Ein deutscher Unternehmer scheint in diesen Tagen erneut die Macht von Social Media unterschätzt zu haben. Zumindest spürt er sie in Form eines PR-GAUs mit voller Wucht. Die Öffentlichkeit nimmt Helmut Hoffer von Ankershoffen als zentralen Dreh- und Angelpunkt in der Kommunikation des berühmt-berüchtigten „WeTab“ wahr. Man konnte den blonden Mann in den letzten Monaten immer wieder auf Messen oder bei Vorträgen im Rampenlicht sehen. Bei der ersten Präsentation für Journalisten wurde nur ein Video statt funktionierender Software gezeigt, in den letzten Wochen und Monaten generierte der Branchen-Buzz recht holprige Ergebnisse. Nun sollte endlich der „WeTab“ am Markt eingeführt werden. Gewiss darf ein Unternehmer von seinem Produkt überzeugt sein. Doch sollte diese Überzeugung immer glaubwürdig bekannt gegeben werden. In dem aktuellen Fall verlief es gänzlich anders, denn die unausgesprochenen Gesetzmäßigkeiten von Social Media wurden in der Kommunikation vollkommen ignoriert.

Unter der Angabe des falschen Namens „Peter Glaser“ rezensierte der Geschäftsführer sein eigenes Produkt bei Amazon. Die Rezension wirkte überaus positiv und leidenschaftlich, als hätte eine stilsichere Feder gepaart mit marketinglastigen Worthülsen einen Lobgesang auf das Produkt gehalten. Natürlich wurde die Skepsis der Nutzer durch die ausdrücklich positive Produktbewertung erweckt, so dass der Autor als Geschäftsführer des Herstellerunternehmens entlarvt wurde. Nach nur wenigen Stunden der Ausschlachtung des Themas in zahlreichen Online-Medien wurde zudem bekannt, dass Hoffer von Ankershoffen in seiner Funktion als Geschäftsführer der WeTab GmbH zurücktrat seine Ämter ruhen lässt. Auch die Fachmedien lassen an dem Vorgehen der merkwürdigen Kommunikationsstrategie kein Haar mehr.

Ich stellte mir auch die Frage, ob Social Media Guidelines diesen PR-Gau für den WeTab verhindert hätten? Üblicherweise gelten solche Richtlinien im Unternehmen für jeden Mitarbeiter – von der tiefsten bis zur höchsten Hierarchiestufe. Jeder Mitarbeiter verpflichtet sich dem Unternehmen und seinen Prozessen, nicht nur im Geschäftsalltag, sondern auch im Social Web loyal gegenüberzustehen und die geltenden Strukturen der Kommunikation zu respektieren. Hätte ein einzelner Mitarbeiter so gehandelt, indem er unter falschem Namen oder unter dem Schein der Anonymität eine Produktrezension veröffentlicht hätte, wäre das mediale Echo gewiss wesentlich kleiner gewesen. Durch die Aktivitäten seitens der Geschäftsführung kam das ganze Thema in eine ungeheure, nahezu rasante Fahrt. Jegliche Sinnhaftigkeit einer Social Media Richtlinie, hätten sie für diesen Fall Anwendung gefunden, wäre sofort über den Haufen geworfen und nutzlos. Die Sau wurde durch die digitalen Meinungsmacher durch Kleinbloggersdorf über Speedy-Go-Twitter bis zur traditionellen Medienhauptstadt getrieben. Das eigentliche Produkt zumindest scheint in manchen Testberichten die Tester nicht zu überzeugen. Der Produktmarke, die sich als deutsche Antwort auf das iPad von Apple verstehen durfte, schadet das scheinbar unkontrollierbare Kommunikationsverhalten. Immerhin agiert die beauftragte PR-Agentur Fink & Fuchs und versucht den Schaden einzudämmen, indem sie in einer Stellungnahme verkündet, dass die fraglichen Rezensionen auf Amazon privat verfasst wurden, ohne dass mit der übrigen Geschäftsführung oder der Kommunikationsabteilung eine Abstimmung erfolgte. Für die PR-Agentur entwickelt sich das Thema zu einem gefühlten Kundendebakel. Ob hier Beratungsresistenz vorliegt? :)

In wenigen Wochen ist es endlich soweit: Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. veröffentlicht am 15. September die neue Ausgabe vom „Social Media Kompass“ für 2010/2011. Als Mitautor der Fachpublikation, die mittlerweile zu den Standardwerken der digitalen Wirtschaft zählt, freut es mich umso mehr, das umfassende Themenfeld von Social Media in der Branche und weit darüber hinaus bekannter zu machen.

Die Inhalte orientieren sich an den Social Media Basics, was sowohl Definitionen gängige Formen von Social Media, als auch das Themenfeld der neuen Kommunikatoren im Internet einschließt. Zudem wird Social Media als Medienrevolution in den Bereichen Personalmarketing & Human Ressources, Monetarisierung und Recht vorgestellt. Aktuelle Strategien und Chancen für Branding & Campaining, aber auch Customer Relationship Management und Social Commerce sind weitere Inhalte im Social Media Kompass. Das immer relevantere Feld der Erfolgsmessung kommt dabei nicht zu kurz, so dass sich jeder Leser auf ausführliche Informationen zu Kennzahlen, Analysemöglichkeiten und Reichweitenmessung durch ausgewählte Case Studies und Beispiele vom Einsatz von Social Media in der Unternehmenspraxis freuen darf.

Im neuen Social Media Kompass informieren wir nicht als einzelne Personen über aktuelle Trends und Tendenzen, sondern gemeinsam als Branchenexperten, die aus verschiedenen Marktsegmenten stammen. Zu den Autoren der neuen Fachliteratur zählen unter anderem:

  • Curt Simon Harlinghausen (AKOM360 GmbH)
  • David Toussaint (azionare GmbH)
  • Martin Kirmaier (coma AG)
  • Sandra Griffel (denkwerk GmbH)
  • Sabrina Panknin (ethority GmbH & Co. KG)
  • Roswitha Maier (lokalisten media GmbH)
  • Tim Ringel (metapeople GmbH)
  • Mike Schnoor (sevenload GmbH)
  • Patrick Wassel (Tribal DDB GmbH)
  • Christiane Biederlack (VZ-Netzwerke)
  • Thomas Zich (Wunderknaben Kommunikation GmbH)

Wer sich künftig durch geballtes Branchenwissen und aktuelle Fachkenntnisse im täglichen Business auf dem Laufenden halten möchte oder generell einen ersten Einblick in Social Media erhalten will, kann den BVDW Social Media Kompass 2010 ab dem 15. September 2010 für 49,90 Euro im BVDW Online-Shop bestellen. Alternativ darf jeder Interessierte sich auf der dmexco 2010 gerne in ein vertiefendes Gespräch mit mir begeben, oder auch am BVDW-Ausstellerstand in den Messehallen zu Köln in einem Exemplar schnuppern.

Disclaimer: Weil manchen Lesern die Frage auf der Zunge liegt, möchte ich hiermit erklären, dass ich als freiwilliger Mitautor und Mitglied der Fachgruppe Social Media im BVDW an dem Verkauf des Social Media Kompass keine Einnahmen erziele.

