Schnutinger ist seit geraumer Zeit vielen netzaffinen Menschen ein Begriff. Die gute Dame konnte in unzähligen Beiträgen in ihrem Blog, ihren Comics oder mit ihrem Video-Netzkabarett die Menschen begeistern. Aus der Blogosphäre ragte sie als eine der ganz normalen Personen hervor, weil sie irgendwie auf ihre Art und Weise ein sehr charmantes Programm bot. Vor wenigen Tagen wurde mit einer großangelegten PR-Aktion die neue Marketingkampagne von Vodafone publik gemacht – neben Sascha Lobo oder Robert Basic zählte auch Schnutinger zu den Protagonisten der Kampagne. Sie wurde zu einem Testimonial der Werbebranche.
Anerkennung der Blogger?
Endlich, und das kann ich gewissenhaft behaupten, erkannte die Wirtschaft die Wertigkeit von Social Media und den Individualisten. Wir sind doch immer so stolz auf uns selbst, wenn wir in unseren Blogs oder über Twitter unsere Meinung kundgeben. Wir, das kollektive Individuum, wurden nicht mehr abgewatscht, sondern vollkommen als Testimonial respektiert. Blogger laufen den Promis den Rang ab – das wären zumindest einmal Schlagzeilen gewesen, die in Deutschland jedoch nicht jeder Leser oder Zuschauer der klassischen Medien kapiert hätte.
Doch zurück zu der Kampagne. Als eines der wenigen größeren Unternehmen in Deutschland setzt der Mobilfunkanbieter auf diese schillernde Medienvielfalt im Social Web. Ob die Kampagne ausgereift ist, ob es Verbesserungen hier oder dort zu geben hat, ob Vodafone vollkommen richtig gehandelt hat – die Blogosphäre bewegten solche Fragen. Man fand einen wunden Punkt und kostete es aus, mit teilweise schamloser Kritik und fehlender Selbstdisziplin gegen ein Unternehmen zu wettern, dass sich auf das Glatteis gewagt hat: der direkte Kundendialog über Social Media. Persönlich zolle ich schon diesem kommunikativen Aktionismus sehr viel Respekt ab und schätze es sehr, dass ein Unternehmen diesen Weg eingeschlagen hat. Natürlich war es für mich wichtig, auch meine zumindest konstruktive Kritik zu der Kampagne zu veröffentlichen. Dialog will gelernt sein, doch was machen wir, wenn jemand nicht zuhören möchte?
Ein ungleicher Kampf!
Leider entwickelte sich hierbei ein Desaster, was sich aus der starken Kritik von manchen Einzelpersonen und Gruppen schon in den Kommentaren des Vodafoneblogs ablesen lässt. Hier spielten Objektivität und Rationalität, gar eine ruhige Minute zum Nachdenken überhaupt keine Rolle. Bei genauerem Studium der diversen Kommentare zu dem vielleicht etwas unbedachten Blogeintrag von Schnutinger im Vodafone-Blog, der ja letztendlich durch die leicht wässrige Sichtweise der Stein des Anstoßes für die kritische Masse ist, erkennt man eine moderne Form der Propaganda seitens der Kommentatoren. Forderungen nach Transparenz sind gewissermaßen notwendig, wenn man auf einen transparenten Dialog mit den Kunden setzt, doch wir sollten niemals vergessen, dass wir alle mit unseren Äußerungen als Blogger oder Kommentator immer Individualisten sind.
Für Schnutinger schien in diesem komplexen Machtgefüge des Muskelspielens nur eines als sinnvolle Lösung in Erscheinung zu treten, nämlich die Reißleine zu ziehen. Es ist ein ungleicher Kampf, als Einzelperson dem verbalen Kreuzfeuer der Masse entgegen zu treten. Die Blogosphäre verliert meiner Meinung nach ein sehr wertvolles Gesicht, dass Social Media und das Bloggen wirklich salonfähig gemacht hätte, und meine Meinung steht gegen eure Meinung, daran wird sich nichts ändern.
Was bleibt für uns?
