„Online-Werbung: Höchste Zeit umzudenken!“

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Bilder von toten Flüchtlingskindern im Web – und daneben eine Anzeige für teure Kekse. Das will niemand mehr sehen. Und fordert von allen Beteiligten, sich auf werbefreie Umfelder bei der Online-Werbung zu einigen. Manchmal gelte: No Ad. 

Verstorbene Kinder, gepeinigte Flüchtlinge und unzählige Opfer von Terror und Gewalt. Bilder des Elends gelten als gefundenes Fressen für die klickgeilen Medien. Egal, ob verpixelt oder detailgetreu zu erkennen, der grausige Content lockt viele Nutzer an und steigert die Zugriffszahlen. Um diese schockierenden Inhalte schmiegt sich verheißungsvoll und oft sehr locker die Online-Werbung von den großen Marken.

Darf mit dem Leid der Menschen Profit gemacht werden? Sollte Marketing von den Tragödien dieser Welt nicht besser einen gehörigen Abstand nehmen? Ist die Zeit gekommen, in der Publisher, Vermarkter, Mediaplaner und Werbetreibende sich gemeinsam dafür einsetzen sollten, Werbung in solchen Umfeldern zu unterbinden?

NoAds: Umdenken im Online-Marketing

Die Fakten sprechen für ein Umdenken am Online-Werbemarkt. Die Nutzer sind der Werbung mehr als überdrüssig. Nicht zuletzt wegen störender Werbebanner. Viele Nutzer akzeptieren Online-Werbung schlicht nicht mehr.  Adblocker kommen als Browser-Plugins zum Einsatz und werden über kurz oder lang direkt in den Betriebssystemen verankert. Wirtschaftlich betrachtet ruiniert die Preisverfallspirale der TKP jede Wertschöpfungskette. Leistungsversprechen und AdFraud stoßen sich voneinander ab. Ewiges Targeting beleidigt die Intelligenz der User. Sogar die Kreativität bleibt häufig auf der Strecke, und nur in den Fachmedien werden die Kampagnen bejubelt – woanders leider nicht.

Online-Werbung: Luxus neben Elend

Jetzt müssen Nutzer die Präsenz ihrer Lieblingsmarken im Umfeld von schockierenden Inhalten betrachten. Nehmen sie etwa hin, dass die leckeren Kekse über den Fotos von hungernden Kindern prangern? Brauchen die Nutzer die Imagekampagne eines teuren Supermarkts, wenn sie einen Artikel über die Lieferung von Hilfsgütern lesen? Wie wirkt sich die Präsenz Eures Videospots des schnellsten Sportwagens neben den Bildern von Unfallopfern auf Eure Marke aus? Muss jedes Fail-Video in einem Videochannel eine Versicherung als Sponsor nennen?
Zieht bitte einen Schlussstrich unter die hoffentlich ungewollte Einbindung Eurer Marken im Schockzustand. Erklärt den Mediaplanern, dass Kampagnen zwar zielgerichtet sein dürfen, aber einen echten kreativen Mehrwert für die Nutzer bereithalten sollten. Diskutiert mit Euren Vermarktern über neue Möglichkeiten, um die Marken stilvoll und bitte nicht am Rande des Elends auf Websites darzustellen. Sprecht mit den Publishern über werbefreie Ressorts, die aus Gründen des Anstands und des Respekts vor der Menschlichkeit werbefrei bleiben müssen.

Einigt Euch auf ein NoAd-Kriterium

In Zeiten wie dieser sollten werbetreibende Unternehmen endlich Vernunft walten lassen. Schließlich sitzen sie dank ihrer Budgets am längeren Hebel. Das Geld baut am meisten Druck auf. Sorgt dafür, dass das Elend der Menschen nicht dazu dienen darf, die Messlatte zur Umsatzgenerierung der Akteure auf dem Online-Werbemarkt immer höher zu legen. Überlegt euch gemeinsam mit den anderen Marktakteuren auf der Dmexco 2015, wie ein NoAds-Kriterium für sensitive Inhalte bei der Online-Werbung eine Lösung sein kann, um Eure Marken wertig erscheinen zu lassen, anstatt auf reine Klickzahlen durch schockierende und emotionalisierende Inhalte zu setzen.