In diesen Tagen diskutieren Politiker, Netzaktivisten, Journalisten und Kommunikatoren über Google Street View. Das US-Unternehmen will in naher Zukunft die digitale Erfassung sämtlicher Straßenzüge in ausgewählten Großstädten Deutschlands durchführen. Bei Erfolg wird die Erfassung auf weitere Städte ausgeweitet, bis man irgendwann quer durch Deutschland über Google Maps mit Google Street View marschieren kann. Jetzt regt sich erneut der Protest gegen das Ablichten des eigenen Hauses in der Bevölkerung. Doch die Kameraautos fuhren bereits seit einigen Monaten durch die Städte. Die Bilder und Daten sind bereits teilweise erfasst. Manche Bürger wollen natürlich auch weiterhin dagegen ankämpfen, dass ihre Häuser für jeden sichtbar sind und nicht nur bei Google Maps per Satellitenaufnahme identifizierbar sind.

Der Tumult in der Bevölkerung wächst, im Netz beginnt sich der „Shit-Storm“ zu regen. Als eine erste Besänftigungsgeste von Google findet sich seit kurzer Zeit das passende Formular im Netz, mit dem besorgte Bürger ihr Haus von Google Street View ausschließen dürfen. Dazu muss die Adresse eingegeben werden, auf Google Maps der „Pin“ zur möglichst eindeutigen Markierung auf das Haus gezogen werden. Zusätzlich kann das Haus ausführlich beschrieben werden und man muss sich per E-Mail Adresse und sogar per Postzusendung diesen Widerruf zur Erfassung der Daten bestätigen lassen. Die Aktion ist zeitlich bis zum 15. September 2010 beschränkt, danach soll für die Widerruf-Aktion in den betroffenen Städten und Gebieten vorerst ein Schlussstrich gezogen werden. Wozu aber bitte diese ausführlichen Angaben zum Haus und auch zu den persönlichen Daten? Was geschieht eigentlich damit, nachdem ich die Angaben gemacht habe?

Google fährt einen unglaublichen Aufwand für deutsche Bürger – dem Anschein nach. Auch die USA blicken irritiert über den großen Teich. Doch egal was Google unternimmt, sie werden keine Chance haben, wenn Bürger ihre Häuser nicht zeigen möchten. In der Regel wird wohl niemand Google Street View dazu nutzen, um einen Einbruch zu planen und umzusetzen. Doch das „Imperium“ schreitet stetig voran, auch wenn einige lokale Städte und Kommunen versuchen, den Netzgiganten davon abzuhalten. Wer davon aber nichts weiß, wird wohl kaum das Formular mit seinen persönlichen Angaben füttern – und dessen Haus wird über kurz oder lang von Google Street View erfasst werden.

Man sagt ja immer: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“ Diese Weisheit stammt aus der deutschen Rechtsprechung und besagt, dass der Gesetzgeber davon ausgehen kann, dass sich jeder Bürger über die Gesetzeslage informieren kann. Diverse Zeitgenossen behaupten, dass jetzt jeder Bürger die befristete Zeit nutzen kann, um sein Haus und Grundstück vor der Veröffentlichung in Google Street View zu schützen.

Doch das stimmt nicht so ganz. Zwar gilt die obige Regel für Gesetze, doch für eigene Regeln von privatwirtschaftlichen Unternehmen hat nach meiner persönlichen Einschätzung diese Regel keinen Bestand. Nehmen wir als bestes Fallbeispiel eine rüstige Rentnerin im Alter von 85 Jahren. Die gute Dame nutzt das Internet nicht, lebt alleine in ihrem Haus und ihre Enkel spielen jeden Tag im Vorgarten. Aus guten Gründen, die jeder intelligente Mensch nachvollziehen kann, möchte die Rentnerin und die Familie nicht, dass Google Street View ein Foto des Hauses macht – vor allem nicht, wenn die Kinder im Vorgarten spielen. Warum sollte sich eine Rentnerin, die keinen Internetzugang besitzt, bei Google Street View innerhalb der festgelegten Zeiträume über das Online-Formular melden? Sie sollte jeder Zeit einen Widerspruch einreichen dürfen. Auch ich als Familienvater der Kinder wäre stark dafür. Der Bedarf des Formulars ist also nur obligatorisch, weil jeder Bürger das Recht hat, auch nach Fristende der Veröffentlichung von Bildern seines Hauses und Grundstücks bei Google Street View zu widersprechen. Ich glaube sogar jederzeit. (Nachtrag: Aus den Kommentaren der Hinweis zum entsprechenden FAQ.)

Egal was Google sich wünschen mag, um sein umstrittenes Produkt am Markt einzuführen und zu etablieren: Jeder Bürger kann Google zu jeder Zeit widersprechen, die Bilder vom eigenen Haus oder vom durch einen selbst persönlich bewohnten Haus im Netz zu veröffentlichen. Es gibt bisher keine Gesetzesgrundlage, dass man sich an Fristen von Google halten muss. Google müsste uns daher eigentlich fragen, ob unsere Häuser abgelichtet werden dürfen. Auch jeder Bürger hat meines Wissens das Recht dazu, anderen Aktionen von manchen Netzaktivisten, bei denen die Häuser nach Einreichung des Widerspruchs, ebenfalls zu widersprechen. Ob das Unternehmen Google oder die Betreiber von diesen anderen Aktionen sich freilich daran halten müssen, ist eine ganz andere Sache.

Als aktiver Nutzer von Google und gewiss auch als eine Art digitaler Marken-Fan des Unternehmens, wünsche ich mir statt der „von oben herab“-Mentalität, die von Google in den jüngsten Diskussionen scheinbar ausgelebt wird, eine radikale Änderung der Vorgehensweise. Stoppt das Bestreben, alles und jeden ohne zu Fragen zu erfassen und zu digitalisieren. Ihr habt selbst die Nutzer dazu animiert, mit euch auf einer gleichberechtigten Diskussionsebene zu kommunizieren – dem Social Web sei dank! Es liegt an Google, die Wünsche seiner Nutzer zu erkennen und umzusetzen. Unser aller Sorge hinsichtlich unserer Privatsphäre und die dazugehörigen datenschutzrechtlichen Bedenken ist mehr als berechtigt. Handelt positiv und ignoriert die Kritik nicht, indem ihr Lobbyismus betreibt und PR-Provokationen in alle Windrichtungen verbreitet. Seid doch endlich mal wieder eurem alten Motto treu: „Don’t be evil.“ :)

Hinweis: Ich bin selbstverständlich kein Rechtsexperte und gebe hier auch keinen fachlichen Rat. Der Artikel dient als Kommentar und soll die Diskussion zum gesamten Thema anregen und auch konstruktive Kritik liefern.

Alle Welt zwitschert nur noch vom #Blumenkübel. Was macht den Behälter so besonders interessant? Nicht nur die deutschen Fachmedien greifen das absurde Thema auf, auch auf internationaler Ebene sind die digitalen Einsiedler über das deutsche Phänomen des Blumenkübels verwundert.

Der Grund für diese digitale Furoe ist denkbar einfach. Die Wunderwaffe der Kommunikation, der klassische Lokaljournalismus, bringt die internationale Netzgemeinde zum Staunen. Die Münstersche Zeitung verbreitete vor zwei Tagen einen kurzen Artikel mit dem Titel „Großer Blumenkübel zerstört“ in ihrer Lokalausgabe für Neuenkirchen. Was daran so faszinierend ist? Eigentlich rein gar nichts. Das Thema ist auch nicht sonderlich besonders. So läuft einfach nur die normale Berichterstattung, wie sie jeden Tag in Lokalzeitungen stattfindet.

