Blogs – Das Guckloch auf dunkle Machenschaften

Weblogs sind seit gut fünf Jahren das Traumthema der Prosumenten. Wir lieben es zu publizieren, in voller Länge unseren Senf in die Welt zu streuen, über ein Thema oder gar manche Persönlichkeit abzulästern und hoffentlich ungeschoren davon zu kommen. Sehen wir von den Abmahnungen ab, mit denen sich manche Blogger konfrontiert sehen, ist die Blogosphäre in Deutschland ziemlich gut aufgestellt in Sachen „Schwatzverhalten„. Klatsch und Tratsch treffen auf sich selbst, Expertise und Fachwissen buhlen um die Gunst der wenigen tausend interessierten Leser. Doch lassen wir zweiteres lieber außen vor und fühlen uns wie eine Klatschbase. Was macht man dann? Na klar, man ist auf der Suche nach einem Thema. Me2, ich auch. Alle Welt liest mit!

Woher stammen die Themen, die Blogger des öfteren aufgreifen? Nahezu regelmäßig stammt das Besprochene aus den Themengebieten Medien, Kommunikation und Marketing, Internet und Technologie, Start-ups und Web 2.0, mittlerweile auch Social Media, Wirtschaft, Leben und Netzkultur, Recht, Wissen und natürlich auch Politik. Eigentlich braucht man ja nur bei Rivva vorbeischauen und man erkennt sofort, was Deutschlands Blogger beschäftigt. Heute dreht sich alles um Anwaltsgebahren rund um eine Atomgegner-Aktion, eine wundervolle Mitarbeiterkontrolle bei Lidl, die vielleicht der Gema den Tod bringende Kultur-Flatrate, die Poken-Dinger zum drahtlosen Kontakt-Striptease, eine Bloggeranalyse (manche Blogger tragen wirklich Unterhosen), die „shit happens“ (so liest sich das nämlich auf den Bannern) Blogger-Konferenz namens re:publica und natürlich der bevorstehende Relaunch vom BILDBlog.

Hurra – Deutschland’s Blogger gehen auf wie Hefeklöße in der Virtualität des Lebens. Wer die Themen liefert ist ganz klar definiert: Wiederum Medien und natürlich andere Blogs, schließlich berichten wir Blogger über uns selbst am liebsten, wir kleinen vernarrten Blogger. Selbstverliebtheit ist unser aller Trumpf. Doch vorrangig kommen die Themen aus der Medienlandschaft oder zumindest etwas, worüber man ablästern kann. Da sind wir wieder groß, als gewollte fünfte Macht im Staate allen vorzugeben, was wirklich Sache ist. Alles in allem sind Blogs doch nur dunkle Machenschaften. Ein Guckloch in das Leben eines anderen Menschen. Die freie Wahloption der blasphemischen Kritik.

Mittlerweile nutze ich Blogs nur noch, um längere Artikel zu schreiben, wenn mir danach Lust ist. Einen Zwang, wie manche Zeitgenossen denken möchten, sehe ich im Bloggen kaum noch. Früher war ich Feuer und Flamme, ein kleines Thema groß rauszubringen oder mit den Medien um die Wette zu buhlen. Doch was bringt es? Nichts – nur ein paar neue Seiten für die Indizierung in Google sowie eine extra Werbefläche durch die einzelne Artikelansicht. Gewürzt mit etwas egomanischer Natur kommt am Ende das heraus, was man hier liest. Amüsante Anekdoten des Lebens. Mehr auch nicht. Klatsch und Tratsch ist schließlich des Bloggers liebstes Ziehkind. Und das haben wir doch alle gern, nicht wahr? Ach, damit wir uns klar verstehen: Wer ganz oben etwas von „Schwanzverhalten“ las, sollte sich lieber an die eigene Nase fassen. Pfui! :)