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Was vor wenigen Stunden ausuferte, gewinnt langsam aber sicher mit einer neuen Runde an Fahrt. Vorwürfe und eine Klageschrift, die wohl niemand erhalten haben möchte. Man geht dann in die direkte Offensive per Pressemeldung – studiVZ wehrt sich gegen Facebook mit einer kleinen Presseschlacht am Sonntag.

Offensichtlich hielt Facebook es für angebracht, einzelne Medien intensiv über den Inhalt der Klage zu informieren. Diese ist studiVZ bislang nicht zugestellt worden. studiVZ kann und wird den Inhalt der Klageschrift daher nicht kommentieren. Die in den Medienberichten erhobenen Vorwürfe sind haltlos.

Natürlich kann ein Brief, der eine solche Klageschrift übermittelt, etwas Zeit in Anspruch nehmen. Falls ich mich irren sollte, können mich sicherlich einige der juristisch avesierten Leser korrigieren, jedoch ist es unüblich eine Klageschrift per Fax zu übermitteln. Wenn die Maschinerie in den USA das Thema ins Laufen gebracht hat, sollte man zumindest reagieren und nicht damit abwiegeln, dass man offiziell dazu nichts wüsste. Das ist doch wieder das klassische Katz-und-Maus-Spiel…

Vorfeld von amerikanischen Anwälten von Facebook erhobene Vorwürfe haben studiVZ veranlasst, bereits am Freitag Feststellungsklage beim Landgericht Stuttgart einzureichen. Diese hat das Ziel, von den zuständigen deutschen Gerichten feststellen zu lassen, dass die von Facebook erhobenen Vorwürfe nicht zutreffend sind.

Erstmal die Gegenklage einreichen. Also hat man doch etwas von der Klage gewusst, wenn man eine Gegenklage einreicht? Immerhin etwas. Dennoch ist es mir lieber, wenn sich ein deutsches Unternehmen zur Wehr setzt, als dass es gegen Facebook klein bei gibt. Auch wenn das das studiVZ ist.

„Nachdem es Facebook trotz aufwändiger Bemühungen bisher nicht gelungen ist, in Deutschland Fuß zu fassen, versucht man jetzt offenkundig, den Erfolg von studiVZ gerichtlich zu behindern.“

Schöne Feststellung von Marcus Riecke, dem CEO von studiVZ. Vorab klarstellen, warum scheinbar der gerichtliche Weg eingeschlagen wird, wenn trotz aller Versuche eine Einigung über potentielle Beteiligungen von Facebook an studiVZ nicht möglich ist – oder wiederum der Markteintritt für Facebook sich schwieriger herausstellt als ursprünglich angenommen.

„Es gibt weltweit zahlreiche soziale Netzwerke. Facebook war nicht das erste und ist beileibe nicht das Einzige. Mit dem Versuch, studiVZ durch die Durchführung eines Prozesses ohne Erfolgsaussichten vor einem amerikanischen Gericht zu schädigen, erhebt Facebook im Prinzip den Anspruch auf ein weltweites Monopol bei sozialen Netzwerken. Dies ist vermessen und wird sich schnell entlarven. Wir sehen der Sache gelassen entgegen.“

Da hat der gute Mann leider Recht. Es sollte keine Monopolisierung der Web 2.0 Angebote geben, insbesondere Social Networks gibt es wie Sand am Meer. Auch werden wir alle eine Bereinigung des gesamten Marktes spüren, wenn einige nicht-finanzierte StartUps ihre Hardware und den Traffic nicht mehr bezahlen können. Aber die unterschiedliche Farbwahl von rot vs. blau reicht nicht aus, dem Vorwurf einer Kopie entgegen zu wirken.

Immerhin weiß Ehssan Dariani ja Bescheid. Wie der Gründer den Fälschungsvorwurf zurückweist? Ganz klar: „Die Farben unterscheiden sich: StudiVZ ist rot, Facebook ist blau.“ Womit wir wieder beim Anfang wären… :)

Was soll man eigentlich noch dazu schreiben, da sich die ganze Medienwelt die Fingerchen wund schreibt? Facebook verklagt ganz aktuell die Clone-Carbon-Copy StudiVZ aus Deutschland. Seit Jahren ist die deutsche Kopie diversen Bloggern ein Dorn im Auge – auch ich konnte meinen Teil dazu beitragen. Jedoch hat Facebook sich bisher immer in Schweigen gehüllt und dem Anschein nach sich eher wenig um seinen „German Clone“ gekümmert.

