Startup-Interview mit Linda Dannenberg / Meisterclass.de: „Der Weg ist sehr viel steiniger als alles andere“

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Linda Dannenberg, Gründerin von Meisterclass. Quelle: Meisterclass

Die Digitale Wirtschaft und Startups gehören nahezu untrennbar zusammen. Die Online-Lernplattform Meisterclass.de vereint als junges Unternehmen ein ganz alltägliches Hobby mit einem digitalen Geschäftsmodell. Wer Stricken lernen möchte, wird hier fündig und kann Videokurse und Tutorials kaufen. Meisterclass steht in direkter Konkurrenz zum Berliner Startup Makerist, das bereits seit letztem Jahr mit dem High-Tech Gründerfonds als Investor im Rücken eigene Online-Videokurse anbietet. Doch der Markt für DIY-Ansätze klingt vielversprechend.

Die digitale Kreativschule mit Sitz in Köln wurde von den beiden Gründerinnen Linda Dannenberg und Verena von Stromberg ins Leben gerufen und ging vor knapp einem Monat live. Ein Portal für als Do-It-Yourself-Fans von Fans im Bootstrapping-Gedanken. Der Weg in die Selbstständigkeit kann zwar mühsam sein, aber das risikoreiche Engagement wird entsprechend oft belohnt. #DigiBuzz – Das Magazin für das Digital Business sprach deshalb mit Meisterclass-Mitgründerin Linda Dannenberg darüber, worauf angehende Gründer bei ihrem Startup-Aufbau wirklich achten sollten und wie die eigentliche Idee zum Startup entstand.

Frau Dannenberg, was waren die drei entscheidenden Gründe für den Weg in die Selbstständigkeit mit Ihrem Startup Meisterclass?

Linda Dannenberg: Es ist schwierig, drei konkrete Gründe zu nennen. Insgesamt hat einfach alles gepasst und insbesondere das Quäntchen Selbstvertrauen, das man benötigt, um den Schritt vom sicheren, gut bezahlten Job in die Selbständigkeit zu gehen. Aber ich versuche das mal in drei Gründe zusammen zu fassen. Zuerst das Geschäftsmodell: Ich habe das Modell zu dem Zeitpunkt damals bereits ein dreiviertel Jahr mit mir herum getragen, also durchdacht, durchgespielt, analysiert und auf den Kopf gestellt. Nachdem ich es von allen Seiten beleuchtet habe und es immernoch grandios fand, musste ich es hands-on umsetzen. Als zweites das nötige Kleingeld auf dem Konto: Es ist traurig, aber wahr, mit ein paar Euro auf dem Konto fällt die Gründung deutlich leichter. Last but not least: Der Support und Zuspruch meine Familie, Freunde und nicht zuletzt von meinem damaligen Arbeitgeber.

Welches Problem löst Euer Startup und macht Eure Geschäftsidee damit einzigartig am Markt?

Linda Dannenberg: Meisterclass ist eine online Lernplattform im Do-It-Yourself Bereich auf der jeder, überall und jederzeit neue Fähigkeiten in diversen DIY-Kategorien wie Stricken, Basteln und Bauen erlernen kann. Viele, die den ganzen Tag vorm PC sitzen, haben oft das Gefühl, dass sie nichts produzieren, nichts kreieren. Sie haben aber wenig Freizeit und wollen auch bezüglich ihrer Hobbies absolute Convenience. Und genau da setzt MEISTERCLASS an. Unsere Videokurse sind so hochwertig produziert, dass sie einem Live-Kurs sehr nahe kommen. Somit kann die vielbeschäftigte Agenturchefin auch Sonntagsnachmittags auf der Couch stricken lernen. Oder der Unternehmensberater das Baumhaus direkt mit dem Sohn im Garten bauen inklulsive Anleitung in höchster Qualität. Aber jeder hat mal eine Frage, stimmt’s? Dann können unsere MEISTER direkt kontaktiert werden. Und da wir unseren Kunden auch das lästige Rumsuchen nach Materialien ersparen wollen, gibt es diese direkt auf unsere Plattform passend zu jedem Projekt im sogenannten MEISTER-Kit. Also ein Rundum-sorglos-Paket für alle Hobby-Tüfftler.

Wie sind die Idee und das Konzept für das Startup entstanden?

Linda Dannenberg: Die Idee entstand als eine Mischung aus spannenden Startups in dem Bereich, die ich in meiner Zeit bei e.ventures kennengelernt habe und meinem eigenen Bedürfnis. Ich war in meinem Job viel unterwegs, wollte aber mein Lieblingshobby „stricken“ nicht vernachlässigen. Außerdem war ich immer auf der Suche nach coolen Designs, die nicht an Oma’s Kartoffelsack erinnern, sondern eher auf den Fashion Shows dieser Welt zu finden sind. Von der Aufmachung, dem Design und der Tonalität haben wir uns ein bisschen was von amerikanischen und britischen Unternehmen, die im Branding einfach um Welten besser sind, abgeguckt.

