Ode an Rivva: Lebe lang und in Frieden?

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Die deutsche Blogosphäre musste in den vergangenen Monaten sehr viel Leid ertragen. Nachdem Frank Westphal das Ende von Rivva bekannt gab, schien niemand aus der Szene mehr zu wissen, welche Nachrichten die Menschen wirklich bewegten. Auch fehlte unter Bloggern aufgrund der mangelhaften und teils nicht mehr stattfindenden Verlinkung zu einzelnen Themen die wahre Vernetzung.

Endlich erbarmte sich ein Unternehmen zu einer finanziellen Unterstützung des wohl besten Newsaggregators in Deutschland – oh Wunder, Rivva ging dank BMWi wieder an den Start. Den Anbietern von Virato und Newshype, den zwischenzeitlich entwickelten Co-Existenzen der Nachrichtenaggregation, prophezeite die Branche eine sehr herausfordernde Zukunft. Schließlich war der Platzhirsch wieder unter ihnen, sie mussten sich sehr warm anziehen. Jedoch blieb die Freude über Rivva, den hoch geschätzten und sehr vermissten Dienst, nur von kurzer Dauer. So schrieb ich in einem Moment der Freude folgende Zeilen:

Rivva, ich brauche dich. Rivva, ich nutze dich. Rivva, Du öffnest mir die Augen. Rivva, Du bist ein wertvolles Instrument. Rivva, ohne Dich ist das Internetz einfach anders. Rivva, Dein Potenzial ist unterbewertet. Rivva, Du bist Gold wert. Rivva, Du bist mein Leidensschmerz. Rivva. Einfach nur Rivva.

Von den einstigen Aussagen und Träumen nehme ich immer stärker Abstand. Was für einige Jahre als das Tor zur deutschen Blogosphäre galt, fühlte sich trotz des frischen Aufwinds unangenehm verschlossen. Mittlerweile stelle ich ernüchternd fest: Wen interessiert’s, wenn ein Portal die News für mich erzeugt?

Informationsbedürfnis über Social Services

Mein persönliches Informationsbedürfnis der deutschen Social Media Szene, von speziellen Nischenthemen und natürlich auch allgemeinen Nachrichten beziehe ich mittlerweile über Social Services. Eine primäre Rolle spielen dabei eindeutig Twitter, Facebook und das neue Google+.

Blogs verblassen im Schatten der Empfehlungsmaschinerie

Brauchen informierte und vernetzte Nutzer noch ein mundgerechtes Aufbereiten eines Informationsbreis, den wir mit unserem digitalen Löffelchen brav verputzen? Die starke Relevanz dieser Kommunikationskanäle lässt sich einwandfrei bei Rivva selbst feststellen: Nur wenige Stories werden von Blogs verlinkt, hingegen sind Tweets und Likes -irgendwann bestimmt auch Plusones- das Maß aller Dinge. Insbesondere Blogs verblassen im Schatten der starken Empfehlungsmaschinerie.

Im sozial gefühlt-erlebten Web scheint die Sonne auch ohne Newsaggregatoren und ihre einstigen Antriebsmomente namens Weblogs, was mich nach der inhaltlichen Vielfalt aus der goldenen Zeit der Blogosphäre etwas wehmütig sehen lässt. Wie beurteilt ihr diese Situation – nutzt ihr Rivva noch oder erlebt ihr ein ähnliches Relevanzgefühl hinsichtlich der empfohlenen Links in euren Social Networks?

1 Kommentar
  1. Foxload sagte:

    Ich habe Rivva kaum genutzt, da vor allem die Quellen eh immer in die gleiche Richtung gingen. Gute Beiträge aus kleinen Blogs findet man auf anderen Wegen. Zudem ist in Zeiten von FB, Twitter und Google+ eine Verbreitung über echte Empfehlungen deutlich besser als es ein Aggregator je machen könnte.

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