Wer Mails verschickt, muss immer damit rechnen, dass der Adressat nicht sofort die Mail liest. Die Abwesenheitsnachricht oder Out-of-Office-Reply ist meist öde, langweilig und ja, da will man auch gar nicht weiter nachforschen. Dann lieber abwarten, bis der Kontakt wieder erreichbar ist. Doch diese automatische Mail brachte mich heute herzlich zum Lachen, aber auch zum Nachdenken:

Hello,

I am away from the office for a surgical procedure to have my heart and brain removed so I can become a part of the management team.

Bobby *** will be checking my e-mails for anything that needs immediate attention. You may also contact Bobby at *** or call ***.

Oh…come on..I’m just kidding. I like my organs!

Wasn’t it fun reading something besides the usual ol‘ boring auto reply?

Colleen ***

Die personalisierten Kontaktdaten habe ich durch *** ersetzt. Natürlich ist es hier auch nur eine Frage der Zeit, bis die betreffende Person mit ihrer Abwesenheitsnotiz dem Managementteam selbst auffällt. Im Namen des Unternehmens in solch einer Form über die Führungskräfte zu sprechen, das bedeutet oftmals im Geschäftsleben das spontane Karriereende – und das sowohl für Management als auch Angestellte. Es kommt fast einer Rufschädigung gleich, und aus gutem Grund verzichtete ich oben auf die klare Kenntlichmachung der beteiligten Personen. Wer natürlich einen beruflichen Neuanfang sucht oder seine positive Online-Reputation ins Negative verdrängen möchte, kann sich ja mal kräftig beim nächsten Urlaub aus dem Postfach lehnen. Das Ergebnis ist bestimmt sehr fruchtbar.

Staatliche Mittel stehen auch der Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Natürlich sind die Bundesämter, Bundesagenturen, Bundesbeauftragte und viele mehr dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit zu informieren. Doch wenn man einen durchaus teuren Anbieter zum Versand von Pressemeldungen zweckentfremdet, um eine Testmeldung zu versenden, dann fragt man sich wieder, was mit unseren Steuergeldern in den einzelnen Haushalten so angestellt wird – und ob es nicht doch eine bessere Verwendungsmöglichkeit dafür gibt.

Dies ist eine Testmeldung
Wiesbaden (ots) – Dies ist eine Testmeldung

Immerhin ist die Meldung kurz und knapp, denn in der Kürze liegt die Würze. Gewürzt wird hier also mit einer Note von Blasphemie. Der Originaltext wäre eigentlich ein Teil vom ots-Pressefach des Statistischen Bundesamts. Leider wird diese Meldung dort nicht dargestellt, aber die E-Mail an die einzelnen Kanäle „ots-Wirtschaft“ und „ots-Finanzen“ erreichte mich heute gegen 12:25 Uhr. Diesen Test hätte man sich auch sparen können.

Wer sich beruflich im Internet aufhält, wird über kurz oder lang ein eigenes Profil auf irgendeiner Seite hinterlegen, und sich sehr wohl dabei fühlen. Heutzutage stellen wir ja allerhand Informationen von uns ins Netz und betreiben damit aktiv einen digitalen Seelenstriptease. Was damals die eigene Domain mit ein paar rudimentären Informationen war, ist heute ein Blog, ein Twitter-Account oder ein Profil bei XING. Zumindest sollte man sein Profil in den Businessnetzwerken wie XING oder LinkedIn so aktuell wie nur möglich halten. Ein Großteil meiner Kontakte betreibt ihr Online-Reputationsmanagement zumindest regelmäßig und ist damit auch recht erfolgreich. Ein Inspirationsbeispiel gebe ich anhand meines eigenen Profils.

Doch ein erschreckendes Phänomen zeichnet sich in diversen Social Networks ab. Egal ob bei XING, Flickr, Facebook, sevenload, YouTube oder sogar bei last.fm: Manchmal sind unsere lieben „Digital Natives“ gar nicht mehr so erpicht darauf, sich in der Welt von Social Media kontinuierlich aktiv auszutauschen und ihre Profile mit aktuellen Informationen zu pflegen. Der Witz an der Sache ist, dass man schon mit wenigen Klicks auf verwaiste Profile gelangt. Ich möchte natürlich niemanden hier bloß stellen, daher auch keine Namen. Im eigenen Kontaktkreis finden sich wiederum ehemalige Arbeitskollegen oder selbst Kommilitonen aus vergangenen Studienepochen, bei denen man sich doch fragen muss, warum seit Monaten oder gar Jahren keine Veränderung mehr eingetreten ist – obwohl man genau weiß, dass sich etwas getan haben muss. Google vergisst ja bekanntlich nicht, und der Mensch bedient sich selbiger Mechanismen, um über seinen Kontaktkreis informiert zu sein. Ist die Online-Reputation denn heute nicht mehr viel Wert? Mein gut gemeinter Rat an alle diejenigen, die sich mit ihren Profilen im Web aufhalten: Mutiert nicht zu Social Zombies! :)

