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Deutschland feiert die Meinungs- und Informationsfreiheit in den Medien. Der Mensch ist aufgeklärter denn je. Durch alle Höhen und Tiefen sind wir gegangen, seitdem der Zuschauer mit der neuen Programmvielfalt von privatwirtschaftlichen Unternehmen konfrontiert wurde. Selten zuvor überschlugen sich jetzt die Medienmacher mit sowohl Lobeshymnen als auch Kritik am Fernsehen, denn die Einschaltquoten von der werberelevanten Zielgruppe treiben den Programminhalt in die Ecke zwischen Dschungelcamp, Big Brother, DSDS und nichtssagenden Nachmittagsshows, während wenige Höhepunkte die Free-TV-Premieren einiger Filme darstellen, die bereits seit längerer Zeit in der heimischen DVD-Sammlung von A bis Z durchgesehen wurden.

Schon allein die zugrundeliegende Einschaltquote ist nur eine überholte Hochrechnung über altbewährte Bevölkerungsdurchschnitte, die seit Urzeiten der 80er Jahre als Validitätskriterium gilt. Sehen wirklich so viele Millionen Menschen an einem Abend immer wieder das gleiche Programm, oder vertrauen wir den erhobenen Messdaten und der damit verbundenen Hochrechnung mittlerweile blind? Ja, wir lieben diesen Mist und freuen uns jeden Tag ein Loch sonstwohin, weil jemand eine hohe Quote zu verbuchen hat – und jemand anderes mit seinem Programm auf die Nase fiel.

Klar, die Quotenfrustration mancher Senderchefs kann ich manchmal gar nicht verstehen. Es wird gemeckert was das Zeug hält. Gute Sendungen, die ein Zielpublikum jenseits der 500.000 Zuschauer haben, werden aufgrund zu geringer Marktanteile an der werberelevanten Zielgruppe aus dem Programm geschmissen. Obwohl echte Fans diese Sendungen lieben! Der Markt muss befriedet und befriedigt werden. Die Ausgewogenheit zwischen journalistischer Information und seichter Unterhaltung ist so dunkelschwarz wie eine Schlafmaske, die man sich bei helligem Tag über die Augen zieht, um dem Alltag zu entfliehen. Doch genug an meiner semikonstruktiven Kritik am deutschen Fernsehprogramm.

Hierzulande erfreuen sich die Fernsehsender an dem dualen System, dass zwischen öffentlich-rechtlichem Wirtschaftsdenken und dem privatwirtschaftlichem Umsatzproblem um die Zuschauer kämpft. Seit 25 Jahren gibt es in Deutschland das Privatfernsehen. Angefangen hat alles mit RTL und Sat.1, aber nur RTL feiert ausgiebig sein Bühnenjubiläum im Wohnzimmer der Zuschauer. Davor habe ich absoluten Respekt. RTL legt alle Hebel um und drückt alle Schalter, damit die Bahn frei ist für das Heimspiel mit „Endsieg“. Denn Sat.1 hat nicht viel zu vermelden – hierzu vermutet zumindest DWDL die wahren Gründe in dem Mangel an Marketing und Öffentlichkeitsarbeit einfach in der Platzierung als offensichtlicher Zweiter. Was bringt es schon, wenn man im Prinzip nur gefühltes Mittelmaß ist und im subjektiven Blick die eigene Senderfamilie wesentlich intensiver am Markt präsent ist?

Ja, was RTL als mediale Lichtgestalt gegenüber dem Schattendasein von Sat.1 in perfekter Inszenierung demonstrieren kann, ist nicht nur ein wenig Muskelzucken, sondern schiere Marktmacht mit ausgeklügelter Pressearbeit. Nahezu jedes Medium konnte in den letzten zwei bis drei Wochen über ein einheitliches Thema berichten: Wie gut RTL das Privatfernsehen als Gegenpool zu ARD und ZDF etabliert hat.