Für einige kommunikationsfreudige Twitterati entwickelt sich aus dem Artikel über den Blumenkübel ein gewaltiger Spaß. Es wird getwittert, bist der Arzt kommt. Mitmachen garantiert Spaß, einige hochgradig lustige Tweets, und so manche Perle der Sehnsüchte einzelner Personen nach Grünpflanzen sowie ihren Behältern. Viral ist daran nur die Verbreitung der grundlegenden Idee, sich zum Blumenkübel-Phänomen mit Wort, Bild und Ton auszulassen. Eine gezielte Kampagne dahinter zu vermuten wäre vollkommener Unsinn.

Doch durch den Erfolg des #Blumenkübel als „Trending Topic“ bei Twitter lässt die Herzen der viralen Marketing-Leute höher schlagen. Im Sekundentakt feuern die Netzbewohner lustige, amüsante und absurde Tweets zum Blumenkübel-Phänomen ins Netz. Auch eine Fanpage bei Facebook wird eingerichtet und nach kurzer Zeit tummeln sich dort über 1.000 Fans. Einige findige Kommunikatoren glauben, im Blumenkübel ihr Heil zu finden und verscherbeln gleich ein paar Stück aus dem Sortiment. Meine ursprüngliche Forderung nach einem Song zum Blumenkübel wurde sehr schnell beantwortet. Sogar ein Video zeugt von dem energetischen Potenzial des Blumenkübels und bezeugt die dramatische Reinform der deutschen Literatur.

Wenn eine ungewollte, ungeahnte und unvorhersehbare Reaktion der weltweiten Internetnutzer ins Rollen kommt, können Dämme brechen und das Objekt der Begierde erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Leider ist es ein Blumenkübel und kein sozial-gesellschaftlich relevantes Thema, worüber die Leute im Netz sich auslassen. Und die Münstersche Zeitung, die seit wenigen Stunden auf der internationalen Showbühne im Rampenlicht steht, wirkt selbst verwundert und begeistert zu gleich von diesem Hype. Den Verlag wird es gewiss erfreuen, schließlich treibt es die Zugriffe auf das Online-Angebot in die Höhe und generiert unerwartete Werbeeinnahmen. Sei’s ihnen gegönnt. Schließlich erleben wir eines der schönsten Highlights im diesjährigen Sommerloch – was will man mehr? :)

Vor etlichen Jahren begannen Vermarkter mit dem Feldzug, das Internet über Werbung zu monetarisieren. Die Gratiskultur, die sich in den frühen 90er Jahren entwickeln konnte, wurde durch die „Gratis, aber nehme Werbung in Kauf“-Kultur abgelöst. Jahrelang füllte man unzählige Webseiten mit Display-Ads, die aufgrund geringer Bandbreite aus statischen oder animierten Werbebannern bestanden. Mit Flash konnte man irgendwann ein wenig mehr als den 468×60-Bannern zaubern. Doch was früher einmal als Standard galt, sind heute nur noch Peanuts im Vergleich mit der „XXL Box“ von der New York Times.

Der obige Screenshot (Anmerkung: Bild entfernt) verdeutlich ziemlich eindrucksvoll, welche Wirkung die herrliche Pracht von 468 x 648 Pixel auf den Nutzer haben. Jeder Vermarkter wird sich daran ergötzen, eine solche Display-Werbefläche im Portfolio zu haben. Ja, man sieht eine durchaus beeindruckende Werbefläche, die vollkommen mit Flash als Video-Ad genutzt werden kann. Von der Machart der „XXL Box“ bin ich als Nutzer vielleicht auch überzeugt, aber kaufe mir die gezeigte Uhr auch nicht. So kann ich wunderbar damit leben, den Content for free zu genießen, während die Werbung auf mich hereinprasselt – und abprallt. Schließlich schätze ich den redaktionellen Hintergrund und öffne Webseiten nicht wegen der Werbung. Und in diesem Moment fragt sich der eine Teil der Seele, die auf beruflicher Ebene auch dem Marketing ein Verständnis entgegen bringt und nicht ausschließlich der PR verschrieben ist, welche Gründe die Vermarkter und vor allem den Verlag dazu bewegen mögen, ein solches Mega-Ad als Format zu etablieren?

Die Antwort findet sich im Kampf der Verlage gegen die berüchtigte „Gratiskultur Internet“. Man merke, welche Einleitung dieser Artikel genoss. Wenn die Anzeigenplatzierungen in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen dank Internet und Social Media künftig ausbleiben, schafft man sich Freiräume für die Werbekunden im Online-Auftritt eines Print-Titels. Ja, wir müssen alle damit leben, schließlich finanziert die Werbung unser aller täglich Brot. Das Trauerspiel selbst findet sich in der Machart der Anzeige wieder. Sie erscheint neben dem Content, also seriös vom redaktionellen Bereich getrennt. Nur die Nutzer werden wohl davon nicht geblendet werden, wenn sie einen thematischen Artikel lesen wollen. Wäre es ein mit dem Content fest integriertes Werbemittel, wie ein Video-Ad im Videoplayer oder eine den Text unterbrechende Werbeform als Werbeinsel oder Content-Ad, genießt die Werbung im Endeffekt doch mehr Aufmerksamkeit als bei der plumpen „Nebenbeischaltung“ im Bereich der Sidebar? Insgesamt fragt man sich schon nach dem Sinn dieses Werbemittels, doch egal wie man es drehen und wenden will – die XXL Box ist das Mega-Ad schlechthin. Und vollkommen fehlplatziert.

Social Media liefert neue Chancen und Potenziale für Markenführung und Kommunikation. Doch wie sollen Unternehmen ein Verständnis von Social Media aufbauen, wenn aller Einstieg wie immer schwer ist? Schließlich stehen wir alle in direktem Kontakt mit unseren Zielgruppen, möchten echte Dialoge aufbauen und die Zielgruppe in die Kommunikation um Marken und Produkte einbinden. Die Kunden und Nutzer haben eine Stimme, die wir alle beobachten und ihr Gehör schenken sollten. Auch Marketing- und Kampagnen-Manager entdecken Social Media für sich und ihre Ziele.

Um erfolgreiche Social-Media-Kampagnen zu realisieren und den Erfolg messen zu können, müssen eine Vielzahl an Faktoren berücksichtigt werden. Die Fachgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. gibt mit dem Leitfaden „Messbarer Erfolg im Social Media Marketing – 10 Tipps für den Einstieg“ Unternehmen, Agenturen und Selbständigen erste Hilfestellungen, worauf im Marketing
geachtet werden muss, damit eine Social-Media-Kampagne messbare Erfolge generiert. Gemeinsam mit Matthias Postel und Anna-Maria Zahn habe ich mir im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im BVDW dazu einige Gedanken dazu gemacht, die sich in den folgenden 10 Tipps zusammenfassen lassen:

  1. Orientieren Sie sich auch im Social Media Marketing an den Grundregeln erfolgreicher Kommunikationsplanung
  2. Legen Sie konkrete Zielvorgaben fest
  3. Nutzen Sie Targeting
  4. Behalten Sie die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Zielgruppe im Blick
  5. Beweisen Sie Kreativität
  6. Wählen Sie die richtige Art und die richtigen Orte der Ansprache
  7. Messen Sie den Kampagnenerfolg und überprüfen Sie mögliche Wechselwirkungen
  8. Entscheiden Sie sich für den richtigen Mix in der Erfolgsmessung
  9. Achten Sie auf die Erhebung relevanter Daten zur Erfolgsmessung
  10. Berücksichtigen Sie die Erfolgsfaktoren von Social Media-Kampagnen

