Online-Reputation: Das Ich als individuelle Markenwahrnehmung

, ,

„Reputation, Baby! That’s the name of our new love. We’ve got to push forward and rebrand personality.“ Einige findige Leser werden gewiss die Augenbrauen heben, vielleicht nach kurzer Zeit wieder senken: Dieses Blog weht ab sofort unter einer neuen Fahne. Ohne auf die Pauke zu hauen, bleibt die Blechtrommel aber schön im Dorfe: Zurzeit befinde ich mich persönlich in einem persönlichen „Re-Branding“-Prozess.

Blicken wir kurz im Zeitraffer zurück, um von den Anfängen meiner digitalen Aktivitäten bis zum heutigen Tage zu gelangen. Schon seit 1997 tummelte ich mich im Internet aus Wissensdurst und weil diese Infrastruktur alle damals bekannten Medien vereinte. Meine damaligen Projekte umfassten diverse Produkt-Entwicklungen rein technischer und redaktioneller Natur, aber nach dem Ende des nuklearen Winters, dem Resultat der Dotcomtod-Phase, konzentrierte ich mein Interesse immer stärker auf die typischen Aspekte des Internets: Marketing, Public Relations und Kommunikation, Medien und Management. Seit 2003 trug ich daraufhin einen kleinen Teil zur Prägung des deutschsprachigen Internets mit meinem eigenen Blog bei. Zuerst erfolgte alles unter dem Pseudonym „Sichelputzer“, was mir zugleich als Domainname für mein eigenes Blog dienlich war, doch mit der Zeit trat ich immer stärker als echter, authentischer Mensch auf. Irgendwann im Jahr 2006 entschloss ich mich unter meinem vollen Namen im Netz präsent zu sein, doch meist fand sich dies nur in den Biografien oder „About me“-Bereichen verschiedener Portale. Die Nutzernamen wählte ich aus Gewohnheit immer nach den Pseudonymen bis ungefähr Mitte 2008.

Nach fast acht Jahren muss diese Phase der digitalen Spitznamen jetzt auch beendet werden. Der Entschluss zu dieser Veränderung stand bereits seit einigen Wochen fest und wurde durch die Tatsache befeuert, dass viele andere Leser meines Blogs mich als „Sichelputzer“ und nicht als Person wahrnehmen konnten. Ab sofort verabschiede ich mich von diesem illustren Nicknamen – auch in meinem Blog. Mein Name ist Mike Schnoor und ich präsentiere mich als authentische Person im Sinne der Markenwahrnehmung von einem Individuum. Der gleiche Wechselgedanke gilt für viele Benutzerkonten in diversen Onlineportalen. Sofern möglich werde ich dort wie bereits bei Twitter mit meinem vollen Namen auftreten.

Wir alle reden in unseren eigenen Expertendiskussionen konsequent davon, dass wir anderen Menschen den Ratschlag geben, sich authentisch und glaubwürdig im Internet zu präsentieren. Warum sollte man für sich selbst diesen Schritt nicht in gleicher Konsequenz durchziehen? Das Individuum im Sinne der persönlichen Online-Reputation muss geachtet, aufgewertet und erlebbar werden. Ich persönlich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, sich Gedanken über das persönliche Re-Branding zu machen. Potenzielle Kandidaten sind definitiv alle, die eine kuriose Domain für sein Blog nutzen, welche nicht selbst eine wesentliche Markenidentität wie z.B. Jochen Mai mit karrierebibel.de oder PR-Blogger Klaus Eck ausstrahlt. Im Grunde genommen bin ich sehr froh darüber, mich von diesen Altlasten der spaßigen Namenswahl zu entlasten und hoffe, dass auch meine Leser diesen Schritt begrüßen werden.

Technischer Hintergrund zum Relaunch
Der Umzug meiner Domain war relativ unproblematisch, weil ich bei meinem Hoster „Host Europe“ beide Domains angemeldet habe und dementsprechend nur die Redirects anpassen musste. Neben dieser guten Anleitung nutzte ich als Hilfestellung auch das Search&Replace-Plugin für WordPress, um diverse Texte innerhalb der Datenbank kurz anzupassen. Nachdem das Theme fertig gestaltet und in HTML/CSS/PHP erstellt wurde, dauerte dieser gesamte Prozess nur ca. 15 Minuten. Falls ein findiger Leser auf das eine oder andere Problem stößt, freue ich mich auf einen Hinweis in den Kommentaren.