Die sich aus dem ganzen Szenario und der immerwährenden Kritik ergebenden Entwicklungen sprechen jedoch ein klares Bild, dass in diesen schnellen Stunden auf teilweise übelste Weise gegen Vodafone und Schnutinger gehetzt wird. Ich bedaure sehr, dass die deutsche Blogosphäre sich zurück in die Steinzeit katapultiert – und möchte nicht mit dem Finger auf die einzelnen Aktivisten zeigen. Nicht alle Blogger sind pauschal in eine Ecke zu stellen, doch manche dieser Kommentatoren und Autoren bringen die Blogosphäre in der Wirtschaft in solch einen Verruf, dass sich wohl einige Unternehmen zweimal überlegen werden, ob sie mit den Bloggern überhaupt etwas anfangen wollen. Was bringt es einem Unternehmen, dass auf einen offenen Dialog setzt – was ja zumindest jeder predigt – wenn die Klientel keine Anerkennung für diesen Mut, sondern nur Häme und Respektlosigkeit erwiedern kann? Na dann bleibt für die Zukunft nur eines zu sagen: Vielen Dank für die Blasphemie mit eurem eigenen Pathos vom freimündigen Bloggen. Wenn Blogger die Blogosphäre selbst ins Aus stellen wollen, schaffen sie es natürlich sehr schnell und kanibalisieren sich selbst. Der Respekt fehlt – schade eigentlich. Wie tröstlich es doch dann erscheint, dass wir uns selbst in einen eigenen Social Mob entzaubern konnten.
tr.im ist für immer geschlossen!
Microblogging, Social MediaDer durchaus beliebte ShortURL-Dienst „tr.im“ ist geschlossen. Dieser überraschende Umstand erreichte mich direkt, als ich selbst eine URL verkürzen wollte. Bis zum Ende des Jahres wird zumindest die Weiterleitung über bestehende ShortURLs aufrecht erhalten, danach wird der Dienst komplett eingestellt und vom Netz genommen.
Scheinbar konnte das tr.im-Team keinen potentiellen Investor von dem Dienst überzeugen, zudem auch kein Geld mit dem Kürzen von URLs verdient werden kann. Seitdem bit.ly sich auch bei Twitter durchgesetzt hat, gebe es keinen Anlass für tr.im auf dem klar abgesteckten Markt weiter zu kämpfen. Persönlich hatte ich mich für tr.im entschieden, vor allem weil ein Zeichen gegenüber bit.ly eingespart werden konnte. Der König ist tot, es lebe der König – in diesem Fall ist dies bit.ly.
Microsoft will es machbar machen – mit Viralspot!
Marketing, VideosVorsicht, dieser Blogeintrag könnte einen werblichen Charakter besitzen. Dafür erhalte ich zwar keine Boni, aber das Thema ist einfach zu schön um es nur über Twitter zu verbreiten. Daher bitte ich meine Leser sich zurückzulehnen, Bruno Kammerl bei seinem Waterjump anzuschauen und sich an der Viral-Aktion von Microsoft zu erfreuen: „Megawoosh – mach es machbar mit Microsoft Office Project 2007.“
Eine eigene semi-fiktive Kampagnen-Seite und das passende Video frohlocken sinngemäß auf erfolgreiche Momentaufnahmen für Projektmanager. So heißt es auf der Website im Wortlaut sogar:
Klar, ein Fake – ein Viral! Und der läuft sich grade warm. Man erkennt natürlich sehr deutlich, dass der eigentliche Sprung digital nachgebaut wurde – optisch auch sehr gut inszeniert. Die wackelige Haltung der Videokamera wirkt authentisch, das Ambiente passt zu dem verrückten Hobby. Doch emotionalisiert die Kampagne wirklich zur Kaufentscheidung oder erzeugt sie nur den typischen „Clipfaktor“ eines Viralspots?
Twitter: Opfer eines Denial-of-Service?
MicrobloggingAbgeschaltet. Nicht erreichbar. Ausgezwitschert! Twitter ist derzeit nicht mehr im Netz abrufbar. Bei Techcrunch spricht man vom spannendsten Ausfall seit der ersten Sichtung vom „Fail Whale“. Also war es jetzt China, Nordkorea oder doch der Iran?
