Es fiel ein Sack Reis um. Nicht in China, sondern diesmal in Deutschland. Wahrscheinlich von der Laderampe irgendeines El-Kawehs, dessen Frachtpakete nicht mehr nach Ägypten transportiert werden dürfen. So regen sich unzählige Menschen darüber auf, dass einige wenige Menschen sich eine kleine goldene Nase verdienen wollen: Einen handfesten Skandal wollte netbooknews.de-Blogger Sascha Pallenberg aufklären. Dem Autoren wurden vertrauliche Informationen zugespielt, dass rund 100 Blogs für einen Artikel mit Link auf ein bestimmtes Online-Angebot ganze fünfzig bis siebzig Euro pro Kopf verdient haben sollten.
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Zeit für eine neue Serie. Keine Sorge, es geht hier nicht um schnöde TV-Highlights. Vielmehr möchte ich hier im Blog ein paar kreative Köpfe vorstellen, deren Werke mir gefallen. Seit Jahren konsumiere ich unzählige Blogs und mein Feedreader platzt mittlerweile vor so vielen interessanten Autoren, dass ich dieses Wissen und so manche Schätze und Perlen teilen möchte. Die Themen dieser Blogs stammen aus den flinken Händen fähiger Geister, die in digitaler Askese das Gedankengut notieren. Ich möchte künftig in regelmäßigen Abständen einige dieser Schreiberlinge für mich persönlich in meinem eigenen Blog festhalten und zugleich meinen Lesern vorstellen. Viele davon sind Euch bestimmt bekannt, doch selbst in diesem Fall versuche ich jede meiner Vorstellungen näher zu erläutern und zu begründen. Viel Spaß am heutigen Abend mit…

Meeta Khurana Wolff
Wer hungrig ist, sollte definitiv einmal bei What’s for lunch, Honey? das eine oder andere Rezept nachlesen und sich eine Abwechslung von „Pommes Schranke“ gönnen. Besonders in der Mittagspause liefert diese Bloglektüre einen gänzlich anderen Blick auf so manche kulinarische Köstlichkeiten. Wirklich abwechslungsreich ist die Tatsache, dass das Blog einen internationalen Fokus besitzt, wie bereits beim ersten Einblick durch die englischen Texte vermittelt wird. Auch die Rezepte zeugen nicht von Langeweile, was Kulinariern gewiss die Tür öffnen mag.

Meeta, die Autorin dieses Food-Blogs, lebt in Weimar und scheint zumindest laut ihren eigenen Angaben auf ein abwechslungsreiches Leben im Hotelgewerbe zurückblicken zu dürfen. Die gebürtige Indierin folgte den Fußstapfen ihres Vaters und studierte Hotel Management. Dort erlernte und erlebte sie Essen, was sich als ihre individuelle Leidenschaft entpuppte. Gleichzeitig ist sie nicht nur eine kreative Schreiberin, sondern fotografiert ihre Genuss-Kreationen. Die äußerst guten Aufnahmen haben ihr zudem einen gewissen Namen in Szenekreisen verschaffen können, so dass sie eigene Workshops zur Fotografie von Essens- und Genusswaren anbieten kann. Persönlich habe ich Meeta noch nie kennenlernen dürfen, aber vielleicht findet man ja auch den Kontakt direkt auf dem einen oder anderen Event rund um Blogs, Social Media oder Gastronomie. Viel Spaß beim Lesen von What’s for lunch, Honey? :)

Wird RSS sterben, weil’s keiner mehr nutzt? Wird RSS in den künftigen Browsern keine Rolle mehr spielen? In der Blogosphäre macht der typische Jahresanfangs-Unkenruf seine Runde, der seinen Anfang in einem sehr ausführlichen Artikel nahm. Kritisiert wurde eine aktuelle Usability-Analyse zu Firefox 4.0 Beta, der künftig ohne das typische RSS-Icon in der Adresszeile auskommen soll. Selbst Google Chrome besitzt kein ergänzendes RSS-Icon mehr. Wer darauf besteht, muss sich erst eine kostenfreie App aus dem Webstore installieren.