Was hat sich Sat.1 im „Nichtstun“ eigentlich gedacht? Sollte nicht mindestens genauso stark auf die eigenen Erfolge als einstiger Einzelkämpfer und jetzt als Teil der ProSiebenSat.1-Gruppe hinzuweisen? Das 20jährige Jubiläum war vielleicht vor ein paar Jahren ein absolutes Drama durch den Weggang von Harald Schmidt oder das Ausscheiden des einstigen Senderchefs Hoffman. Doch in heutigen Zeiten, wo neben klassischem Broadcast immer mehr auf auf Diversifikation gesetzt wird, darf dieses Thema nicht so still geschwiegen werden wie bisher. Fehlende PR und Marketing bedeutet in dem Fall einfach fehlende Präsenz in den Köpfen der Menschen. Wenn Sat.1 noch einmal die 30 erreichen sollte, müssen in den nächsten Jahren die Erfolge her, bei denen RTL in der werberelevanten Zielgruppe punkten konnte. Ist doch sowieso nur Humbug, auf den jeder Marketingfuzzi in den Mediaagenturen und Marketingabteilungen der werbenden Unternehmen durch jahrelange Indoktrination hereinfällt. :)

Aus den „Sat.1 News“ werden die „Sat.1 Nachrichten“ mit neuem Sendeplatz und neuer Ausrichtung. Peter Limbourg präsentiert das neue Nachrichtenformat als Anchorman künftig von Montag bis Freitag zwischen 20:00 und 20:15 Uhr. Setzt Sat.1 nach der Abkehr vom Journalismus wieder auf Inhalte und auf ein konkurrierendes Format zu der Tagesschau?

Eine neue Sendung im deutschen Fernsehprogramm zu platzieren kann sich mitunter als schwierige Geburt entwickeln. Die eine Möglichkeit: Man produziert einen aufwendigen Pilotfilm und hofft auf den ungeahnten Erfolg, so dass man eine eigenständige Serie produzieren kann. Die Alternative bedeutet Vorproduktion in der Hoffnung auf selbigen Erfolg. Die aller letzte Option ist das oft bewiesene, jedoch sehr oft falsch angegangene Kopieren einer erfolgreichen Produktion aus dem Ausland, doch selbst die ausländischen Originale müssen nicht immer ein Zeichen für Erfolg sein. Desperate Housewives, Grey’s Anatomie, CSI und die diversen Serien, die man sich in der spärlichen Freizeit am Abend noch gönnt, sind wenige Überlebenskünstler im Programmschema der Fernsehsender.

Der Deutsche Markt ist hart umkämpft! Die schlechte Kopie erntet üble Kritiken, der schlechte Pilot bleibt eine einmalige Nummer, der Import eines erfolgreichen US-Formates entpuppt sich als Pleite im Abendprogramm der Sender. Was mich am meisten amüsiert sind die Vorproduktionen, die sich mitunter an den Erfolg eines ausländischen Formates orientieren. Das beste Beispiel ist das „iTeam – Die Jungs an der Maus“, welche sich als niedrige Kopie von „The IT-Crowd“ entpuppte. Der Erfolg bleib aus, die Kritiken waren erbärmlich und das Format wurde nach zwei erbärmlichen Folgen abgesetzt. Noch ist auf der Sat.1 Webseite das iTeam zu finden, aber ich befürchte, dass die Gesichter in wenigen Tagen ins digitale Nirvana verschwinden werden.

Spaß muss sein, und daher braucht die Welt ihre Anwälte. Nicht zum Abmahnen, sondern zum illustren Begutachten auf dem Fernsehschirm. Doch nach nur einer Folge ist Schluss. Mit einer Quote von nur 10,9% Marktanteil an der werberelevanten Zielgruppe konnten die Anwälte überhaupt gar nichts verbuchen – nur ein wenig Aufmerksamkeit der Medienwächter und unsereins – den mediengeilen Nachrichtenfuzzis wie ich es ja bin.

Eine sehr traurige Entwicklung, aber vielleicht bietet ja in Zukunft die Video-on-Demand Technologie den durchaus 2,59 Millionen Zuschauern die Möglichkeit, sich die Anwälte oder sogar das iTeam in voller Staffellänge anzutun… es bleibt abzuwarten, ob das gesamte Material natürlich jemals ins Internet gesetzt wird.

Adé ARD, adé ZDF! Welcome new Platzhirsch of the journalistic supreme lead Privatfernsehen Sat.1! Herzlichen Glückwunsch zu dem sicherlich billigen Einkauf der Tour der France. Auf dem privaten Fernsehen lebt es sich ja bekanntlich eh ein wenig leichter, wenn man von solchen Eskapaden zu hören bekommt. Niemand geringeres als Jan „Mister No-Dope“ Ullrich gibt seinen Senf zu Radsport ab. Ein wenig beschämt sollte man doch sein, wenn man sich die Interviews zu Gemüte führt, oder man könnte vielleicht doch einen TV Sender suchen, der das Sportereignis wahrlich nicht in der Art verhunzt, dass erneut der Journalismus bei derartigen Interviews zu Grabe getragen wird. Und letztendlich fällt alles nur noch unter den Begriff „Sponsored Tour“, zumal sich jetzt eine Reihe von neuen Werbekunden an dem Sportereignis auf Sat.1 erfreuen können, die nie in der ARD oder im ZDF in solchem Rahmen auftreten konnten.

