Das Rätsel ist gelöst. Hinter den berüchtigten Päckchen aus der vergangenen Woche, die mit einem Rasierer, einer Zahnbürste und einem Mobiltelefon ausgestattet waren, steckt www.tchibo-ideas.de!

„Tchibo ideas ist eine offene Plattform für Menschen, die neue Ideen entwickeln und diese gemeinsam mit anderen Menschen vorantreiben wollen. Auch versteht sich Tchibo ideas als geeignete Dialog-Plattform für den regen Austausch zwischen Designern, Erfindern und Entwicklern mit Kunden und Konsumenten. Alle zusammen bilden die Tchibo ideas Community. Innerhalb dieser Gemeinschaft soll jeder Einzelne vom Wissen und von der Erfahrung des Anderen profitieren und dadurch die Möglichkeit erhalten, seine Idee zu optimieren. Schließlich lassen sich auch die besten Ideen nur gemeinsam perfekt in die Tat umsetzen.“

Der Ansatz der Plattform ist irgendwie interessant, die Aktion zur Bewerbung in der Blogosphäre war mysteriös genug und hatte für genügend Aufsehen erregt. Die ganze Welt konnte stolz oder empört über den Empfang der Päckchen berichten – scheinbar ein marketingtechnischer Erfolg. Meine Befürchtungen, dass es sich um einen Aufruf gegen den Überwachungsstaat richten könnte, haben sich also nicht bewahrheitet. :)

Auch andere haben den Brief zur Auflösung erhalten und geöffnet… kurzum, das war ein helles Feuer, das jetzt wohl an dem typischen Leidensweg der Blogosphäre an Sauerstoffmangel ersticken wird.

Seid ihr auch eine berühmte Persönlichkeit aus der Web 2.0 Szene? Habt ihr vielleicht die deutsche Spracheinstellung bei Facebook gewählt? Wie in diversen Blogs zu lesen ist, versucht sich die deutsche Facebook Variante mit Google Anzeigen zu einigen bekannten Personen und Unternehmern aus der deutschsprachigen Web 2.0 Szene. Eine Protest-Gruppe gibt es übrigens auch schon.

Was mich wundert ist hierbei die Offenheit, mit der Google diese personenbezogenen Anzeigen einfach zulässt. Wenn man für eine Google Anzeige den Namen einer Celebrity oder den eines Markenunternehmens wählt, wird man dezent darauf hingewiesen, dass man hierfür eine explizite Freigabe des Namensinhabers bzw. Markeninhabers braucht. Scheinbar reicht diese Sicherheitsrichtlinie von Google nicht so tief, dass es echte Individuen betrifft. Scheinbar sind es Kombinationen von Vor- und Nachname, die für die Anzeigen verwendet werden. Doch anständig ist diese Praxis der Anzeigenwerbung auf keinen Fall. Zum Glück ist mein Name nicht betroffen.

Die kommende Online Marketing Düsseldorf 2008 ist das Thema der Woche. Laut Berichten der Internet World und bei Turi2 sowie bei der Horizont wird anscheinend versucht, Unruhe in den Kreis der Entscheider beim BVDW zu bringen und die Entscheidung über die Zukunft der OMD zu beeinflussen. Die Messe soll in eine Display-Marketing-Veranstaltung in Köln und eine Messe für Performance-Marketing in Düsseldorf für 2009 aufgeteilt werden.

Ganz persönlich halte ich von einem Umzug nichts. Außerdem ist eine Spaltung der Messe reine Augenwischerei, die eher von anderen Problemen ablenken soll anstatt hier konstruktive Lösungen zu offerieren. Vielleicht sollten lieber die kleineren Stände auf der Messe besser mit den großen Platzhirschen kombiniert werden? Oder dieser Aufruf zur Spaltung entpuppt sich als falsch und damit mehr als hinlänglich.

Nach meinem Kenntnisstand entbehrt das Ganze zudem weitgehend einer realen Grundlage. Die Messe hat sich am Standort Düsseldorf in den letzten Jahren hervorragend entwickelt und mit Alexander Felsenberg als neuem Chef dürfte die Loyalität der IGEDO gegenüber den Interessen von BVDW einschließlich OVK bestmöglich abgesichert sein„, erklärte Djure Meinen als Verantwortlicher
für Social Media der Online Marketing Düsseldorf 2008 auf Anfrage mir gegenüber.

