. Für jeden Neueinsteiger empfiehlt es sich, den BVDW-Leitfaden Sicherer Einstieg in soziale Netzwerke zu lesen, an dem auch ich persönlich mitschreiben durfte.

Nachtrag: Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass Thorsten Zoerner in seinem Blog eine thematisch passende Aktion über die Veränderungen des Jahres 2010 mit dem BlogAdventskalender fährt.

Blutig, saftig, fleischig, lecker – und umweltbewusst? Niemand geringeres als die Fastfood-Kette „McDonalds“ kündigt heute die Veränderung seiner Farbgebung an. Die so genannten „Golden Archers“ bleiben erhalten. Doch zukünftig verabschiedet man sich von dem prägnanten Rot, dafür soll Grün eine dominante Farbe für die Fastfood-Restaurants werden. Diese Meldung machte heute schon sehr früh die Runde, als die Financial Times einen Artikel dazu veröffentlichte.

Schnell kam das Lauffeuer bei Twitter auf. Der Burgerriese McDonalds wird grün. Das Logo wird verändert? Ein solcher Sprungwechsel, ein Bekenntnis für die Umwelt und ein wenig mehr Nachhaltigkeit, irritiert die Massen und beflügelt sie zugleich. Doch es ist nicht das eigentliche Logo, das im Zuge der Neupositionierung der Marke verändert wird, sondern das äußere Erscheinungsbild der Fastfood-Restaurants. Einzig und allein deutet die Überschrift des FTD-Artikels auf ein neues Logo, inhaltlich dreht sich aber im Text alles um die Gebäudefassade. Anstatt das Logo auf einem quietschgrünen Hintergrund einzusetzen, wie Michael Friedrichs es für seinen Artikel Green Fastfood eigenhändisch entworfen hat, wird die Restaurantkette McDonalds also nur den Anstrich anpassen – und ein wenig mehr grüne Farbe und vielleicht noch ein paar Pflanzen im Innenraum platzieren. Oder vielleicht doch eine grundlegende Veränderung? Der Fotobeweis kommt von @heiko – was für ein Spiel mit den Nerven, der Burgerriese wirkt so grün!

mcd green

Wer also hofft, dass sich das Traditionsunternehmen aus USA gänzlich vom Rot verabschieden wird, muss vielleicht doch nicht enttäuscht werden. Aber das McDonalds-Logo selbst ist seit geraumer Zeit freigestellt und nicht mehr an einen roten Hintergrund gebunden. Ob sich die grüne Optik der Restaurants auf die Markentreue der Kunden auswirkt, bleibt wirklich abzuwarten. Immerhin hat die alte Weisheit hier noch bestand: Wenn eine Marke sich von einem Logo verabschiedet oder gravierende Änderungen an seinem Markenauftritt vornimmt, kommt über kurz oder lang in die Presse. Bei globalen Marken ist dieser Weg der PR immer ein sicheres Mittel, um genügend öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit zu generieren.

Wichtig zu guter Letzt ist aber immer noch der gesunde Menschenverstand. Trotz aller Völlerei, auch vor der Weihnachtszeit, sollte der Konsum von Fastfood nur eingeschränkt stattfinden und nicht den Hauptbestandteil der täglichen Ernährung bilden. Darauf einen Burger!? :)

Gratis, umsonst, kostenlos. Das Internet und diverse Social Media Angebote offerieren den Nutzern unzählige Inhalte zum interagieren und konsumieren. Vornehmlich sind redaktionelle Inhalte ein hochwertiges Gut, dass von irgendwem erstellt und produziert werden muss. Die Recherche, das Schreiben, das Bereitstellen – dieser Aufwand von unzähligen Redaktionen verschlingt beachtlich viel Geld. Journalismus at Highspeed versus die Forderung nach Qualitätsjournalismus – das kennen wir ja zu genüge. Wer gute Inhalte konsumieren möchte, bezieht solche Inhalte im Abonnement gegen Bezahlung. Die Alternative für die Refinanzierung von digitalen Inhalten stellt, wie seit Jahr und Tag bekannt, die Online-Werbung in all ihren Facetten dar: Ob Display-Ads oder InVideo-Advertising – mittlerweile findet sich für jeden Content-Anbieter eine Option zur Refinanzierung des redaktionellen Aufwands.

