Datenschutz: Transparenz in der neuen Endzeitstimmung

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Datenschutz-Abbau für Nicht-US-Amerikaner ist nur eine Folge des drohenden Protektionismus unter Donald Trump, Einreiseverbote und Mauerphantiasien gehören auch dazu. Auf Europa kommt eine konfliktreiche Zeit zu. Insbesondere bei der Frage nach den Daten, dem Gold der Digitalbranche, wird sich die Online-Welt radikal verändern.

Die Startup- und Techbranche der USA begehrt bereits gegen die neue US-Regierung auf und protestiert gegen die Einreiseverbote für ihre muslimischen Mitarbeiter. Damit folgen sie einer bisher unvorstellbaren Protestbewegung gegen die neue US-Administration. Allen voran Facebook-Gründer Marc Zuckerberg, gefolgt von Apple, Google, Microsoft, Mozilla, Twitter und Tesla. Doch nicht nur ihre Mitarbeiter sind direkt durch die präsidialen Erlasse betroffen, vielmehr sind die Geschäftsmodelle der digitalen Superkonzerne in Gefahr.

Datenschutz: Trump bedroht Geschäftmodelle Apple et al.

Was kaum jemand ansprechen möchte: Im Kern dreht es sich um das Datenschutz-Abkommen „Privacy Shield“. Das relativ frisch ausgehandelte Vertragswerk, welches das ältere Safe-Harbour-Abkommen im letzten Jahr ablöste, regelt die Übermittlung personenbezogener Daten aus Europa in die USA. Alle Nutzer, also alle Kunden und somit jeder europäische Onliner, erfährt passiv, dass sich der transatlantische Datentransfer zu ihrem Vorteil verhält. Denn die Auslandsüberwachung und die Auslegung des US-Rechts auf EU-Bürger und ihre Daten werden bislang stark eingeschränkt. Damit kann bald Schluss sein, wenn US-Prasident Trump die digitalen Rechte von Nicht-US-Bürgern einschränken sollte.

Aber nicht nur die großen Dickschiffe im digitalen Wettbewerb sind von solchen Veränderungen betroffen. Gerade die Vielzahl europäischer und somit deutscher Firmen sollten mit Sorge über den Atlantik blicken. Alles mit digitalen Daten kann künftig zu einem Business-Tod führen.

Boykottieren Europäer Whatsapp und Snapchat, weil kein Datenschutz mehr besteht?

Cloud-Daten und E-Mails sowie die gesamte Kommunikation in privaten Umgebungen der Social Networks lagen bislang vor dem behördlichen Zugriff geschützt auf den Servern. Die jüngsten Beispiele, wie Microsoft gerichtlich sich gegen die Informationsauskunft durch das FBI wehrt, sind nur der Beginn einer langen Reise.

Sogar die digitale Werbung wird sich der neuen Situation stellen müssen. Sie besitzt eine nahezu unschlagbare Eigenschaft: Nur im Netz können Marken mit Daten auf kleinster, nahezu zellulärer Ebene arbeiten, wie sie es in klassischen Werbeumfeldern Print, TV oder Radio per Broadcast gar nicht können. Online-Kampagnen nutzen Daten, um jedweder Zielgruppe einen möglichst attraktiven Kaufanreiz zu liefern.

Die Betreiber der Social Networks monetarisieren ihren Aufwand, indem sie attraktive datengestützte Werbeumfelder erzeugen. Doch wenn die Nutzer aus Europa und ihre Daten jedweder Coleur nicht mehr vor einer rigorosen, behördlichen Auswertung geschützt bleiben, werden sie sich über kurz oder lang anderen Diensten widmen. Auf Friendster folgte MySpace, danach kamen Facebook und Twitter. Jetzt liegen Snapchat, Instagram und Whatsapp hoch im Kurs bei den Nutzern. Sollten gerade die sensiblen Deutschen sich ihrer Daten nicht mehr sicher sein, könnte es zu einem Nutzungsboykott kommen.

Trump garantiert Fortbestehen von Twitter

Klar, hier ist viel „wenn und aber“ im Spiel. Doch nicht ohne Grund werden die Anbieter der Social Networks die Entwicklung des transatlantischen Datenschutzabkommens genau beobachten müssen, wenn sie ihre Vertriebsmärkte in Europa nicht verprellen wollen.

Immerhin scheint es einen Lichtblick am dunklen Horizont zu geben:  Twitter wird auf lange Sicht weiterbestehen, denn Donald Trump liebt den Informationsdienst für seine Proklamationen viel zu sehr, als dass der Service jemals das Zeitliche segnen würde oder dass die Nutzer auf die voyeuristischen Momentaufnahmen solcher Menschen verzichten wollen würden.