Wann startet die digitale Aufholjagd der KMU?

Die deutschen KMU leiden zu oft und zu stark an der German Digital Angst. Doch viel zeit, die Digitalisierung nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu gestalten, bleibt ihnen nicht, sonst wird aus Hinterherhinken Verlieren.

In den meisten deutschen Betrieben bleibt der digitale Wandel auf der Strecke. Trotz Jubelmeldungen und Statistiken, wie sehr die digitale Transformation die Unternehmen beschäftigt, wird schon der kleinste gemeinsame Nenner in Form einer guten Webseite von vielen Mittelständlern vernachlässigt. Zu hoch ist der Aufwand für Betrieb, Pflege und Aktualisierung der Firmenpräsenz im Internet. Egal ob durch einen externen Dienstleister oder doch die Mitarbeiter, über die Website wird schließlich kaum ein Cent eingenommen. Obendrein redet noch alle Welt von den Vorzügen digitaler Kommunikation, dem Dialog mit Kunden in Social Media, der Präsenz in Vergleichsportalen und dem Vertrieb über Connected Commerce. Diese böhmischen Dörfer erregen bei vielen Chefs meist keinen Handlungsbedarf, sondern alle digitalen Aushängeschilder erzeugen nämlich nur eines: German Digital Angst.

Digitalisierung: Zu oft herrschen Desinteresse und German Digital Angst

Erst kürzlich bestätigte eine Untersuchung der KfW-Bankengruppe, dass deutsche Mittelständler die Digitalisierung nur sehr zögerlich angehen. Anstatt die notwendigen Ressourcen einzuplanen, versuchen KMU den digitalen Wandel mit einem sehr geringen Einsatz von Kapital zu bestreiten. Auf lange Sicht hin wird diese Unternehmung scheitern.
Wie immer fehlt es am Know-how, denn die richtig guten Fachkräfte zur Digitalisierung können sich viele Mittelständler gar nicht leisten. Zudem lassen sich die Entscheider von traditionellen Angstszenarien beeinflussen, denn die Sorge um Datensicherheit und der oberflächlich fehlende Nutzen für das eigene Geschäftsmodell hemmen die Entwicklung zu digitalen Organisationen, Produzenten und Dienstleistern.

In zu vielen KMU herrscht die German Digital Angst – Digitalisierung im Mittelstand

Laut einer Umfrage der IAS-Gruppe wird die Digitalisierung im Mittelstand starke Auswirkungen mit sich bringen. Zwar rechnen die meisten KMU mit einer höheren Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens, aber das Positive wird erneut durch German Digital Angst überschattet. Es mangelt an Wissen und Erfahrung in den Betrieben, um digitale Potenziale zu erwecken.

Ein Drittel der KMU sind allenfalls digitale Nachzügler – oder abgehängt

Naturgemäß trennt sich bei der Digitalisierung die Spreu vom Weizen. Neben wenigen digitalen Vorreitern und einer durchaus breiten Schicht an Firmen, die Teile ihres Unternehmens mit digitalen Umfeldern ausgestattet haben und ihre Prozesse neu ordnen, gilt nach der KfW-Analyse durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung rund ein Drittel des Mittelstands als digitale Nachzügler. Ihnen fehlen Internetzugänge und Breitband, nicht jeder Mitarbeiter kann PCs nutzen, Daten werden nicht digital erfasst geschweige denn verwaltet, eine Webseite ist nicht vorhanden. Diese faktisch als Kapitulation zu bezeichnende Situation bestätigt die Annahme, dass Deutschland in Fragen der Digitalisierung weit abgeschlagen ist.

Wir brauchen brauchen mehr als gute Worte. Deutschland benötigt noch intensivere Aufklärung über die Chancen der Digitalisierung – und im gleichen Atemzug müssen die Mittelständler sensibilisiert werden, was ihnen passieren kann, wenn sie sich nicht für den digitalen Wandel rüsten. Deutschland muss einfache, unbürokratische Förderprogramme schaffen, um die digitale Wandlungsfähigkeit der Unternehmen vorzubereiten. Bund und Länder sind dabei aufs äußerste gefordert. Ebenfalls sollten Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und die Vielzahl an Institutionen und Verbänden dafür sorgen, dass ihre Mitglieder fit für die Digitalisierung werden. Ansonsten droht spätestens im Jahr 2020 der digitale Kollaps für den deutschen Mittelstand.