Weitere Informationen bietet dazu natürlich Klaus Eck in seinem Blog zum Unterthema Reputationsmanagement oder in seinem Buch „Karrierefalle Internet. Managen Sie Ihre Online-Reputation, bevor andere es tun! Kurzum, ich empfehle mittlerweile, dass man ja nicht überall mit seinem Gesicht in den Social Networks vertreten sein muss. Doch die aktuellen Bestände an Profilen gehören zumindest regelmäßig gepflegt oder nach Aktualität priorisiert und mit einer einheitlichen Aussage verpackt.

Wenn wir im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit und Markenkommunikation mit von der Partie sein wollen, setzen wir natürlich auf diverse Zugpferde. Pressemeldung. Journalistenkontakte. Blogger. Peers. Gastkommentare. Gastbeiträge. Vorträge. Keynotes. Diskussionen. Spam. Man beachte diese Hervorhebung. Klar, wer es braucht, der spammt. Mache ich auch von Zeit zu Zeit. Das kommt ja in den besten Kreisen vor. Meist nutze ich Twitter dazu und ballere den einen oder andern Link an das „Folge-Volk“ raus.

Wovon ich jedoch offen und ehrlich jedem Kommunikator abraten möchte ist folgendes: Bitte schreibt keine Communities bzw. deren User über direkte Nachrichten an, bewerbt ein Portal bzw. einen Service damit und hofft auf hohe Abschlussquoten in Form von Registrierungen. Sowas funktioniert nicht. Der mündige User wird euch binnen weniger Sekunden als Spam outen. Für Social Media ist das nichts anderes als Social Spam. Ganz neu bei Twitter wird das als #socialspam verhashtaggt. Eine Rettung der öffentlichen Kommunikation ist in dem Fall auch kaum möglich. Die Community reagiert amüsiert, erbost und mit Abscheu. Das Kind fällt in den Brunnen und ist nicht mehr zu retten. Zwar erwirkt man mit der nötigen Portion an Transparenz und Authentizität einiges in der Kommunikation für ein Unternehmen oder für einen Kunden, doch in dem Fall von Social Spam wäre hier die Schadensbegrenzung für die Online-Reputation eines Unternehmens langsam aber sicher von Vorteil.

Drum merke: Wer etablierte Communities mit einer klaren Kaltakquise angehen möchte, wird kurzfristig auf harte Mauern stoßen, die unüberwindbar jeder Kontaktaufnahme standhalten werden. Und wer sich jetzt fragt, worum es geht, der sollte ein wenig im Netz recherchieren… also, lieber kein Social Spam in etablierten Communities veranstalten. :)

Julian, Sarah, Martin und Conny haben eines gemeinsam. Sie sind bei Twitter und zwitschern dort fröhlich zu ihrem bunten Treiben im Namen von Ikea. Schließlich haben wir die Zeit erreicht, in der es in einem der größten Möbelhäuser Europas nur voll von „Midsommar“ ist. Dieses Jahr gibt es sogar die „Midsommar-Tour“ mit einer eigenen Kampagnen-Homepage. Man ist auf der Suche nach Schnäppchen, die es halt zu dieser Zeit so gibt. Die Tour soll quer durch Deutschland gehen, im Blog wird fleissig über den Stand der Dinge protokolliert – nebst der Bewerbung des einen oder anderen Angebots.