Die Meisterclass-Gründerinnen (v.l.n.r.): Verena von Stromberg und Linda Dannenberg. Quelle: Meisterclass

Die Meisterclass-Gründerinnen (v.l.n.r.): Verena von Stromberg und Linda Dannenberg. Quelle: Meisterclass

Woher stammte das Kapital für Ihr Startup und auf welche künftige Finanzierung setzen Sie?

Linda Dannenberg: Der Großteil unseres bisher eingesetzten Kapitals kommt von uns selbst. Wir sind große Fans vom Bootstrappingansatz und haben mit minimalsten Mitteln bereits ein tolles Produkt gebaut. Doch jetzt geht es an die Skalierung. Zu den nächsten Schritten im Thema Finanzierung können wir aufgrund laufender Gespräche leider nicht allzu viel sagen, aber stay tuned.

Spielte die Entscheidung zum Standort Köln bei der Gründung eine gewichtige Rolle?

Linda Dannenberg: Eigentlich (leider) nicht. Für mich war immer klar, dass ich in Köln gründe, aber zugegebenermaßen ist das eher eine privat motivierte Entscheidung. Trotzdem halte ich Köln für einen super Standort. Man findet hier tolle Mitarbeiter, sie werden nicht so schnell „weg gehired“ wie in Berlin und Köln ist super zentral. Es gibt große Unternehmen, von denen man gut ausgebildete Leute bekommen kann -deutlich mehr als in Berlin – und das ist für mich mit der wichtigste Punkt. Mir gefällt außerdem vor allem Kölns „Bescheidenheit“ was Startups angeht. Wir haben hier immer mal wieder einen hidden Champion, der einen Mega-Exit hinlegt, vorher aber nicht drüber spricht. Ich hoffe, dass Köln sich diese Eigenschaft beibehält und nicht meint Berlin mit einem Mega-Hype nacheifern zu müssen.

Nun sind Sie selbst die eigene Chefin. Welche Vorteile haben Sie erhalten und was macht den großen Unterschied zum früheren Angestelltenverhältnis für Sie aus?

Linda Dannenberg: Zunächst einmal muss ich klar stellen, dass ich nie ein Problem mit dem Angestelltenverhältnis an sich hatte. Ich hatte immer tolle Chefs von denen ich wahnsinnig viel lernen konnte und das ist ein schönes Gefühl. Was mich aber zunehmend traurig gemacht hat, ist „Politik“ in Unternehmen. Da war ich immer ziemlich schlecht drin und bin manchen Leuten damit auch auf die Füße getreten. An der Selbständigkeit genieße ich sehr, dass ich meine eigenen Ideen sofort umsetzen kann und selber ganz allein die Verantwortung dafür trage. Das gilt natürlich auch im negativen Sinne. Es hört sich seltsam an, aber ich bin glücklich endlich auch mal auf die Nase zu fallen. Mein ehemaliger Chef hatte mal zu mir gesagt, dass meine größte Schwäche wäre, noch nie richtig gescheitert zu sein. Das bin ich auch heute noch nicht, aber der Weg ist sehr viel steiniger als alles andere, was ich vorher gemacht habe und ich bin mir sicher, dass ich als Mensch in den letzten Monaten wahnsinnig viel in persönlicher sowie fachlicher Hinsicht gelernt habe.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?

Linda Dannenberg: Leider muss ich das sagen, was jeder sagt, aber es ist einfach so wahr: Team Team Team. Ich habe mit meiner Mitgründerin Verena eine wahnsinnig tolle Partnerin gefunden. Wir verstehen uns einfach super und ticken sehr sehr ähnlich. Trotzdem ergänzen wir uns inhaltlich sehr stark, ich bin der Erbsenzähler und Verena ist das Kreativgenie. Manchmal kann ich gar nicht glauben wie viel Glück ich habe, so eine starke Partnerin zu haben. Super ist auch, dass wir uns für Meisterclass erst kennengelernt haben und nicht befreundet sind. Wir wissen beide, dass wir sehr gute Freunde wären, wenn wir nicht zusammen arbeiten würden, aber so sind wir zusammen einfach wahnsinnig produktiv, können aber bei einem Feierabend Kölsch wunderbar quatschen. Also steckt am Anfang die meiste Zeit in die Teamfindung und achtet mehr auf persönliche Charaktereigenschaften als eine Liste von Fähigkeiten abzuarbeiten. Klar braucht man jemanden, der performt, aber wenn man nicht die gleichen Werte und moralischen Grundsätze hat, ist das Startup zum Scheitern verurteilt.

Frau Dannenberg, herzlichen Dank für das Startup-Interview.