Die berüchtigte „Kostenlos-Kultur“ im Internet ist nämlich nicht kostenlos, denn ein wirklich werbefreies Angebot gibt es nicht. Mit Ausnahme von wenigen Bloggern, die selbst keine Werbebanner oder Anzeigen schalten, oder den bekannten „Paid-Content“-Angeboten, findet der Nutzer nahezu kaum echte „kostenlose“ Inhalte, die einen inhaltlichen Informationswert oder nachhaltigen Mehrwert liefern.

Fachpublikationen und Branchenmagazine kämpfen auch in Deutschland um die Gunst der Leser. Mittlerweile nicht mehr zu wöchentlichen Erscheinungsterminen, sondern zu jeder Stunde. W&V, Horizont, DWDL, Internet World Business, kressreport oder turi2 sind besonders im Bereich Medien, Marketing und Kommunikation die Vorreiter der Informationsverbreitung. Auch bei Twitter treffen sich die Redaktionen und sind mit ihren Informationen meist schneller, als es die Post erlaubt. Kommen wir zurück zur Ausgangslage. Denn all dies möchte doch bitte finanziert werden.

Nun kommt Twitter als weiterer Distributionskanal daher, das natürlich für die Branche eine neue Option zur Verbreitung ihrer Inhalte ist. Auch gestandene Nachrichtenportale wie Spiegel Online setzen auf Twitter zur Verbreitung ihrer Nachrichten. Meist erfolgt dies als Tweet, der einer Kopie der RSS-Feeds gleicht, manchmal steckt auch eine gewisse persönliche Kommunikation, der vielgelobte Dialog auf Augenhöhe, mit den Followern statt. Die Fachmagazine rund um Medien, Marketing und Kommunikation stehen da an vorderster Stelle. Ich bin immer wieder begeistert über den einen Tweet im Dialog mit den Redaktionen. Bis dato ist diese Informationspolitik mit Dialogcharakter fast immer „werbefrei“. Bis heute zumindest.

Ab sofort startet der @kressZwitscher ein neues Vermarktungsangebot für Werbetweets:

kress bietet Ihnen ab sofort die Möglichkeit einen Anzeigen-Tweet auf http://twitter.com/kressZwitscher zu buchen. Mit dieser innovativen Werbeform können sie Nachrichten in Echtzeit kommunizieren und erreichen eine Zielgruppe, die besonders affin für aktuelle Geschehnisse in der Medien- und Marketing-Welt ist. Die Follower von „kresszwitscher“ sind aktive Multiplikatoren, die Meinungen bilden und verbreiten – unsere Nachrichten werden sehr häufig „retwittert“, das heißt, unsere Follower leiten die Nachrichten an ihre Follower weiter usw.
Pro Tag wird nur ein Anzeigen-Tweet versendet, so können wir Ihnen eine einmalige Exklusivität bieten, denn Sie müssen den Werberaum nicht mit anderen Werbungtreibenden teilen.

Bereits mit 200,00 Euro ist man beim Gezwitscher von kress mit von der Partie und kann bis zu 110 Zeichen an fast 8.000 Follower verbreiten. Eine einfache und kostengünstige Alternative, um die Werbebotschaft an den Mann und an die Frau zu brignen. Die wiederum natürlich nicht ausschließlich die Tweets in ihrer Übersicht erhalten, sondern viele weitere Tweets anderer Tweeple zum Mitlesen. Da geht ein Tweet schnell mal unter. Es vergehen nur wenige Sekunden, bis bei mir die Tweets aus der individuellen Twitter-„Home“ nach hinten durchgereicht werden. Werbung würde sich dann zumindest bei mir schnell aus den Augen verlieren. Wird also die Werbung dann auch als echte Werbung gekennzeichnet, so dass „Werbung: “ vor dem Werbetweet zu lesen ist? 10 Zeichen von 140 weniger, abzüglich der 110 Zeichen ergeben nur 20 Zeichen für eine letzte (Short-)URL auf das beworbene Angebot.

