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Magazine und Zeitschriften sind des deutschen Lesers Lieblingskind. Ich höre grade per Zufall den neuen Song von „Wir sind Helden“ (Arbeitgebervideolink) und die Passage des coolen Songs ist sehr einprägsam: „Du gehst K.O., weil Du weißt, Du bist Soundso…“ – man sieht in diesem Fall Sternchen! Sowas auch, das passt ja wirklich wie die Faust auf’s Auge.

„Die guten Redaktionen sollten ihre Siele geschlossen halten, damit der ganze Dreck von unten nicht durch ihre Scheißhäuser nach oben kommt.” Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges ist in guter Form heute abend. Über die Blog-Szene, den „Dreck von unten”, lässt er sich ganz besonders gerne aus. Dazu hat er sich vor der Veranstaltung extra ein paar Worte zurecht gelegt, und die packt er jetzt aus, obwohl Moderator Hajo Schumacher ihn eigentlich etwas ganz anderes gefragt hat. Sein „loser generated content” erntet ihm prompt einen kleinen Szenenapplaus im Jungjournalistenpublikum, und Henryk M Broder schreibt sich diese neue Vokabel gleich ab – vielleicht kann er sie an passender Stelle auch mal anbringen. Die Stimmung ist gut.

Guten Morgen, liebe Stern-Redaktion, da wurde ja mal ganze Arbeit geleistet. Das besonders feine Ohr der Zuhörer wurde sogar in lesbare Worte gefasst. Die müßige Aktion der Stern-Redakteure ist wirklich ein herrliches Exempel für den erneuten Erfolg des in diesem Falle ganz klar denunzierenden Citizen-Media-Journalismus (vielleicht sogar eine Form von Neo-Journalismus), mit dem man sich sofort konfrontiert sieht, wenn man gegen die Blogger stänkert. Macht ihr eigentlich auch per Technorati ein paar Clippings in der PR-Abteilung? Das gehört zum guten Ton meiner Meinung nach… naja, bis Morgen.

So schauts aus in Deutschland – bei Sprblck gefunden: Die GEZ schert sich einen Scheiß darum, was mit Menschen mit weniger starken Einkommensverhältnissen geschieht und geht anscheinend sogar über Leichen (wenn man eine schwere Krankheit mit ihren Folgen entsprechend ausmalen würde):

[Die GEZ] beantragt trotz regelmäßiger ratenzahlung die zwangsvollstreckung und das zu einem zeitpunkt, an dem die studentin schwer erkrankt ist und versetzt ihr dadurch auch psychisch einen schweren schlag.

Psychoterror der feinsten Sorte – made easy ala Staatsvertrag. Im Rundfunkstaatsvertrag § 6, der zur Zeit der jeweiligen Antragsstellungen aktuell war, steht ein dabei unglaublich wichtiger Passus:

(3) Unbeschadet der Gebührenbefreiung nach Absatz 1 kann die Rundfunkanstalt in besonderen Härtefällen auf Antrag von der Rundfunkgebührenpflicht befreien.

Wahrscheinlich wird einfach nur durchgegangen wer die Gebühren bezahlt hat und wer nicht – dann ist Schluss mit lustig. Sehen wir es doch einmal so – wenn die gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunksender sich nicht mehr durch fingierte Gebühren finanzieren, sondern sich auf Play on Demand („Listen on Demand“ oder „Video on Demand“) konzentrieren, wird ihre treue Nutzerschaft dazu gezwungen, sich ein Freischalt-Box oder ein Abosystem zu jedwedem Preis einzukaufen. Doch das wird ja abgelehnt, weil die Angst besteht, sich selbst um die Millionen zu bringen.

Ein Wetterreporter braucht dazu nicht an die See zu fahren, nur um zu zeigen, dass es in der Liveaufnahme stürmt. Jan Ulrich muss nicht mit entsprechenden Gagen gesponsert werden, nur damit er seinen Senf zu irgendwelchen Experten-Themen abgibt – ist eh kein Reporter. Gelder für Anträge, Bescheide und sonstige Erlasse können noch viel sinnvoller eingesetzt werden. Selbige Bescheide sind zumeist ohne rechtliche Begründung und nur auf Berufung einer Androhung von Maßnahmen durchgesetzt. Und wilde Skandale sollten für keinen Mitarbeiter der GEZ drin sein, oder? Schöner Verein… zum Glück ist das ja hier kein journalistischer Text.