Ikea midsommar

Nebst den üblichen Werbemaßnahmen in den gängigen traditionellen Medien ist diese Aktion recht neu. Gelesen oder gehört habe ich zumindest davon noch nichts. Im offiziellen Pressebereich liest man bisher keine Meldung zu dem Thema. Bestimmt hebt man sich diese Homestory im Falle eines Erfolgs auf. Vielleicht ist es auch nur an mir vorbei gegangen, während die ganze Welt sich schon darüber im stillen Kämmerlein dazu austauscht. Doch durch den Follower, personifiziert in Form des @julianMidsommar, konnte ich zumindest etwas davon mitbekommen. :)

Alles in allem muss ich feststellen, dass diese Kampagne ganz nett ist. Ein kollektiver Roadtrip auf Abwegen. Standards und die Erlebniswelt von Social Media kommen gleichermaßen zum Einsatz. Damals zur Zeit von Nils und der Kampagne „Warte bis September“ gab es jedoch gerade in dem Punkt eine viel intensivere Erlebniswelt. Man konnte einen wildfremden Menschen beobachten und ihn anrufen, anchatten, anmailen – während die Kamera konsequent drauf hielt. Man hatte die Emotionalität der Interaktion sehr innovativ umgesetzt. Die Einrichtung des Zimmers wurde dabei sogar zur reinen Nebensache, und der virale Faktor steigerte sich umso mehr. Wird der Roadtrip der vier Ikea-Freunde zum „Midsommar-Fest“ ein einigermaßen gleiches Ergebnis in der Blogosphäre nach sich ziehen?

Nur noch wenige Stunden und wir alle stehen vor einer Wiederholung des berühmten Y2K-Bugs. Die mysteriöse „Twitpocalypse“ deutet darauf hin, dass die individuelle Identifikation für jeden einzelnen Tweet, der bei Twitter rausgejagt wird, sich bei 2,147,483,647 Tweets maximiert. Hilfe, wir werden alle untergehen, wenn unser geliebtes Nummer Eins Tool für Microblogging (oder wie ich es gerne als Social Chat Programm bezeichne) den Geist aufgibt.

Aber alles halb so wild. Sehen wir es aus technischer Sicht, ist dies meiner Meinung nach absoluter Blödsinn. Das klassisch verwendete Integer-Maß ist doch mittlerweile für solche unglaublich datenlastigen Anwendungen wie Twitter einfach out-of-date. Schon der Int64 bringt es auf 9.223.372.036.854.775.807 maximale Werte im „signed“-Bereich, und im „unsigned“-Bereich sogar 18.446.744.073.709.551.615 – der Int128 bringt es sogar auf einen Wertebereich von stolzen 1,70141*1038, falls eine 128-Bit Technologie im Einsatz wäre, was wiederum sehr teuer ist. Bis wir das aber alles durchtweeten, ist Twitter schon verkauft und nicht mehr gehyped – so in zwei oder drei Jahren mit exponentiellem Wachstum und dem wilden Treiben von Social Media Spammern. :)

Mir scheint, das diese Twitpocalypse nur eine ziemlich clevere Werbeaktion für die iPhone Applikation von wherecloud namens „Reportage“ ist – aber mehr auch nicht.

Personalmeldungen sind was feines, wenn man sich mit neuen Mitarbeitern im Team rühmen kann. Doch wie geht man vor, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt? Es gibt zwei generelle Möglichkeiten: Entweder man trennt sich öffentlich, oder man schweigt sich zu dem Thema aus.

Doch was sich heute im Blog bei myON-ID oder im Twitter-Account des Unternehmens so liest, kann meiner Meinung nach gar keine positive Stimmung verbreiten. Öffentlich trennt sich die Online-Plattform, die ihres Zeichens ein Spezialist für „Online Reputation und Identity Management“ ist, von einem Mitarbeiter – und zwar überhaupt nicht in der Form, wie man es sich von einem Spezialisten für „Online Reputation“ wünscht:

myON-ID beendet mit sofortiger Wirkung jegliche Zusammenarbeit mit Sebastian K***.
Christian S*** führt die Tätigkeiten im Bereich OpenWeb fort.
Die myON-ID Geschäftsführung

Drei Zeilen? Das ist doch nicht PR. Das ist doch nicht öffentlichkeitswirksam. Das ist ziemlicher Bockmist. Personalmeldungen sind nicht dazu da, um jemanden öffentlich zu diskreditieren. Den Namen des Betroffenen habe ich bewusst in meinem Blog geschwärzt. Und das ist genau hier der Fall. Wenn man sich trennt, erfolgt dies einvernehmlich oder aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Wie auch immer der Personalabbau erfolgt, ich habe selten solche dreisten Dreizeiler gelesen. Personalmeldungen mal ganz anders. Ja, so kann es auch gehen. Ziemlich daneben.

Die Blogosphäre reagiert entsprechend bei Christoph Salzig, Till Aichinger, Bernhard Jodeleit, Failersuche, Oliver Berger, iForia und Parkrocker – und bei Twitter oder bei Rivva kann man nahezu live mitverfolgen, dass das Social Web zumindest im Moment nicht von dem Vorfall fasziniert ist.

