Ja, ich befürchte, dass man auf meinen Blogartikel zu „Ich bin ein Star!“ doch ein wenig Aufmerksam wurde. Die Presseabteilung von RTL hat eines wirklich richtig gemacht: Beim Online-Versand auf die Sperrfrist selbst zu achten. Die Meldung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – Der vierte Tag im Dschungelcamp: Giulia Siegel eingesperrt im Glaskäfig erreichte immerhin erst um 23.18 Uhr mein E-Mail-Postfach – und nicht wie einige Tage zuvor recht früh am Nachmittag. Dass natürlich in der Mail so viele Wörter verschwendet werden, um auf die dadurch längst verstrichene Sperrfrist hinzuweisen, amüsiert wiederum sehr:

Sperrfrist: 12.01.2009 23:15
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung frei gegeben ist.

ACHTUNG: SPERRFRIST FÜR RADIO UND ONLINE-MEDIEN BIS MONTAG, 12.01.2009, 23.15 UHR!!!

Gibt es einen Königsweg für Sperrfristen, die längst vom Presserat im Sinne der journalistischen Berichterstattung gekippt wurden? Meiner Meinung nach ja: Einfach machen lassen! Wer bei einer Show wie dem Dschungelcamp einen Presseartikel liest, wird doch in der Regel erst richtig heiß auf das Thema. Abends hockt dann die ganze Familie vor dem Fernseher und wartet gespannt auf das Ergebnis – wer wieviele ekelige Tierchen futtern musste, sich kopfüber im Schlamm sulen durfte, und wer später der Dschungelkönig wird. Im Prinzip wäre es für die sendungsbegleitende PR zum Dschungelcamp perfekt, wenn Online-Medien keine Sperrfrist aufgedrückt bekämen, sondern frei berichten dürften. Der treue Zuschauer wird die Sendung tendentiell mitverfolgen, und da die Einschaltquote mit werberelevanter Zielgruppe nach 25 Jahren purer Indoktrination sowieso ein Hirngespinst ist, braucht sich ja keiner mehr um die Ergebnisse sorgen. :)

Deutschland feiert die Meinungs- und Informationsfreiheit in den Medien. Der Mensch ist aufgeklärter denn je. Durch alle Höhen und Tiefen sind wir gegangen, seitdem der Zuschauer mit der neuen Programmvielfalt von privatwirtschaftlichen Unternehmen konfrontiert wurde. Selten zuvor überschlugen sich jetzt die Medienmacher mit sowohl Lobeshymnen als auch Kritik am Fernsehen, denn die Einschaltquoten von der werberelevanten Zielgruppe treiben den Programminhalt in die Ecke zwischen Dschungelcamp, Big Brother, DSDS und nichtssagenden Nachmittagsshows, während wenige Höhepunkte die Free-TV-Premieren einiger Filme darstellen, die bereits seit längerer Zeit in der heimischen DVD-Sammlung von A bis Z durchgesehen wurden.

Schon allein die zugrundeliegende Einschaltquote ist nur eine überholte Hochrechnung über altbewährte Bevölkerungsdurchschnitte, die seit Urzeiten der 80er Jahre als Validitätskriterium gilt. Sehen wirklich so viele Millionen Menschen an einem Abend immer wieder das gleiche Programm, oder vertrauen wir den erhobenen Messdaten und der damit verbundenen Hochrechnung mittlerweile blind? Ja, wir lieben diesen Mist und freuen uns jeden Tag ein Loch sonstwohin, weil jemand eine hohe Quote zu verbuchen hat – und jemand anderes mit seinem Programm auf die Nase fiel.

Klar, die Quotenfrustration mancher Senderchefs kann ich manchmal gar nicht verstehen. Es wird gemeckert was das Zeug hält. Gute Sendungen, die ein Zielpublikum jenseits der 500.000 Zuschauer haben, werden aufgrund zu geringer Marktanteile an der werberelevanten Zielgruppe aus dem Programm geschmissen. Obwohl echte Fans diese Sendungen lieben! Der Markt muss befriedet und befriedigt werden. Die Ausgewogenheit zwischen journalistischer Information und seichter Unterhaltung ist so dunkelschwarz wie eine Schlafmaske, die man sich bei helligem Tag über die Augen zieht, um dem Alltag zu entfliehen. Doch genug an meiner semikonstruktiven Kritik am deutschen Fernsehprogramm.

