Am Freitag wurde bekannt, dass die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) die renommierte liberale Tageszeitung übernommen hat. Der Verkauf soll Ende Februar 2008 mit 81,25 Prozent am Verlag besiegelt sein und so der SWMH die Marktführerschaft unter den überregionalen Zeitungen bringen. Wie schaut es um die Zukunft der Süddeutschen Zeitung aus? Wird die Übernahme etwas verändern? Kann die Berichterstattung der Süddeutschen durch eventuel mögliche personelle Konsequenzen beeinflusst werden?

Was den Lesern bleibt ist wohl eher die Hoffnung auf eine Besserung. In der Vergangenheit konnte die Redaktion der Süddeutschen sich einen Namen für eine gewisse Engstirnigkeit in Bezug auf Themen des Internets machen, was keinesfalls als eine liberale Einstellung zu werten ist. Zumindest fiel dies den Lesern und der Blogosphäre vermehrt auf. Vielmehr betont auch die vielbebloggte Kommentarproblematik (mit Lösungshilfe) den Irrweg einer Redaktion wie er hätte besesr gemacht werden können. Die neuen Besitzer des Verlages zumindest könnten das Ruder ein wenig herumreißen, jedoch vertreten Verlagsbesitzer und Redakteure selten die gleiche Meinung in Punkto Berichterstattung und das Beziehen einer aktuellen Position – wie gegenüber dem Internet, den Blogs und der damit verbundenen Rechtsprechung.

Gestern veröffentlichte die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung ihre Reaktion auf die kürzlich lautgewordenen Stimmen gegen die Einschränkungen der Kommentare auf der gesamten Onlinepräsenz der Zeitung. Eine Passage aus der besagten Reaktion liest sich in etwa so, als ob man doch nicht den Stecker für das Internet richtig eingestöpselt hatte:

Wir können und wir werden die Kommentierung von Artikeln nur für Zeiten zulassen, in denen wir auch geschultes Personal für die Begleitung und Moderation bereitstellen können. Bisher ist dies nur werktags zwischen 8 und 19 Uhr möglich.

Man kann mit den heute bereitgestellten modernen Mitteln jederzeit festlegen, dass Nutzer ihre Kommentare zu jedwedem Thema abgeben können. Dieser nutzergenerierte Inhalt wird direkt vom jeweils für Kommentare empfänglichen Content Management System (CMS) in der so genannten „Kommentarmoderationschleife“ -oder kurz: Moderationsschleife- aufgenommen. Also halten wir das für die liebe Chefredaktion der SZ in fünf einfachen Schritten fest:

  1. Phase 1: Ein Journalist oder Redakteur verfasst einen Artikel für die Süddeutsche Zeitung und/oder die Onlineausgabe.
    Warninglevel: Ist ja fast so wie drauf los bloggen – man muss es ja nicht veröffentlichen…
  2. Phase 2: Der Artikel wird nach redaktioneller Prüfung (online) veröffentlicht. Warninglevel: Spätestens hier sollte der Chef vom Dienst aufgepasst haben.
  3. Phase 3: Leser und Nutzer konsumieren den Artikel und kommentieren.
    Warninglevel: Wer jetzt die Herdplatte anfässt, kann sich schon die Flossen verbrennen!
  4. Phase 4: Die Kommentare werden in der Moderationsschleife festgehalten und so lange gefangen, bis jemand mit dem notwendigen Verantwortungsbewußtsein oder einfach mit Schneid die Kommentare zu den jeweiligen Artikeln prüft und selbige freischaltet oder für die Ewigkeit in das Datennirvana verbannt. Wichtig ist hier anzumerken, das ein Kommentar auch mal über die Nacht oder das Wochenende in der Moderationsschleife stecken darf. Man braucht da keinen Stecker ziehen oder Schalter umlegen.
    Warninglevel: Trotz Moderationsschleife ist hier ein mögliches Todesstoßszenario, denn das Internet vergisst nichts was jemals öffentlich wird!
  5. Phase 5: Das war’s! Nix passiert wenn man es richtig macht.
    Warninglevel: Cooldown, alles wird gut.