Nachtrag:
Ich habe heute noch mit Mario Grobholz, Geschäftsführer von myON-ID, über das Thema telefoniert. Ich verstehe mittlerweile die Hintergründe des besagten Blogeintrags, möchte jedoch dieses Thema damit beruhen lassen. Kommunikation im Zeitalter von Social Media ist eine Herausforderung für jeden – ob PRler, Geschäftsführer oder Mitarbeiter – wir alle stecken letztendlich in einem Boot. Dieses Beispiel sollte für andere lehrreich sein, die Fehler nicht zu wiederholen.

Endlich ist es soweit! Unsere Branche vergibt ihre höchsten Preise. In den Köpfen jedes PRlers schwebt mittlerweile das Wort „PR-Preis“ so greifbar nah. Doch ich musste beim „Headline-Screening“ dieser Meldung am gestrigen Tage schon etwas schmunzeln, obwohl ich ja genau wußte, welcher Inhalt der Meldung folgt: „Der Internationale Deutsche PR-Preis“ ist ausgeschrieben.

Momentchen – gleich international und deutsch? Bedarf der diesjährige „Internationale Deutsche PR-Preis“ mit genau dieser neuen Namensgebung jetzt Erklärungsnot? Sind wir jetzt international, oder sind wir jetzt deutsch? Gibt es einen territorialen Mix? Sind besondere internationale Agenturen oder PRler gefragt, die sich speziell auf dem deutschen Markt von der Öffentlichkeitsarbeit beflügelt fühlten? Oder sind doch nur Deutsche von diesem Preis angesprochen, die sich auf internationaler Ebene mit einer gewagten Aktion einen Namen machen konnten? Stop, Cut!

Natürlich ist mit dem diesjährigen PR-Preis der gesamte deutsche Sprachraum gemeint, sprich Deutschland, Österreich, die Schweiz und im Prinzip jede Region, wo noch Deutsch gesprochen und geschrieben wird. Um es aber einfach zu erklären: Zielgruppe sind deutschsprachige PRler oder Agenturen mit deutschsprachigen Kampagnen – natürlich sehr gerne mit internationalem Flair!

Vergeben werden in diesem Jahr folgende Preise:

  • Der Internationale Deutsche PR-Preis 2009 in insgesamt 24 Kategorien
  • Der Deutsche Image-Award für Manager und ihre Kommunikationsberater
  • Kommunikator und PR- Kopf des Jahres
  • Albert Oeckl-Preis als akademischer Nachwuchspreis
  • inkom. Grand Prix für Mitarbeiterzeitschriften
  • sowie die Auszeichnung für die besten Prüfungen zum PR-Berater/-Referent (PZOK)

Im Prinzip besteht die Möglichkeit, dass jeder hier Punkten kann. Also ran an die Bouletten und ran an den Speck! Denn eines ist sicher: Der Einsendeschluss der Bewerbungen ist der 30. April 2009.

Eines der wichtigsten Herzstücke der Pressearbeit ist und bleibt der Verteiler. Die Wichtigkeit der individuellen Erstellung und regelmäßige Pflege von Verteilern müssen PRler sich immer wieder vor Augen führen. Meist fällt diese Aufgabe unter den Tisch, auch ich stelle nach einigen Wochen immer wieder fest, dass die Verteilerpflege nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Prinzip ist dies ein Kardinalfehler, bei dem sich jeder am eigenen Ohr ziehen darf. Doch am Ohr ziehen ist nur eine Möglichkeit, sich selbst rechtschaffend mit dem Thema auseinander zu setzen. Pressearbeit wird immer moderner, wir müssen uns auch mit einem Verteiler beschäftigen, der mehr als nur gut ist. Er muss Journalisten und Bloggern gerecht werden. Doch kann man beide Arten strikt trennen oder müssen die Informationen für beide Arten der Veröffentlichung gemischt werden?