Die Meldungen schlugen ein wie eine Bombe: Die Nachrichtenformate „Sat.1 am Mittag“ und „Sat.1 am Abend“ gehören ab sofort der Vergangenheit an. Fast könnte man laut durch die Straßen ziehen und lauthals ausposaunen „Adé Du schöne journalistische Vielfalt, willkommen Mainstreamidiotismus“ – doch macht das wirklich Sinn eine solche Pauschalisierung abzulassen?

Eine Forderung nach der Überprüfung der Sendelizenz oder gar das betiteln von „Sanktionen“ ist meiner Meinung nach das letzte, was man jetzt rufen sollte. Da hätte man doch viel früher mal aufwachen sollen und sich um Call-in-TV Sendungen seine Gedanken machen sollen. Das wurde aber mit einem zugekniffenen Auge immer hingenommen, aber sobald eine im Regionalprogramm laufende Nachrichtensendung abgesetzt wird, ist man als medienpolitischer Vertreter des Volkes (hier: Wolfang Börnsen, Vorsitzender der Arbeitgruppe Kultur und Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und der medienpolitische Berichterstatter der CDU, Reinhard Grindel) händeringend zur Stelle und versucht sich mit solchen abstrusen Forderungen in Szene zu setzen.

Ich sehe eine solche Entscheidung seitens der Senderführung von Sat.1 eher als absolute Blamage. Wie kann man einer Moderatorin während der laufenden Sendung mitteilen, dass es die letzte Ausgabe war? Auch das Aus für die Mitarbeiter ist ein absolutes No-no für solche plötzlichen Veränderungen. Noch härter, und damit auch wirklich pervers, ist die Nutzung des Sendeplatzes durch wieder aufgewärmte Wiederholungen von „Richterin Barbara Salesch“ zur gleichen Sendezeit von „Ex-Sat.1 am Mittag“. Das kann man doch besser nutzen und ein spannendes Call-in-TV Format ins Leben rufen: „50 Cent am Mittag“ oder „Sat.1 am Buzzer“ könnten absolute Durchbrecher werden, oder nicht?

Ob letztendlich die Wertigkeit des Sat.1-Programms durch die veränderten Inhalte an Kompetenz gewinnen kann, wage ich zu bezweifeln. Ich empfand es erfreuliche Meldung, dass man eine Nachrichtenoffensive damals in 2004 vorantreiben wollte – damit assoziiere ich jedoch nicht die Resignation vor dem Medium mit den Wegfall eines journalistischen Medieninhaltes. Jedoch ahnte man bereits mit dem Weggang von Thomas Kausch als Nachrichtenchef am Wochenende, dass das dicke Ende noch nicht erreicht ist. Nun sieht man es – Journalismus wird von den öffentlich-rechtlichen Sendergruppen praktiziert, während das private Fernsehprogramm sich vielmehr auf generationsgetriebenen Spaß konzentriert. Herzlichen Glückwunsch zu dieser medialen Bestleistung.

Das empfinde ich als eine äußerst extreme Maßnahme. Aber dort haben die anscheinend genügend Nutzer, die es nicht stören wird, für einige Wochen ihre Grundbedürfnisse in einer Community erfüllen zu lassen. Der Redaktions-Newsletter der Sat.1 Community schreibt folgende Zeilen:

Liebes Community-Mitglied,

wir arbeiten gerade daran, die Community neu zu gestalten, damit alles danach schöner und umfangreicher wird. Leider lässt es sich nicht vermeiden, dass wir die jetzige Community wegen der „Bauarbeiten“ vorübergehend abstellen müssen.

Voraussichtlich wird die Community daher ab dem 3. April nicht mehr erreichbar sein. Die neue Community startet wieder ab der 3. Aprilwoche.

