Krisenzeit als Katalysator für die Digitalisierung im Mittelstand

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Die Digitalisierung hat in Deutschland mehr Fahrt denn jemals zuvor aufgenommen. Die deutsche Wirtschaft und insbesondere der Mittelstand mussten in den vergangenen Wochen und Monaten radikal umdenken, um ihren Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, für ihre Mitarbeiter passende und sichere Remote-Arbeitsumgebungen zu schaffen und ihr eigenes Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten anzupassen. Gleichzeitig wurden viele Defizite aufgedeckt, die bisherige Bemühungen zur Digitalisierung verhindert haben. Wie kann der Mittelstand von der aktuellen Situation profitieren, damit die Krisenzeit wie ein Katalysator für die Digitalisierung wirkt?

Die Corona-Pandemie erhöht vor allem in den Köpfen von Unternehmerinnen und Unternehmern die Schlagzahl: Nicht nur die akuten Herausforderungen gilt es zu meistern, vielmehr erkennen sie klare Druckpunkte in ihren Unternehmen. Anstatt diese schon längst im Zuge eines Digitalisierungsprozesses zu lösen, wurden rückblickend diese Konfliktzonen gerne auf die lange Bank geschoben. Der Mittelstand weist mittlerweile ein hohes Interesse vor, um sich trotz Krisenzeit für eine digitale Zukunft zu rüsten und die Druckpunkte strategisch zu unternehmerischen Chancen zu wandeln.

Digitales Mindset als Ausgangsbasis

Maßgeblich dafür ist ein digitales Mindset, das durch Unternehmerinnen und Unternehmer ihren Teams vorgelebt wird. Nur so werden die Weichen gestellt, um die gesamte Organisation des Unternehmens und alle Prozesse zu digitalisieren. Zudem erfordert dieser Veränderungswille nicht nur Mut, sondern dass auch eine höhere Investitionsbereitschaft für die Digitalisierungsthemen vorhanden sein muss.

Bereits drei Viertel der Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern haben mittlerweile ihre Investitionen in digitale Endgeräte, innovative Technologien und die passenden Anwendungen erhöht. Obwohl ein Großteil der Unternehmen weltweit aufgrund der Corona-Pandemie Umsatzrückgänge verzeichnet, investieren neun von zehn Firmen weiter in die Digitalisierung. Dies belegt eine Untersuchung von Tata Consultancy Services, laut der rund 40 Prozent der Firmen sogar durch das Investment in die Digitalisierung eine positive Veränderung beim Umgang mit digitalen Technologien bei ihren Mitarbeitern bemerkt haben.

Doch nicht nur Technologien und Innovationen allein zählen. Die Unternehmen benötigen versierte Expertise gepaart mit hoher Fachkompetenz und tiefem Methodenwissen. Mit den richtigen Partnern können die analogen Firmen des Mittelstands zu digitalen Unternehmen wachsen. Entsprechende Programme zur Digitalisierung, verschiedene Fördermittel seitens Bund und Ländern sowie Initiativen und partnerschaftliche Zusammenschlüsse ermöglichen den Unternehmen, sich für die digitale Zukunft strategisch zu rüsten.

Vorteile für Mittelstand durch Digitalisierung

Dass Unternehmen die Digitalisierung forcieren können, hat die gesamte Wirtschaft gerade im Jahr 2020 eindrucksvoll bestätigt: Die Schaffung einer kritischen Infrastruktur inmitten des ersten großen Belastungstest der Coronakrise hat bewiesen, wie entscheidend sich für den Fortbestand der Unternehmen eine zuverlässige digitale Basis auswirken kann. Ein individueller Digitalisierungsfahrplan für Unternehmen setzt die strategischen Leitplanken. Anhand derer können sich Unternehmen zukunftsfähig aufstellen und gemeinsam mit ihren Teams die Chancen der Digitalisierung und Innovationspotenziale praxisnah umsetzen.

Der Mittelstand wird von einem digitalen Mindset und der damit verbundenen Umsetzung digitaler Prozesse profitieren. Die digitale Transformation sorgt perspektivisch für eine Steigerung von Effizienz und unterstützt Unternehmen dabei, ihre bestehenden Geschäftsmodelle für den digitalisierten Wettbewerb zu optimieren und weitere Erlös- und Umsatzquellen zu identifizieren. Die Beschleunigung der Digitalisierung zeigt, dass Geschäftsmodelle und Prozesse verändert werden müssen, damit sich Unternehmen optimal gegenüber den neuen Gegebenheiten aufstellen können.

Digitalisierung hat an Bedeutung gewonnen

So bestätigt der Digitalverband Bitkom in einer aktuellen Studie, dass die Digitalisierung durch Corona für die deutsche Wirtschaft für acht von zehn Unternehmen insgesamt an Bedeutung gewonnen hat. Die verstärkte Beschäftigung mit der Digitalisierung im Zuge der Corona-Pandemie hat aber zugleich dazu geführt, dass deren Stand im eigenen Unternehmen deutlich kritischer eingeschätzt wird.

Zwar sieht sich noch jedes vierte Unternehmen als Vorreiter in der digitalen Transformation, aber fast jedes dritte Unternehmen musste seine Investitionen in die Digitalisierung krisenbedingt zurückfahren. Dennoch sehen 97 Prozent der Unternehmen im November die Digitalisierung vor allem als Chance für das eigene Unternehmen – ein überragender Rekordwert und klares Zeichen, dass die Digitalisierung als wichtiger Treiber für den Fortbestand und Veränderungswillen bei Unternehmerinnen und Unternehmern gilt.

Chance ergreifen und Katalysator aktivieren

Perspektivisch wird die Digitalisierung industrie- und branchenunabhängig ablaufen und in allen Sektoren der Wirtschaft Einzug feiern. Durch die Veränderungen der Geschäftsmodelle und der Prozesse werden Wertschöpfungsketten entwickelt, die eine hohe Resilienz gegenüber krisenbedingten Einflussfaktoren aufweisen. Investitionen in die Digitalisierung bei jeglichen Geschäftsprozessen wird von den Stakeholdern belohnt. Denn 70 Prozent der Firmen, deren Geschäftsmodelle bereits digitalisiert ist, kommen besser durch die Corona-Pandemie. Wiederum kommen 65 Prozent der Unternehmen besser durch die Krise, wenn ihre Geschäftsprozesse bereits digitalisiert sind.

Die positive Nachricht heißt trotz Krisenzeiten: Der Mittelstand möchte die Digitalisierung vorantreiben. Die Kehrseite der Medaille bedeutet jedoch, dass längst noch nicht alle Firmen dazu in der Lage sind, die Digitalisierung als Katalysator zu nutzen. Daher gilt es jetzt anzupacken und die Chance zu ergreifen, denn nur durch den Veränderungswillen im Sinne eines digitalen Mindsets kann der Mittelstand von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren.