Impressum in E-Mails vernichtet den Wald

Seit Anbeginn des Jahres Jahresanfang ist es laut der neuen Gesetzgebung zur Pflicht geworden, dass „größere“ Unternehmen ein nahezu komplettes Impressum in ihren E-Mails angeben müssen. Dazu wage ich es zu mutmaßen, dass schon durch fünf Zeilen zwar kein unglaublicher Mehraufwand für den Versender entsteht, jedoch dass der tägliche Ausdruck des digitalen Schriftverkehrs zu einem hohen Kostenfaktor wird. Viele Büroangestellte drucken so fleissig wie die Bienchen, dass der meiste Schriftverkehr sowieso wieder in der Ablage P landet.

Doch ich frage knallhart: Wieviele Bäume müssen für die Signatur sterben?

Pro E-Mail veranschlage ich dazu eine Seite DIN A4 Papier. Für die normale E-Mail benötigt man generell schon eine Seite Papier um es sauber auszudrucken. Manche Mails sind länger, wenn man hierbei die üblichen Antworten oder Weiterleitungen hinzuzieht, so dass man auf gute zwei, vielleicht sogar drei Seiten kommt.

Nun möchte ich die Verbraucherzentrale Bayern zitieren und komme zu dem Schluss, dass wir definitiv nicht im Zeitalter des papierlosen Büros leben, denn „[…] durchschnittlich 230 Kilogramm Papier verbraucht jeder Deutsche jährlich!“ Wenn man sich jetzt überlegt, dass ein Blatt Papier ca. 80 Gramm wiegt, ist man bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2875 DIN A4 Blättern pro Kopf.

Wenn davon zahlreiche E-Mails mit einer verlängerten Signatur ausgedruckt werden, hat man bei der Annahme, dass insgesamt 1/6 der Blätter für ausgedruckte E-Mails genutzt werden, schon eine effektive Steigerung der Verschwendung nur aufgrund der Impressumspflicht erreicht. Merke: Mit Times New Roman in 12pt bekommt man ca. 51 Zeilen mit Rändern auf eine DIN A4 Seite. Wenn dabei 5 Zeilen mehr drauf müssen, sind es letztendlich knapp 47 weitere Blätter, die man so über das 1/6 zusammenrechnen kann. Pro Kopf macht das dann insgesamt einen Verbrauch von 2922 Blättern, was letztendlich 37,6 Kilogramm zusätzliches Papier pro Kopf verschwenden würde. Die armen Bäume werden gefällt und die Papierwirtschaft zieht eine positive Bilanz. Überlegt mal selbst – eigentlich hätten die Umweltaktivisten schon Alarm schlagen müssen – tun sie aber nicht!

Hinweis: Ja, heute morgen war ich nicht ganz wach. Es hat sich ein Fehler eingeschlichen, da ich 80g pro Blatt und nicht pro m² nahm.

12 Kommentare
  1. rowi sagte:

    Ach was, die meisten Firmen haben doch eh schon fast alle Angaben im Footer, da kommt idr. ja nur noch Handelsregisternummer und Geschäftsführer hinzu.
    Viel nerviger und vor allem grösstenteils Wirkungslos sind da doch eher die 50 Zeilen Disclaimer unter jeder E-Mail, von Deutsch bis Kisuaheli, dass die Mail persönlich ist und man sie keinesfalls lesen darf und vernichten muss wenn sie nicht für dich bestimmt ist. Von dem ganzen HTML-Schlonz mal abgesehen für den ganze Bitwälder gerodet werden müssen.

  2. Simon sagte:

    „Wenn man sich jetzt überlegt, dass ein Blatt Papier ca. 80 Gramm wiegt,[…]“

    80 Gramm pro Blatt?? Doch wohl eher pro Quadratmeter, oder nicht? :-)

    Viele Grüße.

  3. Mike Schnoor sagte:

    @rowi – Wohl wahr, leider liegt das aber in der Natur des Menschen, sich fremde Sachen anzueignen. Kommt man wohl nie dran vorbei…

    @Simon – Genau! Es kommt aber auf die allgemeine Tatsache hin, dass es ja letztendlich zu mehr Ausschuss führen kann.

  4. Marian sagte:

    Nunja…

    DIN A0 ist genau einen qm groß. Daher wiegt ein Bogen 80g/qm-DIN A0-Papier auch genau 80g.
    Da die Formate mit aufsteigender Zahl halbiert werden (1*DIN A0 = 2*DIN A1), ist DIN A4 ein Sechzehntel so groß wie DIN A0, ist also auch ein Sechzehntel so schwer.
    Daraus folgt: Ein Bogen DIN A4 dieses A0-Bogens wiegt etwa 5 Gramm (Nunja, dann gibts da noch Ungenauigkeiten im Zuschnitt und im tatsächlichen Gewicht des Papiers und die Feuchtigkeit des Papiers und so…).