Ich nutze Twitter mit @MikeSchnoor nahezu ausschließlich privat und hoffe, dass dies meinen Followern auch bewusst ist. Neben dem üblichen Tratsch und Netzgeflüster bestehen viele Tweets überwiegend aus Links zu diversen Online-Angeboten, natürlich auch mal dem eigenen Links. Da fragt man sich doch, ob die Streuverluste von werblichen Tweets nicht sogar so hoch ausfallen, dass sich diese Offerte nicht über kurz oder lang in Wohlgefallen auflöst?

Vor allem ist die Zielgruppe der Follower viel zu undurchsichtig, da keine vollständigen sozio-demografischen Angaben für die Mediaplanung bei Twitter im Profil hinterlegt sind. Der Aufwand, jeden Follower zu analysieren, liefert über die verfügbaren Profilangaben zu wenige Details. Selbst das händische Auswerten der Nutzer über die Profillinks zu Webseiten, Blogs oder XING-Accounts beinhaltet viele ungenaue Details. Es wäre durchaus eine viel zu vage Vermutung, dass die Follower eines Mediums den typischen Leitbildern einer Media-Analyse, respektive Zielgruppen-Analyse hinsichtlich Geschlecht, Alter, Beruf, Familienstand, Einkommen und Bildung entsprechen. Bucht man den Werbetweet auf gut Glück oder sucht man die Masse statt Klasse?

Und wie wirkt sich ein Werbetweet auf die Follower aus? Würden sie die werbliche Tweets aktiv nutzen, oder doch selbst bei nur einem Werbetweet pro Tag unfollowen? Newsletter und Webseite zu kress liefern für wissbegierige Follower selbstverständlich ebenfalls die Nachrichten, die zwar mit Werbung refinanziert werden, aber durch die Detailfülle wiederum punkten können. Das Heft steht dabei außer Frage. Oder die Follower greifen natürlich auf konkurrierende Angebote zurück.

Ich bin persönlich sehr gespannt, wie erfolgreich die Werbetweets werden und ob sich hier eine Erlösquelle für gut besuchte Twitter-Accounts ergibt. Bisher hörte man in der Twittersphere nur von Fehlversuchen eines Werbetweet-Modells – so wie Social Media halt ist, springt es einem direkt, unverblümt und ehrlich zurück ins Gesicht.

Social Media beflügelt die Massen und entwickelt sich von einem Buzzword zu einer eigenen Medienform. In nur wenigen Wochen wird die Online-Werbebranche auf der dmexco in Köln ihre neuesten Produkte und Vermarktungsoptionen präsentieren, ein Schwerpunkt wird auch Social Media bilden. Auch übergreifend muss sich, meiner Meinung nach außerhalb von Bloggern und Nutzern, für die neue Medienform Social Media eingesetzt werden. Noch kennen zu wenige Entscheider sich mit „Web 2.0“ und Social Media aus. In Kürze wird ihnen praktisch geholfen, um direkte Erfolge und einen positiven ROI aus dem Social Media Umfeld zu ziehen.

Der Arbeitskreis Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) veröffentlicht pünktlich zur dmexco den „Social Media Kompass“. Dieser neue Leitfaden wird insbesondere für diejenigen, die sich täglich in Social Media bewegen und über Blogs, Twitter oder Facebook austauschen, als das „Einmaleins“ verstanden werden. Ob Digital Natives oder Brand Evangelists, wir kennen uns mittlerweile sehr gut mit Social Media aus.

Für die vornehmliche Zielgruppe derjenigen, die sich über Social Media erstmalig und nachhaltig informieren wollen und für ihre tägliche Arbeit eine umfassende Lektüre zum regelmäßigen Nachschlagen brauchen, wird der „Social Media Kompass“ zu einer Standardlektüre werden.

Die Wirtschaft in kann vor allem durch diese Aufklärungsarbeit durch den Zusammenschluss im Verband und die zahlreichen Praxisbeispiele zu PR, Marketing, Kommunikation und Werbung profitieren. Persönlich freut es mich daher sehr, an dieser Publikation als Verfasser über meinen Arbeitgeber sevenload mitgewirkt zu haben. Man darf also auf die Veröffentlichung zur dmexco gespannt sein!