Mit einem guten Verteiler erreicht die Pressearbeit seine Ziele. Alle und wirklich alle Medien sind hier vollständig aufgelistet, die für die eigenen Themen der Pressearbeit in Frage kommen. Neben den zentralen Kontaktdaten sind auch Informationen über Erscheinungsweise und Reichweite essentiell. Die vollständigen Kontaktdaten der einzelnen Redakteure und Journalisten runden den Verteiler über alle Mediengattungen wie TV, Print, Online, Radio und mittlerweile Social Media ab. Social Media is the key – so sagt man zumindest. Wäre die Welt doch so einfach, sich nach den Wünschen der einzelnen Menschen zu offenbaren, dann hätten wir ein wunderschönes Szenario für Public Relations gefunden. Jeder potentielle Kontakt zu Journalisten, Kommunikatoren und Medien würde sich bereitwillig dazu erklären, Presseinformationen regelmäßig wohl dosiert per E-Mail zu empfangen. Doch wir sind hier ja nicht bei „Wünsch Dir was“, denn die Realität sieht anders aus: objektiv nachforschen, freundlich nachfragen, bewusst nachbohren, sinnvoll nachrecherchieren bis ein Verteiler up-to-date ist. Diese Arbeit fällt leicht, aber sie raubt die Zeit. Und vor allem im Umfeld von Social Media ist hier kein traditionelles Vorgehen gefragt.

Wie können Redaktionen die Public Relations Manager dieser Welt erleichtern? Einige sehr online-affine Redaktionen nutzen zentrale Sammeladressen und Verteilersysteme, um alle Redakteure mit Presseinformationen zu versorgen. Vor allem setzen kleine bis mittelgroße Online-Angebote auf diese Option. Natürlich fällt bei zentralen Sammeladressen viel unter den Tisch, doch erleichtert diese interne Struktur der Redaktionen wiederum die regelmäßige Recherche. Wenn einige Kontakte mit direkten E-Mail-Adressen die Position oder den Arbeitgeber wechseln, kommt oft eine ewige Abwesenheitsnotiz, ein Bounce oder der Hinweis, dass man die redaktionelle Arbeit auf andere Bereiche verlagert hat. Manchmal wird man noch nicht einmal benachrichtigt und stellt bei der regelmäßigen Pflege des Verteilers überraschend fest, dass der Kontakt seit einiger Zeit im Nirvana verschwunden war. Im schlimmsten Fall möchten Kontakte die Presseinformationen überhaupt nicht haben, weil schon genügend Informationen über bezahlte Verteilersysteme wie ots/newsaktuell oder press1 das Postfach zum Überlaufen bringen. Agenturen wie dpa oder Reuters jagen in Deutschland unzählige Meldungen über ihre Redaktionsterminals, internationale Kommunikations- und Presseagenturen versorgen weltweit die Journalisten mit inhaltlich interessanten, aber oftmals schlecht übersetzten Texten. Von den kostenlosen Diensten eine Pressemitteilung zu veröffentlichen mal abgesehen, birgt vor allem Online-PR im Umfeld von Social Media viele Chancen und Potentiale, aber auch unglaublich viele Risiken.

Wie war das nochmal mit den Bloggern? Wie kann man nur im Umfeld der Social Media insbesondere den individuellen Anforderungen eines Bloggers gerecht werden? Vor einiger Zeit schrieb ich in 2007 hierzu einen längeren Artikel, der im Netz positiven Anklang erhielt. In der Praxis erübrigte sich jedoch mittlerweile die Ansprache von Bloggern. Sind wir doch einmal ehrlich zueinander: Blogger sind keine Redakteure, sie sind einfach anders. Das ist auch gut so. Ich selbst spüre es am eigenen Leib. Ganz persönlich reagiere ich kaum auf fremde Presseinformationen, die mir für mein Blog zur Veröffentlichung zugespielt werden. Ich schaue mich gegebenenfalls interessiert auf den jeweiligen Angeboten um, habe aber kaum Zeit einen Artikel zu schreiben – selbst wenn ich es wollte. Vielleicht liegt es auch an den Themen, mit denen man als Blogger versorgt wird. In der Regel sind diese den Themen der klassischen PR gleichzusetzen. Viele Pressemeldungen behandeln darüber hinaus die Dinge, die nicht zu meinen persönlich präferierten Themenfeldern passen. Social Media, Web 2.0, Public Relations, Medien, Marketing und die Blogkultur sind für mich relevant. Andere Blogger sind vielleicht die Crème de la crème der Deutschen Blogcharts oder Lesercharts, doch selten sind sie für PR-Themen offen – außer es handelt sich um Journalisten und Fachleute, die das jeweilige Blog betreiben. Und ich spreche aus Erfahrung: Einen Blogger zielgerecht mit Informationen zu versorgen ähnelt mittlerweile der Sysiphos-Arbeit.