    Würden wir also nur A4-Papier verwenden, kämen wir auf einen Papierverbrauch von 230.000 Gramm/5 Gramm = 46.000 Bögen pro Jahr.

    Das sind immerhin 92 500-Blatt-Druckerpapier-Packungen. Die sind – ich habe das mal nachgemessen – etwa 5,5cm hoch (woraus man schließen kann, dass ein 80g-Bogen aus der Packung etwa 0,11 mm hoch ist). Wenn man das mal aufeinanderlegt, ist man immerhin bei einem Stapel, der etwas mehr als 5 Meter hoch ist. Das ist also mehr als zweimal der Zaun um Heiligendamm. Aber wahrscheinlich brennbarer.

    Doch wir lesen ja auch Zeitungen (größere Bögen, dafür leichteres Papier), Bücher (meist kleinere Bögen, dafür öftmals schwereres Papier), Zeitschriften (oft genauso groß, dafür sehr oft schwereres Papier) und und und.
    Da die VZ in ihrem Artikel auf den Blauen Engel hinweisen wollte, wurden wahrscheinlich auch noch die Plakatwände in den Innenstädten dazugezählt.
    Wahrscheinlich wurde der Gesamtverbrauch der deutschen Druckereien genommen und durch die Zahl der Einwohner Deutschlands geteilt und voilá hat man seine 230kg.

    Wie heißt es doch so schön – Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

  5. Stephan Hansen-Oest sagte:

    Außerdem gilt das nur für sog. „Geschäftsbriefe“. Das ist aber eben nicht jede E-Mail.
    Schon vor dieser gesetzlichen Klarstellung durch das „Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister“ EHUG hat die herrschende Meinung in der Literatur angenommen, dass E-Mails auch Geschäftsbriefe darstellen können und daher die Pflichtangaben in der E-Mail anzugeben sind.

    Das EHUG hat das jetzt nur klargestellt, indem jetzt in den § 37a HGB, § 35 GmbHG und § 80 AktG eine Ergänzung dahingehend vorgenommen wurde, dass Geschäftsbriefe „gleichviel welcher Form“ (tolle Formulierung ;-) die Pflichtangaben enthalten müssen.

    Wichtig ist, dass dies nur für „Geschäftsbriefe“ gilt. Nicht jede belanglose E-Mail ist jedoch ein Geschäftsbrief. Geschäftsbriefe sind grundsätzlich alle schriftlichen Mitteilungen an einen bestimmten Adressaten, die im Rahmen der Geschäftstätigkeit abgegeben werden. Dabei kann es sich z.B. um folgende Korrespondenz handeln: Angebot, Annahmeerklärungen, Mängelrügen, Fristsetzungen, Rechnungen, Quittungen etc.
    Das betrifft also nur einen Bruchteil des normales E-Mail-Rauschens….

  6. Mike Schnoor sagte:

    Es fehlt nur noch, dass man auch bei Kommentaren in Weblogs oder Foren jetzt ein Impressum angeben muss, nur weil man eine URL hat, die eventuell ja auch „firmenrelevant“ ist.

  7. Keks74 sagte:

    2004 gab es einen pro Kopf Verbrauch von 236kg. Darin eenthalten sind aber der gesamte Papierverbrauch also auch Taschentücher, Zeitungen, und anderes also auch Recyclingpapier (zumindest meine Taschentücher und Toilettenpapier). Also sollte man mit der Angabe 1/6 des Papieres wird für E-Mail Ausdrucke verwendet vorsichtig sein, oder gibt es dazu belegte Daten?
    Hinzu kommt vielleicht noch, dass die geschäftlichen E-Mails eventuell den herkömmlichen Brief ablösen. Also was heute per E-Mail verschickt und ausgedruckt wird, wurde gestern als Brief per Post versendet. Diese Aspekte sollten meiner Meinung nach in eine zuverlässige berechnung des „zusätzlichen“ Papierverbrauchs einbezogen werden.

Trackbacks & Pingbacks

  1. Pflichtangaben in der SMS – neue Gesetze?…

    Ich kann es nicht fassen. Eigentlich wollte ich noch schnell eine Trackback URL auf dem Law-Blog kopieren und dabei ist mir der Mund offen stehen geblieben.
    Pflichtangaben bei Emails – auch in einer SMS?
    So titelt heute der Law-Blog und wirft damit d…

  2. […] Vor einigen Tage habe ich von der neuen Gesetzgebung bei Geschäfts-eMails geschrieben. Und gestern Abend lese ich bei mikeschnoor.com etwas von eMail Impressum und Wald-Vernichtung. […]

  3. urks.de // reloaded » links for 2007-01-30 sagt:

    […] Impressum in E-Mails vernichtet den Wald – MikeSchnoor.com (tags: internet recht mail impressumspflicht work impressum umwelt) […]

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