Jedem Leser dieser Zeilen kann ich nur empfehlen, tiefer in die Materie zu gehen und den gesamten Leitfaden mit mehreren Seiten an Informationen zu konsumieren. Bei aller Liebe zum Detail möchte ich bei jeglichen Aktivitäten in Social Media vor übetriebenen oder falschen Erwartungen warnen. Der Nutzer bestimmt immer das Ergebnis. Das unkontrollierbare Eigenleben der Nutzer kann eine Kampagne unterstützen, aber auch binnen kürzester Zeit das gewünschte Ergebnis ad absurdum führen. :)

Alle Welt spricht bei Social Media von dem Dialog auf Augenhöhe. Selbst ich proklamiere sehr offenkundig die Notwendigkeit der Konversation und Beziehungspflege. Gemeint ist dabei nicht nur der Bereich von Public Relations oder Marketing. Auch im Bereich des Kundenmanagements werden Beziehungsmanagement und Kundendialog im Netz immer wichtiger. Jeder Nutzer und praktisch alle Kunden können über verschiedene Einstiegspunkte in Social Media individuelle Kontaktbeziehungen zu Unternehmen aufbauen. Digital Relations ist hier ein wichtiges Stichwort.

Social Media wird direkt zur Kommunikation eingesetzt, interne Details wie Kundennummern werden selbstverständlich in weiteren Schritten über private Nachrichten oder per offizieller E-Mail ausgetauscht. Twitter oder Facebook dienen zur Erstkommunikation mit den Unternehmen, falls der klassische Weg über die Hotlines und Callcenter zu keinem fruchtbaren Ergebnis führt. Auch nutzen Unternehmen Twitter zur proaktiven Kommunikation, sobald Nutzer durchaus ihren Frust im Netz ablassen. Prominente Vorreiter sind @telekom_hilft oder @vodafone_de im Telekommunikations- und Mobilfunksektor. Die Kunden erkennen dieses zusätzliche Serviceangebot und nehmen es wahr. Die daraus erzielten Effekte sind schlecht messbar und nur wenig skalierbar, aber ein positiver Tweet eines Kunden oder neue Fans auf der Fanbase bei Facebook kippen negative Momentaufnahmen in eine positive Stimmung – ganz im Sinne eines Empfehlungsmanagements durch Kunden für Kunden.

Wie lässt sich Glaubwürdigkeit und Authentizität einer Präsenz in Social Media definieren?
Die Anfangsphase einer Unternehmenspräsenz in Social Media erfordert ein wenig Strategie, aber auch viel „Trial and Error“. Vieles wird mit Social Media nicht leichter und ein aktives Engagement gestaltet sich oft schon nach wenigen Tagen als herausfordernd. Ein gutes Beispiel ist der Ausbau der Unternehmenspräsenz der 1&1 Internet AG, ihres Zeichens her eines der führenden Unternehmen für DSL, Hosting, Mobiles Internet, Entertainment, Domains, Server – nach eigener Aussage „Das Portal für Produkte rund um das Internet.“ Der Marktwert des Unternehmens ist entsprechend beachtlich, so dass ein Engagement in Social Media erforderlich ist. Neben dem etablierten Twitter-Account @1und1, wo das „Social Media Team“ des Unternehmens aktiv den Dialog gestaltet, wird jetzt scheinbar niemand geringeres als „Marcell D’avis“, bekannt als Testimonial aus den aktuellen Werbespots des Unternehmens, sein Gesicht auch bei Twitter präsentieren.

In den letzten Tagen zeichnet sich jedoch ein kleiner Machtkampf bei Twitter um die Vorherrschaft der „Kundenzufriedenheit“ ab. Das betroffene Unternehmen muss sich zurzeit mit einem anderen Nutzer auseinandersetzen, dessen Benutzername sehr ähnlich klingt: In diesem Twitter-Slam tritt ein gewisser @Marcell_D_Avis, der mit vielen Followern und Nutzern bei Twitter einen aktiven Dialog führt, gegen den von offizieller Seite her bestätigten @marcelldavis an, der bisher in seinen Tweets nur auf die offizielle Fanpage des Unternehmens bei Facebook verweist.

Die Frage liegt nahe: Wer ist eigentlich wirklich glaubwürdiger? Und wie sollte das Unternehmen am besten darauf reagieren, dass der andere Twitter-Account schon beachtlich viele Follower aufweist? Social Media bietet zurzeit sehr viele Freiräume, in denen sich Einzelpersonen oder kleine Gruppen zusammenrotten können, um ihre persönlichen Botschaften und Meinungen unter das Volk zu bringen. Nachahmer gehören dabei mittlerweile an die Tagesordnung. Die Betroffenen sollten versuchen, diesen Zustand zu akzeptieren und mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen, jedoch nur im äußersten Notfall mit der rechtlichen Keule schwingen.

7 Tipps: Wie behauptet man sich gegen Nachahmer bei Twitter?

  1. Optimales Branding und CI: Unabhängig von den Inhalten sollte der Twitter-Account kein standardisierter Account sein, der kein Hintergrundbild oder weiterführende Informationen in der Kurz-Biografie oder im Hintergrundbild selbst enthält. Die klassische blaue Hintergrundfarbe des Microblogging-Dienstes Twitter muss an das Branding des Unternehmens angepasst werden. Das User-Icon sollte entweder das Unternehmenslogo oder aber das Gesicht des jeweiligen Testimonials tragen, falls der Account unter persönlicher Federführung einer Einzelperson gestaltet wird.
  2. No Law Enforcement: Was passiert, wenn ein anderer Account mich nachmacht? In obigem Fall sei jedes Unternehmen gut damit beraten, nicht sofort den Weg zum Anwalt zu gehen. Dies kostet Zeit und Nerven, und im schlimmsten Fall kommt der Social Media PR-Gau schneller, als man denkt. Welcher Social Media Manager oder PR-Manager möchte eine Negativ-Story bis zu den Fachmedien oder in die Publikumspresse hochkochen? Falls kein amüsanter, satirischer Inhalt vom Nachahmer geboten wird, sondern handfeste Unwahrheiten verbreitet werden, ist der anwaltliche Weg selbstverständlich das beste Mittel, ein solches Querfeuer zur Aufgabe zu bringen.
  3. Offizielle Statements als Notwehr: Gewiss eignet sich der Ansatz, die Kommunikation bei Twitter mit offiziellen Charakter zu untermauern. Vor dem drohenden Debakel eines Social Media PR-Gaus empfiehlt sich natürlich: Beobachten und nicht direkt auf kritische Stimmen sofort reagieren, sondern einfach den eigenen Account mit wertvollen Inhalten besser als den „Fake-Account“ im Netz zu positionieren. Der Austausch mit anderen Nutzern bewirkt wahre Wunder, kann aber auch in einem Twitter-Slam wie bei obigem Beispiel zur Lachnummer werden, wenn fast kein Dialog seitens des offiziellen Twitter-Accounts erfolgt. Da hilft auch kein Zusatz in der Kurzbiografie bei Twitter, getreu nach dem Motto „Dieser Account wird vom Social Media Team betreut“ – oder der Hinweis, dass der offizielle Testimonial-Account ein anderer wäre.
  4. Plattformübergreifende Integration und Verlinkung: Der Twitter-Account des Unternehmens oder andere „Sub-„Accounts wie von Einzelpersonen sollten durchweg in den kommunikativen Aktivitäten des Unternehmens integriert und verlinkt werden. Dazu zählt nicht nur die Homepage selbst. Auch Facebook oder die Corporate-Seite, aber ebenso das Blog des Unternehmens eignen sich hervorragend zur Verlinkung.
  5. Aktiv auf Nachahmer hinweisen: Vielen Kommunikatoren mag dies nicht schmecken, doch je populärer ein „Fake-Account“ wird, desto stärker wird der Verursacher sich in seinem Engagement bestätigt fühlen. Selten sind die Nachahmer auf direkte Konfrontation oder Schädigung der Person oder des Namens aus. Vielmehr erfolgt dies Treiben aus reiner Belustigung. Ein Unternehmen sollte aktiv ihre eigenen Follower auf den Nachahmer hinweisen und nicht nur mitteilen, ein bestimmter Account wäre der offizielle. Eine Gratwanderung, die es in sich haben kann, aber von einem Zugeständnis zeugt.
  6. Vergesst das Following-Prinzip nicht: Der Twitter-Account eines Unternehmens ist nicht dafür gedacht, nur eine Handvoll anderer Twitter-Accounts zu folgen. Folgt euren followern, bildet zumindest dem Anschein nach eine Community. Das Argument, der Twitter-Stream würde überfüllt werden, zählt nicht. Schließlich ist der Twitter-Stream eines Unternehmens nicht zum Twitter-Monitoring gedacht, wofür es entsprechend andere Tools und Möglichkeiten gibt. Je aktiver ein Unternehmen den Followern folgt und mit ihnen in den Dialog geht, desto positiver die Ausgangssituation gegenüber potenziellen Nachahmern.
  7. Aber man muss nicht immer Twittern: Ganz richtig gelesen. Ein Unternehmen muss nicht immer Twitter für jeden einzelnen Mitarbeiter einsetzen. Selbst wenn Herr D’avis als Testimonial und Leiter für Kundenzufriedenheit im Unternehmen schon über die klassischen Kanäle wie Telefon und E-Mail (oder auch mal auf Stippvisite an der Haustür) erreichbar ist, braucht er persönlich nicht noch einen Twitter-Account unterhalten. Dazu gibt es die offiziellen Kanäle bereits, und auch Twitter kostet an Aufwänden entsprechend Zeit und Energie.