Wie man auch im offiziellen Statement des BVDW lesen kann, dreht es sich vielmehr um den Prozess als Neuausrichtung der OMD: „Vor dem Hintergrund der rasanten Marktentwicklung hat der BVDW den Kooperationsvertrag, der für die kommende Messe im September noch gilt, gekündigt. Ziel dieser Kündigung war und ist es ausschließlich, ab 2009 mit einem neuen Messekonzept den veränderten Marktgegebenheiten in möglichst großem Umfang zu entsprechen. Noch in diesem Monat wird daher eine Entscheidung für eines der vorliegenden Konzepte erfolgen. Das Prozedere, das zu dieser Entscheidung führt, ist mit den Vorsitzenden der beteiligten Fachgruppen, insbesondere des Online-Vermarkterkreises und der Fachgruppe Performance Marketing, abgestimmt.

Ich verstehe natürlich die grundlegenden Gedanken über den Einfluss des ehemaligen OMD-Chefs Frank Schneider und die darin begründeten Zweifel an der Zukunft der traditionsreichen Messe. Die Presse frisst solche Themen sofort. Jedoch bezweifle ich stark, dass sich solche Unkenrufe auf die OMD 2008 positiv auswirken. In der Szene wird das Stammpublikum über diese Art der teilweise boshaften Presseaktivität vielleicht nicht so gut aufgenommen, wenn an der Grundfeste des Marketings gerüttelt wird. Daher empfehle ich auch für die Zukunft, nur den offiziellen Kanälen zu vertrauen und nicht auf ein Steckenpferd der Vergangenheit zu setzen.

Deutschland braucht Blogger. Ob sie privat ihre Blogs führen, ein eigenes Medium mit speziellen Themen und Fachwissen betreiben oder als Corporate Blogger ihr Geld verdienen – viele Wege führen nach Rom. Eine illustre Rundlese zum Thema Corporate Blogs findet sich einerseits in einem Gastbeitrag von Gründerszene sowie im IT-Business-Blog von ZdNet. Grundsätzlich sollte zu den Aussagen beider Artikel erwähnt werden, dass eines immer wieder zählt: Die Kommunikationsstrategie.

Ein Corporate Blog ist seitens der Technik und Funktionalität recht einfach zu bedienen. Es wird entweder von einem Mitarbeiter oder einer kleinen „Angestellten-Horde“ verfasst. Meist stammen diese aus dem Marketing Bereich oder aus der PR Abteilungen der Unternehmen, zumal das Ziel eines Blogs in der Regel die Kommunikation über das Unternehmen darstellt. Oder es sind wiederum die Unternehmer und führenden Manager, die sich persönlich im Corporate Blog (und nicht im CEO-Blog) zu Wort melden. Freigeister haben es in der Regel schwer im Corporate Blog auch Fuß zu fassen, sobald das Unternehmen bereits durch eine gewisse Kommunikationskultur geprägt ist. Die Kostenfrage kommt spätestens dann ins Spiel, wenn man sich nach Mitarbeitern umschaut, die das Corporate Blog betreuen. Es darf nicht übersehen werden, dass Blogs regelmäßiger Pflege bedürfen. Damit sind die entstehenden Personalkosten verhältnismäßig hoch zu der eigentlichen Bedeutung der erreichbaren Zielgruppen der Corporate Blogs. Wird extra jemand eingestellt oder betreut das Blog ein entsprechender Bereich des Unternehmens in Absprache oder Eigenregie?