Die Branche meint immer öfters zu vermelden, dass unzählige Blogger auf heiße Informationen und Neuigkeiten wissbegierig warten. Welche Blogger sind denn so heiß auf Presseinfos? Im Grunde genommen sind es doch gar nicht so viele. Meist handelt es sich um virale Aktionen, die bei Bloggern Anklang finden. Über diese Themen wird berichtet. Oder über schmuddellige Affären und Schlammschlachten, die auf Kosten von anderen ausgetragen werden. Selbst ich gestehe, dass ich daran desöfteren Interesse habe. Das ist auch gut so, doch einen positiven Effekt der PR-Arbeit mit Bloggern lässt sich kaum messen. Wenn man die Blogosphäre analysiert, stellt man dies ernüchternd fest. Außerdem kommunizieren viele Blogger nicht eindeutig, ob Sie Presseinformationen überhaupt per E-Mail erhalten möchten oder nicht. Die Kontaktaufnahme über Verteilerlisten wird dann durch fehlende E-Mail-Adressen erschwert. Im Idealfall landet man mit seinen Pressetexten auf einer Blacklist oder wird generell bei Webmail-Providern ohne das eigene Zutun in einen Junk- oder Unbekannt-Ordner verschoben. In dem Fall liebe ich Verteiler ganz außerordentlich und komme mir manches Mal vor wie ein Spammer. Im Grunde genommen ist es nur eine Gradwanderung zwischen Spamming und dem Versand von Presseinformationen. Man schreibt eine Vielzahl von Kontakten an und hofft auf Veröffentlichung. Blogger sind darüber hinaus wesentlich reizempfindlicher als Journalisten.

Festzuhalten bleibt, dass selbst der aktuellste Verteiler primär dazu dienen wird, die Kontakte zu Journalisten zu erfassen und zu pflegen. Hiermit kann man seit Jahren punkten. Blogger sind dabei nicht gut aufgehoben. Blogger über persönliche Anschreiben oder über Verteiler sind kaum zu erreichen. Nun frage ich mich natürlich, ob ich der einzige im Bunde bin, der die Welt der PR im Umfeld von Social Media so sieht… was meinen denn die lieben Leser hierzu? Ist das ein wenig „Wunsch-PR“, wie ich im Titel schrieb? Oder kann man doch den Grad zwischen Public Relations und Social Media Relations wandern, und alle Seiten gleichermaßen mit Presseinformationen zu bedienen? Ein Tipp am Rande noch: Old-School ist wieder in. Ich werde eine ganze Masse an potentiellen Kontakten persönlich per Mail und/oder Telefon anfragen. Dieser Aufwand gleicht einer Sysiphos-Arbeit, die einen qualitativen Super-Verteiler im Ergebnis tragen wird. :)

Vor einigen Tagen schrieb ich noch ein paar Gedanken zum Thema des möglichen Verkaufs von Twitter. Jede Finanzierung bedeutet über kurz oder lang der Weg zur Monetarisierung des Geschäftsmodells. Bisher war der Dienst für jeden umsonst, doch jetzt berichtet Brand Republic über die wahre Methode, wie Twitter seinen Dienst monetarisieren möchte.

Co-founder Biz Stone told Marketing: ‚We are noticing more companies using Twitter and individuals following them. We can identify ways to make this experience even more valuable and charge for commercial accounts.‘ He would not be drawn on the level of charges.

Sorry Biz, aber die Idee ist grundsätzlich interessant, aber in der Durchführung kaum realisierbar. Monetarisierung hin oder her, die Nutzung von Twitter für Unternehmen ist insbesondere für die Kommunikation in Marketing und Public Relations essentiell geworden. Microblogging ist hip und trendy, der Hype schlechthin. Professionals der ganzen Welt setzen auf Microblogging mit Twitter und mischen dabei unwillkürlich das unternehmerische und professionelle mit dem persönlichen Inhalt.

Da stellt sich doch die Frage: Wieso wollt ihr die Nutzung von Twitter für offizielle Accounts von Unternehmen nicht mehr kostenlos anbieten? Wie unterscheidet man zwischen einem Twitter-Account, der von Personen und nicht von Unternehmen genutzt wird? Mein Account bei Twitter ist hochgradig persönlich. Doch in gewissen Momenten schiebe ich Tweets zum Thema meines Arbeitgebers in Form einer URL auf ein Video durch, das eine oder andere Mal poste ich auch Links zum Thema Public Relations oder diskutiere darüber via Twitter. Würde ich damit für meinen Twitter-Account bezahlen müssen, wenn ich nicht nur die Belanglosigkeiten des Lebens in den Orkus jage?