Die Mehrheit der Internetnutzer tippen sich die Finger wund. Sie sind auf einer akribischen Suche. Ihr Interesse liegt in der Sensationslust und Pornografie. Man kann dies recht einfach anhand der Auswertung von Suchanfragen der größeren Portale feststellen, oder über die Listen der Suchbegriffe bei Technorati.

Zur Zeit ist eine Teilnehmerin von American Idol ein recht heiß diskutiertes Thema. Für alle, die es nicht besser wissen: American Idol ist übrigens das Original zum deutschen Pendant „DSDS – Deutschland Sucht Den Superstar“. Es geht jedoch um Antonella Barba, ein recht junges Ding aus Point Pleasant in New Jersey, die in ihrem FAQ bei American Idol wirklich alles richtig angegeben hat. Von Gott und der amerikanischen Welt ist dort die Rede. Doch neben ihren gesanglichen Talenten überzeugt sie durch einige einschlägige Momentaufnahmen, die sich mittels modernster Kameratechnik einfangen lassen – die Überschriften der Technorati Suche zu Antonella Barba sprechen Bände. Um die drei aktuellsten zu nehmen:

  • Uncensored Antonella Barba’s Topless Pics
  • Antonella Barba Nude and Giving a Blow Job
  • Antonella Barba Sexy Seperation Video

First, second, third strikeout! Anscheinend hat sich Antonella Barba dazu verleiten lassen, ähnlich der kleinen Internetberühmtheit „Tammy NYP“ ein Video von sich bei sexuellen Handlungen aufnehmen zu lassen. Wie peinlich. Wie ärgerlich. Wie schrecklich anstößig – das konservative Amerika zickt, obwohl ja eigentlich an die 90% der Internetbesucher nach Pornos und Konsorten suchen. Das Reinlesen in diese lustige Skandalschlacht erheitert den regnerischen Samstagvormittag ungemein…

Der Döner ist des Deutschen liebstes Kind. Nur der Gammelfleisch Skandal bringt viele Menschen dazu, eher weniger von dem durchaus schmackhaften Gericht zu essen. Das größte deutsche Blog titelt daher „Türken wittern Döner-Verschwörung„:

Das Massenblatt „Sabah“ wittert eine „Schmutzkampagne“ gegen das erfolgreiche Schnellgericht vom Spieß und bezeichnet sie gar als „Schande der Menschheit“. Der Vorsitzende des Vereins Türkischer Döner-Hersteller in Europa, Atasever Sir, beklagt in der Zeitung die „große Ungerechtigkeit“, den Gammelfleisch-Skandal „unmittelbar mit dem Döner-Sektor in Verbindung zu bringen“.

Die türkischen Zeitungen titeln zwischen Panik und Döner-Pathos. „Hürriyet“ verkündet: „Den Döner wirft niemand von seinem Thron“. Dazu wird Ömer Tütüncübasi zitiert, Vorstand der „Karmez“-Döner-Produktion in Frankfurt am Main: „Döner ist zu einem gemeinsamen Wort in der Europäischen Union geworden und hat es in die Wörterbücher der Mitgliedsländer geschafft.“ Der europäische Döner habe das gerade wegen seiner hohen Qualitätsstandards erreicht.

Das ist der neue Krieg des neuen Jahrtausends. Man dachte einst, es würde für Wasser als natürliche Ressource gekämpft werden, doch anscheinend haben sich alle Analytiker geirrt. Die Türkei ist am Rand der medialen Kriegserklärung an Deutschland. Hoffentlich beschießen sie Deutschland mit dem Stein des Anstoßes – dem Döner selbst. Persönlich freue ich mich schon auf ein paar Döner-Bomben, die direkt in meinen Mund fliegen werden.

Wenn ich aber mal ganz ehrlich bin: Deutschland wird immer gerne den Döner konsumieren – außer die dämliche braune Suppe kommt an die Macht… aber das wird wohl hoffentlich niemals wieder passieren. [Bild aus Wikipedia]