Insbesondere dann wird es meiner Meinung nach spannend, wenn mehrere Blogs aus einem Unternehmen betrieben werden. Ein offizielles Corporate Blog, dass sich in verschiedene Sprachen unterteilt, mit weiteren privat gehaltenen Einheiten wie das Gründer- bzw. Unternehmerblog, ein Technikblog, ein Medienblog (wie dieses hier) – und vielleicht noch kleinere Projekte wie Knowledge-Blogs, Service-Blogs, Kampagnen-Blogs, Themen-Blogs, Produkt-/Marken-Blogs, Projekt-Blogs, CRM-Blogs, Krisen-Blogs, die allesamt parallel im Off aufgesetzt und zu ihren jeweils spezifischen Funktionen betrieben werden. Spätestens dann stellt man sich Fragen wie: Wer blogt eigentlich? Was blogt man wo und in welcher Länge? Wer blogt ein Thema und besetzt es für sich? Wer liefert Anreize und wer schafft die Hintergründe? Wie leitet man die Kommunikation der User zurück zum eigentlichen Diskussionsbereich, wenn sie auf andere Blogs abdriftet?

Letztendlich liefern Corporate Blogs einige Vorteile für das Unternehmen, wie es auch als Produktanbieter mit Online-Shop oder als Dienstleister weitere Informationen mit dem Unternehmensnamen bündeln kann:

  • Veröffentlichung von aktuellen Informationen im Internet
  • Zeitnahe Reaktion auf Ereignisse und Entwicklungen
  • Unterstützung von klassischen „offline“ Kampagnen
  • Kostengünstige Kommunikation und preiswertes Marketing
  • Aufmerksamkeit erregen, Neukunden ansprechen, Stammleser schaffen
  • Informationsangebot systematisch und nachhaltig ausbauen
  • SEO-Faktor durch gute Positionen bei Google erreichen

Der einzig wahre Nachteil von Corporate Blogs liegt jedoch in der Natur des Menschen: Wer kontrolliert und verantwortet die Inhalte? Letztendlich basiert dies auf den gängigen Verträgen und einer großen Portion an Vertrauen, denn Bloggen kann und darf durchaus auch emotionsgeladen sein. In einem Corporate Blog ist dies jedoch nur bedingt von Nöten. Damit alles nicht über die Ufer tritt, empfehle ich insbesondere das aktive Lesen von fremden Blogs entweder direkt oder per RSS Feed Abonnement. Wer sich als Betreiber eines Corporate Blogs nicht über die Blogosphäre informiert, hat kaum eine Chance richtig wahrgenommen zu werden. Das erschließt sich gerade dann, sobald man als Autor neben dem Corporate Blog ein (semi-)privates Weblog betreibt. Für die PR-Abteilung bedeutet es außerdem sich inständig mit der Blogosphäre zu beschäftigen. Das Blog-Monitoring ist ein effizientes Mittel, sich über die Stimmung der einzelnen Kunden bzw. Nutzer im Klaren zu werden: Rivva, Technorati, Google Blogsearch und einige Medienmonitoring- bzw. Clippingdienstleister haben sich auf die Blogosphäre spezialisiert. Wenn ein Artikel einer großen Tageszeitung zu dem Unternehmen etwas aussagt, ist das klassische PR-Arbeit. Sollte aber ein Blogger urplötzlich Hasstriaden veröffentlichen, kann dies nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden – auch wenn die traditionelle Einstellung aufkommen mag, dass dies die Meinung eines einzelnen sei. Es multipliziert sich, wenn man nicht gegensteuert. Gerade hier hilft die Identifikation aller Multiplikatoren und Kritiker, um solche „Kollerkommunikation“ schnellstmöglich abzufangen. Das eigentliche Bloggen ist später kein Problem – bereits im Intranet oder hinter geschützten Servern können erste Feldversuche mit dem Bloggen gemacht werden, bevor alles in einem letzten Schritt online publiziert wird.

Ich glaube nicht, dass dieses Thema auf der re:publica 2008 angesprochen wurde, aber Werbung ist doch auch mal was feines, woran sich die einen und anderen Zeitgenossen anecken können. Wir wissen schon längst: Onlinewerbung ist bereits personalisiert. Webseiten haben in der Regel klar segmentierte Zielgruppen, die von Werbetreibenden gerne angesprochen werden. Auch Social Networks trumpfen mit exakten Nutzerprofilen auf, so dass die Werbewirtschaft immer stärker ohne Streuverluste ihre Werbebotschaften verbreiten können. Doch anstatt das Thema der personalisierten Onlinewerbung anzusprechen, geht es mir vielmehr in diesem Artikel um einige der ältesten Werbeformen.

