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Zeitmangel, Geldmangel, vielleicht die Finanzkrise… Ach, hören wir doch auf damit, alles mit der Finanzkrise zu begründen. Wir wissen alle, dass der Journalismus unter Druck steht. Wenn Leute wie ich im Internet ein eigenes Online-Magazin mit einem Weblog erstellen können, kommen die großen und kleinen Anbieter oft in die Bedrullie. Fachinformationen frei im Internet ohne Bindung an die Leserzielgruppen. Blogs im Aufschwung – mag man ja dann oft rufen.

Doch es erschreckt mich sehr, dass ich als aufmerksamer Leser von diversen (Online-)Publikationen gravierende Fehler in den Texten erkennen muss. Im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen greife ich gerne zum Telefonhörer und lasse mich zum entsprechenden Redakteur durchstellen. Nach einem Hinweis auf den Fehler wird oftmals in kurzer Zeit korrigiert.

In der letzten Woche konnte ich einen ganzen Artikel aus der Mediathek einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt nur durch einen Anruf entfernen lassen, der inhaltlich völlig falsch war. Online ist der Artikel selbst in einer Abwandlung nicht mehr zu sehen. Heute rief ich bei einem Online-Magazin für elektronische Kommerzialisierung an und berichtete über eine Fehlinterpretation eines Comscore-Rankings. Die Fehlinterpretation wurde daraufhin verschlechtert, in dem der falsche Teil belassen und der richtige Satz gekürzt wurde. Ich verliere ein wenig das Grundvertrauen in den Journalismus.

Zur Mittagszeit gab es einen Anruf bei uns von der Berliner 030 Vorwahl. Ich meldete mich am Telefon mit „Ja?“ und prompt antwortete ein Herr Scholz, dass er meine Freundin Katharina sprechen wollte. Okay, es schien ja wichtig zu sein. Also übergab ich an Katharina.

Herr Scholz entpuppte sich als ein Mitarbeiter von Sat1 und fragte sie sofort, ob nicht Torben Behmer mit ihr zusammen eine Hausarbeit (oder gleich zwei bis drei Arbeiten) geschrieben hätte. Sie bejahte die Frage verwundert. Herr Scholz erkundigte sich sogleich nach der Nummer von Torben und ob wir sie ihm herausgeben würden. In der Annahme, dass es wichtig sei gaben wir die Festnetznummer heraus – z.B. wegen eines Praktikums oder ähnlichen Aktivitäten von unserem lieben Kommilitonen – man weiß ja nie!

Eine halbe Stunde später rief ich Torben noch an und fragte, was da gewesen sei. Er meinte nur noch, dass unser Blog ein Erfolgserlebnis hätte. Der Mitarbeiter von Sat1 war daran interessiert, ob Torben ein Freund der Familie sei, welche wiederum neben der Familie wohnen sollen, wo sich Michael Jackson zur Zeit in Hamburg Niendorf aufhalten sollte. Ahja!

Wir tippen auf ein Sat1 Boulevard Magazin mit Tendenzen zum Yellowpress-Verhalten. Es ist aber sehr interessant, dass nicht Jahrbücher, die Eltern oder das Bürgerbüro einer Stadt zur Auskunft konsultiert wurde (was sicherlich nicht auszuschließen ist), sondern dass die Kontaktaufnahme über das Internet und unser MikeSchnoor.com Blog erfolgte. Was solls, wir haben herrlich gelacht.

Und Torben hat natürlich nichts über die Familie verraten und warum wohl Michael Jackson sich dort aufhalten würde. Schließlich haben die Eltern seines Bekannten ja mit der Musikbranche zu tun – und Michael Jackson ist ja ein mehr oder minder passabler Musiker. Das wäre ja so, als ob man sich fragt, warum Dieter Bohlen mit Mike Leon Grosch von den DSDS Superstars in der Kantine zu essen geht.