Spaß beiseite. Wer im Zeitalter des Internets zwar rechtlich bedenkliche Situationen erkennt, aber dabei konsequent das Thema verpauschalisiert, sollte lieber im Fall der SZ der angewandten Technik, den Gepflogenheiten des Mediums Internet und vielleicht den eigenen Mitarbeitern ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringen. Oder gibt es bald den Kommentarmoderator als festen Bestandteil der Verlagslandschaft in Deutschland? Da freuen sich bestimmt einige ehemalige Forenmoderatoren aus alten Tagen… :)

Pressemeldungen sind etwas feines. Insbesondere erfreuen sie die Gemüter der Journalisten, wenn sie kurz, knapp und bündig sind. Eine Veröffentlichung der Zeit via ots brachte vorgestern dabei eine bahnbrechende Meldung zu Tage, über die ich auch in meinem E-Mail Abonnement stieß: Wikipedia kontert Angriff von Google mit eigener Suchmaschine

Da scheppert es im Karton. It’s time to strike back – this is the Wiki-Attack! Die durch Spenden finanzierte Wikipedia, deren Trägerverein in unserem Land die Wikimedia Deutschland ist, möchte ein scheinbar milliardenschweres Projekt auf die Beine stemmen um gegen Google einen Machtkampf führen zu wollen. Womit man dabei aber nicht gerechnet hat: Die Meldung war faktisch fehlerhaft, wurde aus dem Netz geschmissen und in kürzester Zeit von der Zeit korrigiert – man verzeihe hier das zeitlich brisante Wortspiel. Bei der Wikimedia Deutschland zieht man dagegen eine negative Bilanz zu dieser Pressemeldung. Die Reaktion des Vereins ist daher ein sehr wichtiges Zeichen für die PR-Arbeit in Unternehmen. Nicht ausschließlich das Telefon in die Hand genommen, sondern öffentlich im Corporate Blog die Falschmeldung zu dementieren gibt der jeweiligen Notlage eine gewisse moderne Würze.

Anders schaut es bei der Streuung der Nachricht selbst aus. Die Übernahme ohne generelle Prüfung auf Richtigkeit der Meldung in vielen Medien durch die Redaktionen und sogar die Verbreitung über dpa zeigt für mich eines auf: Der moderne Journalist leidet unter Zeitmangel. Natürlich setzt man bei der Veröffentlichung einer Pressemeldung darauf, dass diese inhaltlich richtig ist und mit den jeweiligen Parteien zumindest bei erfolgreichen Mitteilungen wie der Begründung eines neuen Projektes abgestimmt sind. Tja, solche Missgeschicke passieren häufiger denn je – man kann nur hoffen, dass die Wikipedia keinen Spendenabriss durch ein solches fiktives Projektgeschäft verzeichnen muss.

„Modernisieren! Ausmisten! Den Dreck rauskehren!“ Vielleicht hat man sich solche Worte gedacht, als man der digitalen Darstellung der Bildzeitung ein neues Gesicht verpasst hatte.

Frische Luft tut gut und zeigt Innovationskraft. Kurzum, der Relaunch wirkt manchmal wie ein Wunder und beflügelt zu der einen oder anderen Aussage, die es entsprechend in sich hat. Innovativ ist das neue Layout allemal – es erhöht wirklich auf eine gewisse Weise die Nutzerfreundlichkeit. Die neu angelegten „Channel“ (Wo hat man das wohl aufgeschnappt?) sorgen als umbenannte Navigation für die notwendige Struktur.

Ein eigenes in die gesamte Seite integriertes Videosystem beliefert den Leser mit Bewegtbildinhalten – für meinen Geschmack der richtige Schritt in Webzwonulligkeit, der nur durch die fehlende Einbindung der Nutzer in Form von Kommentaren, Bewertungen und dem anderen Pipapo vom Web 2.0 wohl nicht ganz vollzogen wurde. Aber immerhin: Das neue Bild der online Bild sieht besser aus als vorher… und wer ein wenig echte Unterhaltung haben will, zieht sich ein paar Minuten Bild LIVE rein. :)

Mit Wirkung zum 01. April 2008 tritt Christiane zu Salm in die neu geschaffene Position „Cross Media“ im Vorstand der Hubert Burda Media ein.