Im Visier sind Plakate und Poster, welche die Städte und wie in meinem Fall die Sicht an den größeren Bahnhöfen in Deutschland dominieren. Überschaubar im Preis und einfach produziert taugen Werbeposter und Plakate für den kalkulierbaren Alltagseinsatz an der frischen Luft und können mehrere Wochen das schlimmste Wetter überstehen. Derzeit am Berliner Hauptbahnhof und auf Berlin Spandau, aber auch am Kölner Hauptbahnhof finden sich diese klassischen Werbeflächen. In den U-Bahnstationen der Großstädte sind Video-Infowände, die Werbung und Information gleichermaßen ausstrahlen, jedoch nichts anderes als ein animiertes Plakat wirken.

Doch mittlerweile sind diese Werbemaßnahmen mehr als langweilig. Die Infowände mit den Videos wirken wesentlich aktueller als Plakate, aber so richtig ernst nimmt doch niemand diese Werbeformen, wenn über sie freche Sprüche in grellen Layouts die oftmals grau in grau gehaltenen Bahnhöfe in ein kleines Farbenmeer getaucht werden: Ein Leibniz Plakat für PickUp sorgt beim Zwischenhalt in Spandau für ein wenige Ablenkung. Das typische CI mit dem gelben Hintergrund, der roten und blauen Schrift hebt den braunen Keks fast zum Anbeißen vom platten Plakat in die Dreidimensionalität. Nice to have, ganz hübsch, optisch einwandfreie Kampagne. Doch wo bleibt der Spaß für den Rezipienten an dieser Werbung? Beiße ich hinein? Kaufe ich mir den Snack am Kiosk für einen dezent höheren Preis als im Supermarkt?

Es ist nichts Neues mehr und an Innovation mangelt es, wenn man eine mehrere Quadratmeter große Fläche mit flotten Sprüchen, coolen Grafiken und attraktiven Menschen oder Produkten zupflastert. Immer wieder gleich, immer wieder kopiert, immer wieder wiederholt. Als Höhepunkt beweihräuchert man sich seit Jahren dazu noch auf diversen Veranstaltungen und erfreut sich an Preisen, die eigentlich jeder der Nominierten verdient hätte. Die Werbebranche ist ein Urgestein und Burner zugleich, aber viel Neues wird in die bewährten und altgedienten Werbeformen nicht mehr hinzukommen.

Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis wir personalisierte Werbeflächen im Einsatz sehen. Es geht schließlich um die Rezipienten der Werbebotschaft – um uns selbst. Wir kaufen die beworbenen Produkte und nehmen die Dienstleistungen in Anspruch. Entweder weil die Marken überzeugen, weil wir von der Werbung überzeugt sind, weil wir durch Empfehlungen überzeugt werden oder weil wir einfach unser Geld ausgeben wollen.

Jetzt ist es Zeit die Personalisierung der klassischen Werbemedien zu fordern, damit ich mir Vorteile verschaffe und andere im Regen stehen bleiben. Ein Beispiel sind Farbdisplays in Plakatgröße, die ähnlich der Infowände in den U-Bahnstationen mit Videowerbung und Informationen bestückt sind. Anders jedoch als diese klassischen Infowände werden diese Displays über mobile Endgeräte wie anklickbare, auswählbare und aktivierbare Werbeflächen nutzbar. Eine kostenlose Telefonnummer zum Anrufen aus jedem Mobilfunknetz oder ein heißes Mash-Up aus SMS und Serverapplikation – der Endkunde kann die Werbung mitbestimmen und steuern.

Man steht dann vor dem riesigen Display auf dem Bahnhof zwischen hunderten von Leuten und bekommt einen Werbespot zu sehen, eine animierte Grafik – was auch immer! Alle anderen sehen das auch. Es bewegt sich, es entfaltet sich und wird im finalen Schritt personalisiert. Wer hat angerufen? Wer ist das? Anhand von Webprofilen könnte man über die Telefonnummer auf den Konsumenten (mit Zustimmung via AGBs) schließen und jetzt bei Bedarf für Werbung diesen aktiven Kommunikationskanal ausnutzen.