Für mich wirkt die Klage im Moment jedoch wie ein Hilfeschrei, statt ein lautes Gebrüll zum Angriff. Nach mühseeligen Verhandlungen über StudiVZ-Anteile drückt Facebook den Preis, indem es die harte Linie fährt. Denn jetzt ist die Katze aus dem Sack: Facebook braucht in Deutschland nichts anderes als Aufmerksamkeit. In den Fachmedien ist dies üblicherweise kein Thema, auch bei den Bloggern – aber wir müssen uns mal ehrlich in die Augen schauen und feststellen, dass die User-Peaks bei Facebook aus Deutschland mitunter grottenschlecht sind. StudiVZ ist bei den deutschen Studenten in deren studentischen Alltag integriert. Auf Geschäftsebene nutzt man hingegen XING um sich der Seriösität und der Informationswerte der Kontakte anzunehmen. Facebook ist für mich in meinem persönlichen Arbeitsumfeld eigentlich lästig. Ständige Freundesanfragen von Nonames und Leuten, die ich einfach nicht kenne und deswegen ablehne, machen die Plattform als kommunikatives Medium hinlänglich. Hinzu zählen insbesondere die Spiele, die Invites, die absolut scheusslichen und nervigen Applikationen, die Überfrachtung der gesamten Plattform – was ist das Ziel von Facebook? Unterhaltung auf Kontaktniveau mit Preisgabe meiner Profildaten? Deal or no deal? Are you going to submit your life to that Fratzenbuch?

Keine deutschen Nutzer – kein Erfolg. Facebook hat durch die Marktdominanz von StudiVZ in Deutschland keine PR generiert. Das generiert sich durch Guerilla- und Viralmarketing wie die lästige Spray-Aktion, dämliche Horror-Videos, unbefriedigende Viralspots, kollernde Kommunikation, völkische Beobachtung oder ekelige Profile. Facebook hat davon nichts geboten. Versucht man durch die Klage den deutschen Journalisten dahin zu bewegen, über Facebook zu schreiben und das eigene (vaterländische muttersprachige) StudiVZ zu befeuern? Eine ausgebuffte Strategie, die den Effekt einer angezogenen Notbremse hat. Auch Blogger schreiben darüber, doch letztendlich lobt niemand Facebook in den Himmel. Hinzu kommt die Tatsache, dass Mark Zuckerberg selbst eine Klage wegen selbigem Ideenklau ausstehen musste – brisante Peinlichkeiten, die man gerne an andere weitergibt. Wird das chinesische Xiaonei.com ebenfalls verklagt?

Amüsant ist es, wenn StudiVZ den Prozess nach Antritt verlieren sollte. Zwar hat StudiVZ keine nennenswerten Aktivitäten in den USA vorzuweisen, jedoch hat der „Einkäufer“ alias Holtzbrinck eine gewisse Marktgröße. Fordert man dann von den eigentlichen Firmengründern die Kohle zurück? :)
Als kleiner Querschnitt ist es manchmal recht interessant zu lesen, was einige andere Medienmacher so denken: Andreas Dittes, Holger Schmidt, Don Alphonso, Marcel Weiss, Jochen Krisch, Philipp Götzinger, Paul Glazowski, Nik Cubrilovic, Robert Basic, Stefan Oßwald, Olaf Kolbrück, Sebastian Keil und Alexander Hüsing nahmen sich dem Thema bereits neben vielen weiteren Kurz-Kommentaren und Meldungsinfos der Blogosphäre an…

Seit Tagen vegetiert ein Bookmark in meinem Browser, das ich eigentlich als Thema bloggen wollte. Doch die Zeit fehlt einfach, sodass man sich erst an einem Samstag Morgen diese Zeit nehmen kann.

Realisr.com ist eine Community-Plattform, mit der wir alle die unsere vielzähligen Projektideen verwirklichen können. Das Ziel ist dabei so einfach wie möglich gestrickt, damit es jeder potentielle Endkonsument verstehen kann: Man darf Netzwerke zur Realisierung von Projekten zwischen den verschiedenen Benutzergruppen schaffen, da Einzelpersonen oder Einzelgruppen alleine schon aus strukturellen Gründen nur selten dazu in der Lage sind. Eine Idee, ein Plan oder sogar eine Vision soll hier wirklich in die Tat umgesetzt werden. Für die Umsetzung von Projekten ist hier die nötige visuelle Struktur geschaffen um die Ideen zu entwerfen.

Soviel zu der offiziellen Verlautbarung. Doch was habe ich davon, wenn ich ein Projekt mit einer Vielzahl von Nutzern teile und eventuell daraus ein Plagiat meiner Idee noch vor der eigentlichen Veröffentlichung bzw. dem Launch entsteht? Ist das Potential für den Ideenklau damit „realisrt“?

Öffentlich oder privat ist immer eine Frage der Einstellungsmöglichkeiten, jedoch glaube ich, dass insbesondere unerfahrene Nutzer an dem Punkt mit ihrer Idee scheitern werden. Der klassische DAU wird auch dieses System nutzen wollen, um aus der heimischen Misere der Hartz-IV Arbeitslosigkeit herauszukommen – Internet ist ja nicht verboten und ist ein vielgenutztes Informationsmedium. Doch insbesondere hier ist die Unzulänglichkeit, die ein Nutzer bei der aktiven Benutzung einer Plattform wie realisr aufweisen kann, sehr groß. Dem unerfahrenen Nutzer werden Ideen entwendet werden, wenn keine genügenden Schutzmechanismen existieren. Und selbst wenn diese aktiviert werden, wer verhindert dabei, dass ein Projektpartner sich mit allem verselbstständigt?