Insbesondere die Bereiche Internet-TV, Handy-TV und crossmediale Formate stehen unter ihrer Verantwortung. In der Zeit von 1998 bis 2001 war die 41-jährige Medienunternehmerin und -managerin als Geschäftsführerin von MTV Central Europe tätig sowie von 2001 bis 2005 Geschäftsführerin und Anteilseignerin des Privatsenders tm3, den sie in 9Live umgründete.

Vor allem die langjährige Erfahrung im Fernsehgeschäft wird meiner Meinung nach das Münchner Verlagshaus auf dem bisherigen Kurs in dem traditionellen Mediengeschäft sowie in den multimedialen Geschäftsfeldern mehr als nur unterstützen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Handy-TV als eines der Aufgabenfelder von Frau zu Salm entwickeln wird. In der Vergangenheit konnte der Grundstein für einen möglichen Erfolg bereits durch die Schaffung des Mobile-TV-Unternehmens „Mobile 3.0“ als Joint-Venture mit der Verlagsgruppe Holtzbrinck gelegt werden.

In Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen rund um die Haftung für Kommentare in Onlineforen und Weblogs entwickelte sich heute eine schöne Randerscheinung: Die Süddeutsche verhält sich still und hüllt sich in Schweigen in Punkto Kommentare zu eigenen Artikeln auf der Online-Präsenz. Zumindest trifft das für den geregelten Feierabend in den Abendstunden und am Wochenende zu, denn in der Zeit werden die Kommentare nicht freigegeben und nicht moderiert.

Eine solche intensivere Betreuung erfordert die ständige Präsenz aktiver Moderatoren. Deshalb werden wir die Kommentarfunktion ab sofort zwischen 19 Uhr abends und 8 Uhr morgens einfrieren. Das bedeutet, dass in dieser Zeit auf sueddeutsche.de keine Kommentare publiziert werden können. Dieser „Freeze“ gilt auch für die Zeit am Wochenende – zwischen Freitag, 19 Uhr, und Montag, 8 Uhr – sowie für Feiertage.

Zappenduster, Licht aus, auf zum Bierchen und die Medienwelt mal vergessen. Wäre ja schön, wenn man den Stecker für die lustigen Internetnutzer gleich mit rausziehen kann. Die Reaktion der „Communityleser“ ist die ideale Antwort auf das Gebahren der deutschen Selbstjustiz des Verlages:

Dieser Artikel wird nicht kommentiert. Es handelt sich dabei um eine Reaktion der Teilnehmer des suedcafés auf die Beschränkungen der Kommentierungen auf die Zeiten zwischen 8 und 19 Uhr an Werktagen. Das macht ein Kommentieren für viele Teilnehmer gänzlich, für die meisten Teilnehmer weitgehend unmöglich.

Das hat den Tag doch irgendwie gerettet. Als Blogbetreiber ist man in der Regel immer hinter seinen Pappenheimern her, aber eine generelle Freischaltung ist viel zu aufwendig für den kleinen Mann… finde zumindest ich. Ob das vielleicht gegen Spam in der Nacht hilft? Oder hilft ein wenig sanktionelle Redebeschneidung die Wertigkeit des Blattes zu steigern?

Das Medienmagazin DWDL.de hat mit dem Medien- und Kommunikationsberater Michael Spreng einen neuen Gesellschafter gefunden. Bereits gestern erwarb Spreng 20 Prozent der Anteile von der Kölner Mistral Media AG, die 60 Prozent an der DWDL.de GmbH hält. Geschäftsführer und DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath ist unverändert mit 20 Prozent beteiligt.