Hierzulande erfreuen sich die Fernsehsender an dem dualen System, dass zwischen öffentlich-rechtlichem Wirtschaftsdenken und dem privatwirtschaftlichem Umsatzproblem um die Zuschauer kämpft. Seit 25 Jahren gibt es in Deutschland das Privatfernsehen. Angefangen hat alles mit RTL und Sat.1, aber nur RTL feiert ausgiebig sein Bühnenjubiläum im Wohnzimmer der Zuschauer. Davor habe ich absoluten Respekt. RTL legt alle Hebel um und drückt alle Schalter, damit die Bahn frei ist für das Heimspiel mit „Endsieg“. Denn Sat.1 hat nicht viel zu vermelden – hierzu vermutet zumindest DWDL die wahren Gründe in dem Mangel an Marketing und Öffentlichkeitsarbeit einfach in der Platzierung als offensichtlicher Zweiter. Was bringt es schon, wenn man im Prinzip nur gefühltes Mittelmaß ist und im subjektiven Blick die eigene Senderfamilie wesentlich intensiver am Markt präsent ist?

Ja, was RTL als mediale Lichtgestalt gegenüber dem Schattendasein von Sat.1 in perfekter Inszenierung demonstrieren kann, ist nicht nur ein wenig Muskelzucken, sondern schiere Marktmacht mit ausgeklügelter Pressearbeit. Nahezu jedes Medium konnte in den letzten zwei bis drei Wochen über ein einheitliches Thema berichten: Wie gut RTL das Privatfernsehen als Gegenpool zu ARD und ZDF etabliert hat.

Was hat sich Sat.1 im „Nichtstun“ eigentlich gedacht? Sollte nicht mindestens genauso stark auf die eigenen Erfolge als einstiger Einzelkämpfer und jetzt als Teil der ProSiebenSat.1-Gruppe hinzuweisen? Das 20jährige Jubiläum war vielleicht vor ein paar Jahren ein absolutes Drama durch den Weggang von Harald Schmidt oder das Ausscheiden des einstigen Senderchefs Hoffman. Doch in heutigen Zeiten, wo neben klassischem Broadcast immer mehr auf auf Diversifikation gesetzt wird, darf dieses Thema nicht so still geschwiegen werden wie bisher. Fehlende PR und Marketing bedeutet in dem Fall einfach fehlende Präsenz in den Köpfen der Menschen. Wenn Sat.1 noch einmal die 30 erreichen sollte, müssen in den nächsten Jahren die Erfolge her, bei denen RTL in der werberelevanten Zielgruppe punkten konnte. Ist doch sowieso nur Humbug, auf den jeder Marketingfuzzi in den Mediaagenturen und Marketingabteilungen der werbenden Unternehmen durch jahrelange Indoktrination hereinfällt. :)

Das heizt doch richtig ein. Die Parade der D-Promis und teilweise absolut unbekannten Gesichter in Deutschland läuft grade in vollkommener Inszenierung für die Medien an. Um 11.36 Uhr trudelte auch schon die erste Pressemitteilung mit ausführlichsten Informationen zum belanglosen TV-Event ein, den aber jeder insgeheim mitverfolgen will. Aber der Hinweis auf eine Sperrfrist des Artikels schlägt schon harte Töne an.

ACHTUNG: SPERRFRIST FÜR RADIO UND ONLINE-MEDIEN BIS FREITAG, 09.01.2008, 23.59 UHR!!!

Sperrfristen sind nicht verpflichtend, und wenn eine Meldung an so große Verteiler verschickt wird, ist auch nichts Exklusives oder Absprache für einen Scoop dabei, was wiederum eine Zurückhaltung in der Berichterstattung erfordern würde. Ich erspare es jetzt dem Leser, die vollen Details in Kopie runterzubrechen, und entscheide mich für eine kleine Zusammenfassung.

„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ – Der erste Tag im Dschungelcamp: Günther Kaufmann kopfüber in Kakerlaken, Aalen und Mehlwürmern. Na wunderbar, es fängt schon lecker an. Nach einer Fressorgie im Hotel werden die D-Promis mit dem Helikopter in den Wald geflogen. Die wilde Bande wird in zwei Gruppen eingeteilt: Ingrid van Bergen (77), Lorielle London (23), Günther Kaufmann (61), Gundis Zambo (42), Norbert Schramm (48) und Nico Schwanz (28) erreichen zuerst das Camp, während knapp 45 Minuten später das zweite Team um Giulia Siegel (34), Michael Meziani (41), Christina „Mausi“ Lugner (40) und Peter Bond (56) den Observierungs-Drehort erreichen. Gundis ist die erste Chefin, Günther Kaufman wird der Unglückswurm für die Teamprüfung im „Unglücksrad“ sein.

Hihi, wie lustig der dreckige Kram wohl aussehen mag, wenn Kakerlaken, Aale, Mehlwürmer, Sägemehl, Babykrokodile, Fischinnereinen und Fischabfälle, sowie Federn und grüne bissige Ameisen über Kaufmann geschüttet werden.