Unter dieser Prämisse änderte ich zusätzlich das gesamte Layout dieses Blogs und entwickelte ein eigenes, gänzlich neues Theme. Die einzige Herausforderung liegt jetzt noch in der Erstellung einer neuen Facebook-Fanpage, weil der Name der aktuellen Fanpage sich mittlerweile nicht mehr ändern lässt. Ich bin zudem sehr gespannt auf die Ergebnisse in Google, da meine Präsenz in den Suchmaschinen bisher sehr stark über die alte sichelputzer.de Domain dominierte. Doch auch hier heißt es „abwarten und Tee trinken“. Zudem fehlen durch die neue Domain MikeSchnoor.com noch sämtliche Daten in den Sharing-Buttons von Facebook und Twitter, die über die hauseigenen APIs auf die URLs prüfen. Eine neue Domain, ergo eine neue URL, reduziert den messbaren Sharing-Faktor in Social Networks dramatisch. Daher das heutige Motto: Sharing is caring! :)

Wie denken meine Leser darüber? War meine Entscheidung richtig, mich vollständig von diesem Pseudonym insbesondere hier im Blog zu befreien? Oder liege ich total falsch und hätte meine alte Markenidentität der „Sichelputzer.de“-Domain nicht auf die Waagschale legen sollen?

14 Kommentare
  1. Chris sagte:

    …finde ich gut, sinnvoll und gut aussehen tut es auch noch.
    Ich fahre noch zweigleisig (chrisheil.de) und plane, dass auch weiterhin so zu handhaben. Obwohl ich – wie du ja weißt – eigentlich überall mit Klarnamen vertreten bin, war es mir ein Bedürfnis etwas „fachlicheres“ aufzustellen. Raumschiffe und Social Media passen halt nicht immer 100% ;)

    Spanned auch der technische Aspekt; evtl. kann man solche Tipps ja noch mal brauchen ;)

  2. Braucht man nicht sagte:

    Wer wirklich meint, wenn man unter seinem „echten“ Namen schreibt, dann bekommt man mehr „Authentizität“, der hat definitiv zu viel bei Klaus Eck gelesen und geglaubt. Ich kenne Blogger, die großartige Texte schreiben, aber gar nirgendwo mit „echtem“ Namen auftreten. Das Gleiche gilt für einen ziemlich großen Teil der wirklich guten Twitterer.

  3. Michael Bräuhauser sagte:

    Abgesehen von der Tatsache das ich nie verstanden hab was „telagon sichelputzer“ beudeutet, ist das neue Design (inkl. Logo) doch sehr ansehnlich geworden. Was „Pseudonym vs. Realname“ angeht kann ich nur den guten alten Spruch rauskramen: „Was zählt ist Content, Content, Content…“

  4. Simone Gründken sagte:

    Ich kann den Prozess gut nachempfinden, da es mir im Lauf der letzten 2 Jahre ähnlich ging. Sicherlich ebenfalls geprägt durch meine Tätigkeit in der PR entscheide ich mich mehr und mehr, aus der Anonymität des Internets aufzutauchen und mich, z.B. auf Twitter, zumindest zusätzlich mit meinem realen Namen zu zeigen. Im Sinne des „personal branding“ sicherlich die richtige Entscheidung.

    Viel Erfolg weiterhin!

  5. Mike Schnoor sagte:

    @Marco @Uwe – Vielen Dank! :)

    @Chris – Ja, bitte! Man darf gewiss mehrgleisig fahren, und in deinem Fall ist das nicht verkehrt. Da ich mittlerweile nicht mehr so häufig über Raumschiffe – mit Ausnahme von Star Wars beim VW Spot zum Superbowl – berichte, wäre das in dieser Hinsicht auch nicht passend.

    @Braucht-man-nicht-noname – Das freut mich, wenn Du solche Leute kennst. Auch ich kenne sie. Jedoch darf jeder selbst entscheiden, wie er/sie im Netz auftritt. Und wie Du oben bestimmt gelesen hast, habe ich nach fast einer Dekade mich dafür entschlossen, mich vom Nicknamen zu verabschieden. That’s life.

    @Michael – Hehe, ich ahnte es bereits seit langem, dass die meisten Leute diese Wortkombination nicht verstehen konnten. Ursprünglich klärte ich im „About me“-Bereich darüber auf, aber seit der Namensänderung habe ich auch darauf verzichtet. Und die Frage nach den Inhalten, nun – ich hoffe, mein Content überzeugt. Zwar nicht jeden Tag wie früher, aber dafür immer wieder gerne. :)

    @Simone – Überall im professionellen Berufsleben bin ich nur mit meinem echten Namen unterwegs. Da machte es definitiv Sinn, auch hier meine Online-Präsenz so zu formen. Danke :)

  6. Helge Weinberg sagte:

    Unter Personal Branding-Gesichtspunkten (und nicht nur deshalb) war das eine gute Entscheidung, finde ich. Dein Name ist ein Merkmal, das unmittelbar Dir zuzuordnen ist. Er lässt sich kaum kopieren. Na ja, zumindest für Mike Schnoor ist das so, für Namen wie Schmidt oder Müller wird’s schwieriger. Das Wichtigste ist: Dein Name steht ganz klar für eine Person. Mit der ich kommunizieren kann. Er ist nicht eine anonyme Unternehmensfassade. Hinter der allzu viele sich gerne verbergen würden.

