Amazon Prime Day: Der Händler hat gewonnen

,

Der Amazon Prime Day wurde lautstark und bildgewaltig inszeniert – und fand ein schnelles Ende. Was bleibt von dieser Rabattschlacht wirklich hängen und wer sitzt auf der Seite der Gewinner?

Amazon Prime Day – Ffieberhaft warteten die Online-Shopper in bester Kauflaune, um sich endlich am 15. Juli 2015 die Blitzangebote zu sichern. Kein Wunder, denn der Preis gibt den Ausschlag und wirkt als perfektes Lockmittel auf zahlungswillige Kunden. Schon am frühen Morgen haben so manche Onliner die Blitzangebote beim Amazon Prime Day sondiert. Ob der große Online-Händler endlich das heiß ersehnte Produkt um 50 Prozent günstiger anpreisen würde? Gibt es nicht doch ein wundervolles Schnäppchen, das in der heimischen Sammlung fehlt? Überzeugt ein Blitzangebot so sehr, dass ein Spontankauf getätigt wird?

Keine echten Schlager am Amazon Prime Day

Nein, leider gab es keine der  vermeintlichen Schnäppchen, von denen die verwöhnten Kunden ausgehen, wenn es um Rabattaktionen geht. Im Shop fanden sich viele vergleichbare Produkte, geradezu Substitute, und leider kein wirklich exklusiver Preiskracher. Ein neues I-Phone für 200 Euro? Ein Ultra-HD 55-Zoll Smart-TV für 300 Euro? Ein Highend-Gaming-PC für 400 Euro? Pustekuchen, daraus wurde leider nichts. Nein, die zahlenden Prime-Mitglieder erhielten vom Amazon Prime Day keine echten Vorteile und wurden nur mit einem Ramschverkauf von gefühlten Restposten und Waren beglückt, die sonst kein Mensch haben wollte.

Sieg auf ganzer Linie für Amazon

Wer bereits als Prime-Kunde bei dem bekannten Online-Händler angemeldet war, konnte sicherlich das eine oder andere Schnäppchen ergattern, wenn man denn auch kaufen wollte. Allen anderen Nutzern blieb nur eines übrig: Entweder der Verzicht auf die vermeintlichen Sonderangebote oder der Abschluss des relativ teuren Jahresabos für die Prime-Mitgliedschaft. Mit diesen 49 Euro als Initialinvestment wirkt aber jedes noch so attraktive Angebot wie ein Tropfen Wasser auf den heißen Stein.

Zur Rechtfertigung dieser Kosten müssten die Kunden sich für ein deutlich höheren Umsatz bemühen, indem sie viele hochpreisige und somit rabattierte Produkte bestellen. Einige haben dies bestimmt getan, andere haben ihre Prime-Mitgliedschaft sogar gekündigt. Geht es nach den Käufern, überwiegt ein sehr kritischer Ton. Herbe Enttäuschung macht sich unter den Amazon Prime-Mitgliedern breit, denn die Angebote schienen den meisten Nutzern nicht zu schmecken.

Der Gewinner heißt Amazon

Trotz aller Kritik steht am Ende des Tages fest: Amazon erzielte mit seinem eigenen Feiertag genau das, was man von einer Rabattaktion erwarten sollte. Die Ladenhüter, Restposten und ungeliebten Sortimente wurden günstig bepreist, in einem Auktionsmodus aufgewertet und den gierigen Kunden präsentiert. Zuschlagen lautete die Devise – oder sprichwörtlich die neuen Angebote Abwarten und Tee trinken. Dank der gewaltigen Portion Werbe-Tamtam konnte kaum ein Prime-Mitglied behaupten, nichts von der Aktion gewusst zu haben. Diese Inszenierung setzte auf viel heiße Luft und wird erwartungsgemäß einen festen Platz im Lebenszyklus des Versandmultis einnehmen.

Amazon muss rechnerisch einen guten Schnitt gemacht haben. Mehr Umsätze auf Restposten, ein Zuwachs an zahlenden Mitgliedern und eine unangefochtene Aufmerksamkeit in den Medien durch Werbemaßnahmen im Vorfeld. Das Sahnehäubchen bildet die redaktionelle Berichterstattung, zu der selbst dieser Beitrag meiner Kolumne zählen darf. Der Autor hat übrigens kein Produkt im Rahmen des Amazon Prime Day gekauft. Einzig die Ankündigung und die vermeintlichen Werbeversprechen haben eine hohe Erwartung ausgelöst, die in vielerlei Hinsicht nicht erfüllt wurde. Hoffen wir also auf das nächste Jahr, wenn zum Amazon Prime Day 2016 getrommelt wird.