Also ich gestehe: Ich werde heute Abend für diese Aufzeichnung einschalten, falls ich noch nicht im Land der Träume schlummern kann…

Armer Rob. Nun blickt die ganze Welt mit verschiedenen Erwartungen auf dich. Dein Blog bei eBay ist mittlerweile 20.150 Euro an Geboten wert. Das ist bereits eine stolze Summe für ein Blog. Ich hoffe inständig, dass es trotz der Zusammenarbeit mit eBay keine SEO-Müllschleuder wird.

Immerhin hat Techcrunch die Story mit ein wenig Verwunderung aufgegriffen. Immerhin gibt es einen süffisant klingenden, mit durchaus kritischen Tönen behafteten „Kaufguide“ für deutsche Weblogs von Don Alphonso. Die Medien haben zumindest zum Anfang des Jahres dadurch ein gefundenes Fressen, was sich restlos ausschöpfen lässt.

Kleinbloggersdorf schreibt sich die Finger wund – ob es aus Neid auf das anstehende Geld, tiefersitzendem Hass, Stolz auf den Erfolg eines deutschen Bloggers oder sonstige emotionale Gründe sind. Im Prinzip ist es auch egal, was aus „Basic Thinking“ wird. Robert ist der alleinige Autor des Blogs und damit der größte USP. Wer das Blog und die noch zu bereinigenden Inhalte kauft, muss innerhalb von wenigen Tagen etwas besonderes daraus machen, da sich sonst der Hype um das Blog im schnellebigen Internet vollkommen verlieren wird. Also Robert, viel Erfolg bei deinem medialen Ritterschlag als offizieller Alphablogger von Deutschland. Das wirst du bestimmt so schnell nicht vergessen und eine Story für die Enkelkinder ist es allemal. :)

Twitter Hacks – nur so kann man es nennen. Phishingangriffe auf eines der weltweit beliebtesten Microblogging-Kommunikationssysteme zwingen den marktbeherrschenden Giganten in die Knie. Allein durch die wundervolle API wurde der Zugriff auf zahlreiche Accounts ermöglicht, so dass einige Twitter-Accounts über Nacht gestohlen wurden: Barack Obama, Britney Spears, Huffington Post oder Fox News sind nur einige prominente Accounts, die gehackt wurden.

Für mich bedeutete dies ganz klar: Das Passwort ändern und externe Dienste aussperren. Sicherheit geht vor. Für die Zukunft sollte Twitter definitiv einen API-Key anbieten und damit die Verwendung des Passwortes bei Fremdanbietern unterbinden. Andere Autoren sehen das ganz ähnlich.

Das wichtigste ist jetzt konstruktive Öffentlichkeitsarbeit für den wichtigen Dienstleister, den nicht nur Early Adopter, Nerds oder Geeks nutzen. Twitter ist Mainstream in 2008 geworden und steht in dem neuen Jahr für den schnellebigen Lifestream-Lifestyle der Netzöffentlichkeit. Ein paar Blogpostings helfen nur, die Otto-Normalo-Gemüter zu beruhigen. Wer seine Online-Identität verstärkt mit Twitter aufgebaut oder unterstützt hat, kann das Vertrauen in Twitter auch sehr schnell wieder verlieren und auf ein eigenes (un-social) Kommunikationstool wie ein einfaches Tumble-Blog oder doch ein normales Blog setzen.

Ein weiteres reichweitenstarkes Online-Nachrichtenmedium aus Deutschland hat Twitter für sich entdeckt: Spiegel Online twittert automatisiert seine Inhalte ins Netz mit diversen Accounts, die sich rein inhaltlich mit den publizierten Medieninhalten des Nachrichtenportals beschäftigen. Ein ganz besonderer Ansatz findet sich im Schlusssatz des Artikels:

Wir wollen die Twitter von SPIEGEL ONLINE ständig weiterentwickeln und greifen Vorschläge gerne auf – damit unser ganz persönlich zugeschnittenes Nachrichtenangebot für Sie in Zukunft noch besser wird.

Sehr gute Idee – mein direktes Feedback ist: Followed euren Followern, kommuniziert mit ihnen ebenfalls und blast nicht alles in die Welt hinaus. Ein Redaktionstwitter-Account wäre da vielleicht noch spannender, oder eine Liste aller twitternden Redakteure eures Hauses. Letztendlich ist Twitter ein Kommunikationstool der Sonderklasse, das sehr viel Interaktion mit anderen Nutzern erfordert. :)

Hubert Burda Media und Christiane zu Salm trennen sich einvernehmlich. Laut einem Bericht des Handelsblatts verlässt die ehemalige MTV-Chefin und Gründerin des TV-Senders Neun Live nach nicht mal einem Jahr das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Na dann, auf zu neuen Ufern?