Bricht jetzt eine Weltordnung zusammen? Seit Jahren dominiert RSS das geekige Leben. So lauschet und horchet auf: Wo bleibt nur RSS – etwa auf der Strecke?

Nein, RSS wird keinesfalls seine Relevanz verlieren. Aber die Wirkung und Wahrnehmung von RSS im alltäglichen Gebrauch wird sich definitiv verändern, schließlich war damals doch alles anders. Die meisten Nutzer verstehen heutzutage scheinbar nicht die Funktion hinter dem kleinen Button im Browser. Nur wer als „Newbie“ nachforscht oder sich konkret damit auseinandersetzt, wird das Prinzip von RSS in den abonnierbaren und selektierbaren Informationen erkennen. Zudem ist der Begriff im deutschen Sprachgebrauch hinsichtlich „abonnieren“ auch leicht irreführend, schließlich bekommt der Nutzer kein „Zeitungsabo von der Webseite“ per Post zugestellt. Die Tatsache, dass RSS schlichtweg ein recht universelles Informationsverbreitungspaket über XML bereitstellt, wird in dieser Diskussion um Usability auch generell unterschlagen. Mittlerweile sucht der Mensch weniger nach Informationen, wie es bei RSS durch die Selektion der Nachrichten erfolgt.

Wir werden von den Informationen gefunden – das weiß doch jedes Kind. Wir selbst bedienen uns dabei anhand von Facebook oder Twitter. Man bedenke nur die allgemeinen Probleme des Zeitmanagements beim Konsum von RSS Feeds. Und man sollte auch bei den aktuellen und künftigen Nutzern davon ausgehen, dass sie akute Usability-Probleme mit RSS in den nächsten Jahren haben werden. Älteren Nutzern ist dieses RSS-Abonnement absolut nicht ohne eine erklärende Einführung beizubringen. Sie repräsentieren nicht unbedingt die Technikfreaks mittleren Alters. Auch die jüngeren Nutzer greifen zu oft zum „iToy“, um Informationen aus dem digitalen Orbit zu konsumieren. Alles wird anders und wir spüren diese Entwicklung jetzt bei der Diskussion über die Integration von RSS als visuelles Objekt in den modernen Browsern – und durch neue Methoden für die von Lesegeräten und/oder Clients unabhängige Publizierung von Inhalten.

In Zeiten eines globalen Internets, das die Hürden der Kommunikation auf ein Minimum senkt, zeichnen sich die Politiker in Deutschland mit bisher ungeahnter Dreistigkeit aus. Der neue Jugendmediendienstestaatsvertrag soll ab kommendem Jahr die jüngeren Mitbürger noch besser als bisher vor manch einschlägigen Online-Angeboten schützen.

Ich bin kein Rechtsexperte, doch die Medien berichten ziemlich haargenau: Ab 1. Januar 2011 muss also jeder Anbieter seine Webseiten auf eben diese jugendgefährdenden Inhalte überprüfen. Zudem müssen die Inhalte klassifiziert und zum Schutz der Jugend vor diesen Inhalten geeignete Maßnahmen getroffen werden. Wer die Verunstaltung von DVD-Covern bereits nicht schön findet, sollte sich schon heute an die ähnlich lautenden Klassifizierungsstufen in den Altersfreigaben ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren gewöhnen – auch für Blogs?

Ja, denn dies soll verpflichtend für die Inhalte von jeder Webseite gelten. Alternativ können Inhalte zeitbeschränkt werden und nur zu bestimmten Zeiten, also in der Abendzeit, online sichtbar sein.
In einem globalen Internet ist dies jedoch sehr lächerlich, da eine Zugangsbeschränkung schon davon abhängig ist, in welcher Zeitzone man sich befindet. Auch der Sitz des Anbieters spielt eine wichtige Rolle, schließlich gilt der JMStV nur für Deutschland. Das globale Internet von Deutschland zu reglementieren ist ein Widerspruch an sich.

