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Eines der wichtigsten Herzstücke der Pressearbeit ist und bleibt der Verteiler. Die Wichtigkeit der individuellen Erstellung und regelmäßige Pflege von Verteilern müssen PRler sich immer wieder vor Augen führen. Meist fällt diese Aufgabe unter den Tisch, auch ich stelle nach einigen Wochen immer wieder fest, dass die Verteilerpflege nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Prinzip ist dies ein Kardinalfehler, bei dem sich jeder am eigenen Ohr ziehen darf. Doch am Ohr ziehen ist nur eine Möglichkeit, sich selbst rechtschaffend mit dem Thema auseinander zu setzen. Pressearbeit wird immer moderner, wir müssen uns auch mit einem Verteiler beschäftigen, der mehr als nur gut ist. Er muss Journalisten und Bloggern gerecht werden. Doch kann man beide Arten strikt trennen oder müssen die Informationen für beide Arten der Veröffentlichung gemischt werden?

Mit einem guten Verteiler erreicht die Pressearbeit seine Ziele. Alle und wirklich alle Medien sind hier vollständig aufgelistet, die für die eigenen Themen der Pressearbeit in Frage kommen. Neben den zentralen Kontaktdaten sind auch Informationen über Erscheinungsweise und Reichweite essentiell. Die vollständigen Kontaktdaten der einzelnen Redakteure und Journalisten runden den Verteiler über alle Mediengattungen wie TV, Print, Online, Radio und mittlerweile Social Media ab. Social Media is the key – so sagt man zumindest. Wäre die Welt doch so einfach, sich nach den Wünschen der einzelnen Menschen zu offenbaren, dann hätten wir ein wunderschönes Szenario für Public Relations gefunden. Jeder potentielle Kontakt zu Journalisten, Kommunikatoren und Medien würde sich bereitwillig dazu erklären, Presseinformationen regelmäßig wohl dosiert per E-Mail zu empfangen. Doch wir sind hier ja nicht bei „Wünsch Dir was“, denn die Realität sieht anders aus: objektiv nachforschen, freundlich nachfragen, bewusst nachbohren, sinnvoll nachrecherchieren bis ein Verteiler up-to-date ist. Diese Arbeit fällt leicht, aber sie raubt die Zeit. Und vor allem im Umfeld von Social Media ist hier kein traditionelles Vorgehen gefragt.

Wie können Redaktionen die Public Relations Manager dieser Welt erleichtern? Einige sehr online-affine Redaktionen nutzen zentrale Sammeladressen und Verteilersysteme, um alle Redakteure mit Presseinformationen zu versorgen. Vor allem setzen kleine bis mittelgroße Online-Angebote auf diese Option. Natürlich fällt bei zentralen Sammeladressen viel unter den Tisch, doch erleichtert diese interne Struktur der Redaktionen wiederum die regelmäßige Recherche. Wenn einige Kontakte mit direkten E-Mail-Adressen die Position oder den Arbeitgeber wechseln, kommt oft eine ewige Abwesenheitsnotiz, ein Bounce oder der Hinweis, dass man die redaktionelle Arbeit auf andere Bereiche verlagert hat. Manchmal wird man noch nicht einmal benachrichtigt und stellt bei der regelmäßigen Pflege des Verteilers überraschend fest, dass der Kontakt seit einiger Zeit im Nirvana verschwunden war. Im schlimmsten Fall möchten Kontakte die Presseinformationen überhaupt nicht haben, weil schon genügend Informationen über bezahlte Verteilersysteme wie ots/newsaktuell oder press1 das Postfach zum Überlaufen bringen. Agenturen wie dpa oder Reuters jagen in Deutschland unzählige Meldungen über ihre Redaktionsterminals, internationale Kommunikations- und Presseagenturen versorgen weltweit die Journalisten mit inhaltlich interessanten, aber oftmals schlecht übersetzten Texten. Von den kostenlosen Diensten eine Pressemitteilung zu veröffentlichen mal abgesehen, birgt vor allem Online-PR im Umfeld von Social Media viele Chancen und Potentiale, aber auch unglaublich viele Risiken.