Da es passieren kann, dass dein Gästebuch oder Foreneinträge verloren gehen, speichere dir doch bitte alles, was dir besonders wichtig ist, vorher ab. Persönliche Daten wie Nicknames und Angaben zu eurer Person sind davon nicht betroffen.

Wir freuen uns alle auf den Neustart einer NOCH BESSEREN Community! :)

Bis dahin, dein Sat.1-Online-Team.

Bauarbeiten – gut, wenn man das Wort in den Zielgruppen des Senders anspricht, versteht das jeder. Für unsereins könnte ein solcher Begriff als ganz klare Umschreibungen eines „Mist, das Ding läuft nicht!“ oder „Das fliegt uns außeinander – Nimm die Ruder in die Hand!“ gedeutet werden. Oder sind dort zu wenig Nutzer, die aktiv sind, die echte Daten haben, die überhaupt die Community nutzen. Ist das alles eine Farce? Will Sat.1 etwa ein wenig webzwonulliger werden? Brrr… rechtfertigt jegliches strategische Vorgehen das vollständige Abschalten einer Community? Die Mail ist datiert vom 31. März 2007… sieht recht unschön für einen Aprilscherz aus.

Falls jemand noch keine viereckigen Augen hat und zumindest noch weitere 4,99 Euro oder sogar ganze 19,99 Euro im Monat parat hat, der kann „endlich“ sich alles reinziehen, was früher, heute oder sogar vielleicht erst morgen von der ProSiebenSat.1 Sendergruppe über den TV-Bildschirm flackert. Seit kurzem betreibt SevenSenses als Tochterunternehmen der Sendergruppe die Dienstleistung maxdome für digitales TV Programm. Natürlich dürfen da keine der alten Klassiker – sprich Hausproduktionen der einzelnen Kanäle – fehlen. Wunderbar daran ist das Paketangebot von maxdome.

Movie-Junkie, Comedy-Liebhaber oder Serien-Fan? Oder wollen sie einfach alles? Bei maxdome überhaupt kein Problem! Bestellen Sie Ihr Lieblingspaket und sehen sie, was Sie wollen und wann sie wollen. Überzeugen Sie sich von unserem unschlagbaren Angebot – jederzeit flexibel und einfach nutzbar!

Na wunderbar! Verbringen wir noch mehr Zeit mit den alten und neuen Serien, die man ja eigentlich nicht mehr sehen wollte, die sogar keiner beim „Das Vierte“ sehen würde, aber dennoch schnittige Streifen ala Hausmarke sind. Hätte ich ein Verlangen dafür, das zu sehen, bei dem man sowieso schon wegschaltet? Würde ich nicht den alten Videorekorder auspacken oder mir einen heißen DVD-Rekorder kaufen, um von diesen wahnsinnig geilen Eigenproduktionen noch klasse Kopien anzulegen? Nur um das alles nach dem Arbeitsalltag in der sporadischen Freizeit zu sehen… oder doch lieber für ein klein wenig Geld das Pay-TV-Revival (natürlich ohne Sport) für zu Hause einkaufen? Dann doch lieber kein Fernsehen mehr. Amüsant ist jedenfalls folgende Beschreibung des Premium Pakets:

  • monatlicher Festpreis – volle Kostenkontrolle
  • Unbegrenzter Zugriff auf die Inhalte aller anderen Pakete
  • ständig aktualisierte Inhalte
  • Zugriff auf das stetig wachsende Archiv
  • keine zeitlichen Beschränkungen
  • Preisvorteil gegenüber Paket-Einzelbestellungen
  • kompletter Zugriff auf das Erotik Paket
  • jeden Monat 3 Blockbuster Gutscheine aus dem Movie Paket

Wozu brauche ich das, und sollte es eigentlich nicht selbstverständlich sein, dass ich die Kosten zumindest kontrollieren kann, einen unbegrenzten Zugriff für diesen teuren Preis habe, auf aktuelle Inhalte nicht verzichten muss und keine „olle Kamelle“ zum Abfertigen bekomme? Preisvorteil hin oder her, der Pornokram ist bestimmt eh nur Softcore ala Schulmädchenreport, und drei Blockbuster Gutscheine im Monat – das kann ich sowieso alles ja eigentlich auch im normalen Kabel TV empfangen (sofern ich die Zeit habe). Das „amazing discovery“ jedoch am ganzen Spaß bietet mir das DRM von maxdome:

das Angebot von maxdome ist mittels digitaler Rechteverwaltung bzw. Digital Rights Management (DRM) geschützt. Eines der meistverwendeten und sichersten Systeme ist das DRM System von Microsoft, welches auch bei maxdome verwendet wird. Die Verwendung dieses DRM Systems setzt die Verwendung eines Microsoft Internet Explorer Version 5 oder höher voraus. Bitte verwenden Sie daher den Microsoft Internet Explorer, wenn Sie maxdome besuchen.