Auch für den gemeinen Blogger vom Typus eines kommunikationsfreudigen, öffentlichkeitssuchenden Meinungsmachers bedeutet die Novellierung des JMStV eine neue Anpassungsgabe, der wohl kaum jeder gerecht werden kann. Schließlich muss fast jedes Online-Angebot sich den neuen Herausforderungen des #JMStV beugen, weil der JMStV Bußgelder für Verstöße vorsieht. Ich habe keine große Lust dazu, mein privates Blog vom Netz zu nehmen.

Da ich auch keine Zeit und Mühe investieren möchte, jeden Inhalt auf die verschiedenen Altersklassen zu prüfen, pauschalisiere ich alles. Deswegen prangert vorsorglich ab heute ein plakatives Zeichen oben im Blog – „Blog ab 18“. Die Inhalte kann ich nicht überprüfen. Insgesamt stünden 2.564 Artikel, 7.932 Kommentare und 3.452 Tags allein in diesem Blog zur Prüfung an.

Die Zeit fehlt mir, und das notwendige Expertenwissen für die jeweilige Unterteilung in Altersklassen fehlt mir. Ich möchte mit meinem Angebot auch keine Kinder erreichen, schließlich schreibe ich auch Dinge, die für unter 6-jährige wirklich nicht geeignet sind. Was interessieren die sich für PR, Social Media oder Marketing? Von diesen Dingen verstehen sie meistens auch nichts. Als Vater weiß ich das sehr wohl. Da zählen Stofftiere, Spielzeug, Bausteine oder Fahrradfahren für die Kleinsten. Daher gilt ab sofort: Das Mitlesen in diesem Blog ist ab sofort für Euch verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid.

Mal ganz ehrlich: Deutschland verbaut sich jegliche Chancen, auf dem internationalen Markt im Internet aktiv und agil mitzumischen. Der JMStV torpediert mit seiner Unlogik auch manches Geschäftsmodell, das auf Inhalte setzt und natürlich entsprechende Werbung dazu ausliefert. Alterskennzeichen sind womöglich systematisch störend und in weiterem Sinne sogar geschäftsschädigend. Wer würde denn gerne ein Angebot lesen, das jedes Mal nach dem Alter für einen Artikel fragt oder mit einem so proaktiven Signal wie „Blog ab 18“ den Augen schadet?

Zukünftig überlege ich mir, ob ich nicht doch einen Auslandssitz für mein Blog suchen sollte. Die ganze Situation tut mir leid – auch die Konsequenzen für die deutschen Hosting-Anbieter. Wenn die Politiker euren Kunden nur Stress machen, überlegt man sich als Kunde einfach auf internationaler Ebene die Konkurrenz zu nutzen. Vielleicht sollten wir alle auch lieber auf Englisch schreiben und den Sitz im Ausland anmelden, danach Deutschland vom Internet kappen. Dann brauchen die Politiker sich auch nicht darüber wundern, warum ein „Browser“ nicht in einer Duschkabine installiert wird.

Hinweis: Das satirische Potenzial dieses Artikels sollte jedem Leser vollkommen bewusst sein. Diese Erwartungshaltung darf man von über 18-jährigen Lesern auch erwarten. Für die Leserratten unter uns auch noch hier die Bildquelle für das schöne Logo, das ich in abgewandelter Form einsetzte.

Wenn sich die Massen bewegen, erreicht man sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht ein Castor-Transport oder andere Demonstrationen bewegen heute die Menschen. Nein, es sind im Prinzip die Helden unserer Kindheit. Die Aktion begeistert bereits 242,838 Mitglieder. Mich auch. Mitmachen kann jeder, indem das eigene Profilbild bei Facebook durch einen entsprechenden Comic-Charakter ersetzt wird. Doch nach einigen Stunden habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Der Grund dafür ist recht einfach erklärt.