Wie war das nochmal mit den Bloggern? Wie kann man nur im Umfeld der Social Media insbesondere den individuellen Anforderungen eines Bloggers gerecht werden? Vor einiger Zeit schrieb ich in 2007 hierzu einen längeren Artikel, der im Netz positiven Anklang erhielt. In der Praxis erübrigte sich jedoch mittlerweile die Ansprache von Bloggern. Sind wir doch einmal ehrlich zueinander: Blogger sind keine Redakteure, sie sind einfach anders. Das ist auch gut so. Ich selbst spüre es am eigenen Leib. Ganz persönlich reagiere ich kaum auf fremde Presseinformationen, die mir für mein Blog zur Veröffentlichung zugespielt werden. Ich schaue mich gegebenenfalls interessiert auf den jeweiligen Angeboten um, habe aber kaum Zeit einen Artikel zu schreiben – selbst wenn ich es wollte. Vielleicht liegt es auch an den Themen, mit denen man als Blogger versorgt wird. In der Regel sind diese den Themen der klassischen PR gleichzusetzen. Viele Pressemeldungen behandeln darüber hinaus die Dinge, die nicht zu meinen persönlich präferierten Themenfeldern passen. Social Media, Web 2.0, Public Relations, Medien, Marketing und die Blogkultur sind für mich relevant. Andere Blogger sind vielleicht die Crème de la crème der Deutschen Blogcharts oder Lesercharts, doch selten sind sie für PR-Themen offen – außer es handelt sich um Journalisten und Fachleute, die das jeweilige Blog betreiben. Und ich spreche aus Erfahrung: Einen Blogger zielgerecht mit Informationen zu versorgen ähnelt mittlerweile der Sysiphos-Arbeit.

Die Branche meint immer öfters zu vermelden, dass unzählige Blogger auf heiße Informationen und Neuigkeiten wissbegierig warten. Welche Blogger sind denn so heiß auf Presseinfos? Im Grunde genommen sind es doch gar nicht so viele. Meist handelt es sich um virale Aktionen, die bei Bloggern Anklang finden. Über diese Themen wird berichtet. Oder über schmuddellige Affären und Schlammschlachten, die auf Kosten von anderen ausgetragen werden. Selbst ich gestehe, dass ich daran desöfteren Interesse habe. Das ist auch gut so, doch einen positiven Effekt der PR-Arbeit mit Bloggern lässt sich kaum messen. Wenn man die Blogosphäre analysiert, stellt man dies ernüchternd fest. Außerdem kommunizieren viele Blogger nicht eindeutig, ob Sie Presseinformationen überhaupt per E-Mail erhalten möchten oder nicht. Die Kontaktaufnahme über Verteilerlisten wird dann durch fehlende E-Mail-Adressen erschwert. Im Idealfall landet man mit seinen Pressetexten auf einer Blacklist oder wird generell bei Webmail-Providern ohne das eigene Zutun in einen Junk- oder Unbekannt-Ordner verschoben. In dem Fall liebe ich Verteiler ganz außerordentlich und komme mir manches Mal vor wie ein Spammer. Im Grunde genommen ist es nur eine Gradwanderung zwischen Spamming und dem Versand von Presseinformationen. Man schreibt eine Vielzahl von Kontakten an und hofft auf Veröffentlichung. Blogger sind darüber hinaus wesentlich reizempfindlicher als Journalisten.

Festzuhalten bleibt, dass selbst der aktuellste Verteiler primär dazu dienen wird, die Kontakte zu Journalisten zu erfassen und zu pflegen. Hiermit kann man seit Jahren punkten. Blogger sind dabei nicht gut aufgehoben. Blogger über persönliche Anschreiben oder über Verteiler sind kaum zu erreichen. Nun frage ich mich natürlich, ob ich der einzige im Bunde bin, der die Welt der PR im Umfeld von Social Media so sieht… was meinen denn die lieben Leser hierzu? Ist das ein wenig „Wunsch-PR“, wie ich im Titel schrieb? Oder kann man doch den Grad zwischen Public Relations und Social Media Relations wandern, und alle Seiten gleichermaßen mit Presseinformationen zu bedienen? Ein Tipp am Rande noch: Old-School ist wieder in. Ich werde eine ganze Masse an potentiellen Kontakten persönlich per Mail und/oder Telefon anfragen. Dieser Aufwand gleicht einer Sysiphos-Arbeit, die einen qualitativen Super-Verteiler im Ergebnis tragen wird. :)

… und den, und den, und den – ganz einfach aus meinem privaten exklusiven Verteiler. So eine Überarbeitung tut schon gut, zieht aber auch sehr viel Aufand mit sich. Aber was soll man schon machen, wenn die einen oder anderen Personen nicht unter den üblichen Möglichkeiten erreichbar sind? Auf jeden Fall ist das eine Menge Routinearbeit… Manchmal bringt es einfach nichts – insbesondere, wenn es böse E-Mail Bounces gibt. ;)