Faszinierend ist aber, dass man mich auf diversen Kommunikationskanälen anschrieb und fragte, ob ich auch Twitter nicht aufrufen könnte. Als Kommunikator muss man jedoch nicht immer in Twitter rumfuchteln, dafür haben wir doch keine Zeit. Konzentriertes Arbeiten ist viel wichtiger, und wenn ich den Retweet jetzt herausholen könnte, würde ich hier auch zustimmen, dass Twitter beim konzentrierten Arbeiten einfach nur ablenkt. Deshalb lasse ich Twitter auch während der Arbeitszeit bewusst aus und schaue nur gezielt nach Informationen im Stream oder bekomme meine „Alerts“ zu gewissen Suchbegriffen. Doch mancher Mensch sieht Twitter als Lebensinhalt – wie abhängig sind wir doch nur vom Microblogging geworden?
Update: In den Kommentaren bei Techcrunch wird gemunkelt, dass der Denial-of-Service mit den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zusammenhängt. Auch soll Facebook teilweise betroffen sein. Eine Kollegin teilte mir auch mit, dass LiveJournal betroffen sein sollte. Digitaler Racheakt auf die Social Media Portale von US-Anbietern?
Update 2: Beim Wired Magazine gibt es eine sehr interessante Grafik, die einen DoS-Angriff für jedermann auf Englisch sehr einfach verdeutlicht. (via @Karrierebibel) Gründer Biz Stone nahm im offiziellen Twitter-Blog eine minimale Stellung dazu. Auch einige deutsche Medien berichteten über den Angriff.
Zahnersatz Relations
Public RelationsEmotionalitäten in der PR-Arbeit sind manchmal recht praktisch, obwohl wir uns alle auf Objektivität, Fakten und das W-Prinzip des Informationsflusses verschrieben haben. Public Relations im klassischen Sinne, wir alle hocken ja in einem Boot und versorgen die Journalisten und Blogger mit unseren wertvollen Informationen.
Auch ich komme in den Genuss so manche Pressemitteilung zu erhalten. Eine davon dreht sich um das leidige Thema „Zahnersatz“ – was macht man, wenn der Zahn bei einem Unfall verloren geht?
Die Rekation ist absehbar, dass man zumindest versucht noch das zu retten, was zu retten ist. Zwar besitze ich keine „heimische Asservatenkammer“ für Zähne, doch ein Zahnarzttermin wäre das wirklich sinnvollste, um zumindest wieder lächeln zu können. Auch das beworbene Produkt in der eigentlichen Pressemeldung, eine Versicherung für die Zähne, ist überhaupt nicht interessant. Beim Lesen dieser Zeilen stellt sich vor dem Hintergrund einer repräsentativen Umfrage doch eher folgende Frage: Was macht die vierte Person? Steht die einfach nur in der Gegend herum und weint vor Schmerzen?
Deutschland hat endlich seinen Social Mob!
Public Relations, Social MediaSchnutinger ist seit geraumer Zeit vielen netzaffinen Menschen ein Begriff. Die gute Dame konnte in unzähligen Beiträgen in ihrem Blog, ihren Comics oder mit ihrem Video-Netzkabarett die Menschen begeistern. Aus der Blogosphäre ragte sie als eine der ganz normalen Personen hervor, weil sie irgendwie auf ihre Art und Weise ein sehr charmantes Programm bot. Vor wenigen Tagen wurde mit einer großangelegten PR-Aktion die neue Marketingkampagne von Vodafone publik gemacht – neben Sascha Lobo oder Robert Basic zählte auch Schnutinger zu den Protagonisten der Kampagne. Sie wurde zu einem Testimonial der Werbebranche.
Anerkennung der Blogger?
Endlich, und das kann ich gewissenhaft behaupten, erkannte die Wirtschaft die Wertigkeit von Social Media und den Individualisten. Wir sind doch immer so stolz auf uns selbst, wenn wir in unseren Blogs oder über Twitter unsere Meinung kundgeben. Wir, das kollektive Individuum, wurden nicht mehr abgewatscht, sondern vollkommen als Testimonial respektiert. Blogger laufen den Promis den Rang ab – das wären zumindest einmal Schlagzeilen gewesen, die in Deutschland jedoch nicht jeder Leser oder Zuschauer der klassischen Medien kapiert hätte.