Schauen wir jetzt in die Glaskugel, kommen nämlich so manche schadhafte Gedanken ans Tageslicht. Der gesamten Industrie geht es schlecht. Verdammt schlecht. Lasst es sinkende Absatzzahlen sein oder die typisierten Raubkopierer. Die stellen doch reihenweise Comics und Cartoons einfach ins Netz. Also warum sollte eigentlich nicht bei einer Fan-Aktion mitverdienen? Das erklärte Ziel dieser Massenbewegung wird bestimmt ein weltweiter Abmahnwahnsinn von sämtlichen Personen sein, die z.B. Asterix & Obelix, Saber Rider and the Star Sheriffs, He-Man, She-Ra, Heidi, Alfred Jodokus Kwak, Captain, Future, Goofy, Micky Maus, Donald Duck, Bugs Bunny, Daffy Duck und wie unsere Lieblingshelden der Kindheit alle heißen bei sich in den Profilfotos veröffentlichen.

Die berechtigte Frage nach dem Sinn einer solchen Abmahnaktion ist gewiss berechtigt. Man erkennt schon an dem Satz, wie es gemeint ist. Die Anwälte, die daraus Kapital schlagen wollen, werden sowieso über kurz oder lang im Netz eine ungerühmte Berühmtheit erlangen. Na dann… wenn es sonst nichts weiter gibt, als den Fans in den Allerwertesten zu treten? Und jetzt bitte wie sonst auch einfach weitermachen.

Wahrscheinlich jeder Schreiberling fragt sich irgendwann einmal, zu welchen anderen Autoren hinsichtlich des Schreibstils eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt. Am heutigen Montag hatte es auch mich erwischt. Ich wählte zuerst einen längeren Artikel des Blogs aus, damit ich mich selbst analysieren konnte.

Sigmund Freud

Voilà! Mein Schreibstil, den ich in manchen Artikeln dieses Blogs an den Tag lege, ähnelt den Texten von niemand geringerem als Sigmund Freud. Einige aktuelle, leicht kürzere Varianten ähneln dem Stil von Ingo Schulze. Sehen wir vom Blog ab und denken einen Schritt weiter in Richtung Profession, lesen sich meine jüngsten Pressemitteilungen scheinbar ebenfalls wie Werke von Sigmund Freud oder von der Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy. Wer hätte das gedacht?

Wer möchte, darf seine eigenen Texte bei der FAZ auch analysieren lassen. :)

Alle Welt zwitschert nur noch vom #Blumenkübel. Was macht den Behälter so besonders interessant? Nicht nur die deutschen Fachmedien greifen das absurde Thema auf, auch auf internationaler Ebene sind die digitalen Einsiedler über das deutsche Phänomen des Blumenkübels verwundert.

Der Grund für diese digitale Furoe ist denkbar einfach. Die Wunderwaffe der Kommunikation, der klassische Lokaljournalismus, bringt die internationale Netzgemeinde zum Staunen. Die Münstersche Zeitung verbreitete vor zwei Tagen einen kurzen Artikel mit dem Titel „Großer Blumenkübel zerstört“ in ihrer Lokalausgabe für Neuenkirchen. Was daran so faszinierend ist? Eigentlich rein gar nichts. Das Thema ist auch nicht sonderlich besonders. So läuft einfach nur die normale Berichterstattung, wie sie jeden Tag in Lokalzeitungen stattfindet.