    Andererseits war Telagon Sichelputzer eine eingeführte Marke. Die ich allerdings nicht so recht verstanden habe.

    Klaus Eck ist im übrigen nicht der einzige, der dieses Vorgehen empfiehlt. Sehr viele bekannte Personal Brands (Brian Solis, Chris Brogan, Mitch Joel et.) tun dies. Aus gutem Grund. Wie Alan Weiss sagt: The ultimate brand is your name.

  7. Ulrich Börst sagte:

    Hallo Herr Schnoor,

    schon ein witzigerer Zufall: mein Kollege Wolfgang Lummer bezieht sich am 8. März in seinem Blogbeitrag auf Ihre BVDW-Position zum Thema Vertrauensvorsprung durch Verzicht auf Nicknames. Nur einen Tag später wird aus Sichelputzer Mike Schnoor! Auch wenn viele zweifeln: Authentizität und persönliche Integrität sind echte berufliche Assets. Es passt ins Bild, dass an vielen Stellen wieder die Vorteile des „Ehrbaren Kaufmanns“ diskutiert werden. Meinen Glückwunsch zu Ihrer Entscheidung viel Erfolg!

    Ulrich Börst

  8. Mike Schnoor sagte:

    @Helge Weinberg – Vielen Dank, der Name ist halt immer Programm und wird generell als Eintrittskarte gewertet. Pseudonyme verdeutlichen auch zu starke Unsicherheit oder den Drang zur Anonymisierung – und damit zur Verschleierung mancher Dinge. Gewiss hilft ein sehr eindeutiger Name – und in meinem Fall ist dies wirklich gegeben. Im Vergleich mit „Petra Müller“ als ein deutscher Allerweltsname hat jeder mit einem individuellen Namen weitaus höhere Chancen zur Positionierung des Namens.

    @Ulrich Börst – Vielen Dank! Auf der Sichelputzer.de Domain war ich schon immer – und das seit einigen Jahren – nur als „Mike Schnoor“ aufgereten. Doch der Domainname und der Titel des Blogs brauchten eine Rundumerneuerung. Was bot sich besser an als das Re-Branding mit dem eigenen Ich? :)

  9. Karsten Füllhaas sagte:

    Ich denke auch, dass aus Sicht des Personal Brandings dies die absolut richtige Entscheidung war. Guten Content kann man natürlich auch unter einem Pseudonym schreiben und veröffentlichen, aber wenn man gezielt die persönliche Marke aufbauen will, sollte schon der richtige Name draufstehen. Und der vielzitierte „PR Blogger“ ist eigentlich schon längst nicht mehr der persönliche Blog von Klaus Eck, sondern ein Online-Magazin, für welches mehrere Autoren schreiben. Aber das ist ja auch eine gute Entwicklung.

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] für “mikeschnoor.com”, welches meine Frau Katharina alias @Skykat im Zuge meiner Reputationsoffensive vor knapp zwei Jahren gestaltet hatte, adaptiere ich derweil sanft in den Relaunch, um die […]

  2. […] Mehr zum Thema Partyfotos im Netz – Alles halb so schlimm? (fuellhaas.com) HR und Social Media: Rekrutierung 2.0 (jobblog.ch) Die drei wichtigsten Fragen, BEVOR Sie Ihre Eigenmarke bilden (karrierebibel.de) Online-Reputation: Das Ich als individuelle Markenwahrnehmung (mikeschnoor.com) […]

  3. […] Die Marke bin ich Blogger Mike Schnoor hat den “Sichelputzer” in Rente geschickt. Auf seinem Blog, der neu unter mikeschnoor.com zu finden ist, beschreibt er sein persönliches Re-Branding. Wir alle reden in unseren eigenen Expertendiskussionen konsequent davon, dass wir anderen Menschen den Ratschlag geben, sich authentisch und glaubwürdig im Internet zu präsentieren. Warum sollte man für sich selbst diesen Schritt nicht in gleicher Konsequenz durchziehen? Das Individuum im Sinne der persönlichen Online-Reputation muss geachtet, aufgewertet und erlebbar werden. Ich persönlich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, sich Gedanken über das persönliche Re-Branding zu machen. (Quelle) […]

Kommentare sind deaktiviert.