Deutschland versagt bei der Digitalisierung seiner Gesellschaft

Auf dem politischen und wirtschaftlichen Parkett gibt Deutschland in Europa den Ton an. Bei der Digitalisierung hingegen geht uns hierzulande schnell die Puste aus. Die Digitalpolitik hält lieber an alten German-Angst-Szenarien fest, anstatt sich für technologische Innovationen zu öffnen.

Irland steht als Inbegriff für grüne Wiesen, hohe Klippen, alte Ruinen, verschlungene Täler und gewaltige Berge. Neben der Schönheit der Natur werden Touristen mit einer unglaublich charmanten Gastfreundschaft empfangen. Die Einwohner zeigen sich äußerst hilfsbereit und verwickeln an jedem noch so kleinen Ort die Besucher in Gespräche. Das Besondere zeigt sich, wenn Touristen über das Internet kommunizieren möchten. Unsere europäischen Nachbarn setzen seit Jahren auf eine eigene digitale Agenda, bei der die Bevölkerung und damit naturgemäß eine ganze Volkswirtschaft zum Vorzug kommt. Irland gilt als Paradebeispiel dafür, wie sich ein ganzes Land mit seiner Ökonomie als Digital Leader behaupten kann.Egal ob in einem überfüllten Pub, im unscheinbaren Hotel, in einem kleinen Restaurant, in den Souvenirläden der Ladenkette „Carrolls“, in den Bussen des Stadt- und Überlandverkehrs, in den großen Sehenswürdigkeiten von Dublin und sogar in dem kleinsten Küstenort: Überall in Irland gilt das freie Internet als purer Service. Dieses Vollangebot an grundlegender Infrastruktur muss sich Deutschland als Vorbild nehmen, um einen weiteren Weg für die Digitalisierung zu ebnen.

Deutsches Leben in der analogen Steinzeit

Falls das Free Wifi im Ausland nicht angeboten wird, scheinen die Mobilfunkprovider sogar im verstecktesten Winkel ein gut ausgebautes Highspeed-Mobile-Internet anzubieten. Nur die Roaming-Tarife der deutschen Mobilfunkanbieter wirken wie ein Todesstoß für die Reisekasse.

Deutschland muss Free Wifi für alle Nutzer anbieten und für ein unbegrenztes Datenroaming eintreten. Das Internet gilt als globaler Raum, der keine territorialen Landesgrenzen berücksichtigt. Diese alten Grenzen der europäischen Staaten scheinen zwar im Sinne der Binnenmärkte und Schengen-Abkommen überwunden zu sein, bei der Mobilen Internetnutzung und natürlich beim klassischen Telefonieren bestehen sie präsenter denn je zuvor.

Nur das leidige Thema der Störerhaftung und die Regulierungswut der deutschen Politiker verhindert den Einsatz von mobiler Kommunikation in Deutschland, obwohl die digitale Kommunikation für Bürger, Verbraucher, Kunden und Touristen ein fester Bestandteil ihrer Lebenswelt geworden ist: E-Mails lesen, Produktdetails online abrufen, mit Freunden über eine Reise plaudern oder Sehenswürdigkeiten im Sinne des Tourismusmarketing dokumentieren?

Erste Ansätze für ein Plus an digitalem Kundenservice

Deutsche Unternehmen sollte die sorgenfreie Nutzung solcher Serviceangebote durch harmonischere Rechtsgrundlagen ermöglicht werden, damit frei zugängliche oder nach kurzer Registrierung nutzbare WLAN-Netzwerke die Lokalitäten für zahlende Kunden attraktiv machen. Dies haben bereits Mediamarkt und Saturn, Real und Globus sowie diverse Einkaufszentren bereits erkannt. Ihren Kunden geben sie den Vorzug, während diese sich in den Geschäften aufhalten und im Internet über Produkte informieren.

Im Gegensatz zu der Bevölkerung verabscheut die deutsche Politik den Gedanken von Free Wifi und uneingeschränkten Datenroaming, sonst hätte sie hierzulande wesentlich mehr Engagement gezeigt und das Bedürfnis der Bevölkerung nach Kommunikation und Information weitaus stärker unterstützt. Während sich in Irland an jedem noch so entlegenen Fleckchen eine Verbindung in ein mobiles Internet findet, hat sich Deutschland einen gewaltigen Klotz ans Bein gehangen, der Touristen und Kunden eher abschreckt und enttäuscht, anstatt sie auf vielfältige Art zu begeistern.

Wir müssen die German Angst vor technologischen Innovationen überwinden und den eigentlichen Fortschritt durch neue Regelungen der mobilen Kommunikation ermöglichen. Ansonsten wird Deutschland von seiner Position im digitalen Mittelfeld noch weiter auf die hinteren Plätze verdrängt.