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Ach du scheiße! Ist es nicht ärgerlich, wenn ein Artikel oder eine größere Passage in einem rennomierten Blatt unter falschen Namen veröffentlicht wird? Profis reagieren darauf gelassen, weil man über jedes Thema reden und sich austauschen kann. In der Regel wird auf PR-technischer Ebene ein Barterdeal ausgehandelt, so dass man mit einem lobenswerten Artikel in einer der kommenden Ausgaben behandelt wird. Auf der direkten Ebene zwischen Journalisten geht es natürlich um das Prestige und den kollegialen Respekt untereinander, aber manchmal auch nur darum, dass der echte Autor mit Quellenangabe aufgezeigt wird.

Etwas zu diesem vielleicht fehlenden Respekt sieht man bei Peer Schrader, der meiner Meinung nach einen Vorgang des Artikelklaus amüsant, aber dazu auch wunderbar pointiert schildert. Ein Autor unter dem Pseudonym „Taipan“ veröffentlicht fremde Artikel, dabei „Werben im Netzwerk“ aus Peer’s Feder, in einem Online-PR-Portal:

Es gibt genug Beispiele, die belegen, dass Textklau eines der wesentlichen Prinzipien ist, auf denen seine Einträge bei Online-Artikel.de basieren (für „Werben im Netzwerk” muss er außerdem Zugriff aufs „Horizont”-Archiv für Abonnenten haben, weil der Text sonst nirgendwo erschien).

Den Text und viele weitere muss man definitiv kopiert haben. Traurig, aber wahrscheinlich wahr, ist die Tatsache, dass der Portalbetreiber mit der Autoren-ID „1“ eigenständig diese peinliche Nummer durchgezogen hat und vorerst versucht die Spuren im Netz zu verwischen. Genau aus solchen Gründen schätze ich die mannigfaltigen Möglichkeiten von Weblogs, dass sich insbesondere Journalisten außerhalb ihrer üblichen Medien vergleichsweise frei und detailiert zu einem Thema äußern können. Im Rahmen der Berichterstattung in einem Printtitel wäre das sicherlich nicht möglich gewesen. Das transparente Internet hilft hier wiederum bei der Recherche, denn heutzutage gibt es den gläsernen User – und wenn er etwas verbockt, sieht man das zum Glück sofort. Asche auf euer Haupt ihr Contentdiebe!

Die Reaktionen sind oft gediegen. Man keifert sogar von Klonen oder Copycats, sobald ein deutsches StartUp oder Unternehmen aus dem Web 2.0 Segment sich international positionieren möchte. Die Devise lautet meist platt: Es wäre ja alles bereits in den USA erfunden, obwohl natürlich jedes Kind dank der Werbung weiß, dass es eigentlich die Schweizer mit dem Ricola Bonbon waren.

Martin Weigert veröffentlicht eine lange, aber dazu recht bescheidene Liste über die Reaktionen zu deutschen StartUps in international anerkannten Weblogs. Lang daran ist die Liste, welche 23 webzwonullige Anbieter aufführt. Bescheiden ist die Ausbeute an Artikeln, die auf internationaler Ebene den deutschen Unternehmen zugeordnet werden. Doch liegt das einfach nur an der denkweise? Ich persönliche finde es wichtig, sich nahe am User zu positionieren, den Werbern den Hof zu machen und mit dem Markt d’accord zu sein.

Sind es hierzulande der Spiegel, W&V, Horizont, FAZ, Handelsblatt und zahlreiche reichweitenstarke Publikumszeitungen und -zeitschriften, hört man von Übersee immer nur Techcrunch oder Mashable. Nur von denen kann man etwas nennenswertes erzählen, dass ein Bericht veröffentlicht wurde oder dass man bei Artikeln zu Europa oder Germany genannt wird. Doch egal was diese beiden hochfrequentierten Blogs so schreiben – es kommentiert selten jemand etwas konstruktives zu (ich nenne es mal) Unternehmenspräsentationen, sondern es herrscht der eingangs referierte Schandmaul Charakter.