Vorsicht, dieser Blogeintrag könnte einen werblichen Charakter besitzen. Dafür erhalte ich zwar keine Boni, aber das Thema ist einfach zu schön um es nur über Twitter zu verbreiten. Daher bitte ich meine Leser sich zurückzulehnen, Bruno Kammerl bei seinem Waterjump anzuschauen und sich an der Viral-Aktion von Microsoft zu erfreuen: „Megawoosh – mach es machbar mit Microsoft Office Project 2007.“

Eine eigene semi-fiktive Kampagnen-Seite und das passende Video frohlocken sinngemäß auf erfolgreiche Momentaufnahmen für Projektmanager. So heißt es auf der Website im Wortlaut sogar:

„Den Mann ohne Angst vor großen Ideen – gibt es ihn wirklich? Auch wenn Bruno Kammerl eine Erfindung bleibt. Die Zeit ist reif für neue Helden. Die besten Pläne werden erst noch geschmiedet: Mit Microsoft Office Project 2007.“

Klar, ein Fake – ein Viral! Und der läuft sich grade warm. Man erkennt natürlich sehr deutlich, dass der eigentliche Sprung digital nachgebaut wurde – optisch auch sehr gut inszeniert. Die wackelige Haltung der Videokamera wirkt authentisch, das Ambiente passt zu dem verrückten Hobby. Doch emotionalisiert die Kampagne wirklich zur Kaufentscheidung oder erzeugt sie nur den typischen „Clipfaktor“ eines Viralspots?

Die Pressekonferenz von Vodafone zu der neuen Markenausrichtung des Mobilfunkanbieters konnte in dieser Woche mit etwas Neuartigem auftrumpfen. Nicht nur per direkter Livestream-Speisung und obligatorischer Pressemeldung, sondern über Social Media versuchte der Konzern seine Botschaften zu verbreiten. Klassische und moderne Kommunikationskanäle wurden hier sehr gelungen kombiniert, doch in der Fachwelt wird das Thema daraufhin heiß diskutiert. Der Kunde soll in den Mittelpunkt rücken, sich mit dem Unternehmen und ihren Produkten identifizieren. Genauso wie es das Unternehmen seine Kunden aufwertet und sie laut eigener Aussage „zu Helden des Alltags“ werden lässt. Ein Held wird man als einzelner Mensch zumindest nicht, selbst wenn man sich über Social Media mit einem Konzern austauschen kann oder etwas bewegen kann. Helden des Alltags sind Menschen, die Leben retten, die Courage zeigen, die gegen das allgegenwärtige Böse, die Korruption und Machtmissbrauch kämpfen. Durch ein Telefon, das mit dem Internet auf Social Media zugreift, wird man noch lange nicht zum Helden.

Der (potentielle) Kunde wird mit einer neuen Kampagne konfrontiert, in der mehr oder weniger bekannte Netzpersönlichkeiten der Marke ihr Gesicht verleihen. Sascha Lobo, Robert Basic und Ute Hammelmann, Ragnar Sôlberg, Sven Gurrath oder Jürgen Mühling – wer sich etwas Mühe macht, findet diese Menschen im Internet ganz schnell wieder. Doch wie wirken sie auf jemanden, der sie wirklich nicht kennt? Eigentlich doch wie normale Werbeschauspieler, die zumindest bei Sascha Lobo mit einem sehr markanten Haarschnitt über den Bildschirm flimmern. Selbst mir als bisher jahrelangen Vodafone-Kunde kann die Kampagne nicht einheizen, zumal ich auch ganz persönlich meinen Kundenvertrag bereits aufgelöst habe. Wird der typische Fernsehzuschauer, der sich jetzt in einem Umfeld von Social Media und deren Protagonisten wiederfinden muss, sich mit diesem neuen Vodafone identifizieren können? Möchte eine karriereorientierte Mutter von drei Kindern sich mit dem Heldentum für jedermann auch noch beschäftigen, wird der Schlipsträger dadurch mehr Kundenkontakte abwickeln können, kann ich dadurch besser und günstiger mit den Menschen telefonieren?

