Nachrichten, Shopping und Bewegtbild: Bilden diese Themen für die deutschen Internetnutzer wirklich den Höhepunkt im Surfverhalten?

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77 Prozent der Deutschen gehen regelmäßig ins Netz und im Juni 2014 waren 56,19 Millionen Menschen online. Diese Zahlen pendeln sich seit geraumer Zeit ein und sprechen für die stabile Entwicklung des Internets in Deutschland. Weitaus interessanter sind jedoch die beliebten Aktivitäten der Nutzer. Private E-Mails und Suchmaschinen bleibt jeweils für rund 86,3 Prozent der Deutschen das Non-Plus-Ultra im Internet. Erst mit deutlichem Abstand informieren sie sich über Nachrichten zum Weltgeschehen (72,3 Prozent) oder tätigen Online-Einkäufe (71,7 Prozent). Ein ziemlich trauriges Bild, wenn man in der heutigen Zeit von Kommunikation nur so erschlagen wird. Zumindest wirkt dieser Einblick in das Nutzungsverhalten der Deutschen dann schlüssig, wenn man nur die Besuche und Zugriffe auf Online-Werbeträger ohne soziale Netzwerke berücksichtigt. Dabei erzielen Bewegtbild-Angebote insgesamt signifikante Anteile am gesamten Nutzungsverhalten. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e.V. (AGOF) in den „internet facts 2014-06“, mit der die Reich­weiten- und Strukturdaten für Online-Werbeträger und Belegungseinheiten ausgewiesen werden.

Führt man die AGOF-Zahlen zu Grunde, schätzen die deutschen Internetnutzer nicht nur die schönen Dinge im Leben, sondern informieren sich deutlich intensiver über Schuhe, Damen- und Herrenkosmetik, Parfums oder kostenpflichtige Musik sowie Filme. Zuwächse auf die Online-Angebote stiegen in diesen Bereichen innerhalb der letzten vier Jahre um über 60 Prozent. Der Bereich „Essen, Trinken und Genießen“ weist mit zehn Prozent die größte Steigerung eines einzelnen Bereiches vor. Ferner stiegen Pflege- und Wellnessprodukte, Bekleidung, Möbel bis hin zu Heimkino- oder Surround-Anlagen in der Popularität der Internetnutzer. Getränke und Lebensmittel kaufen heute schon zwölf Prozent der Deutschen im Netz. Offenbar geht es dabei jedoch nicht um den Supermarkteinkauf, sondern vielmehr um den gezielten Kauf von Spirituosen, Süßwaren und salzigen Snacks sowie alkoholfreien Getränken. Die angenehmen Dinge im Internet belegen wiederum die meistgesuchten Produkte: Bücher, Reisen, Eintrittskarten und Hotels bleiben der Deutschen liebste Recherchethemen.

agof-internetfacts

Im Bewegtbild-Segment untermauert die AGOF-Erhebung den fortlaufenden Trend: Die privaten Radio- und Audio- sowie TV- und Videoportale erreichen laut einer Einzelauswertung durch den VPRT monatlich eine gemeinsame Netto-Reichweite von rund 30,81 Millionen Menschen in Deutschland. Die erfassten Radio-/Audio- sowie TV-/Videoportale erreichen somit über die Hälfte aller Internetnutzer ab 10 Jahren (55,4 Prozent). Die AGOF-Zahlen berücksichtigen bislang noch nicht die Reichweiten weiterer Audio- und Videoportale, wie Connected TV- und Webradio-Reichweiten von Spotify oder Youtube. Für ein konkretes Gesamtbild müssen zusätzlich die Reichweiten der öffentlich-rechtlichen Angebote und Mediatheken berücksichtigt werden. Vielleicht kann die neugegründete AGOF-Pilotgruppe zur Reichweitenmessung von SmartTV-Angeboten dazu beitragen, den Markt für Bewegtbildangebote deutlich transparenter zu gestalten, als es die bisherigen Erhebungen der AGOF internet facts zulassen.

Die Frage nach der Relevanz und Reichweite, egal ob Bewegtbild oder klassische Online-Inhalte, ist nämlich so eine ganze besondere Sache. Jeder Nutzer surft verschiedene Portale an, und nur einige davon werden im Rahmen der Reichweitenmessung der AGOF erfasst. So kommen Portale wie T-Online mit 26,96 Millionen Unique Usern im Monat Juni 2014 auf den ersten Platz, gefolgt von eBay (22,46 Millionen), BILD.de (17,08 Millionen), gutefrage.net (16,94 Millionen) und WEB.DE (13,52 Millionen). Die Nutzungszahlen von soziale Netzwerken, die eine gewisse Relevanz im Alltag vieler Deutscher besitzen, finden darin kaum Berücksichtigung. Schlichtweg weil das notwendige Zählpixel und die Infrastruktur der Messung von den großen Platzhirschen nicht in den Seiten implementiert ist – und weil die deutsche Insellösung für ein globales Netzwerk wie Facebook, Twitter und Google wiederum eine äußerst geringe Relevanz besitzt.

Im Januar lag beispielsweise Facebook bei einer potenziellen Reichweite von rund 27,38 Millionen Nutzern in Deutschland. Bei ihnen stehen eher Promis aus Sport, Film und Fernsehen, Bekleidung und Elektronik ganz weit oben. Je nachdem, welche Datenbasis man zugrunde legt, fallen diese Werte unterschiedlich aus. Daher ist es nachvollziehbar, dass die traditionelle Datengrundlage gemäß der AGOF internet facts nur einen kleinen Teil des digitalen Lebensraums der Deutschen betrachten kann.