Das ist zwar schön und nett, doch wir alle wissen ja (zumindest die etwas „intigenten Personen“), dass der MS IE ein richtiger Unhold ist. Und da ich mit dem tollen Dienstleister maxdome leider keine Sachen für mich persönlich aufzeichnen kann und jederzeit ohne den Dienst verwenden kann, bleibt mir nur der Griff zum alten Videorekorder oder einem neuen tollen DVD-Rekorder… schade irgendwie. [via M&M]

Im jüngsten Fall der freundlichen Übernahme eines Unternehmens – ProSiebenSat.1 greift nach MyVideo – zeigen sich weitere Stimmen auf: Die einen sehen Sevenload als Gewinner des Spektakels, andere meinen wiederum, dass Myvideo an die Spitze kommt. Selbst Ibrahim Evsan, Geschäftsführer von Sevenload, wünscht dem ganzen ein gutes Gelingen und kündigt noch einen Schlag oben drauf an. Wie dem auch sei, zumindest auf internationaler Ebene gab man ProSiebenSat.1 den Tipp, gefälligst Sevenload aufgrund des ähnlichen Namens zu bevorzugen. Awer wat den Buurn nix smeckt, dat will er nich!

Und warum Zahlenbeispiele nichts weiter als Schwindel sind ist einfach erklärt: Ohne eine offizielle Messung wie beispielsweise ein Nielsen Netranking oder IVW glaube ich gar nichts. Hier beim MikeSchnoor.com haben wir zwei Milliarden Zugriffe am Tag – schließlich sind wir die unumstrittene Nummer Eins!

Doch wer sich gerne einmal durch die Profile der MyVideo Nutzer klickt, merkt schnell, dass so einige der Profile nur einmal eingeloggt waren und keine Aktivitäten laut deren Statistik ausgaben. Mit Zahlen kann ich spielen, aber wenn keine echten User dahinter stehen, dann hege ich meine Zweifel an der Richtigkeit. Aber das ist natürlich nur meine Auffassung vom Ganzen.

Nach RTL hat jetzt auch ProSiebenSat.1 eigenen „YouTube“-Klon“ – so titelte gestern das Medienmagazin DWDL. Zwar ist es mittlerweile nichts neues, dass Unternehmen sich miteinander und untereinander aneinander beteiligen. Doch gerade die Tatsache, dass ein Medienunternehmen des Fernsehmarktes sich ein Internetunternehmen einverleibt, um damit mehr Medieninhalte zu generieren, eine Community aufzubauen, und so sein etabliertes Marktsegment zu festigen und gleichzeitig in einen neuen Markt einzutreten – das ist relativ frisch und noch nicht sehr oft in der deutschen Medienlandschaft passiert.

Die Samwer Brüder haben somit bewiesen, dass nur allein ihr Name das Geld auf den Tisch gebracht hat. Dieser Deal, welcher bestimmt die eine oder andere Million auf ihr Konto gebracht hat, ist einerseits beneidendswert, aber andererseits nur eine Farce in der Entwicklung des Internets.

In der Blogosphäre kursieren ebenfalls schon seit gestern entsprechende Meldungen, und wie beispielsweise eine recht interessante Diskussion bei Gugelproductions bestätigt, ist dies wieder nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die „Jamba“ Brüder Samwer einen erneuten Deal mit MyVideo eingefädelt hatten. Mehr auch nicht! Doch auch diese Diskussion zeigt, dass eine Übernahme dieser „jungen“ Internetunternehmen gewisse Tücken aufweisen. Sobald die eine oder andere Senderfamilie das kleine Internetunternehmen mit seinen Videos geschluckt hat, wird sich der Inhalt dieser Internet-Video Plattformen gewaltig verändern:

[…]dass sich daraus eine große Chance für Sevenload ergibt, die als verbleibender unabhägiger Anbieter dynamischer und entschlossener auf die Wünsche der Internetgemeinde eingehen können, während Clipfish und MyVideo an einer Integration der Dienste in die Mutterkonzerne arbeiten[…]

Sehen wir es also so, dass die einverleibte Struktur des Dienstleisters für Internet-Videos dem Medienunternehmen RTL oder ProSiebenSat.1 einen Vorteil bringen wird, oder vielleicht doch eher sich nachteilig auswirkt? Vorteile ergeben sich definitiv durch den Content, durch die Knüpfung von Synergien mit der Internet-Technologie und dem TV-Medium. Doch Nachteile gibt es, so wie ich es erwarte, speziell in dem Bereich Community. Können die beiden Senderfamilie wirklich eine Mehrnutzen für sich und gleichzeitig die Nutzer der Internetplattformen generieren?