Grundsätzlich spricht vieles dafür, Twitter sinnvoll zu nutzen, um sich persönlich oder ein Unternehmen in Social Media zu behaupten. Auch bei potenziellen Nachahmern und „Fake-Accounts“ muss statt der rechtlichen Keule ein proaktiver Einsatz zuerst in der logischen Abfolge stattfinden, wenn man sich gegen Dritt-Accounts und Trittbrettfahrer durchsetzen will. Und wenn es nur ein wenig Spaß ist, der im Sinne der allgemeinen Kommunikation für das Unternehmen positiv spricht, bietet sich auch desöfteren die friedliche Co-Existenz an. :)

Konferenzen, Messen, Veranstaltungen – wir besuchen sie häufig und regelmäßig als Gäste, aber auch als Referenten und Aussteller. Im Zuge der Medienwirksamkeit finden mittlerweile zahlreiche Events immer stärker im Netz statt. Und nur wenige Veranstalter verzichten gänzlich auf die mediale Inszenierung vom Vorfeld über den eigentlichen Event bis zur Nachberichterstattung. Sie folgen dabei einem einfachen Schema: Je mehr inhaltliche Relevanz und Affinität zu Medien und zum Internet gegeben ist, desto stärker wird die Präsenz bei Twitter oder Facebook ausgebaut.

Noch vor wenigen Jahren waren Besucher ausschließlich auf die offiziellen Informationskanäle angewiesen. Auf die Event-Ankündigung folgte der schriftliche Registrationsprozess, einige weitere postalische Mailings hielten die Besucher auf dem aktuellen Stand. Mittlerweile lösen regelmäßige Mailings, Pre-Events wie zur dmexco oder zur Cebit, sowie das Engagement der Veranstalter bei Twitter oder Facebook diesen vergleichsweise teuren Prozess durch das digitale Momentum ab.

Events sind im Digitalen Zeitalter angekommen
Sehen wir von mittlerweile sehr bekannten Web-Konferenzen wie next oder re:publica ab, erfreuen sich die Veranstalter von traditionsbewussten Events sehr deutlich am partizipativen Nutzer. Nicht mehr alleine ein Redaktionsteam vor Ort, sondern der Konferenzbesucher selbst greift zum Smartphone oder Laptop, um seine Eindrücke der Welt öffentlichkeitswirksam mitzuteilen.

Zwischen den Vorträgen und auch während des Programms greifen die Zuhörer einzelne Themen auf, verbreiten sie mal als losgelöste oder auch zusammenhängende Statement-Tweets. Wer vor Ort ist, informiert sich über das Geschehen in anderen Panels. Und wer zu Hause oder im Büro bleibt, kann ohne weiteres ein wenig aktuelles Zeitgeschehen verfolgen. Auch beim medienforum.nrw ist dieser Trend unter dem Hashtag #mefo10 zu beobachten. Insgesamt ist diese Entwicklung sehr lobenswert. Die Konferenz wird durch die Besucher belebt.

Wie setzen Veranstalter Social Media für Konferenzen richtig ein?
Jeder Veranstalter muss sich heute darüber im Klaren sein, dass seine Besucher weitaus mehr Informationen und eine mediale Rundumversorgung erwarten. Als grundlegende Ideen in Hinblick auf den Einsatz von Social Media bei Events möchte ich folgende Punkte als Empfehlung für Veranstalter zukünftiger Events festhalten.