Die medienbegeisterten Blogger nehmen sich diesem Thema bereits intensiv an… mal sehen, was mit dem neuen Personalstrukturen in München so ergeben wird.

Das Internet ist BÖSE. Fiese Menschen sind für durchtriebene Machenschaften nicht verantwortlich. Unter falschen Angaben formulieren sie Meinungen und produzieren Hasstriaden der übelsten Nachrede. Macht eure Rechner aus, das Internet lauert da draußen und Menschen wie „Du und ich“ könnten dich mit Fehlinformationen versorgen.

Ein Lobeslied auf das moderne Internet findet man selten im Kampf zwischen traditionellen Medien und modernem Zeitgeist. Herr Clauss hat am Wochenende in der Welt ein königliches Ei gelegt. Anstatt den Bürger mit Wahrheit zu konfrontieren, entscheidet man sich im Medienkampf gegen das Individual-Massenmedium Internet lieber zur Publikation eines halbgegorenen unreifen Stimmungstiefs. Zum Glück gibt es dazu bereits eine vortreffliche Artikelrezension, die doch einem Schlachtfest ähnelt. Der Blogkultur sei Dank! :)

Zeitmangel, Geldmangel, vielleicht die Finanzkrise… Ach, hören wir doch auf damit, alles mit der Finanzkrise zu begründen. Wir wissen alle, dass der Journalismus unter Druck steht. Wenn Leute wie ich im Internet ein eigenes Online-Magazin mit einem Weblog erstellen können, kommen die großen und kleinen Anbieter oft in die Bedrullie. Fachinformationen frei im Internet ohne Bindung an die Leserzielgruppen. Blogs im Aufschwung – mag man ja dann oft rufen.

Doch es erschreckt mich sehr, dass ich als aufmerksamer Leser von diversen (Online-)Publikationen gravierende Fehler in den Texten erkennen muss. Im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen greife ich gerne zum Telefonhörer und lasse mich zum entsprechenden Redakteur durchstellen. Nach einem Hinweis auf den Fehler wird oftmals in kurzer Zeit korrigiert.

In der letzten Woche konnte ich einen ganzen Artikel aus der Mediathek einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt nur durch einen Anruf entfernen lassen, der inhaltlich völlig falsch war. Online ist der Artikel selbst in einer Abwandlung nicht mehr zu sehen. Heute rief ich bei einem Online-Magazin für elektronische Kommerzialisierung an und berichtete über eine Fehlinterpretation eines Comscore-Rankings. Die Fehlinterpretation wurde daraufhin verschlechtert, in dem der falsche Teil belassen und der richtige Satz gekürzt wurde. Ich verliere ein wenig das Grundvertrauen in den Journalismus.

Jeden Morgen konsumiere ich mindestens 30 Minuten das aktuelle Radioprogramm. Natürlich im Auto auf dem Weg zur Arbeit und am Abend auf dem Heimweg. Warum raunen manche Wissenschaftler und Zukunftsforscher immer wieder vom Rückgang der Hörerzahlen? Am Programm der Sender kann es nicht liegen. Aber ich wage eine wilde Behauptung in den Raum zu stellen: Die Radiowerbung ist absolut scheiße. Noch schlimmer als im Fernsehen wird natürlich auf das rezipientische Ohr gesetzt. Was der Mensch hört, verinnerlicht er. Das visuelle Erlebnis dazu muss in seinem Kopf stattfinden.

Ein wahrer Zukunftsmarkt der Werbebranche ist definitiv der Radiomarkt. Macht doch bitte intelligente Radiospots. Lasst es euch nicht zu Kopf steigen, dass Angebote aus dem Lebensmitteleinzelhandel mit gesanglichen Stimmungslagen kombiniert werden. Ich trällere auch nicht vom Band, dass die Wurst für 1,99 Euro für 200 Gramm im Angebot ist. Spielt ein wenig mehr, seid kreativ, seid doch bitte besser als der Durchschnitt. Da kann ich den offenen Brief von Martin Oetting indirekt nur unterstützen. Relativieren wir es auf die Werbebranche im Radiosegment, kann man es nicht besser ausdrücken. :)

Also liebe Werbetreibenden, liebe Unternehmen – lasst euch nicht den Bären aufschwatzen, dass man im Radio für seine Hörer einen singenden Spot produzieren muss. Das ist entweder altbacken oder führt zu unfreiwilliger Komik. Ich amüsiere mich jedenfalls prächtig, sobald die Werbeslogans und Jingles im Radio ertönen. Ist Radiowerbung also wirklich schlecht, oder muss man einfach einen anderen Hebel im kommunikativen Marketing ansetzen?