Doch zurück zu der Kampagne. Als eines der wenigen größeren Unternehmen in Deutschland setzt der Mobilfunkanbieter auf diese schillernde Medienvielfalt im Social Web. Ob die Kampagne ausgereift ist, ob es Verbesserungen hier oder dort zu geben hat, ob Vodafone vollkommen richtig gehandelt hat – die Blogosphäre bewegten solche Fragen. Man fand einen wunden Punkt und kostete es aus, mit teilweise schamloser Kritik und fehlender Selbstdisziplin gegen ein Unternehmen zu wettern, dass sich auf das Glatteis gewagt hat: der direkte Kundendialog über Social Media. Persönlich zolle ich schon diesem kommunikativen Aktionismus sehr viel Respekt ab und schätze es sehr, dass ein Unternehmen diesen Weg eingeschlagen hat. Natürlich war es für mich wichtig, auch meine zumindest konstruktive Kritik zu der Kampagne zu veröffentlichen. Dialog will gelernt sein, doch was machen wir, wenn jemand nicht zuhören möchte?
Ein ungleicher Kampf!
Leider entwickelte sich hierbei ein Desaster, was sich aus der starken Kritik von manchen Einzelpersonen und Gruppen schon in den Kommentaren des Vodafoneblogs ablesen lässt. Hier spielten Objektivität und Rationalität, gar eine ruhige Minute zum Nachdenken überhaupt keine Rolle. Bei genauerem Studium der diversen Kommentare zu dem vielleicht etwas unbedachten Blogeintrag von Schnutinger im Vodafone-Blog, der ja letztendlich durch die leicht wässrige Sichtweise der Stein des Anstoßes für die kritische Masse ist, erkennt man eine moderne Form der Propaganda seitens der Kommentatoren. Forderungen nach Transparenz sind gewissermaßen notwendig, wenn man auf einen transparenten Dialog mit den Kunden setzt, doch wir sollten niemals vergessen, dass wir alle mit unseren Äußerungen als Blogger oder Kommentator immer Individualisten sind.
Für Schnutinger schien in diesem komplexen Machtgefüge des Muskelspielens nur eines als sinnvolle Lösung in Erscheinung zu treten, nämlich die Reißleine zu ziehen. Es ist ein ungleicher Kampf, als Einzelperson dem verbalen Kreuzfeuer der Masse entgegen zu treten. Die Blogosphäre verliert meiner Meinung nach ein sehr wertvolles Gesicht, dass Social Media und das Bloggen wirklich salonfähig gemacht hätte, und meine Meinung steht gegen eure Meinung, daran wird sich nichts ändern.
Was bleibt für uns?
Die sich aus dem ganzen Szenario und der immerwährenden Kritik ergebenden Entwicklungen sprechen jedoch ein klares Bild, dass in diesen schnellen Stunden auf teilweise übelste Weise gegen Vodafone und Schnutinger gehetzt wird. Ich bedaure sehr, dass die deutsche Blogosphäre sich zurück in die Steinzeit katapultiert – und möchte nicht mit dem Finger auf die einzelnen Aktivisten zeigen. Nicht alle Blogger sind pauschal in eine Ecke zu stellen, doch manche dieser Kommentatoren und Autoren bringen die Blogosphäre in der Wirtschaft in solch einen Verruf, dass sich wohl einige Unternehmen zweimal überlegen werden, ob sie mit den Bloggern überhaupt etwas anfangen wollen. Was bringt es einem Unternehmen, dass auf einen offenen Dialog setzt – was ja zumindest jeder predigt – wenn die Klientel keine Anerkennung für diesen Mut, sondern nur Häme und Respektlosigkeit erwiedern kann? Na dann bleibt für die Zukunft nur eines zu sagen: Vielen Dank für die Blasphemie mit eurem eigenen Pathos vom freimündigen Bloggen. Wenn Blogger die Blogosphäre selbst ins Aus stellen wollen, schaffen sie es natürlich sehr schnell und kanibalisieren sich selbst. Der Respekt fehlt – schade eigentlich. Wie tröstlich es doch dann erscheint, dass wir uns selbst in einen eigenen Social Mob entzaubern konnten.
Freiheit statt Angst
PolitikFreiheit statt Angst. Am 12. September 2009 findet in Berlin eine Großdemonstration gegen Internetsperren und Vorratsdatenspeicherung ab. Das dazugehörige Video unter CC-Lizenz (by-nc-sa wortfeld.de) gibt es jetzt zu sehen, und wer als politisch aktiver Mensch der Generation C64, Atari ST, DOS oder auch Netzkulturist sich dazu in der Lage sieht, sollte diesen Tag für Berlin festhalten. Mehr dazu bei Netzpolitik und Wortfeld.