Für einige kommunikationsfreudige Twitterati entwickelt sich aus dem Artikel über den Blumenkübel ein gewaltiger Spaß. Es wird getwittert, bist der Arzt kommt. Mitmachen garantiert Spaß, einige hochgradig lustige Tweets, und so manche Perle der Sehnsüchte einzelner Personen nach Grünpflanzen sowie ihren Behältern. Viral ist daran nur die Verbreitung der grundlegenden Idee, sich zum Blumenkübel-Phänomen mit Wort, Bild und Ton auszulassen. Eine gezielte Kampagne dahinter zu vermuten wäre vollkommener Unsinn.

Doch durch den Erfolg des #Blumenkübel als „Trending Topic“ bei Twitter lässt die Herzen der viralen Marketing-Leute höher schlagen. Im Sekundentakt feuern die Netzbewohner lustige, amüsante und absurde Tweets zum Blumenkübel-Phänomen ins Netz. Auch eine Fanpage bei Facebook wird eingerichtet und nach kurzer Zeit tummeln sich dort über 1.000 Fans. Einige findige Kommunikatoren glauben, im Blumenkübel ihr Heil zu finden und verscherbeln gleich ein paar Stück aus dem Sortiment. Meine ursprüngliche Forderung nach einem Song zum Blumenkübel wurde sehr schnell beantwortet. Sogar ein Video zeugt von dem energetischen Potenzial des Blumenkübels und bezeugt die dramatische Reinform der deutschen Literatur.

Wenn eine ungewollte, ungeahnte und unvorhersehbare Reaktion der weltweiten Internetnutzer ins Rollen kommt, können Dämme brechen und das Objekt der Begierde erfreut sich großer Aufmerksamkeit. Leider ist es ein Blumenkübel und kein sozial-gesellschaftlich relevantes Thema, worüber die Leute im Netz sich auslassen. Und die Münstersche Zeitung, die seit wenigen Stunden auf der internationalen Showbühne im Rampenlicht steht, wirkt selbst verwundert und begeistert zu gleich von diesem Hype. Den Verlag wird es gewiss erfreuen, schließlich treibt es die Zugriffe auf das Online-Angebot in die Höhe und generiert unerwartete Werbeeinnahmen. Sei’s ihnen gegönnt. Schließlich erleben wir eines der schönsten Highlights im diesjährigen Sommerloch – was will man mehr? :)

Berlin. Die Hauptstadt von Deutschland, ein Schmelztiegel der Kulturen. Das Zentrum des politischen und sozialen Dialogs, aber auch der Spielplatz für Digital Natives auf der re:publica 2010. Ein politisch-kulturelles Klassentreffen im Social Web begeistert auch in diesem Jahr die Massen mit über 1.600 angemeldeten und bis zu 2.500 erwarteten Besuchern. Noch vor einigen Jahren waren wir einige wenige, die sich in die Kalkscheune rund um newthinking und Spreeblick scharten. Die Gespräche über neue und gleichzeitig interessante Themen beflügelten die Geister in dieser freundschaftlichen Atmosphäre des kleinen Kreises. Nicht minder relevant ist der eigentliche Networking-Charakter dieser Veranstaltung. Wie auf jedem Kongress spielen die Vorträge eigentlich eine untergeordnete Rolle. Egal ob eine Koryphäe wie Jeff Jarvis auf der #rp10 spricht oder einst noch die Bloglesung durch die Twitterlesung abgelöst wurde – die Kontakte sind oftmals der einzige Grund, um vor Ort in Berlin zu erscheinen.

Starkes Medieninteresse an der deutschen Netzkultur

Für eingefleischte Netzaktivisten, die den Alltag zwischen Wirtschaft, Kultur, Politik, Digitaler Bohéme und Leben in Social Media meistern, entpuppt sich die re:publica 2010 als ein Ort der Aufmerksamkeit. Wir verstehen vieles neu und adaptieren immer öfters Social Media in unseren Alltag und vermischen unser Leben mit der Netzkultur. Auch die Medien haben diese Relevanz erkannt, dabei vielleicht nicht immer verstanden, aber sie sind sich bewusst darüber, dass das soziale Web ein Teil ihrer Zukunft ist. Nicht ohne Grund konnte sich die „Bloggerkonferenz“ von einem Szenetreffen zu einem Kongress von internationaler Tragweite mausern. Die Berichterstattung streift in diesem Jahr quer durch die Medienlandschaft und findet sich in klassischen Zeitungsmedien wie der Stuttgarter Zeitung, der Zeit, dem Tagesspiegel oder im ARD Morgenmagazin wieder.