7 Tipps zur effektiven Konferenz-Promotion über Social Media

  1. Konferenz-Webseite als zentraler Knotenpunkt:
    Eine Konferenzseite muss neben dem aktuellen Programm und Referenteninformationen auch mit sämtlichen anderen Web-Präsenzen des Events verbunden sein. Cross-Linking zum Twitter-Account oder der Facebook-Fanpage, zum Ticketing-System bei Amiando, zu XING über die einzelnen Ansprechpartner, Social Media Newsroom mit Fotos und Videos von YouTube, sevenload, Flickr und Sharing-Buttons zu diversen Bookmarking-Dienstleistern. Der „Like“-Button von Facebook oder das „Tweet this“-Konzept muss ebenfalls für jede Konferenzseite integriert sein.
  2. Twitter als Informationsgarant: Eine Konferenz muss aktuelle Informationen zu jedem Zeitpunkt auch ins Social Web streuen. Twitter eignet sich dabei sehr gut für Besucher, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Auch Journalisten, die sich jeder Veranstalter für seinen Event wünscht, nutzen Twitter als Themenseismograph und mittlerweile als schnellste Primärquelle gegenüber der klassischen Pressemeldung per E-Mail (oder per Post). Als wichtig zeichnet sich auch das eigene Engagement aus, sobald thematisch relevante Informationen über diesen Konferenz-Account verbreitet werden. Der Blick über den Tellerrand ist für Follower das A und O, und als twitternder Veranstalter demonstriert man Fachkompetenz auch außerhalb der eigenen Veranstaltung.
  3. Twitter als Interaktionsmedium:
    Ein kapitaler Fehler seitens zahlreicher Veranstalter ist das fehlende Engagement mit den Fans oder Followern. Wenigstens seinen eigenen Followern sollten Events bei Twitter folgen. Ein Gegenargument, was man immer wieder hört, beinhaltet das eindeutige Bemängeln eines sauberen Twitter-Feeds zur Verwaltung des Twitter-Accounts. Das ist jedoch eine völlig falsche Ausgangslage. Der Twitter-Feed sollte nicht nur die eigenen Tweets zur Visualisierung darstellen. Viel besser eignen sich kollaborative Tools und Clients zum Management des Twitter-Accounts. Schließlich sind bei größeren Events mehrere Mitarbeiter gleichzeitig bei Twitter unterwegs, so dass Hootsuite, CoTweet, Tweetdeck, Sesmic und andere Hilfsprogramme wesentlich effizienter für die Verwaltung des Twitter-Accounts geeignet sind. Als Appell für jeden Veranstalter gilt: Folgt euren Followern aktiv, sobald sie euch folgen – diese Belohnung erfreut nicht nur die einzelnen Besucher, sondern kann mit noch stärkeren Re-Tweets und Thementweets unter den jeweiligen Hashtags honoriert werden.
  4. Hashtags als Monitoring:
    Egal ob #mefo10, #dmexco, #next10 oder #webciety – jeder Event vertraut mittlerweile auf seine eindeutige Identifikation in Twitter. Für das Pflichtprogramm wird in der Regel bei längeren Konferenznamen gerne die Abkürzung des Events mit oder ohne Jahreszahl verwendet. Daran sollten sich auch Veranstalter mit ihrer Hashtag-Vorgabe halten. Als Kür gilt in der Szene der Einsatz von speziellen Hashtags für die verschiedenen Tracks/Räume der Konferenz, die am Eingang des Raumes und gerne an der Beamerwand oder in der Präsentation selbst platziert werden sollten, wie z.B. #raum1 oder #raumzwei.
  5. Geolocation-Dienste als Spielerei:
    Foursquare und Gowalla liegen bei vielen Besuchern im Trend. Eine Konferenz sollte über einen offiziellen Account bei beiden Diensten den Veranstaltungsort sowie einzelne Konferenzräume vor Beginn der Konferenz hinterlegen. Mit einer exakten Geo-Position finden spielfreudige Nutzer einen kleinen Zusatzanreiz, sich medial bei der Konferenz auszutauschen und gegebenenfalls auch im Wirrwarr der Besucherströme zu finden
  6. Facebook für echte Fans und potenzielle Besucher:
    Neben Twitter eignet sich Facebook hervorragend dazu, um die Besucher mit Informationen und attraktiven Klickanreizen in Form von Bildern oder Videos immer auf dem Laufenden zu halten. Zudem bieten Engagement-Ads bei Facebook im Vorfeld der Veranstaltung die Option, neue potenzielle Besucher mit sehr genauen Targeting-Optionen zu werben.
  7. Video-Berichterstattung als Besuchererlebnis:
    Eine alte Faustregel gilt immer noch: Besucher lockt man durch ein abwechslungsreiches Programm an. Zahlende Gäste hingegen stehen oft vor dem Problem, dass ihre präferierten Vortragsthemen zeitgleich abgehalten werden. Der Königsweg von professionellen Konferenzen ist eine Aufzeichnung von jedem Panel in voller Länge, die nicht als Live-Stream im Web übertragen werden müssen, sondern nach einigen Tagen den Besuchern als „Konserven-Videos“ zur Verfügung gestellt werden. Eine eigene Video-Seite ähnlich der DLD und parallele Platzierung der Videos bei Videoportalen wie YouTube oder sevenload in einem eigenen Conference-Channel bieten zudem virales Potenzial, aber auch zusätzliche Reichweite und Aufmerksamkeit. Es steht jedem Veranstalter frei, die Videos in voller Länge öffentlich zugänglich zu machen, nur den registrierten Besuchern for free oder zusätzlich gegen eine „Pay-Per-View“-Option für Nicht-Teilnehmer der Veranstaltung. Gewiss ist mir bei diesem Punkt sehr wohl bewusst, dass mein Arbeitgeber ähnliche Produkte anbietet. Für das gesteigerte Erlebnis als Messe- oder Konferenzbesucher und als Empfehlung zur Konferenz-Promotion in Social Media soll dies keinen Einfluss haben.

Insgesamt betrachtet ist die deutsche Konferenz-Landschaft in der Medienwelt schon jetzt gut im Social Web positioniert. Ein wenig Finetuning und Justieren einzelner Stellschräubchen sind jedoch notwendig, um den (zahlenden) Besuchern mit dem Event als ein absolutes Highlight im Gedächtnis hängen zu bleiben. Ich hoffe, dass meine Anregungen für künftige Events aufgegriffen und nicht nur bei Themen zu Medien/TV/Radio/Print/Internet/Social Media ihren Anklang finden werden. Selbst die Möbelindustrie, Foto- und Videoproduktion, Law-Events, B2B-Messen, Dienstleistungsgewerbe und jede erdenkliche Fachmesse kann diese einfachen Mittel zur Konferenz-Promotion nutzen, um einzelne Erfolge feiern zu können. Leider ist abseits von medien- und internetaffinen Konferenzen nur sehr wenig Engagement in Social Media vorhanden. Nicht jeder Aspekt macht bei jedem Event auch Sinn, doch mindestens einen der sieben Punkte sollten Konferenzbesucher in Zukunft erwarten dürfen.

Gerne lade ich meine Follower und natürlich die Leser meines Blogs ein, fleißig mitzudiskutieren: Welche Erwartung im Sinne vom Einsatz von Social Media für Konferenzen teilt ihr – und welche Punkte sind eures Erachtens nach wertvoll?

Update vom 01. Juli 2010:
Nicht vorenthalten möchte ich dem geneigten Lese auch die 10 Tipps zur erfolgreichen Eventkommunikation im Blog von Anja Beckmann, die in der Hinsicht einen relativ klassischen Ansatz verfolgen, aber als Gesamtpaket mit den obigen sieben Tipps eine gute Ausgangslage bilden.

Ehrgefühl, Nationalstolz, Patriotismus, Freude… mit solchen Worten umschreiben wir gern das Erlebnis der Fußball Weltmeisterschaft. In diesem Jahr blicken wir voller Hoffnung nach Südafrika, wo in wenigen Stunden auch unsere Deutsche Nationalelf antreten wird, um bei der FIFA Weltmeisterschaft 2010 mit um den Worldcup-Titel zu spielen. An der heimischen Werbefront überschlagen sich die Medien mit stündlich und minutiöser Berichterstattung rund um dieses globale Großereignis – wie man unschwer bei Google bei der Suche nach „Fußball WM“ in den Nachrichten erkennen kann.

Vom journalistischen Medienrummel abgesehen, entdecken insbesondere die werbetreibenden Unternehmen ihre sportliche Seite und spielen sich die schönsten Bälle gegenseitig zu. Zwar möchte der eine Sportartikelhersteller adidas gänzlich auf TV-Werbung zur WM 2010 verzichten, aber dieses Bekenntnis ist auch in der Omnipräsenz der Marke auf den Spielertrikots zurückzuführen. Andere Markenunternehmen hingegen können nicht genug davon bekommen, ihre werblichen Momentaufnahmen – und damit fast alles und jeden – mit einem Fußball auf der Standarte in den Orlog zu schicken.