Wieso sollte derjenige, der sich dabei die Nummer anzurufen traut, nicht gleich ein (einmaliges) Geschenk oder eine Probepackung immer des jeweils aktuellen Werbekunden gleich per Post erhalten? Auch wäre ich über gesonderte Rabatte beim Autokauf auf jeden Fall der erste, der eine Probefahrt bucht, wenn ich dafür noch 10% Rabatt auf das Auto bei Kauf innerhalb von drei Tagen erhalte. Und sobald jemand von mir einen dreidimensionalen Avatar erstellt hat, kann man mich gleich in das Auto setzen – oder mir die beworbenen Jeanshose anziehen, meine richtige Größe übermitteln und mir einfach einen Mehrwert durch personalisierten Service bieten.

Ganz persönlich finde ich solche theoretischen Werbemaßnahmen absolut genial. Ich profitiere als Rezipient von der Interaktivität mit dem Werbemedium, erhalte zielgruppenspezifische Werbung und eine kleine Belohnung in Form von Gutscheinen oder Präsenten, dass ich die Werbung ansehe. Im Gegenzug kennt der Werbetreibende mich, hat bereits ein Kundenprofil von mir, weiß dass ich mich für sein neues Produkt interessiert habe und eventuell habe ich sogar den Werbekunden autorisiert, mir individuelle Angebote wie die Rabatte zu unterbreiten, die ein üblicher Käufer aufgrund seines anonymen Auftretens nicht bekommt.

Unkenrufe gibt es dabei immer – vielleicht sogar hier in den Kommentaren, wenn ein Kämpfer für den Datenschutz gegen das Kampfschiff der Werbedatenschleuder antritt. Doch wer sich darauf einlässt, Werbemaßnahmen zu personalisieren, will es einfach wissen und gibt sich wissentlich bei Offenlegung des Prozederes über AGB-Zustimmung preis. Und mit Belohnungen hat man die Leute auf seiner Seite, denn mit Speck fängt man sprichwörtlich die Mäuse, die als Nagetiere eigentlich auf andere Nahrungsgrundlagen abfahren, aber einen Köder gerne schlucken.

Ganz genau. Klaut Berlin? Beklaut Berlin!? Häh? Warum gibt sich die Hauptstadt eigentlich nicht den coolen Slogan „BeKlaut Berlin“, wenn die hauptstädtische Imagekampagne eigentlich ein Plagiat ist?

Immerhin wird ziemlich viel PR für die Sache gemacht, aber überzeugen kann mich keiner davon, dass „be Berlin“ noch ein Original ist. Peinlich, peinlicher, am peinlichsten!? Innovativ ist das nicht, denn Plagiarismus gibt es schon seit Urzeiten…

Aufregung im Web 2.0! Ganz klar nach dem Prinzip „Da spuckt uns jemand gegen den Karren!“ gibt es neuerdings konkrete Zahlen in einem publizistischen Artikel zum Thema „Social Networks“. Holger Schmidt schreibt in seinem FAZ Artikel, dass die Verweildauer in sozialen Netzwerken sinkt. Die insgesamt verbuchte Reichweite der Social Networks steigt. Die Nutzungszeit und damit auch die Verweildauer auf den Web 2.0 Plattformen sinkt dagegen. Das sagt zumindest eine aktuelle Analyse von Nielsen.

Doch dieses Phänomen ist der natürliche Werdegang von Social Networks. Ab einer kritischen Masse, die hier nicht näher definiert werden sollte, wird der Siedepunkt für die Nutzungsaktivität des Social Networks überschritten. Zwar registrieren sich weiterhin neue Nutzer, die Besucherströme nehmen nicht ab sondern vermehren sich, aber der Nutzungsanteil der einzelnen Nutzer und die damit verbundene Aktivität der Community nimmt ab. Man kennt sich untereinander, man konnte sein Netzwerk etablieren und die Kontakte an sich binden. Man versteht die Mechanismen der Kommunikation innerhalb des Social Networks – man klickt nicht wie verrückt umher und sucht wie wild nach neuen Features oder unentdeckten Bereichen der Plattformen. Nein, die Nutzer kennen sich nach einer gewissen Zeit mit dem täglichen Networking aus und gehen zielgerichtet mit der Dienstleistung um.