Fleißig wird also über dieses Phänomen berichtet, dass Blogger anders sind und zu einem so gewaltigen Kongress im Stande sind. Das „Mysterium Blogger“ wird damit immer gerne so polarisierend ausgenutzt, als wären Blogger von einem anderen Planeten. Ja, die machen auch Medien und verbreiten ihre Meinung. Doch das ist ein alter Hut. Vergessen wird dabei viel zu leicht, dass es den kulturellen Typus eines Bloggers im Grunde genommen auch nicht gibt. Nahezu jeder deutsche Blogger schreibt nur nebenbei, als Zeitvertreib oder zur Unterstützung seiner beruflichen Expertise.

Kaum jemand verdient Hauptberuflich durch das Bloggen. Den wenigen Ausnahmen in Deutschland sei es gestattet. Aber die meisten Blogger, und das darf ich der Masse unterstellen, sind in ihrem Leben an feste Rituale aus der Arbeitswelt gebunden. Der eine ist Journalist, der andere Berater, wiederum arbeitet jener im Marketing, dieser in der PR, andere sind aus der IT eines Unternehmens, gänzlich andere Blogger sind selbstständig und so mancher ist auch nur Besitzer eines Restaurants oder Weinhändler – doch alle sind irgendwie Experten in ihren jeweiligen Gebieten und bloggen einfach. Sie teilen ihr Wissen und bilden eine Netzgemeinschaft, die auch im realen Leben außerhalb des Internets stattfindet. Schade, dass die Medien auf dem publizistischen Massenmarkt noch nicht verstanden haben, dass das „Mysterium Blogger“ nur eine einfache Tarnung ist: Ein Deckmantel der modernen Netzgesellschaft.

Exquisite Kontaktmesse
Auch ich mache keinen Hehl daraus: Die re:publica 2010 gönne ich mir nicht als Besucher oder Kongressteilnehmer in den Vortragsräumen. Die Vorträge selbst sind in der Regel vom Thema her bekannt, wenige Referenten stellen gänzlich neue Thesen und Gedanken vor. Wer in Social Media aktiv lebt, wabert üblicherweise zwischen Neuem und Altbekannten umher und bildet sich seine eigene Meinung.

Vielmehr verstehe ich einen Kongress wie die re:publica 2010 als Pflichttermin, um mit Branchenvertretern, potentiellen Geschäftspartnern, Journalisten, Bloggern und natürlich auch PR-Kollegen das eine oder andere Wort zu wechseln. Schmoozing at best mit einem kleinen Business-Ansatz im Hinterkopf. Nicht ohne Grund stehen für die wenigen Stunden, in denen ich heute in Berlin verweilen werde, mehrere Termine am Stück auf der Agenda. Vorteilhaft für mich ist, dass die Termine ausschließlich Gespräche sind und alle potentiellen Gesprächspartner in unmittelbarer Nähe vertreten sind. Im Gegensatz zu einer Messe bietet die re:publica als Kongress definitiv einen Vorteil. Niemand huscht von einem Stand zum nächsten, als wäre man im Irrgarten einer dmexco gefangen. Was will man also mehr, als unter dem Strich ein positives Ergebnis durch die effektiven Gespräche und direkten Kontakte?

