Mit einem Super-Mega-Derby-Symbolfoto zur Bilderklickstrecke bei 1LIVE

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Fotos schaffen Anreize, selbst wenn das Foto nicht immer zum Inhalt eines Textes passt. Konsequent und durchgängig nutzen Journalisten ihr eigenes, bereitgestelltes oder recherchiertes Bildmaterial, um manch lange Texte mit einem attraktiven Blickfang auszustatten. Wer kennt sie bitte nicht, die Symbolfotos? Sie pflastern unseren medialen Alltag und sind kaum wegzudenken. Heute prangert(e) auf der Startseite von 1LIVE ein Aufmacher mit dem Titel „Rivalen unter sich“ mit einem Untertitel, der auf das aktuelle Geschehen beim Fußball deutet. Was zeigt jedoch das verwendete Bildmaterial? Ganz klar eine der bekanntesten Filmszenen aus „Star Wars – Episode V: The Empire Strikes Back„.

So offenbarte Darth Vader im besagten Kultfilm seinem Sohn die uneheliche Vaterschaft, als er Luke Skywalker seine metallische Hand am Abgrund reicht. Doch bitte was hat dieser emotionale Moment der Filmgeschichte, der durchaus eine hohe Symbolkraft besitzt, mit den aktuellen Geschicken der Fußballvereine zu tun? Ja, Fußball und Darth Vader – so mancher Verein hätte gerne etwas mehr Macht. Das Symbolfoto wirkt, zieht aber derbe am Derby vorbei. Die Online-Redaktion von 1LIVE hat zumindest im Kontext der sich hinter dem Aufmacher findenden Bilderstrecke die inhaltliche Wahrheit gerade gerückt. Der Aufmacher leitet nicht zu einem Artikel über ein Fußball-Derby, sondern stellt bekannte Gegensätze in den Vordergrund – Alpha und Omega, Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Aber wird das dem Leser sofort klar, wenn es dort so schön im Aufmacher heißt: „Derby-Zeit in der Bundesliga – aber auch fernab der Fußballstadien gibt es Rivalen, die in einem besonderen Konkurrenzkampf stehen“? Ich finde irgendwie kommt man nicht sofort zu dem (Trug-)Schluss, dass sich hinter dem Link eine ziemlich dröge Bilderstrecke versteckt.

Symbolfotos im Einklang mit dem Artikel

Wer sich noch keinen Reim daraus machen kann, wie ein Symbolfoto sich in seiner Wirkung rein faktisch entfalten kann, findet eine plakativ einfache Erklärung über Symbolfotos in der Wikipedia:

Als Symbolfotos bezeichnet man in Printmedien und im Fernsehen zu Texten bzw. Gesprochenem dargebotene Fotografien, die nicht den tatsächlich dokumentierten Sachverhalt darstellen, sondern aus einem davon unabhängigen Zusammenhang stammen.

Bilderstrecken und Symbolfotos – eine Gretchenfrage im Journalismus. Muss diese berühmte Szene aus Star Wars als plumpes Lockmittel dienen? Ganz interessant ist dabei die wichtige Anforderung des Pressekodex gemäß des Deutschen Presserats unter Ziffer 2:

„Symbolfotos müssen als solche kenntlich sein oder erkennbar gemacht werden. […] Kann eine Illustration, insbesondere eine Fotografie, beim flüchtigen Lesen als dokumentarische Abbildung aufgefasst werden, obwohl es sich um ein Symbolfoto handelt, so ist eine entsprechende Klarstellung geboten. So sind […] deutlich wahrnehmbar in Bildlegende bzw. Bezugstext als solche erkennbar zu machen.“

Erwartungshaltung der Nutzer vs. krude Online-Mechanismen

Derby und Rivalen? Na klar, ich habe explizit einen Sportartikel erwartet, aber keine Bilderstrecke zur Steigerung der Zugriffsraten und damit zur Beschönigung mancher Verkaufsstatistiken und Rankings hinsichtlich der Verweildauer der Seitenbesucher. Zwar ist dies kein optimales Aushängeschild für Journalismus, doch ein immer gerne genutztes Mittel von Medienhäusern, um sich reichweitenstark im Konkurrenzvergleich bei den „AGOF internet facts“ aufzustellen. Jedoch ist der Aufmacher in genau diesem textlichen Zusammenhang zu einem Fußball-Derby definitiv nicht das richtige Mittel – oder umgekehrt.

Schade, dass auch bei einem Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender genau diese Denkweise besticht, wie sie in manchen Online-Redaktionen der privaten Wirtschaft ausgelebt wird. Das geht auch ohne Symbolfoto oder zumindest mit einer passenden textlichen Aufmachung. Vielleicht mag dies jedoch zu viel verlangt sein für einen ganz normalen Freitag.

2 Kommentare
  1. Claus Leesemann sagte:

    da stimme ich Dir in allen Punkten zu, das Bild in Zusammenhang mit der Bundesliga zu erkennen ist schon arg um die Ecke gedacht .Das war ,wie es so schön heisst am Produkt vorbeigedacht .
    Ein schönes Wochenende
    Claus

  2. Kaspar sagte:

    Ich denke, dass Inhalt und Werbung für den Inhalt, sei es durch Bild oder Überschrift übereinstimmen müssen. Wird die Erwartung zu oft enttäuscht, wenden sich die Leser irgendwann ab – da bin ich mir sicher.

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