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Schaut man durch verschiedene Seminar-Angebote, findet man auch das Seminar „Social Media leicht gemacht“ aus dem Hause der W&V. Zuhörende Teilnehmer erfahren dort, wie man sich selbst und auch sein Unternehmen proaktiv und positiv durch die Kommunikation über Social Media in der Öffentlichkeit präsentiert. Themenschwerpunkte bilden dabei die rechtlichen Aspekte von Social Media, aber auch diverse Marketingoperationen für Facebook, Twitter & Co. Selbstverständlich nehmen Vertrieb und CRM entsprechende Anteile am gesamten Kommunikationsmix von Unternehmen. Auch der Erfolg will gemessen werden, doch dieser wird öfters durch die Aktionen einzelner Individuen geschmälert. Viele Mitarbeiter kommunizieren ohne Hand und Fuß in Social Media. Teilweise werden Kunden unter dem vermeintlichen Decknamen der Anonymität kritisiert, andernorts wird sogar über die IP-Adresse der Firma in Blogs, Foren oder Social Networks wie verrückt kommuniziert.

Nicht immer ist dies für ein Unternehmen von Vorteil. In dem aktuellen Fall eines Social Media PR-Gaus handelt nicht ein einzelner Mitarbeiter unvorbereitet oder schlägt mit einzelnen Kommentaren über die Stränge. Nein, das jüngste Beispiel einer äußerst bizarren Affäre im Social Web versetzt der medialen Weltordnung einen schweren Seitenhieb: Konstantin Neven DuMont, Verlegersohn und Herausgeber der „Frankfurter Rundschau“, wurde scheinbar als Autor von anonymen und kritischen Kommentaren im Weblog von Stefan Niggemeier identifiziert.

Diese Behauptungen und der daraus entfachte Streit resultierten in den letzten Tagen in einer medialen Schlammschlacht. Während die eine Seite behauptet, Konstantin Neven DuMont hätte die Kommentare eigenhändig verfasst, wird auf der anderen Seite wiederum die gesamte Story verneint. Hingegen wird die Verantwortung für die über mehrere Monate veröffentlichten Kommentare in die Schuhe von zwei Bekannten geschoben. Diese hätten sich unbefugten Zugang zu den digitalen Arbeitsmitteln des Vorstands und Herausgebers verschafft.

Fraglich an diesem ganzen Social Media PR-Gau sind jedoch zwei Aspekte, die eine aufklärerische Arbeit zu einem Medienspektakel in Form einer Schlammschlacht entwickeln lassen. Einerseits ist die Medienwelt höchst verwundert über das kommunikative Potenzial, das scheinbar aus der Feder eines hochangesehenen Verlegers stammt, von dem man solche mutmaßlichen Kommunikationsformen nicht erwartet hätte. Andererseits bewegt sich Stefan Niggemeier mit der Zuordnung sämtlicher Kommentare zu einer Person am Rande der datenschutzrechtlichen Möglichkeiten, weil die Verwendung der im Blog hinterlegten Daten ausdrücklich laut den Datenschutzhinweisen des Blogs nicht stattfinden würde.

Doch dann entwickelt sich eine unangenehme Seite dieses Für- und Wider-Spielchens, indem die fraglichen Kommentare sehr vertrauliche Insiderinformationen enthalten, die scheinbar niemand anderes an die Öffentlichkeit als die fragliche Person bringen konnte. Schon wird von einer Affäre „Konstantingate“ gesprochen und nahezu jeder Journalist und Blogger springt auf den Zug auf. Laut aktuellen Gerüchten will Konstantin Neven DuMont möglicherweise den Vorstandsposten beim Verlag M. DuMont Schauberg abgeben, womit der Streit über anonyme Kommentare seinen Höhepunkt findet.

Im Grunde genommen ist dieses Thema nichts Neues. Jeder Mensch, der sich im Netz mit seinen Äußerungen bewegt, hinterlässt seine digitalen Spuren. Wer genug Zeit hat, kann aus diesen Spuren lesen, wie es jeder gute Fährtenleser in der Wildnis kann. Nun definiert sich die Wildnis durch Blogs, die einstigen Klowände des Internets. Der Fährtenleser ist nur ein Journalist, der in der Regel genügend Objektivität und Spürsinn an den Tag legt, um aus den anonymen Spuren ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Und der von diesem Social Media PR-Gau Betroffene muss sich nun mit Fragen zu seiner Person als Führungspersönlichkeit konfrontiert sehen. Der nun angekündigte Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat und das Ziel, sich eher auf kreative Arbeit zu konzentrieren, darf als entsprechendes Signal und als Notbremse verstanden werden.

Nein, ich persönlich möchte niemandem etwas unterstellen. Die Story in den Medien ist mittlerweile schlimm genug, zumal auch einzelne Schicksale betroffen sind, die womöglich gar nicht im Rampenlicht stehen. Und dieses Debakel wirft in der Form scheinbar kein gutes Licht auf den Verlag und seine Führungsriege, aber gewiss aufgrund der gesamten Aufdeckungsarbeit auch ein mehr oder weniger schillerndes Licht auf den Medienjournalisten Stefan Niggemeier. Kurzum, vielleicht wäre auch der Besuch eines Seminars, das die Vorteile und Nachteile von Social Media sehr eindrucksvoll aufzeigt, gewiss für viele Medienmanager und Verleger von Vorteil, damit sich solche Momentaufnahmen wie diese einfach vermeiden lassen. Die PR-Abteilung eines Unternehmens hätte in diesem Fall gewiss kaum den Schaden minimieren können, da hier auch sprichwörtlich die Sau durchs mediale Dorf getrieben wurde und die vermeintlichen Indizien gegen jede positive Kommunikation sprechen.