Vor allem die Text-Perfektionisten geben sich eine geballte Schlacht der Wörter und versuchen, mit eingängigen Begriffen gleich noch ein wenig SEO über aktuelle Pressemeldungen zur WM 2010 zu erzeugen. Beispiele gefällig? Gerne, im Netz gibt es genügend Material. Darunter sind inhaltlich interessante Themen, aber auch so manche Pressetexte, die einem schon mehr als ein Stirnrunzeln oder Kopfschütteln abfordern. Es folgt die ultimative Top 10 Liste der besten, interessantesten, lustigsten und überflüssigsten Pressemeldungen zur Weltmeisterschaft 2010.

Die Top 10 der auffälligsten Pressemeldungen zur Fußball-WM 2010

  1. Jubeln bis zum letzten Spiel: Ein paar einfache Trinktipps bringen Sie fit und gesund durch die Fußball-WM: Es geht wirklich um Trinkwasser. Aber wenn über den Magen-Darmtrakt und das entsprechende Prinzip der Schweißbildung auf Expertenbasis referiert wird, schaltet sich der Geist durchaus ab.
  2. TV-Empfangswege im WM-Check: Wer jubelt zuerst über Tore?: Prädikat wertvoll, leicht schräges Medienthema und damit auffällig. Inhaltlich schlägt hier die Fachpresse allen anderen PR-Leuten einen Haken. Schließlich weiß jetzt jeder, dass sein digitaler Anschluss das Tor erst zu spät überträgt, während die Nachbarn mit analogem TV-Anschluss schon ein paar Sekunden früher jubeln dürfen. Das macht Freude!
  3. WM-Aktion bei Saturn: Jetzt beim Elektrofachmarkt 100 Euro Fanprämie sichern: In den Zeiten, wo der Geldbeutel kleiner wird und wir den Gürtel schon enger schnallen, suchen andere ihr Heil in dem Konsum. Emotionale Momente für Überzeugungstäter? Gewiefte TV-Zuschauer kennen dieses Späßchen bereits aus der Fernsehwerbung, aber welche Redaktion druckt eigentlich einen rein werblichen Inhalt ab?
  4. Das Erste: Erfolgreicher Auftakt der FIFA WM 2010 im Ersten: Wenn wir feiern, dann aber richtig. Schließlich geht es auch in Zeiten der GEZ-Reform immer um die Quote. Welchem Journalisten ist es dabei nicht schon im Vorfeld klar, dass dieser Freitag schlichtweg DER FUSSI-FREITAG war?
  5. Fußballfieber auf Balkonien: Fanartikel gut sichern: Wenn es mal wieder windig wird, müssen wir unsere Fanartikel am Gebäude gut sichern. Unsere Fahne hängt am Fenster gut eingeklemmt. Aber stürzt was herab, haften Fußballfans für Verletzungen und entstehende Schäden. Sind solche Meldungen bei der Fußball-WM nicht Spaßbremsen?
  6. ZERTIFIKATEWOCHE: Interview mit Bastian Schweinsteiger – Was Fußball und Investments als Disziplin gemein haben: Nur wenige Worte fassen diese Meldung gut zusammen: Wer hätte das gedacht?
  7. Viele Rote Karten für WM-Produkte: 11 Lebensmittel mit Fußball-Werbung im Ampel-Test: Würstchen in Ball-Form, Milchreis mit Deutschland-Flagge, Schokoriegel mit DFB-Prämien: Der Test macht hungrig, aber sättigt in keinem Fall. Bei so viel Kalorien in den ganzen Markenprodukten bleibt einem schon der Schokoriegel im Halse stecken. Der Appell an die Gesundheit. Dann doch lieber das Steak auf den Grill geschmissen.
  8. Bis zu 12,82 Millionen: Starke Quote bei erster RTL-WM-Übertragung: Einer geht noch, einer geht noch rein. Auf den obigen Erfolg der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt setzt der Privatsender natürlich noch einen drauf. Das Spiel von Uruguay gegen Frankreich war zwar alles andere als gut, zumindest kann man damit auch noch ein wenig Programmwerbung bei den WM-Talkern mit Herrn Jauch unterjubeln. Ach, der Jauch ist künftig auch bei der ARD zu sehen.
  9. Bonfire bringt Deutsche Nationalhymne erstmals in die Charts: Oben im Text stand noch etwas zu den Worten Ehrgefühl, Nationalstolz, Patriotismus, Freude – möchte man wirklich die Deutsche Nationalhymne als Rocksong mit mächtigen Gitarrensounds, fetten Bässen und einem vorwärtstreibenden Schlagzeug hören?
  10. Weltmeister Deutschland? Aber bitte doch! Wir brauchen den Titel – 54, 74, 90, 2010 – was will man mehr? Zumindest nicht die Hoffnung schüren, indem die Börsenentwicklung in wichtigen Teilnehmerländern der vergangenen Weltmeisterschaften analysiert wird, um Rückschlüsse auf den Ausgang der WM zu geben?

Mit einer solchen Liste bewegt man sich natürlich immer auf dem Glatteis, vor allem wenn man selbst kräftig in der PR selbst persönlich mitmischt. Man zeigt mit dem Finger auf andere und prangert sie damit indirekt an. Doch diese Top 10 der Pressemitteilungen zur Fußball WM 2010 soll kein öffentlicher Pranger sein, sondern ein nachdenkliches Beispiel. Schließlich verbreiten wir alle unsere Presseinformationen auch ins Social Web. Diese Situation lädt charmant zu einem Diskurs ein – als Dialog auf Augenhöhe für alle, die mitdiskutieren möchten und konstruktive Kritik üben wollen.

Diese Botschaft möchte ich auch mit diesem Text erreichen. Mir widerstrebt es zwar, mich so intensiv und ausgiebig das sportliche Großereignis der Fußball Weltmeisterschaft 2010 für die Profilierung des eigenen PR-Egos auszuschlachten. Denn wer sich nur einmal einen klaren Kopf in diesen heißen Tagen machen kann, kommt zu einer logischen Schlussfolgerung zwischen dem Wahnsinn der WM 2010 und dem Ansporn der Öffentlichkeitsarbeit. Auch Twitter muss manches Mal für die PR herhalten…

Ganz gleich welche noch so unglaubliche Pressemitteilung jemand in diesen Tagen verbreiten möchte – sie wird sang- und klanglos in der Reizüberflutung der Medienwelt untergehen. Ganz nebenbei werden zahlreiche Journalisten, und da muss ich auf meinen gesunden Menschenverstand vertrauen, so wenig wie möglich versuchen, die Werbebotschaften der WM-geilen Unternehmen aufzusaugen. Stattdessen bauen sich sogar einige Medienvertreter einen Filter, der schlichtweg alles, was auf „Fußball“ oder die Weltmeisterschaft nur hört, in die Ablage P und damit ins Nirvana schickt.

Liebe PR-Kollegen, bitte vertraut auf euch selbst und versucht nicht alles zu biegen oder zu brechen. Bekennt euch zu anderen Themen, nutzt die Chance für relevante Inhalte und platziert sie in den Medien. Und falls der Chef oder Kunde von dem „Nein“ zur WM überzeugt werden müssen, nutzt einfach euren gesunden Menschenverstand aus und besteht darauf, authentische und glaubwürdige PR zu machen. Zwar befreit diese nicht von der Pflicht einer Meldung, aber manche Dinge müssen einfach nicht sein. Schließlich sind wir die Experten, also vertraut bitte uns und unseren Erfahrungen und Beurteilungen.