Seit 2001 werden Medienmenschen tagesaktuell mit Szenewissen der Medienbranche beglückt. Das Online-Informationsangebot kommt im Monat auf 267.000 Unique User und behauptet sich als das meistgelesene Medienmagazin Deutschlands. Bereits vor wenigen Wochen startete DWDL mit guggr.de seine neue TV-Diskussionsplattform im Web. Eine solche Entwicklung kann man sich doch nur wünschen! ;)

Die Axel Springer AG beabsichtigt die Veräußerung ihrer mittelbaren Beteiligung an der ProSiebenSat.1 Media AG. Insgesamt stehen jeweils 12 Prozent der Stamm- und Vorzugsaktien zum Verkauf für einen Kaufpreis von insgesamt 509.359.881,60 Euro – was durchschnittlich Euro 19,40 je Stamm- und Vorzugsaktie bedeutet. Natürlich steht diese Transaktion von dieser mittelmäßigen Summe unter der Aufsicht der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK).

Die Axel Springer AG hatte bereits im vergangenen Jahr versucht, den TV-Konzern selbst zu übernehmen, jedoch machte das Kartellamt einen Strich durch die Rechnung. Der darauf erfolgte Verkauf der Sendergruppe durch US-Unternehmer Haim Saban an Permira und KKR. Mit der gestern Abend angekündigten Veräußerung der gesamten Springer-Anteile in Höhe von 12 Prozent des Gesamtvolumens von ProSiebenSat.1 steht bei Zustimmung durch die KEK wieder ein Scheunentor für Permira/KKR offen. Ob man gratulieren soll, bleibt daher fraglich, zumal Premira/KKR bereits 50,67 Prozent des Grundkapitals und 88 Prozent der Stammaktien gehören.

Erfreut halte ich das neue Printmagazin „CREATE OR DIE“ in den Händen. Das Magazin gibt es für 9,80 Euro zu kaufen und zeigt mit „Video Revolution online“ ein spannendes Thema in dieser Ausgabe. In einem Artikel, der von mir selbst geschrieben wurde und mit Tom als Co-Autor entstand, stellen wir die „Interaktive Welt der Prosumenten“ den Lesern des Magazins vor (S. 47-52).

In der aktuellen Ausgabe von CREATE OR DIE dreht sich inhaltlich wirklich alles um Camcorder, Videoschnitt und -bearbeitung, Visionen, Marketing, Video on Demand und und und… in dem Stil oder vielleicht sogar gänzlich unter dem Label einer webzwonulligen Leseatmosphäre auf bedrucktem Papier. Das Cover mit dem zerbrochenen Videoequipment spricht dabei für sich – wir sind digitalisiert und nicht mehr an analoge Momentaufnahmen unseres Lebens gebunden.

Passend zum Start des Magazins gibt es unter www.createordie.de das eigentliche Nachrichtenportal für „Pixelschubser und Codiernasen“. Das Team rund um Chefredakteur Felix Schrader beschäftigt sich mit dem zentralen Themenfeld des Designs im und um das Web, den entsprechenden Technologien, den neuesten Entwicklungen im Web sowie Rich Media, Social Networks, Mobile Web und den Digital Lifestyle. Alles in allem ist das Magazin ein optischer Blickfang und für die erste Ausgabe mehr als gelungen! Viel Erfolg! :)

Stars, Society, Adel, Szene, Style, Schicksal, In&Out und Leben? Das nach eigenen Angaben größtes People-Portal in Europa www.bunte.de wurde einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen und ging gestern mit einem neuen Design online. Die Kollegen von Burda haben dabei ganze Arbeit geleistet, indem die üblichen People-News und Vor-Ort-Berichte von den verschiedensten Galas, Events und Promi-Auftritten mit Videoclips und kommentierbaren Blogs abgerundet werden.

Die bisherige Kooperation mit T-Online, die jüngst ihrem eigenen Portal einen Relaunch gegeben haben, wurde ebenfalls neu ausgerichtet, so dass der Schwerpunkt der Kooperation sich von technischer zu inhaltlicher Zusammenarbeit wandelt. Für meinen Geschmack trifft es das neue Portal der Bunten genau richtig, da die Schrift und Layouts ideal miteinander harmonieren und nicht zu viel Text das Gesamtbild vernichtet. Ein ganz klarer Pluspunkt für die Bunte, die für die definitiv zu Klatsch-und-Tratsch hingezogenen Leserschaften einen Mehrwert darstellt, kommt als wichtiger Bestandteil des Verlagsprofils durch diese Neuausrichtung der Onlinepräsenz zu stande.