Daher wage ich zu schreiben: Für ein junges, frischgebackenes StartUp ist es eine große Ehre in den ersten Wochen bei diesen Web 2.0 Verzeichnisblogs zu erscheinen. Das kann man nicht bestreiten, die Freude ist berechtigt und man darf gespannt sein, ob sich internationale Besucher auf der damit beworbenen Plattform vermehrt einfinden werden.

Doch wirkt sich das ähnlich auf ein Unternehmen aus, dass beispielsweise fünf Jahre am Markt ist? Für diese etablierten Unternehmen, vielleicht die mittlerweile „alten Hasen“, hat man schnell gemerkt, dass die Pressearbeit und die Marketingaufwendungen sich letztendlich auf einem vorurteilsfreien Markt in Deutschland, Europa oder in den USA besser auswirken als wenn es um einen Artikel auf Techcrunch (womöglich sogar gegen Bezahlung wie man munkelt) handelt, den zwar die Techies und webzwonulligen Vorreiter konsumieren, doch letztendlich kein echter User aus Deutschland sich um das englische Geschreibse kümmert. Man kann sich damit brüsten, gewiss auch daran erfreuen, doch irgendwann kommt der Punkt, wo man sich auf den Businessplan, die Unternehmenskennzahlen, die entsprechenden Erwartungen, die Userzahlen, die Budgets – ja eigentlich alles relevante konzentriert, was den Unternehmensalltag und schließlich den Erfolg auf lange Sicht hin ausmacht. Ob da nun Techcrunch oder Mashable dabei eine große Rolle spielen – ich zumindest glaube, dass man sich freuen kann, aber für die gesteckten Ziele sich eine solche Erwähnung eher in der Kategorie „nice to have“ auszeichnet.

Die Frage, die ich mir stelle, ist dabei recht einfach: Sorgen Techcrunch oder Mashable für einen nennenswerten Unternehmenserfolg? Falls jemand dazu direkt berichten kann, der sich vielleicht sogar in der akuten StartUp- bzw. Gründungsphase befindet, wäre dieser Einblick sehr hilfreich um diese international großen Blogs vielleicht doch konkret einzuordnen…

Mit Freude habe ich den Beitrag von Klaus Eck zur aktuellen Studie im PR Journal gelesen. Das kurze Fazit spiegelt die Ergebnisse von Professor Lothar Rolke und Melanie Freda von der Fachhochschule Mainz wieder:

CEO’s und andere Entscheider legen sehr viel Wert auf ihre Wirkung und lassen daher ihren öffentlichen Auftritt von PR-Profis planen. Auf diese Weise wollen die Chefkommunikatoren vor allem positive Effekte für das Unternehmen erzeugen und Themen besetzen, über die sich die Firma profilieren kann.

Sicherlich ist das richtig, dass die erfolgreiche Kommunikation einer Planung unterliegt. Jedoch sehe ich persönlich das Bloggen, welches letztendlich eine weitere Form der öffentlichen Darstellung einer Person ist, etwas anders, zumal sich die Kommunikationsbranche in einem konsequenten Umbruch und gleichzeitigem Umdenken befindet. Für mich zählt ein bloggender Chef zum guten Ton eines Unternehmens. Wer nicht bloggt geht nicht mit der Zeit, und wer nach Schema F seine bloggenden Ziele verfolgt, kann auf Dauer nicht bei den Lesern punkten. Man muss als Blogger nicht alles immer nur persönlich und privat wiedergeben, aber das Bloggen als Kommunikation unterstreicht die Persönlichkeit und Authorität eines Menschen – insbesondere wenn Fachkenntnisse gepaart mit individuellen Informationen wie Tipps, Ratschlägen oder gar öffentlichen Aufrufen den Leser fesseln.