Seit langem hatte ich mich persönlich nicht mehr zu den diversen Wettbewerben im deutschen Fernsehen hinreißen lassen. Wie sie nur alle heißen: DSDS, Popstars, Supertalent, Starsearch, X-Factor – alles in allem nur ein bunter Mix eines musikalischen Soaptainments. Nie kam etwas daraus hervor, das für längere Zeit die Herzen der Deutschen mit Feuer und Flamme entfachen konnte. Doch der Prozess und das durchaus positive Feedback zu dem Eurovision Song Contest 2010 erweckten schon im Vorfeld ein Gefühl der Hoffnung. Diese Hoffnung verwandelte sich endlich am gestrigen Abend zur unglaublich verrückten Realität: Die zierliche Lena Meyer-Landrut sang Deutschland auf den Gipfel des Triumphs. Wir sind nicht nur Papst, wir sind Gewinner des Eurovision Song Contests.

„Es ist unglaublich, ich kann das noch gar nicht glauben! Es ist ein so wahnsinnig tolles Gefühl, ich kann das gar nicht beschreiben … Jetzt erstmal den Moment genießen. Ich bin noch richtig im Schock. Ich hoffe, dass in Deutschland so richtig die Party abgeht“, erklärte Lena den Vertretern des NDR. Im Prinzip ein klein bisschen Wahnsinn von einer jungen Künstlerin, die Europa überraschte.

Die Deutsche Sensation in Oslo hat uns alle verblüfft. Die Performance des Songs hatte es in sich und schien den Geschmack von Millionen Zuschauern und den verschiedenen Landesvertretern in den nationalen Jury-Kommitees zu treffen. Zudem war Lena die einzige Sängerin, die einen gröhlenden Background Chor im Publikum hatte.

Germany – 12 Points. Germany – 10 Points. Germany – 12 Points. Starke Punkte von Ländern, von denen man niemals erwartet hätte, dass sie Deutschlands junge Interpretin Lena überhaupt in ihr Herz schließen würden. Nach nur wenigen Minuten erhob sich „Satellite“ von Lena an die Spitze. Ein langes Zittern quer über die osteuropäischen Punkte hinweg, doch schon nach 31 von 39 abgegebenen Landesvotings war klar: Die Mission ist erfüllt, Lena und Deutschland sind uneinholbar – und unser Traum wurde war. Für Deutschland konnte in der gesamten Geschichte des Wettbewerbs bisher nur Nicole den ersten Platz für sich mit „Ein bisschen Frieden“ im Jahr 1982 gewinnen. In diesem Jahr waren 25 Kandidaten angetreten, während 39 Länder ihre Stimmen abgeben durften.

Die Ergebnisse des Eurovision Song Contests 2010
Rang Land Interpret Titel Punkte
01. Deutschland Lena Meyer-Landrut Satellite 246
02. Türkei maNga We Could Be The Same 170
03. Rumänien Paula Seling & Ovi Playing With Fire 162
04. Dänemark Chanée & N’evergreen In A Moment Like This 149
05. Aserbaidschan Safura Drip Drop 145
06. Belgien Tom Dice Me And My Guitar 143
07. Armenien Eva Rivas Apricot Stone 141
08. Griechenland Giorgos Alkaios & Friends OPA 140
09. Georgien Sofia Nizharadze Shine 136
10. Ukraine Alyosha Sweet People 108
11. Russland Peter Nalitch & Friends Lost And Forgotten 98
12. Frankreich Jessy Matador Allez Olla Olé 98
13. Serbien Milan Stankovic Ovo Je Balkan 82
14. Israel Harel Skaat Milim 71
15. Spanien Daniel Diges Algo Pequeñito (Something Tiny) 68
16. Albanien Juliana Pasha It’s All About You 62
17. Bosnien-Herzegowina Vukašin Brajic Thunder And Lightning 51
18. Portugal Filipa Azevedo Há Dias Assim 43
19. Island Hera Björk Je Ne Sais Quoi 41
20. Norwegen Didrik Solli-Tangen My Heart Is Yours 35
21. Zypern Jon Lilygreen & The Islanders Life Looks Better In Spring 27
22. Moldawien Sunstroke Project & Olia Tira Run Away 27
23. Irland Niamh Kavanagh It’s For You 25
24. Weissrussland 3+2 Butterflies 18
25. Großbritannien Josh That Sounds Good To Me 10

Nicht ohne Grund bin sehr dankbar dafür, dass Lena beim Eurovision Song Contest 2010 den Sieg holen konnte. Die vergangenen Jahre waren alles andere als erfolgreich. Nach dem swingenden Witz-Duo von 2009 und dem Flop mit den No Angels aus 2008, der erblindeten Sängerin und der abgedrehten Lou war eigentlich nur einer durchweg erfolgreich: Stefan Raab und seine Talente überzeugten die Jury und die Zuschauer.

Blicken wir auf Guildo Horn, Max Mutzke und die Performance von Stefan Raab persönlich zurück, erkennt man, dass er einen gewissen Riecher für den musikalischen Erfolg der Deutschen aufweisen konnte. Dies braucht natürlich einen Vorlauf, eine gute Taktik und eine äußerst lobenswerte Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen TV-Sendeanstalten mit dem Privatsender ProSieben. Allen Kritikern und Unkenrufen zum Trotz konnte niemand geringeres als Stefan Raab mit seinem gesamten Prozess des Vorentscheids eine Kandidatin ausfindig machen, die gesangliches Talent beweist und einen fast globalen Wettbewerb für sich entscheiden kann. Die Feierlichkeiten sei allen gegönnt!

Insgesamt ist dieses Vorgehen von Stefan Raab und seinem gesamten Team eine sehr ausgeklügelte Strategie, die durch gezieltes Marketing und Promotion vor allem hier in Deutschland einen unbestechlichen Charme und Erfolg aufweist. Wenn Bohlen der Poptitan ist, dann ist Raab der griechische Göttervater der Musik, der den Titanen vom Thron stößt. Das erkennen auch andere Kritiker, und diese Stimmen scheinen lauter zu werden. Das Erste, ProSieben, Stefan Raab und die Popwellen in der ARD wollen auch im kommenden Jahr mit „Unser Star für …“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen. Ob in Berlin, in Köln, in Hamburg oder in München – es wird in Deutschland sein!

Was wir früher als Live-Blog führten, wurde mittlerweile durch Twitter abgelöst. Hier konnte man bei den einschlägigen Stichworten #ESC und #Eurovision sehr gut verfolgen, wie unglaublich schnell das Netz in Echtzeit reagiert. Viele wollten ihre Meinung verbreiten, mit dabei sein und sich von dem Gefühl eines pan-europäischen Wettbewerbs überwältigen lassen. Auch wenn daran geglaubt wurde, dass Twitter das neue Public Viewing für Nerds sei, so glaube ich eher, dass Twitter den Fernsehkonsum und die Liveberichterstattung auf ein ganz neues Niveau quer durch alle Bevölkerungsschichten verändern wird. Wir alle sind mit Social Media dabei!

Ich kann nur darauf hoffen, dass Lena sich und ihrer Musik treu bleibt, gemeinsam mit Stefan Raab auf dem nationalen und internationalen Parkett weiter Fuß fassen wird, und ihren Fans so erhalten bleibt, wie wir sie kennen gelernt haben. Vielen Dank für diesen Moment des nationalen Stolzes, eines nationalen Glücksgefühls und ein wenig charmanten Patriotismus, den Deutschland in diesen Tagen für sich beanspruchen darf.