Wenn dieser Mehrnutzen aus einem kompletten Archiv von GZSZ oder den gesammelten Folgen von GALILEO ausschaut, dann wird gewiss der Nutzer im Internet davon profitieren. Selbst wenn es kleine Ausschnitte aus den Sendungen, einzelne Beiträge, oder die Stefan Raab Maschinerie geben wird, kann ein Nutzer damit befriedigt werden. Der Mehrnutzen ist somit existent, und ebenfalls kann das Medienunternehmen auch einen neuen (kleinen) Werbeplatz anbieten. Doch der Medieninhalt allein garantiert nicht, dass der Rezipient sich diesem auch annimmt. Für den eingefleischten Fan eines jeden Formates ist dies schlichtweg der Traum – endlich kann man ungestört zu jeder Tageszeit die Folge ansehen, wo Petra noch mit Tim fröhlich gekuschelt hat, bevor Andrea ihn ihr ausgespannt hat. Gut, wer es braucht, wird womöglich auch dafür noch einen kleinen Endbetrag pro Episode hinblättern. Doch wer es nicht braucht ist die immer wieder existierende und damit übernommene Community.

Eine Community ist meiner Erfahrung nach ganz bestimmt nicht darauf erpicht, alte abgefrühstückte Inhalte von anno dazumal in einem Internet-TV-Sender als Wiederaufbereitung (quasi als „olle kamelle“) zu finden. Vielmehr ist eine Community daran interessiert, eigene Inhalte zu erstellen, zu bewerten, zu sondieren, zu nutzen. Und gerade dabei sehe ich es auch als eine Bestätigung, dass beispielsweise sevenload im Gegensatz zu Myvideo oder Clipfish gänzlich andere nutzerbasierte Inhalte präsentiert. Wie hieß es so schön in den Kommentaren des Eintrages?

Es ist wie bei Apple und Microsoft, nur das „Apple”. also Sevenload, bisher nicht die Fehler von Apple macht (Anfang der 90er den Kunden aus den Augen zu verlieren und von 30% auf 3% Marktanteil zu schrumpfen).

Sollte in Zukunft sich alles so entwickeln, würden Myvideo und Clipfish (und ihre Medienkonzerne) zu einer Plattform für grobe, unpersönliche und maximal die Allgemeinheit ansprechende Inhalte werden, während sich sevenload zu einer Plattform für individualisierte, persönliche, am User orientierte Inhalte mausert. Die Entwicklung wird absehbar sein – nicht heute, aber bestimmt in der nahen Zukunft. Der Medieninhalt von morgen ist auf mich als Rezipienten zugeschnitten, von mir als Produzenten konzeptioniert und ganz bestimmt nicht von einem Medienunternehmen „von oben herab“ doktriniert, wie es ja die übliche Praxis der Programmkonzeption ist.

Nun ist es endgültig: nach den Querelen der vergangen Wochen um die Übernahme der ProSiebenSat1 Media AG zieht der Axel Springer Verlag sich zurück. Nachdem zunächst die Absage durch das Bundeskartellamt gefolgt von einer Untersagung der Fusion durch die KEK kam, sieht man die wirtschaftlichen und juristischen Risiken nun als zu hoch an, um die Fusionspläne weiter zu verfolgen. Absehbar war dies ja schon seit einer Weile.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie der US-Medienunternehmer Haim Saban weiter verfahren wird. In der Diskussion um den Verkauf der Senderfamilie sind neben dem französischem Sender TF1 und SBS Broadcasting aus Luxemburg ebenso amerikanische Medienkonzerne und Investoren. Bis die nächste Entscheidung ansteht, wird die Holding der ProSiebenSat1 Media AG wohl zunächst einmal auf eigenen Füßen weitermachen müssen.

[via DWDL]