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Steckt der Journalismus, ja vielmehr der Qualitätsjournalismus in Deutschland, in einer Krise? Nahezu regelmäßig liest man in einschlägigen Publikationen über dieses Thema. Was sich in unseren Landen für den Leser, den Rezipienten und Konsumenten dieser Publikationen, langsam aber sicher zu einem Trauerspiel entwickelt, scheint unaufhaltsam zu sein. Diverse Verlagstitel können sich nicht mehr mit ihren Publikationen rühmen, im Visier stehen digitale Medien und natürlich Social Media.

Wie Ulrike Langer bereits treffend in ihrer Analyse formuliert hat, müssen sich Verlage auf ihre Kernkompetenzen zurückbesinnen: Lokales, Analysen und Berichte. Vor allem steht hier die Nachhaltigkeit der Publikation im Vordergrund. Die Bindung der Leser an die Nachrichten und Informationen, die aus der eigenen Feder mit qualitativer Tinte publiziert werden, ist in der Zeit des Zeitungssterbens die einzige Chance des Überlebens. Austauschbare und überall wiederzufindene Nachrichten sind in der digitalen Informationswelt kaum den Aufwand wert. Qualitätsjournalismus sollte keinesfalls durch den Angriff auf die „Kostenloskultur“ im Internet sein Feuer entfachen, sondern durch die Prinzipien des Journalismus gewahrt und gesichert werden. Premiumangebote sind dabei gewiss hilfreich, eine Leistungsschutzabgabe und Zugriffsverhinderung auf das journalistische Angebot jedoch würde die eigenen Werbeeinnahmen auf den Online-Angeboten der Verlage schmälern. Da kommt der Gedanke nahe, dass man den neuen digitalen Erzfeind des Printmarktes am liebsten zur Zwangsabgabe verpflichten möchte. Ich respektiere den Verleger, Herrn Dr. Hubert Burda, für seine unermütliche Leistung in der deutschen und internationalen Verlagslandschaft. Doch eine Aussage wie diese ist im digitalen Zeitalter sehr tiefgreifend:

„Wer die Leistung anderer kommerziell nutzt, muss dafür bezahlen. Dieses ökonomische Grundprinzip muss auch im digitalen Zeitalter mit seiner ‚Link-Ökonomie‘ gelten.“

Nehmen wir den Casus Knacktus der Konstellation „Verlagshaus vs. Suchmaschine“ auseinander. Was täte ein Verleger, wenn auf den Seiten der jeweiligen Online-Angebote der referentielle Hinweis für die Suchmaschine hinterlegt ist, genau diese Inhalte nicht zu indizieren? Die Suchmaschine würde diesen technischen Wunsch, dieses bindende Verlangen eines Rechteinhabers, sofort respektieren und automatisiert die Publikation des Verlages aus dem Index entfernen. Über Nacht würde ein Verlag sämtliche Titel zumindest geschützt vor der „Kostenloskultur“ der Suchmaschinen publizieren können. Doch genau in diesem Fall wäre ein Genickbruch des jeweiligen Online-Angebots unausweichlich. Werbeeinnahmen gehen gegen Null, da die Besucher über die Suchmaschinen kurzerhand auf andere Publikationen zugreifen werden, sollten die Inhalte eines Verlagshauses aus dem Suchindex verschwinden. Anstatt also auf ein Leistungsschutzrecht für den Qualitätsjournalismus zu setzen, spricht also schon jetzt etwas an eine Beteiligung der Suchmaschinen an den jeweiligen Werbeeinnahmen, die von den Besuchern, die über die Suchmaschine auf die Online-Publikation kommen, generiert werden. Hier tut sich ein Teufelskreis für die Verleger auf. Verpflichten wir Suchmaschinen wie Google mit der nötigen Portion an Lobbyismus in Deutschland zu überforderten Zwangsabgaben, oder honoriert man vielmehr den Suchgiganten an den Werbeeinnahmen, die durch den Besucherstrom von Suchmaschine zur Online-Publikation generiert werden?

Update: Heise brachte eine entsprechende Meldung und auch andere Autoren haben mittlerweile das Thema aufgegriffen. Es liest sich einiges beim Fischmarkt, davidp, imm, kaliban, Wortvogel, Reizzentrum, Compyblog und bei Felix. Da sind wir doch mal auf den morgigen Mittwoch gespannt, was das Netz so flüstern wird…

Natürlich hat es mich bewegt, als vor wenigen Tagen verkündet wurde, dass das Online-Nachrichtenportal Zoomer.de eingestellt wird. Bürgerzeitungen, Citizen Media Journalism und Social Media erfuhren eine harte Abfuhr beim Holtzbrinck Verlag. Doch nicht nur die junge Riege der Social News hat es getroffen. Heute berichtet der Branchendienst Kress von dem Aus der Tomorrow:

Der Burda-Verlag hat die Faxen offenbar dicke: Nach kress-Informationen stellt der Münchner Verlag sein „Digital-Lifestyle“-Magazin „Tomorrow“ mit sofortiger Wirkung ein. Was aus der Berliner Redaktion wird – bislang unklar. Von Verlagsseite war bisher keine Bestätigung zu erhalten.

Ein harter Schlag, der mich persönlich mit voller Breitseite trifft. Ich habe die Tomorrow ganz persönlich sehr genossen. Wenn sich dieses Gerücht hält und bewahrheitet, stirbt für mich ein Teil der Digitalen Welt auf Papier. Lohnt sich das Hoffen auf eine Falschinformation?

Sieht doch sehr schön aus, was die Damen und Herren der Welt Online Redaktion auf die Beine gestellt haben – ein Verlagshaus zeigt sich ganz im Stil des Web 2.0 mit allerlei uns bekannten Funktionen wie Kommentare und Tagcloud. Sehr anmutig und schön, so gefällt einem das – und nicht zu aufdringlich.

Nur die Blogempfehlungen sind ein wenig wünschenswert, da sie wirklich altbacken und (so muss man es mir hier zugestehen) teilweise ein wenig irritierend beschrieben sind… und wenn ich dort demnächst einen „Journalisten-Blogger“ finde, der in Wirklichkeit noch nicht einmal seinen Schulabschluss gefeiert hat, dann weiß ich, dass die Liste nicht ganz sauber rüber kommt! Denn so einige Sachen sind einfach unbloggisch.

Und ich persönlich finde Blogs von Journalisten in Verlagen als subjektiv empfindsame Pflichtlektüre mittlerweile nicht mehr spannend, außer es sind die Ikonen und Vorreiter der deutschsprachigen Blogosphäre, die sich mit Rang und Namen verdient gemacht haben. Daher kann ich jedem Journalisten, oder vielmehr dem journalistischen Jung-Blogger nur raten, sich von einem Verlag gelöst in der Blogosphäre aufzuhalten und erst selbst den eigenen Namen als Marke aufzubauen – und definitiv nicht an Verlagsblogs oder Gruppenblogs teilzunehmen. Es liest sich einfach freier, besser, flüssiger – und manchmal sogar auch patriotischer – hört hört!

Aber herzlichen Glückwunsch zum neuen Start der Welt 2.0 – nur bitte macht keine Leserblogsbitte! ;)