Eingemauert! Die innerdeutsche Grenze als Dokumentation
PolitikFür insgesamt 28 Jahre lang teilte die innerdeutsche Grenze als Teil des „Eisernen Vorhangs“ den Osten und den Westen inmitten von Europa, bis die „Mauer“ am 9. November 1989 endlich fiel und Deutschland sich auf dem besten Weg zur Wiedervereinigung befand. Viele andere Länder konnten sich auch von den Ketten befreien und erleben zumindest jetzt eine gefühlte Freiheit. Heute ist es für viele junge Menschen nur schwer vorstellbar, was noch vor wenigen Jahrzehnten bittere Realität war, genauso wie es für uns damals schwer war, sich die direkte Nachkriegszeit genau vorzustellen. Dieses Video zeigt in einer beeindruckenden Computeranimation sämtliche Details eines der schrecklichsten und ausgedehntesten Sicherungssysteme der Welt, wie es in der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer seine Umsetzung fand.
Link: sevenload
In der Zeit eines vereinten Europas auf zumindest optional harmonischer Ebene kann man sich heute wirklich kaum noch dieses reale Szenario vorstellen. Persönlich habe ich so manche Erinnerung an diese Zeit. Auch in meinen jungen Jahren sah ich Panzer- und Militärkolonnen nahe meiner alten Heimatstadt Flensburg über die Straßen rollen, Jagdflugzeuge in routinemäßiger Tiefflugmanier über das Land ziehen. Das war jedoch nur der westliche Blick in den Augen eines kleinen Jungen. Die andere Seite ist viel erschreckender, und wer sich davon selbst überzeugen möchte, sollte das Video unbedingt ansehen. Die Politik sollte sich auch immer wieder davon bewusst sein, dass alles auch anders hätte enden können.
Microblogging: Tweeded ihr schon?
Microblogging, Social MediaBesitzt ihr auch einen englischen Webstoff, aus dem so manche Träume im Internet gewoben sind? Ich zumindest nicht, denn ich schreibe keine Tweeds und nutze auch kein Twidder. Stattdessen gibt es eine Menge Tweets in meinem Account auf Twitter zu lesen. Doch manche Leute versuchen jetzt ihr Bestes zu geben und legen neue Accounts an, die oftmals schon mit dem „tweet“ innerhalb des Namens vergeben sind. Stattdessen wird der Tweed genommen, was in dem Fall von Twitter doch urkomisch wirkt. Deutsche Tweeds? Es sind doch Englische. Und kann man Computer Tweeds auch anziehen?
Piratenpartei: Starkes Wachstum im studiVZ
Politik, Social MediaIn einer aktuellen Pressemitteilung erklärt die VZ-Gruppe, wie Online-Wahlkampf funktioniert oder zumindest zu funktionieren hat. Die Piratenpartei Deutschland hat nach einer Woche insgesamt 16.237 Anhänger innerhalb einer Gruppe von studiVZ/meinVZ. Die SPD folgt mit 15.861 Fans auf Platz zwei, die FDP ist mit 15.778 Anhängern knapp vor der CDU (15.715 Anhänger) auf Platz drei. Das Bündnis 90/Die Grünen können 13.823 Anhänger, der Linken 8.592 Anhänger und die CSU 3.055 Anhänger verbuchen. Repräsentativ für die deutsche Bevölkerung und den bevorstehenden Wahlabend der kommenden Bundestagswahl 2009 ist dies natürlich noch lange nicht.
Immerhin amüsiert es mich durchaus, dass so viele junge Menschen ihre persönliche Parteizugehörigkeit so offen innerhalb eines Social Networks preisgeben. Welche Partei hier präferiert wird, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Zumindest in unserem Land gibt es geheime Wahlen, so dass die jeweiligen Wähler ihre Stimmzettel unbeobachtet, unbeeinflusst und eigenhändig ausfüllen können. Verhindern Social Networks mit der Präsenz von Partei und der Tatsache, dass man mit nur wenigen Klicks zu einem Fan werden kann, dieses demokratische Grundprinzip? Vielleicht liegt dieses Problem der Nichtkenntnis des Allgemeinen Wahlrechts ja auch in der Natur von jungen Wählern. Müsste man dabei nicht entsprechend Aufklärung betreiben und explizit die Nutzer darauf hinweisen, dass ihre Angaben über eine Anhängerschaft respektive das eigentliche „Fan sein“ ein sehr wichtiges Thema ist?