Diese Art der Personality PR mit dem Label „zwopunktnull“ ist absolut wichtig für den gelungenen Auftritt des Unternehmers in der Öffentlichkeit. Wenn man von den Klassikern und allgemein bekannten Gepflogenheiten im Geschäftsalltag absieht, sind jedoch nicht viele Unternehmer dazu bereit, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Ich empfinde es sehr schade, dass sich ein Unternehmer nur nach einem Leitsatz oder einer Maxime wie in obigem Fazit leiten lässt, denn so erweckt es den Anschein der Intransparenz. Jedoch ist das Bloggen ein absolut transparentes Geschäft. Offenheit und Persönlichkeit sind transparente Faktoren, die beim Schreiben die verbreitete Information so glaubwürdig machen.

Für mich in meiner Arbeit bei sevenload bin ich daher sehr stolz darauf, dass sich unser Unternehmen erfolgreich mit geballter Kraft der Öffentlichkeit stellt. Dafür sprechen die vielen Beispiele, wie wir auf den zahlreichen Events und Messen für sowohl User als auch Geschäftskontakte präsent sind, aber auch unsere hauseigenen Weblogs, an denen viele Teammitglieder beteiligt sind, sind ein Zeichen dafür, dass man die Kommunikation nicht unterschätzen sollte. Die zwei CEO Weblogs von Ibrahim Evsan und Axel Schmiegelow sowie das Fachblog von Thomas Bachem nebst meinem eigenen Weblog (diesem hier) sprechen für sich – abgerundet wird unsere Blogaktivität durch das sevenload Corporate Blog als Informationsmedium um die Plattform und das recht junge Community Blog, indem sich viele unserer Mitarbeiter zu zahlreichen Themen, die die Community von sevenload bewegt, äußern können.

Warum schrieb ich anfangs dabei „mit Freude“? Letztendlich glaube ich, dass wir mit dieser Art der Kommunikation bisher den richtigen Kurs gefahren sind. Es macht einen Stolz mit solch einem Team zusammen zu arbeiten und Dinge zu bewegen, so dass jeder seinen Teil beisteuern kann. Indem wir uns neben der klassischen Pressearbeit auch nah am User bewegt haben, konnte unsere Informationspolitik und die Wirkung des gesamten Auftritts viel erfolgreicher ablaufen als bei einem radikalen Verzicht auf die öffentlichwirksame Darstellung der beteiligten Personen. Ich kann jedem Unternehmen nur dazu raten, einen solchen Kurs einzuschlagen und sich nah an den Konsumenten, Usern, Kunden und auch Nicht-Kunden zu bewegen. Dabei ist es egal, ob es ein Start Up ist, bei dem man schon das Bloggen als Grundvoraussetzung sehen sollte, oder ein traditionelles Unternehmen, das sich einfach die Zeit dafür nimmt, ein paar Mal in der Woche oder zumindest regelmäßig im Monat den einen oder anderen Gedanken aufzuschreiben, weiterzudenken und der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Meine Aufforderung vor einigen Tagen hat gewirkt: Neue Pressemitteilung werden zum Glück nur noch an die dafür ausgewählte E-Mail-Adresse verschickt. Dennoch nervt es mich unglaublich, wenn einige Pressemitteilungen per E-Mail offensichtlich mit zukünftigem Datum abgeschickt werden, nur damit man sie immer als erstes für längere Tage im Postfach sieht.

> Date: Sun, 10 Jun 2007 12:24:56 +0200

Als ein Negativbeispiel könnte ich hier eine E-Mail zu nennen, die mich schon zumindest gestern erreichte und für Sonntag abgestempelt war. Sowas gehört sich doch nicht. Jeder Redakteur wird genervt sein, wenn eine E-Mail immer „on top“ zu lesen ist. In dem Fall verbrennt man sich den wertvollen Kontakt. Eine Berichterstattung über das Unternehmen schließe ich in solchen Fällen für die nähere Zukunft aus. Da kann man woanders ein paar dicke Fische jagen.