Wer anfangs noch wie besessen jeden einzelnen neuen Freund manuell hinzugefügt hat, benutzt nach kurzer Zeit die Importfunktionen für Adressdatenbanken. Anstatt die Profile bis in das kleinste Detail zu durchforsten, genügt der routinierte Blick um genau zu wissen, was ein Kontakt in sich birgt. Auch bringen Newsfeeds ala Facebook oder XING bereits auf der Startseite die aktuellsten Informationen mundgerecht auf, so dass man nicht wie bisher durch das gesamte Angebot klicken muss.

Die Anbieter von Social Networks tragen mit der Erweiterung der Usability und der Erhöhung des Informationsangebotes hier genau das bei, was an der insgesamten Nutzungszeit aneckt und sich in einer niedrigeren Verweildauer äußert. Ob die zukunftsweisende Zählung zur Festlegung der Wertigkeit eines Angebots sowie zur Berrechnung von nicht-impressionbasierten Werbemodellen bei einer weiteren Abnahme der Verweildauer an Gewicht verlieren, wage ich dennoch zu bezweifeln. Es steht außer Frage, dass zwar die durchschnittliche Verweildauer abnimmt, aber auf die insgesamte Masse bezogen nimmt die Verweildauer im Vergleich zu anderen Medien im Internet und dabei auch durch die Kommunikation in Social Networks zu.

Bereits auf der CeBIT 2008 in Hannover zeigte T-Systems, dass die Technologie von Morgen bereits heute seinen Lauf nimmt und uns alle irgendwie beeinflussen wird. Wer einen frischen Kaffee trinken wollte, konnte im Szenario „Kaffee-on-Demand“ seine eigene Kaffeemischung zusammenstellen. Die Wunschsorte wurde an die älteste Kaffeerösterei Deutschlands, Plum’s Kaffee in Aachen, übermittelt, so dass man per Video-over-IP wenige Sekunden später mitverfolgen konnte, wie die eigentliche Produktion, Etikettierung und Versand dieser neuen Kaffeesorte realisiert wird. Sehr technisch, sehr modern, sehr publikumswirksam in Szene gesetzt.

Ganz anders kommt sonntagmorgen.com als frischgebrühtes Startup daher. Ähnlich des Konzeptes von mymuesli versuchen Tamer, Till, Kim und Alex den Kaffeekonsum unserer Zeit zu revolutionieren.

Auf der Bestellseite des Münsteraner Startups kann aus insgesamt neun verschiedenen Kaffeesorten kombiniert und gewählt werden, diverse Aromen verfeinern den Geschmack. Die Devise lautet daher „ausprobieren“ – vielleicht können wir auch im Büro ein kleines geschmackliches Kaffeeexperiment gestalten und unserem brühwarmen Filterkaffee eine andere Note geben.

Nur der Preis ist für den regulären Versand etwas hoch, so dass sich wohl als breites Zielpublikum eher eingeschworene Kaffeefreunde oder Unternehmen definieren lassen. Für 250 Gramm mit Versand soll man um die 10 Euro berappen – der handelsübliche Kaffee wirkt dabei wirklich wie eine tägliche Volksdroge. Wer jetzt auf der Suche nach Alternativen ist, findet auch bei KaffeeSolo.de oder KaffeeShop24.de seinen morgendlichen Muntermacher. :)

Die Welt braucht mehr Texte. Wer schreiben kann und dabei sachlich, fundiert und nicht unbedingt den Stil des Bloggens verfolgt, könnte sich als freier Autor bei „Suite101“ sauwohl fühlen. Die deutsche Version von „Suite101“ wurde als gemeinschaftliches Projekt von Burda Digital Ventures und Justbooks-Mitgründer Boris Wertz jüngst der Öffentlichkeit präsentiert. Der ursprünglich englischsprachige Dienst steht bereits seit 1996 am Markt und bedient nach eigenen Angaben ca. sieben Millionen Besucher im Monat mit Zitaten, Artikeln und jedwedem recherchierbaren Textmaterial. Die deutschsprachive Version von Suite101 als „Das Netzwerk der Autoren“ bietet nach einem ähnlichen Konzept wie das US-Vorbild redaktionelle Inhalte von eben jenen freien Autoren.

