Wir lieben Twitter. Die halbe deutsche Blogosphäre hat Twitter für sich entdeckt. International gesehen twittert fast ganz Japan und die USA sind trotz ihres üblichen Innovationsboosts mit allen anderen englischsprachigen Usern in einen großen Topf geschmissen. Auch entdecken immer mehr Unternehmen, dass sie ja eigentlich Twittern müssen – mal mehr, mal weniger interessant und konsequent. Auch wird über Twitter-User gebloggt. Und jeder findet ein Thema zu Twitter, wie auch ich es in diesem Blogeintrag gefunden habe.
Was mir mittlerweile als recht aktiver Twitter-User auffällt, erregt für mich als Blogger etwas Sorge. Nach einer langen Denkpause kommt man irgendwann in unserer von Informationen durchfluteten Medienwelt zu dem Schluss: Twitter hat Suchtpotential – bei den einen etwas mehr, bei den anderen etwas weniger. Twitter macht süchtig. Man klebt förmlich an dem Bookmark oder macht es zur Startseite im Browser. Der schöne Nebeneffekt bei der selbstherrlichen Darstellung der einzelnen Twitter-User ist durch den immer direkteren Einblick in das Privatleben möglich. Schließlich möchte man wissen, was der einzelne so verköstigt… und man philosophiert über das Leben mit Twitter in verschiedensten Interviews.
Ja, der Social Chat hält einen mit Leichtigkeit in seinem Bann. Wer nach wenigen Tweets das öffentliche Chatsystem mit seinen 140 Zeichen zu schätzen gelernt hat, vergisst manchmal, dass es vielleicht auch noch irgendwo ein Blog gibt. Man vernachlässigt das eigene Blog mit der Zeit und konzentriert sich mit seinen durchaus wichtigen Informationen in einzelnen Tweets, die zu ganzen Blogeinträgen wachsen könnten. Aber anstatt einen längeren Blogartikel (wie diesen hier) aufzusetzen, ist der Mensch ein bequemes Wesen und freut sich auf kurze Inhalte. Zwar kann man ein Blog mit Twitter über die Pingback-Schnittstelle verknüpfen, aber letztendlich werden dem Social Chat nur weitere Informationen zugeschustert, die wiederum zu dem vernachlässigten Blog gehören.
In diesem Blog schrieb ich damals ohne Twitter im April 2007 noch insgesamt 65 Einträge, während es ein Jahr später nur ganze 23 Einträge waren. Von zwei Einträgen pro Tag auf gerade mal einen pro Wochentag. Seitdem ich Twitter nutze, ging es rapide mit den Blogeinträgen herunter. Ein lausiges Ergebnis für mich als Autor, dessen Kompetenzen ja im Schreiben liegen – und ganz bestimmt nicht im lustigen Tralalala bei Twitter.
Ich rufe daher alle Twitter-User und Blogger auf: Entscheidet euch vorher, ob ihr lieber in Kürze etwas mit Twitter raushauen wollt, oder ob ihr zumindest einen Fünfzeiler für das Thema widmet. Wer zumindest ganz neu bei Twitter ist, sollte das eigene Blog wirklich pflegen. Ich lese nämlich gerne Blogs – und versuche auch mein eigenes jetzt etwas stärker zu füllen. Hoffentlich wird zumindest der Gedanke an das Blog die Blogkultur retten, bevor wir im Rausch der Informationen bei Twitter allesamt untergehen. :)