Eingefleischte Blogger schätzen Rivva sehr. Der einst von Frank Westphal entwickelte Online-Service funktioniert bekanntermaßen nach dem Techmeme-Prinzip und zeigt die relevanten Diskussionsthemen der deutschsprachigen Blogosphäre auf. Die Topstories der webzwonulligen Nutzer kommen hier so richtig zur Geltung – Social Media at best. Meist liest man entweder etwas von Spiegel Online, der Faz oder von Heise im Nachrichtenfluss, doch auch so manche Blog-Perlen können sehr leicht nebst den üblichen Verdächtigen der Blogosphäre bei Rivva identifiziert werden.

Bisher war das bunte Treiben um Rivva für uns Nutzer vollkommen umsonst verfügbar. Einzig und allein die regelmäßigen Kosten für Frank als Betreiber waren uns allen im Hinterkopf bewusst. Dazu galt es Sponsoren zu finden, schließlich läuft Rivva frei von Werbung und generiert keine Einnahmen. Doch gerade als Frank für seinen kostenlosen Service die ersten Sponsoren finden konnte, deren ausgewählte Blogpostings eine entsprechend hochwertige Positionierung im Portal fanden, genau dann kam der Super-GAU und das Angebot von Rivva ging vorerst leider offline. Der Grund liegt im unmöglichen Zufall: Nachdem die Festplatten ihren Geist aufgaben, liefert der Server kaum brauchbare Signale mehr. Immerhin findet man das eine oder andere Mal bei Twitter einige Informationen wieder – doch das ist nur ein geringer Trost.

Sollte man Frank dabei als Privatperson unterstützen – also mehr als nur die Daumen zu drücken? Ich glaube ja. Zwar kann nicht jeder hohe Summen bereitstellen. Aber wir lieben Rivva. Auch wir – also die Presseleute im Social Web – brauchen solche Services und schätzen sie sehr, wenn durch das kostenfreie Angebot die letzten Jahre ein wenig versüßt wurden. Ich bin mir sehr sicher, dass diverse Einzelpersonen und/oder Unternehmen hinsichtlich ihres individuellen Webmonitoring auch einen kleinen Obolus in Form eines Jahresabonnements für Rivva zahlen würden. Dabei stelle ich mir keine exorbitanten Preise vor, sondern eine pauschale von 25 Euro im Jahr. Mit mehreren Mini-Abonnements sollte Rivva für die Rechenpower, Infrastruktur und auch die Backup-Systeme entsprechende Rücklagen bilden können. Ich hoffe zumindest, dass Frank dem „Cookie-Monster“ entkommen kann und demnächst wieder in voller Stärke mit Rivva die Blogosphäre unsicher machen wird. Ohne Rivva ist Social Media für deutsche Urgesteine doch nur die halbe Miete. :)

Mal ein ganz uneigennütziges Beispiel: Rechner angeschaltet. Fünf Minuten zum Hochfahren des Betriebssystems abgewartet. Anmeldemaske erhofft. Eines Besseren belehrt. Benutzername und Passwort eingegebene. Eingaben bestätigt. In der Zwischenzeit einen Kaffee gezogen. Zurückgekehrt und weiter gewartet. Browser gestartet. Outlook aktiviert. Feedreader geöffnet. Dabei eine Pressemappe durchstöbert. Arbeitsrechner hoffnungslos überlastet. Mails auf meinem Nokia N97 gelesen. Keine Rücksichtsname von den aktivierten Programmen erwartet. Browser am Start. Outlook zieht nach. Feedreader ist der Letzte im Bunde. Man begrüßt den kühlen Morgen in Köln Ehrenfeld.

Alles in allem verbringt man mit dieser technischen Unzulänglichkeit gut zwanzig Minuten, nur um sich für die digitale Arbeit bereit zu machen. Selbstverständlich schafft man in dieser digitalen Wartezeit auch einige andere Dinge für die PR-Arbeit, die sich mit analogen Schreibmethoden noch erledigen lassen. Und man findet ein kurzes Thema für das Blog. Das ist gut so.