Immerhin macht sich Vodafone als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland darüber Gedanken, sich mit ihrer Klientel und dem neuen Bewusstsein für die digitale Welt auseinander zu setzen. Als Leadagentur kann man Scholz & Friends zu der Kampagnenidee beglückwünschen, wenn ab dem 11. Juli bis in den Oktober hinein die Werbekampagne über die Bildschirme zuckt. Die grundlegende Idee, sich über Blogs und Twitter mit den Kunden auszutauschen, sowie mehr Transparenz in die klassischen Unternehmensleitbilder zu integrieren, sich selbst auf einer sehr flachen hierarchischen Ebene mit den Kunden bei BarCamps zu unterhalten – das sind wundervolle Ansätze, wie man mit Social Media eine Erlebniswelt für den Kunden aufbaut. Bei der Pressekonferenz jedoch fehlte dieser transparente Ansatz. Vielleicht lässt sich dies auch auf einen Mangel an Erfahrung für eine dermaßen öffentliche Pressekonferenz zurückführen, denn üblicherweise schauen nicht so viele Blogger und Journalisten, sondern nur das eingeladene Publikum zu. Aber ist es „unsere Zeit“?

Nach nur wenigen Stunden entwickelte sich zu dieser neuen Markenausrichtung auch eine eigene Stimme – genau aus dem Umfeld der angesprochenen Zielgruppe heraus. Wer Social Media einsetzt, wird auch darüber Feedback erhalten. Direkt, offen, ehrlich und meist auch unverblümt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Die Blogosphäre antwortete ebenso wie die bekannten Publikationen aus Fachpresse und Branchenmedien. Ein schöner Überblick hierzu findet sich bei Tapio Liller. Konstruktiv kritisch wirkt der Artikel von Mirko Lange, während Thilo Specht sich motivierend äußert. Michael Friedrichs und Peter Hogenkamp vermissen meiner Meinung nach zurecht die geeigneten Mobilfunk-Tarifmodelle für die „Generation Upload„, denn sind nicht gerade wir, die sich mit Social Media den ganzen lieben langen Tag beschäftigen können, nicht die Kernzielgruppe einer solchen Kampagne?

Julian, Sarah, Martin und Conny haben eines gemeinsam. Sie sind bei Twitter und zwitschern dort fröhlich zu ihrem bunten Treiben im Namen von Ikea. Schließlich haben wir die Zeit erreicht, in der es in einem der größten Möbelhäuser Europas nur voll von „Midsommar“ ist. Dieses Jahr gibt es sogar die „Midsommar-Tour“ mit einer eigenen Kampagnen-Homepage. Man ist auf der Suche nach Schnäppchen, die es halt zu dieser Zeit so gibt. Die Tour soll quer durch Deutschland gehen, im Blog wird fleissig über den Stand der Dinge protokolliert – nebst der Bewerbung des einen oder anderen Angebots.

Ikea midsommar

Nebst den üblichen Werbemaßnahmen in den gängigen traditionellen Medien ist diese Aktion recht neu. Gelesen oder gehört habe ich zumindest davon noch nichts. Im offiziellen Pressebereich liest man bisher keine Meldung zu dem Thema. Bestimmt hebt man sich diese Homestory im Falle eines Erfolgs auf. Vielleicht ist es auch nur an mir vorbei gegangen, während die ganze Welt sich schon darüber im stillen Kämmerlein dazu austauscht. Doch durch den Follower, personifiziert in Form des @julianMidsommar, konnte ich zumindest etwas davon mitbekommen. :)

Alles in allem muss ich feststellen, dass diese Kampagne ganz nett ist. Ein kollektiver Roadtrip auf Abwegen. Standards und die Erlebniswelt von Social Media kommen gleichermaßen zum Einsatz. Damals zur Zeit von Nils und der Kampagne „Warte bis September“ gab es jedoch gerade in dem Punkt eine viel intensivere Erlebniswelt. Man konnte einen wildfremden Menschen beobachten und ihn anrufen, anchatten, anmailen – während die Kamera konsequent drauf hielt. Man hatte die Emotionalität der Interaktion sehr innovativ umgesetzt. Die Einrichtung des Zimmers wurde dabei sogar zur reinen Nebensache, und der virale Faktor steigerte sich umso mehr. Wird der Roadtrip der vier Ikea-Freunde zum „Midsommar-Fest“ ein einigermaßen gleiches Ergebnis in der Blogosphäre nach sich ziehen?