Social Media ist letztendlich ein sehr offenes Gebiet der Kommunikation. Selbst wenn die VZ-Gruppe einen hohen Standard an dem Schutz der Nutzerdaten unter Beweis stellt, könnte irgendwann jemand Drittes genau diese offen bekannte „Anhängerschaft“ zu egal welcher Partei nicht auch missbrauchen?
Vodafone: Public Relations mit Social Media
Marketing, Public Relations, Social MediaDer (potentielle) Kunde wird mit einer neuen Kampagne konfrontiert, in der mehr oder weniger bekannte Netzpersönlichkeiten der Marke ihr Gesicht verleihen. Sascha Lobo, Robert Basic und Ute Hammelmann, Ragnar Sôlberg, Sven Gurrath oder Jürgen Mühling – wer sich etwas Mühe macht, findet diese Menschen im Internet ganz schnell wieder. Doch wie wirken sie auf jemanden, der sie wirklich nicht kennt? Eigentlich doch wie normale Werbeschauspieler, die zumindest bei Sascha Lobo mit einem sehr markanten Haarschnitt über den Bildschirm flimmern. Selbst mir als bisher jahrelangen Vodafone-Kunde kann die Kampagne nicht einheizen, zumal ich auch ganz persönlich meinen Kundenvertrag bereits aufgelöst habe. Wird der typische Fernsehzuschauer, der sich jetzt in einem Umfeld von Social Media und deren Protagonisten wiederfinden muss, sich mit diesem neuen Vodafone identifizieren können? Möchte eine karriereorientierte Mutter von drei Kindern sich mit dem Heldentum für jedermann auch noch beschäftigen, wird der Schlipsträger dadurch mehr Kundenkontakte abwickeln können, kann ich dadurch besser und günstiger mit den Menschen telefonieren?
Immerhin macht sich Vodafone als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland darüber Gedanken, sich mit ihrer Klientel und dem neuen Bewusstsein für die digitale Welt auseinander zu setzen. Als Leadagentur kann man Scholz & Friends zu der Kampagnenidee beglückwünschen, wenn ab dem 11. Juli bis in den Oktober hinein die Werbekampagne über die Bildschirme zuckt. Die grundlegende Idee, sich über Blogs und Twitter mit den Kunden auszutauschen, sowie mehr Transparenz in die klassischen Unternehmensleitbilder zu integrieren, sich selbst auf einer sehr flachen hierarchischen Ebene mit den Kunden bei BarCamps zu unterhalten – das sind wundervolle Ansätze, wie man mit Social Media eine Erlebniswelt für den Kunden aufbaut. Bei der Pressekonferenz jedoch fehlte dieser transparente Ansatz. Vielleicht lässt sich dies auch auf einen Mangel an Erfahrung für eine dermaßen öffentliche Pressekonferenz zurückführen, denn üblicherweise schauen nicht so viele Blogger und Journalisten, sondern nur das eingeladene Publikum zu. Aber ist es „unsere Zeit“?
Nach nur wenigen Stunden entwickelte sich zu dieser neuen Markenausrichtung auch eine eigene Stimme – genau aus dem Umfeld der angesprochenen Zielgruppe heraus. Wer Social Media einsetzt, wird auch darüber Feedback erhalten. Direkt, offen, ehrlich und meist auch unverblümt. Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus. Die Blogosphäre antwortete ebenso wie die bekannten Publikationen aus Fachpresse und Branchenmedien. Ein schöner Überblick hierzu findet sich bei Tapio Liller. Konstruktiv kritisch wirkt der Artikel von Mirko Lange, während Thilo Specht sich motivierend äußert. Michael Friedrichs und Peter Hogenkamp vermissen meiner Meinung nach zurecht die geeigneten Mobilfunk-Tarifmodelle für die „Generation Upload„, denn sind nicht gerade wir, die sich mit Social Media den ganzen lieben langen Tag beschäftigen können, nicht die Kernzielgruppe einer solchen Kampagne?