Nico Lumma: „E-Mail zu verschlüsseln muss so selbstverständlich werden wie das Zukleben eines Briefumschlags”

Was früher als Briefgeheimnis galt, müsste in der heutigen Zeit für E-Mails und die digitale Kommunikation gleichermaßen gelten. Nach Einschätzung des Vereins D64, dem Zentrum für Digitalen Fortschritt, ist das Recht auf Verschlüsselung ein Garant des Rechtsstaats, der allen Bürgern zusteht.

Die Verschlüsselung von E-Mails ist in Fachkreisen und unter IT-Experten üblicherweise kein großer Aufwand, jedoch kommen normale Verbraucher nicht so leicht zum Zug. Ohne entsprechende Kenntnisse bleibt die E-Mail-Verschlüsselung und -Signatur von Client zu Client meist auf der Strecke. Als alternative Lösung
bieten sich serverseitige Algorithmen an, so dass Verschlüsselung und Signatur nicht von Clients, sondern von den Mail-Servern erledigt wird. Während die einfache Anwendung für Verbraucher als Vorteil punkten kann, finden sich klare Nachteile durch einen direkten Eingriff des Serveradmins auf die Verschlüsselungsprozesse und die bereits fehlende Verschlüsselung auf dem Weg der E-Mail von Client zu Server und umgekehrt.

Kein Wunder, dass Verschlüsselung immer noch kein Massenmarktthema ist. „95 Prozent der Bundesbürger verschlüsseln vertrauliche Mails und geheime Dokumente nicht“, stellte Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern, im Rahmen der Konferenz für Datenschutz und Datensicherheit laut Protokoll fest. Entgegen dem jüngsten Vorschlag aus dem Bundesministerium für Verbraucherschutz, das den Anbietern eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei Mails verbindlich vorschreiben möchte, plädiert de Maizière für die „Selbstorganisation von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe“.

Nico Lumma. Quelle: Nico Lumma

Nico Lumma. Quelle: Nico Lumma

Von einer solchen freiwilligen Selbstorganisation hält D64 nicht viel und fordert heute, dass die Weichen für eine flächendeckende Nutzung von der Politik gestellt werden müssen. „Seine E-Mail zu verschlüsseln muss so selbstverständlich werden wie das Zukleben eines Briefumschlags“, sagt Nico Lumma, Co-Vorsitzender von D64, in einer aktuellen Position. Insbesondere Anwälte, Journalisten oder Seelsorger können Aufgaben nur erfüllen, wenn sie im Bedarfsfall sensitive Informationen einfach mit PGP verschlüsseln können. Die Innenminister können nicht den sicherheitspolitischen Bankrott erklären und „angesichts der NSA-Affäre eine Verschlüsslung empfehlen, gleichzeitig aber Nutzer von Verschlüsselung pauschal verdächtigen.“

Aufklärung ist für die Verbraucher empfehlenswert und ratsam, sobald es um sensitive Daten geht, die über das Internet übertragen werden. Jedoch wird die E-Mail-Verschlüsselung für die meisten Bürger immer noch ein digitales Mysterium bleiben, obwohl die technischen Hürden leicht zu überwinden sind, das Verständnis und Bewusstsein hingegen erst geschaffen werden muss.