Wahrscheinlich jeder Schreiberling fragt sich irgendwann einmal, zu welchen anderen Autoren hinsichtlich des Schreibstils eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt. Am heutigen Montag hatte es auch mich erwischt. Ich wählte zuerst einen längeren Artikel des Blogs aus, damit ich mich selbst analysieren konnte.

Sigmund Freud

Voilà! Mein Schreibstil, den ich in manchen Artikeln dieses Blogs an den Tag lege, ähnelt den Texten von niemand geringerem als Sigmund Freud. Einige aktuelle, leicht kürzere Varianten ähneln dem Stil von Ingo Schulze. Sehen wir vom Blog ab und denken einen Schritt weiter in Richtung Profession, lesen sich meine jüngsten Pressemitteilungen scheinbar ebenfalls wie Werke von Sigmund Freud oder von der Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy. Wer hätte das gedacht?

Wer möchte, darf seine eigenen Texte bei der FAZ auch analysieren lassen. :)

Press this! Not the button, but the Press. Kuscheln wir uns eng zusammen und schauen mal, was im Internet so los ist. Auf dem Heimweg las ich zufällig doch tatsächlich folgenden Artikel mit dem markigen ersten Satz: „Heute ist mein Blog bei der FAZ „gesperrt” worden.“ Zu Anfang dachte ich, meine Augen würden mich trüben. Das kann nicht wahr sein. Hier scherzt jemand. Doch tatsächlich wurde laut des Artikels das FAZ-Blog von Michael Seemann alias „mspro“ von der Redaktion abgeschaltet.

Zuerst war es nur ein einzelner Blogeintrag, doch dieser brachte den Stein ins Rollen. Fehlende oder nicht ausreichende Rechte an dem verwendeten Bildmaterial, wie in diesem Fall durch die Redaktion kritisiert wurde, stellen Verlage vor eine große Herausforderung. Bevor man eine Abmahnung oder Honorarforderung seitens des Fotografen oder Rechteinhabers riskiert, ist der schnelle Griff zur Deaktivierung von fraglichen Beiträgen durchaus gängige Praxis. Schließlich geht es um den Geldbeutel, der uns allen lieb und teuer ist. Dieser Grund für die Entfernung eines einzelnen Artikels wirkt auf den ersten Blick durchaus verständlich. Doch gerade an dem Punkt entwickelt sich eine sehr spannende Geschichte.

Nach Überprüfung des fraglichen Artikels stellt der FAZ-Blogger „mspro“ seinen Artikel selbstverständlich ohne das fragliche Bildmaterial online – mit einem Hinweis auf die Veränderung. Der alte Text wirkt gewiss auch ohne die Illustration. Der Leser darf am Inhalt teilhaben. Genau an diesem Punkt, und da empfehle ich durchaus den obigen Artikel zu studieren, sieht sich die Redaktion gezwungen, das Blog scheinbar restlos zu entfernen und wertvolle Inhalte schlimmstenfalls restlos zu vernichten.

Ich respektiere vieles und kann die Entscheidung zur Deaktivierung eines Beitrages aufgrund der fehlenden Bildrechte wirklich nachvollziehen. Aus der Business-Sicht sprechen viele Gründe für den Schutz vor Honorarforderungen bei Bildern. Aber den Tod eines ganzen Blogs und aller Artikel zu riskieren stellt fast schon einen eklatanten Widerspruch zur Pressefreiheit dar, die auch auf Blogs als publizistische Werke zutrifft. Der Autor wird zwar nicht durch staatliche Instanzen an der Veröffentlichung von Inhalten und der Meinungsbildung gehindert, sondern durch eine Redaktion selbst. Insbesondere die Tatsache, dass der fragliche Blog den Namen „crtl-verlust“, also den Kontrollverlust als Titel trägt, spiegelt die Ohnmächtigkeit der traditionellen Medien mit Lichtgeschwindigkeit wider. Was nicht passt, wird passend gemacht – oder abgestellt. Für die Redaktion der FAZ kann dieser Schritt, das Blog und seinen Autor zu entfernen, keinesfalls von Vorteil sein. Fast 60 Kommentare und unzählige Tweets machen seit wenigen Stunden die Runde.

Wenn das nicht der beste Weg zum Social Media PR-Gau für die Redaktion ist? Wollen wir es mal nicht hoffen und darauf setzen, dass sich alle Beteiligten zusammen finden und die mögliche Kurzschluss-Reaktion noch einmal in aller Ruhe überdenken. In dem Fall des Eingeständnisses eines Fehlers kann ich nur darauf plädieren, auch mal die Fünfe grade sein zu lassen, wenn der „crtl-verlust“ wieder hergestellt wird.