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Wer findet wen im Internet? Internetnutzer sind heutzutage einfach auffindbar. Das beste Beispiel ist immer das Ego-Googlen, doch mittlerweile hat man mit diversen Social Network Anbietern die Möglichkeiten nahezu unendlich ausgeweitet. Mit LinkedIn, XING, FaceBook und anderen Anbietern vernetzt man sich intensivst mit seinen Bekannten und Verwandten. Von zwei Millionen Studenten haben vier Millionen ein StudiVZ Profil – oder so ähnlich.

Die Gefahr für denjenigen Internetnutzer, der sich wiederum als unerfahrener Netzwerker oder Einsteiger ansieht, besteht in der Auffindbarkeit und damit plakativ offenen ehrlichen ungelogenen Wahrheit über das Treiben im Netz. Für Personaller und den potentiellen neuen Arbeitgeber ist das Internet eine Goldgrube um Partyfotos der Vergangenheit auszugraben.

Verschiedene neue Dienstleister setzen an diesem Punkt an – sehr erschreckend kommt Wink.com daher, die mit der Namenssuche sogar eine Verknüpfung zum US-amerikanischen Intelius People Search aufbauen. Ein weiterer Anbieter ist ZoomInfo mit einigen ungenauen Informationen und dem Unverständnis für „Mike“ – hier wird der Name gleich in Michael umgewandelt. Bei Social Grapes werden zwar auf meinen Namen elf Ergebnisse gefunden, die jedoch vorerst nicht ausgeliefert werden.

Bei Spock hält man zumindest dagegen, indem man den User alle Informationen eigenhändig auswählen und ändern kann. UpScoop geht wie viele andere den Weg über die E-Mail Kontakte eines Mailaccounts, zu dem man in der Regel sein Passwort nicht herausgeben sollte. Das berühmte Stalkerati ist irgendwie nicht erreichbar Stalkerati bietet in der deutschen Version die einschlägigen Ergebnisseiten.

Letztendlich kann man viele Sachen über viele Menschen finden wenn man es nur will. Wie die Süddeutsche, die bekanntlich gegenüber Bloggern sehr skeptisch ist, dabei richtig schreibt: „Das Internet entwickelt sich zum globalen Gedächtnis, das jeden kennt und alles weiß – viel mehr, als den meisten Menschen lieb ist.“ Wäre ich ein Delphin, würde ich abhauen und mich für den Fisch bedanken. Doch an aller Informationsflut über das Individuum ist man wiederum selbst schuld.

Einzig und allein eines ist für jedes dieser webzwonulligen Dienstleister wichtig: Man sollte selbst auswählen können, ob die Informationen über einen selbst für jeden öffentlich einsehbar sind oder nicht. Das Aggregieren von Benutzerprofilen in den verschiedensten Web 2.0 Communities, wie es einige der oben genannten Anbieter betreiben, sollte eigentlich wider jeden Geschmack gehen. Schließt deren Spider aus! Gibt es schon das SchnüffelVZ?

Es ist so einfach. Dabei hält sich meine Begeisterung in Grenzen, doch ich habe soeben wieder festgestellt, dass sich fast alles und jeder Name aus der Medien und IT-Branche irgendwie in kürzester Zeit finden lässt – und dabei sämtliche relevanten Informationen über Geschäftsbeziehungen oder Anschriften mitliefert.

Ein Beispiel ohne Namen: Wer ist die blonde Dame im Video?
Normalerweise ist das ein ganz klarer Fall des Googlesyndroms, doch der echte Name der gesuchten Dame war mir nicht bekannt. Ich schaue regelmäßig die Folgen der Serie und weiß worum es geht. Zwar arbeitet sie für ein IT Unternehmen, jedoch kannte ich nur den Spitznamen und keine weiteren Daten. Zu allererst sieht man sich also das Video an – was wirklich nichts schlimmes ist. Es wird hierbei eingeblendet, wie die selbstproduzierte Video-Serie heißt. Passend dazu ist auch eine Webseite zu erreichen, die genau wie der Benutzername des Video-Users lautet. Denic geprüft. Impressum geprüft. XING konsultiert. Gefunden! ;)

Warum ich das schreibe? Egal was man versucht, egal wie sehr man sich aufgrund gewisser Gegebenheiten nicht preisgeben möchte – wie auch immer, es ist in Deutschland so einfach der Anonymität ihre wahren Grenzen zu setzen. Die Gesetzeslage ist demnächst ja noch eindeutiger in manchen Fällen, so dass man sich schleunigst ein Impressum und eine Datenschutzbestimmung zulegen sollte… doch genau da liegt der Knackpunkt: Manchmal tut es nicht Not, die Daten so preiszugeben – doch wir müssen es, weil der Mangel solcher Daten ja gleich einer Kriminalisierung der Person gleichkommt. Gab es nicht die Auffassung, dass man unschuldig ist bis das Gegenteil bewiesen ist? Muss die Preisgabe der personenbezogenen Daten, welche die zahlreichen Menschen per Impressumsverpflichtung über sich selbst veröffentlichen müssen, wirklich in diesem debilen Zustand enden, dass man in noch nicht einmal fünf Minuten den Namen und die vollständige Adresse der besagten blonden Dame herausfinden kann?

Ein Paradies für Stalker
So ist es mittlerweile, wenn man die rote Linie von A nach B zieht. Liebe Damenwelt, pfeift auf ein Impressum und eine deutsche Domain für eure privaten Seiten – holt euch lieber eine internationale Internet-Adresse und belasst die Server dazu im Ausland. Ihr könntet sonst ungeahnte Anrufe bekommen, die man lieber nicht auf dem privaten Apparat hören möchte. Mit Servern und Domains außerhalb von Deutschland kann euch hier keiner was – solange nicht wieder ein paar windige, informationsgeile Politiker den Spieß umdrehen und vielleicht einen nichtsblickenden Stab damit beauftragen eine Erweiterung für die bestehenden Gesetze zu entwerfen. Oder ihr lasst euren Freund oder Ehemann die Webseite bzw. das Blog von euch pflegen – bei Männern gibt es kaum Stalking-Anrufe bis auf die nervtötenden Gesprächsrhythmen von geistesabwesenden Callcenter-Agents, die selbst nach einem Telefonat von mehr als 10 Minuten immer noch versuchen ein Abo zu verticken… (Hinweis: Wir leisten hier keine Rechtsberatung.)