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Unser liebes Kleinbloggersdorf zerreist sich derzeit ein wenig das Maul über die bekanntgewordene Einkaufsmethode der Samwer Brüder. Nun haben sie sich nach zahlreichen Geschichten und Gerüchten doch bei Facebook für eine nicht näher genannte Summe eingekauft. Das ist doch schön für sie und bringt letztendlich ein wenig mehr Spaß für Europa.

„Facebook wird in kurzer Zeit viele internationale Seiten freischalten“, sagte Samwer. In Deutschland soll Facebook noch im ersten Halbjahr mit einer eigenen Version starten und damit vor allem dem Studentennetzwerk StudiVZ Konkurrenz machen, das pikanterweise ebenfalls von den Samwer-Brüdern finanziert und vor einem Jahr für rund 85 Millionen Euro an den Holtzbrinck-Verlag verkauft wurde.

Die unglaubliche Größe und das fulminante Wachstum des Social Networks wird gewiss durch die Beteiligungen nach Europa verlagert werden und wird einen Aufschwung für den Web 2.0 Markt bewirken. Vor allem werte ich es als eine Art der Lizensierung bzw. die Berechtigung für den Aufbau eines Vertriebsnetzes rund um das einstige Studentennetzwerk Facebook, das ja bekanntlich als Vorbild für das deutsche StudiVZ gilt. Facebook selbst muss auf dem europäischen Markt viel präsenter werden als bisher. Es ist daher logisch, dass die lokalisierte Variante von Facebook von erfolgreichen Unternehmern aus Deutschland mitgestaltet und bekannt gemacht wird. Man gönnt sich ja sonst nichts, und warum sollte man mühsam ein eigenes Managementteam in Deutschland aufbauen, wenn man sich nicht auf gut funktionierende Strukturen verlassen kann?

Was mich jedoch wundert: Wer bleibt eigentlich übrig? Das durch die Presse und den Kakao gezogene StudiVZ erfreut sich trotz aller Widrigkeiten enormer Beliebtheit in Deutschland, jedoch hört man wenig konkretes von den internationalisierten Versionen. Auch ist XING weitaus professionellerer Natur, bietet kontaktfreudigen Menschen einen direkten Mehrwert und stellt eine persönliche Visitenkarte von uns allen ins Internet, was bei dem Fratzenbuch eher wie die Visitenkarte von Clowns ausschaut.

Doch im Grunde genommen werden alle am Markt mit von der Partie sein und Facebook wird es sehr schwer haben, außerhalb der internetaffinen Szene in Deutschland sich gegen die allgegenwärtige Business-Kontaktbörse XING sowie das Studentennetzwerk StudiVZ durchzusetzen. Deren Zielgruppen sind in der Regel treue Nutzer, auch wenn man wie jüngst geschehen die Premiumnutzer mit Werbung bzw. die gesamte Community mit irreführenden AGBs vergrätzt. Als lizensierte Sprachversion wird Facebook für Deutschland für bisherige Nutzer genausoviel respektive genausowenig Potential wie die Eindeutschung von YouTube oder Flickr bieten. Der vermeintliche Mehrwert, dass man nun endlich seine „Vampire“ und „Beer“ Spielchen oder die „Superwall“ und irgendwelche sonstigen Applikationen nun auch auf Deutsch nutzen kann, ist doch nicht wirklich das Zeichen für eine eierlegende Wollmilchsau…

Ein kleiner aber feiner und dadurch aufschlussreicher Artikel von Phil von Sassen zeigt auf, dass der bekannte Vorwurf von „Copycats“, dem Nachahmen einer Idee, insbesondere bei Unternehmenswebseiten eine ganz peinliche Nummer werden kann:

It is easy to reach us. E-mail works. Voicemail works. […]

Wie man die Samwers als European Founders erreicht, lässt sich einfach bei der Webseite von Sequoia Capital abschauen. Das wäre ungefähr so, als wenn die Texte von Havanna Club bei Bacardi genutzt würden. Aber was soll man sich darüber noch aufregen – es amüsiert doch irgendwie nur noch die Medienbranche! :)