Optisch lädt die Seite den Besucher direkt ein, sich selbst zu beteiligen. Doch wer hier einen Kraftakt auf dem deutschen Web 2.0 Markt erwartet, ist leider fehl am Platz. Suite101 versprüht keinesfalls das schöne Mitmachgefühl vom Web 2.0, sondern trumpft durch die klassisch angehauchte „Restriktive Partizipation“ mit dem Charme eines alten Bullen am Platz auf. Es wird sich hier sicherlich nicht „Kleinliesschenmüller“ als Autor finden. Das Angebot ist und bleibt redaktionell kontrolliert und damit journalistischer Natur, wenn die 20 verschiedenen Ressorts mit ihren 350 verschiedenen Rubriken und inhaltlichen Themen gefüllt werden. Geschäftsführer Peter Berger und Chefredakteur Dirk Westphal setzen daher darauf, „ein möglichst breites Themenspektrum abzudecken.“

Die veröffentlichten Inhalte jedoch werden von einer zehnköpfigen Redaktion betreut und müssen den strengen internen Kriterien standhalten: Suite101 ist keine offene Community- oder Blog-Seite. Die mitunter illustre Aussage von Westphal, dass man für Qualität stehen will und die Autoren aufgrund ihrer schreiberischen Fähigkeiten auswählt, hört sich für meinen Geschmack so an, als ob Blogger keine qualitativen Inhalte liefern würden – wogegen man heutzutage auf das Härteste hin widersprechen kann. Zumindest außerhalb von Deutschland zählen Bloggern zu den Medien auf einem gleichen Niveau wie Fernsehjournalisten, Radioredaktionen oder klassische Printredakteure. Natürlich gibt es die typischen Ausreißer, an denen sich Kritiker mit ihrem blasphemischen Gestammel förmlich „das Maul zerreissen“ – doch auch früher hat man gegen das Fernsehen geschimpft und es dennoch in Deutschland zu einer Instanz des Journalismus erhoben.

Als Autor würde ich es jedoch sehr fragwürdig empfinden, wenn man mich ausschließlich über die Werbeerlöse der Google AdSense Anzeigen abspeist. Viel kann bei einigen Dutzend selbstgeschriebener Artikel, die vorher auch nicht woanders veröffentlicht werden dürfen, nicht bei rumkommen. Ich tippe darauf, dass ein Netzwerk dieser Größe doch durchaus mit mehr Potential aufwarten kann. Die eigentliche Vermarktung von Suite101 wird bestimmt in einer weiteren Phase gestartet – nur ob der einzelne Autor davon profitiert oder erst nach mehreren tausend Artikeln einen entsprechend guten Schnitt mit diesem Revenue Share machen kann, das steht noch in den Sternen.

Es wäre schön gewesen. Es hätte schön sein können. Es hätte schöner enden können. Konjunktivgeschreibe zum Todesstoß der ad:tech Hamburg 2008. Die Messe für digitales Marketing zieht sich aus der Norddeutschen Hauptstadt zurück und positioniert sich nach dem mittelprächtigen Ergebnis des Vorjahres verstärkt auf internationalen Events in London und Paris. Nur knapp drei Monate vor der Veranstaltung wird das Handtuch geworfen und ich frage mich – hätte ich im letzten Jahr doch nach Hamburg hinreisen sollen?

Was solls! Der König ist tot, es lebe der König. Also auf zur OMD am 17. und 18. September 2008 in Düsseldorf! Es bleibt abzuwarten, ob die OMD trotz Weggang von Messe-Chef Frank Schneider den hohen Ansprüche der Branche gerecht wird… mir solls gleich sein, hauptsache die Party steigt abends wieder.