Unternehmen spüren wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung in der Coronakrise

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Corona hat die Sichtweise der Unternehmen auf die Digitalisierung drastisch verändert. Eine Untersuchung des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass nach über einem Jahr in der Krise nur noch eines von zehn Unternehmen glaubt, die Digitalisierung würde keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen. Zu Beginn der Pandemie sah dies noch anders aus: Damals haben noch 27 Prozent angegeben, ihnen sei der Nutzen unklar. Im Vergleich zu vor zwei Jahren waren es sogar 34 Prozent. Derzeit behaupten etwa zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen, dass digitale Technologien dabei helfen die Pandemie zu bewältigen. In fast allen Unternehmen (95 Prozent) hat durch Corona die Digitalisierung von Geschäftsprozessen an Bedeutung gewonnen. Die positive Grundhaltung zur Digitalisierung dient als Empfehlung für mittelständische Unternehmen, als Grundlage für die anzustoßenden Veränderungsprozesse zuerst ihre Digitalstrategie aufzubauen und so alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Richtung der Digitalisierung zu befähigen.

Digitalisierungsgraben in der Wirtschaft

Die Analyse des Bitkom zeigt Schattenseiten und Lichtblicke bei der Digitalisierung auf. Die Corona-Pandemie hat in rund der Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen längst überfällige Digitalisierungsvorhaben angeschoben. Gleichermaßen wurden jedoch Digitalisierungsprojekte wegen Corona auf Eis gelegt (52 Prozent) . Während die eine Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) sich bei der Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen als Vorreiter sieht, empfindet sich die andere (50 Prozent) aber als Nachzügler.

„Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung in jedem zweiten Unternehmen an und bremst sie gleichzeitig in den anderen Unternehmen aus. Corona ist gleichermaßen Digitalisierungsbeschleuniger wie Digitalisierungsbremse“, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg.

Priorisierung von Digitalisierung

Laut Ansicht des Verbands muss Digitalisierung in jedem Unternehmen ganz oben auf die Agenda. Tatsächlich fehlt in den Unternehmen zunehmend das Digital-Know-how, um strategische Prozesse einzuleiten oder um rein operativ betrachtet digital durchzustarten.

Das Tempo der Digitalisierung wird vor allem aufgrund fehlender Digitalkompetenz in den Unternehmen ausgebremst. Nur noch 56 Prozent der Unternehmen haben die erforderlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen voranzutreiben. Vor einem Jahr verfügten noch 72 Prozent der Unternehmen über ausreichend digitalkompetente Mitarbeiter.

Unternehmensführung braucht Digitalisierung

Die Gründe für diesen Schwund der Fachkräfte gestalten sich als vielfältig. Gemessen an der allgemeinen Entwicklung des Arbeitsmarkts besteht dauerhaft ein Fachkräftemangel, aber durch die krisenbedingten Betriebsschließungen werden wiederum viele Digitaltalente verfügbar. Gerade ihre vertiefenden Fachkenntnisse über die Digitalisierung gelten nach wie vor als unabdingbar, um die Unternehmen zielgerichtet zu verändern. Jedoch kommt neben einem neuen Anstellungsverhältnis für einige dieser Menschen die Gründung eines eigenen Startups in Frage.

Zugleich kann ein Wunschdenken nach einer sprichwörtlichen „Eierlegenden Wollmilchsau“ in der jeweiligen Stellenanzeige die Suche nach Fachkräften einschränken. Schließlich entspricht diese Vorstellung kaum der realen Arbeitsmarktsituation, denn nicht in jedem Fall passt der Deckel passgenau auf den Topf. Ebenfalls spielt die Investition in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in den Unternehmen eine zentrale Rolle, um die passenden Digitalköpfe eigenständig großzuziehen. Viele Betriebe verzichten aus Mangel an finanziellen Ressourcen auf diese Maßnahmen – derzeit nur noch 64 Prozent der Betriebe im Vergleich zu 70 Prozent im Vorjahr.

Nur knapp in der Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) verfügt das Management über die nötige Digitalkompetenz, um die Digitalisierungsprozesse voranzutreiben. Dies prangert Bitkom-Präsident Achim Berg an: „Das Management muss selbstkritisch in diesen Prozess gehen: Wenn es in der Führungsetage an Expertise fehlt, sollten unbedingt Digitalisierungs-Teams aufgestellt und gegebenenfalls externe Hilfe hinzugezogen werden.“

Was können Sie für Ihr Unternehmen tun?

Unternehmerinnen und Unternehmer sollten auf der Entscheiderebene gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Veränderungsprozesse der Digitalisierung vorbereitet werden. Kleine und mittlere Betriebe sollten ihren Digitalisierungsgrad identifizieren und neue Methoden für die Entwicklung einer eigenen Digitalstrategie sowie von digitalen Geschäftsmodellen kennenlernen.