dmexco mit Besucher-Paywall: Eintrittspreise für das Schaulaufen der Digitalbranche?

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Können Fachbesucher bald ohne Einsatz ihrer Ellenbogen frei und ungezwungen durch die Messehalle gehen? Quelle: dmexco, Köln

Im September lockt die dmexco wieder unzählige Marketeers und Digitalexperten in die Rheinmetropole Köln. Wer sich zeigen kann und gesehen werden möchte, wird vor Ort die digitale Produktpalette und die Marketing-Dienstleistungen des Unternehmens präsentieren. Egal ob mit einem Stand oder ohne – beim digitales Marketingmekka trifft man sich, jeder kennt sich, alle Welt spricht miteinander und netzwerkt untereinander. Doch die Zeiten haben sich ein wenig geändert: Die dmexco erhebt in diesem Jahr erstmals ein Eintrittsgeld. Steht damit das People Business der Digitalbranche vor dem Aus?

Die Einführung der neuen Eintrittspreise zur dmexco darf als Marketing-Schachzug mit gewissem Beigeschmack betrachtet werden. Einige Fachbesucher haben sich in der Vergangenheit relativ kurzfristig für ein Messebesuch entschieden – und werden für die Unentschlossenheit ab sofort dafür tief in die Tasche greifen müssen. Als der BVDW in Funktion des Markeninhabers die Informationen über die Ticketpreise punktgenau am 1. April verkündete, dachten viele Branchenkenner an einen offenkundigen Aprilscherz. Wohl deswegen griffen die meisten Fachmedien bis auf wenige Ausnahmen diese Botschaft gar nicht auf. Sowohl bei Ausstellern als auch Fachbesuchern konnte sich also gar kein Bewusstsein für die Dringlichkeit des Ticketerwerbs entwickeln.

Können Fachbesucher bald ohne Einsatz ihrer Ellenbogen frei und ungezwungen durch die Messehalle gehen? Quelle: dmexco, Köln

Können Fachbesucher bald ohne Einsatz ihrer Ellenbogen frei und ungezwungen durch die Messehalle gehen? Quelle: dmexco, Köln

Das mehrstufige Ticketpreis-Modell soll zwar den Ausstellern nach offizieller Aussage sogar mehrwertige Informationen über die dmexco Besucher und frühzeitige Terminabsprachen liefern. Aber bringen wir Butter bei die Fische: Der gesamte Terminzirkus rund um die dmexco hat schon in den letzten Jahren nie wirklich optimal geklappt, vor allem wenn man im geschäftigen Digitalbusiness schon drei Monate im Voraus die Messeplanung terminlich verdichten möchte.

Gewiss werden die bekannten Branchendickschiffe in Halle 8 mit einer preislich gesteuerte Verknappung der Besucherströme keine Probleme haben. Einige der kleineren Aussteller in den Hallen 6 und 7 hingegen müssen auf die potenziell interessierten Fachbesucher setzen, die als Laufkunden mit ihnen spontan an ihren Ständen in Kontakt kommen.

Wird die Conference Hall der dmexco künftig gefüllt sein? Quelle: dmexco, Köln

Wird die Conference Hall der dmexco künftig gefüllt sein? Quelle: dmexco, Köln

Legt die dmexco also künftig darauf wert, dass die Einnahmen nun weiter in die Höhe schnellen sollen? Ticketpreise werden bei Veranstaltungen gerne erhoben, wenn die „No-Show“-Quote extrem hoch ist – wie eine Schutzgebühr zur Basisrefinanzierung. Das braucht aber eine dmexco bei weitem nicht, denn bislang spricht man von Erfolgen ohne Ende und mit sehr viel Wachstumspotenzial nach oben. Neben den bekanntlich horrenden Standgebühren für über 800 Aussteller und trotz der jährlichen Vergrößerung der Standfläche sollen also jetzt die Fachbesucher ihren Teil besteuern, damit sie im grellen Scheinwerferlicht die Online-Marketers auf 66.000 Quadratmetern bestaunen können.

Sollen die Besucherzahlen also künstlich verringert werden, damit weniger Studenten, Startup-Gründer, Nachwuchskräfte und Junioren durch die Hallen ziehen? Gerade diese Teilnehmer werden von dem Preismodell abgeschreckt werden und von einem Besuch der Messe absehen. Durchaus gut für den Business-Gedanken, schlecht für das Netzwerken und den Branchentreff. Ob dann wirklich die knapp 32.000 Fachbesucher, von denen ein guter Teil mit mehreren Tickets als Aussteller, Fachbesucher, Speaker oder Pressevertreter herumläuft, wirklich von dem Preis von 99 bis 399 Euro begeistert sein werden?

Leider wird sich erst am Ende der Messeveranstaltung zeigen, ob die neuen Ticketpreise für die Aussteller und das Netzwerken wirklich Vorteile bringen. Auf jeden Fall werden viele Szenegesichter und Branchenkenner auch in diesem Jahr in den Messehallen der dmexco herumlaufen. Sofern sie ihre kostenfreien Tickets natürlich frühzeitig bis zum 17. August vor Beginn der zahlungspflichtigen Anmeldephase sichern.

21 Kommentare

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  1. […] ein paar Dinge einfallen lassen. Insofern war es ggf. doch ganz geschickt den Besucheransturm durch alberne Ticketpreise zu bändigen. Ich bin sehr gespannt wie die Bits & Pretzel in München in sechs Tagen das Thema […]

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